[0001] Die Erfindung betrifft Bauteile für Brennkraftmaschinen, die den heißen Verbrennungsgasen
ausgesetzt sind, insbesondere deren Kolben, Zylinder, Vorbrennkammern, wobei in deren
thermisch hochbelasteten Zonen und/oder zur thermischen Isolierung aus einem Nitrid-Keramikwerkstoff
mit relativ niedriger Dichte, kleiner Wärmeleitzahl, kleinem Wärmeausdehnungskoeffizienten,
großer Warmfestigkeit sowie guter Korrosionsbeständigkeit bestehende Einlagen eingegossen
sind.
[0002] Keramikwerkstoffe haben gegenüber Metallen die Vorteile, daß sie gegen Verschleiß
und Korrosion sehr beständig sind und auch hohen Temperaturen ohne Einbußen an Festigkeit
standhalten. Vor allem die vergleichsweise hohe Temperaturbeständigkeit läßt Keramikwerkstoffe
als ein geeignetes Material für Bauteile von Brennkraftmaschinen erscheinen. Bei Brennkraftmaschinen
führen nämlich die zunehmenden Forderungen nach höherer Leistung pro Zylinder und
Erhöhung der Abgastemperatur bei gleichzeitiger Begrenzung bzw. Verringerung der über
das Kühlsystem abzuführenden Verlustwärmemenge zu besseren Energieausnutzung des Kraftstoffs
durch sekundäre Maßnahmen, wie z.B. Abgasturbolader, einerseits zu hohen thermischen
Belastungen und verlangen andererseits deren thermische Isolierung.
[0003] Bei der Serienfertigung von Brennkraftmaschinen mit aus Leichtmetallwerkstoffen bestehenden
Bauteilen ist es bekannt, in den hochbelasteten Zonen Schutzelemente aus einem Keramikwerkstoff
anzuordnen. So ist z.B. bei "Stang, J.H.: Designing Adiabatic Engine Components, SEA
780 069" ein Leichtmetallkolben mit aufgeschraubtem, gegenüber der Basis durch Stahlscheiben
isoliertem Keramikboden vorgesehen. Mit einem derartigen Leichtmetallkolben können
Temperaturen um 900 C° am Kolbenboden erreicht werden. Nachteilig sind jedoch die
Herstellungskosten eines den . Festigkeitsanforderungen genügenden keramischen Schutzelements
sowie das relativ große Totvolumen oberhalb der ersten Ringnut.
[0004] Bekannt geworden ist auch ein Leichtmetallkolben mit im Kolbenboden angeordneter
Brennraummulde, an deren Rand zum Schutz gegen thermische Belastung ein aus einem
Keramikwerkstoff mit kleiner Wärmeleitzahl (λ = 2 W/mK), kleinem Wärmeausdehnungskoeffizienten
(α = 1,5 x 10 6/K) und kleinem Elastizitätsmodul (
E = 2 x 10
4 N/mm
2) bestehender Ring ausreichender Druckfestigkeit aus Aluminiumtitanat (Al
2TiO
5) mit eingegossen ist, der eine sehr gute thermische Ermüdungsfestigkeit und Thermoschockbeständigkeit
besitzt. Durch die Kontraktion des Leichtmetallwerkstoffs beim Erstarren nach dem
Gießen entsteht zwischen dem Ring und dem ihn umgebenden Leichtmetallwerkstoff eine
Schrumpfverbindung. Durch die sich daraus ergebenden Druckspannungen werden sowohl
der Festsitz des Ringes gewährleistet als auch in dem Ring Druckspannungen erzeugt.
Infolge der im Motorbetrieb auftretenden Verformungen des
Leichtmetallkolbens ergeben sich im Bereich des Kolbenbodens sowohl Zug- als auch Druckspannungen,
wobei sich die dabei in dem Ring auftretenden Zugspannun- `gen den aus der Schrumpfverbindung
herrührenden Druckspannungen überlagern. Solange die Druckspannungen in dem Ring größer
als die Zugspannungen sind, ist sichergestellt, daß insgesamt keine oder nur geringe
Zugspannungen in dem Ring auftreten. Dies ist jedoch bei längerer Betriebsdauer des
Kolbens nicht gewährleistet, da es bei den im Leichtmetallkolben auftretenden Temperaturen
von> 250 C° schon nach relativ kurzer Betriebsdauer zum Abbau der aus der
Schrumpfverbindung stammenden Druckspannungen durch
Kriech- und/oder Relaxationsvorgänge kommt, die zur Lockerung bzw. zum Bruch des Ringes
und damit zur
Beein- trächtigung der Funktion des Leichtmetallkolbens mit allen Folgeschäden führen.
Um das zu vermeiden, ist in dem älteren Recht P 32 30 388.2 vorgesehen, auf die aus
einem Keramikwerkstoff, vorzugsweise Aluminiumtitanat, gebildeten Einlagen vor dem
Eingießen, einen gegen Kriechen und/oder Relaxation beständigen Werkstoff aufzuschrumpfen.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Festigkeit der zwischen den Werkstoffen
der gegossenen Bauteile von Brennkraftmaschinen und den eingegossenen Einlagen bestehenden
Verbindung gemäß der eingangs beschriebenen Bauart zu verbessern.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe besteht darin, daß die offenen Poren von eine offene Porosität
von 20 bis 50 Vol.-%, vorzugsweise 25 bis 45 Vol.-% aufweisenden aus reaktionsgesinterten
Siliziumnitrid gebildeten Einlagen, mit einem mit dem metallischen Werkstoff des Bauteils
eine stoffschlüssige Verbindung bildenden metallischen Werkstoff getränkt sind.
[0007] Die Herstellung der aus Siliziumnitrid bestehenden Einlagen erfolgt in der Weise,
daß feinkörniges Siliziumpulver mit einem organischen Bindemittel z.B. hochmolekularem
bzw. niedermolekularem Polyäthylen vermischt und dann durch Spritzgießen zu Formkörpern
mit Endmaß geformt wird. Die Formkörper werden nach dem Trocknen und Ausheizen des
organischen Bindemittels in sauerstoffreier Stickstoffatmosphäre bei 1100 bis 1500
°C nitridiert. Die so behandelten Einlagen besitzen eine maßgenaue Form und können,
nachdem ihre Poren mit einem metallischen Werkstoff, gegebenenfalls unter Vakuum oder
Schutzgas, gefüllt worden sind, in die den heißen Verbrennungsgasen ausgesetzten Bauteile
von Brennkraftmaschinen eingegossen werden.
[0008] In dem Prospekt D-3. 1.80 FR der Annawerk, Keramische Betriebe GmbH, Rödental, sind
aus Siliziumnitrid bestehende Bauteile für Brennkraftmaschinen, wie Kolbenböden, Kolben,
Zylinder, Vorbrennkammern, Auskleidungen des Abgassystems und Rotoren für Abgasturbolader
erwähnt, die jedoch bisher keinen Eingang in die Praxis gefunden haben und im wesentlichen
nur einzelne Demonstrationsobjekte geblieben sind, da, wie die Frankfurter Allgemeine
Zeitung, Beilage Natur und Wissenschaft vom 04.08.1982 berichtet, noch viel Grundlagenforschung
notwendig ist, um den sogenannten "Keramikmotor" betriebsreif zu machen.
[0009] Die erfindungsgemäß eingesetzten Einlagen wurden in der Weise hergestellt, daß Siliziumpulver
mit einer Korngröße von 37 bis 60 µm und einer Reinheit von ca. 98 % mit organischen
Bindemitteln gemischt und das pastöse Gemisch mittels einer Spritzgießmaschine zu
Formkörpern verarbeitet wurde. Die organischen Bindemittel wurden in einem Luftumwälzofen
ausgeheizt. Die Umwandlung der spritzgegossenen und ausgeheizten Formkörper gemäß
der Summenformel 3Si
(s)+2N
2(g)= Si
3N
4(s) erfolgte in einem Vakuum-/Schutzgasofen in sauerstoffreier Stickstoffatmosphäre.
Vor dem eigentlichen Nitridierprozeß wurden die Formkörper zur Entfernung letzter
Reste anorganischen Bestandteilen und von physikalisch absorbierten Gasen im Nitridierofen
einige Stunden ausgegast. Die durch die Nitiridierungsreaktion erhaltenen gesinterten
Einlagen wiesen ein Porenvolumen von 35 % auf. Die Maßänderung gegenüber dem durch
Spritzgießen hergestellten Formkörper war geringer als 1 %. Die Festigkeit im Biegeversuch
betrug bei Raumtemperatur im Mittel 11 kp/mm
2 und veränderte sich nicht bei Prüftemperaturen bis 500 °C. Die Einlagen wurden unter
Vakuum bei 600 °C mit einer AlSi12-Legierung getränkt und konnten danach mit einer
Kolbenlegierung des Typs AlSil2CuNiMg stoffschlüssig umgossen werden.
[0010] Die Zeichnung zeigt.einen Längsschnitt durch das Oberteil eines aus einem Aluminiumkolbenwerkstoff
des Typs AlSi12CuNiMG gegossenen Kolbens 1 mit im Kolbenboden 2 angeordneter Brennraummulde
3, in die eine ringförmige Einlage 4 aus reaktionsgesintertem Siliziumnitrid stoffschlüssig
eingegossen ist.
1. Bauteile von Brennkraftmaschinen, die den heißen Verbrennungsgasen ausgesetzt sind,
insbesondere deren Kolben, Zylinder, Vorbrennkammern, wobei in deren thermisch hochbelasteten
Zonen und/oder zur thermischen Isolierung aus einem Nitrid-Keramikwerkstoff mit kleiner
Wärmeleitzahl, kleinem Wärmeausdehnungskoeffizienten, großer Warmfestigkeit sowie
guter Korrosionsbeständigkeit bestehende Einlagen eingegossen sind, dadurch gekennzeichnet,
daß die offenen Poren der aus reaktionsgesintertem Siliziumnitrid bestehenden und
eine Porosität von 20 bis 50 Vol.-% aufweisenden Einlagen (4) mit einem metallischen
Werkstoff getränkt sind, der mit dem Werkstoff der Bauteile (1) eine stoffschlüssige
Verbindung bildet.
2. Bauteile nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die offene Porosität 25 bis
45 Vol.-% beträgt.
3. Verfahren zur Herstellung der Einlagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß elementares Siliziumpulver mit einem oder mehreren organischen Bindemittel gemischt,
das pastöse Gemisch durch Spritzgießen zu Formkörpern geformt werden, die nach dem
Ausheizen des Bindemittels bei einer Temperatur von 1100 bis 1500 °C durch nitridierende
Behandlung reaktionsgesintert und deren offene Poren anschließend mit einem metallischen
Werkstoff getränkt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Tränken der offenen
Poren der Einlagen unter Vakuum bzw. unter Schutzgas erfolgt.