[0001] Die Dichtegradienten-Zentrifugation stellt eine wichtige analytische und präparative
Methode zur Auftrennung und somit zur Identifizierung bzw. Gewinnung von Einzelkomponenten
unterschiedlicher Auftriebsdichte bzw. molarer Masse bzw. Sedimentationskoeffizienten
dar.
[0002] So beruht z.B. das Prinzip der isopyknischen Dichtegradienten-Zentrifugation darauf,
daß in Gegenwart eines gelösten Stoffes hinreichend großer molarer Masse unter der
Einwirkung eines Zentrifugalfeldes ein Dichtegradient ausgebildet wird. Die maximal
erzielbaren Dichteunterschiede hängen exponentiell vom Wert der molaren Masse des
gelösten Stoffes und der Zentrifugalbeschleunigung ab.
[0003] Jedoch ist die maximal erreichbare Dichte einerseits begrenzt durch die Löslichkeit
des gelösten Stoffes am Ort der höchsten Dichte und ist andererseits umgekehrt proportional
dem Wert des partiellen spezifischen Volumens des Dichtegradientenmaterials.
[0004] In der Praxis werden derartige Dichtegradienten entweder präformiert oder durch Gleichgewichts-
Zentrifugation in der Zentrifuge gebildet. Das zu trennende Stoffgemisch kann entweder
vor oder nach. der Ausbildung des Dichtegradienten zugegeben werden. Die Stoffe banden
an den Orten die ihrer Auftriebsdichte in der Dichtegradientenkurve entsprechen.
[0005] Man hat bisher als Dichtegradientenmittel für wässrige Lö
" sungen insbesondere Cäsiumchlorid und verwandte Verbindungen sowie Saccharose und
Metrizamid angewandt.
[0006] Im Hinblick auf das geschilderte Verhältnis zwischen molarer Masse und Steilheit
des Dichtegradienten hat man versucht, Verbindungen mit möglichst großer molarer Masse
anzuwenden. Außerdem muß neben guter Löslichkeit der Verbindung ein großer Wert der
Dichte erreichbar sein. Da die Einstellung des Sedimentationsgleichgewichtes wesentlich
von der Viskosität der Lösung abhängt, ist es erforderlich, daß auch bei hohen Konzentrationen
des Dichtegradientenmittels eine möglichst geringe Viskosität der Lösung vorliegt.
Das Cäsiumchlorid mit einer molaren Masse von 168 g/mol erlaubt Dichten bis maximal
2,00 g/cm bei Raumtemperatur. In der Absicht, die molare Masse zu erhöhen und somit
steile Dichtegradienten zu erreichen, ist das Metrizamid (2-(3-Acetamido-5-N-methyl-
acetamido-2,4,6-tri-jodbenzamido)-2-desoxy-D-glukose) mit einer molaren Masse von
789 g/mol entwickelt worden. Die maximale Dichte beträgt hierbei 1,45 g/cm
3. Metrizamidlösungen sind dem bakteriellen Abbau unterworfen, und die Hersteller warnen
davor, eine Aufarbeitung bzw. Rückgewinnung einmal benutzter Lösungen zu versuchen.
Metrizamid ist außerordentlich kostspielig, so daß zahlreiche an sich wünschenswerte
Untersuchungen wegen des Kostenfaktors nicht durchgeführt werden können. Cäsiumchlorid
ist zwar preiswerter, bedingt aber bei präparativen Arbeiten immer noch erhebliche
Kosten.
[0007] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein neues Mittel für die Dichtegradienten-Zentrifugation
zu schaffen, das die Nachteile der vorbekannten Mittel nicht besitzt und insbesondere
die folgenden Eigenschaften aufweist: relativ hohe Molmasse zusammen mit guter Löslichkeit
und daraus resultierender hoher Dichte, sowie niedrige Viskosität bei der hohen Dichte;
nicht toxisch und in der Lösung neutral und chemisch inert ist.
[0008] Der Erfindung liegt weiterhin die Aufgabe zugrunde, ein neues Mittel zur Trennung
wasserunlöslicher Feststoffe mit unterschiedlichen Dichten zu schaffen.
[0009] Es wurde nun in überraschender Weise gefunden, daß die erste genannte Aufgabe gelöst
werden kann durch das Anwenden von Alkali-, Ammonium- und Erdalkalimetawolframaten,
und zwar gegebenenfalls unter Zusatz eines niedermolekularen Elektrolyten wie Natriumchlorid
bzw. Magnesiumchlorid (ternäre) Dichtegradienten-Zentrifugation.
[0010] Bei diesen Isopolywolframaten handelt es sich um die sogenannten echten Metawolframate,
die durch die Keggin-Struktur charakterisiert sind. So haben z.B. Natrium- bzw. Magnesiummetwawolframat
die Formel Na6(H2W12040)
bzw. M93- (H2W12040) und molare Massen von 2986 g.mol-
1 bzw. 2
92
1 g.mol
-1.
[0011] So besitzen Natrium-und Magnesiummetawolframate hohe Löslichkeit in Wasser. Im Falle
des Natriummetawolframates führt ein Massenanteil von 80% zu einer Dichte von 3,12
g.cm
-3 bei 20°C. Die relativ geringe Viskosität der Alkali- und Erdalkalimetawolframate
führt zu einer schnellen Einstellung des Sedimentationsgleichgewichtes. Die Alkali-,
Ammonium-und Erdalkalimetawolframate sind die einzig stabilen Polywolframate, die
gleichzeitig in Lösung monomolekular vorliegen, wobei mit Ausnahme von Ammoniummetawolframat
die Lösungen neutral reagieren und in einem pH-Bereich von 2 bis 10 aprotisch sind.
Metawolframate sind auch in weiteren hydrophilen Lösungsmitteln, wie Methanol, löslich.
[0012] Metawolframat-Lösungen neigen zu Übersättigungen, wobei im Falle des Natrium- und
Magnesiummetawolframates bei hoher Rotorfrequenz gearbeitet werden kann, ohne daß
ein Auskristallisieren zu befürchten ist. Metawolframat-Lösungen sind auch thermisch
stabil und autoklavierbar.
[0013] Die Herstellung von Metawolframaten erfolgt in denkbar einfacher Weise durch Umsetzung
von Wolframtrioxid mit Alkali- bzw. Erdalkalihydroxid. Zur Herstellung von z.B. Natriummetawolframat
legt man eine konzentrierte Natriumhydroxidlösung vor und setzt derselben unter Rühren
eine wässrige Wolframtrioxidsuspension zu. Nachdem die Suspension einige Stunden am
Rückfluß gekocht ist, wird filtriert, eingeengt und auskristallisiert; gegebenenfalls
empfiehlt es sich, ein weiteres Umkristallisieren vorzunehmen, um so einen extrem
hohen Reinheitsgrad zu erzielen. Die Alkali-, Ammonium- und Erdalkalimetawolframate
sind bei Raumtemperatur unbegrenzt haltbar.
[0014] Aufgrund des durch die erfindungsgemäße Anwendung von z.B. Natriummetawolframat-Lösungen
erzielten steilen Dichtegradienten ist es möglich, Trennungen bzw. Messungen hochmolekularer
Verbindungen, wie Sedipur (Copolymerisate auf der Grundlage von Acrylamid und Natriumacrylat),
DNS (aus der Thymusdrüse vom Kalb), Immungammaglobulin (IgG vom Kaninchen), Murein
(Zellmembran von Staphylococcus aureus) usw. mit mittleren Rotorfrequenzen entsprechend
mittleren Zentrifugalbeschleunigungen von 80 000 g durchzuführen.
[0015] Schiierenaufnahmen von Sedipur enthaltenden Lösungen, die sich im Sedimentationsgleichgewicht
befinden, zeigen ausgesprochen scharf ausgebildete Peaks in Natriummetawolframat-
Lösung, während dieselben in Cäsiumchlorid-Lösung verschwommen sind. Vermittels der
erfindungsgemäßenAnwendung von Metawolframaten ist es möglich, auch Substanzen mit
sehr kleinen Auftriebsdichten zu untersuchen, wobei man durch Anwendung von z.B. Methanol
als Lösungsmittel auch Dichtewerte bis herunter zu 0,8 g.cm
3 erreichen kann.
[0016] Untersuchungen haben gezeigt, daß unterschiedliche Proteine zu unterschiedlichen
Auftriebsdichten führen, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß diese Verbindungsgruppe
abhän-
gig von ihrem Ladungszustand Metawolframationen verschieden stark bindet. Somit kann
die Dichtegradienten-Zentrifugation von Proteinen unter erfindungsgemäßerAnwendung
von Metawolframat-Lösungen als präparatives Trennverfahren eingesetzt werden.
[0017] Die Auftriebsdichten von Nukleinsäuren in wässrigen Natriummetawolframat-Lösungen
sind wesentlich kleiner als in Cäsiumchlorid-Lösungen. Hieraus ergibt sich, daß Nukleinsäuren
keine Metawolframationen binden. Aufgrund der hohen Molmasse der Metawolframate können.Untersuchungen
von Nukleinsäuren bei niedrigen Rotorfrequenzen von z.B. 20 000 min
-1 durchgeführt werden. Hierdurch kann nun in wässriger Lösung die Interferenzoptik
der analytischen Ultrazentrifuge eingesetzt werden.
[0018] Der Erfindungsgegenstand wird anhand der beigefügten Abbildungen erläutert, in denen
bedeuten:
Abbildung 1: Vergleich der unterschiedlichen Dibhtegradientenmittel Natriummetawolframat
und Cäsiumchlorid in wässriger Lösung nach Einstellung des Sedimentationsgleichgewichts.
Die Dichte p als Funktion der Fraktionszahl; Temperatur 7°C, Rotorfrequenz 30.000
min-1, Radius des Meniskus 4,60 cm, Radius des Bodens 8,90 cm (NamW = Natriummetawolframat).
Abbildung 2: Vergleich des Sedimentationsverhaltens von Natriummetawolframat in wässriger
Lösung sowie wässriger Natriumchlorid enthaltender Natriummetawolframat- Lösung (binäres
und ternäres System). Weitere Bedingungen siehe Legende zu Abbildung 1.
Abbildung 3: Die Dichte als Funktion des Massenanteils verschiedener Dichtegradientenmittel
in wässriger Lösung bei 20°C.
Abbildung 4: Die Viskosität als Funktion des Masse-Volumen-Verhältnisses verschiedener
Dichtegradientenmittel in wässriger Lösung bei 20°C.
Abbildung 5: Viskosität von Schwertrüben als Funktion des Feststoffvolumenanteils
für verschiedene Schwertrüben a) Baryt Trübe - 60 µm; b) Magnetit-Trübe - 200 µm;
c) Ferrosilizium-Trübe, frisch -200 pm; d) Ferrosilizium-Trübe, gelatert - 200 µm.
Abbildung 6: Die Viskosität wässriger Natriummetawolframat-Lösungen als Funktion des
Massenanteils bei 20°C.
Abbildung 7: Die Viskosität wässriger Natriummetawolframat-Lösungen als Funktion der
Dichte bei 20°C.
Abbildung 8: Dichte der Schwertrübe: Natriummetawolframatlösung/ Wolframcarbid als
Funktion des Feststoffvolumenanteils des Wolframcarbids ausgehend von einer gesättigten,
wässrigen Natriummetawolframatlösung.
[0019] Der Erfindungsgegenstand wird nachfolgend vergleichend mit dem Stand der Technik
erläutert.
Beispiel 1
[0020] Bildung der Dichtegradienten einer wässrigen Natriummetawolframatlösung und einer
wässrigen Cäsiumchloridlösung (binäres System)
[0021] Aufgrund der wesentlich höheren molaren Masse von z.B. Natriummetawolframat (2986
g.mol ) sedimentiert diese Substanz unter sonst gleichen Bedingungen wesentlich stärker.
Es bildet sich somit bei der erfindungsgemäß angewandten Verbindung ein wesentlich
steilerer Dichtegradient aus. Die diesbezüglichen Ergebnisse sind in der Abbildung
1 wiedergegeben, die auf der Ordinate die Dichte und auf der Abszisse die Fraktionszahl
wiedergibt.
Beispiel 2
[0022] Bildung des Dichtegradienten einer wässrigen Natriumchloridhaltigen Natriummetawolframat-Lösung
(ternäres System)
[0023] Elektrolyte in reinem Wasser als Lösungsmittel sedimentieren aufgrund ihrer Dissoziation
wesentlich geringer als Nichtelektrqlyte gleicher molarer Masse. Der Zusatz eines
oder mehrerer Fremdelektrolyte bewirkt, sofern der Fremdelektrolyt eine kleine Molmasse
aufweist, näherungsweise ein Sedimentationsverhalten des Elektrolyten wie dasjenige
eines Nichtelektrolyten gleicher molarer Masse. Dieser Effekt steigt mit zunehmender
Ladungszahl des schweren Ions des Elektrolyten an. Aufgrund der hohen Ladungszahl
des Metawolframatanions hat somit ein NaCl-Zusatz einen großen Einfluß auf das Sedimentationsverhalten
der erfindungsgemäß angewandten Verbindung. Die Abbildnng 2 zeigt die erhaltenen Werte.
Beispiel 3
[0024] Dichtegradienten-Zentrifugation von Sedipur in wässriger Natriummetawolframat-Lösung
im Vergleich zu einer wässrigen Cäsiumchlorid-Lösung.
[0025] Sedipur ist ein wasserlösliches Copolymerisat aus Acrylamid und Natriumacrylat und
weist eine Molmassenverteilung von 5 x 10
5 bis 3 x 10
6 g/mol auf.
[0026] In einem Cäsiumchlorid-Dichtegradienten wird eine relativ hohe Auftriebsdichte von
1,41 g.cm
-3. erhalten, wobei von einem Anfangsmassenanteil an Cäsiumchlorid von 39% ausgegangen
und mit einer Rotorfrequenz von 56.000 min gearbeitet wird. In einem Natriummetawolframat-Dichtegradienten
ergibt sich eine Auftriebsdichte von 1,00 g.cm
-3 bei einer Rotorfrequenz von 56.000 min
-1, wobei lediglich ein Natriummetawolframat-Massenanteil von 0,25% benötigt wird. Die
Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in der nachfolgenden Tabelle I zusammengefaßt:

Beispiel 4
[0027] Vergleich des Sedimentationsverhaltens einer DNS in einem Cäsiumchlorid- und einem
Natriummetawolframat-Dichtegradienten.
[0028] Gemäß Literaturangaben wird in einem Cäsiumchlorid-Dichtegradienten für DNS eine
Auftriebsdichte von etwa 1,7 g.cm
-3 (Rotorfrequenz etwa 50.000 min
-1) gemessen, wobei der Massenanteil von Cäsiumchlorid bei 56% liegt.
[0029] Im Natriummetawolframat-Dichtegradienten wird eine Auftriebsdichte von 1,046 g.cm
3 bei Rotorfrequenzen.von nur 20.000 bis 28.000 min
-1 festgestellt, wobei sich der Massenanteil von Natriummetawolframat auf lediglich
5% beläuft.
[0030] Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle II zusammengefaßt.

Die Abbildung 3 ordnet die maximal erreichbaren Dichten den Massenanteilen zum einen
der Verbindungen nach dem Stand der Technik, und zum anderen der erfindungsgemäß in
Anwendung kommenden Verbindung, zu. Hieraus ist eindrucksvoll die erfindungsgemäß
erzielte maximale Dichtezunahme ersichtlich. Die Abbildung 4 gibt ebenfalls vergleichend
zu dem Stand der Technik eine Gegenüberstellung der bei der erfindungsgemäßen Anwendung
erzielten günstigen Viskositätswerte aufgetragen gegen den Gehalt des Dichtegradientenmittels
wieder.
Beispiel 5
[0031] Vergleich des Sedimentationsverhaltens von einem Immungammaglobulin (IgG), sowie
der Proteinhülle des Poliovirus in einem Cäsiumchlorid- und Natriummetawolframat-Dichtegradienten.
[0032] Untersuchungen von einem Immungammaglobulin (Kaninchen) sowie der Proteinhülle (Kapsid)
des Poliovirus in einem Cäsiumchlorid-Dichtegradienten ergeben Auftriebsdichten von
1,30 g.cm
-3 b
zw.
1,
29 g.cm
-3.
[0033] Eine Trennung dieses Proteins bzw. Proteinkomplexes ist aufgrund der fast gleichen
partiellen spezifischen Volumina, deren reziproke Größen die Auftriebsdichten ergeben,
in einem Cäsiumchlorid-Dichtegradienten nicht möglich.
[0034] Bei Verwendung eines Natriummetawolframat-Dichtegradienten zeigt sich hingegen, daß
IgG und Viruskapsid völlig unterschiedliche Auftriebsdichten ergeben, und somit präparativ
zu trennen sind.
[0035] Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle III zusammengestellt,

Das erfindungsgemäße Mittel kann ganz allgemein bei allen einschlägigen Verfahren
Anwendung finden, also für jede modifizierte Form der Dichtegrädienten-Zentrifugation.
[0036] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Mittel zur Trennung von Feststoffgemischen mit
Dichten bis zu etwa 3,1 g.cm-
3 und bei Zusatz von Schwerstoffen,'wie z.B. Wolframcarbid bis etwa 4,6 g.cm
-3 untereinander und solchen, deren Komponenten unter bzw. über einer Dichte von 3,1
g.cm
-3 bzw.
4,6 g.cm
-3 liegen.
[0037] Der Erfindungsgegenstand ist für das Auftrennen beliebiger wasserunlöslicher Gemische
geeignet, soweit deren"Komponenten unterschiedliche Dichtewerte besitzen.
[0038] Zu bekannten schweren Flüssigkeiten gehört die Clerici-Lösung, ein Gemisch aus Thalliumformiat
und Thalliummalonat, die im Hinblick auf die Giftigkeit der Thalliumverbindungen nur
im Labormaßstab Anwendung findet.
[0039] Nach der DE-OS 29 20 859 ist zum Abtrennen von Diamanten aus begleitendem Kiesgestein
das Anwenden einer Suspension von Wolframcarbidpulver in schweren halogenierten Kohlenwasserstoffen
wie Tetrabromethan, Tribrommethan und Dijodmethan bekannt geworden. Dieses Verfahren
hat jedoch in die Praxis keinen Eingang gefunden.
[0040] Die weitere der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe besteht darin, ein Mittel zu schaffen,
das es ermöglicht, die genannten Trennungen mit geringstmöglichem Aufwand in vorrichtungsmäßiger,
verfahrensmäßiger und mittelmäßiger Hinsicht durchzuführen.
[0041] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß als Trennmittel eine Alkali-,
Ammonium- oder Erdalkalimetawolframatlösung geeigneter Konzentration bzw. Dichte angewandt
wird, wobei es sich auch hier um echte Metawolframate mit Keggin-Struktur handelt.
[0042] So weist z.B. Natriummetawolframat in Wasser eine außerordentlich gute Löslichkeit
auf und es können homogene Lösungen von 78 Massenprozent hergestellt werden, siehe
hierzu die Abbildung 3. Von Wichtigkeit ist hierbei, daß selbst bei gesättigten Metawolframatlösungen
nur geringe Viskositäten vorliegen. Während die Viskosität von Schwertrüben in der
Regel bei einem Feststoffgehalt von 35 Vol.% einen Wert von 30 cP erreicht, siehe
hierzu die Abbildung 5, wird ein derartiger Wert bei Natriummetawolframatlösungen
erst bei einem Massenanteil von etwa 75% erreicht. Bei einem Massenanteil von 70%
liegt die Viskosität unter 10 cP, siehe hierzu Abbildung 6. Die Abbildung 7 ordnet
die Dichte wässriger Natriummetawolframatlösungen ihren Viskositätswerten zu und man
sieht, daß eine schon relativ hohe Dichte von 2,5 g.cm
-3 einer Viskosität von nur etwa 10 cP entspricht.
[0043] Da es sich bei den Metawolframatlösungen um echte Lösungen handelt, die bei hoher
Dichte geringe Viskositäten zeigen, kann man nicht nur statisch arbeiten, d.h. unter
dem Einfluß des Schwerefeldes der Erde, sondern auch unter Anwendung geeigneter Zentrifugalbeschleunigungen
Feststofftrennungen vornehmen. Die Anwendung üblicher Schwertrüben schränkt diese
Möglichkeit in erheblichem Umfang ein. Die Verwendung von Metawolframatlösungen ermöglicht
eine schnelle und nahezu quantitative Auftrennung von nicht in Wasser löslichen Gemischen
mit unterschiedlichen Dichten. Der Trennvorgang selbst kann optisch verfolgt werden,
da Metawolframatlösungen farblos und klar durchsichtig sind.
[0044] Bei-der Anwendung einer gesättigten wässrigen z.B. Natriummetawolframatlösung erhält
man eine klare, durchsichtige Lösung mit einer Dichte von 3,1 g.cm
-3 bei Raumtemperatur. Ein Auskristallisieren ist nicht zu befürchten, da Alkali-, Ammonium-
und Erdalkalimetawolframatlösungen zu Übersättigungen neigen.
[0045] Um nun gegebenenfalls die Dichten dieser homogenen, wässri
- gen Lösungen zu erhöhen, können aufgrund der günstigen Viskositäten von Metawolframatlösungen
zusätzliche Feststoffe wie ziB. Wolframcarbid hinzugesetzt werden. Diese Suspensionen
können als Schwertrüben für die z'.B. Sink- und'Schwimm-Technik benutzt werden. Ein
schnelles Sedimentieren der Feststoffe ist nicht zu beobachten, da bereits hohe Dichte
von 3,0 g.cm
3 vorgelegt werden. Die Schwerstofftrüben sind relativ lange beständig, können für
statische oder für kontinuierliche Verfahren angewandt werden, sie sind nicht toxisch
und damit sehr umweltfreundlich.
[0046] In der Abbildung 8 ist die Dichte einer Schwertrübe aus einer gesättigten Natriummetawolframatlösung
und Wolframcarbid als Funktion des Feststoffgehaltes angegeben. Wie der Abbildung
zu entnehmen ist, wird z.B. bei einem Volumenanteil von 40% Wolframcarbid, eine Dichte
von 4,6 g.cm
-3 erhalten.
[0047] Da Zinkblende mit einer Dichte von 3,9 - 4,2 g.cm
-3 als Hauptträger von Zink und Bleiglanz mit einer Dichte von 7,4 - 7,6 g.cm in Bleierz-Mineralien
meist zusammen auftreten, kommt diesen Erzen eine besondere Bedeutung zu. Bei der
erfindungsgemäßen Benutzung von z.B. Natriummetawolframatlösung in der Schwimm-Sink-Anlage
ist eine Trennung des genannten Beispiels Bleiglanz-Zinkblende/Gangart weitaus effektiver
als nach dem Stand der Technik, da wesentlich kleinere Teilchen getrennt werden. Das
gilt insbesondere dann, wenn eine Zentrifugalkraft beaufschlagt wird.
[0048] Da die Lösung unbegrenzt haltbar ist, ist eine Regeneration nicht notwendig.
[0049] Der Erfindungsgegenstand wird des weiteren anhand der nachfolgenden Beispiele erläutert:
Beispiel 6
[0050] Auftrennung eines mit Gold versetzten Quarzgemisches durch Verwendung einer wässrigen
Natriummetawolframatlösung nach dem Prinzip des Schwimm-Sink-Verfahrens
[0051] Es werden 50 g Quarz einer Korngröße von etwa 0,2 - 0,7 mm mit 0,03 g Gold der Korngröße
von etwa 0,1 - 0,-5 mm versetzt. Vermittels eines automatischen Mischers wird ein
Zufallsgemisch erhalten.
[0052] Dieses Gemisch wird zunächst mit Wasser aufgeschlämmt und sodann mit 25 ml Wasser
versetzt. Anschließend wird portionsweise festes Natriummetawolframat zugesetzt. Um
eine möglichst schnelle Flotation des Quarzes zu erreichen, wird eine fast gesättigte
Metawolframatkonzentration gewählt. Das am Boden befindliche Gold wird mit Wasser
gewaschen, getrocknet und gewogen. Die Auswaage ergibt 0,028 g, das entspricht 93%
der eingesetzten Menge.
Beispiel 7
[0053] Auftrennung eines mit Diamanten versetzten Quarzgemisches durch Verwendung einer
wässrigen Natriummetawolframatlösung nach dem Prinzip des Sahwimm-Sink-Verfahrens.
[0054] Das Beispiel 6 wird mit den dort angegebenen Parametern wiederholt, wobei an die
Stelle des Goldes drei Diamanten mit einem Gewicht von je 0,2 g treten. Gleichzeitig
mit dem Aufflotieren des Quarzes sedimentieren die Diamanten schlagartig ab, ohne
daß es eines Schüttelns des Gemisches bedarf.
Beispiel 8
[0055] Dichtetrennung eines Gemisches von Quarz und Sanidin in einer homogenen, wässrigen
Natriummetawolframatlösung.
[0056] Es wird ein Gemisch bestehend aus Quarz und Sanidin mit Korngrößen von 0,2 - 0,8
mm mit 10 ml H
20 in ein Becherglas überführt. Es wird portionsweise festes Natriummetawolframat hinzugesetzt.
Nach kurzem Schütteln werden beide Minerale beobachtet. Dieser Vorgang wird solange
wiederholt, bis nach genügender Zugabe von Natriummetawolframat der Quarz anfängt
zu sedimentieren und Sanidin in Richtung Meniskus flotiert. Nach erneutem Schütteln
wird das gesamte Gemisch in einen Trichter gegeben. Dieser Trichter wird zuvor mit
genau der Menge Quarz kalibriert, die im Gemisch vorhanden ist. Nach etwa 1 h kann
durch Ablesen der Eichmarken die Menge Quarz ermittelt werden, die sich aus dem Gemisch
trennt. Am Meniskus wird das flotierte Mineral entnommen, mit Wasser gewaschen, getrocknet
und auf einer analytischen Waage gewogen.
[0057] Die Ergebnisse sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen:

Beispiel 9
[0058] Vortrennung der Erzmetalle Bleiglanz und Zinkblende von deren Gangart Quarz und Feldspat
durch das Schwimm-Sink-Verfahren.
[0059] Es werden 10 g eines Bleiglanzminerals mit erheblichen Beimengungen von Zinkblende
(Abtragungsstätte Irland) zu Korngrößen von 0,2 - 1,5 mm gemahlen und zusätzlich mit
10 g Quarz mit Korngrößen von 0,2 - 1,0 mm versetzt. Dieses Gemisch wird mit 50 ml
Wasser aufgeschlämmt und portionsweise mit festem Natriummetawolframat versetzt. Durch
die ansteigende Dichte der Lösung flotieren Quarz und Feldspat. Es wird noch etwas
Metawolframat zugesetzt und das gesamte Gemisch in einen Trichter überführt. Die Länge
des Trichters ist 30 cm, wobei der Auslauf eine Länge von 20 cm und einen Durchmesser
von 3 mm hat. Es wird beobachtet, daß Bleiglanz mit einer Dichte von 7,2 - 7,6 g.cm-3
sehr viel schneller sedimentiert als Zinkblende mit einer Dichte von 3,9 - 4,2 g .cm3.
Es entsteht zunächst eine Schicht aus reinem Bleiglanz und später eine solche aus
fast reiner Zinkblende. Beide Sedimente sind infolge ihrer Farbunterschiede klar in
der farblosen Metawolframatlösung zu unterscheiden.
[0060] Zur quantitativen Beurteilung der Trennung werden das aus Bleiglanz und Zinkblende
bestehende Sediment und die flotierte Gangart gewaschen und ausgewogen. Die Werte
ergeben eine praktisch vollständige Trennung.