(19)
(11) EP 0 116 717 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
29.08.1984  Patentblatt  1984/35

(21) Anmeldenummer: 83112958.0

(22) Anmeldetag:  22.12.1983
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3D06Q 1/02, D04C 1/04, D06C 23/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 23.12.1982 DE 3247690

(71) Anmelder: Mechanische Gardinenweberei Gerhard Siemko
D-8560 Kulmbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Siemko, Gerhard
    D-8560 Kulmbach (DE)

(74) Vertreter: LOUIS, PÖHLAU, LOHRENTZ & SEGETH 
Postfach 3055
90014 Nürnberg
90014 Nürnberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung eines Dekorationsstoffes, insbesondere Gardinenstoffes


    (57) Es werden Dekorationsstoffe (1), insbesondere Gardinenstoffe vorgeschalgen, die zumindest teilweise aus Kunstfasern (5) bestehen, und bei denen die Musterung durch bereichsweises vollständiges oder teilweises Ausätzen (2) der Kunstfasern gebildet ist. Zur Herstellung dieser Musterung wird ein Verfahren angewendet, bei welchem die entsprechende Stoffbahn in Form der gewünschten Musterung mit einer ätzenden Paste bedruckt wird, wobei als Ätzmittel eine gegebenenfalls verdünnte Alkali- oder Erdalkali-Lauge verwendet wird.
    im gleichen Arbeitsgang werden um die Ränder (3) der auszuätzenden Bereiche (2) sowie beim gezeigten Ausführungsbeispiel getrennt hiervon in Form eines einen Stiel andeutenden Striches (4) eine Kunststoffpaste, Z.B. ein Polyurethan, aufgedruckt.
    Das ätzende Mittel wirktbei einer Temperatur von wenigstens 50°C vorzugsweise etwa 150°C auf die Stoffbahn ein.
    Gleichzeitig wird der Kunststoff gehärtet.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft Dekorationsstoffe, insbesondere Gardinenstoffe, die zumindest teilweise aus Kunstfasern bestehen. Außerdem befaßt sie sich mit einem Verfahren zur Herstellung entsprechender Dekorationsstoffe, bei welchem ein ätzendes Mittel entsprechend dem gewünschten Muster auf die Stoffbahn bereichsweise aufgedruckt und nach einer zum Ausätzen der Fasern ausreichenden zeit das Mittel mit den ausgeätzten Faserbestandteilen ausgewaschen wird.

    [0002] Bei aus verschiedenen Fasern bestehenden Stoffen oder bei Stoffen, die rein aus Naturfasern hergestellt sind, ist es bekannt, Muster spezieller Art dadurch zu erzeugen; daß die Naturfasern bereichsweise ausgeätzt werden, was beispielsweise unter Verwendung von Druckpasten mit einem entsprechenden Säureanteil geschieht.

    [0003] Besteht der Dekorationsstoff lediglich aus Naturfasern, ergibt sich während des Ätzvorganges eine vollständige Durchbrechung. Ist der Dekorationsstoff dagegen aus einer Mischung aus Natur- und Kunstfasern hergestellt, bleiben die Kunstfasern stehen und es werden nur die Naturfasern ausgeätzt. Derartige Stoffe sind als sogenannte "Ausbrenner" bekannt. Dabei ist eine Grundüberlegung die, daß bei solchen Ausbrennern stets die Kunstfasern unbeschädigt oder weitgehend unbeschädigt erhalten bleiben, während die Druckpaste als ätzendes Mittel die Naturfasern angreift. Es galt bisher als unmöglich, sogenannte "Ausbrenner"-Dekorationsstoffe bzw. Vorhangstoffe herzustellen, die rein aus Kunstfasern bestanden oder bei entsprechendem KunstfaserAnteil ein durch vollständige Ausätzung gebildetes Muster besaßen, obwohl es unter Berücksichtigung der Bedürfnisse im Haushalt, vor allem der Wascheigenschaften, für die Verwender sehr angenehm wäre, wenn "Ausbrenner" mit hohem Kunstfaseranteil oder rein aus Kunstfasern auf dem Markt wären. Lediglich bei Verwendung eines entsprechend hohen Kunstfasern-Anteils ist es nämlich möglich, beispielsweise Gardinen in der jetzt üblichen Weise zu waschen und noch feucht aufzuhängen, ohne daß es erforderlich wäre, die Gardinen zu bügeln.

    [0004] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, hier Abhilfe zu schaffen, was dadurch erreicht wird, daß ein Dekorationsstoff vorgeschlagen wird, der sich erfindungsgemäß dadurch auszeichnet, daß er eine durch bereichsweises vollständiges oder teil-weises Ausätzen seiner Fasern, also auch der Kunstfasern, gebildete Musterung aufweist. Es wird also erstmals ein sogenannter "Ausbrenner" vorgeschlagen, bei dem nicht nur die Naturfasern.sondern auch - oder nur - die Kunstfasern ausgeätzt sind, was bisher als nicht durchführbar galt: Man erhält so ein neues, in seinen Gebrauchseigenschaften den bisher bekannten "Ausbrennern" teilweise ganz erheblich überlegenes Produkt.

    [0005] Vorteilhafterweise werden als Kunstfasern Polyester-oder Acrylfasern verwendet.

    [0006] Gegenstand der Erfindung ist nicht nur ein neuer Dekorationsstoff, sondern insbesondere auch ein günstiges Verfahren zu dessen Herstellung, wobei das Verfahren eine einfache Fertigung mit ausreichender Geschwindigkeit ermöglichen soll. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, daß bei den bekannten Ausbrenner-Verfahren die Muster dadurch erzeugt werden, daß fauf die Stoffbahn mittels einer ätzenden Paste ein entsprechendes Muster aufgedruckt wird. Die Paste läßt man dann eine gewisse Zeit auf die Stoffbahn einwirken und wäscht sie anschließend aus, wobei gleichzeitig auch die angelösten bzw. angeätzten Faserbestandteile mit ausgewaschen werden. Derartige Verfahren haben sich in der Praxis als recht vorteilhaft erwiesen, weshalb der Erfindung die Aufgabe zugrundeliegt, ein ähnliches Verfahren vorzuschlagen, welches für die Anwendung auf Kunstfasern, d.h. das "Ausbrennen" von Kunstfasern aus Stoffen geeignet ist.

    [0007] Dieses Verfahren wurde gefunden und zeichnet sich ausgehend von dem eingangs erwähnten, bei üblichen Ausbrennern eingesetzten Verfahren dadurch aus, daß als ätzendes Mittel eine gegebenenfalls verdünnte Alkali-oder Erdalkalilauge verwendet wird, die bei,einer Tem- peratur von wenigstens 50°C auf die Fasern der Stoffbahn einwirkt.

    [0008] Es wird also gem. der Erfindung zum Ausätzen des Musters entgegen dem bisher Üblichen nicht eine Säure, beispielsweise Schwefelsäure, sondern eine Lauge verwendet, also ein Mittel, welches bei üblichen Stoffen aus Naturfasern bisher nicht als Ätzmittel eingesetzt wurde. Es hat sich gezeigt, daß entsprechend verdünnte, jedoch noch pastenförmige Laugen der Alkali-oder Erdalkalielemente auf Kunstfasern, insbesondere Polyester- oder Acrylfasern eine gute Ätzwirkung ausüben, wobei diese Wirkung vor allem bei einer Temperatur von wenigstens 50°C zu beobachten ist. Nach der Erfindung wird also zur Erzeugung des geätzten Musters die Stoffbahn entsprechend mit der Laugen-Paste bedruckt, was z.B. üblicherweise in einem Siebdruckverfahren erfolgen kann. Dann durchläuft die bedruckte Stoffbahn einen entsprechenden Ofen, in dem eine Erwärmung auf wenigstens 50°C erfolgt. Nach hinreichender Einwirkungsdauer wird dann die Laugen-Paste zusammen mit den Faserbestandteilen ausgewaschen. Die Erfindung bietet also erstmals die Möglichkeit Dekorationsstoffe herzustellen, die vollständig oder überwiegend aus Kunstfasern bestehen, trotzdem aber eine "Ausbrenner"-Musterung besitzen.

    [0009] Grundsätzlich ist ein Arbeiten bei einer Temperatur von 500C bereits möglich. Kürzere Durchlaufzeiten ergeben sich jedoch, wenn die Lauge bzw. die Laugen- Paste bei einer Temperatur von etwa 100 bis 200oC, vorzugsweise etwa 150°C auf die Stoffbahn einwirkt. In diesem Falle lassen sich ausgezeichnete Ätzergebnisse bereits bei Ätzzeiten von etwa 2 bis 4 Minuten erreichen.

    [0010] Die Konzentration der Lauge kann unterschiedlich gewählt werden, und zwar abhängig von der verwendeten Druckeinrichtung und der Dichtheit des Stoffes. Im allgemeinen ist es jedoch günstig, mit einer etwa 70%igen Lauge als ätzendes Mittel zu arbeiten. Eine Alkali- oder Erdalkalilauge dieser Konzentration läßt sich einerseits einwandfrei, z.B. in einem Siebdruck, auf den Stoff aufbringen, haftet aber andererseits auch in hinreichender Menge auf dem Stoff, um eine gute Ätzwirkung zu erzielen.

    [0011] Obwohl an sich sämtliche Alkali- oder Erdalkali-Laugen eingesetzt werden können, ist nach der Erfindung vorgesehen, daß Natron- oder Kalilauge verwendet werden, da diese Laugen billig und in großer Menge zur Verfügung gestellt werden können.

    [0012] Die Verdünnung der Laugen kann einerseits mit Wasser erfolgen. Eine andere Möglichkeit ist jedoch erfindungsgemäß die, daß die verwendete Lauge mit einem Kunstfasern lösenden, organischen Lösungsmittel auf die gewünschte Konzentration verdünnt wird, weil in diesem Falle dann-das Lösungsmittel den"Ätzvorgang" unterstützt, indem es zumindest die Oberflächen der Fasern anlöst, die ja häufig relativ hart sind, so daß die Laugen dann besser einwirken können.

    [0013] Es ist auch möglich, falls dies erforderlich ist, ein Andickungsmittel, vorzugsweise ein Äthanolamin, der Lauge zuzusetzen.

    [0014] Selbstverständlich ist es auch bei dem Dekorationsstoff nach der Erfindung bzw. bei Anwendung des erfindungsgemäßen'Verfahrens möglich, neben der durch die Ätzung erzeugten Musterung eine weitere Musterung beispielsweise dadurch hervorzurufen, daß auf den Stoff ein aushärtendes Material aufgedruckt wird, z.B. Polyurethan. Ein derartiger Aufdruck kann passend zu der Ätz-Musterung erfolgen, beispielsweise als Einfassung für die durch den Ätzvorgang im Stoff erzeugten Löcher..

    [0015] - Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels eines Gardinenstoffes gem. der Erfindung anhand der Zeichnung, in der ein kleiner Ausschnitt eines Stoffes schematisch dargestellt ist.

    [0016] Der Stoff 1 besteht insgesamt aus Kunstfasern oder aus einem Gemisch aus Kunst- und Naturfasern. Es kann sich um ein Gewebe, ein Gewirk, ein Vlies usw. handeln. Die Stoffbahn 1 ist mit einer von Durchbrechungen 2 gebildeten, im vorliegenden Falle beispielsweise blattförmigen, Musterung versehen. Zu diesem Zweck wird auf die Stoffbahn in einem Durchlaufverfahren in dem Bereich, der später die Durchbrechungen 2 ergeben soll, eine von einer gegebenenfalls verdünnten Alkali-oder Erdalkali-Lauge gebildete Paste aufgedruckt. Im gleichen Arbeitsgang wird um die Bereiche 2 herum (als Rand 3) sowie beim gezeigten Ausführungsbeispiel getrennt hiervon in Form eines einen Stiel andeutenden Striches 4 jeweils eine Kunststoff-Paste, z.B. ein Polyurethan, aufgedruckt. Nach dem Bedrucken läuft die Stoffbahn 1 dann durch einen entsprechenden Ofen, in dem bei erhöhter Temperatur, vorzugsweise einer Temperatur von etwa 150°C, die as ätzendes Mittel wirkende Laugenpaste in den Bereichen 2 die aus Kunstfasern oder Naturfasern bestehenden Fäden 5 der Stoffbahn 1 anlöst bzw. durch Ätzen zerstört. Gleichzeitig härtet das weitere, die Ränder 3 und den Strich (Stiel) 4 bildende Material aus, wobei zusätzlich eine gewisse Volumensvergrößerung dieses Materials erfolgen kann.

    [0017] Nach dem Erhitzen und entsprechend langer Einwirkung der ätzenden Paste in den Bereichen 2 durchläuft die Stoffbahn 1 dann eine Wascheinrichtung, in der die Paste aus den Bereichen 2 und zusammen mit ihr auch die Faserbestandteile, welche zerstört wurden, ausgewaschen wird.

    [0018] Man erhält dann eine Stoffbahn, die eine von Durchbrechungen 2 sowie erhöhten Rändern 3 und sonstigen Zeichen 4 gebildete Musterung aufweist.


    Ansprüche

    1. Dekorationsstoff, insbesondere Gardinenstoff, der zumindest teilweise aus Kunstfasern besteht, dadurch gekennzeichnet, daß er eine durch bereichsweises vollständiges oder teilweises Ausätzen seiner Fasern (5) gebildete Musterung (2) aufweist.
     
    2. Dekorationsstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunstfasern (6) Polyester- oder Acrylfasern sind.
     
    3. Verfahren zur Herstellung eines Dekorationsstoffes nach Anspruch 1 oder 2, bei welchem ein ätzendes Mittel entsprechend dem gewünschten Muster auf die Stoffbahn bereichsweise aufgedruckt und nach einer zum Ausätzen der Fasern ausreichenden Zeit das Mittel mit den ausgeätzten Faserbestandteilen ausgewaschen wird, dadurch gekennzeichnet, daß als ätzendes Mittel eine gegebenenfalls verdünnte Alkali- oder Erdalkalilauge verwendet wird, die bei einer Temperatur von wenigstens 500C auf die Fasern (6) der Stoffbahn (1, 1') einwirkt.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Lauge bei einer Temperatur von etwa 100 bis 200°C, vorzugsweise etwa 150°C auf die Stoffbahn (1, 1') einwirkt.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß etwa 70%ige Lauge als ätzendes Mittel verwendet wird.
     
    6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß Natron- oder Kalilauge verwendet wird.
     
    7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die verwendete Lauge mit einem Kunstfasern lösenden, organischen Lösungsmittel versetzt ist.
     
    8. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die verwendete Lauge mit einem Andickungsmittel versetzt ist.
     
    9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Andickungsmittel ein Äthanolamin verwendet wird.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht