[0001] Die Erfindung betrifft ein Trenn- und Schmiermittel in fester Form zur Warmmetallverformung,
insbesondere zum Warmblech- oder Profilwalzen und beispielsweise auch als Dornschmiermittel
bei der Herstellung von nahtlosen Rohren.
[0002] Es ist bekannt, für die spanlose Metallverarbeitung Gläser, Salze und laminare Schmiermittel
auf Graphit-Basis oder wässrige Emulsionen mit synthetischen, oberflächenaktiven Emulsionen
mit synthetischen, oberflächenaktiven Mitteln als Trenn- und Schmiermittel anzuwenden.
Ausgenommen die laminaren, auf Graphit basierenden Schmiermittel sind alle anderen
Mittel für das Warmblechwalzen nicht anwendbar. Gläser oder glasartige Schmiermittel
können nicht angewendet werden, da diese kaum mehr von der Oberfläche der bearbeiteten
Stücke zu lösen sind. Salze als Schmiermittel in Form wäßriger Lösungen führen zu
hoher Korrosion an Werkstück und Maschinen. Die Anwendung von Schmier- und Kühlflüssigkeiten
verlangt eine zusätzliche Vorrichtung für deren Kühlung und Reinigung, damit die Flüssigkeit
im Kreislauf geführt werden kann.
[0003] Um diese der Fachwelt bekannten Nachteile zu umgehen, wurde in "Steel in the USSR",
Februar 1974, Seiten 153 und 154 und Chemical Abstracts Vol. 81, 1974, 109708k, ein
Festschmierstoff in Form von Briquettes beschrieben. Das feste, briquettenförmige
Schmiermittel auf Basis von Graphit enthält auch Tone und oberflächenaktive Zusätze
und wird durch eine Vorrichtung gegen die Arbeitswalzen eines Walzwerkes für Stahl
gepresst, wobei ein dünner Schmiermittelfilm auf die Arbeitswalzen aufgetragen wird.
Dem Schmiermittel haften aber immer noch Nachteile an, wie sie von Meleshko, Tubol'tsev
und Adamskii in "Steel in the USSR", Oktober 1979, Seiten 515-519, angegeben sind.
Gemäß Seite 516, linke Spalte, war es unmöglich, durch Aufdrücken der Schmiermittel-Briquettes
auf die Walzen einen feinverteilten, gleichmäßigen Schmiermittelfilm über die ganze
Breite und den Umfang der Walze zu erhalten. Das führte zu ungleichmäßiger Oberflächenbelastung
der Walzen und Bleche und zur Destabilisierung des Walzprozesses.
[0004] Aufgabe der Erfindung war es, ein an sich festes, bei erhöhten Temperaturen erweichendes
bis schmelzendes Schmiermittel vorzuschlagen, das die genannten Nachteile nicht aufweist
und über das Warmblech- und die Profilwalzen hinaus auch für andere Anwendungen, wie
das Schmieren von Dornen oder Dornstangen bei der Herstellung nahtloser Rohre auf
beispielsweise Konti- oder Pilgerstraßen angewendet werden kann.
[0005] Erfindungsgemäß wurde dies mit einem Trenn- und Schmiermittel in fester Form zur
Warmmetallverformung, insbesondere zum Warmblech- oder Profilwalzen erreicht, das
dadurch gekennzeichnet ist, daß der Erweichungspunkt bei 20 bis 250°C liegt, der Schmelzpunkt
bei 30 bis 300°C und die Shore-D-Härte bei 20°C 20 bis 80 beträgt, wobei das Mittel
mindestens ein thermoplastisches Polymer und/oder Copolymer und ein Gleitmittel für
Kunststoffe enthält. Das erfindungsgemäße Trenn- und Schmiermittel enthält demnach
mindestens ein thermoplastisches Polymer und/oder Copolymer und ein Gleitmittel für
Kunststoffe.
[0006] Weitere Zusätze können, entsprechend den Anfordernissen an das Trenn
- und Schmiermittel, vorgesehen werden. Solche Zusätze können ein Festschmierstoff
und/oder ein Netzmittel und/oder ein Haftungsvermittler und/oder ein Oberflächenmodifikationsmittel
und/oder ein Weichmacher und/oder Fasern und/oder Ton sein.
[0007] Zweckmäßig enthält das Trenn- und Schmiermittel zwei thermoplastische Polymere und/oder
Copolymere.
[0008] Als thermoplastische Polymere und/oder Copolymere können Polyolefine, Vinylharze,
Acryl- und Methacrylharze, Polyester, Polyamide, thermoplastische Polyurethane, Polyoxymethylen,
Polyoxyäthylen, Polyoxypropylen, Polycarbonate, Folyätherimide, Polyphenylenoxide
und -sulfide, thermoplastische Cellulosederivate oder Kohlenwasserstoffharze in Mengen
von 1 bis 90 Gew.
-% eingesetzt werden.
[0009] Werden nach einer zweckmäßigen Ausführungsform zwei thermoplastische Polymere und/oder
Copolymere eingesetzt, so kann das Polymer das an sich gleiche molekulare-Gerüst aber
unterschiedliche Kettenlängen aufweisen. Beispiele dafür sind Polyäthylene, Cumaron-Inden-Harze,
Kohlenwasserstoffharze.
[0010] Weitere geeignete Mischungen zweier verschiedener Polymere und/oder Copolymere sind
beispielsweise Polyäthylen mit Polyisobutylen und Polymethylmethacrylate mit Polymethacrylat.
Diese Polymere sind an sich gegenseitig unverträglich, als besonders vorteilhaft hat
sich eine Mischung von Polymeren oder Copolymeren erwiesen, die als gegenseitig verträglich
einzustufen sind, beispielsweise Polystyrol mit 2,6-Dimethyl-1,4-phenylenoxid.
[0011] Das Trenn- und Schmiermittel enthält erfindungsgemäß ein Gleitmittel für Kunststoffe.
Als Gleitmittel können Fettsäuren, Fettalkohole, Fettamide, Seifen, Wachse oder Polyäthylen-Wachse
oder Silikanöl angewendet werden.
[0012] Der Zusatz eines Haftungsvermittlers und/oder Weichmachers für die Polymere oder
Copolymere soll die Haftung auf Metallflächen verbessern und die Erweichungstemperatur
der Mischung erniedrigen. Es sind in der Regel Kollophoniumderivate, Terpenharze oder
Kohlenwasserstoffharze, Cumaron-Inden-Harze und die bei Thermoplasten üblicherweise
verwendeten Weichmacher, wie sie beispielsweise in "Modern Plastic Encyclopedia (1983)"
aufgeführt sind.
[0013] Das Trenn- und Schmiermittel enthält zudem vorteilhaft einen Festschmierstoff. Bevorzugt
sind Polytetrafluoräthylen, Calciumfluorid, Molybdändisulfid, Bornitrid und insbesondere
Graphit. Die Wirkung derartiger Schmierstoffe ist an sich bekannt.
[0014] Um den Festschmierstoff im Trenn- und Schmiermittel zu dispergieren und die Adhäsion
auf dem Metall zu erhöhen, kann ein Netzmittel zugefügt werden. Das Netzmittel bewirkt
eine oberflächliche Plastifizierung ("Rehbinder-Effekt", P.A. Rehbinder, E.D. Scukin,
Les phenomenes de surface dans la deformation et la fracture des solides - Seminaire
de Mecanique des Surfaces ISMCM - CNRS (1971)) des Metalls, die bei Reibung zu niedrigen
Reibungskoeffizienten und durch Glättung der Oberfläche zu niedrigem, gleichmäßigem
Verschleiß der Reibpartner führt.
[0015] Aus dem gleichen Grund kann ein Oberflächenmodifikationsmittel, bevorzugt aus der
Reihe der Silane oder Titanate angewendet werden. Als Beispiele können Aminopropyltri-
äthoxysilan oder Isopropyltriisostearyltitanat genannt werden.
[0016] Um aus dem Trenn- und Schmiermittel, Formkörper mit einer erhöhten mechanischen Festigkeit
herstellen zu können, kann es vorteilhaft sein, Fasern aus der Reihe der Polyäthylene,
Polypropylene, Polyamide, Polyacrylnitrile, Polyester, aus Kohlenstoff oder Glas,
zuzumischen.
[0017] Mit einem möglichen Zusatz von plastischen anorganischen Rohstoffen aus der Reihe
der Tonmineralien, wie Kaolinen, Tonen, Bentoniten, Talk oder Verminculit, wird erreicht,
daß die Plastizität und der Reibungskoeffizient des Trenn-und Schmiermittels beeinflußt
werden kann.
[0018] Ein Trenn- und Schmiermittel, beispielsweise für das Warmblech- und Profilwalzen,
kann folgende Mengenanteile er einzelnen Komponenten aufweisen:
1 bis 90 Gew.-% Polymer und/oder Copolymer und 1 bis 70 Gew.-% Gleitmittel, bis zu
90 Gew.-% Festschmierstoff, bis zu 10 Gew.-% Netzmittel, bis zu 70 Gew.-% Haftungsvermittler,
bis zu 30 Gew.-% Weichmacher, bis zu 2 Gew.-% Oberflächenmodifikationsmittel, bis
zu 20 Gew.-% Ton und bis zu 5 Gew.-% Fasern.
[0019] Für die Anwendung als Dornschmiermittel kann die Zusammensetzung des Trenn- und Schmiermittels
in den folgenden Mengenanteilen zweckmäßig sein:
30 bis 70 Gew.-% Polymer und/oder Copolymer, 1 bis 50 Gew.-% Gleitmittel, 20 bis 50
Gew.-% Haftungsvermittler, 10 bis 90 Gew.-% Festschmierstoff, bis zu 7 Gew.-% Netzmittel,
bis zu 2 Gew.-% Oberflächenmodifikationsmittel und bis zu 5 Gew.-% Fasern.
[0020] Die Mischung der Komponenten nach der Erfindung muß ein Trenn- und Schmiermittel,
das bei Normaltemperatur eine feste Form aufweist, ergeben. Wenn sich das Trenn- und
Schmiermittel beispielsweise bei der Anwendung beim Warmblechwalzen durch den Kontakt
mit einer heißen Walze oder bei der Herstellung nahtloser Rohre an einem heißen Dorn
erwärmt und dabei erweicht, vermag sich durch Abreiben und/oder Abschmelzen auf der
Walze oder auf dem Dorn ein in Zusammensetzung und Dicke homogener Film bilden.
[0021] Dieser Film ist einerseits wasserfest, so daß die erheblichen Mengen Kühlwasser,
welche über die Walzen oder den Dorn fließen, den Film nicht beeinträchtigen. Andererseits
läßt sich der Film leicht von einer Walze auf die andere übertragen. So ist es beispielsweise
beim Warmblech- oder Profilwalzen möglich, das Trenn- und Schmiermittel auf die Druckwalzen
aufzutragen, die ihrerseits das Trenn- und Schmiermittel auf die Arbeitswalzen übertragen,
wobei immer ein in Zusammensetzung und Dicke homogener Film erhalten bleibt.
[0022] Bei der Anwendung des Trenn- und Schmiermittels, insbesondere als Dornschmiermittel,
stellt der Festschmierstoff sicher, daß auch unter diesen erschwerten Bedingungen,
wie hohen Drücken, hohen Temperaturen und Friktion zwischen Werkzeug und Werkstück
keine übermäßigen Belastungen und Spannungen auftreten.
[0023] Der Trenn- und Schmierstoff wird hergestellt durch Mischen der Bestandteile in der
Wärme, beispielsweise einem Kneter und Verpressen der einzelnen Bestandteile in die
gewünschte Form. Die Verarbeitung kann auch in einem Extruder und mit Spritzgußtechnik
vorgenommen werden.
[0024] Die fertigen Elemente sind bei Normaltemperatur fest und weisen einen Erweichungspunkt
von 20 bis 250°C auf. Die Shore-D-Härte beträgt 20 bis 50 für Elemente mit tiefem
Erweichungspunkt und 50 bis 80 für Elemente mit hohem Erweichungspunkt.
[0025] Der Schmelzpunkt liegt bei 30 bis 300°C. Die Kaltdruckfestigkeit soll 5 bis 500 kg/cm
2 betragen.
[0026] Mit dem erfindungsgemäßen Trenn- und Schmiermittel wird erreicht, daß durch den gut
trennenden und schmierenden Effekt die aufzuwendende Leistung, beispielsweise um Bleche
und Profile zu walzen, erheblich sinkt. Die Qualität der Oberfläche der verarbeiteten
Werkstücke ist ebenfalls verbessert und weist beispielsweise eine geringe Rauhigkeit
auf. Das Trenn- und Schmiermittel führt auch zu einer größeren Betriebssicherheit,
da sich der Schmiereffekt durch die Wahl der Zusätze steuern läßt und sich damit ein
zu guter Schmiereffekt, der zu durchrutschenden Blechen führt, vermeiden läßt.
[0027] Die Filmdicke läßt sich ebenfalls gut steuern und es lassen sich Filme von 50 bis
200 Mikron Dicke auftragen. Das das Mittel eine hohe Schmierleistung aufweist, ist
eine Filmdicke von durchschnittlich 1 bis 2 Mikron in vielen Fällen schon ausreichend.
Gegenüber den bekannten Schmiermitteln auf Öl-Basis entfällt die Qualm- und Rauchbildung
und die Umweltbelastung.
Beispiel 1
[0028]

Diese Mischung gibt einen Übertragungsfilm, schmierend bei einer Temperatur von 80
bis 90
oC.
Beispiel 2
[0029]

[0030] Diese Mischung gibt einen Übertragungsfilm, schmierend zwischen 50 und 100°C.
Beispiel 3
[0031]

Diese Mischung gibt einen Übertragungsfilm bei einer Temperatur von 100 bis 150°C.
Beispiel 4
[0032]

Diese Mischung gibt einen Übertragungsfilm bei einer Temperatur von 50 bis 70°C.
[0033] Die Bezugszeichen bedeuten jeweils die Wirkung des Bestandteils als:
(1) thermoplastisches Polymer
(3) Haftungsvermittler
(4) Gleitmittel für Kunststoffe
(5) Netzmittel auf Fettsäurebasis
(6) Oberflächenmodifikationsmittel
(7) Festschmierstoff
(9) Ton
1. Trenn- und Schmiermittel in fester Form zur Warmmetallverformung, insbesondere
zum Warmblech- oder Profilwalzen, dadurch gekennzeichnet, dass der Erweichungspunkt
bei 20 bis 250°C liegt, der Schmelzpunkt bei 30 bis 300°C und die 5 Shore-D-Härte bei 20°C 20 bis 80 beträgt, wobei das Mittel mindestens ein thermoplastisches
Polymer und/oder Copolymer und ein Gleitmittel für Kunststoffe enthält.
2. Trenn- und Schmiermittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Mittel
einen Festschmierstoff enthält.
3. Trenn- und Schmiermittel nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass das
Mittel ein Netzmittel enthält.
4. Trenn- und Schmiermittel nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das
Mittel einen Haftungsvermittler enthält.
5. Trenn- und Schmiermittel nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das
Mittel zwei thermoplastische Polymere und/oder Copolymere enthält.
6. Trenn- und.Schmiermittel nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass
das Mittel ein Gleitmittel für Kunststoffe aus der Reihe der Fettsäuren, Fettalkohole,
Fettamide, Seifen, Wachse, Polyäthylen-Wachse oder Silikon-Oel enthält.
7. Trenn- und Schmiermittel nach Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass
das Mittel einen Weichmacher für die Polymere oder Copolymere enthält.
8. Trenn- und Schmiermittel nach Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass
das Mittel ein Oberflächenmodifikationsmittel, zweckmässig ein Silan oder Titanat,
enthält.
9. Trenn- und Schmiermittel nach Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass
das Mittel Fasern aus der Reihe der Polyäthylene, Polypropylene, Polyamide, Polyacrylnitrile,
Polyester, aus Kohlenstoff oder Glas enthält.
10. Trenn- und Schmiermittel nach Ansprüchen 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass
das Mittel Ton enthält.
11. Trenn- und Schmiermittel nach Ansprüchen 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass
als Festschmierstoff fluorierte Kohlenwasserstoffe, zweckmässig Polytetrafluoräthylen,
Calciumfluorid, Bornitrid, Molybdändisulfid und vorzugs- 5 weise Graphit angewendet wird.
12. Trenn- und Schmiermittel nach Ansprüchen 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass
das Polymer und/oder Copolymer in Mengen von 1 bis 90 Gew.% und das Gleitmittel in
Mengen von 1 bis 70 Gew.% enthalten ist.
13. Trenn- und Schmiermittel nach Ansprüchen 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass
das Polymer und/oder Copolymer in Mengen von 30 bis 70 Gew.% und das Gleitmittel in
Mengen von 1 bis 50 Gew.% enthalten ist.
14. Trenn- und Schmiermittel nach Ansprüchen 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass
der Festschmierstoff in Mengen bis 90 Gew.% enthalten ist.