[0001] Die Erfindung betrifft einen Treibstoff auf Methanolbasis, der aus nicht destilliertem
technischen Methanol, Wasser und Dimethylether sowie weiteren Zusätzen besteht und
eine Verwendung desselben in motorisierten Gartengeräten.
[0002] Die Verwendung von destilliertem Methanol, sog. Reinmethanol, als Kraftstoff für
Otto- und Dieselmotoren wurde im letzten Jahrzehnt intensiv untersucht (Chemische
Technologie, Winnacker-Küchler, Bd. 5, Organische Technologie I, 4. Auflage 1981,
S. 517). Als Zusatz zu Reinmethanol zur Verbesserung des Startverhaltens wurde neben
zahlreichen anderen leichtsiedenden Komponenten auch Dimethylether vorgeschlagen (Neuen
Kraftstoffen auf der Spur, Bundesministerium für Forschung und Technologie, Bonn,
1974, S. 160).
[0003] Auch der Zusatz von Wasser zu Reinmethanol ist bekannt:

[0004] Die Ergebnisse der Versuche mit Reinmethanol zeigten zwar, daß keine unüberwindbaren
technischen Schwierigkeiten bestehen, sie ergaben jedoch, daß umfangreiche Umrüstungen
der Motoren und der Teile erforderlich sind, die mit Reinmethanol in Berührung kommen,
insbesondere von Leitungen, Tank, Vergaser und Motorwerkstoffen. Die Verwendung von
nicht destilliertem technischen Methanol als Treibstoff für Motoren erschien aufgrund
der Befunde mit Reinmethanol sowie der zahlreichen im technischen Methanol vorhandenen
schädlichen, insbesondere korrosiven und erwartungsgemäß Umwelt belastenden Komponenten
technisch nicht durchführbar.
[0005] Nicht destilliertes technisches Methanol enthält z.B. Formaldehyd, Methylformiat,
Dimethylsulfid. Formaldehyddiacetal, Ameisensäure, Eisenpentacarbonyl und weitere
Carbonsäuren und deren Ester.
[0006] In langfristigen, umfangreichen chemischen und motorischen Untersuchungen wurde nunmehr
entgegen dem bestehenden Vorurteil der Fachwelt überraschend gefunden, daß nicht destilliertes
technisches Methanol, wie es sowohl bei der technischen Niederdruck- (z.B. Lurgi-
und ICI-Synthese) als auch bei der Mitteldruck- und Hochdruck-Synthese (z.B. dem Verfahren
der Union Rheinischen Braunkohlen Kraftstoff AG) entsteht, als Treibstoff in Motoren
dann wenigstens gleichgut geeignet ist wie Reinmethanol, wenn es ganz bestimmte Mengen
an Wasser und Dimethylether sowie bestimmte Mengen an Korrosionsinhibitoren, Emulgatoren
und Zündkontrolladditivs enthält. Die Erfindung betrifft daher einen Treibstoff auf
Methanolbasis, wobei zusätzlich höhere Alkohole, Äther, Ketone und Kohlenwasserstoffe
bzw. deren Gemische enthalten sein können, dadurch gekennzeichnet, daß der Treibstoff
aus nicht destilliertem technischen Methanol besteht,
0,5-18 Gew.% Wasser enthält und
0,5-12 Gew.% Dimethylether.
[0007] Dimethylether hat die Eigenschaft, daß er durch seinen niederen Siedepunkt von -24,0°C
das Kaltstartverhalten ausreichend verbessert. Obgleich zu erwarten war, daß die Löslichkeit
des Dimethylethers durch den angegebenen Wassergehalt des Methanols so weit herabgesetzt
würde, daß Dimethylether als Kaltstarthilfsmittel zu frühzeitig verdampfen würde,
haben die Langzeitversuche überraschend ergeben, daß Dimethylether in für die Verbesserung
des Kaltstartverhaltens ausreichender Menge im Treibstoff gelöst bleibt. Obgleich
die Ursachen hierfür nicht völlig verstanden werden, wird angenommen, daß Wasserstoffbrückenbindungen
dieses Verhalten bewirken.
[0008] Die umfangreichen Untersuchungen haben ferner, für den Fachmann unvorhersehbar ergeben,
daß die Einspritzung des erfindungsgemäßen Treibstoffs in den Motor nicht erforderlich
ist, sondern daß sich der Treibstoff auch für übliche Vergasermotoren sehr gut eignet.
In gewissen Mengen kann der erfindungsgemäße Treibstoff auch höhere Alkohole und Ether
bzw. deren Gemische enthalten . Besonders geeignet sind z.B. Destillate, wie sie bei
technischen Methanoldestillationen im Sumpf anfallen und z.B. ohne Einbezug der erfindungsgemäßen
Dimethylethermenge folgende Zusammensetzung haben:

[0009] Erfindungsgemäß kann auch abgetopptes nicht destilliertes Methanol verwendet werden,
wobei leicht flüchtige Verunreinigungen über Kopf abdestilliert worden sind. Ferner
können auch Gemische von destilliertem Methanol, nicht destilliertem Methanol und
abgetopptem Methanol eingesetzt werden.
[0010] Außer Dimethylether als erfindungsgemäßer Treibstoff-Komponente können auch z.B.
Diethylether und/oder Methyl-tert.-bytylether enthalten sein.
[0011] Als Korrosionsinhibitor eignen sich z.B. Phosphorsäureester kombiniert mit Triazolen,
Inhibitoren auf Natriumbenzoat-Basis, Verbindungen wie 2-(5-Aminopentyl)-benzimidazol
oder käufliche Produkte wie PFJ 876 der Fa. Ethyl Corp. u.a.
[0012] Als Emulgator sind insbesondere Glykole und Glykolether, wie z.B. Ethylenglykol,
Propylenglykol, Polyethylenglykol, deren Monoether und Diether geeignet. Ein geeignetes
Zündkontrolladditiv ist z.B. Trikresylphosphat.
[0013] Weitere Additivierungen, wie sie in Kraftstoffen üblich sind, können zusätzlich erfolgen.
[0014] Es ist für den Fachmann insbesondere unerwartet, daß bei Einsatz des erfindungsgemäßen
Treibstoffs in Viertakt-Motoren übliche Schmieröle sehr gut geeignet sind.
[0015] Auch in Zweitakt-Motoren ist der erfindungsgemäße Treibstoff einsetzbar. Hierbei
sind jedoch Spezialschmieröle bevorzugt, wie z.B. Schmieröle auf Poly-4.-Olefinbasis.
[0016] Die Untersuchungen haben ergeben, daß der erfindungsgemäße Treibstoff besonders gut
geeignet ist für den Einsatz in motorisierten Gartengeräten.
[0017] Es ist bekannt, daß die Emissionen, die bei Verwendung von Reinmethanol als Treibstoff
auftreten, niedriger sind als bei Verwendung der üblichen Kraftstoffe auf Mineralölbasis.
Dies gilt insbesondere für Kohlenmonoxid-, Stickoxyd- und Kohlenwasserstoff-Emissionen.
Überraschend wurde gefunden, daß bei Verwendung von nicht destilliertem technischen
Methanol in Gegenwart der erfindungsgemäßen Wassermenge eine noch geringere Emission
auftritt, als im Fall von Reinmethanol, wie die folgende Tabelle zeigt:
Abgasemissionen nach ECE-Norm gemessen mit einem optimierten VW Golf, 1,6 L (Mittelwerte)

[0018] Dies ist insbesondere beim Betrieb von Gartengeräten von Bedeutung, da sich hier
der Betreiber gewöhnlich hinter dem Gerät fortbewegt.
[0019] Bei der erfindungsgemäßen Treibstoffzusammensetzung wurde ferner gefunden, daß bei
den in Gartengeräten verwendeten 4-Taktmotoren, die gewöhnlich im oberen Drittel des
Leistungsbereichs betrieben werden, eine vom Fachmann unvorhersehbare Energieeinsparung
auf Heizwertbasis auftritt, die außer auf die hohe Verdampfungswärme des Methanols
vermutlich auf einen Wasserinnenkühlungseffekt zurückzuführen ist. Der erfindungsgemäße
Treibstoff kann in allen Gartengeräten mit 4-Taktmotoren eingesetzt werden, wie umfangreiche
Untersuchungen ergeben haben, ohne daß eine über die richtige Treibstoff-Luft-Einstellung
hinausgehende Änderung an dem Gerät für den praktischen Gebrauch erforderlich ist.
[0020] Dem Fachmann ist bekannt, daß zur Vermeidung von Mißbrauch von Stoffen, wie z.B.
Treibstoffen, die Anfärbung solcher Stoffe wünschenswert ist.
[0021] Die Untersuchungen haben ergeben, daß bestimmte Farbstoffe, wie z.B. Brillantgrün
und Kresolrot, einzeln oder in Gemischen, Färbungen ergeben, die keine Nachteile bei
Einsatz in Motoren mit sich bringen und trotz ihrer pH-Indikatoreigenschaften auch
bei Sauerstoff- bzw. Luftzufuhr eine stabile Färbung bewirken. Die Angabe dieser Farbstoffe
ist jedoch nicht als Limitierung der vorliegenden Erfindung anzusehen.
[0022] Zur näheren Beschreibung eines erfindungsgemäßen Treibstoffs werden beispielhaft
folgende Daten angegeben:

Der erfindungsgemäße Treibstoff stellt zweifellos für das Betreiben motorisierter
Fahrzeuge einen sehr bedeutenden wirtschaftlichen Erfolg dar, der die wirtschaftliche
Versorgung von Motoren mit alternativen Treibstoffen um einen bedeutenden Schritt
verbessert, da durch die Erfindung unerwartet gezeigt wird, daß der hohe technische
und kostenmäßige Aufwand der destillativen Aufarbeitung des technischen Methanols
zu Reinmethanol für die Verwendung als Treibstoff nicht erforderlich ist und insbesondere
bezüglich der Umweltbelastung eine überraschende Verbesserung gegenüber dem Stand
der Technik erzielt wird.
[0023] Dies gilt insbesondere für motorisierte Gartengeräte, wo die Emissionsbelastung des
Betreibers besonders hoch ist.
l. Treibstoff auf Methanolbasis, wobei zusätzlich höhere Alkohole, Äther, Ketone und
Kohlenwasserstoffe bzw. deren Gemische enthalten sein können, dadurch gekennzeichnet,
daß der Treibstoff aus nicht destilliertem technischen Methanol besteht, o,5-18 Gew.%
Wasser enthält und o,5-12 Gew.% Di- methylether.
2. Treibstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dieser vorzugsweise 2-15
Gew.% Wasser und vorzugsweise 2-8 Gew.% Dimethylether enthält.
3. Treibstoff nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß dieser o,oo5
bis o,5 Gew.%, vorzugsweise o,oo5 bis o,o2 Gew.% eines Korrosionsinhibitors, o,ol
bis 3 Gew.%, vorzugsweise o,ol bis o,6 Gew.%eines Emulgators und o,ol bis o,5 Gew.%
eines Zündkontrolladditivs enthält.
4. Verwendung des Treibstoffs nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß dieser in motorisierten Gartengeräten verwendet wird.
5. Verwendung des Treibstoffes nach den Ansprüchen 1-4, dadurch gekennzeichnet, daß
dieser unter Zusatz von grünen methanollöslichen Farbstoffen bzw. Farbstoffgemischen,
vorzugsweise von Gemischen von Brillantgrün (Tetraethyl-4,4'diamino-triphenylcarbinol-
hydrogensulfat) und Kresolrot (o-Kresolsulfonphthalein) verwendet wird.
6. Treibstoff, nach den Ansprüchen 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Methanol
aus nicht destilliertem, abgetopptem Methanol besteht.
7. Treibstoff, nach den Ansprüchen 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Methanol
aus einem Gemisch von destilliertem Methanol und nicht destilliertem Methanol und/oder
abgetopptem nicht destilliertem Methanol besteht.
8. Treibstoff nach den Ansprüchen 1 - 7, dadurch gekennzeichnet, daß derselbe aus
Gemischen von Methanol und Alkoholgemischen höherer Alkohole aus der Methanoldestillation
besteht.
9. Treibstoff nach den Ansprüchen 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, daß derselbe Methyl-tert.-butylether
enthält.