(19)
(11) EP 0 114 301 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
01.08.1984  Patentblatt  1984/31

(21) Anmeldenummer: 83112607.3

(22) Anmeldetag:  15.12.1983
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3B65D 33/18, C09J 3/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 23.12.1982 DE 3247709

(71) Anmelder: Henkel Kommanditgesellschaft auf Aktien
40191 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Weber, Rudolf
    D-4000 Düsseldorf 13 (DE)
  • Reins, Jürgen
    D-4000 Düsseldorf 13 (DE)
  • Boeck, Alexander, Dr.
    D-4000 Düsseldorf 12 (DE)
  • Schaper, Ulf-Armin, Dr.
    D-4150 Krefeld (DE)
  • Berg, Markus, Dr.
    D-4000 Düsseldorf 13 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Parfüm- bzw. Duftstoffe abgebende Verpackungsmaterialien


    (57) Verwendung von Parfüm- bzw. Riechstoffe enthaltenden Klebstoffen bei der Herstellung von zur Aufnahme von körnigen bzw. pulverförmigen Füllstoffen, insbesondere Wasch- und Reinigungsmitteln, bestimmten Verpackungen aus Pappe und/oder Papierwerkstoffen, wobei als Klebstoffe wäßrige Dispersionen eines Homopolymerisats oder Mischpolymerisats von Vinylacetat und/oder Vinylpropionat, die eine Viskosität bei 20 °C zwischen 800 und 2 500 mPA.s nach Epprecht aufweisen, verwendet werden.


    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf die Verwendung von Parfüm- bzw. Duftstoffen bei der Herstellung von bestimmten Verpackungsmaterialien auf Basis von Pappe bzw. Papierwerkstoffen.

    [0002] Es ist bekannt, beispielsweise Watte in Beutel zu verpacken, die außer der Watte auf einem Trägermaterial aufgebracht beispielsweise aus Kügelchen aus Polyethylen, Kieselsäure oder dergleichen Duftstoffe enthalten, die langsam an die Wattebäusche abgegeben werden. Außerdem ist es bekannt, auf die Innenseite von Verpackungs-materialien, die zur Aufnahme von Wasch- und Reinigungs-mitteln bestimmt sind, Pasten, die Duft- und Riechstoffe enthalten, aufzutragen oder auch die Pappe selbst mit derartigen Mitteln zu imprägnieren.

    [0003] Außerdem ist es bekannt, bestimmte Klebstoffe mit Parfüm zu versetzen, um ihren Eigengeruch zu überdecken. Dies wird beispielsweise bei Klebstoffen auf Basis von Cyanacrylsäureestern angewendet. Weiterhin hat man bereits bei der Polymerisation von bestimmten Polymeren unter Mitverwendung von Duftstoffen gearbeitet, um eine innige Verbindung zwischen dem Polymerisat und dem Duftstoff zu erhalten. So vorbehandelte bzw. hergestellte Polymerisate können für die Herstellung von Blisterpackungen verwendet werden.

    [0004] Schließlich ist es bekannt, die Innenseite von zur Aufnahme von künstlichen Blumen oder Früchten bestimmten Behältern mit wäßrigen Emulsionen von ethylenischen Polymerisaten, die mit Duftstoffen versehen sind, zu behandeln, um so ein bleibendes Duftempfinden zu erzeugen.

    [0005] Die vorliegende Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, Verpackungsmaterialien auf Basis von Pappe und/oder Papierwerkstoffen so mit einem Duft- bzw. Geruchsträger auszustatten, daß insbesondere beim öffnen der Verpackung ein deutliches Duftempfinden erzeugt wird, wobei der schädliche Einfluß von den Duftstoff verändernden oder schädigenden Füllgütern weitgehend ausgeschlossen wird.

    [0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch die Verwendung von Parfüm bzw. Riechstoffen enthaltenden Klebstoffen bei der Herstellung von zur Aufnahme von körnigen bzw. pulverförmigen Füllstoffen, insbesondere Wasch-und Reinigungsmitteln bestimmten Verpackungen aus Pappe und/oder Papierwerkstoffen. Die so hergestellten Verpackungsmaterialien eignen sich insbesondere zur Aufnahme von gegenüber Parfüm und Riechstoffen nicht inerten Materialien. Gerade Reinigungsmittel enthalten häufig Bestandteile, die mit vielen Parfüm bzw. Riechstoffen reagieren können. So kann dann die Duftnote verändert bzw. der Riechstoff überhaupt zerstört werden. Die Versuche, den Duftstoff räumlich vom Füllgut zu trennen, indem man das Verpackungsmaterial mit einer Lösung des Duftträgers besprüht, gegebenenfalls mit einem die Viskosität steigerndem Mittel in der Lösung bestreicht, sind apparativ aufwendig und führen häufig nicht zum Erfolg, weil das Parfüm bzw. der Riechstoff zu schnell verfliegt. Auch müssen bei dieser Methode des Auftragens erhebliche Belästigung der Umgebung in Kauf genommen werden oder durch erheblichen technischen Aufwand verhindert werden.

    [0007] Geht man in einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung von feinteiligen wäßrigen Kunststoffdispersionen als Klebstoffe und als Träger für das Parfüm bzw. den Riechstoff aus, treten diese technischen Mängel nicht auf. Es muß als überraschend angesehen werden, daß die abgetrockneten zwischen den verklebten Lagen verfilmten Dispersionen das Parfüm bzw. den Riechstoff soweit abgeben, daß ein deutliches Duftempfinden erzeugt wird und andererseits die Verklebung den gestellten Anforderungen genügt.

    [0008] Es hat sich als günstig erwiesen, bei der Herstellung dieser mit Parfüm bzw. Riechstoff versehenen Klebstoffen von wäßrigen Dispersionen von Homopolymerisaten des Vinylacetats und/oder des Vinylpropionats auszugehen. Ebenfalls sind geeignet Copolymerisate dieser Monomeren mit beispielsweise Ethylen, Propylen oder geringen Mengen an Crotonsäure oder Maleinsäure. Weiterhin ist es mögliche auch Mischpolymerisate zu verwenden, die neben den genannten Vinylestern noch längerkettige Vinylester oder aber Styrol oder Butadien enthalten. Derartige Dispersionen sind als Klebstoffe auch für Verpackungsmaterialien und dergleichen, die zumindest teilweise saugfähig sind, seit langem bekannt.

    [0009] Im Rahmen der Erfindung hat es sich als vorteilhaft erwiesen, solche wäßrigen Kunststoffdispersionen zu verwenden, deren Viskosität bei 20 °C zwischen 800 und 2 500 mPa·s nach Epprecht liegt. Besonders günstig ist es, wenn die Viskosität bei etwa 1 000 bis 2 000 mPa·s liegt. Der Feststoffgehalt geeigneter Klebstoffdispersionen soll zwischen etwa 20 und 60, insbesondere 25 und 50 Gewichtsprozent liegen. Der Anteil an vorzugsweise flüssigem Parfüm bzw. Riechstoff soll sich etwa zwischen 5 und 45 %, insbesondere 10 und 35 %, bezogen auf die Dispersion, bewegen.

    [0010] Die Mitverwendung von Emulgatoren wie bekannten nichtionogenen oder anionenaktiven Netzmitteln oder wasserlöslichen Hydrokolloiden wie etwa Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon und Methylcellulose als Stabilisatoren kann sich in vielen Fällen als günstig erweisen. Zur Erhöhung der Geschmeidigkeit der Verklebung können Weichmacher wie Dioctylphthalat, Dibutylphthalat und dergleichen den Klebstoffdispersionen zugesetzt werden. Zur Erhöhung des Anzugsvermögens der Verklebung kann man weiterhin flüchtige Lösungsmittel wie etwa Trichlorethylen, Ethanol, Isopropanol und dergleichen einsetzen.

    [0011] Die erfindungsgemäß mit Parfüm bzw.-Riechstoffen versehenen Klebstoffe können mit den üblichen Auftragsaggregaten aufgebracht werden. Die Verklebung erfolgt dann sofort durch kurzzeitiges Zusammenpressen der zu verklebenden Pappe bzw. Papierwerkstoffen.

    [0012] Es ist auch möglich, den erfindungsgemäß zu verwendenden Klebstoff zunächst ganz oder weitgehend auftrocknen zu lassen, insbesondere bei der Verwendung von wenig porösen, mit einer dünnen Lackschicht oder bedruckten Papp- oder Papierwerkstoffen und anschließend nach dem Zusammenfügen der zu verklebenden Teile durch kurzzeitige Erwärmung eine Aktivierung des Klebstoffs zu bewirken.

    [0013] Als Parfüm bzw. Riechstoffe können die verschiedensten Typen eingesetzt werden, beispielsweise seien erwähnt: Parfümöle mit den Duftnoten grüner Apfel, Conifere, Chypre,Cypresse, Lavendel und dergleichen mehr. Auch definierte Geruchsträger wie Phenylethanol, Methylacetophenon oder Zitronenöl oder Orangenöl können eingesetzt werden.

    [0014] Die erfindungsgemäß zu verwendenden Klebstoffe nutzen das Parfüm bzw. den Riechstoff in optimaler Weise aus, so daß man mit relativ geringen Mengen eine nachhaltige Beduftung über einen langen Zeitraum erreichen kann. Voraussetzung ist, daß zumindest eine Fläche, der verklebt wurde, zumindest teilweise porös ist. Man kann die erfindungsgemäß zur Verwendung gelangenden Klebstoffe einsetzen bei der Herstellung von Papier- oder Pappeumhüllung ganz allgemein. Besonders empfehlenswert ist ihre Verwendung bei der Herstellung von Pappkartons, z.B. für die Aufnahme von körnigen Füllstoffen oder auch von Papptrommeln.

    [0015] Als sehr effektiv hat sich die erfindungsgemäße Verwendung der Parfüm- bzw. Riechstoffe enthaltenden Klebstoffe bei der Verklebung von Kopfklappen von Tragetaschen aus Pappe erwiesen. Insbesondere nach dem öffnen der Klappen wird noch nach Monaten ein deutlicher Duft in Abhängigkeit von Art und Menge des eingesetzten Riechstoffs wahrgenommen. Schließlich kann der erfindungsgemäß zu verwendende Klebstoff auch zum Aufkleben von Etiketten auf Behältern oder von Hinweisschildern eingesetzt werden.

    Beispiele



    [0016] Es wurden für die nachstehenden Beispiele Parfümöle mit der folgenden Duftbeschreibung verwendet:

    α blumig-Phantasie

    β Chypre

    γ Phantasie-Conifere



    [0017] Es wurden folgende wäßrige Dispersionskleber verwendet.

    a) In 100 Gewichtsteilen einer 27 %igen Dispersion von Polyvinylacetat wurden 6 Gewichtsteile Polyvinylalkohol (Verseifungszahl 20) gelöst.

    b) In 100 Gewichtsteilen einer 50 %igen Polyvinylacetat-Dispersion wurden 15 Gewichtsteile Dibutylphthalat eingerührt.

    c) In 100 Gewichtsteilen einer 40 %igen Polyvinylacetatdispersion wurden 10 g Trichlorethylen und 4 g Dibutylphthalat eingerührt.

    d) 45-gewichtsprozentiger Polyvinylpropionat-Dispersion,

    e) 50-gewichtsprozentige Dispersion aus einem Mischpolymerisat aus 80 Mol-% Vinylacetat und 20 Mol-% Ethylen.



    [0018] Zur Testung des Geruchs wurde jeweils von einer insgesamt 1Oköpfigen Gruppe von voneinander unabhängigen Personen vorgenommen. Dazu wurden die mit 3 kg handelsüblichen, unparfümierten Waschpulver gefüllten und mit dem Duft-Klebstoff an der Kopfklappe verschlossenen Tragepakete geöffnet.

    [0019] Dann wurde das geöffnete Paket abgerochen (Paket). Vom Waschmittel wurden etwa 100 g in einen Becher gegeben und dann abgerochen (Becher). Schließlich wurde eine 100 g-Probe des Waschmittels in eine mit Schliffstopfen verschlossene 250 ml Flasche gegeben und nach 24 Stunden abgerochen (Flasche). Dabei wurden folgende Noten gegeben und gemittelt:


    Beispiel 1



    [0020] Es wurden miteinander gemischt je 150 g des Klebers nach a) und b) mit je 50 g Parfümöl nach α) und β. Durch Zusatz von etwa 8 % Wasser wurde die Viskosität auf etwa 2 000 mPa·s eingestellt. Damit wurden Kopfklappen-Verklebungen unter Verwendung von.jeweils 2 g Klebstoff vorgenommen. In Abhängigkeit vom Klebstoff und dem Parfümöl wurden in der folgenden Tabelle wiedergegeben die 1 Tag nach der Klebung festgestellten Duftbeurteilungen sowie die nach 14 Wochen Lagerung bei Raumtemperatur festgestellten Duftbeurteilungen (Paket, Becher, Flasche).

    [0021] 


    Beispiel 2



    [0022] Jeweils 150 g des Klebstoffs nach c) und d) wurden unter Rühren mit 50 g des Parfümöls nach γ gemischt und die Viskosität durch Zugabe von Wasser bei Raumtemperatur auf 1 500 mPa.s eingestellt.

    [0023] Es wurden verschiedene Mengen der mit Duftstoff versehenen Leimsorten verwendet und nach 1 bzw. 2 Wochen die Intensität der Parfümierung beurteilt. In der folgenden Tabelle 2 sind die Durchschnittsbenotungen in Abhängigkeit von Leim und Art der Beleimung wiedergegeben.

    [0024] 




    Beispiel 3



    [0025] Es wurden mit einer Mischunq aus Leim e und Parfümöl Mischungen im Gewichtsverhältnis 3 : 1 und 5 : 1 hergestellt und Kopfklappenverklebung mit 2 g bzw. 3 g der Mischung vorgenommen. In der nachfolgenden Tabelle 3 ist die Benotung nach Lagerung bei Raumtemperatur während 1,2 bzw. 4 Wochen wiedergegeben.

    [0026] 




    Ansprüche

    1. Verwendung von Parfüm- bzw. Riechstoffe enthaltenden Klebstoffen bei der Herstellung von zur Aufnahme von körnigen bzw. pulverförmigen Füllstoffen, insbesondere Wasch- und Reinigungsmitteln, bestimmten Verpackungen aus Pappe und/oder Papierwerkstoffen.
     
    2. Verwendung mittels Parfüm- bzw. Riechstoffen enthaltenden Klebstoffen hergestellten Verpackungsmaterialien zur Aufnahme.von gegenüber Parfüm und Riechstoffen nicht inerten Materialien.
     
    3. Verwendung von feinteiligen, wäßrigen Kunststoffdispersionen als Klebstoffe nach Ansprüchen 1 und 2.
     
    4. Verwendung von Klebstoffen nach Ansprüchen 1 bis 3, die eine wäßrige Dispersion eines Homopolymerisats oder Mischpolymerisats von Vinylacetat und/oder Vinylpropionat darstellen.
     
    5. Verwendung von wäßrigen Kunststoffdispersionen nach Ansprüchen 3 und 4, die eine Viskosität bei 20 °C zwischen 800 und 2 500 mPa·s nach Epprecht aufweisen.
     
    6. Verwendung von wäßrigen Polymerisatdispersionen nach Ansprüchen 3 bis 5, deren Anteil an Feststoff zwischen 20 und 60 Gewichtsprozent und deren Anteil an Parfüm bzw. Riechstoff zwischen 5 und 45 % liegt.
     





    Recherchenbericht