[0001] Die Erfindung betrifft Dekorationsstoffe, insbesondere Gardinenstoffe, die zumindest
teilweise aus Kunstfasern bestehen. Außerdem befaßt sie sich mit einem Verfahren zur
Herstellung entsprechender Dekorationsstoffe, bei welchem ein ätzendes Mittel entsprechend
dem gewünschten Muster auf die Stoffbahn bereichsweise aufgedruckt und nach einer
zum Ausätzen der Fasern ausreichenden zeit das Mittel mit den ausgeätzten Faserbestandteilen
ausgewaschen wird.
[0002] Bei aus verschiedenen Fasern bestehenden Stoffen oder bei Stoffen, die rein aus Naturfasern
hergestellt sind, ist es bekannt, Muster spezieller Art dadurch zu erzeugen; daß die
Naturfasern bereichsweise ausgeätzt werden, was beispielsweise unter Verwendung von
Druckpasten mit einem entsprechenden Säureanteil geschieht.
[0003] Besteht der Dekorationsstoff lediglich aus Naturfasern, ergibt sich während des Ätzvorganges
eine vollständige Durchbrechung. Ist der Dekorationsstoff dagegen aus einer Mischung
aus Natur- und Kunstfasern hergestellt, bleiben die Kunstfasern stehen und es werden
nur die Naturfasern ausgeätzt. Derartige Stoffe sind als sogenannte "Ausbrenner" bekannt.
Dabei ist eine Grundüberlegung die, daß bei solchen Ausbrennern stets die Kunstfasern
unbeschädigt oder weitgehend unbeschädigt erhalten bleiben, während die Druckpaste
als ätzendes Mittel die Naturfasern angreift. Es galt bisher als unmöglich, sogenannte
"Ausbrenner"-Dekorationsstoffe bzw. Vorhangstoffe herzustellen, die rein aus Kunstfasern
bestanden oder bei entsprechendem KunstfaserAnteil ein durch vollständige Ausätzung
gebildetes Muster besaßen, obwohl es unter Berücksichtigung der Bedürfnisse im Haushalt,
vor allem der Wascheigenschaften, für die Verwender sehr angenehm wäre, wenn "Ausbrenner"
mit hohem Kunstfaseranteil oder rein aus Kunstfasern auf dem Markt wären. Lediglich
bei Verwendung eines entsprechend hohen Kunstfasern-Anteils ist es nämlich möglich,
beispielsweise Gardinen in der jetzt üblichen Weise zu waschen und noch feucht aufzuhängen,
ohne daß es erforderlich wäre, die Gardinen zu bügeln.
[0004] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, hier Abhilfe zu schaffen, was dadurch
erreicht wird, daß ein Dekorationsstoff vorgeschlagen wird, der sich erfindungsgemäß
dadurch auszeichnet, daß er eine durch bereichsweises vollständiges oder teil-weises
Ausätzen seiner Fasern, also auch der Kunstfasern, gebildete Musterung aufweist. Es
wird also erstmals ein sogenannter "Ausbrenner" vorgeschlagen, bei dem nicht nur die
Naturfasern.sondern auch - oder nur - die Kunstfasern ausgeätzt sind, was bisher als
nicht durchführbar galt: Man erhält so ein neues, in seinen Gebrauchseigenschaften
den bisher bekannten "Ausbrennern" teilweise ganz erheblich überlegenes Produkt.
[0005] Vorteilhafterweise werden als Kunstfasern Polyester-oder Acrylfasern verwendet.
[0006] Gegenstand der Erfindung ist nicht nur ein neuer Dekorationsstoff, sondern insbesondere
auch ein günstiges Verfahren zu dessen Herstellung, wobei das Verfahren eine einfache
Fertigung mit ausreichender Geschwindigkeit ermöglichen soll. In diesem Zusammenhang
ist zu berücksichtigen, daß bei den bekannten Ausbrenner-Verfahren die Muster dadurch
erzeugt werden, daß fauf die Stoffbahn mittels einer ätzenden Paste ein entsprechendes
Muster aufgedruckt wird. Die Paste läßt man dann eine gewisse Zeit auf die Stoffbahn
einwirken und wäscht sie anschließend aus, wobei gleichzeitig auch die angelösten
bzw. angeätzten Faserbestandteile mit ausgewaschen werden. Derartige Verfahren haben
sich in der Praxis als recht vorteilhaft erwiesen, weshalb der Erfindung die Aufgabe
zugrundeliegt, ein ähnliches Verfahren vorzuschlagen, welches für die Anwendung auf
Kunstfasern, d.h. das "Ausbrennen" von Kunstfasern aus Stoffen geeignet ist.
[0007] Dieses Verfahren wurde gefunden und zeichnet sich ausgehend von dem eingangs erwähnten,
bei üblichen Ausbrennern eingesetzten Verfahren dadurch aus, daß als ätzendes Mittel
eine gegebenenfalls verdünnte Alkali-oder Erdalkalilauge verwendet wird, die bei,einer
Tem
- peratur von wenigstens 50°C auf die Fasern der Stoffbahn einwirkt.
[0008] Es wird also gem. der Erfindung zum Ausätzen des Musters entgegen dem bisher Üblichen
nicht eine Säure, beispielsweise Schwefelsäure, sondern eine Lauge verwendet, also
ein Mittel, welches bei üblichen Stoffen aus Naturfasern bisher nicht als Ätzmittel
eingesetzt wurde. Es hat sich gezeigt, daß entsprechend verdünnte, jedoch noch pastenförmige
Laugen der Alkali-oder Erdalkalielemente auf Kunstfasern, insbesondere Polyester-
oder Acrylfasern eine gute Ätzwirkung ausüben, wobei diese Wirkung vor allem bei einer
Temperatur von wenigstens 50°C zu beobachten ist. Nach der Erfindung wird also zur
Erzeugung des geätzten Musters die Stoffbahn entsprechend mit der Laugen-Paste bedruckt,
was z.B. üblicherweise in einem Siebdruckverfahren erfolgen kann. Dann durchläuft
die bedruckte Stoffbahn einen entsprechenden Ofen, in dem eine Erwärmung auf wenigstens
50°C erfolgt. Nach hinreichender Einwirkungsdauer wird dann die Laugen-Paste zusammen
mit den Faserbestandteilen ausgewaschen. Die Erfindung bietet also erstmals die Möglichkeit
Dekorationsstoffe herzustellen, die vollständig oder überwiegend aus Kunstfasern bestehen,
trotzdem aber eine "Ausbrenner"-Musterung besitzen.
[0009] Grundsätzlich ist ein Arbeiten bei einer Temperatur von 50
0C bereits möglich. Kürzere Durchlaufzeiten ergeben sich jedoch, wenn die Lauge bzw.
die Laugen- Paste bei einer Temperatur von etwa 100 bis 200
oC, vorzugsweise etwa 150°C auf die Stoffbahn einwirkt. In diesem Falle lassen sich
ausgezeichnete Ätzergebnisse bereits bei Ätzzeiten von etwa 2 bis 4 Minuten erreichen.
[0010] Die Konzentration der Lauge kann unterschiedlich gewählt werden, und zwar abhängig
von der verwendeten Druckeinrichtung und der Dichtheit des Stoffes. Im allgemeinen
ist es jedoch günstig, mit einer etwa 70%igen Lauge als ätzendes Mittel zu arbeiten.
Eine Alkali- oder Erdalkalilauge dieser Konzentration läßt sich einerseits einwandfrei,
z.B. in einem Siebdruck, auf den Stoff aufbringen, haftet aber andererseits auch in
hinreichender Menge auf dem Stoff, um eine gute Ätzwirkung zu erzielen.
[0011] Obwohl an sich sämtliche Alkali- oder Erdalkali-Laugen eingesetzt werden können,
ist nach der Erfindung vorgesehen, daß Natron- oder Kalilauge verwendet werden, da
diese Laugen billig und in großer Menge zur Verfügung gestellt werden können.
[0012] Die Verdünnung der Laugen kann einerseits mit Wasser erfolgen. Eine andere Möglichkeit
ist jedoch erfindungsgemäß die, daß die verwendete Lauge mit einem Kunstfasern lösenden,
organischen Lösungsmittel auf die gewünschte Konzentration verdünnt wird, weil in
diesem Falle dann-das Lösungsmittel den"Ätzvorgang" unterstützt, indem es zumindest
die Oberflächen der Fasern anlöst, die ja häufig relativ hart sind, so daß die Laugen
dann besser einwirken können.
[0013] Es ist auch möglich, falls dies erforderlich ist, ein Andickungsmittel, vorzugsweise
ein Äthanolamin, der Lauge zuzusetzen.
[0014] Selbstverständlich ist es auch bei dem Dekorationsstoff nach der Erfindung bzw. bei
Anwendung des erfindungsgemäßen
'Verfahrens möglich, neben der durch die Ätzung erzeugten Musterung eine weitere Musterung
beispielsweise dadurch hervorzurufen, daß auf den Stoff ein aushärtendes Material
aufgedruckt wird, z.B. Polyurethan. Ein derartiger Aufdruck kann passend zu der Ätz-Musterung
erfolgen, beispielsweise als Einfassung für die durch den Ätzvorgang im Stoff erzeugten
Löcher..
[0015] - Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der
folgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels eines Gardinenstoffes gem. der Erfindung
anhand der Zeichnung, in der ein kleiner Ausschnitt eines Stoffes schematisch dargestellt
ist.
[0016] Der Stoff 1 besteht insgesamt aus Kunstfasern oder aus einem Gemisch aus Kunst- und
Naturfasern. Es kann sich um ein Gewebe, ein Gewirk, ein Vlies usw. handeln. Die Stoffbahn
1 ist mit einer von Durchbrechungen 2 gebildeten, im vorliegenden Falle beispielsweise
blattförmigen, Musterung versehen. Zu diesem Zweck wird auf die Stoffbahn in einem
Durchlaufverfahren in dem Bereich, der später die Durchbrechungen 2 ergeben soll,
eine von einer gegebenenfalls verdünnten Alkali-oder Erdalkali-Lauge gebildete Paste
aufgedruckt. Im gleichen Arbeitsgang wird um die Bereiche 2 herum (als Rand 3) sowie
beim gezeigten Ausführungsbeispiel getrennt hiervon in Form eines einen Stiel andeutenden
Striches 4 jeweils eine Kunststoff-Paste, z.B. ein Polyurethan, aufgedruckt. Nach
dem Bedrucken läuft die Stoffbahn 1 dann durch einen entsprechenden Ofen, in dem bei
erhöhter Temperatur, vorzugsweise einer Temperatur von etwa 150°C, die as ätzendes
Mittel wirkende Laugenpaste in den Bereichen 2 die aus Kunstfasern oder Naturfasern
bestehenden Fäden 5 der Stoffbahn 1 anlöst bzw. durch Ätzen zerstört. Gleichzeitig
härtet das weitere, die Ränder 3 und den Strich (Stiel) 4 bildende Material aus, wobei
zusätzlich eine gewisse Volumensvergrößerung dieses Materials erfolgen kann.
[0017] Nach dem Erhitzen und entsprechend langer Einwirkung der ätzenden Paste in den Bereichen
2 durchläuft die Stoffbahn 1 dann eine Wascheinrichtung, in der die Paste aus den
Bereichen 2 und zusammen mit ihr auch die Faserbestandteile, welche zerstört wurden,
ausgewaschen wird.
[0018] Man erhält dann eine Stoffbahn, die eine von Durchbrechungen 2 sowie erhöhten Rändern
3 und sonstigen Zeichen 4 gebildete Musterung aufweist.
1. Dekorationsstoff, insbesondere Gardinenstoff, der zumindest teilweise aus Kunstfasern
besteht, dadurch gekennzeichnet, daß er eine durch bereichsweises vollständiges oder
teilweises Ausätzen seiner Fasern (5) gebildete Musterung (2) aufweist.
2. Dekorationsstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunstfasern (6)
Polyester- oder Acrylfasern sind.
3. Verfahren zur Herstellung eines Dekorationsstoffes nach Anspruch 1 oder 2, bei
welchem ein ätzendes Mittel entsprechend dem gewünschten Muster auf die Stoffbahn
bereichsweise aufgedruckt und nach einer zum Ausätzen der Fasern ausreichenden Zeit
das Mittel mit den ausgeätzten Faserbestandteilen ausgewaschen wird, dadurch gekennzeichnet,
daß als ätzendes Mittel eine gegebenenfalls verdünnte Alkali- oder Erdalkalilauge
verwendet wird, die bei einer Temperatur von wenigstens 500C auf die Fasern (6) der Stoffbahn (1, 1') einwirkt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Lauge bei einer Temperatur
von etwa 100 bis 200°C, vorzugsweise etwa 150°C auf die Stoffbahn (1, 1') einwirkt.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß etwa 70%ige Lauge
als ätzendes Mittel verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß Natron-
oder Kalilauge verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die verwendete
Lauge mit einem Kunstfasern lösenden, organischen Lösungsmittel versetzt ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die verwendete
Lauge mit einem Andickungsmittel versetzt ist.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Andickungsmittel ein
Äthanolamin verwendet wird.