(57) Für Niederspannungsschaltgeräte der Energietechnik haben sich Kontaktwerkstoffe auf
der Basis AgCd0 mit Cd0 als Hauptwirkkomponente als besonders vorteilhaft erwiesen.
Beim Schalten von AgCdO-Kontaktwerkstoffen kann über den Abbrand CdO in die Umwelt
gelangen, welches als toxischer Werkstoff eingestuft ist. Es wird daher angestrebt,
den CdO-Gehalt im Kontaktwerkstoff so gering wie möglich zu halten bzw. ganz auszuschalten.
Der Kontaktwerkstoff gemäß der Erfindung ist ein Sinter-Kontaktwerkstoff, der aus
AgSn0
2 mit mindestens zwei weiteren Metalloxidzusätzen besteht. Die Metalloxidzusätzen sind
Bi
2O
3, CuO und wahlweise CdO. Die Zusätze von Bi
2O
3, CuO und wahlweise CdO betragen mengenmäßig gegenüber Sn0
2 insgesamt maximal 25 Vol.-% der Gesamtoxidmenge.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Sinterkontaktwerkstoff für Niederspannungsschaltgeräte
der Energietechnik aus AgSn0
2 mit mindestens zwei weiteren Metalloxidzusätzen.
[0002] Für Niederspannungsschaltgeräte der Energietechnik, z.B. in Schützen oder Selbstschaltern,
haben sich Kontaktwerkstoffe auf der Basis AgCd0 mit Cd0 als Hauptwirkkomponente als
besonders vorteilhaft erwiesen. Diese Kbntaktwerkstoffe zeigen einen kleinen Abbrand
im Lichtbogen, eine kleine Schweißkraft und eine niedrige Erwärmung bei Dauerstromführung.
[0003] Da beim Schalten aus Kontaktstücken, die aus AgCdO-Kontaktwerkstoffen bestehen, über
den Abbrand Cd0 in die Umwelt gelangen kann und Cd0 als toxischer Werkstoff eingestuft
ist, wird angestrebt, Kontaktwerkstoffe mit anderen Hauptmetalloxidzusätzen, wie Sn0
2, ZnO, In
2O
3, Cu0 usw., zu ersetzen. Kontaktwerkstoffe aus AgSnO
2 ohne weitere Metalloxidzusätze konnten nicht alle Forderungen an die Kontakteigenschaften
erfüllen. Es sind AgSn0
2-Kontaktwerkstoffe mit weiteren Metalloxidzusätzen wie In
20
3, Bi
2O
3 bekannt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die bekannten AgSn0
2-Werkstoffe mit weiteren Metalloxidzusätzen dahingehend zu verbessern, daß die Konzentrationen
der weiteren Metalloxidzusätze wesentlich niedriger sind und dabei insbesondere der
Gehalt an toxischen Werkstoffen.
[0005] Gemäß der Erfindung wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß als weitere Metalloxide
Bi203, Cu0 und wahlweise Cd0 vorgesehen sind und daß der Summenmetalloxidgehalt zwischen
10 und 25 Vol.-% mit einem Sn0
2-Anteil ≥ 70 Vol.-% der Gesamtoxidmenge beträgt.
[0006] Als besonders vorteilhaft hat sich ein Summenmetalloxidgehalt zwischen 15 bis 20
Vol.-% erwiesen.
[0007] Als besonders vorteilhaft hat sich gemäß der Erfindung ein AgSn0
2Bi
20
3Cu0-Werkstoff erwiesen mit einem Ag
-Gehalt von 87,95 %-Massengehalt, einem SnO
2-Gehalt von 9,97 %-Massengehalt, einem Bi
20
3-Gehalt von 0,98 %-Massengehalt und einem CuO-Gehalt von 1,10 %-Massengehalt.
[0008] Ein weiterer Werkstoff gemäß der Erfindung besteht aus AgSnO
2Bi
2O
3CuOCdO mit einem Bi
20
3-Gehalt zwischen 0,5 und 2 %-Massengehalt, einem CuO-Gehalt zwischen 0,5 und 1,5 %-Massengehalt
und einem CdO-Gehalt zwischen 0,05 und 2 %-Massengehalt, insbesondere mit einem Ag-Gehalt
von 87,89 %-Massengehalt, einem Sn0
2-Gehalt von 9,92 %-Massengehalt, einem Bi
20
3-Gehalt von 1,1 %-Massengehalt, einem CuO-Gehalt von 1,2 %-Massengehalt und einem
CdO-Gehalt von 0,3 %-Massengehalt oder mit einem Ag-Gehalt von 81,42 %-Massengehalt,
einem Sn0
2-Gehalt von 13,09 %-Massengehalt, einem Bi
20
3-Gehalt von 2,0 %-Massengehalt, einem CuO-Gehalt von 1,5 %-Massengehalt und einem
CdO-Gehalt von 2,0 % Massengehalt.
[0009] Anhand dreier Ausführungsbeispiele wird das Herstellen des Werkstoffs und daraus
eines Kontaktstückes gemäß der Erfindung näher erläutert.
Beispiel 1
[0010] Herstellen eines Sinterkontaktwerkstoffes aus AgSnO
2Bi
2O
3CuO und des Kontaktstückes.
[0011] Aus 90,15 %-Massengehalt F.einsilberkörnern, 8,05 %-Massengehalt Zinnkörnern, 0,90
%-Massengehalt metallischem Wismut als Bruchstücke und 0,90 %-Massengehalt Kupfer
in Form von Stangen wird eine Legierung aus AgSnBiCu der angegebenen Zusammensetzung
erschmolzen. Durch Druckverdüsen mit Wasser wird daraus ein gleich zusammengesetztes
Legierungspulver hergestellt. Nach dem Trocknen wird der Pulveranteil kleiner 200
um abgesiebt. Dieser Anteil wird an Luft zwischen 500 und 800°C inneroxidiert, wonach
ein Verbundpulver aus AgSn0
2Bi
20
3CuO der Zusammensetzung 87,95 %-Massengehalt Ag, 9,97 %-Massengehalt SnO
2, 0,98 %-Massengehalt Bi
20
3 und 1,10 %-Massengehalt Cu0 erhalten wird.
[0012] Aus dem Verbundpulver können durch Pressen in einer Matrize mit 600 MPa Kontaktstücke
hergestellt werden. Für die sichere Verbindungstechnik durch Hartlöten ist es zweckmäßig
beim Pressen des Verbundpulvers eine zweite Schicht aus Reinsilberpulver mit der Kontaktschicht
gemeinsam zu verpressen. Die Sinterung der Kontaktstücke erfolgt bei 850°C während
einer Stunde an Luft. Durch Warmnachpressen bei 650°C mit 800 MPa werden die Kontaktstücke
verdichtet. Eine weitere Verdichtung und Verfestigung ist durch eine zweite Sinterung
bei. 850°C während einer Stunde an Luft und eine darauf folgende weitere Kaltverdichtung
zu erreichen.
[0013] Die Kontakteigenschaften solcher Kontaktstücke wurden auf einem Prüfschalter gemessen.
Die Abbrandwerte lagen gegenüber einer stranggepreßten AgSn0
2-Qualität mit gleichem Oxidanteil um etwa 25 % besser. In den Schweißkraftwerten wurden
50 % niedrigerer F
S99,9-Werte und im Kontaktwiderstand 10 % niedrigere Werte erreicht. Das Gefüge des Kontaktwerkstoffes
ist sehr fein und gleichmäßig.
Beispiel 2
[0014] Herstellen eines Sinterkontaktwerkstoffs aus AgSnO
2Bi
2O
3CuOCdO und des Kontaktstückes.
[0015] Aus 81,42 %-Massengehalt Elektrolyse- oder Fällungssilberpulver und feinen Metalloxidpulvern
aus 13,09 %-Massengehalt SnO
2, 2,0 %-Massengehalt Bi
2O
3, 1,5 %-Massengehalt Cu0 und 2,0 %-Massengehalt CdO wird ein Pulver durch Naßmischen
und Sieben der Teilchengröße < 200 µm hergestellt.
[0016] Aus der getrockneten Pulvermischung werden mit 300 MPa Formkörper verdichtet. Um
eine einwandfreie Verbindung der Kontaktstücke mit einem Träger sicherzustellen ist
es zweckmäßig, die Kontaktschicht mit einer zweiten Pulverschicht, z.B. aus Reinsilber,
zu einem Zweischichten-Preßkörper zu verdichten. Die Sinterung erfolgt bei 850
0C während einer Stunde an Luft. Durch Warmnachpressen bei 650°C mit 800 MPa werden
die Kontaktstücke verdichtet. Eine weitere Verdichtung ist durch eine weitere Wärmebehandlung
bei 850°C während einer halben Stunde an Luft oder Stickstoff und eine darauf folgende
weitere Kalt- oder Warmverdichtung zu erreichen.
[0017] Die Kontakteigenschaften dieser Kontaktstücke wurden auf einem Prüfschalter gemessen
und mit einer sehr guten AgCdO-Qualität verglichen. Bei vergleichbaren Abbrandwerten
wurden eine etwas günstigere Erwärmung (10 % niedrigerer Kontaktwiderstand) und eine
etwa um 15 % niedrigere Schweißkraft erreicht.
Beispiel 3
[0018] Herstellen eines Sinterkontaktwerkstoffes aus AgSnO
2Bi
2O
3CuOCdO und des Kontaktstückes.
[0019] Aus einer Legierung aus AgSnBiCuCd mit 90,06 %-Massengegehalt Ag, 7,67 %-Massengehalt
Sn, 1,01 %-Massengehalt Bi, 0,98 %-Massengehalt Cu und 0,27 %-Massengehalt Cd wird
ein Pulver der Teilchengröße < 200 µm, z.B. durch Druckverdüsen mit Wasser, hergestellt.
Durch innere Oxidation des Legierungspulvers wird ein Verbundpulver aus AgSnO
2Bi
2O
3CuOCdO mit 87,89 %-Massengehalt Ag, 9,92 %-Massengehalt Sn0
2, 1,1 %-Massengehalt Bi203, 1,2 %-Massengehalt Cu0 und 0,3 %-Massengehalt Cd0 erhalten.
Die innere Oxidation wird während einer Glühbehandlung an Luft zwischen 500 und 800°C
durchgeführt. Dabei wird die Zeit so gewählt, daß eine vollständige innere Oxidation
erreicht wird.
[0020] Aus dem Verbundpulver wird wie bei Beispiel 1 ein Zweischichten-Pulverpreßkörper
hergestellt. Durch Sintern wird der Preßkörper verfestigt und durch Warm- bzw. Kaltnachverdichten
wird die Restporosität des Kontaktstückes herabgesetzt. Auch die so erreichte Kontaktqualität
hat bei gleicher Zusammensetzung wie im Beispiel 2 die gleich guten Kontakteigenschaften.
Ein Gefügebild zeigt die gleichmäßig globularen Oxidausscheidungen im Silbergrundmetall.
[0021] Die Silber-Zinn-Oxid-Kontaktwerkstoffe mit den weiteren Oxidzusätzen Bi203, Cu0 und
wahlweise Cd0 gemäß der Erfindung stellen eine aus der Vielzahl der Möglichkeiten
spezielle Werkstoffauswahl bei ganz bestimmter Zusammensetzung dar. Bei den Kontaktwerkstoffen
mit CdO als Oxidzusatz konnte der CdO-Gehalt um 1 bis 2 Größenordnungen gesenkt werden.
1. Sinterkontaktwerkstoff für Niederspannungsschaltgeräte der Energietechnik aus AgSn02 mit mindestens zwei weiteren Metalloxidzusätzen, dadurch gekennzeichnet , daß als
weitere Metalloxide Bi203, Cu0 und wahlweise Cd0 vorgesehen sind und daß der Summenmetalloxidgehalt zwischen
10 und 25 Vol.-% mit einem SnO2-Anteil ≥ 70 Vol.-% der Gesamtoxidmenge beträgt.
2. Kontaktwerkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß der Summenmetalloxidgehalt
15 bis 20 Vol.-% beträgt.
3. Kontaktwerkstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß er aus AgSnO2Bi2O3CuO besteht mit einem Ag-Gehalt von 87,95 %-Massengehalt, einem SnO2-Gehalt von 9,97 %-Massengehalt, einem Bi203-Gehalt von 0,98 %-Massengehalt und einem CuO-Gehalt von 1,10 %-Massengehalt.
4. Kontaktwerkstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet , daß er aus AgSnO2Bi2O3CuOCdO besteht mit einem Bi203-Gehalt zwischen 0,5 und 2 %-Massengehalt, einem CuO-Gehalt zwischen 0,5 und 1,5 %-Massengehalt
und einem CdO-Gehalt zwischen 0,05 und 2 %-Massengehalt.
5. Kontaktwerkstoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet , daß er einen Ag-Gehalt
von 87,89 %-Massengehalt, einen Sn02-Gehalt von 9,92 %-Massengehalt, einen Bi203-Gehalt von 1,1 %-Massengehalt, einen CuO-Gehalt von 1,2 %-Massengehalt und einen
Cd0-Gehalt von 0,3 %-Massengehalt aufweist.
6. Kontaktwerkstoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet , daß er einen Ag-Gehalt
von 81,42 %-Massengehalt, einen SnO2-Gehalt von 13,09 %-Massengehalt, einen Bi203-Gehalt von 2,0 %-Massengehalt, einen CuO-Gehalt von 1,5 %-Massengehalt und einen
CdO-Gehalt von 2,0 %-Massengehalt aufweist.