[0001] Die Erfindung betrifft ein Zweikomponenten-Diazotypiematerial, bestehend aus einem
Schichtträger und einer lichtempfindlichen Schicht aus mindestens einer Diazoniumverbindung,
die sich von p-Phenylendiamin ableitet und in 4-Stellung einen basischen, heterocyclischen
Rest und in 2- und 5-Stellung Ethergruppen trägt, Kupplungskomponente und saurem Stabilisator.
[0002] Zweikomponenten-Diazotypiematerialien aus einem Schichtträger mit lichtempflindlicher
Schicht aus einer Diazoniumverbindung, Kupplungskomponente und saurem Stabilisator
sind bekannt. Beim Belichten mit aktinischer Strahlung wird die Diazoniumverbindung
an den vom Licht getroffenen Stellen zu farblosen, nicht kupplungsfähigen Verbindungen
zersetzt. Die Entwicklung des Zweikomponenten-Diazotypiematerials wird gewöhnlich
mit trockenem oder feuchtem Ammoniakgas erreicht. Hierbei wird der saure Stabilisator
neutralisiert und gleichzeitig durch pH-Wechsel in der lichtempfindlichen Schicht
die Kupplungsreaktion an den vom Licht nicht getroffenen Stellen zwischen der dort
verbliebenen Diazoniumverbindung und der Kupplungskomponente eingeleitet.
[0003] Es ist auch bekannt, daß Diazoniumverbindungen, die sich vom p-Phenylendiamin ableiten
und in 2- und 5-Stellung durch Ethergruppen substituiert sind, neben ihrer hohen Lichtempfindlichkeit
im Spektralbereich um 400 nm sich besonders durch ihre gute Stabilität und ihre für
viele Anwendungen ausreichende Kupplungsaktivität auszeichnen. Außerdem kuppeln diese
Diazoniumsalze mit vielen Kupplungskomponenten zu kräftigen und brillanten Azofarbstoffen
hoher optischer Dichte. Besonders geeignet sind solche Verbindungen, die in 4-Stellung
zur Diazoniumgruppe durch einen heterocyclischen Rest, etwa einen Morpholinrest, und
in 2- und 5-Stellung durch Alkoxyreste mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen substituiert
sind. Diese Verbindungen sind leicht zugänglich, kuppeln z.B. mit Blaukomponenten
zu kräftigen, leuchtend blauen Azofarbstoffen hoher visueller Dichte und photolysieren
zu praktisch farblosen Zersetzungsprodukten. Solche Verbindungen sind zum Beispiel
4-N-Morpholino-benzoldiazoniumsalze, die in 2- und 5-Stellung durch eine Alkoxygruppe
mit längeren Alkylresten, z.B. eine n-Propoxy-, iso-Propoxy-, n-Butoxy-, iso-Butoxy-,
n-Amyloxy-, iso-Amyloxy-, Hexyloxy-und Cyclohexyloxygruppe, substituiert sind. Diese
Verbindungen zeichnen sich gegenüber den 2,5-disubstituierten Dimethoxy- und Diethoxy-Verbindungen
noch zusätzlich durch eine höhere thermische Stabilität und eine höhere Kupplungsaktivität
aus. Außerdem werden die Farbtöne der blauen Kupplungsfarbstoffe mit steigender Anzahl
der Kohlenstoffatome des Alkoxyrestes von rotstichig nach grünstichig blau verschoben.
Grünstichig blaue Azofarbstoffe ergeben in Kombination mit orangefarbenen und braunen
Azofarbstoffen neutral schwarze Farbtönungen und sind deshalb für Schwarzeinstellungen
besonders gut geeignet.
[0004] Stabilität und Kupplungsaktivität einer Diazoniumverbindung werden jedoch nicht nur
vom Diazoniumsalz-Kation, sondern auch vom Diazoniumsalz-Anion beeinflußt. Bei den
üblichen Sensibilisierungszubereitungen liegen die Diazoniumverbindungen als Salze
anorganischer Säuren, z.B. Salzsäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure, Borfluorwasserstoffsäure,
Hexafluorphosphorsäure, oder als Diazoniumchlorid-Doppelsalze mit Zinkchlorid, Cadmiumchlorid
und Zinntetrachlorid vor. Wegen ihrer guten Wasserlöslichkeit sind für wäßrige Sensibilisierungszubereitungen
besonders die schwefelsauren Salze und die Zinkchlorid-Doppelsalze geeignet. Für organische
Sensibilisierungszubereitungen werden insbesondere die Diazoniumtetrafluorborate und
die Diazonium-hexafluorphosphate verwendet. Ein Nachteil der am häufigsten verwendeten
Diazoniumchloride, -hydrogensulfate, -tetrafluorborate sowie der Diazoniumchlorid-Doppelsalze
mit Zinkchlorid und Cadmiumchlorid ist ihre relativ geringe thermische Stabilität
sowie ihre zu große Kupplungsaktivität. Zweikomponenten-Diazotypiematerial, das diese
Diazoniumsalze in der lichtempfindlichen Schicht enthält, entwickelt in den meisten
marktgängigen Dupliziergeräten ausreichend schnell, zeigt jedoch eine deutlich verminderte
Lagerfähigkeit. Die Diazoniumhexafluorphosphate hingegen sind thermisch erheblich
stabiler als die vorhergenannten Diazoniumsalze und Diazoniumchlorid-Doppelsalze,
zeigen jedoch erhebliche Nachteile in ihrer
Kupplungsaktivität. Zweikomponenten-Diazotpyiematerial mit diesen Diazoniumhexafluorphosphaten
ist sehr gut lagerfähig, entwickelt jedoch nur langsam, so daß die maximal erreichbare
optische Dichte eines solchen Diazotypiematerials erst nach mehrmaliger Entwicklung
erzielt wird. Eine geringe Entwicklungsfreudigkeit ist jedoch für das übliche Duplizieren
nicht akzeptabel.
[0005] Ein Nachteil vieler heute in der Praxis verwendeter hochlichtempfindlicher Zweikomponenten-Diazotypiematerialien
ist, daß diese Materialien nicht ausreichend lagerfähig oder in den Hochleistungs-Dupliziergeräten
nicht ausreichend schnell zu entwickeln'sind. Lagerfähigkeit und Entwicklungsfreudigkeit
sind gegenläufig, so daß ein Zweikomponenten-Diazotypiematerial mit guter Lagerfähigkeit
in der Regel schlechter entwickelbar ist als.ein solches mit einer geringen Lagerfähigkeit.
Eine gute Lagerfähigkeit wird insbesondere dort gefordert, wo nur ein kleiner Kopienbedarf
ist oder dort, wo die Lagerung bei extremen klimatischen Bedingungen erfolgt, zum
Beispiel in feuchtwarmem tropischem Klima.
[0006] Es war deshalb Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein hochlichtempfindliches Zweikomponenten-Diazotypiematerial
zur Verfügung zu stellen, das trotz guter Lagerfähigkeit schnell und problemlos in
den handelsüblichen Dupliziergeräten zu verarbeiten ist und sehr kontrastreiche Kopien
mit farblosem Bilduntergrund liefert. Die Entwicklungsfreudigkeit und die Lagerfähigkeit
eines Zweikomponenten-Diaztoypiematerials werden durch den sauren Stabilisator in
der lichtempfindlichen Schicht und durch die Entwicklungsbedingungen und besonders
durch die
Kupp- lungsaktivität der Diazoniumverbindung und der Kupplungskomponente bestimmt.
Die Kupplungsgeschwindigkeit einer Diazoniumverbindung wiederum wird bestimmt durch
die chemische Konstitution des Diazoniumsalz-Kations und des Diazoniumsalz-Anions.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe geht aus von einem eingangs genannten Zweikomponenten-Diazotypiematerial,
bestehend aus einem Schichtträger und einer lichtempfindlichen Schicht aus mindestens
einer Diazoniumverbindung, die sich von p-Phenylendiamin ableitet und in 4-Stellung
einen basischen, heterocyclischen Rest und in 2- und 5-Stellung Ethergruppen trägt,
Kupplungskomponente und saurem Stabilisator, und sie ist dadurch gekennzeichnet, daß
die Diazoniumverbindung als Benzol- bzw. Toluolsulfonat vorhanden ist. Als Toluolsulfonat
kommt insbesondere das p-Toluolsulfonat in Frage.
[0008] Hierdurch wird ein Zweikomponenten-Diazotypiematerial geschaffen, das hochlichtempfindlich
und, trotz seiner hohen Entwicklungsfreudigkeit, überraschenderweise auch hervorragend
lagerfähig ist, sowohl unter trocken-warmen als auch unter feucht-warmen klimatischen
Bedingungen. Es entwickelt zu brillanten Farbstoffen hoher optischer Dichte und zeigt
keine durch die Photolysereaktion des Diazoniumsalz-Kations und durch die Anwesenheit
des
Diazo- niumsalz-Anions bedingte unerwünschte Verfärbung des ausbelichteten und entwickelten
Diazotypiematerial-Hintergrundes. Eine große Entwicklungsfreudigkeit ist besonders
dort erwünscht, wo bei sehr hoher Dupliziergeschwindigkeit und/oder niedriger
Entwicklungstemperatur ein großer Kopienbedarf anfällt.
[0009] Aus der US-PS 3,219,447 sind zur Herstellung von lichtempfindlichen Druckformen in
organischen Lösungsmitteln lösliche Diazoniumsalze von organischen Sulfonsäuren bekannt.
Für die Abscheidung von 4-N-Morpholino-2,5-diethoxy- und 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium-
salzen wird jedoch Alizarin-3-sulfosäure angegeben. Diese Salze sind in organischen
Sensibilisierungszubereitungen gut und in wäßrigen nicht ausreichend löslich. Außerdem
ist der ausbelichtete Grund eines solchen Materials gelb gefärbt, so daß ein Einsatz
dieser Verbindungen für die Herstellung von Zweikomponenten-Diazotypiematerialien
nicht in Betracht kommt.
[0010] Es werden auch zur Abscheidung von Polykondensationsprodukten aus speziellen Diazoniumverbindungen
und methylenaktiven Verbindungen in der US-PS 3,849,392 eine große Anzahl aromatischer
Sulfonsäuren genannt. Als Diazokomponente werden für diese Polykondensationsprodukte
jedoch Verbindungen eingesetzt, die sich vom Diphenyl, Diphenylamin, Diphenylsulfid,
Diphenyloxid und Diphenylenoxid ableiten. Auch diese Diazo-Polykondensate werden zur
Herstellung von Zweikomponenten-Diazotypiematerial nicht eingesetzt.
[0011] Es wurde gefunden, daß nur die Diazonium-benzolsulfonate und -toluolsulfonate sowohl
in wäßrigen als auch in organischen Sensibilisierungszubereitungen gut löslich und
gleichzeitig auch thermisch stabil sind. Es war überraschend, daß zum Beispiel das
4-N-Morpholino-2,5-di- butoxy-benzoldiazonium-mesitylensulfonat eine deutlich geringere
thermische Stabilität besitzt als zum Beispiel das entsprechende und erfindungsgemäß
verwendete strukturhomologe Toluolsulfonat. Die Diazoniumsalze des gleichen
Diazonium-Kations mit Naphthalin-sulfonsäure, Sulfosalicylsäure und chlorierter Benzolsulfonsäure
sind in wäßrigen Sensibilisierungszubereitungen nicht ausreichend löslich. Bei Verwendung
der Naphthalinsulfonate in Zweikomponenten-Diazotypiemäterialien wird sogar mit zunehmender
Lagerzeit eine Verfärbung des ausbelichteten Grundes beobachtet.
[0012] Aus der US-Patentschrift 3,552,048 sind p-Chlorbenzolsulfonate von Diazoniumsalzen
bekannt, die in 4-Stellung zur Diazoniumgruppe durch einen heterocyclischen basischen
Rest substituiert sind und zur Herstellung wärmeentwickelbarer Zweikomponenten-Diazotypiematerialien
mit großer Verarbeitungsgeschwindigkeit geeignet sind. Diese Verbindungen sind thermisch
gut stabil, lösen sich jedoch in wäßrigen Sensibilisierungszubereitungen nicht ausreichend.
[0013] Schließlich sind aus der DE-OS 32 02 208 Diazoniumsalze von Sulfonsäuren aromatischer
Mono- und Dicarbonsäuren bekannt, die sich durch hohe Wärmebeständigkeit, geringe
Entzündbarkeit und bessere Lagerfähigkeit der mit diesen Verbindungen hergestellten
Diazotypiematerialien auszeichnen. Die Löslichkeit dieser Diazoniumsalze in den üblichen
wäßrigen und organischen Sensibilisierungszubereitungen ist, trotz Verwendung von
lösungsvermittelnden Zusätzen, nicht völlig ausreichend. Es können deshalb nur Sensibilisierungszubereitungen
mit geringer Diazokonzentration hergestellt werden. Dieser Nachteil führt zu erheblichen
beschichtungstechnologischen Problemen.
[0014] Es war nach alledem keineswegs zu erwarten, daß aus der großen Anzahl von Diazoniumsalz-Anionen
in Verbindung mit den bekannten Diazoniumsalz-Kationen lichtempfindliche Schichten
zu erhalten sind, die sowohl aus wäßriger als auch aus organischer Lösung verarbeitet
werden können und große Lichtempfindlichkeit, gute Entwickelbarkeit und gute Lagerfähigkeit
bieten.
[0015] Als Diazoniumsalz-Kationen, die erfindungsgemäß eingesetzt werden, kommen solche
gemäß der allgemeinen Formel in Frage:

in welcher
R und R1 gleich oder verschieden sind und Alkyl, Aralkyl, Alkoxyalkyl oder Cycloalkyl und
Z zusammen mit dem Stickstoffatom, an das es gebunden ist, einen heterocyclischen,
gegebenenfalls Sauerstoff, Schwefel und Stickstoff enthaltenden 5- oder 6-gliedrigen
Rest bedeuten. R und R1 sind vorzugsweise Alkylgruppen mit 2 bis 6 Kohlenstoffatomen und als heterocyclischer
Rest dienen vorzugsweise gegebenenfalls substituierte Morpholino-, Piperidino-, Piperazino-,
Pyrrolidino- und Thiomorpholinoreste.
[0016] Erfindungsgemäß einsetzbar sind dementsprechend beispielsweise die folgenden Benzoldiazonium-toluol-
bzw. -benzolsulfonate:
4-N-Piperidino-2,5-diethoxy-benzoldiazonium-p-toluolsulfonat,
4-N-Piperidino-2,5-dipropoxy-benzoldiazoniumbenzol- sulfonat,
4-N-Piperidino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium-p-toluolsulfonat,
4-N-Piperidino-2,5-di(iso)amyloxy-benzoldiazonium-benzolsulfonat,
4-N-Pyrrolidino-2,5-dipropoxy-benzoldiazonium-p-toluolsulfonat,
4-N-Pyrrolidino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium-benzolsulfonat,
4-N-Piperazino-2,5-di(iso)propoxy-benzoldiazonium-p-toluolsulfonat,
4-N(4'-N-Methyl)piperazino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium- p-toluolsulfonat,
4-N(4'-N-Acetyl)piperazino-2,5-dipropoxy-benzoldiazonium- p-toluolsulfonat,
4-N-Morpholino-2,5-di(iso)propoxy-benzoldiazonium-p-toluolsulfonat,
4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium-p-toluolsulfonat,
4-N-Morpholino-2,5-di(iso)butoxy-benzoldiazonium-benzolsulfonat,
4-N-Morpholino-2,5-dihexyloxy-benzoldiazonium-benzolsulfonat,
4-N-Morpholino-2,5-dicyclopentyloxy-benzoldiazonium- benzolsulfonat,
4-N-Morpholino-2,5-diethoxyethoxy-benzoldiazonium-p-toluolsulfonat,
4-N-Morpholino-2-nethoxy-5-benzyloxy-benzoldiazonium- benzolsulfonat,
4-N-Thiomorpholino-2,5-dipropoxy-benzoldiazonium-p-toluolsulfonat.
[0017] Die Diazoniumsalze- werden als Reaktionsprodukte der Benzol-, p-Toluolsulfosäure
oder o-Toluolsulfosäure bzw. deren Alkalisalze und einer Diazoniumverbindung erhalten.
Die Umsetzung wird gewöhnlich in einer schwach sauren, wäßrigen Lösung durchgeführt
und der hierbei anfallende Niederschlag des Diazoniumsulfonats durch Abfiltrieren
isoliert und mit einer gesättigten Kochsalzlösung neutral gewaschen. Als Diazoniumverbindungen,
die für die Umsetzung mit der aromatischen Sulfosäure verwendet werden, können die
für Sensibilisierungszubereitungen bekannten gut wasserlöslichen Diazoniumchloride,
Diazoniumhydrogensulfate oder Diazoniumzinkate eingesetzt werden. Bei der Herstellung
ist es nicht notwendig, das Diazoniumsalz als Chlorid, Hydrogensulfat oder Zinkat
zu isolieren.
[0018] Erfindungsgemäß sind auch Gemische von Diazoniumverbindungen einsetzbar, von denen
mindestens eine Verbindung ein Benzol- bzw. Toluolsulfonat ist. In diesen Fällen ist
das Benzol- bzw. Toluolsulfonat zu mindestens 75 Gewichtsprozent, bezogen auf anwesende
Diazoniumverbindungen, vorhanden.
[0019] Die wäßrige Diazoniumsalzlösung nach der Diazotierung des entsprechenden Aminsalzes
ist als Reaktionsmedium ausreichend. Da bei der Herstellung der Diazoniumsulfonate
auf Zink und Zinksalze verzichtet werden kann, entfällt die bei früheren konventionellen
Diazo-Herstellungsverfahren kostenaufwendige Isolierung und Beseitigung von Zinksalzen
aus den Produktionsabwässern.
[0020] Die erfindungsgemäßen Diazoniumsalze sind hochlichtempfindlich und werden, wie die
bekannten Diazoniumsalze; photolytisch zersetzt. Sie lösen sich in Wasser und organischen
Lösungsmitteln gleich gut und eignen sich deshalb sowohl für wäßrige als auch für
organische oder wäßrig/ organische Sensibilisierungszubereitungen. Ihre Stabilität
ist besser als die der bekannten Diazoniumchloride, -Hydrogensulfate, -Tetrafluorborate
und Diazoniumchlorid-Doppelsalze mit Zinkchlorid, Cadmiumchlorid und Zinntetrachlorid
und erreicht die der bekannten Diazonium--hexafluorphosphate. Ihre Kupplungsgeschwindigkeit
ist teilweise größer als die der bekannten Diazoniumsalze und Diazoniumchlorid-Doppelsalze
und erheblich größer als die der Tetrafluorborate und Hexafluorphosphate.
[0021] Die erfindungsgemäßen Zweikomponenten-Diazotypiematerialien sind trotz ihrer großen
Entwicklungsfreudigkeit auch sehr gut lagerfähig, insbesondere unter feucht-warmen
klimatischen Bedingungen. Sie entwickeln zu kräftigen brillanten Farbtönungen und
zeigen keine durch Photolyse bedingte unerwünschte Verfärbung des ausbelichteten und
entwickelten Diazotypiematerial-Hintergrundes. Die Diazoniumsulfonate bzw. die damit
hergestellten Zweikomponenten-Diazotypiematerialien nach der Erfindung unterscheiden
sich in der Summe der Eigenschaften: Löslichkeit, Haltbarkeit, Entwicklungsfreudigkeit
und Diazotypiematerial-Hintergrund - vorteilhaft von den handelsüblichen Diazoniumsalzen
des gleichen Kations und den damit hergestellten Zweikomponenten-Diazotypiematerialien.
[0022] Sensibilisierungszubereitungen, die zur Herstellung von Zweikomponenten-Diazotypiematerial
eingesetzt werden, sind leicht herzustellen. Sie enthalten neben den Diazoniumsulfonaten,
der Kupplungskomponente und den sauren Stabilisatoren noch weitere in Diazobeschichtungszubereitungen
übliche Zusätze.
[0023] Als Kupplungskomponenten können beispielsweise eingesetzt werden: Dihydroxynaphthaline,
Dihydroxynaphthalinmono-und -disulfonsäuren sowie deren Amide und substituierte Amide,
α- und
ß-Hydroxynaphthoesäureamide und entsprechend substituierte Amide, Resorcin und seine
Halogen-und Alkyl- oder Alkoxyl-Derivate, Resorcylsäuren, gegebenenfalls mit Halogen
substituiert, Resorcylsäureamide und substituierte Amide, Verbindungen mit aktiven
Methylengruppen, wie Acetoacetyl- und Cyanoacetyl-Derivate, Mono-und Polyhydroxy-diphenyle,
Polyhydroxy-diphenylsulfide, Aminophenol-Derivate, Pyrazolon-Derivate u.a.
[0024] Als Zusatz zu den Diazobeschichtungsmassen können bekannte Verbindungen verwendet
werden, wie zum Beispiel Säurestabilisatoren, wie Citronensäure, Weinsäure, Borsäure,
Sulfosalicylsäure, p-Toluolsulfosäure u.a. oder deren Gemische, Verbindungen zur Konstraststeigerung,
wie Zinkchlorid, Aluminiumsulfat oder Nickelsulfat, Antioxydantien, wie Thioharnstoff
oder Thioharnstoffderivate und Farbstoffe in kleiner Konzentration, wie Methylviolett,
Alizarinirisol u.a., zur Stabilisierung und Verbesserung des ausbelichteten Hintergrundes,
Entwicklungsbeschleuniger, wie Glycerin, Glycerinmono-, -di- und -triacetat, Harnstoff
und alkylsubstituierte Harnstoffe u.a., feinteiliges oder kolloidales Siliziumdioxid
oder Aluminiumoxid oder/und wäßrige Dispersionen oder kolloidale Lösungen organischer
filmbildender Bindemittel, wie Polyvinylalkohol, Hydroxyethylcellulose, Methylcellulose
u.a. oder latexartige Dispersionen von Polyvinylacetat, Polyvinylchlorid, Polyvinylchloridacetat,
Polyvinylidenchlorid, Polyacrylnitril oder Polymethylmethylacrylat.
[0025] Bei Verwendung von Kunststoffolien als Diazotypieschichtträger ist es vorteilhaft,
die Diazobeschichtungsmasse aus einem organischen Medium, das ein filmbildendes Bindemittel
gelöst enthält, auf die Folienoberfläche aufzubringen. Geeignete filmbildende Bindemittel
sind Celluloseether, wie Ethylcellulose, Celluloseester, wie Celluloseacetat, -acetopropionat,
-butyrat, -acetobutyrat, Vinylpolymerisate, wie Polyvinylacetat, Polyvinylchlorid,
Polyvinylidenchlorid, Vinylacetatmischpolymerisate, Poly-(methylmethacrylat)-Mischpolymerisate
von Alkylacrylaten und Acrylsäure oder Polyphenylenoxide oder Ethylenglykol/ Isophthalsäure/Terephthalsäure-Terpolymerisate.
[0026] Als Schichtträger für die Zweikomponenten-Diazotypieschicht eignen sich alle üblichen
opaken und transparenten Materialien, z.B. beschichtete oder unbeschichtete opake
oder transparente Papiere, Celluloseester, wie Cellulose-2-1/2-acetat und Cellulosetriacetat,
Polyester, wie Polyethylentherephthalat, Vinylpolymere, wie Polyvinylacetat oder Polystyrol
sowie Alkenpolymere, wie Polyethylen oder Polypropylen. Bevorzugt wird als Schichtträger
eine Folie aus Polyethylenterephthalat eingesetzt.
[0027] Die Verarbeitung des erfindungsgemäßen Zweikomponenten-Diazotypiematerials erfolgt,
wie üblich, durch bildmäßige Belichtung unter einer transparenten Vorlage mit einer
an ultravioletter und kurzwelliger sichtbarer Strahlung reichen Lichtquelle, beispielsweise
mit einer Quecksilberhochdrucklampe oder einer Fluoreszenz-Leuchtstofflampe und anschließende
Entwicklung mit feuchtem oder trockenem Ammoniakgas bei normaler oder erhöhter Temperatur.
[0028] Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern.
Beispiel 1
[0029] Eine Beschichtungslösung nachfolgend angegebener Zusammensetzung wird in 6 Portionen
von jeweils 100 g aufgeteilt (Lackproben 1 bis 6).

[0030] Jede dieser 6 Lackproben wird mit 1,88 x 10
-3 Mol folgender Diazoniumsalze sensibilisiert:
1. 0,95 g 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium- p-toluolsulfonat, Molgewicht
(MG) 505
2. 0,92 g 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium- benzolsulfonat, (MG: 491)
3. 0,79 g 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium- tetrafluorborat, (MG: 421)
4. 0,82 g 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium- chlorid (ZnC12-Doppelsalz), (MG: 438)
5. 0,81 g 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium- hydrogensulfat (MG: 431)
6. 0,90 g 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium- hexafluorphosphat (MG: 479)
[0031] Jede Lackprobe wird mit Hilfe eines 10 cm breiten Ziehgießers von 0,16 mm Spaltweite
auf eine mit einer üblichen Haftschicht versehene glasklare Polyethylenterephthalatfolie
von 125 pm Dicke aufgetragen, im Umlufttrockenschrank 1 Minute bei 90 °C getrocknet
und die so erhaltenen Diazofilmproben entsprechend den Lackproben mit 1 bis 6 numeriert.
Das Schichtgewicht jeder Filmprobe beträgt 6,8 gjm
2.
[0032] Zur vergleichenden Prüfung der Haltbarkeit wird ein Teilabschnitt einer jeden Filmprobe
unter einer Gittervorlage so belichtet, daß die transparenten Bezirke vollständig
ausbelichtet sind. Anschließend wird mit feuchtem Ammoniakgas entwickelt, wobei in
den ausbelichteten Filmbezirken die Minimaldichte (D
min) und in den nicht belichteten Filmbezirken die maximal erreichbare Volltondichte
(D
max) erzielt wird. Die Differenz
Dmax - D
min gibt den Bildkontrast der verarbeiteten Filmprobe an.
[0033] Ein weiterer Teilabschnitt jeder Filmprobe wurde 7 Tage bei Bedingungen von 50 °C
und 60 % relativer Feuchtigkeit gelagert (Filmproben la bis 6a). Nach dieser Lagerzeit
wurden die Filmproben, wie oben für die Vergleichsmuster 1 bis 6 beschrieben, belichtet
und entwickelt. Die hierbei erzielten Voll- und Hintergrunddichten wurden gemessen
und der Kontrastverlust der gelagerten Filmprobe gegenüber der entsprechenden Vergleichsprobe
bestimmt.
[0034] Die Messung der optischen Dichten wurde mit einem Macbeth-Quantalog-Densitometer
TD 205 und Kodak Wratten-Filter Nr. 106 durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Tabelle
1 zusammengestellt.

[0035] Nach der Belichtung und Entwicklung wurde eine positive Filmkopie der Gittervorlage
mit blauen Linien auf farblosem transparentem Filmhintergrund erhalten. Nach der forcierten
Lagerung bei 50 °C und 60 % relativer Feuchtigkeit ist bei den Filmproben la, 2a und
6a der geringste, bei den Filmproben 4a und 5a ein deutlich größerer und bei der Filmprobe
3a der größte Kontrastverlust festzustellen.
[0036] Zur Bestimmung der relativen Entwicklungsgeschwindigkeit wurden mit den Beschichtungslösungen
1 bis 6 noch je zwei weitere Filmproben hergestellt. Die eine Filmprobe wurde in einem
handelsüblichen Dupliziergerät 3 x bei einer Durchlaufgeschwindigkeit von 0,5 m/min
zur maximal erreichbaren Volltondichte (D
max) entwickelt. Die zweite Filmprobe mit der gleichen Beschichtung wurde 1 x bei einer
Durchlaufgeschwindigkeit von 4 m/min entwickelt und die hierbei erreichte optische
Dichte gemessen (D
K)
'
[0037] Der Vergleich der optischen Dichte (D
K) bei einer Durchlaufgeschwindigkeit von 4 m/min mit der maximal erreichbaren Volltondichte
(D
max) ist ein Maß für die Entwicklungsfreudigkeit der Filmprobe.
[0038] Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengestellt.
[0039] Die Werte für die relativen optischen Dichten (D
R) zeigen, daß die Filmproben 1, 2, 4 und 5 die größte, die Filmprobe 3 eine geringere
und Filmprobe 6 die geringste Entwicklungsfreudigkeit besitzen.
[0040] Die Wasserlöslichkeit der erfindungsgemäßen Diazoniumtoluolsulfonate und der Diazoniumsulfonate,
die mit einigen in den US-Patentschriften 3,219,447, 3,849,392 und 3,552,048 und der
DE-OS 32 02 208 genannten aromatischen Sulfonsäuren erhalten werden können, wurde
durch Löslichkeitsversuche ermittelt. Die untersuchten Diazoniumsalze unterschieden
sich nur durch das Diazoniumsalz-Anion.
[0041] Mit den folgenden aromatischen Sulfonsäuren wurden 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium-sulfonate
hergestellt (Tabelle 3). Die Löslichkeit der 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium-sulfonate
wurde in Wasser von 23 °C bestimmt.

[0042] Die Wasserlöslichkeit der erfindungsgemäßen Diazoniumsulfonate 1 und 2 ist um den
Faktor von etwa 10 bis 20 besser als die der Diazoniumsulfonate 3 bis 9. In organischen
Lösungsmitteln sind die Diazoniumsulfonate 1 bis 8 gut, das Diazoniumsulfonat 9 deutlich
schlechter löslich.
[0043] Vergleicht man die Summe der Ergebnisse aus
a) Löslichkeit der Diazoniumsalze in Wasser und organischen Lösungsmitteln und
b) Haltbarkeit und Entwicklungsfreudigkeit der mit diesen Diazoniumsalzen hergestellten
Zweikomponen- ten-Diazotypiematerialien,
dann ist der Vorteil der erfindungsgemäßen Diazoniumbenzol- und -toluolsulfonate gegenüber
den handelsüblichen Diazonium-hydrogensulfaten, -tetrafluorboraten, -hexafluorphosphaten
und -Zinkchlorid-Doppelsalzen und den nach den US-Patentschriften 3,219,447, 3,849,392,
3,522,048 und der DE-OS 32 02 208 hergestellten Diazoniumsulfonaten deutlich erkennbar.
[0044] Die Diazoniumbenzol-sulfonate und -toluolsulfonate nach der Erfindung können sowohl
für die Herstellung von wäßrigen als auch von organischen Sensibilisierungszubereitungen
eingesetzt werden und liefern hochlichtempfindliche Zweikomponenten-Diazotypiematerialien,
die trotz guter Lagerfähigkeit sehr schnell entwickelbar sind.
Beispiel 2
[0045] Eine mit einer üblichen Haftschicht versehene Polyethylenterephthalatfolie von 125
pm Dicke wird auf der substrierten Oberfläche mit einer Lösung der folgenden Zusammensetzung
beschichtet:

[0046] Der Feststoffgehalt beträgt 9,7 Gewichtsprozent. Beschichtet wurde mit einem 10 cm
breiten Ziehgießer von 0,16 mm Spaltweite und anschließend im Umlufttrockenschrank
bei- 90 °C getrocknet. Schichtgewicht: 7,1 g/m
2. Ein Teilabschnitt des auf diese Weise hergestellten Filmmusters wird, wie im Beispiel
1 beschrieben, unter einer Gittervorlage belichtet, anschließend entwickelt und der
visuelle Kontrast bestimmt (Muster).
[0047] Ein zweiter Teilabschnitt des unverarbeiteten Filmmusters wurde 7 Tage bei 50 °C
und 60 % relativer Feuchtigkeit gelagert und anschließend ebenfalls unter einer Gittervorlage
belichtet, entwickelt und der Kontrast bestimmt.
[0048] Der Kontrastverlust des gelagerten Filmmusters ist gegenüber dem
Vergleichsfilmmuster nur sehr gering und praktisch kaum festzustellen.
[0049] Ersetzt man in der angeführten Sensibilisierungslösung das 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium-p-toluolsulfonat
molar durch 1,04 g 4-N-Morpholino-2,5-di- butoxy-benzoldiazonium-tetrafluorborat,
dann erhält man ein Diazofilmmuster, das nach Lagerung über 7 Tage bei 50 °C und 60
% relativer Feuchtigkeit gegenüber dem entsprechenden Muster einen deutlichen Konstrastrückgang
(Vorkupplung) zeigt.
[0050] Vergleicht man die Entwicklungsgeschwindigkeiten der beiden Proben, so erkennt man,
daß das Muster mit 4-N-
Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium-p-toluolsulfonat schneller entwickelt als das
Vergleichsmuster mit 4-
N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium-fluorborat.
[0051] Aufgrund der guten Lagerfähigkeit bei gleichzeitig hoher
Entwicklungsfreudigkeit unterscheidet sich das Muster mit dem erfindungsgemäßen Diazonium-p-toluolsulfonat
vorteilhaft von dem mit dem handelsüblichen Diazoniumtetrafluorborat.
Beispiel 3
[0052] Ein in der Diazotypie übliches Rohpapier, das einseitig mit einem Vorstrich aus Kieselsäure
und Polyvinylacetat versehen ist, wird auf der vorbeschichteten Oberfläche mit einer
wäßrigen Lösung folgender Zusammensetzung beschichtet:

[0053] Nach dem Trocknen wurde das sensibilisierte Papier unter einer transparenten Vorlage
belichtet und dann mit Ammoniak entwickelt. Es wurde eine sehr kontrastreiche Kopie
der Vorlage mit kräftigen dunkelblauen Linien auf weißem Hintergrund erhalten. Das
gleiche Ergebnis erzielte man, wenn man das 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium-
p-toluolsulfonat molar durch 1,28 g 4-N-Morpholino-2,5- dibutoxy-benzoldiazonium-benzolsulfonat
ersetzte.
[0054] Wird anstelle des 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium-p-toluolsulfonats die
äquimolare Gewichtsmenge des handelsüblichen 4-N-Morpholino-2,5-dibutoxy-benzoldiazonium-tetrafluorborats
verwendet, erhält man eine Kopie der Vorlage mit deutlich geringerem Kontrast und
hellblauen Linien auf weißem Hintergrund.