[0001] Die Erfindung liegt im Gebiet der Erzeugnisfertigung, bei der die Erzeugnisse in
Schuppenströme geordnet fortbewegt werden und betrifft eine Vorrichtung zur Entnahme
und Wegförderung eines Probeexemplars aus einem solchen Schuppenstrom.
[0002] Die Herstellung von Produkten bedingt normalerweise eine Ueberwachung der Produktion,
bei der Stichproben aus dem Produktestrom entnommen werden müssen. Aus dem ungeordneten
Produktestrom können Probeexemplare meist ohne spezielle Beschränkungen entnommen
werden; im geordneten Produktestrom sind die Freiheitsgrade für den Entnahmevorgang
stark vermindert, und es müssen zum Teil schwer erfüllbare Bedingungen eingehalten
werden, um die Ordnung im Produktestrom bei der Probeentnahme nicht zu stören. Dies
ist besondes bei schnellaufenden Produktionsprozessen der Fall, bei denen eine Zwischenpufferung
wegen des grossen Durchsatzes ausgeschlossen ist und dadurch eine strenge Synchronizität
eingehalten werden muss. Der Transport der Halb-und Fertig-Erzeugnisse von Station
zu Station ist dabei dem Arbeitstakt streng unterstellt, und tritt in einem dieser
Abschnitte - ein geordneter Produktstrom ist hier vorausgesetzt - eine Störung der
Ordnung ein, so wird diese mit der vom Arbeitstakt des Prozesses geprägten Geschwindigkeit
weiterbefördert bis zur Stelle, an der diese Störung einen ersten Materialstau verursacht.
Erfahrungsgemäss dauert dies nur einige Sekunden, und es ist nötig, den Prozess temporär
stillzulegen, um die nun kumulierte Folgestörung zu beheben.
[0003] In Schuppenströmen bei der Herstellung von Druckerzeugnissen ist eine Ordnung etabliert,
die ein Einzelgreifen der Erzeugnisse ermöglicht. Störungen in der Formation beziehungsweise
der Ordnung des Schuppenstromes gefährden die Koinzidenz und können zu vehementen
Aufstauungen des Materials führen. Das Eingreifen in schnellaufende Schuppenströme
ist also 'ixmer ein kritischer Vorgang.
[0004] Beispielsweise im Rotationsdruck, wo ein Durchsatz von 50 - 100.000 Exemplaren pro
Stunde üblich ist, ergibt sich folgendes Problem: Eine Stichprobenentnahme soll möglichst
rasch nach dem Druck des Exemplars möglich sein, aber in den Schuppenstrom zwischen
Ablage und Einzelaufgreifen, als kritischem Prozessabschnitt, soll trotzdem möglichst
nicht eingegriffen werden. Das führt dazu, dass die Stichprobe aus einem weniger kritischen
Prozessabschnitt entnommen wird.
[0005] Bei derartigen Produktionsgeschwindigkeiten müssen auftretende Herstellungsmängel
- will man nicht Tausende fehlerhafte Exemplare erhalten - frühzeitig entdeckt und
korrigiert werden. Es ist also erwünscht, die Zeit zwischen Herstellung eines Einzelerzeugnisses
und dessen Begutachtung zu minimieren.
[0006] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung anzugeben, mit der in einen
losen Schuppenstrom auch bei hoher Stromgeschwindigkeit ohne Verursachen von Störungen
eingegriffen werden kann, um ein Probeexemplar daraus zu entnehmen. Es ist weiter
Aufgabe der Erfindung, die Vorrichtung so auszugestalten, dass die entnommene.Stichprobe
an einen beliebigen Ort zur Beurteilung transportiert werden kann.
[0007] Die Vorrichtung soll durch ihre Ausgestaltung die Einsatzmöglichkeit am Schuppenstrom
und einen raschen Stichprobentransport über gegebene topologische Verhältnisse so
ermöglichen, dass die Zeit zwischen Herstellung und Beurteilung des Produktes gegenüber
den heute bekannten Stichprobenentnahmen deutlich verringert wird.
[0008] Schliesslich ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Betrieb der Vorrichtung
anzugeben, mit welchem die Sicherheit des Entnahmeprozesses auch bei Streuungen innerhalb
der Schuppenformation aufrechterhalten bleibt.
[0009] Die Aufgabe der Erfindung wird durch die im kennzeichnenden Teil des Vorrichtungs-
und des Verfahrensanspruchs angegebene Erfindung gelöst.
[0010] Mit Hilfe der nachfolgenden Figuren wird die Erfindung eingehend beschrieben. Es
zeigen:
Figur 1 ein Beispiel aus der Druckereitechnik, wie ein Schuppenstrom von flächigen
Erzeugnissen entsteht;
Figur 2 vereinfacht schematisch dargestellt die Vorrichtung gemäss Erfindung an einem
Schuppenstrom eingesetzt;
Figur 3a und b eine detaillierte Ausführungsform der Greifeinrichtung;
Figur 4 in detaillierter Darstellung die Arbeitsweise der Vorrichtung bei der Entnahme
eines Probeexemplars aus dem Schuppenstrom;
Figur 5 eine Zyklusdarstellung der Vorbereitung zur Entnahme und des Entnahmevorgangs
gemäss Figur 4;
Figur 6 einen Ausschnitt der Transportkette, wie sie in der Vorrichtung gemäss Erfindung
verwendet wird.
[0011] In Figur 1 ist ein Teil des gesamten Herstellungsprozesses flächiger Erzeugnisse,
mit dem die Vorrichtung gemäss Erfindung in Kooperation gebracht wird, kurz und schematisch
dargestellt. In diesem Beispiel handelt es sich um ein Druckerzeugnis, beispielsweise
eine Zeitung, und um den Teilbereich Falten, Schneiden, Ablegen und Wegfördern der
druckfrischen Zeitungen. Wie bekannt, wird die bedruckte Papierbahn P über einen Trichter
8 erstmals gefaltet, mittels eines Schneidzylinders 7 zerteilt und zwischen Falzzylindern
5, 6 wieder gefaltet und schliesslich durch einen Ablegestern 3 in einen durch Ablege-
und Wegführ-Geschwindigkeit formierten Schuppenstrom 1 überführt. In diesem Beispiel
ist eine Falzauslage mit zwei Falzvorgängen gezeigt.
[0012] Der Schuppenstrom 1 bewegt sich vom Ablegestern weg in verhältnismässig hoher Geschwindigkeit
zu Stationen für weitere Verarbeitungsschritte, und an dieser Stelle ist es durch
die Umsetzung eines kontinuierlichen Materialstromes mit Hilfe der Schneideinrichtung
in einen diskontinuierlichen erstmals möglich, den Herstellungsprozess durch Probenahmen
zu begutachten. Es ist damit auch der früheste Prozesszeitpunkt, um beispielsweise
regelnd eingreifen zu können - bei schnellaufenden Herstellungsprozessen natürlich
ein wichtiger Aspekt.
[0013] Soll nun in naher Umgebung des Ablegesterns bei hoher Fördergeschwindigkeit ein Probeexemplar
aus dem Schuppenstrom derart entnommen werden, dass die Formation nicht wesentlich
verändert wird, so bedingt dies eine entsprechend präzise Koordination im Entnahmevorgang.
Zwischen dem Schuppenstrom und der Greifeinrichtung darf nur in einem bestimmten Moment
eine Kräftekopplung stattfinden, nämlich bei der Entnahme des Probeexemplars, in anderen
Zeitpunkten besteht zwischen der Entnahmevorrichtung und dem Materialfluss keine Wirkverbindung.
[0014] Eine schematische Darstellung der Entnahme- und Wegförder-Vorrichtung ist in Figur
2 gezeigt. Auf einem Förderband V läuft der Schuppenstrom 1 in Pfeilrichtung S unter
der Vorrichtung durch. In einer noch zu definierenden Ruhestellung steht eine Greifeinrichtung
25 oberhalb des Schuppenstroms, eine zweite Greifeinrichtung 25' befindet sich gleichzeitig
an der Abgabestelle eines Zielortes. Weiterhin ist ein Fangfeders
panner 26 angegeben, welcher den mechanischen Entnahmeprozess einleitet. Positionsdektoren
27
H und 27
L liefern Information ab der Förderkette 23, ein--Tachogeber 29 solche von dem den
Schuppenstrom antreibenden Förderband, und schliesslich gibt ein Zuordnungsdetektor
28 Information bezüglich eines zur Entnahme aus dem Schuppenstrom vorgesehenen Exemplars.
Verfahrensmässig läuft dies beispielsweise folgendermassen ab:
Nach Betätigung einer Starttaste am Zielort, welcher Zielort in beträchtlichem Abstand
vom Entnahmeort sein kann, wird die Greifeinrichtung 25 mit Hilfe des Fangfederspanners
26 in Bereitsschaftsstellung gebracht. Gleichzeitig "erfasst" der Zuordnungsdetektor
28 ein Exemplar aus dem Schuppenstrom; mit anderen Worten, der Zuordnungsdetektor
meldet den Durchgang eines Exemplars (von vielen) dem in Bereitschaft stehenden Greifer.
Ein Tachogeber 29 verfolgt den weiteren Verlauf des erfassten Exemplars zur Greifeinrichtung
25 hin. Zu einem vorbestimmten Zeitpunkt gibt der Fangfederspanner 26 den Greifvorgang
der Greifeinrichtung 25 frei, und das nun mechanisch durch Greifer erfasste Probeexemplar
wird mit hoher Geschwindigkeit sorgfältig aus der Schuppenformation herausgelöst und
mit unvermindertem Tempo an den Zielort transportiert. Die sich am Zielort befindende
Greifeinrichtung 25' nimmt den Platz des vorher aktiven Greifers 25 ein, und mittels
der Starttaste kann dann wieder ein weiterer Entnahmevorgang ausgelöst werden. Feinheiten
im Verfahren und in der Ausbildung der Vorrichtungsteile werden nun im Zusammenhang
mit den folgenden Figuren erläutert.
[0015] Eine Ausführungsform der Greifeinrichtung 25 ist in den Figuren 3a und b dargestellt.
Das Funktionieren des Greifers wird im Zusammenhang mit Figur 4 im einzelnen erklärt.
Der Greifer 25 muss rasch und präzise arbeiten und aus dem Schuppenstrom ein Probeexemplar
sicher packen können. Er ist im wesentlichen zusammengebaut aus einer Fangfeder 30,
einer Greiffeder 32 mit einem die Elastizität verbessernden Spiralteil 32', einer
Gegenfeder 31 mit einer Halterung 31', einem die Greiffeder 32 bewegenden (aufspannenden)
Spannhebel 34, dieser Spannhebel 34 wird über eine Spannhebelrolle 35 von einer nicht
dargestellten Kulisse betätigt, sowie beispielsweise zwei Distanzwellen 36, die zwei
Greiferwangen 33 beabstandet zusammenhalten. Die Greifeinrichtung 25 ist an einer
Förderkette 23 mit mehreren räumlichen Freiheitsgraden befestigt. Die gezeigte Ausführungsform
zeigt zwei solche Förderketten 23, wie dies in Figur 3b zu sehen ist.
[0016] Diese Figur zeigt die Greifeinrichtung 25 von oben gesehen. Beidseitig eingespannt
an je eine in 3-Dimensionen bewegbare Förderkette 23 ist der Greifer in der Lage,
auch schwierige Topographien zu überwinden. Man erkennt wieder die schaufelartige
Fangfeder 30, an der durch die eine Distanzwelle 36 verdeckt die Greiffedern 31, 32
anschliessen. Der Spannhebel 34 für die Greiffeder 32 trägt leicht abgewinkelt und
mittig angeordnet die Spannhebelrolle 35. Die entsprechenden Dimensionierungen sind
durch das zu manipulierende Erzeugnis gegeben. Für kleine und leichte Produkte mit
einer entsprechend klein gebauten Greifeinrichtung reicht eine symmetrisch zur Mitte
des Greifers angeordnete Förderkette aus. Ein Vorteil, der daraus entsteht, ist die
beliebige Verdrehbarkeit um die Förderkettenlängsachse während der Ueberwindung topologisch
schwieriger Transportwege.
[0017] Figur 4 zeigt nun die Arbeitsweise der Vorrichtung während der Entnahme eines Probeexemplars
aus dem Schuppenstrom. Man sieht als Kreis angedeutet die Bahn eines in der Distanzwelle
36 der Federspirale 32' sich befindenden Punktes, der in Richtung Z
z um eine Umlenkrolle 22 bewegt wird. Der Greifer 25 ist in zwei verschiedenen Arbeitspositionen
gezeichnet, die Fangfeder 30 in drei verschiedenen Arbeitspositionen 30
1, 30
2, 30
3. Solange vom Zielort keine Meldung eintrifft, um ein Probeexemplar zu entnehmen,
befindet sich der Greifer 25 in einer Ruhestellung R. Beim Drücken einer sich am Zielort
befindenden Startvorrichtung, beispielsweise eine Starttaste, wird der Greifer 25
in eine Bereitschaftsstellung B überführt. Dabei kommt die Fangfeder 30
1 in eine Vorspannung, in der sie auf einen Untersteller 26' des Fangfederspanners
26 in Biegestellung zum Aufliegen kommt, gleichzeitig spannt der Spannhebel 34 die
Greiffeder 32
1, 32
2 auf.Die in Bereitschaft gebrachte und unter Federspannung stehende Fangfeder 30
2 dient, sobald sie in ihre (beinahe) entspannte Lage zurückkommt, als Aufnehmer eines
Probeexemplars. Während die Greifeinrichtung 25 beispielsweise im Schleichgang in
die Bereitschaftsstellung B übergeht, hat durch denselben Auslösevorgang am Zielort
der Zuordnungsdetektor 28 am Zeitpunkt T
0 ein Probeexemplar E
o elektronisch "erfasst". Das Probeexemplar wird in der Schuppenformation weitertransportiert,
bis am Zeitpunkt T der Fangfederspanner 26 den Untersteller 26' unter der Fangfeder
30
2 wegzieht, und es knapp vor dem mit der Falzseite auf die Greifeinrichtung 25 zulaufenden
Probeexemplar E
o zum Einschlag kommt. Dies geschieht durch die Vorspannung der Fangfeder 30 ziemlich
plötzlich, ein Teil der Schuppenformation läuft über die als Aufnehmer funktionierende
Fangfeder 30
3 auf den geöffneten Greifer zu. Hat das nun mit E
1 bezeichnete Probeexemplar am Zeitpunkt T
F eine Lage innerhalb der durch Greif- und Gegenfeder 32
2,31 gebildeten Greifer erreicht, so schliesst der offene Greifer und zieht unter Beschleunigung
der Greifvorrichtung in Richtung Z das Probeexemplar aus der Schuppenformation heraus.
Die Beschleunigung muss relativ und in gleicher Richtung zum in Richtung S laufenden
Schuppenstrom so gross sein, dass die Trägheitskräfte der in Haft- und Gleitreibkontakt
mit dem Probeexemplar E stehenden Exemplare grösser sind als diese genannten Reibkräfte.
Beschleunigungswerte, bei denen zwischen 300 bis 800 ms eine Fördergeschwindigkeit
von 4 ms
-1 erreicht wird, sind bei Zeitungspapier ausreichend. Der Schuppenstrom fördert dabei
60.000 bis 80.000 Exemplare/h mit einem Schuppenabstand von ca. 80 mm.
[0018] Die Verfahrensmerkmale zum Betrieb der Vorrichtung werden nun mit Hilfe von Figur
5 erklärt. In dieser Figur sind auf horizontalen Zeitachsen die Zykluszeiten des Zuordnungsdetektors
28, zweier elektronischer Zähler C
1 und C
2 sowie die
Greif- und Fangfeder 30,32 der Greifeinrichtung 25 und des Unterstellers 26' des Fangfederspanners
26 eingezeichnet. Auf der untersten Zeitachse sind die geschwindigkeitsabhängigen
Impulse des Tachogebers 29 zwischen zwei Exemplarimpulsen des Zuordnungsdetektors
28 eingezeichnet. Damit soll lediglich gezeigt werden, wie ein einmal "erfasstes"
Einzelexemplar auf seinem Weg zum Greifer hin weiterverfolgt wird. Der Greif- und
Fördervorgang kann durch einen am Zielort ausgelösten Startimpuls in Gang gesetzt
werden, wie dies im vorliegenden Beispiel der Fall ist. Der Zuordnungsdetektor 28
"erfasst" aus dem Schuppenstrom jedes einzelne Exemplar; solange durch einen Startimpuls
kein Befehl zur Weiterverfolgung eines bestimmten Exemplars gegeben wird, werden die
durchlaufenden Exemplare nach der kurzen Impulszeit jeweils wieder vergessen. Der
Startimpuls bewirkt nun am Zeitpunkt T
o das "Erfassen" und Weiterverfolgen des zu extrahierenden Probeexemplars mittels eines
Zählers C
1, der, an diesem Punkt eingeschaltet, die Tachogeberimpulse bis zum Einschlag der
Fangfeder am Punkt T (siehe auch Figur 4) zählt, an welchem Punkt der Zähler C
1 das Abziehen des Unterstellers 26' und, in diesem Beispiel, das Einschalten eines
weiteren Zählers C
2 bewirkt. Letzterer zählt so viele Tachogeberimpulse, wie nötig sind, bis das auf
die Fangklammer auflaufende Probeexemplar sich am Punkt T im Bereich der Greiferfedern
31 und 32 befindet. Zum Zeitpunkt T
0 kann vorgängig die Greiffeder 32 mittels des Spannhebels 34 aufgespannt werden. Das
Aufspannen kann aber auch erfolgen, wenn die Greifeinrichtung 25 in Bereitschaft gebracht
wird.
[0019] Erreicht nun das Probeexemplar mit der am Zeitpunkt T
o abgetasteten Falzkante den abgezählten Zeitpunkt T
F, so bewirkt der Zähler ein Schliessen der Greifer 31, 32 und löst den vorher erwähnten
Beschleunigungsvorgang aus, um das nun auch mechanisch erfasste Probeexemplar aus
der Schuppenformation herauszuziehen.
[0020] Wie schon erwähnt, wird nach dem Extraktionsbeschleunigen das Probeexemplar mit der
durch diesen Vorgang erreichten Geschwindigkeit zum Zielort weiterbefördert; eine
zweite, sich vorher am Zielort befindliche Greifeinrichtung 25' wird dabei gleichzeitig
zum Schuppenstrom zurückgebracht. Selbstverständlich können auf der Gesamtlänge der
Förderkette 23 weitere Greifeinrichtungen 25" etc. angeordnet sein, ebenso ist es
möglich, für eine Greifeinrichtung mehr als einen Zielort vorzusehen. So könnte ein
Startimpuls, aus dem Redaktionsbüro einer Zeitung kommend, das Probeexemplar dorthin
leiten, wogegen normalerweise der Drucker zur Ueberwachung des Druckes die Probeexemplare
bei sich als Zielort anhalten lässt.
[0021] Die genannten Durchsatzleistungen um die 10
5 Expl.h
1 gehören heute schon zum guten Standard und dürften, damit ist zu rechnen, stetig
erhöht werden. Die Extraktionsbeschleunigung für die Probeexemplare muss deshalb dieser
Entwicklung angepasst werden können. Die nachfolgend beschriebene spezielle Ausführungsform
der Erfindung trägt dieser Entwicklung Rechnung.
[0022] Bei Beschleunigung der trägen Masse treten je nach Grad der Impulsänderung grosse
kinetische Kräfte auf. Bei der angegebenen Erfindung müssen diese Kräfte vom Kraftantrieb
über die Transportkette 23 zur Greifeinrichtung gebracht werden. Eine möglichst hohe
Starrheit in diesem Systemteil ist damit erforderlich und erwünscht; es sollen der
Beschleuni- . gung entgegenwirkende Faktoren wie (Seil-)Dehnung und (Seil-)Rutschen
minimal sein, ohne dass andererseits die schon genannten Fördereigenschaften der Transportkette
zur Ueberwindung schwieriger Topographien eingeschränkt werden. Diese Bedingungen
werden erfüllt bei der Verwendung eines gegliederten Seiles gemäss CH-Patentschrift
538 065 als Transportkette 23.
[0023] Figur 6 zeigt einen Ausschnitt dieser Transportkette, wie sie auch im Zusammenhang
mit der in Figur 3b gezeigten Greifeinrichtung zu sehen ist. Die Kettenglieder 60
beste- hen aus bspw, verschraubbaren Stöpsel/Buchsen mit Stöpselsitz 61, der verschwenkbar
in der Steckbuchse 65 eines Nachbarkettengliedes eingepasst ist. Eine Arretiermanschette
62 verhindert das Trennen der Stöpselverbindung bei Zugbelastung. Zwei miteinander
verbundene Kettenglieder sind frei um ihre Verbindung gegeneinander verdrehbar und
können bis zu einem durch die Konstruktion begrenzten Winkel verschwenkt werden. Bei
vollem Verschwenken und gleichzeitigem Drehen ist eine Bewegungsfreiheit mit der Hüllkurve
eines Kegels gegeben. Der Stöpselsitz 61 ist ein Gleitsitz, das heisst, die fertigmontierte
Kette weist bei grosser Beweglichkeit keine Lose auf und die Dehnbarkeit ist lediglich
durch die Art des verwendeten Materials gegeben. Bei Polypropylen mit guten Gleiteigenschaften
und grosser Zähigkeit weisen auch längere Transportketten keine störende Dehnung auf.
[0024] Jedes Kettenglied weist einen Konvexsitz 66, hier teilkugelförmig mit dem Radius
R auf. Die sphärische Form ist durch zwei gestrichelte Kreise hervorgehoben; der grössere
Kreis dient lediglich zur besseren Heraushebung dieses Charakteristikums. Weiter eingezeichnet
ist ein Pfeil, der mit N eine Normal- bzw. Anpresskraft und mit Z bezeichnet eine
Zugkraft angeben soll. Der Konvexsitz kommt auf den Umlenk-und Antriebsrollen 22 in
einen dort eingearbeiteten Konkavsitz zu liegen (dieser ist nicht dargestellt) und
die so gebildete, temporär formschlüssige Verbindung des mit der Kraft N in den Konkavsitz
der Antriebsrolle gepressten Konvexsitzes 66 in Zugrichtung Z ist völlig schlupffrei
und eignet sich deshalb vorzüglich, zusammen mit der vernachlässigbaren Dehnung, für
hohe Beschleunigungen. Dabei ist eine gliedrige Beweglichkeit für rasch aufeinanderfolgende
Umlenkungen trotzdem vorhanden, gegebenenfalls auch mehrmals um die Kettenachse. Die
sphärische Ausbildung des Konvexsitzes taugt wegen ihrer Symmetrie in beiden Zugrichtungen
gleichermassen. Ist nur eine Zugrichtung vorgesehen, können Ausbildungen mit die Kräfte
in Zugrichtung favorisierenden Flanken vorgesehen werden. Die dadurch bedingte Asymmetrie
muss jedoch, wegen der Drehbeweglichkeit der Kettenglieder zueinander, in Achsrichtung
rotationssymmetrisch sein.
[0025] An einem oder mehreren der Kettenglieder 60 kann die Greifeinrichtung wie in Figur
3b gezeigt mit beispielsweise einer Befestigung 68 gemäss Figur 6 fixiert werden.
[0026] Die Verwendung der sogenannten 3-D-Kette, wie sie oben beschrieben wurde, erlaubt
einen Transport über schwierigste Bahnverläufe. Sobald eine Greifeinrichtung in der
Ruheposition R über dem Schuppenstrom detektiert wird, kann durch den Startimpuls
an einem der Zielorte der Entnahmevorgang wieder neu ausgelöst werden.
[0027] Die Vorrichtung gemäss Erfindung lässt sich überall dort einsetzen, wo flächige Erzeugnisse
in diskreter Form, also seriell in Bewegung gebracht sind. Die Schuppenformation ist
keine zwingende Voraussetzung, obwohl diese vorzugsweise mit der Vorrichtung bearbeitet
wird. Mit dem Verfahren gemäss Erfindung, nämlich: Detektieren, Zuordnen, Fangfedereinschlag,
Greifen und Wegziehen können auch lose und nacheinander zirkulierende Exemplare aufgenommen
beziehungsweise erfasst und an einen Zielort befördert werden.
[0028] Im Gebiet der Druckerei darf durch Anwendung der Erfindung mit einer Verkürzung der
Entnahme/Beurteilungszeit um einen Faktor zwischen 10 und 20 gerechnet werden. Bei
Durchsatzleistungen von 90.000 Exemplaren/h können pro Sekunde 25 mangelhafte oder
gar fehlerhafte Exemplare anfaIL en. Bei solchen Leistungen ist eine Probeentnahme
nahe dem Produktionsprozess und eine hochgeschwinde Wegförderung ein wesentlicher
Unkosten verhindernder Faktor.
Referenzzeichen / Benennung
[0029]
P bedruckte Papierbahn
1 Schuppenstrom
3 Ablegestern
5)
6) Falzzylinder
7 Schneidezylinder
8 Trichter
20 Fördereinrichtung
22 Umlenkrollen
23 Förderkette
25,25' Greifeinrichtung
26 Fangfederspanner
26' Untersteller
27H,27L Positionsdetektoren
28 Zuordnungsdetektor
29 Tachogeber
30 Fangfeder
31 Gegenfeder 31' Halterung
32 Greiffeder 32' Spiralteil
33 Greiferwange
34 Spannhebel
35 Spannhebelrolle
A Auflage der Federzunge
30Index) verschiedene Arbeitsstellungen
32lndex) der Greiferfedern
E Probeexemplar "erfasstes"
1. Vorrichtung zur Entnahme und Wegförderung eines Probeexemplars aus einem geordneten
Materialstrom von Druckerzeugnissen mit Kraftantrieb, Transportkette und Umlenkrollen,
gekennzeichnet durch eine in (unmittelbarer) Nähe des Materialstroms angeordnete Umlenkrolle
(22), mindestens eine an der Transportkette (23) angeordnete Greifeinrichtung (25)
mit einer Fangfeder, einen mit der Fangfeder (30) in Wirkverbindung bringbaren Fangfederspanner
(26) und die Greifeinrichtung (25) und Fangfederspanner (26) mitsteuernde Mittel (28,
29) zur Detektion einzelner Erzeugnisse und deren Geschwindigkeit.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem die Greifeinrichtung
(25) und Fangfederspanner (26) mitsteuernden Mittel, einem Zuordnungsdetektor (28)
und einem Tachogeber (29) Impulszähleinrichtungen (C und C2) vorgesehen sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Fangfeder
(30) am Fangfederspanner (26) durch einen steuerbaren Untersteller (26') in Vorspannung
bringbar ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass im Abstand
der in Nähe vom Materialstrom angeordneten Greifeinrichtung 25 zum Zielort eine zweite
Greifeinrichtung 25' vorgesehen ist.
5. Verfahren zum Betrieb der Vorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch folgende
Verfahrensschritte:
- Detektieren eines diskreten Materialstroms flächiger Erzeugnisse
- Zuordnen eines Probeexemplars der flächigen Erzeugnisse aus dem detektierten Materialstrom
an eine Auslenkeinrichtung
- Auslenken des flächigen Probeexemplars in eine offenstehende Greifeinrichtung
- Betätigen der Greifeinrichtung zur Fixierung des Probeexemplars und anschliessende
Beschleunigung desselben unter Bildung eines kontinuierlich zunehmenden Bahnwinkels
zwischen der Materialstromlängsachse und einem die Bahn beschreibenden Punkt auf der
Frontkante des flächigen Probeexemplars.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das beschleunigte Probeexemplar
mit ungefähr der am Ende der Beschleunigungsphase erreichten Geschwindigkeit zum Zielort
weitertransportiert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Detektieren
und Zuordnen durch Zählung von materialstromgeschwindigkeitabhängigen Impulsen eine
erste Laufstrecke für das Probeexemplar festgelegt wird, bei deren Erreichen die Fangfeder
der Auslenkeinrichtung zum Einschlag gebracht wird, und anschliessend durch Zählung
weiterer materialstromgeschwindigkeitabhängiger Impulse eine zweite Laufstrecke für
dasselbe Probeexemplar. festgelegt wird, bei deren Erreichen die Greifeinrichtung
betätigt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Zuordnung
eines Probeexemplars aus dem Materialstrom durch eine am Zielort angeordnete Einrichtung
ausgelöst werden kann.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Zuordnung eines Probeexemplars
aus dem Materialstrom aus einem von mehreren Zielorten ausgelöst werden kann.
10. Verwendung von ineinandergestöpselten Kettengliedern (60), mit Stöpselsitz (61)
in Buchsen (65) und mit gegen-Zugbelastung gesicherten Arretiermanschetten (62), wobei
ein Teil eines Kettengliedes (60) als Konvexsitz (66) ausgebildet ist, als Förderkette
(23) in der Vorrichtung nach Anspruch 1.
11. Verwendung einer Förderkette gemäss Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass
die Förderkettenglieder (60) einen sphärischen Konvexsitz (66) aufweisen.
12. Verwendung einer Förderkette gemäss Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass
die Förderkettenglieder einen asphärischen Konvexsitz (66) aufweisen.