[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Derart hergestellte voluminöse, faserhaltige, textile Flächengebilde sind auf vielen
Gebieten verwendbar. So eignen sie sich hervorragend zur Wattierung von Kleidungsstücken,
zur Isolierung und Dämmung von Schall und Wärme bzw. Kälte, zur Aufsaugung bzw. erhöhten
Aufnahme von:Flüssigkeiten insbesondere von Wasser, als besonders weiches und elastisches
Verpackungsmaterial, für Verkleidungen, Schutzpolster und viele andere Anwendungen.
[0003] Die voluminösen faserhaltigen, textilen Flächengebilde werden aus Fasern, insbesondere
aus Matten, Vliesen oder Vliesstoffen hergestellt und in der Regel mit Bindemitteln,
d.h. mit wässrigen Dispersionen aus geeigneten Polymerisaten und/oder mit Bindefasern
lose verfestigt. Die Bindemitteldispersionen, die üblicherweise Vernetzungsmittel,
Katalysatoren, Thermosensibilisierungsmittel., Farbstoffe, Netzmittel und andere Hilfsmittel
enthalten und bekanntlich als "Bindemittelflotte" bezeichnet werden, können durch
Besprühen durch Pflatschen, durch Bedrucken oder Imprägnieren dem Faserverband zugeführt
werden.
[0004] Beim Besprühen, Pflatschen und Bedrucken erfolgt der Auftrag meist einseitig. Auf
der Gegenseite des Flächengebildes muß der Auftrag wiederholt werden, um ein seitengleiches
Produkt zu erhalten.
[0005] Die Imprägnierung des Flächengebildes ist wirtschaftlicher. Das Flächengebilde bzw.
die Faseransammlung wird in die Bindemittelflotte eingetaucht. Der Überschuß wird
dann durch Absaugen oder Abquetschen entfernt. Man erreicht hierdurch eine gleichmäßige
Durchdringung der Bindemittelflotte innerhalb des Flächengebildes.
[0006] Üblich ist auch die Imprägnierung textiler Flächengebilde mit verschäumten Bindemittelflotten.
In diesem Falle werden wegen des geringeren Wassergehaltes die Trocknungskosten reduziert.
Man kann so auch die Auftragsmenge an Bindemittel reduzieren und erhält dadurch etwas
weichere und voluminösere Produkte. Diese weichen und voluminösen Produkte werden
auf den eingangs erwähnten Gebieten angewendet. Die Schaumstruktur der verschäumten
Bindemittelflotte bleibt jedoch während des Imprägniervorganges nicht erhalten, da
die Schaumblasen der verschäumten Bindemittelflotte während des Absaugens oder Abquetschens
weitgehend oder ganz unter Verflüssigung zerstört werden. Restliche Schaumblasen platzen
entweder durch die Saugwirkung der Fasern oder spätestens während der Trocknung. Ein
entscheidender Nachteil der Impräqniermethode ist darin zu sehen, daß das Flächengebilde
im nassen Zustand unter dem Druckeinfluß der zum Abquetschen benutzten Walzen verdichtet
und dünner wird und so das angestrebte Volumen und die Weichheit. verliert. Auch beim
Absaugen der überschüssigen Bindemittelflotte tritt je nach Faserart ein Volumenverlust
ein, der jedoch in der Regel geringer ist als beim Abquetschen.
[0007] Hinsichtlich der Dicke besteht deshalb kein großer Vorteil darin, die Flächengebilde
mit verschäumten Bindemittelflotten zu imprägnieren, denn sie liegen auch hierbei
im durchtränkten, nassen Zustand vor und lassen sich leicht verdichten. Ganz besonders
auffallend werden Faservliese und Vliesstoffe aus cellulosischen Fasern wie Baumwolle
und Zellwolle, auch wenn sie mechanisch durch Vernadelung vorgebunden sind, durch
den Imprägniervorgang dünner und kompakter, auch dann, wenn statt mit Bindemittelflotten
nur mit Wasser imprägniert wird. Diese auch als "Zusammenklatschen" bekannte Erscheinung
ist auf die ausgeprägte Eigenschaft cellulosischer Fasern zurückzuführen, große Mengen
Wasser aufzusaugen und zurückzubehalten. Hierdurch ergibt sich, daß die Dicke der
Flächengebilde auch bei geringen mechanischen Druckeinflüssen wie beim Absaugen der
überschüssigen Bindemittelflotte in unerwünschter Weise vermindert wird. Vergleichbares
gilt beim Auftrag der Bindemittelflotte durch Besprühen, durch Pflatschen und erst
recht beim Auftrag durch Bedrucken.
[0008] Üblicherweise wird das bindemittelhaltige nasse Flächengebilde getrocknet und zur
Vernetzung oder Vulkanisation auf Temperaturen über 100°C erhitzt. Das Erhitzen erfolgt
entweder in Konvektionstrocknern (Siebband-oder Flachbandtrockner) oder auf Kontakttrocknern
(Zylindertrockner). Es werden auch Strahlungstrockner mit Infrarotstrahlern der Wellenlängen
von etwa 0,7 bis 200 µm zur Vortrocknung oder zur Koagulation thermosensibler Bindemittelflotten
in der beaufschlagten Faserbahn vor der eigentlichen Trocknung benutzt. Dies hat zur
Folge, daß bei 40 - 80°C durch Koagulation der Bindemittel eine Vorbindung erreicht
wird, wobei das Bindemittel örtlich fixiert wird und eine Migration während der Nachtrocknung
verhindert wird. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen wird aber die Dicke der imprägnierten
abgesaugten oder abgequetschten, besprühten, gepflatschten oder bedruckten Flächenbahn
vermindert bzw. im günstigsten Falle nur beibehalten. Es ist zwar vorgeschlagen worden,
zur Erzielung einer größeren Dicke bzw. eines größeren Volumens die getrockneten Flächengebilde
in einem gesonderten Verfahrensschritt nachträglich zu stauchen. Der Volumenszuwachs
ist jedoch unbefriedigend, weil die Fasern durch die in ihrer Lage fixierten Bindemittel
miteinander verbunden und unbeweglich geworden sind.
[0009] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein wirtschaftliches Verfahren zur
Herstellung besonders voluminöser, dicker faserhaltiger, textiler Flächengebilde zu
entwickeln, die sich auf den eingangs erwähnten Anwendungsgebieten einsetzen lassen
und die je nach Verwendungszweck auch beim Gebrauch, insbesondere bei Behandlung mit
Wasser, nicht zum "Zusammenklatschen" neigen, d.h. zur Ausbildung einer dauerhaft
fixierten voluminösen Struktur. Als faserhaltige, textile Flächengebilde sollen dabei
trocken- oder naßgelegte Vliese, lockergebundene Vliesstoffe, d.h. solche Vliesstoffe,
deren Fasern eine ausreichende Beweglichkeit besitzen sowie ggf. entsprechend lockere
Gewebe oder Gewirke verarbeitet werden. Die Imprägnierung derartiger faserhaltiger,
textiler Flächengebilde soll dabei mit wässrigen Bindemitteln oder Bindemittelflotten
durchgeführt werden, die beim Trocknen ggf. vernetzen oder vulkanisieren.
[0010] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird durch das in den Patentansprüchen wiedergegebene
Verfahren gelöst.
[0011] Es ist überraschend, daß die dem Hochfrequenzfeld der angegebenen Frequenz ausgesetzten
textilen Flächengebilde nicht nur dauerhaft verfestigt werden, sondern auch in bisher
nicht bekanntem Ausmaß aufgebläht werden. Die nassen textilen Flächengebilde, welche
nach herkömmlichen Verfahren zusammenklatschen oder bestenfalls ih.r Ausgangsvolumen
bewahren, blähen sich auf ein Vielfaches des ursprünglichen Volumens auf. Die aufgeblähte
Struktur ist stabil und bleibt auch im Gebrauch, je nach Verwendungszweck, d.h. auch
beim Behandeln mit Wasser weitgehend erhalten.
[0012] Unter Hochfrequenz wird anmeldungsgemäß der Bereich zwischen 30 KHz bis 30 GHz verstanden.
Bevorzugt werden Wellenlängen von 10 MHz bis 3 GHz. Die Aufblähung der nassen textilen
Bahn unter Ausbildung einer dauerhaft fixierten, voluminösen Struktur im Hochfrequenzfeld
ist auch deshalb überraschend, weil nach Literaturangaben ("Vliesstoffe", J. Lünenschloß
und W. Albrecht, Stuttgart 1982, Seiten 219 - 221) bei dem Versuch, die Aufheizung
und Verdampfung von Wasser und die Vernetzung der Bindemittelflotte durch Behandlung
der Flächenbahn zwischen den Elektroden eines Hochfrequenzkondensators kein vergleichbarer
Effekt eintritt. Bei diesem Vorschlag kommt es leicht zu qualitäts- und produktmindernden
Funkendurchschlägen, die so groß sein können, daß Brandlöcher in der Warenbahn entstehen.
Auch werden beim Arbeiten unter diesen Bedingungen mit hohen Feldstärken durch eine
zu schnelle Aufheizung und zu geringe Wasserdampfdurchlässigkeit Dampfblasen gebildet,
die als störend empfunden wurden und überdies nach dem Abkühlen zusammenfallen. Aus
diesem Grunde haben Hochfrequenztrockner bei der Vliestrocknung und Vliesverfestigung
keine praktische Bedeutung erlangt. Es ist bekannt, daß sie in der Regel zu verschlechterten
Produkten führen. Zur Erreichung besonderer Produkteigenschaften, insbesondere zur
Erzielung von Produkten mit stabiler verbesserter Voluminösität sind Hochfrequenztrockner
zu keinem Zeitpunkt eingesetzt worden. Sie sind allenfalls üblich zur Hitzeverschweißung
sogenannter hochfrequenzschweißbarer Watten und Vliesstoffe.
[0013] Auch die Verwendung von Mikrowellen im Gigahertzbereich erfolgte herkömmlich nicht
im anmeldungsgemäßen Sinne. Bekannt ist lediglich die Trocknung von Produkten, wobei
aber keine Vergrößerung des Volumen beobachtet wird.
[0014] Das vorgeschlagene Verfahren kann bei allen faserhaltigen textilen Flächengebilden
angewendet werden, deren Fasern in ausreichendem Maße beweglich sind. Dies sind insbesondere
lockere faserhaltige Vliese oder Vliesstoffe. Überraschenderweise sind cellulosische
Fasern geeignet, die nach herkömmlichen Verfahren bei der Verarbeitung "zusammenklatschen".
Die Fasern können mechanisch und/ oder adhäsiv oder kohäsiv vorgebunden sein. Das
nasse, Schaumhilfsmittel enthaltende textile Flächengebilde wird einem Hochfrequenzfeld
des Wellenlängenbereiches ab 30 KHz bis 30 GHz ausgesetzt, wobei simultan mit der
spontan einsetzenden Wasserverdampfung ein Aufschäumen der Schaumhilfsmittel enthaltenden
Flüssigkeit eintritt. Das nasse faserhaltige Subtrat wird durch die entstehenden Schaumblasen
erheblich aufgebläht und erhält so ein höheres Volumen, verglichen mit dem Volumen
vor der Behandlung. Es wird gleichzeitig in diesem Zustand getrocknet und ggf. kondensiert
oder vulkanisiert. Die Dickenzunahme ist beträchtlich. Sie erreicht Werte bis über
300
Jl bezogen auf konventionelle Imprägnierung ohne Hochfrequenzbehandlung.
[0015] Bewährt hat sich insbesondere der Wellenlängenbereich von 10 MHz bis 3 GHz. Die Faservliese
oder Watten aus lose abgelegten Fasern werden zweckmäßig leicht vorverfestigt, wobei
jedoch die Beweglichkeit der Fasern in dem erwünschten Maße erhalten bleiben muß.
Auch mechanisch, z.B. durch Vernadeln, adhäsiv durch flüssige oder feste Bindemittel
oder kohäsiv durch Anlösen oder Verschweißen der Fasern. Verfestigte textile Flächengebilde
müssen so ausgebildet sein, daß die Fasern während der - unter der Hochfrequenzbehandlung
erfolgenden Schaumbildung - noch untereinander und/oder schichtartig zu einander beweglich
bleiben. Aus diesem Grunde sind solche Flächengebilde besonders geeignet, deren in
Anlehnung an DIN 53357 bestimmte Trennkraft 30 N/50 mm Streifenbreite nicht übersteigt.
Je niedriger die Trennkraft umso höher ist die Dickenzunahme und umgekehrt. Die Trennkraft
ist somit gut geeignet, bei sonst gleichen Verfahrensbedingungen die Dickenzunahme
des Flächengebildes gezielt zu steuern. Die Trennkraft selbst kann in üblicherweise
variiert werden, z.B. bei vorgenadelten Vliesstoffen durch die Nadeldichte (Anzahl
der Einstiche pro cm) oder die Nadeleinstichtiefe bzw. bei anderweitig vorgebundenen
Vliesstoffen durch die Art, Menge und Verteilung des Bindemittels oder der Bindefasern,
die zur Vorverfestigung verwendet werden.
[0016] Obgleich textile Flächengebilde beliebiger Zusammensetzung unter den vorstehend dargelegten
Voraussetzungen verwendet werden können, sind cellulosische Fasern besonders erwünscht,
weil sie einerseits nach den bekannten Verfahren der Bindemittelbeaufschlagung besonders
dünn werden und andererseits wegen ihrer guten Saugfähigkeit für viele Anwendungsgebiete
geeignet sind. Die Bindemittelflolte kann dem textilen faserhaltigen Flächengebilde
nach den üblichen Methoden, insbesondere durch Imprägnierung zugesetzt werden. Das
Verfahren führt bereits bei der Anwendung von lediglich Wasser und Schaumhilfsmittel
zu aufgeblähten Produkten. Der Ab-Produkten. Der Abquetscheffekt liegt zwischen 80'und
500 %, bezogen auf das Gewicht.
[0017] Obgleich bereits Wasser mit Schaumhilfsmittel einen deutlichen Effekt zeigt, ist
es bevorzugt, wässrige Schaumhilfsmittel enthaltende Bindemittelflotten zu verwenden.
Der durch die Hochfreuquenzbeaufschlagung erreichte Dickenzuwachs wird dann nach der
Trocknung und Bindemittelvernetzung bzw. -vulkanisation durch Verklebung der Fasern
untereinander stabilisiert und fixiert. Nach der Hochfrequenzbeaufschlagung wird weckmäßig
eine Trocknung bzw. Vernetzung und/oder Vulkanisation mit Flachband- oder Siebbandtrocknern
durchgeführt. Derartige Trockner üben nur einen geringen Anpreßdruck auf das aufgeblähte
und noch feuchte Material aus, so daß die erwünschte voluminöse Struktur erhalten
bleibt.
[0018] Es sind grundsätzlich alle üblichen Bindemittel verwendbar, wie sie für die Verfestigung
von Vliesen und Watten bekannt sind, z.B. Polymerisäte oder Copolymerisate auf der
Basis Acrylat, Methacrylat, Polyurethan, Butadien-Acrylnitril, Butadienstyrol, Phenolformaldehyd-,
Melamin- und Harnstoffharze und deren Mischungen.
[0019] Die Bindemittelflotten enthalten zweckmäßig übliche Zusätze wie Vernetzungsmittel,
Katalysatoren, Thermosensibilisierungsmittel, Farbstoffe, Netzmittel und dergleichen.
Als Schaumhilfsmittel werden zweckmäßig den Bindemitteldispersionen beigemischte Emulgatoren
oder Tenside verwendet. Bindemitteldispersionen, die von Hause aus keine Schaumhilfsmittel
enthalten und möglicherweise bei der Anwendung des Verfahrens eine zu geringe Volumenaufblähung
ergeben, werden vor dem Einsatz mit einem gesonderten üblichen Schaumhilfsmittel versetzt.
[0020] Als Schaumhilfsmittel werden zweckmäßig Alkalisalze höherer Fettsäuren, sulfierte
Öle, Alkyl- und Aralkylsulfonate, Alkylsulfate, Fettsäurekondensationsprodukte, Hydroxialkyl-Sulfoxide,
Aminoxide, Ampholyte u.a. als Emulgier-, Netz- und Waschmittel an sich bekannte Produkte
eingesetzt, sofern sie eine gute Verschäumungsfähigkeit aufweisen. Dies läßt sich
erforderlichenfalls durch geeignete einfache Vorversuche ermitteln. Die Schaumhilfsmittel
entwickeln bei intensiver Berührung mit Luft Blasen, die von einer Tensid-Schicht
umhüllt sind. Bei dem vorgeschlagenen Verfahren erfolgt die Aufblähung jedoch weniger
durch Luft- als vielmehr durch Wasserdampfblasen, wobei der Wasserdampf durch die
Hochfrequenzbehandlung aus der Bindemittelflotte entsteht.
[0021] Je intensiver die Schaumbildung, je stabiler die Tensid-schicht der Blasen, je höher
der Wassergehalt, je höher die Feldstärke des elektrischen Wechselfeldes, je höher
die aufgenommene Leistung, je schneller die dielektrische Erwärmung des Substrates,
je höher der Dampfdruck innerhalb des Fasergebildes desto größer wird die Treibkraft,
mit der das nasse bzw. bindemittelhaltige Fasergefüge auseinandergetrieben wird. Neben
der Trennkraft des Flächengebildes bestehen somit zahlreiche weitere Einfluß- und
Steuerungsgrößen für das Ergebnis der Volumen- bzw. Dickenzunahme. Bei Kenntnis vorstehender
Gesetzmäßigkeiten sind die jeweiligen Parameter durch einfache Vorversuche leicht
zu ermitteln, wobei nach Einlauf in das Hochfreuquenzfeld die hohe Leistungsaufnahme
zu einer spontanen Wasserverdampfung und simultanen Schaumblasenbildung führt. Das
Maximum der Schaumhöhe läßt siqh innerhalb von etwa 5 Sekunden erreichen.
[0022] Die nasse faserhaltige Warenbahn kann in unterschiedlicher Weise mit Hochfrequenzstrahlen
beaufschlagt werden. Im einfachsten Falle wird die nasse Bahn zwischen den Elektrodenplatten
des Hochfrequenzstrahlers hindurchgegefahren. Je nach der Zusammensetzung, insbesondere
der Bindemittelflotte und deren Gehalt an Elektrolyten kann es jedoch zu Funkendurchschlägen
kommen, insbesondere wenn im Megahertz-Bereich gearbeitet wird. Eine besonders bevorzugte
Ausführung des Verfahrens, welche diese Gefahr vermeidet, besteht darin, die Warenbahn
nicht zwischen den Elektrodenplatten hindurch, sondern parallel zu den einseitig angebrachten
Elektrodenstäben entlang zu fahren. Durch eine entsprechende Abschirmung kann leicht
verhindert werden, daß Wasserdampf in den Elektrodenzwischenraum eintritt. Elektrode
und Gegenelektrode befinden sich somit auf der gleichen Warenbahnseite. Dadurch können
keine Funkenüberschläge senkrecht durch das Material hindurch gehen. Falls überhaupt
Funkenüberschläge eintreten, dann geschieht dies parallel zur Warenbahn. Durch zweckmäßige
Elektrodenabstände und Elektrodenspannungen ist es jedoch ohne weiteres möglich, Funkenüberschläge
ganz zu vermeiden.
[0023] In besonderen Fällen, z.B., wenn die Fasern des textilen Flächengebildes und/oder
die Bindemittelflotte aus besonderen Gründen der Produktgestaltung, z.B. infolge hohen
Ionen- oder Elektrolytgehaltes eine zu hohe elektrische Leitfähigkeit besitzen, kann
durch Arbeiten im Mikrowellenbereich, d.h. im Gigahertzbereich die Gefahr des Funkenüberschlages
vermieden werden. Beim Arbeiten im Gigahertzbereich ist die Gefahr von Funkendurchschlägen
so gering, daß hier in der Regel die nasse Warenbahn auch zwischen den Elektroden
hindurchgefahren werden kann. Wegen der höheren Frequenz können niedrigere Elektrodenspannungen
angelegt werden.
[0024] Bei Kenntnis der geschilderten Zusammenhänge kann die im Einzelfall geeignetste Frequenz
leicht ermittelt werden. Die international für industrielle Anwendungen derzeit üblichen
und freigegebenen Frequenzen von 13,56, 27,12, 450 MHz, sowie im Gigabereich von 2,45
GHz sind brauchbar. Grundsätzlich eignet sich der in den Patentansprüchen definierte
Bereich. In vielen Fällen ist der Bereich um 10 GHz wegen der dort besonders hohen
Absorptionsfähigkeit des Wassers bevorzugt. Die Wahl des Hochfrequenzbereichs kann
auch durch die Warenbreite beeinflußt sein. So ist es vorteilhaft, im niederen Megahertzbereich
mit der dort vorhandenen größeren Wellenlänge zu arbeiten, wenn eine große Warenbahnbreite
erwünscht ist. Die Frequenz von 27,12 MHz entspricht beispielsweise einer Wellenlänge
von ca. 11 m. Im halben Sinusbereich von 5,5 m läßt sich somit eine wirkungsvolle
Nutzbreite für die Warenbahn von etwa 2 m erreichen. Die Wellenlänge von 13,56 MHz
beträgt ca. 22 m, so daß sich die Nutzbreite verdoppelt. Bei Mikrowellen von 2.450
MHz beträgt die Wellenlänge dagegen nur 12,3 cm. Pro Einheit erhält man dann nur eine
Nutzeinheit von wenigen Zentimetern, so daß in diesem Falle eine Vorrichtung mit zahlreichen
nebeneinander angeordneten Einheiten verwendet werden müßte. Dies ist technisch derzeit
jedoch nur bis zu etwa 50 cm Arbeitsbreite möglich, so daß nur relativ schmale Warenbahnen
beaufschlagt werden können. Die nachfolgenden Beispiele zeigen die Durchführung des
beanspruchten Verfahrens. Aufgrund der aufgezeigten Zusammenhänge lassen sich weitere
Ausführungsformen in zahlreicher Ausgestaltung und in Abhängigkeit von den jeweiligen
Anforderungen und Arbeitsbedingungen zusammenstellen.
Beispiel 1
[0025] Ein 235 g/m
2 schweres Faservlies aus Zellwolle, das mit 25 Eihstichen pro cm
2 vernadelt wurde und eine Trennkraft in Anlehnung an DIN 53 357 von 8 N/50 mm besitzt,
wird in eine 10 %ige Aralkylsulfonat-Lösung getaucht und auf 130 % Naßaufnahme abgequetscht.
Beim Durchlaufen eines HF-Streufeldes von 27,12 MHz und einer Leistungsaufnahme von
2,9 KW wird das Material von einer ursprünglichen Dicke von 3,1 mm (nach dem Abquetschen
1,6 mm) innerhalb 3 Sekunden unter Schaumentwicklung auf 5 mm Enddicke aufgetrieben.
In einem üblichen Bandtrockner wird bei 110°C getrocknet. Das entstehende Material
ist elastisch und sehr weich im Griff. Es eignet sich beispielsweise als
Verpackungs- material.
Beispiel 2
[0026] Ein 250 g/m
2 schweres Faservlies aus 50 % BW, 42 % ZW und 8 % PES, das mit 20 Einstichen pro cm
2 vernadelt wurde und eine Trennkraft in Anlehnung an DIN 53 357 von 10 N/50 mm aufweist,
wird mit einer Bindemittelflotte aus sauer vernetzbarem Butadien-Styrol-Latex und
Katalysator (Gesamtfestgehalt 25 %) getränkt und auf 120 % Naßaufnahme abgequetscht.
Das so getränkte Material wird über die Streufeldelektrode eines HFgenerators der
Frequenz 27,12 MHz bewegt. Dabei wird das Material unter Schaumbildung innerhalb 2
Sekunden von anfänglich 3,1 mm auf 6,2 mm aufgetrieben. Es verläßt noch dampfend das
HF-Feld und wird anschließend im Bandtrockner bei 140°C getrocknet und kondensiert.
Das resultierende Flächengebilde weist große Hohlräume im Inneren auf, ist sprungelastisch
und nimmt ca. 600 % seines Eigengewichtes an Wasser auf.
Beispiel 3
[0027] Ein 200 g/m
2 schweres Faservlies, das 85 % ZW und 15 PP als Bindefaser enthält und zusätzlich
mit 25 Einstichen pro cm2 vernadelt wurde, zeigt nach dem bekannten Herstellungsverfahren
eine Trennkraft in Anlehnung an DIN 53 357 von 13 N/50 mm. Dieses Material wird mit
einer Bindemittelflotte aus Acrylatdispersion, Melaminharz, Katalysator und 1,7 %
Schaumhilfsmittel aus der Gruppe der Ampholyten getränkt und auf 90 % Naßaufnahme
abgequetscht. Beim Durchlaufen des HF-Streufeldes wird das Material innerhalb von
5 Sekunden von anfänglich 2,9 mm auf 3,5 mm aufgetrieben. Nach erfolgter Trocknung
und Kondensation bei 135°C erhält man ein weiches, schichtartig aufgebautes Material.
Beispiel 4
[0028] Ein 250 g/m
2 schweres, mit 25 Einstichen pro cm
2 vernadeltes Vlies aus 50 % BW, 42 % und 8 ö Polyesterfasern wird nach üblichen Methoden
hergestellt, wobei jedoch das in der Nadelmaschine verwendete Nadelbrett reihenweise
in Produktionsrichtung dickere und stärker wirkende Nadeln als die übrigen besitzt,
so daß eine Längsstruktur gebildet wird. Ein elektrolytbeständiger Butadiennitrillatex
wird mit üblichen Zuschlagstoffen (Schwefel, Zinkoxid, Vulkanisationsmittel) und Verschäumungsmittel
auf Basis Alkylsulfonat versetzt und durch Zugabe von Kochsalz sowie eines Organopolysiloxans
vom Typ Coagulat WS(
R) (Bayer AG) und eines Oxäthylierungsproduktes vom Typ Emulvin W
(R) (Bayer AG) auf einen Koagulationspunkt von 55°C thermosensibel eingestellt. Das vernadelte
Vlies wird mit der verschäumten Bindemittelflotte getränkt und auf eine Naßaufnahme
von 100 % abgequetscht. Anschließend wird im Mikrowellenfeld mit einer Leistung von
2,5 KW und einer Frequenz von 2.450 MHz behandelt. Dabei wird das Material von einer
anfänglichen Dicke von 3 mm auf 4,7 mm aufgebläht, wobei ein rillenartiges Profil
entsteht.
[0029] Der voluminöse Vliesstoff wird bei 150°C auf einem üblichen Bandtrockner getrocknet
und vulkanisiert, wodurch diese Profile stabilisiert werden. Anschließend werden auf
einer üblichen, kontinuierlichen Waschmaschine lösliche Bestandteile aus dem Latex
herausgewaschen. Nach abermaligem Trocknen wird ein weiches Flächengebilde erhalten,
dessen Bindemittel und Hohlräume gleichmäßig über den Querschnitt verteilt sind und
das auf seiner Oberfläche dreidimensional strukturiert ist.
Beispiel 5
[0030] Ein 220 g/m
2 schweres Faservlies aus 33 % BW, 44 % carboxilgruppenhaltiger ZW und 23 % Polyesterfasern
wird mit 29 Einstichen pro cm
2 vernadelt und zwischen 2 rotierenden Walzen mit einem aufgeschäumten Butadien-Acrylnitril-Latex,
dem übliche Zuschlagstoffe (Schwefel, Zinkoxid, Vulkanisationsbeschleuniger, Netzmittel)
zugesetzt wurden, imprägniert und auf Zylindertrocknern getrocknet. Durch die teilweise
erfolgende Bindemittelwanderung tritt an den Oberflächen eine Hautbildung ein. Dieses
so vorgebundene Material Meist eine Trennkraft in Anlehnung an DIN 53 357 von 21 N/50
nm auf und hat eine Dicke von 2 mm. Es wird mit einer Bindemittelflotte aus sauer
vernetzbarem Butadien-Acrylnitril-Latex, der Stabilisierungsmittel und Katalysator
enthält, getränkt und auf eine Naßaufnahme von 150 % abgequetscht. Beim Durchlaufen
eines Mikrowellenfeldes der Frequenz 2.450 MHz und einer Leistung von 2,7 KW erhöht
sich die Dicke des Materials auf 3,1 mm. Trocknung und Kondensation erfolgen in einem
üblichen Bandtrockner bei 140°C. Das resultierende Flächengebilde zeigt aufgrund der
mit Bindemittel angereicherten Oberfläche eine verbesserte Oberflächenfestigkeit.
Beispiel 6
[0031] Ein 150 g/m
2 schweres Faservlies aus 80 % Polyamid-und 20 % Polyesterfasern wird mit 19 Einstichen
pro cm
2 vernadelt. Das 8 mm dicke Vlies, das eine Trennkraft von weniger als 1 N/50 mm aufweist,
wird mit einer 50 %igen Bindemittelflotte aus Phenol-FormaldehydHarz, Aluminiumoxid
der Körnung F 240, Verdickungsmittel und Schaumhilfsmittel vom Typ der Aralkylsulfonate
imprägniert, so daß eine Gewichtszunahme um 90
0 g/
m2 eintritt, und anschließend einem Hochfrequenzfeld der Frequenz 27,12 MHz und einer
Leistung von 4,5 KW ausgesetzt. Dabei tritt eine beträchtliche Dickenzunahme ein.
Das aufgeblähte Material wird bei 170°C in einem üblichen Bandtrockner getrocknet
und kondensiert. Erhalten wird ein 10 mm dickes und in seinem Aufbau sehr offenes
Flächengebilde, das aufgrund seines Gehaltes an Schleifkörnern eine beträchtliche
Scheuerwirkung aufweist.
Beispiel 7
[0032] 106 g Butadien-Acrylnitril-Latex mit einem Feststoffgehalt von 47 % und mit üblichen
Zuschlagstoffen (Schwefel, Zinkoxid, Vulkanisationsbeschleuniger, Organopolysiloxane,
Schaumhilfsmittel u.a.) werden wärmesensibel mit einem Koagulationspunkt von 55 -
60°C eingestellt und auf das doppelte Volumen aufgeschäumt. In den Schaum werden 350
g einer 10 Gew.%igen Suspension aus Zellwoll-Kurzschnittfasern 5,6 dtex/8mm, Zellstoff
(Gewichtsverhältnis 75:25) und Schaumhilfsmittel eingetragen und die gesamte Masse
auf 1.100 ml aufgeschäumt. Die so erhaltene schaumige Latex-Faser-Masse wird auf ein
Trägergewebe in etwa 3 mm Dicke aufgetragen und unter einem Mikrowellenstrahler der
Frequenz 2.450 MHz und einer Leistung von 1,8 KW hindurchgeführt. Dabei tritt eine
Dickenzunahme auf 4 bis 5 mm unter gleichzeitiger Koagulation der Masse ein. In nachfolgenden
Aggregaten wird getrocknet, vulkanisiert, gewaschen und erneut getrocknet. Nach lrennung
vom Traigergewebe resultiert ein schwammtuchähnliches Material mit offenen und nah
beieinander liegenden Poren, die gleichmäßig über den Querschnitt verteilt sind.
1. Verfahren zur Herstellung voluminöser faserhaltiger textiler Flächengebilde auf
der Basis von Watten, Vliesen oder Vliesstoffen, die im Querschnitt homogen mit Latex
in geschäumter oder ungeschäumter Form beaufschlagt sind, wobei der Latex durch Vernetzung
oder Vulkanisation verfestigt und das Flächengebilde unter Verdampfung des Wassers
gebunden und getrocknet wird, dadurch gekennzeichnet, daß das lockere textile Flächengebilde
mit einer wässrigen, Schaumhilfsmittel und ggf. übliche Zuschlagsstoffe, Vernetzungsmittel
und/oder Reaktionsbeschleuniger enthaltenden Latex-Dispersion beaufschlagt und dann
der Einwirkung eines Hochfrequenzstrahlers im Bereich von 30 KHz bis 30 GHz ausgesetzt
wird, wobei der Hochfrequenzstrahler ggf. mit einem Hochluft- oder Kontakttrockner
verbunden wird, und daß das textile Flächengebilde auf ein Vielfaches seines ursprünglichen
Volumens aufgebläht und in dieser Form getrocknet wird, wobei das aufgeblähte Flächengebilde
durch den Latex stabilisiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine wärmesensibel eingestellte,
schaumhilfsmittelhaltige, wässrige Latex-Dispersion verwendet wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Hochfrequenzstrahler
mit einer Frequenz von 2,0 - 3,0 GHz verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Hochfrequenzstrahler
mit einer Frequenz von 10 - 500 MIlz verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß das textile
Flächengebilde im Streufeld des Hochfrequenzfeldes behandelt wird, wobei die Warenbahn
im Abstand parallel zu den einseitig neben der Bahn angeordneten Elektroden des Hochfrequenzstrahlers
vorbeigeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine elektrolytbeständige,
wässrige Latex-Dispersion verwendet wird, die Porenbildner und/oder wasserlösliche
Salze enthält.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, daß eine solche
wärmesensible wässrige Latex-Dispersion verwendet wird, deren Koagulationspunkt zwischen
30° und 80°C liegt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 7, dadurch gekennzeichnet, daß eine wässrige
faserhaltige Latex-Dispersion verwendet wird, deren Faser-Latex-Verhältnis im Bereich
von 80:20 bis 10:90 Gew.% bezogen auf das Trockengewicht, enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, daß eine faserhaltige Latex-Dispersion
verwendet wird, deren Fasermaterial bis zu 100 Gewichtsteile, Zellwollstaub, bis zu
100 Gewichtsteile Baumwoll - staub, bis zu 50 Gewichtsteile Zellstoff, 10 - 50 Gewichtsteile
Zellwollkurzschnitte und 2 - 30 Gewichtsteile Synthese-Kurzschnitte enthält.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 9, dadurch gekennzeichnet, daß qine solche
wänsrign latex-Dispersion verwendet wird, die Latices auf der Basis von Acrylaten,
Methacrylaten, Polyurethanen, Polybutadien-Acrylnitrilen, Polybutadienstyrol und ihrer
copolymerische Vorkondensate bzw. aus Formaldehyd mit Phenol, Melamin oder Harnstoff
enthalten und deren Mischungen.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 10, dadurch gekennzeichnet, daß die wässrige
Latex-Dispersion zunächst mit Luft auf ein Litergewicht von 200 - 500 gr aufgeschäumt
und die Fasersuspension dann unverschäumt zugegeben und mit der Mischung das lockere
textile Flächegebilde dann ein- oder beidseitig beaufschlagt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche l - 10, dadurch gekennzeichnet, daß das lockere
textile Flächengebilde ein Vliesstoff ist, der mit Hilfe von Bindemitteln oder Bindefasern
lose z.B. durch stellen- bzw. punktförmige Verfestigung vorgebunden ist.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 12, dadurch gekennzeichnet, daß das lockere
textile Flächengebilde ein lose vorgenadelter Vliesstoff ist.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß der Vliesstoff in parallel
angeordneten Längsreihen genadelt ist.
15. Verfahren nach einem-der Ansprüche 1-14, dadurch gekennzeichnet, daß das textile
Flächengebilde cellulosische Fasern enthält.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 15, dadurch gekennzeichnet, daß als textiles
Flächengebilde ein Vliesstoff verwendet wird, der pulverförmiges und/oder feinkörniges
Schleifmittel als Füllstoff enthält und daß die wässrige Latex-Dispersion aufgebracht
wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 15, dadurch gekennzeichnet, daß als textiles Flächengebilde ein Vlies verwendet wird,
das durch Ablage aus einer wässrigen, latex-haltigen Fasersuspension auf einem porösen
Transportband erhalten ist, wobei der Latex ggf. in Schaumform verwendet wird.