[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Eine Vorrichtung dieser Art ist durch die DE-PS 11 20 852 bekannt. Durch den an der
Seitenkantenführung des Drückerfußes angeordneten horizontalen Vorsprung und den horizontalen
Teil des Winkelstückes an der Stichplatte dieser bekannten Vorrichtung werden der
obere und untere Teil des U-förmig gefalteten Besatzbandes und der dazwischen zugeführte
Rand des Bekleidungsteiles voneinander getrennt gehalten. Zur Führung der Seitenkanten
des oberen bzw. unteren Teiles des Besatzbandes dienen die Kantenführung am Drückerfuß
bzw. der senkrechte Teil des Winkelstückes an der Stichplatte, während zur Führung
der Faltkante des Besatzbandes ein einstellbares Kantenlineal vorgesehen ist.
[0003] Durch diese konstruktiven Maßnahmen soll der Verformung besonders breiter U-förmig
gefalteter Besatzbänder z. B. eines gerippten gestrickten Streifens mit einer geschlossenmaschigen
und einer offenmaschigen Abschlußkante als Abschlußsaum an einem gestrickten Kleidungsstück
zum Einfassen des.Halsausschnittes, eines Ärmelloches oder des Taillenrandes einer
Strickweste entgegengewirkt werden. Dies gelingt mit der Vorrichtung zwar weitgehend,
jedoch läßt sich das Einrollen der äußeren Maschenreihen nahe der Abschlußkante durch
diese bekannte Vorrichtung nicht verhindern und es gelingt nicht, die äußeren Maschen
der Nadel genau genug darzubieten. Um die Erfassung der Randbereiche sicherzustellen,
mußte die Naht daher in einem Abstand von mehr als einer Maschenreihe zur Außenkante
genäht werden, was das gute Aussehen des Annähbereiches aber erheblich beeinträchtigte.
[0004] Wegen der starken Neigung der offenmaschigen Abschlußkante zum Einrollen war man
beim Herstellen hochwertiger Bekleidung gezwungen, als Strick- oder Wirkborten ausgebildete
Besatzbänder mit einer offenmaschigen Abschlußkante auf Gerad- oder Rundkettelmaschinen
durch eine jede einzelne der äußeren Maschen der Abschlußkante erfassende Kettelnaht
mit dem Bekleidungsstück zu vereinigen. Dazu mußte allerdings jede Endmasche des oberen
und unteren Teiles der U-förmig gefalteten Einfaßborte und des Bekleidungsteiles einzeln
auf die Nadeln der Nadelleiste bzw. des Nadelkranzes der Kettelmaschine in anstrengender
und zeitintensiver Handarbeit aufgestoßen werden. Allderdings ist eine solche Kettelnaht
auch von hervorragender Qualität, weil sie jede Masche erfaßt und als Verbindungsnaht
nur für den geübten Fachmann erkennbar ist.
[0005] Der im Kennzeichenteil des Patentanspruchs 1 angegebenen Lösung liegt die Aufgabe
zugrunde, die Vorrichtung nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 so weiter zu
entwickeln, daß die Art der Zuführung des oberen Teiles des Besatzbandes das Einrollen
der äußeren Maschenreihen verhindert und das Erfassen jeder einzelnen Masche der äußersten
Maschenreihe durch die Naht ermöglicht, so daß die die oberen und unteren Teile eines
U-förmig gefalteten Besatzbandes und das Bekleidungsteil erfassende Verbindungsnaht
auf der Sichtseite am oberen Teil der Einfaßborte einer Kettelnaht ähnlich ist.
[0006] Die in den Unteransprüchen angegebenen Maßnahmen dienen zur weiteren Verbesserung
der Materialführung.
[0007] Die Erfindung ist nachstehend anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert.
[0008] Es zeigt:
Fig. 1 eine schaubildliche Darstellung des Nähbereiches einer Doppelkettenstich-Nähmaschine
mit eingelegtem Nähgut in vergrößertem Maßstab;
Fig. 2, 3 und 4 in perspektivischer Darstellung den Drückerfuß mit Trennblech, Führungssteg
und Niederhalter, die Stichplatte mit den Stegen des Stoffschiebers und das Kantenlineal
für die Faltkante des Besatzbandes etwa in natürlicher Größe;
Fig. 5 eine perspektivische Darstellung des Drückerfußes von unten gesehen;
Fig. 6 eine Seitenansicht des Drückerfußes;
Fig. 7 einen Schnitt nach der Linie VII-VII der Fig. 6;
Fig. 8 einen Schnitt nach der Linie VIII-VIII der Fig. 6 und
Fig. 9 eine der Fig. 2 ähnliche Darstellung des Drückerfußes mit einem Drahtbügel
als Führungssteg.
[0009] In der Zeichnung ist mit 1 eine nur angedeutet dargestellte Doppelkettenstich-Nähmaschine
zum Bilden einer für Wirk- und Strickwaren besonders geeigneten elastischen Naht N
des Stichtyps 401 nach DIN 61400 bezeichnet. Die an der auf- und abbewegbaren Nadelstange
2 befestigte fadenführende Nadel 3 arbeitet zur Bildung der Naht N mit einem in bekannter
Weise angetriebenen fadenführenden Kettenstichgreifer 4, Fig. 8, zusammen, der im
Stofftragarm 5 der Nähmaschine 1 unter der Stichplatte 6 angeordnet ist. Zum Stofftransport
treten die Stege 7, 8, 9 des üblichen, eine Viereckbewegung ausführenden Stoffschiebers
der Nähmaschine 1 durch Schlitze 10, 11, 12 nach oben hindurch. Die Stichplatte 6
weist einen Schlitz 13 für den Durchtritt der Nadel 3 und am Stoffeinlaufrand einen
horizontalen Trennsteg 14 mit einer Führungskante 15 für die als Webkante hergestellte
Randkante 16 des unteren Teiles 17 des mit 18 bezeichneten, das Bekieidungsteil 19
mit dem unteren Teil 17 und dem oberen Teil 20 U-förmig umfassenden rippenförmigen
Besatzbandes. Für die Zuführung des unteren Teiles 17 des Besatzbandes 18 zur Stichplattenoberseite
ist die Stichplatte 6 bei 21, Fig. 3, ausgespart. Die die Aussparung 21 begrenzende
Kante 22 der Stichplatte 6 steigt zur Oberseite hin bogenförmig an.
[0010] Der Stoffdrückerfuß 23 der Nähmaschine 1 besteht aus einem an der unter Federwirkung
stehenden Stoffdrückerstange 24 befestigten Schaftteil 25 und einem einstückig ausgebildeten
Sohlenteil 26, das durch einen Gelenkstift 27 mit dem Schaftteil 25 gelenkig verbunden
ist. Der entgegen der Nähgutvorschubrichtung, Pfeil V, Fig. 1, vorspringende linke
Bereich des Sohlenteiles 26 ist zum Andrücken des Bekleidungsteiles 19 und der gegenüber
dem linken Bereich 28 bis hinter die Nadel 3 zurückgesetzte und gegenüber der Stichplatte
6 höhenversetzte rechte Bereich 29 zum Andrücken des gefalteten Besatzbandes 18 an
die entsprechenden Stoffdrückerstege 7 bis 9 bestimmt. Durch den Höhenversatz wird
der Druck auf das Besatzband 18 vermindert, so daß die manuelle Beeinflußbarkeit des
Besatzbandes 18 bis zum Einstich der Nadel 3 erhalten bleibt. Eine vertiefte Ausnehmung
30 zwischen den Bereichen 28 und 29 dient zur Verminderung der Reibung an der Nahtlinie.
[0011] Am linken Bereich 28 des Sohlenteiles 26 ist eine senkrechte Kantenführung 31 für
die offenmaschige Kante 32 des oberen Teiles 20 des Besatzbandes 18 vorgesehen. Die
äußeren Maschen der Kante 32 des Besatzbandes 18 sind in der Fig. 1 der Deutlichkeit
wegen betont größer als in Wirklichkeit dargestellt.
[0012] Nahe der Einlaufseite des Sohlenbereiches 28 ist mit der senkrechten Kantenführung
31 ein horizontales Trennblech 33 beispielsweise durch Löten fest verbunden, das einen
im seitlichen Abstand von der Kantenführung 31 und vor der Stichbildestelle parallel
zur Nahtlinie verlaufenden senkrechten Führungssteg 34 mit einer bogenförmigen Leitkante
35 für den oberen Teil 20 des gefalteten Besatzbandes 18 aufweist. Wie Fig. 9 zeigt,
kann der Führungssteg 34 mit der Leitkante 35 an einem Drahtbügel 36 ausgebildet sein.
Der horizontale Teil des Drahtbügels 36 ersetzt das Trennblech 33, siehe insbesondere
Fig. 2 und 5.
[0013] Ein zweifach abgewinkelter und mit einer Öse 37 und einem verbreiterten unteren Ende
38 ausgebildeter Niederhalter 39 für den Rand des oberen Teils 20 des Besatzbandes
18 ist am erhabenen Fersenteil 40 des linken Bereiches 28 des Sohlenteiles 26 mittels
einer Schraube 41 befestigt. Das untere Ende 38 des Niederhalters 39 ist in dem der
Einstichstelle der Nadel 3 unmittelbar benachbarten Bereich zwischen der Kantenführung
31 und dem Führungssteg 34 mit der Leitkante 35 angeordnet, um das "Aufspringen" oder
"Einrollen" der äußeren Maschen der Kante 32 des Besatzbandes zu verhindern und sie
für den Einstich der Nadel 3 flach ausgebreitet zu halten.
[0014] Die Leitkante 35 und das untere Ende 38 des Niederhalters 39 sind zueinander höhenversetzt,
um den oberen Teil 20 des gefalteten Besatzbandes 18 zum Ausbreiten der äußeren Maschen
der Kante 32 des Besatzbandes 18 zunächst über die nach oben über das Niveau der Stichplattenoberseite
ansteigende Leitkante 35 quer zur Vorschubrichtung, Pfeil V, gewölbt und dadurch etwas
gedehnt und dann bogenförmig nach unten der Stichbildestelle zuzuführen.
[0015] Zur Führung der Faltkante des Besatzbandes 18 ist ein Kantenlineal 42, Fig. 4, vorgesehen,
das einen Haltewinkel 43 mit einem Längsschlitz 44 aufweist und mittels einer Schraube
45 am Tragarm 5 der Nähmaschine 1 befestigt ist.
[0016] Die Arbeitsweise beim Zuführen und Annähen des Besatzbandes 18 an den Rand des Bekleidungsteiles
19 ist wie folgt:
Das Bekleidungsteil 19 wird mit seinem Randtsoweit unter den angehobenen Stoffdrückerfuß 23 gelegt, daß er mit Sicherheit von
dem Besatzband 18 eingefaßt werden kann. Das gestrickte oder gewirkte Besatzband 18
wird U-förmig gefaltet mit dem unteren Teil 17 unter den Trennsteg 14 und der Webkante
16 an der Führungskante 15 anliegend und durch die Aussparung 21 sowie über die Bogenkante
22 unter dem Rand des Bekleidungsteiles 19 auf die Oberseite der Stichplatte 6 geführt
und mit dem oberen Teil 20 den Rand des Bekleidungsteiles 19 überdeckend unter den
rechten Bereich 29 des Sohlenteiles 26 und unter das Ende 38 des Niederhalters 39
eingelegt. Der Stoffdrückerfuß 23 wird dann abgesenkt und der Rand des oberen Teiles
20 des Besatzbandes 19 über die Leitkante 35 des Führungssteges 34 mit der Seitenkante
32 an der Kantenführung 31 anliegend geführt.
[0017] Die Nähmaschine wird dann eingeschaltet, wobei das Bekleidungsteil 19 und das Besatzband
18 durch den Stoffschieber 7, 8, 9 in Vorschubrichtung, Pfeil V, mit solchen Vorschubschritten
vorgeschoben werden, daß sich für die Naht N eine Stichlänge ergibt, die kleiner als
die Teilung der Maschen der zusammenzunähenden Bestandteile 18, 19 ist.
[0018] Durch das Drüberführen über die Leitkante 35 des schmalen senkrechten Führungssteges
34 wird der obere Teil 20 des Besatzbandes 19 in diesem Bereich angehoben und dabei
auch auf der Strecke bis zur Einstichstelle der Nadel 3 etwas gedehnt, wodurch nicht
nur der Rand des oberen Teiles 20 entrollt und die äußeren Maschen an der Kante 32
ausgebreitet werden, sondern es wird durch den schmalen Führungssteg 34 auch eine
sehr viel sichere Führung des oberen Teiles 20 in bezug auf die Kantenführung 31 durch
die aufgrund der Leitwirkung des Führungssteges 34 erheblich verbesserte Richtungsstabilität
bei der Zuführung des Besatzbandes 18 erzielt.
[0019] s Beim Zuführen zur Einstichstelle der Nadel 3 können sich die äußeren Maschen der
Seitenkante 31 des oberen Teiles 20 des Besatzbandes 18 infolge der durch das Anheben
über den Führungssteg 34 erzeugten Spannung im Besatzband 18 nicht wieder rückverformen.
Sie werden außerdem durch das untere Ende 38 des auf die Materialdicke einstellbaren
Niederhalters 39 am Hochstellen gehindert und flach ausgebreitet der Nadel 3 zum Einstich
dargeboten. Dadurch und durch die Wahl einer Stichlänge, die kleiner als die Teilung
der Maschen ist, wird sicher--gestellt, daß die Naht N jede einzelne Masche der Seitenkante
32 des Besatzbandes 18 erfaßt.
[0020] Beim Annähen ringförmig vorbereiteter Besatzbänder an Ausschnitte zuvor geschlossener
Bekleidungsteile, z. B. an Hals- oder Armausschnitten und Bundabschlüssen von Wirk-
und Strickwaren wird kurz vor dem Erreichen der Stelle des Nahtanfanges der obere
Teil 20 von dem Führungssteg 34 abgenommen und für die kurze Reststrecke unter dem
horizontalen Trennsteg 33 hindurch der Stichbildestelle zugeführt. Zur Sicherung gegen
Aufziehen der Naht wird die Nahtanfangsstelle um eine kurze Strecke übernäht, worauf
wie bekannt der Fadenabschneidvorgang durchgeführt, die Nähmaschine in Nadelhochstellung
stillgesetzt und der Stoffdrückerfuß 33 zur Entnahme des Nähgutes und zum erneuten
Beschicken angehoben wird.
[0021] Zum Annähen von Besatzbändern großer Länge empfiehlt es sich, die Besatzbänder und
die Bekleidungsteile entweder schon bei der Herstellung oder danach mit Markierungen
zu versehen.
1. Vorrichtung zum Zuführen und Annähen eines Besatzbandes an Randbereiche von Bekleidungsteilen
aus Maschenmaterial, die vom Besatzband U-förmig umfaßt werden, mit einer parallel
zur Nahtlinie gerichteten Kantenführfng und einem horizontalen Trennblech am Drückerfuß
zur Lagesicherung des oberen Teiles des Besatzbandes und einer an der Stichplatte
angeordne- .ten winkelförmigen Führung zur Lagesicherung des unteren Teiles des Besatzbandes
sowie einem einstellbaren Kantenlineal zur Führung der Faltkante des Besatzbandes,
dadurch gekennzeichnet, daß das Trennblech (33) einen im wesentlichen parallel zur
Nahtlinie verlaufenden senkrechten Führungssteg (34) mit einer im seitlichen Abstand
von der Kantenführung (31) und vor der Stichbildestelle angeordneten Leitkante (35)
für den oberen Teil (20) des Besatzbandes (18) aufweist und daß in dem der Nadel (3)
unmittelbar benachbarten Bereich zwischen dem Führungssteg (34) und der Kantenführung
(31) ein Niederhalter (39) für den Rand des oberen Teiles (20) des Besatzbandes (18)
angeordnet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Niederhalter (39)
höheneinstellbar ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Leitkante (35)
des Führungssteges (34) und das untere Ende (38) des Niederhalters (39) zueinander
höhenversetzt angeordnet sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Führungssteg
(34) von einem Drahtbügel (36) gebildet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Sohle (26) des
Drückerfußes (23) einstückig ausgebildet ist, in dem für das Besatzband (18) bestimmten
Bereich gegenüber dem den Führungssteg (34) und die Kantenführung (31) aufweisenden
Bereich bis hinter die Stichbildestelle zurückgesetzt und höhenversetzt ist.