[0001] Die Erfindung betrifft eine Rohrbiegeanlage.
[0002] Bestimmte Biegearbeitsgänge an Rohren weisen besondere Probleme auf. Dies bezieht
sich insbesondere auf den Fall, daß Rohre mit Rechteckprofil oder C-Profil in großen
Längenabmessungen vorliegen, die mit großer Genauigkeit in vorgegebene, von Kreisbögen
abweichende Formen gebogen werden sollen. Dieser Fall liegt insbesondere vor, wenn
Dachträger für. Autobusse, Eisenbahnwaggons usw. in spiegelsymmetrisch-parabolische
Konfiguration zu bringen sind, um dann mit senkrechten Trägern verschweißt zu werden.
[0003] Für solche und ähnliche Falle ist eine Vorrichtung bekannt, bei der das Werkstück
zusammen mit einer Schablone durch ein Hammerwerk geführt wird, in welchem zahlreiche
Schläge auf das Rohr ausgeführt werden, so daß dieses allmählich in die gewünschte
Form kaltgeschmiedet wird.
[0004] Diese Vorrichtung erfordert große Geschicklichkeit und ist gleichwohl unfallträchtig,
weil Rohre in mehreren Metern Länge frei im Raum zu handhaben sind. Darüberhinaus
wird durch das Hammerwerk erheblicher Lärm erzeugt.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine auch von ungeübten Personen sicher
bedienbare, lärmarme Rohrbiegeanlage für Rohre mit Rechteck- oder C-Querschnitt sowie
U-Querschnitt zu schaffen.
[0006] Diese Lösung gemäß der Erfindung ergibt sich aus dem kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs
1, während die Unteransprüche zweckmäßige Ausgestaltungen dieser Anlage definieren.
[0007] Demgemäß ist das Rohr während des - vorzugsweise mittels hydraulischer Arbeitszylinder
auszuführenden und damitlärmarmen - Biegevorgangs stationär. Durch die einstellbare
Schablone ist gewährleistet, daß trotz unterschiedlicher Materialqualitäten, z.B.
wegen Toleranzen der Rohrwandstärke, wechselnder Elastizitätsmodule usw. die verlangte
Genauigkeit eingehalten werden kann. Indem der Biegevorgang in der Rohrmitte beginnt,
wo in aller Regel die größten Biegeradien vorliegen, und dann nach den Enden zu fortgesetzt
wird, sind die jeweils an den freien Rohrenden durchlaufenen Wege relativ klein, so
daß auch die Unfallgefahr gering ist.
[0008] Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel des Gegenstandes der Erfindung wird nachstehend
unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen im einzelnenerläutert.
Fig. 1 stellt in Halbdraufsicht eine spiegelsymmetrisch aufgebaute Biegeanlage dar,
Fig. 2 zeigt eine Teilschnittdarstellung nach Linie A-A der Fig. 1, und
Fig. 3 zeigt einen Teilschnitt nach Linie B-B der Fig. 1.
[0009] Auf einem Support (nicht dargestellt) ist die Grundplatte 1o in einer Höhe horizontal
angeordnet, daß sie bequem mit den zu biegenden Rohren beschickt werden kann. Unterhalb
der Grundplatte sind in dem Support die Hilfsaggregate, insbesondere die Hydraulikpumpe(n),
untergebracht; oberhalb der Grundplatte befindet sich eine Schablone, gegen die das
Werkstück mittels im wesentlichen senkrecht zu der Rohrlängsachse wirkender Kräfte
gebogen wird.
[0010] Die Schablone umfaßt ein Formteil 12 aus einem Material und in Abmessungen, die derart
gewählt sind, daß das Formteil 12 in relativ weiten Grenzen elastisch deformierbar
ist. Da andererseits das Formteil den sehr hohen beim Biegevorgang auftretenden Kräften
standhalten muß, ist es auf seiner dem Rohr 14 abgewandten Seite in relativ engen
Intervallen starr abgestützt. Zu diesem Zweck sind Sockelteile 16 in eine, in die
Oberseite der Grundplatte eingesenkte Nut 18 eingesetzt und mittels Zylinderkopfschrauben
2o festgelegt. Parallel zu der Oberfläche der Grundplatte 1o erstrecken sich Gewindebolzen
durch Durchgangslöcher 22 der Sockelteile und in Gewindelöcher 24 des Formteils 12.
Beidseits der Mündungen der Durchgangslöcher 22 sitzt je eine Stellmutter 26 auf den
Gewindebolzen. Solange beide Muttern fest gegen das betreffende Sockelteil geschraubt
sind, ist das Formteil an der betreffenden Stelle starr mit diesem und damit auch
mit der Grundplatte verbunden. Zum Korrigieren der Form des Formteils löst man die
eine Mutter und zieht die andere stärker an, je nachdem, ob das Formteil eine größere
oder eine kleinere Krümmung erhalten soll. - Es versteht sich, daß die Grundform des
Formteils bereits vorgebogen ist, so daß es ausgehend von dieser Grundform nach beiden
Richtungen elastisch deformiert werden kann. Entsprechend dieser Grundform sind auch
der Verlauf der Nut 18, die Form der Sockelteile 16 und die Richtung.der Durchgangsbohrungen
22 in diesen festgelegt.
[0011] Auf der der Schablone abgewandten Seite des zu biegenden Rohres greifen an diesem
die Biegewerkzeuge an; sie deformieren das Rohr über die Elastizitätsgrenze hinaus
in Richtung auf die Schablone, wobei dafür Soroe zu tragen ist, daß das Rohr nicht
ausknicken oder in anderer Weise in ungewünschter Art deformiert werden kann.
[0012] Im Bereich großer Biegeradien - links in Fig. 1 - sind in Bohrungen 28 der Grundplatte
Drehzapfen 3o von Lagerböcken 32 gelagert, in denen je ein Hvdraulik-Arbeitszvlinder
34 aufgenommen ist. Die Kolbenstanae 36 istieweils mittels Kuaelgelenk 38 mit einem
Druckschuh 4o verbunden, der an jeweils einem Ende mit einem Stützband 42 aus elastisch
deformierbarem Material verschraubt ist. Die Rückstellung der Schuhe 4o in die Ausgangsposition
- in Fig. 1 gezeichnet - erfolgt mittels der Schraubenzugfedern 44. Das Stützband,
vorzugsweise aus Federstahl, verhindert ein Ausweichen des Rohres zwischen benachbarten
Schuhen. Fig. 2]äßt den Aufbau im einzelnen erkennen.
[0013] Im Bereich kleinerer Biegeradien (rechts in Fig. 1) ist es erforderlich, das Rohr
zumindest von oben abzustützen, wobei auch eine innere Abstützung des Rohres erforderlich
sein kann. Hierzu bedient man sich zweckmäßigerweise eines Gliederkerns, wie er in
der DE-PS 3o oo17o beschrieben und dargestellt ist. Für die Abstützung in Vertikalrichtung
weist die Anlage eine Stützplatte 46 auf, die von Kolbenstangen 48 zweier Hydraulik-Arbeitszylinder
5o durchsetzt sind, welche bei Anspeisung mit Drucköl Zugkräfte mittels der Muttern
52 auf die Stützplatte 46 übertragen. Bei Entlastung der Zylinder 5o heben Druckschraubenfedern
54 die Platte nach oben. Auf der dem Rohr abgewandten Seiteliegt die Stützplatte auf
den Sockelteilen 16 auf - wobei durch Beilagen (nicht dargestellt) eine Anpassung
an unterschiedlich hohe Rohre vorgenommen werden kann - und in ähnlicher Weise ist
die Stützplatte auch auf dem Formteil 12 abgestüzt, von wo sie über das zu biegende
Rohr auskragt.
[0014] Als Biegewerkzeug dient ein Hydraulik-Arbeitszylinder 56, der in einer vertikalen
Supportplatte 58 aufgenommen ist. Diese Supportplatte 58 ist oben und unten mit den
Armen 6
0 bzw. 62 einer Hebelanordnung verschraubt, welche um ein Lager 64 der Grundplatte
1o schwenkbar ist. Vom unteren Arm 62 erstreckt sich noch ein Führungsstück 63 nach
oben, das mit einem Querarm in einer Nut 65 der Grundplatte abgestützt ist. Die Arme
6
0, 62 sind mittels eines Hydraulik-Arbeitszylinders 66 aus der in Fig. 1 dargestellten
Ausgangslage im Gegenuhrzeigersinn um etwa 9
0° schwenkbar; für das andere Rohrende, das spiegelsymmetrisch zu biegen ist, erfolgt
die Schwenkung natürlich im entgegengesetzten Sinne.
[0015] Der Hub des dem Arbeitszylinder 56 zugeordneten Kolbens 68 wird wieder mittels Kugelgelenk
7o auf einen Block 72 übertragen, an den zwei Druckschuhe 74, 76 angelenkt sind. Da
sich die Supportplatte 58 längs eines Kreisbogens bewegt, das Rohr aber etwa in Form
einer Parabel gebogen werden soll, muß der Hub des Arbeitszylinders 56 entsprechend
groß bemessen werden, daß er die Differenzen überbrückt.
[0016] Auf der anderen, in Fig. 1 nicht dargestellten Seite der Biegeanlage ist diese spiegelsymmetrisch
zu der gezeichneten Anordnung ausgebildet.
[0017] Die verschiedenen Arbeitszylinder können aus einer einzigen Druckmediumquelle gespeist
werden oder auch, je nach Leistungsbedarf, von entsprechend unterschiedlich ausgelegten
Pumpen. Die Speisung erfolgt über Steuerventile, die bei einfachen Anlagen handbetäti
gbar sein können, aber auch an eine Folgesteuerung angeschlossen sein können. Damit
nicht zu viel Pumpenleistung installiert werden muß, erfolgt die Anspeisung bei Arbeitszylinder
34 und 56 jedenfalls sequentiell.
[0018] Dabei geht man vorzugsweiseso vor, daß nach Einlegen eines Werkstücks zunächst die
der Symmetrieebene der Anlage nächstliegende Arbeitszylinder 34 ausgefahren werden,
womit das Werkstück festgeklemmt wird. Danach werden die nächst- äußeren Zylinder
34 angesteuert, und die Biegung mit den großen Biegeradien erfolgt. Es wird dann der
oben erwähnte Biegedorn von den freien Rohrenden her eingeführt, danach werden gleichzeitig
die Arbeitszylinder 56 und 5o angespeist, und alternierend mit den letzteren wird
der Zylinder 66 angesteuert. So wird das Werkstück mit immer kürzeren Biegeradien
verformt, wobei die Winkelschritte durch Einstellung des Hubes von Zylinder 66 vorgebbar
sind, nämlich vorzugsweise immer kleiner mit kürzer werdenden Biegeradien.
[0019] Nach Erreichen der Endstellung - gestrichelt in Fig. 1 angedeutet - werden alle Druckschuhe
zurückgezogen, und das gebogene Rohr kann unter der dann gelüfteten Stützplatte 46
herausgezogen werden.
[0020] Die ersten Werkstücke jeder Charge werden nach Fertigbiegen mittels einer Lehre (nicht
gezeigt) überprüft, und gegebenenfalls wird das Formteil, wie oben erläutert, in Anpassung
an die Eigenschaften der betreffenden Werkstücke nachgestellt.
[0021] Verschiedene Abwandlungen können an der beschriebenen Anlage vorgenommen werden,
um deren Einsatzbereich zu erweitern oder andere Verbesserungen zu erzielen.
[0022] So kann die Grundplatte mittig geteilt und die beiden Teile können, samt den ihnen
zugeordneten Aggregaten, voneinander abgerückt werden, wobei der in der Mitte verbleibende
Spalt durch eine Einlageplatte überbrückt wird. Es versteht sich, daß dann auch die
Schablone ausgetauscht oder durch ein einsetzbares Zwischenstück ergänzt wird. Auf
diese Weise ist die Anlage an Rohre unterschiedlicher Gesamtlänge anpaßbar.
[0023] Ferner kann die Stützplatte 46 so ausgebildet und angeordnet werden, daß sie sich
bei der Freigabe des Rohres nicht nur nach oben, sondern auch zur Seite des Krümmungsmittelpunktes
wegbewegt, was die Entnahme des Rohres nach dem Biegen erleichtert.
[0024] Wenn der Druckschuh 4o mit dem Stützband42 nicht verschraubt,sondern in Richtung
der Rohrerstreckung gleitbeweglich verbunden ist, wird eine seitliche Versetzung einzelner
Druckschuhe beim Rüsten der Anlage ermöglicht, was in bestimmten Fällen notwendig
oder zweckmäßig sein kann. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine zweiteilige Grundplatte
verwendet wird, wie oben erwähnt.
[0025] Schließlich kann auch die schwenkbewegliche Anordnung der Hydraulik-Arbeitszylinder
56 nur über einen unteren Hebelarm erfolgen, wodurch die Anlage im Bereich der Rohraufnahme
nach oben offen ist, was die Handhabung der Rohre erleichtert. Allerdings müssen dann
die erheblichen Biegemomente in konstruktiv anderer Weise abgefangen werden, um die
Deformationen der Arbeitszylinder, die sonst zu einem vorschnellen Verschleiß führen
würden, zu vermeiden. - Auch der Schwenkantrieb dieser Baugruppe kann anders aufgebaut
sein, etwa in From eines auf ein Zahnsegment wirkenden Zahnstangentriebes mit hydraulischer
Betätigung. Wenn schließlich diese Baugruppe nicht nur mit einem, sondern mit zwei
gemeinsam auf das Rohr einwirkenden Hydraulikzylindern bestückt wird, sollten die
beiden Druckschuhe ähnlich wie im Bereich großer Biegeradien durch ein Stützband überbrückt
werden.
1. Rohrbiegeanlage, gekennzeichnet durch die Kombination der folgenden Merkmale:
(a) das in einer Ebene zu biegende Rohr (14) ist auf einer Grundplatte (10) vor einer Schablone (12), die in der Grundplatte verankert ist, liegend angeordnet,
(b) auf der der Schablone abgewandten Seite des Rohres sind horizontalwirkende Arbeitszylinder
(34, 56) vorgesehen, die zum Anschmiegen des Rohres an die Schablone alternierend
mit Druckmedium beaufschlagbar sind,
(c) die Ansteuerung der Arbeitszylinder erfolgt zuerst in der Mitte des Rohres und
schreitet dann in Richtung der Rohrenden fort.
2. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schablone (12)
korrigierbar ist.
3. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schablone ein
bandförmiges, elastisch deformierbares Formstück (12) sowie an einer Sockelanordnung
(16) festlegbare Verstellorgane (21, 26) umfaßt.
4. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Verstellorgane
(21, 26) Einstellgewinde aufweisen.
5. Rohrbiegeanlage nach Ansprüchen 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Sockelanordnung
(116) in einer Nut (18) der Grundplatte (1o) abgestützt ist.
6. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß stationäre Arbeitszylinder
(34) vorgesehen sind.
7. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die stationären Arbeitszylinder
(34) im Bereich relativ großer Biegeradien vorgesehen sind und Druckschuhe (4o) umfassen,
die mit den Druckschuhen benachbarter stationärer Arbeitszylinder durch ein elastisch
deformierbares Band (42) verbunden sind, das längs des Rohres verläuft.
8. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 1, 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens
ein längs des Rohres verfahrbarer Arbeitszylinder (56) vorgesehen ist.
9. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß alle verfahrbaren
Arbeitszylinder (56) auf je einem Schwenkarm (60 + 62) angeordnet sind.
10. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Schwenkarm (60 + 62) in einer Horizontalebene um ein, vom Arbeitszylinder (56) aus jenseits der
Schablone (12) liegendes Lager (64) schwenkbar ist.
11. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 1 bis 10, gekennzeichnet durch oberhalb des Rohres (14) vorgesehene Anschläge (46) zum Verhindern
eines Ausknickens des Rohres beim Biegen.
12. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 1o und/oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß Arbeitszylinder(66,
50) für die Betätigung des Schwenkarms (60 + 62) und/oder der Anschläge (46) vorgesehen sind.
13. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 1o und 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Schwenkarm
(60 + 62) um einstellbare Winkelschritte schwenkbar ist.
14. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß kleineren Biegeradien
kleinere Winkelschritte zugeordnet sind.
15. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die den Schwenkarm
(60 + 62) und die die Anschläge (46) betätigenden Arbeitszylinder (66, 50) alternierend mit jenen Arbeitszylindern (34, 56) druckbeaufschlagbar sind, die das
Rohr an die Schablone anschmiegen.
16. Rohrbiegeanlage nach Anspruch 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Arbeitszylinder
(34, 56) sequentiell ansteuerbar sind.