[0001] Platten-, folien- oder bandförmiges Material aus mechanisch und elektrochemisch aufgerauhtem
Aluminium, ein Verfahren zu seiner Herstellung und seine Verwendung als Träger für
.Offsetdruckplatten
[0002] Die Erfindung betrifft ein platten-, folien- oder bandförmiges Material aus Aluminium
oder seinen Legierungen mit einer ein- oder beidseitig zuerst mechanisch und anschließend
elektrochemisch aufgerauhten Oberfläche, ein Verfahren zu seiner Herstellung und seine
Verwendung als Trägermaterial bei der Herstellung von Offsetdruckplatten.
[0003] Trägermaterialien für Offsetdruckplatten werden entweder vom Verbraucher direkt oder
vom Hersteller vorbeschichteter Druckplatten ein- oder beidseitig mit einer strahlungsempfindlichen
Schicht (Reprodukionsschicht) versehen, mit deren Hilfe ein druckendes Bild einer
Vorlage auf photomechanischem Wege erzeugt wird. Nach Herstellung dieser Druckform
aus der Druckplatte trägt der Schichtträger die beim späteren Drucken farbführenden
Bildstellen und bildet zugleich an den beim späteren Drucken bildfreien Stellen (Nichtbildstellen)
den hydrophilen Bilduntergrund für den lithographischen Druckvorgang.
[0004] An einen Schichtträger für Reproduktionsschichten zum Herstellen von Offsetdruckplatten
sind deshalb folgende Anforderungen zu stellen:
- Die nach der Belichtung relativ löslicher gewordenen Teile der lichtempfindlichen
Schicht müssen durch eine Entwicklung leicht zur Erzeugung der hydrophilen Nichtbildstellen
rückstandsfrei vom Träger zu entfernen sein, ohne daß der Entwickler dabei in größerem
Ausmaß das Trägermaterial angreift.
- Der in den Nichtbildstellen freigelegte Träger muß eine große Affinität zu Wasser
besitzen, d. h. stark hydrophil sein, um beim lithographischen Druckvorgang schnell
und dauerhaft Wasser aufzunehmen und gegenüber der fetten Druckfarbe ausreichend abstoßend
zu wirken.
- Die Haftung der lichtempfindlichen Schicht vor bzw. der druckenden Teile der Schicht
nach der Belichtung muß in einem ausreichenden Maß gegeben sein.
[0005] Als Basismaterial für derartige Schichtträger können grundsätzlich Aluminium-, Stahl-,
Kupfer-, Messing- oder Zink-, aber auch Kunststoff-Folien oder Papier verwendet werden.
Diese Rohmaterialien werden durch geeignete Modifizierungen wie z. B. Körnung, Mattverchromung,
oberflächliche Oxidation und/oder Aufbringen einer Zwischenschicht in Schichtträger
für Offsetdruckplatten überführt. Aluminium, das heute wohl am häufigsten verwendete
Basismaterial für Offsetdruckplatten, wird nach bekannten Methoden durch Trockenbürstung,
Naßbürstung, Sandstrahlen, chemische und/oder elektrochemische Behandlung oberflächlich
aufgerauht. Zur Steigerung der Abriebfestigkeit kann das aufgerauhte Substrat noch
einem Anodisierungsschritt zum Aufbau einer dünnen Oxidschicht unterworfen werden.
[0006] An den strahlungsempfindlich beschichteten Druckplattenträger werden noch zusätzliche
Anforderungen gestellt, die teilweise mit den Anforderungen an das Trägermaterial
selbst in Wechselwirkung stehen. Dazu zählen beispielsweise eine hohe Strahlungs(Licht)empfindlichkeit,
gute Entwickelbarkeit, deutliche Kontraste nach dem Belichten und/oder Entwickeln,
hohe Druckauflagen und eine möglichst vorlagengetreue Reproduktion; in zunehmendem
Maße spielen, insbesondere bei Druckplatten mit positiv-arbeitenden strahlungsempfindlichen
Schichten, auch ein möglichst unterstrahlungsfreies Verhalten der strahlungsempfindlichen
Schicht beim Bestrahlen (Belichten) der Druckplatte und eine gute (d. h. mit möglichst
wenig Wasser und mit möglichst großer Schwankungstoleranz im Wasserbedarf während
des Druckens) Wasserführung der Druckformen eine wichtige Rolle. Aus dem Stand der
Technik sind beispielsweise folgende Druckschriften bekannt, die
Lö- sungsbeiträge für einzelne der Anforderungen liefern; dazu zählen einerseits ein
Erzeugen von Erhebungen in oder auf der strahlungsempfindlichen Schicht und andererseits
eine Kombination mehrerer Aufrauhstufen für das Trägermaterial.
[0007] In der DE-OS 25 12 043 (= US-PS 4 168 979) wird eine strahlungsempfindliche Druckplatte
beschrieben, die auf der Oberfläche der strahlungsempfindlichen Schicht eine matte
Beschichtung aufweist, die bei der Entwicklung entfernt wird. Diese matte Schicht
ist im allgemeinen eine Bindemittelschicht (z. B. aus einem Celluloseether) mit darin
eindispergierten, mattierenden Teilchen wie solchen aus Si0
2, ZnO, Ti0
2, Zr0
2, Glas, A1
20
3, Stärke oder Polymeren. Eine derart aufgebaute Druckplatte soll eine Verkürzung der
Zeitdauer bewirken, die für das Erreichen eines möglichst umfassenden und gleichmäßigen
Kontakts zwischen der Filmvorlage und der strahlungsempfindlichen Schicht während
der Belichtungsstufe des Druckformherstellungsprozesses erforderlich ist.
[0008] Aus der DE-OS 29 26 236 (= ZA-PS 80/3523) ist ein strahlungsempfindliches Reproduktionsmaterial
bekannt, das in der positiv-arbeitenden strahlungsempfindlichen Schicht Teilchen enthält,
deren kleinste Abmessung mindestens so groß wie die Dicke der Schicht selbst ist,
wobei die Art der Teilchen den in der vorher beschriebenen DE-OS qualitativ entspricht.
Ein solches Material soll für alle Anwendungen geeignet sein, bei denen positive Kontaktkopien
in einem Vakuumkopierrahmen erstellt werden müssen und bei denen es auf hohe Bildauflösung
und getreue Wiedergabe der Vorlage ankommt; insbesondere soll es beim Kopieren eine
geringere Neigung zu Unterstrahlungen zeigen, d. h. infolge eines örtlich vergrößerten
Abstands können zwischen Vorlage und strahlungsempfindlicher Schicht beim Bestrahlen
Unterstrahlungen (seitlicher und schräger Strahlungseinfall) auftreten, die dann zur
ungenauen Abbildung von kleinen Bildelementen wie Rasterpunkten führen.
[0009] Das Aufbringen bzw. Einbringen von Teilchen mit einem Bindemittel auf oder ohne spezielles
Bindemittel in die strahlungsempfindliche Schicht ist aber ein aufwendiger und viel
Sorgfalt erfordernder Verfahrensschritt, insbesondere in modernen, kontinuierlich
verlaufenden Beschichtungsanlagen. Außerdem stellen die aufgebrachten oder zugesetzten
Teilchen beim Entwickeln der Schicht für die
Entwicklungsflüssigkeit und insbesondere auch die automatisch arbeitenden Entwicklungsvorrichtungen
eine Art "Fremdkörper" dar, der beim Funktionsablauf Störungen hervorrufen kann. Auf
die Wasserführung der Druckform haben die Zusätze darüber hinaus keinen besonderen
Einfluß.
[0010] Das Verfahren zur kontinuierlichen Erzeugung einer lithographischen Oberfläche auf
einem Metallband nach der D
E-PS 19 62 728 (= US-PS 3 691 030) durch nasses Schleifen und elektrochemische Behandlung
in einem Elektrolyten verwendet beim Schleifen zum Nässen den Elektrolyten und führt
die elektrochemische Behandlung im Anschluß an das Schleifen durch. Dabei können sowohl
das Schleifen als auch die elektrochemische Behandlung jeweils eine aufrauhende Wirkung
auf z. B. Aluminium ausüben.
[0011] Das Verfahren zur Herstellung eines Trägers für lithographische Druckplatten gemäß
der DE-OS 30 12 135 (= GB-OS 2 047 274) wird in mindestens drei Stufen durchgeführt,
wobei a) die Aluminiumplatte mechanisch aufgerauht wird, b) von der aufgerauhten Oberfläche
5 bis 20 g/m
2 abgetragen werden und c) eine elektrochemische Aufrauhung mit einem elektrischen
Strom von alternierender Wellenform in einer wäßrigen Säurelösung durchgeführt wird,
und dieser Strom bestimmte Parameter aufweisen muß. Nach der elektrochemischen Aufrauhung
können sich eine weitere abtragende Behandlung und auch eine anodische Oxidation der
aufgerauhten Oberfläche anschließen. Die Oberflächentopographie des Trägers muß so
aussehen, daß die Oberfläche in der Primärstruktur gleichmäßige Hügel zeigt, denen
eine Sekundärstruktur überlagert ist, die Nadellöcher zeigt, deren jeweilige halbierende
Achse etwa senkrecht zur Tangente an der Hügelaußenfläche steht. Die statistische
Verteilung der Durchmesser der Nadellöcher ist etwa so, daß 5 % der Löcher einen Durchmesser
D
5 von maximal 3 µm und 95 % der Löcher einen Durchmesser D
95 von maximal 7 µm haben, d. h. die Hauptmenge der Löcher bewegt sich im Bereich zwischen
3 und 7 µm, insbesondere zwischen 5 und 7 pm. Die Dichte der Nadellöcher liegt bei
etwa 10
6 bis 10
8 Löchern pro cm
2. Es wird zwar erwähnt, daß in der mechanischen Aufrauhstufe - neben der bevorzugten
und auch im einzigen Beispiel durchgeführten Methode des Aufrauhens mit einer sich
drehenden Nylonbürste unter Anwendung einer wäßrigen Bimssteindispersion - auch noch
die Drahtbürstung oder die Kugelkörnung der Oberfläche möglich sei, diese Aussage
wird jedoch nicht weiter spezifiziert. Der Mittenrauhwert R
a des mechanisch aufgerauhten Aluminiums beträgt vor der abtragenden Behandlungsstufe
0,4 bis 1,0 µm.
[0012] In der JP-OS 123 204/78 (Anmeldenr. 38238/77, veröffentlicht am 27. Oktober 1978)
wird ebenfalls die Kombination einer mechanischen Aufrauhung durch Nylonbürsten und
wäßriger Bimssteindispersion und einer elektrochemischen Aufrauhung für Druckplattenträgermaterialien
aus Aluminium beschrieben. Eine abtragende Behandlung wird nach Beendigung beider
Aufrauhstufen, aber nicht zwischen ihnen durchgeführt.
[0013] Aus der GB-PS 1 582
.620 ist die Kombination von a) mechanischer Aufrauhung von Druckplattenträgermaterialien
und b) elektrochemischer Aufrauhung mit Wechselstrom in wäßriger HCl und/oder HN0
3 enthaltender Lösung bekannt. Die Topographie der Oberfläche wird nicht näher qualifiziert
oder quantifiziert. In den Beispielen wird ausschließlich ein mechanisches Aufrauhen
von Aluminium mit oszillierenden Nylonbürsten unter Anwendung einer wäßrigen, Bimsstein
und Quartz enthaltender Dispersion durchgeführt; in der Beschreibung wird aber auch,
jedoch ohne nähere Spezifizierung, das Drahtbürsten als Alternative erwähnt. Zwischen
den beiden Aufrauhstufen wird die mechanisch aufgerauhte Aluminiumoberfläche chemisch
gereinigt.
[0014] Das Druckplattenträgermaterial aus Aluminium gemäß der US-PS 2'344 510 wird zunächst
mechanisch aufgerauht, insbesondere durch Drahtbürstung, und anschließend chemisch
oder elektrochemisch aufgerauht. Dabei soll sich das feinere Aufrauhbild der chemischen
oder elektrochemischen Aufrauhung dem mittelfeinen Aufrauhbild der mechanischen Aufrauhung
überlagern. Zwischen der mechanischen und der bevorzugten elektrochemischen Aufrauhung
wird eine Reinigungsstufe eingeschaltet, die mit einer 5%igen wäßrigen NaOH-Lösung
bei 95 °C durchgeführt wird. Der Aufrauhelektrolyt ist eine wäßrige, NaCl und HCl
enthaltende Lösung. Nach der Aufrauhung kann das Material auch anodisch oxidiert werden.
[0015] In der US-PS 3 929 591 wird ein Druckplattenträgermaterial aus Aluminium beschrieben,
das in drei Stufen erzeugt wird, nämlich a) einer mechanischen Aufrauhung unter Anwendung
einer feuchten Teilchenmasse auf der Basis von Silikaten, Oxiden oder Sulfaten, b)
einer elektrochemischen Aufrauhung mit Wechselstrom in einem wäßrigen, Phosphate oder
H
3P0
4 enthaltenden Elektrolyten, und c) einer anodischen Oxidation mit Gleichstrom in einem
wäßrigen, H
2S0
4 enthaltenden Elektrolyten. Die Stufe b) soll dabei zu einem erhöhten Reflektionsverhalten
der Oberfläche von mindestens 5 % führen. Die
Topo- graphie der Oberfläche wird nicht näher qualifiziert oder quantifiziert.
[0016] Die Kombination von mechanischer und elektrochemischer Aufrauhung kann zwar zu einer
Verbesserung der Wasserführung beitragen, ein Einfluß auf ein möglichst unterstrahlungsfreies
Verhalten von damit hergestellten strahlungsempfindlichen Druckplatten wird aber im
Stand der Technik an keiner Stelle erwähnt oder nahegelegt. Außerdem zeigen die weiter
unten beschriebenen Vergleichsversuche, daß keineswegs jeder mechanisch aufgerauhte
- auch nicht jeder drahtgebürstete - Druckplattenträger aus Aluminium nach der elektrochemischen
Aufrauhung und gegebenenfalls anodischen Oxidation der Oberfläche geeignet ist, einerseits
eine gute Wasserführung und andererseits eine zumindest reduzierte Unterstrahlungsneigung
beim Drucken mit diesen Druckformen bzw. beim Herstellen der Druckformen zu bewirken.
[0017] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Material aus Aluminium vorzuschlagen,
mit dessen Hilfe es gelingt, strahlungsempfindliche Schichten aufweisende Offsetdruckplatten
herzustellen, die beim Bestrahlungsvorgang im
Kopierrahmen eine möglichst geringe bis keine Unterstrahlungsneigung zeigen und außerdem
beim Drucken von aus den Platten hergestellten Druckformen eine gute Wasserführung
aufweisen.
[0018] Die Erfindung geht aus von einem platten-, folien- oder bandförmigen Material aus
Aluminium oder seinen Legierungen mit einer ein- oder beidseitig zuerst mechanisch
und anschließend elektrochemisch aufgerauhten Oberfläche. Das erfindungsgemäße Material
ist dann dadurch gekennzeichnet, daß
a) 60 bis 90 % der Oberfläche eine Grundstruktur aufweisen, in der das arithmetische
Mittel der Verteilung der Lochdurchmesser Dal im Bereich von 1 bis 5 µm liegt,
b) 10 bis 40 % der Oberfläche eine überlagerte Struktur aus Erhebungen einer mittleren
Grundfläche F von 100 bis 1500 µm2 aufweisen, in der das arithmetische Mittel der Verteilung der Lochdurchmesser Da2 im Bereich von 0,1 bis 1,0 µm liegt,
c) die Mittenrauhwerte Ra der gesamten Oberfläche mindestens 0,6 µm betragen, und
d) der Traganteil tpmi der gesamten Oberfläche bei einer Schnittiefe von 0,125 µm maximal bei 20 % und bei
einer Schnittiefe von 0,4 µm maximal bei 70 % liegt.
[0019] In einer bevorzugten Ausführungsform liegen die Parameter a) D
al im Bereich von 2 bis 4 µm, b) D
a2 im Bereich von 0,3 bis 0,8 µm bei einer mittleren Grundfläche F von 200 bis 1200
µm
2, c) R
a im Bereich von 0,8 bis 1,2 µm und d) tp
mi (0,125) maximal bei 15 % und tp
mi (0,4) maximal bei 60 %. Einzelne dieser Parameter können bereits bei handelsüblichen
Trägermaterialien für Offsetdruckplatten in den angegebenen Bereichen liegen, es ist
jedoch bisher kein Trägermaterial gefunden worden, das in allen diesen Parametern
mit dem erfindungsgemäßen Material übereinstimmt. Insbesondere gilt dies für die erfindungsgemäß
beanspruchte "Doppelstruktur" und ihre Auswirkungen auf das Verhalten der Druckplatte
bzw. Druckform. Die das erfindungsgemäße Material charakterisierenden Parameter sind
wie folgt definiert:
[0020] Die Aufrauhung der Oberfläche kann nach verschiedenen Verfahren gemessen und analysiert
werden. Zu den Standardverfahren gehören dabei die Betrachtung unter einem Raster-Elektronenmikroskop
sowie Instrumentenmessungen wie beispielsweise mit einem Rauhigkeitsmeßgerät (Profilometer),
das eine lineare Strecke auf der Platte mit einer hochempfindlichen Nadel abtastet.
[0021] Die Durchmesser der durch das Aufrauhen entstandenen Löcher bzw. die Grundfläche
der Erhebungen werden anhand von Fotos ermittelt, die beispielsweise mit 240-, 1200-oder
6000facher Vergrößerung durch ein Raster-Elektronenmikroskop mit schräg zur Aluminiumoberfläche
einfallendem Elektronenstrahl aufgenommen werden. Für jede Probe wird eine repräsentative
Fläche mit mindestens 1000 Löchern für die Messung ausgewählt. Der Durchmesser jedes
Loches wird in der Ebene der Oberfläche sowohl parallel als auch senkrecht zur Walzachse
bzw. Bandrichtung des Aluminiums gemessen. Die arithmetischen Mittel der Durchmesser
in paralleler und senkrechter Richtung werden getrennt berechnet. Das arithmetische
Mittel D
a der Verteilung der Lochdurchmesser errechnet sich aus den arithmetischen Mitteln
der Lochdurchmesser in paralleler und senkrechter Richtung. D
al ist das arithmetische Mittel der Verteilung der Lochdurchmesser in der Grundstruktur,
D
a2 entsprechend in der überlagerten Struktur. Aus diesen repräsentativen Flächenschnitten
werden auch die prozentualen Anteile der Grundstruktur und der überlagerten Struktur
aus den Erhebungen der gesamten Oberfläche ermittelt.
[0022] Die Oberflächenrauhigkeit (siehe beispielsweise DIN 4768 in der Fassung vom Oktober
1970 bzw. DIN 4762 in der Fassung vom Mai 1978) wird mit einem Rauhigkeitsmeßgerät
(Profilometer, Tastschnittgerät mit elektrischer übertragung) über eine repräsentative
Meßstrecke von mindestens 2 mm sowohl parallel als auch senkrecht zur Walzachse gemessen.
Die Mittenrauhwerte werden aus den beiden Messungen als das arithmetische Mittel des
absoluten Abstandes aller Punkte auf der Oberfläche des Rauheitsprofils von der Mittellinie
des Profils getrennt ermittelt und berechnet. Der Mittenrauhwert R
a ist dann der Durchschnittswert der Mittenrauhwerte in paralleler und senkrechter
Richtung. Der Traganteil tp
mi ist das Verhältnis von tragender Länge des Rauheitsprofils zur Meßstrecke des Rauheitsprofils
in der jeweils gewählten Schnittiefe von 0,125 µm bzw. 0,4 um in %, d. h. im vorliegenden
Fall ist damit tp
mi (0,125) kleiner als t
pmi (0,4); der Traganteil t
pmi ist ebenfalls der Durchschnittswert der Traganteile in paralleler und senkrechter
Richtung; als Rauheitsprofil wird die Differenz zwischen dem ertasteten Profil und
der Hüllinie (über die Profilspitzen gelegte Bahn des Mittelpunktes einer über das
Profil rollenden Kugel, die in einem Tastschnittgerät im allgemeinen elektronisch
gebildet wird) angesehen; die Schnittiefe gibt an, in welchem Abstand von der Hüllinie
der Traganteil ermittelt wird. Eine aus den Traganteilen aufgestellte Kurve (Traganteilkurve,
Abbott-Kurve) kann beispielsweise Aufschluß über das Gebrauchsverhalten geben, zu
hohe, d. h. über den beanspruchten Werten liegende Traganteile führen im vorliegenden
Anwendungsgebiet zu weniger geeigneten Materialien. Die Traganteilkurve berücksichtigt
nicht nur die Profiltiefen, sondern auch die Profilformen.
[0023] Als die Erfindung charakterisierende Parameter werden also die Lochdurchmesser und
ihre Größenverteilung in der Grundstruktur und der überlagerten Struktur aus Erhebungen,
die mittlere Grundfläche der Erhebungen, die prozentualen Anteile der Grundstruktur
und der überlagerten Struktur an der gesamten aufgerauhten Oberfläche, und die Oberflächenrauhigkeit,
charakterisiert durch die Mittenrauhwerte und den Traganteil, festgelegt.
[0024] Zu den geeigneten Grundmaterialien für das erfindungsgemäße Material zählen solche
aus Aluminium oder einer seiner Legierungen, die beispielsweise einen Gehalt von mehr
als 98,5 Gew.-% an Al und Anteile an Si, Fe, Ti, Cu und Zn aufweisen. Das Grundmaterial
wird, gegebenenfalls nach einer Vorreinigung, ein- oder beidseitig zuerst mechanisch
und anschließend elektrochemisch aufgerauht, wobei grundsätzlich jede Art von mechanischer
und elektrochemischer Aufrauhung geeignet ist, deren Kombination die erfindungsgemäße
"Doppelstruktur" ergibt. Zu den mechanischen Aufrauhverfahren können beispielsweise
neben der Drahtbürstung auch eine Bürstung mit sich drehenden, Kunststoffborsten aufweisenden
Bürsten unter Anwendung von wäßrigen Schleifmittelsuspensionen gezählt werden. Die
elektrochemische Aufrauhstufe wird im allgemeinen in wäßrigen Säuren als Elektrolyten
durchgeführt, aber auch neutrale oder saure wäßrige Salzlösungen können eingesetzt
werden, die jeweils auch Zusätze mit Korrosionsinhibitoren enthalten können. Nach
der Durchführung der mechanischen Aufrauhung sollte der Mittenrauhwert R nicht unter
0,5 µm liegen und der Traganteil tp
mi (0,125) nicht über 20 %.
[0025] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Materialien wird insbesondere ein Verfahren
eingesetzt, bei dem das Grundmaterial, gegebenenfalls nach einer Vorreinigung, ein-
oder beidseitig durch Drahtbürstung mechanisch aufgerauht, und danach, gegebenenfalls
nach einer abtragenden Zwischenbehandlung in einer alkalischen oder sauren wäßrigen
Lösung, elektrochemisch in einem Salzsäure und/oder Salpetersäure enthaltenden Elektrolyten
unter Anwendung von Wechselstrom aufgerauht wird. Die Vorreinigung umfaßt beispielsweise
die Behandlung mit wäßriger NaOH-Lösung mit oder ohne Entfettungsmittel und/oder Komplexbildnern,
Trichlorethylen, Aceton, Methanol oder anderen handelsüblichen sogenannten Aluminiumbeizen.
Die Drahtbürstung wird seit Jahren auf dem relevanten Gebiet eingesetzt und bedarf
keiner näheren Erläuterung. Die abtragende Zwischenbehandlung, die gegebenenfalls
auch elektrochemisch erfolgen kann, wird im allgemeinen mit einer wäßrigen Alkalihydroxidlösung
bzw. der wäßrigen Lösung eines alkalisch reagierenden Salzes oder einer wäßrigen Säurelösung
auf der Basis von HN03, H
2SO
4 oder H
3PO
4, bevorzugt bis zu einer Abtragsmenge von 5 g/m
2, durchgeführt.
[0026] Die elektrochemisch Aufrauhung wird ebenfalls - für sich genommen - seit Jahren in
der Praxis angewendet. Dem wäßrigen Elektrolyten, bevorzugt auf der Basis von wäßrigen
HC1 und/oder HN0
3 enthaltenden Lösungen, können korrosionsinhibierende oder sonstige Zusätze wie H
2S0
4, H
20
2, H
3PO
4, H
2Cr0
4, H
3B0
3, Gluconsäure, Amine, Diamine, Tenside oder aromatische Aldehyde zugesetzt werden.
[0027] Im allgemeinen liegen die Verfahrensparameter in der Aufrauhstufe, insbesondere bei
kontinuierlicher Verfahrensführung, in folgenden Bereichen: die Temperatur des Elektrolyten
zwischen 20 und 60°C, die Wirkstoff-(Säure-, Salz-)Konzentration zwischen 2 und 100
g/1 (bei Salzen auch höher), die Stromdichte zwischen 25 und 250
A/dm
2, die Verweilzeit zwischen 3 und 100 sec und die Elektrolytströmungsgeschwindigkeit
in kontinuierlichen Verfahren an der Oberfläche des zu behandelnden Werkstücks zwischen
5 und 100 cm/sec; als Stromart wird meistens Wechselstrom eingesetzt, es sind jedoch
auch modifizierte Stromarten wie Wechselstrom mit unterschiedlichen Amplituden der
Stromstärke für den Anoden-und Kathodenstrom möglich. Bei dieser Verfahrensführung
mit vorhergehender Drahtbürstung fällt die Verteilung der Lochgrößen im allgemeinen
gleichmäßiger aus als bei Verfahren ohne vorheriges mechanisches Aufrauhen. Diese
Stufe wird so ausgeführt, daß die grundsätzliche Topographie der mechanisch aufgerauhten
Oberfläche, charakterisiert durch den Mittenrauhwert und den Traganteil, sich nur
relativ wenig verändert, aber sich eine möglichst geschlossene Lochstruktur, verursacht
durch die elektrochemisch Aufrauhung, zusätzlich ausbildet,so daß das äußere Erscheinungsbild
eine Grundstruktur für 60 bis 90 % der Oberfläche mit der oben angegebenen Lochdurchmesser-Verteilung
und eine als überlagerte Struktur aus Erhebungen erscheinende Struktur für 10 bis
40 % der Oberfläche zeigt. Die Häufigkeit der Erhebungen liegt im Mittel bei etwa
200 bis 500, insbesondere 250 bis 450, pro mm2, sie kann jedoch auch noch nach oben
und unten variieren. Der elektrochemischen Aufrauhung kann noch zusätzlich eine abtragende
Behandlung mit einer der bei der Zwischenbehandlung angegebenen Lösungen nachgeschaltet
werden, wobei insbesondere maximal 2 g/m
2 abgetragen werden.
[0028] Nach dem Aufrauhverfahren schließt sich dann in der Regel in einer weiteren Verfahrensstufe
eine anodische Oxidation des Aluminiums an, um beispielsweise die Abrieb- und die
Haftungseigenschaften der Oberfläche des Trägermaterials zu verbessern. Zur anodischen
Oxidation können die üblichen Elektrolyte wie H
2SO
4, H
3PO
4, H
2C
20
4, Amidosulfonsäure, Sulfobernsteinsäure, Sulfosalicylsäure oder deren Mischungen eingesetzt
werden. Es wird beispielsweise auf folgende Standardmethoden für den Einsatz von H
2SO
4 enthaltenden wäßrigen Elektrolyten für die anodische Oxidation von Aluminium hingewiesen
(s. dazu z. B. M. Schenk, Werkstoff Aluminium und seine anodische Oxydation, Francke
Verlag - Bern, 1948, Seite 760; Praktische Galvanotechnik, Eugen G. Leuze Verlag -
Saulgau, 1970, Seite 395 ff und Seiten 518/519; W. Hübner und C. T. Speiser, Die Praxis
der anodischen Oxidation des Aluminiums, Aluminium Verlag - Düsseldorf, 1977, 3. Auflage,
Seiten 137 ff):
- Das Gleichstrom-Schwefelsäure-Verfahren, bei dem in einem wäßrigen Elektrolyten
aus üblicherweise ca. 230 g H2S04 pro 1 1 Lösung bei 10° bis 22°C und einer Stromdichte von 0,5 bis 2,5 A/dm2 während 10 bis 60 min anodisch oxidiert wird. Die Schwefelsäurekonzentration in der
wäßrigen Elektrolytlösung kann dabei auch bis auf 8 bis 10 Gew.-% H2S04 (ca. 100 g H2S04/1) verringert oder auch auf 30 Gew.-% (365 g H2S04/1) und mehr erhöht werden.
- Die "Hartanodisierung" wird mit einem wäßrigen, H2S04 enthaltenden Elektrolyten einer Konzentration von 166 g H2SO4/l (oder ca. 230 g H2SO4/l) bei einer Betriebstemperatur von 0° bis 5°C, bei einer Stromdichte von 2 bis 3
A/dm2, einer steigenden Spannung von etwa 25 bis 30 V zu Beginn und etwa 40 bis 100 V gegen Ende der Behandlung und während 30 bis 200 min durchgeführt.
[0029] Neben den im vorhergehenden Absatz bereits genannten Verfahren zur anodischen Oxidation
von Aluminium können beispielsweise noch die folgenden Verfahren zum Einsatz kommen:
die anodische Oxidation von Aluminium in einem wäßrigen H
2S0
4 enthaltenden Elektrolyten, dessen Al
3+-Ionen- gehalt auf Werte von mehr als 12 g/1 eingestellt wird (nach der DE-OS 28 11
396 = US-PS 4 211 619), in einem wäßrigen, H
2S0
4 und H
3P0
4 enthaltenden Elektrolyten (nach der DE-OS 27 07 810 = US-PS 4 049 504) oder in einem
wäßrigen H
2SO
4, H
3P0
4 und Al
3+-Ionen enthaltenden Elektrolyten (nach der DE-OS 28 36 803 = US-PS 4 229 266). Zur
anodischen Oxidation wird bevorzugt Gleichstrom verwendet, es kann jedoch auch Wechselstrom
oder eine Kombination dieser Stromarten (z. B. Gleichstrom mit überlagertem Wechselstrom)
eingesetzt werden; der Elektrolyt ist insbesondere eine H
2S0
4 und/oder H
3P0
4 enthaltende wäßrige Lösung. Die Schichtgewichte an Aluminiumoxid bewegen sich im
Bereich von 0,5 bis 10 g/m
2, entsprechend einer Schichtdicke von etwa 0,15 bis 3,0 µm.
[0030] Der Stufe einer anodischen Oxidation des Druckplatten-Trägermaterials aus Aluminium
können auch eine oder mehrere Nachbehandlungsstufen nachgestellt werden. Dabei wird
unter Nachbehandeln insbesondere eine hydrophilierende chemische oder elektrochemische
Behandlung der Aluminiumoxidschicht verstanden, beispielsweise eine Tauchbehandlung
des Materials in einer wäßrigen Polyvinylphosphonsäure-Lösung nach der DE-PS 16 21
478 (= GB-PS 1 230 447), eine Tauchbehandlung in einer wäßrigen Alkalisilikat-Lösung
nach der DE-AS 14 71 707 (=
US-
PS 3 181 461) oder eine elektrochemische Behandlung (Anodisierung) in einer wäßrigen
Alkalisilikat-Lösung nach der DE-OS 25 32 769 (= US-PS 3 902 976). Diese Nachbehandlungsstufen
dienen insbesondere dazu, die bereits für viele Anwendungsgebiete ausreichende Hydrophilie
der Aluminiumoxidschicht noch zusätzlich zu steigern, wobei die übrigen bekannten
Eigenschaften dieser Schicht mindestens erhalten bleiben.
[0031] Die erfindungsgemäßen Materialien werden insbesondere als Träger für Offsetdruckplatten
verwendet, d. h. es wird entweder beim Hersteller von vorsensibilisierten Druckplatten
oder direkt vom Verbraucher eine strahlungsempfindliche Beschichtung ein- oder beidseitig
auf das Trägermaterial aufgebracht. Als strahlungs-(licht)empfindliche Schichten sind
grundsätzlich alle Schichten geeignet, die nach dem Bestrahlen (Belichten), gegebenenfalls
mit einer nachfolgenden Entwicklung und/ oder Fixierung eine bildmäßige Fläche liefern,
von der gedruckt werden kann.
[0032] Neben den auf vielen Gebieten verwendeten Silberhalogenide enthaltenden Schichten
sind auch verschiedene andere bekannt, wie sie z. B. in "Light-Sensitive Systems"
von
Jaromir Kosar, John Wiley & Sons Verlag, New York 1965 beschrieben werden: die Chromate
und Dichromate enthaltenden Kolloidschichten (Kosar, Kapitel 2); die ungesättigte
Verbindungen enthaltenden Schichten, in denen diese Verbindungen beim Belichten isomerisiert,
umgelagert, cyclisiert oder vernetzt werden (Kosar, Kapitel 4); die photopolymerisierbare
Verbindungen enthaltenden Schichten, in denen Monomere oder Präpolymere gegebenenfalls
mittels eines Initiators beim Belichten polymerisieren (Kosar, Kapitel 5); und die
o-Diazo-chinone wie Naphthochinondiazide, p-Diazo-chinone oder Diazoniumsalz-Kondensate
enthaltenden Schichten (Kosar, Kapitel 7). Zu den geeigneten Schichten zählen auch
die elektrophotographischen Schichten, d. h. solche die einen anorganischen oder organischen
Photoleiter enthalten. Außer den lichtempfindlichen Substanzen können diese Schichten
selbstverständlich noch andere Bestandteile wie z. B. Harze, Farbstoffe oder Weichmacher
enthalten. Insbesondere können die folgenden lichtempfindlichen Massen oder Verbindungen
bei der Beschichtung der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Trägermaterialien
eingesetzt werden:
positiv-arbeitende, o-Chinondiazide, insbesondere o-Naphthochinondiazide wie Naphthochinon-(1,2)-diazid-(2)-sulfonsäureester
oder -amide, die nieder- oder höhermolekular sein können, als lichtempfindliche Verbindung
enthaltende Reproduktionsschichten, die beispielsweise in den DE-PSen 854 890, 865
109, 879 203, 894 959, 938 233, 1 109 521, 1 144 705, 1 118 606, 1 120 273, 1 124
817 und 2 331 377 und den EP-OSen 0 021 428 und 0 055 814 beschrieben werden;
negativ-arbeitende Reproduktionsschichten mit Kondensationsprodukten aus aromatischen
Diazoniumsalzen und Verbindungen mit aktiven Carbonylgruppen, bevorzugt Kondensationsprodukte
aus Diphenylamindiazoniumsalzen und Formaldehyd, die beispielsweise in den DE-PSen
596 731, 1 138 399, 1 138 400, 1 138 401, 1 142 871, 1 154 123, den US-PSen 2 679
498 und 3 050 502 und der GB-PS 712 606 beschrieben werden;
negativ-arbeitende, Mischkondensationsprodukte aromatischer Diazoniumverbindungen
enthaltende Reproduktionsschichten, beispielsweise nach der DE-OS 20 24 244, die Produkte
mit mindestens je einer Einheit aus a) einer kondensationsfähigen aromatischen Diazoniumsalzverbindung
und b) einer kondensationsfähigen Verbindung wie einem Phenolether oder einem aromatischen
Thioether, verbunden durch ein zweibindiges, von einer kondensationsfähigen Carbonylverbindung
abgeleitetes Zwischenglied wie einer Methylengruppe aufweisen;
positiv-arbeitende Schichten nach der DE-OS 26 10 842, der DE-PS 27 18 254 oder der
DE-OS 29 28 636, die eine bei Bestrahlung Säure abspaltende Verbindung, eine monomere
oder polymere Verbindung, die mindestens eine durch Säure abspaltbare C-O-C-Gruppe
aufweist (z. B. eine Orthocarbonsäureestergruppe oder eine Carbonsäureamidacetalgruppe)
und gegebenenfalls ein Bindemittel enthalten;
negativ-arbeitende Schichten aus photopolymerisierbaren Monomeren, Photoinitiatoren,
Bindemitteln und gegebenenfalls weiteren Zusätzen; als Monomere werden dabei beispielsweise
Acryl- und Methacrylsäureester oder Umsetzungsprodukte von Diisocyanaten mit Partialestern
mehrwertiger Alkohole eingesetzt, wie es beispielsweise in den US-PSen 2 760 863 und
3 060 023 und den DE-OSen 20 64 079 und 23 61 041 beschrieben wird;
negativ-arbeitende Schichten gemäß der DE-OS 30 36 077, die als lichtempfindliche
Verbindung ein Diazoniumsalz-Polykondensationsprodukt oder eine organische Azidoverbindung
und als Bindemittel ein hochmolekulares Polymeres mit seitenständigen Alkenylsulfonyl-
oder Cycloalkenylsulfonylurethan-Gruppen enthalten.
[0033] Es können auch photohalbleitende Schichten, wie sie z. B. in den DE-PSen 11 17 391,
15 22 497, 15 72 312, 23 22 046 und 23 22 047 beschrieben werden, auf die erfindungsgemäß
hergestellten Trägermaterialien aufgebracht werden, wodurch hoch-lichtempfindliche,
elektrophotographisch-arbeitende Druckplatten entstehen. Von den angegebenen Schichten
sind die positiv-arbeitenden strahlungsempfindlichen Schichten bevorzugt.
[0034] Die aus den erfindungsgemäßen Trägermaterialien erhaltenen beschichteten Offsetdruckplatten
werden in bekannter Weise durch bildmäßiges Belichten oder Bestrahlen und Auswaschen
der Nichtbildbereiche mit einem Entwickler, vorzugsweise einer wäßrigen Entwicklerlösung,
in die gewünschte Druckform überführt.
[0035] Die erfindungsgemäßen Materialien zeichnen sich dadurch aus, daß nach Aufbringen
einer strahlungsempfindlichen Beschichtung ein Reproduktionsmaterial entsteht, das
beim Bestrahlungsvorgang im Kopierrahmen eine sehr geringe Unterstrahlung zeigt und
außerdem während des Druckvorgangs mit aus dem Reproduktionsmaterial hergestellten
Druckformen eine gute Wasserführung (gutes Wasserspeichervermögen und geringer Wasserbedarf,
schnelles Freilaufen beim Drukken) aufweist. Im übrigen kann auch eine Vielzahl der
eingangs dargestellten Anforderungen an ein praxisgerechtes Reproduktionsmaterial
befriedigt werden, insbesondere gilt dies für die Anforderungen an die Wechselwirkung
Trägermaterial/strahlungsempfindliche Beschichtung, so daß bei Einhalten der erfindungsgemäßen
Parameter ein praxisgerechtes Trägermaterial auch für höchste Ansprüche hergestellt
werden kann, was zudem auch kontinuierlich in modernen Bandbehandlungsanlagen möglich
ist. Zu den besonderen Vorteilen zählt auch eine erhöhte mechanische Beständigkeit
des Materials, was sich beispielsweise durch erhöhte Druckauflagen nachweisen läßt.
[0036] In der anliegenden Zeichnung ist dargestellt in
Fig. 1 ein Ausschnitt aus der Oberfläche eines erfindungsgemäßen Materials in Draufsicht
in 2 verschiedenen Maßstäben (la, lb),
Fig. 2 ein Ausschnitt aus der Oberfläche eines erfindungsgemäßen Materials im Schnitt
in Höhe der Linie I-I in Fig. l,
Fig. 3 ein Ausschnitt aus der Oberfläche eines nur mechanisch aufgerauhten Materials
aus dem Stand der Technik im Schnitt senkrecht zur Grundfläche des Materials und
Fig. 4 ein Ausschnitt aus der Oberfläche eines mechanisch und elektrochemisch aufgerauhten
Materials aus dem Stand der Technik im Schnitt senkrecht zur Grundfläche des Materials.
[0037] Die Fig. la und lb (etwa in 240- bzw. 1200facher Vergrößerung), die nach Raster-Elektronenmikroskop-Aufnahmen
angefertigt sind, zeigen die unterschiedlichen Größenordnungen und die Verteilung
der Löcher 2 in der Grundstruktur des Merkmals a) bzw. der Erhebungen 1 in der überlagerten
Struktur des Merkmals b); Fig. 2 stellt einen nicht maßstabsgerechten Schnitt durch
die Oberfläche dar, aus der zusätzlich auch eine ungefähre Grö- ßenrelation zwischen
den Löchern 3 in den Erhebungen 1 der überlagerten Struktur und den Löchern 2 in der
Grundstruktur zu ersehen ist. Die Fig. 3 und 4 wurden in Anlehnung an die DE-OS 30
12 135 angefertigt und zeigen in Fig. 3 die Primärstruktur der Oberfläche mit gleichmäßigen
Hügeln 4 und den Löchern 5 in diesen Hügeln, wobei die jeweilige halbierende Achse
der Löcher in etwa senkrecht zur Grundfläche des Materials steht, und in Fig. 4 die
vergleichbare Primärstruktur der Oberfläche mit gleichmäßigen Hügeln 4 und den Löchern
6, die als Sekundärstruktur die Primärstruktur überlagern und deren jeweilige halbierende
Achse in etwa senkrecht zur Tangente an der Hügelaußenfläche steht.
[0038] In den folgenden Beispielen beziehen sich - wenn nichts anderes angegeben ist - Prozentangaben
auf das Gewicht, Gew.-Teile verhalten sich zu Vol.-Teilen wie kg zu dm
3.
Beispiel 1
[0039] Ein Aluminiumband wird einseitig kontinuierlich durch
Drahtbürstung mechanisch aufgerauht, wobei eine Oberfläche entsteht, deren Mittenrauhwert
R
a = 0,90 µm und deren Traganteil t
pmi (Schnittiefe 0,125
pm) = 13 % beträgt. Das mechanisch aufgerauhte Band wird während 3 sec in einer 4%igen
wäßrigen NaOH-Lösung bei 70 °C so zwischenbehandelt, daß etwa 3 g/m
2 von der Oberfläche abgetragen werden. Die elektrochemische Aufrauhung wird ebenfalls
kontinuierlich in einer 0,9%igen wäßrigen HNO
3-Lösung mit einem Gehalt von 4 % an Al(N0
3)
3 bei 40 °C, einer Verweilzeit von 10 sec und mit Wechselstrom einer Stromdichte von
170 A/dm
2 durchgeführt. Der mechanisch und elektrochemisch aufgerauhte Träger zeigt folgende
Parameter: D
al = 2,8 µm, D
a2= 0,8 µm, Grundstrüktur
= 75 %, überlagerte Struktur = 25 %, F =
500 µm
2, R
a=1,0 µm, tp
mi (0,125) = 18 %, tp
mi (0,4) = 67 %. Die sich anschließende anodische Oxidation erfolgt in 10%iger wäßriger
H
3P0
4-Lösung bei 60 °C mit Gleichstrom bis das Oxidschichtgewicht etwa 0,6 g/m
2 beträgt. Ein derart hergestelltes Trägermaterial wird in Platten geschnitten und
eine dieser Platten mit einer negativ-arbeitenden strahlungsempfindlichen Schicht
aus
100,0 Vol.-Teilen Ethylenglykolmonomethylether
50,0 Vol.-Teilen Tetrahydrofuran
0,4 Gew.-Teilen Kristallviolett
0,2 Gew.-Teilen 85%iger H3P04 und
2,0 Gew.-Teilen eines Polykondensationsprodukts, hergestellt aus l Mol 3-Methoxy-diphenylamin-4-diazoniumsulfat
und 1 Mol 4,4'-Bismethoxymethyl-diphenylether in 85%iger H3P04 und isoliert als Mesitylensulfonat
so beschichtet, daß das Schichtgewicht nach dem Trocknen 0,4 g/m
2 beträgt. Nach der bildmäßigen Belichtung von einer anspruchsvollen Vorlage wird mit
einer Lösung eines Gehalts an 89 Vol.-Teilen Wasser, 5 Gew.-Teilen Natriumundecanoat,
3 Gew.-Teilen eines nichtionogenen Tensids (Blockpolymerisat aus 80 % Propylen- und
20
% Ethylenoxid) und 3 Gew.-Teilen Tetranatriumdiphosphat entwickelt. Die Bildwiedergabe
beim Drucken ist ausgezeichnet, die Wasserführung gut, es können etwa 120.000 Drucke
in praxisgerechter Qualität erhalten werden.
vergleichsbeispiel V1
[0040] Es wird nach den Angaben des Beispiels 1 verfahren, jedoch die mechanische Aufrauhung
und die alkalische Zwischenbehandlung weggelassen. Die im Beispiel 1 erzielbare Topographie
der Oberfläche ("Doppelstruktur") wird nicht erreicht, sondern nur ein ungleichmäßig
aufgerauhter, von Narben durchsetzter Träger erhalten. Bildwiedergabe, Wasserführung
und Druckauflage sind erheblich schlechter als im Beispiel 1.
Vergleichsbeispiel V2
[0041] Es wird nach den Angaben des Beispiels 1 verfahren, aber die
Drahtbürstung so durchgeführt, daß der R
a-Wert der mechanisch aufgerauhten Oberfläche bei 0,39 um und tp
mi (0,125)-Wert bei 37 % liegen. Nach der elektrochemischen Aufrauhung ist dieses Trägermaterial
zwar gleichmäßiger aufgerauht als im Vergleichsbeispiel Vl, erreicht aber nicht die
beanspruchten Parameterbereiche, insbesondere nicht in den R
a- und tp
mi-Werten, und weist noch keine "Doppelstruktur" auf. Bildwiedergabe, Wasserführung
und Druckauflage sind zwar ein wenig besser als in Vl, aber immer noch deutlich schlechter
als im Beispiel 1.
Beispiel 2
[0042] Ein Aluminiumband wird einseitig kontinuierlich durch Drahtbürstung mechanisch aufgerauht,
wobei eine Oberfläche entsteht, deren R
a-Wert = 0,65 µm und deren tp
mi(0,125)-Wert = 15 % beträgt. Das mechanisch aufgerauhte Band wird wie in Beispiel
1 angegeben zwischenbehandelt. Die elektrochemische Aufrauhung wird in einer 1,5%igen
wäßrigen HN0
3-Lösung mit einem Gehalt von 5 % an Al(N0
3)
3 bei 30 °C, einer Verweilzeit von 15 sec und mit Wechselstrom einer Stromdichte von
100 A/dm
2 durchgeführt. Der mechanisch und elektrochemisch aufgerauhte Träger zeigt folgende
Parameter: D
al = 3,7 µm, D
a2 = 0,6 µm. Grundstruktur = 80 %, überlagerte Struktur =
20
%, F = 720 µm
2, R
a 0,95 um, tp
mi (0,125) = 17 %, tp
mi (0,4) = 60 %. Nach einer erneuten abtragenden Behandlung der Oberfläche während
2 sec in 2%iger wäßriger NaOH-Lösung bei 35 °C, wobei etwa 0,6 g/m
2 von der Oberfläche abgetragen werden, wird in einer 25%igen wäßrigen H
2S0
4-Lösung bei 50 °C mit Gleichstrom anodisch oxidiert bis das Oxidschichtgewicht etwa
2 g/m
2 beträgt. Die aufzubringende strahlungsempfindliche Schicht gemäß Beispiel 1 enthält
zusätzlich 5,5 Gew.-Teile eines Umsetzungsprodukts aus einem Polyvinylbutyral (enthaltend
Vinylbutyral-, Vinylacetat- und Vinylalkohol-Einheiten) und Propenylsulfonylisocyanat.
Die Entwicklung erfolgt in einer schwach-alkalischen wäßrigen Lösung eines Gehalts
von 1 % an Natriummetasilikat, 3 % an einem nichtionogenen Tensid und 5 % an Benzylalkohol.
Bildwiedergabe und Wasserführung entsprechen der des Beispiels 1, die Druckauflage
liegt etwa 50.000 Drucke höher.
Beispiel 3
[0043] Es wird nach den Angaben des Beispiels 2 verfahren, aber die Oberfläche des Trägermaterials
wird nach der anodischen Oxidation zusätzlich in einer 17%igen wäßrigen Natriumsilikatlösung
bei 70 °C während 15 sec mit 36 V anodisch behandelt und danach noch mit einer 1,5%igen
wäßrigen H
3P0
4-Lösung abgespült. Die strahlungsempfindliche Beschichtung erfolgt mit einem positiv-arbeitenden
Gemisch aus
8,50 Gew.-Teilen des Veresterungsprodukts aus 1 Mol 2, 3 , 4=-Trihydroxybenzophenon
und 3 Mol Naphthochinon-(1,2)-diazid-(2)-5-sulfonsäurechlorid,
6,60 Gew.-Teilen des Veresterungsprodukts aus 1 Mol 2,2'-Dihydroxynaphthyl-(1,1')-methan
und 2 Mol des vorher beschriebenen Säurechlorids,
2,10 Gew.-Teilen Naphthochinon-(1,2)-diazid-(2)-4-sulfonsäurechlorid,
35,00 Gew.-Teilen Kresol-Formaldehyd-Novolak,
0,75 Gew.-Teilen Kristallviolett,
260,00 Vol.-Teilen Ethylenglykolmonomethylether,
470,00 Vol.-Teilen Tetrahydrofuran und
80,00 Vol.-Teilen Butylacetat,
das nach dem Trocknen ein Schichtgewicht von 2,5 g/m
2 ergibt. Die Entwicklung nach der Belichtung wird mit einer wäßrigen Lösung eines
Gehalts an 5,3 % Natriummetasilikat 9 H
20, 3,4 % Na
3PO
4 ·12 H
20 und 0,3 % NaH
2P0
4 durchgeführt. Die Bildwiedergabe beim Drucken ist ausgezeichnet, die Wasserführung
gut, es können etwa 400.000 Drucke (nach Durchführung eines Einbrennvorgangs) in praxisgerechter
Qualität erhalten werden.
Vergleichsbeispiel V3
[0044] Es wird nach den Angaben des Beispiels 3 verfahren, jedoch die mechanische Aufrauhung
und die alkalische Zwischenbehandlung weggelassen. Die im Beispiel 3 erzielbare Topographie
der Oberfläche ("Doppelstruktur") wird nicht erreicht, sondern nur ein eher ungleichmäßig
aufgerauhter, von einigen Narben durchsetzter Träger erhalten. Bildwiedergabe, Wasserführung
und Druckauflage sind erheblich schlechter als im Beispiel 3.
Vergleichsbeispiel V4
[0045] Es wird nach den Angaben des Beispiels 3 verfahren, aber die
Drahtbürstung so durchgeführt, daß der R
a-Wert der mechanisch aufgerauhten Oberfläche bei 0,40 µm und der tp
mi (0,125)-Wert bei 35 % liegen. Nach der elektrochemischen Aufrauhung ist dieses Trägermaterial
zwar gleichmäßiger aufgerauht als im Vergleichsbeispiel V3, erreicht aber nicht die
beanspruchten Parameterbereiche, insbesondere nicht in den R
a- und tp
mi-Werten, und weist noch keine "Doppelstruktur" auf. Bildwiedergabe, Wasserführung
und Druckauflage sind zwar besser als in V3, aber immer noch deutlich schlechter als
im Beispiel 3.
Vergleichsbeispiel V5
[0046] Es wird nach den Angaben des Beispiels 3 (in Verbindung mit Beispiel 2) verfahren,
aber die Drahtbürstung durch eine Bürstung mit oszillierenden Nylonbürsten unter Anwendung
einer wäßrigen Schleifmitteldispersion ersetzt, wobei vor Durchführung der elektrochemischen
Aufrauhung eine Oberfläche entsteht, deren R
a-wert = 0,60 um und deren tp
mi(0,125)-Wert = 20 % beträgt. Nach der elektrochemischen Aufrauhung ist das Trägermaterial
zwar relativ gleichmäßig aufgerauht, die Oberfläche weist aber keine "Doppelstruktur"
auf, d. h. die Parameter, die durch diese spezielle Struktur hervorgerufen werden,
sind nicht vorhanden bzw. liegen nicht in den erfindungsgemäß beanspruchten Bereichen.
Nach der Herstellung der Druckform wird festgestellt, daß Wasserführung und Druckauflage
zwar besser als in V4 sind, aber noch nicht Beispiel 3 erreichen, wobei insbesondere
die praktisch nicht verbesserte Unterstrahlungsneigung geblieben ist.
Beispiele 4 und 5
[0047] Es wird nach den Angaben des Beispiels 3 verfahren, aber entweder auf die strahlungsempfindliche
Schicht eine matte Beschichtung gemäß der DE-OS 25 12 043 aufgebracht oder in die
strahlungsempfindliche Schicht gemäß der DE-OS 29 26 236 ein Zusatz von Teilchen eingemischt.
Diese Modifizierungen der Schicht sollen zu einer Verringerung der Unterstrahlungsneigung
führen (siehe dazu Beschreibungseinleitung). Die Bildwiedergabe von damit hergestellten
Druckformen ist gegenüber solchen, die nach Beispiel 3 ohne Modifizierung der Schicht
hergestellt werden, praktisch unverändert, d. h. bei Gebrauch eines die erfindungsgemäße
"Doppelstruktur" aufweisenden Materials als Träger für Offsetdruckplatten kann auf
diese Art der speziellen Modifizierung der strahlungsempfindlichen Schicht verzichtet
werden.
Beispiel 6
[0048] Ein Aluminiumband wird einseitig kontinuierlich durch Drahtbürstung mechanisch aufgerauht,
wobei eine Oberfläche entsteht, deren R
a-Wert = 1,0 um und deren tp
mi-(0,125)-Wert = 10 % beträgt. Das mechanisch aufgerauhte Band wird während 10 sec
in einer 3%igen wäßrigen NaOH-Lösung bei 50 °C so zwischenbehandelt, daß etwa 2,5
g/m
2 von der Oberfläche abgetragen werden. Die elektrochemische Aufrauhung wird ebenfalls
.kontinuierlich in einer l%igen wäßrigen HCl-Lösung mit einem Gehalt von 2 % an AlCl
3 6 H
20 bei 40 °C, einer Verweilzeit von 20 sec und mit Wechselstrom einer Stromdichte von
70 A/dm
2 durchgeführt. Der mechanisch und elektrochemisch aufgerauhte Träger zeigt folgende
Parameter: D
al =
3,
0 µm,
Da2 = 0,8 µm, Grundstruktur = 87 %, überlagerte Struktur = 13 %, F = 300 µm
2, R
a = 1,7 µm, tp
mi (0,125) = 8 %, t
pmi (0,4) = 40 %. Anodische Oxidation und strahlungsempfindliche Beschichtung erfolgen
nach den Angaben des Beispiels l. Bildwiedergabe und Wasserführung sind eher noch
besser als im Beispiel 1, die Druckauflage liegt bei etwa 100.000 Drucken.