[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Metallen, insbesondere von
flüssigem Roheisen, Stahlvormaterial oder Ferrolegierungen.aus metalloxidhältigem
Rohstoff, wobei der Rohstoff in einem metallurgischen Gefäß mittels mindestens eines,
von oben nach unten gerichteten Plasmabrenners erschmolzen wird, sowie eine Einrichtung
zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Die Verarbeitung von Feinerzen zu Flüssigmetall erfordert bei den heute in Verwendung
stehenden Reduktionsaggregaten eine vorhergehende Agglomerierung. Sollen z.B. feinkörnige
Eisenerze reduziert und zu Flüssigmetall erschmolzen werden, was üblicherweise in
einem Hochofen oder in einem Elektroreduktionsofen erfolgt, ist es zur Erzielung einer
möglichst wirtschaftlichen Ausbringung und einer guten Reduktionsleistung bei möglichst
geringem Brennstoffverbrauch erforderlich, das Erz durch Sintern, Pelletieren oder
Brikettieren stückig zu machen.
[0003] Dies gilt auch für die Herstellung von Ferrolegierungen (FeCr, FeMn, FeW, FeNi, FeSi,
...), die vorwiegend in Elektroreduktionsöfen erschmolzen werden.
[0004] Die Nachteile dieser bekannten Verfahren sind unter anderem im hohen technischen
und wirtschaftlichen Aufwand für die Aufbereitung der Erze vor dem eigentlichen Einschmelz-
bzw. Reduktionsprozeß und in der relativ langen Prozeßdauer zu sehen.
[0005] Aus der AT-B - 257 964 ist ein Verfahren der eingangs beschriebenen Art zum Reduzieren
metallischer Oxide mittels eines Lichtbogenplasmas bekannt. Der Plasmabogen wird zwischen
einem im Deckel vertikal angeordneten Plasmabrenner und einer im Boden eines Schmelzgefäßes
angeordneten Bodenelektrode gezündet.
[0006] Die Reduktion der Metalloxide findet in der Schlackenschicht statt, indem das schmelzflüssige
Oxid dem Lichtbogenplasmastrahl ausgesetzt wird, der ein Kohlenwasserstoffgas enthält,
und dieses schmelzflüssige Oxid durch die Zerfallsprodukte des Kohlenwasserstoffgases
reduziert wird.
[0007] Dieses bekannte Verfahren weist den Nachteil auf, daß die vom Plasmastrahl abgestrahlte
Wärmeenergie eine große Belastung für die Ofenauskleidung darstellt, da die stärkste
Wärmestrahlung senkrecht zur Achse des Plasmastrahles auftritt. Dies bedingt einerseits
eine Verkürzung der Ofenreise, d.h. der Betriebsdauer des Ofens von einer Ausmauerung
bis zur nächsten Ausmauerung der feuerfesten Auskleidung,und andererseits eine schlechte
Ausnützung der zugeführten Energie, da ein Großteil der Wärme, ohne am Erschmelzungsprozeß
beteiligt zu sein, von der Ofenausmauerung aufgenommen werden muß.
[0008] Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens zu schaffen, welche es ermöglichen, sowohl Roheisen und roheisenähnliche
Flüssigmetalle als auch Ferrolegierungen herzustellen, wobei nicht nur die Ofenausmauerung
vor einer zu großen Wärmebelastung durch den Plasmastrahl geschützt ist, sondern die
vom Plasmabrenner zugeführte Energie in möglichst großem Ausmaß dem Feinerz zu dessen
Erschmelzung und Reduzierung zur Verfügung steht. Weiters soll ein vorhergehendes
Agglomerieren des einzusetzenden Rohstoffes, d.h. des einzusetzenden Feinerzes vermieden
werden, so daß der diesbezügliche Aufwand entfallen kann.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Kombination folgender Merkmale gelöst:
- daß der Rohstoff in Form von feinteiligen Partikeln parallel zum Plasmastrahl und
diesen peripher umgebend von oben in das metallurgische Gefäß zugegeben wird,
- daß in das Gefäß von unten durch die Schmelze hindurch sauerstoffhältige Gase und
Kohlenstoff eingeblasen werden und
- daß in dem Gefäß eine, den Plasmastrahl in seiner gesamten Höhe und den Zuflußstrom
der Rohstoffpartikel peripher umgebende Schaumschlacke gebildet wird.
[0010] Die Schaumschlacke bewirkt einen effektvollen Schutz der Ofenausmauerung vor der
vom Plasmastrahl ausgehenden Wärmestrahlung. Die Ummantelung des Plasmastrahles durch
die eingesetzten feinteiligen Rohstoffpartikel läßt eine optimale Nutzung der Wärmestrahlung
des Plasmastrahles zu. Das Einblasen von Kohlenstoff von unten bewirkt, daß ein Austragen
des Kohlenstoffes vermieden wird. Die Zuführung des sauerstoffhältigen Gases von unten
vermeidet eine vorzeitige Zerstörung der Kathode durch den Sauerstoff.
[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird nach dem Einschmelzen der Rohstoffpartikel
die Zufuhr der Rohstoffpartikel eingestellt und lediglich sauerstoffhältiges Gas und/oder
Kohlenstoff von unten durch die Schmelze hindurch eingeblasen.
[0012] Eine Einrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens weist ein feuerfest
ausgekleidetes metallurgisches Gefäß und einen von oben nach unten gerichteten Plasmabrenner
auf, wobei im Boden des Gefäßes eine Gegenelektrode angeordnet ist, und ist dadurch
gekennzeichnet, daß der Plasmabrenner peripher von einem Mantel zur Bildung eines
den Plasmabrenner peripher umgebenden Zuführraumes für die feinteiligen Rohstoffpartikel
umgeben ist und daß im Boden des metallurgischen Gefäßes Düsen, vorzugsweise Manteldüsen,zur
Zufuhr von sauerstoffhältigem Gas und Kohlenstoff vorgesehen sind.
[0013] Die Erfindung ist nachfolgend anhand der Zeichnung an einem Ausführungsbeispiel näher
erläutert, wobei die Zeichnung ein metallurgisches Gefäß im Vertikalschnitt zeigt.
[0014] Der metallische Außenmantel 1 des metallurgischen Gefäßes 2 ist mit einer feuerfesten
Auskleidung 3 versehen. Das Gefäß 2 ist mit einem Deckel 4, der ebenfalls feuerfest
ausgekleidet ist, geschlossen. An den Deckel 4 schließt eine Abgasleitung 5 an. An
den Gefäßunterteil 6 schließt nach oben hin ein im wesentlichen vertikaler zylindrischer
Gefäßteil 7 an. Durch den Deckel 4 des Gefäßes 2 ragt in dessen Innenraum 8 ein vertikaler,
zentrisch im Gefäß 2 angeordneter Plasmabrenner 9. Im Boden 10 des Gefäßes 2 ist ebenfalls
zentral die Bodenelektrode 11 für den Plasmabrenner 9 eingesetzt.
[0015] Der Plasmabrenner 9 ist peripher von einem Mantel 12 umgeben, durch den ein den Plasmabrenner
9 umgebender Ringraum 13 gebildet wird, der zum Gefäßboden 10 hin offen ist. Dieser
Ringraum 13 kann auch von mehreren, den Plasmabrenner peripher umgebenden Aufblaslanzen
für die Rohstoffpartikel gebildet sein. Im Boden 10 des Gefäßes 2 sind Bodendüsen14,
die vorzugsweise als Manteldüsen ausgebildet sind, angeordnet, durch die Sauerstoff
und/oder Kohlenstoff in den Innenraum 8 des Gefäßes 2 eingeblasen wird.
[0016] Im Gefäßunterteil 6 sind ein Schlackenabstichloch 15 und ein Metallabstichloch 16
vorgesehen. Die im Gefäß befindliche Schlacke ist mit 17, das erschmolzene Metall
mit 18 und der Plasmastrahl mit 19 bezeichnet. Der den Plasmastrahl umgebende Rohstoffmantel
trägt das Bezugszeichen 20.
[0017] Nachfolgend ist die Funktion der Einrichtung beim Herstellen von Roheisen näher erläutert:
Eine erste Chargierung mit Feinerz und Schlackenbildnern erfolgt durch den Ringraum
(oder die eventuell statt ihm vorgesehenen Aufblaslanzen). Danach wird ein Plasmabogen
19 zwischen dem in vertikaler Richtung beweglichen (zur optimalen Einstellung der
Plasmabogenlänge) Plasmabrenner 9 und der wassergekühlten Bodenelektrode 11 gezündet
und der gegebenenfalls mit Feinkohle vermischte Einsatz durch die vom Plasmabogen
19 abgestrahlte Wärme aufgeschmolzen sowie mittels des mit ihm eingeblasenen Reduktionsgases
reduziert.
[0018] Nach Bildung eines Metallsumpfes 18 und einer Schlackenschicht 17 wird sowohl von
oben durch den Ringraum 13 (bzw. die Aufblaslanzen) zusätzlich zum Einsatz und Reduktionsgas
als auch von unten durch die Bodendüsen Sauerstoff und/oder Kohlenstoff eingedüst,
um eine Schaumschlacke aufzubauen.
[0019] Ein Schäumen der Schlacke ist nur möglich, wenn in der Schlacke ein ausreichender
Fe0-Gehalt und Kohlenstoffgehalt, in Form von elementarem Kohlenstoff bzw. kohlenstoffgesättigten
Metallspritzern, vorliegt. In diesem Fall reagiert der Kohlenstoff und der Sauerstoff
des Eisenoxides unter Bildung von Kohlenmonoxid. Diese Gasbildung führt zu einem Aufblähen
bzw. Schäumen der Schlacke. Darüber hinaus ist für das Schäumen der Schlacke eine
hinreichende Schlackenhöhe und entsprechende Schlackenviskosität erforderlich.
[0020] Der Kohlenstoff dient somit zur Reduktion, zur Heizung (durch Verbrennung mit Sauerstoff)
und zur Schäumung.
[0021] Ist die Einschmelzphase beendet, so wird die Feinerzzufuhr eingestellt, jedoch Sauerstoff
und/oder Kohlenstoff weiterhin durch die Bodendüsen 14 eingedüst. Der Prozeß in der
folgenden Fertigreduktionsphase wird nun so geführt, daß einerseits die gewünschte
Abstichtemperatur und andererseits ein geringer Metalloxidgehalt durch einen relativ
hohen Kohlenstoffüberschuß in der Schlacke 17 erreicht wird. Anschließend wird durch
das Schlackenabstichloch 15 abgeschlackt und durch das Metallabstichloch 16 abgestochen.
[0022] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zwischen einer Einschmelz- und Fertigreduktionsphase
unterschieden. Dementsprechend verändern sich auch die Schlackenzusammensetzungen.
Im folgenden sind Richtwerte der Schlackenanalyse für die Einschmelz- und Fertigschmelzphase
bei der Herstellung von roheisenähnlichem Flüssigmetall mit ca. 2 % Kohlenstoff in
einem basisch zugestellten Reduktionsreaktor angegeben.
[0023] Schlackenzusammensetzung in der Einschmelzphase:
30 bis 35 % FeO + Fe3O4
40 bis 45 % Ca0 + MnO
15 bis 20 % Si02
Rest P205, A1203, MgO u.a.
[0024] Schlackenzusammensetzung in der Fertigschmelzphase:
10 bis 15 % Gesamteisengehalt der Schlacke (das Eisen ist großteils in Form von FeO
an den Sauerstoff gebunden)
50 bis 55 % Ca0 + MnO
20 bis 25 % Si02
Rest P205, A1203, MgO u.a.
[0025] Neben der Zufuhr von elektrischer Energie durch den Plasmabrenner 9 wird ein Großteil
der benötigten Energie in Form von Kohlenstoff und Sauerstoff zugeführt (- es verbrennt
der Kohlenstoff mit dem Sauerstoff, wobei Energie frei wird -), wodurch es möglich
ist, auch hochschmelzende Legierungen, insbesondere hochschmelzende Ferrolegierungen,
kostengünstig herzustellen. Die oben dargelegten grundsätzlichen Überlegungen für
die Schlackenbildung gelten auch bei der Erzeugung von Ferrolegierungen. Dabei nimmt
jedoch der Eisenoxidgehalt ab, wogegen die Gehalte an Mn-, Cr-, W-Oxid u.a. zunehmen.
[0026] Die hohe, vom Plasmabrenner 9 erzeugte Temperatur ist vorwiegend in der Einschmelzphase
von besonderem Vorteil. Für einen möglichst wirtschaftlichen Ofenbetrieb ist es zweckmäßig,
daß nach dem Abstich ein Metallsumpf 18 im Schmelzgefäß 2 verbleibt; bei einer erneuten
Chargierung kann dann sofort mit dem Einblasen von Kohlenstoff und/oder Sauerstoff
(sowohl von unten als auch von oben) - als zusätzlicher Energieträger zum Plasmabrenner
9 - begonnen werden.
[0027] Neben den Vorteilen der optimalen Ausnutzung der vom Plasmastrahl 19 abgegebenen
Energie und der weitgehenden Schonung der Ofenauskleidung bietet das erfindungsgemäße
Verfahren auch die Möglichkeit, die Abgasmengen durch gezielte Prozeßführung (durch
geeignete Energiezufuhr durch den Plasmabrenner 9 sowie dosiertes Einblasen von Heiz-,
Reduktions- und Schäumgas) möglichst gering zu halten. Die heißen Abgase können zweckmäßig
zur Vorwärmung und/oder teilweisen Vorreduktion des eingesetzten Erzes verwendet werden.
1. Verfahren zur Herstellung von Metallen, insbesondere von flüssigem Roheisen, Stahlvormaterial
oder Ferrolegierungen, aus metalloxidhältigem Rohstoff, wobei der Rohstoff in einem
metallurgischen Gefäß (2) mittels mindestens eines, von oben nach unten gerichteten
Plasmabrenners (9) erschmolzen wird, gekennzeichnet durch die Kombination folgender
Merkmale:
- daß der Rohstoff in Form von feinteiligen Partikeln parallel zum Plasmastrahl (19)
und diesen peripher umgebend von oben in das metallurgische Gefäß (2) zugegeben wird,
- daß in das Gefäß (2) von unten durch die Schmelze (18) hindurch sauerstoffhältige
Gase und Kohlenstoff eingeblasen werden und
- daß in dem Gefäß (2) eine, den Plasmastrahl (19) in seiner gesamten Höhe und den
Zuflußstrom (20) der Rohstoffpartikel peripher umgebende Schaumschlacke (17) gebildet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Einschmelzen der
Rohstoffpartikel die Zufuhr der Rohstoffpartikel eingestellt und lediglich sauerstoffhältiges
Gas und/oder Kohlenstoff von unten durch die Schmelze (18) hindurch eingeblasen wird.
3. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 oder 2, mit einem
feuerfest ausgekleideten metallurgischen Gefäß (2) und einem von oben nach unten gerichteten
Plasmabrenner (9), wobei im Boden (10) des Gefäßes (2) eine Gegenelektrode (11) angeordnet
ist, dadurch gekennzeichnet, daß der Plasmabrenner (9) peripher von einem Mantel zur
Bildung eines den Plasmabrenner (9) peripher umgebenden Zuführraumes (13) für die
feinteiligen Rohstoffpartikel umgeben ist und daß im Boden des metallurgischen Gefäßes
Düsen (14), vorzugsweise Manteldüsen, zur Zufuhr von sauerstoffhältigem Gas und Kohlenstoff
vorgesehen sind.
4. Einrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Zuführraum (13) von
mehreren, den Plasmabrenner (9) peripher umgebenden Aufblaslanzen gebildet ist.