Stand der Technik
[0001] Die Erfindung geht aus von einem Sterilisierverfahren für Verpackungsmaterial oder
Verpackungsvorrichtungen nach der Gattung des Hauptanspruchs. Bei einem solchen beispielsweise
durch die DE-A-2 839 543 und die DE-A-2 919 015 bekannt gewordenen Verfahren werden
aus thermoplastischem Kunststoff geformte Verpackungsbehälter, wie Joghurt-Becher,
mit einem Wasserdampf/Luftgemisch behandelt. Um einen ausreichenden Grad an Keimfreiheit
zu erzielen, sollen die Becher auf eine Temperatur von mindestens 140° C erhitzt werden.
Dazu wird das Gemisch aus Sattdampf mit einer Temperatur von 138° C und Luft gebildet
und vor der Anwendung auf eine Temperatur von 250° bis 275° C aufgeheizt.
[0002] Durch die zusätzliche Aufheizung des Gemisches ist das bekannte Verfahren weitgehend
ein trockenthermisch wirkendes Sterilisierverfahren und wirkt ähnlich wie die bekannten
Verfahren, die mit überhitztem Wasserdampf, Heißgas oder Heißluft arbeiten. Bei diesen
bekannten Sterilisierverfahren bleibt die lange bekannte Tatsache unberücksichtigt,
daß Mikroorganismen und Sporen in feuchter Hitze weniger widerstandsfähig sind als
in trockener Hitze. Es sind daher auch schon Sterilisierverfahren entwickelt worden,
die mit Sattdampf im Überdruckbereich arbeiten (DE-A-2 519 329 und DE-A-3 031 084).
Bei diesen bekannten Verfahren ist jedoch nachteilig, daß die zu sterilisierenden
Verpackungsbehälter oder -materialien in druckfesten Behältern behandelt werden müssen,
die relativ aufwendig und umständlich zu bedienen sind.
[0003] Ferner ist ein Sterilisierverfahren bekannt geworden, bei dem die Behälter mit strömendem
Wasserdampf bei Atmosphärendruck behandelt werden (DE-A-3 044 061). Dieses Verfahren
hat den Nachteil, daß bei Verpakkungsmaterialien mit einer Kartonschicht Feuchtigkeit
in den als Schwamm wirkenden Karton an den Schnittkanten eindringen kann, was zum
Erweichen des Packstoffes und zu Schwierigkeiten beim anschließenden Heißsiegeln führen
kann.
[0004] Um zu verhindern, daß von Einrichtungen und Zubehör von Verpackungsmaschinen auf
das Füllgut oder das Verpackungsmaterial Infektionen übertragen werden, ist es schließlich
durch die DE-A-1 642 069 bekannt, Abfüll- und Dosierräume, Leitungen, Ventile, Filter
und dgl. Teile einer Verpackungsmaschine, mit denen das Füllgut oder die dieses umgebende
Luft in Berührung kommen, mit Hilfe von Sattdampf von 125° C und 2,5 bar Überdrück
vorgängig der Inbetriebnahme der Verpackungsmaschine zu sterilisieren. Zum Erzielen
eines hinreichenden Sterilitätsgrades wird die Behandlung über eine Zeitdauer von
mehreren Minuten durchgeführt. Nachteilig dabei ist, daß dazu die Einrichtungen zur
Aufnahme des Überdrucks ausgestaltet sein müssen. Bei alternativer Anwendung von Heißdampf
mit atmosphärischem Druck sind sehr viel höhere Temperaturen und/oder längere Behandlungszeiten
erforderlich.
[0005] Bereits in Verpackungsmaschinen eingeführte Verpakkungsmaterialien aus Kunststoff
vertragen derart hohe Temperaturbelastungen über längere Zeit nicht. Sie erweichen
und verkleben mit Maschinenteilen, so daß ein Anlaufen der Maschine verhindert wird.
Ferner verstopft Dampfkondensat die zur Aufrechterhaltung einer sterilen Atmosphäre
in Verpackungsmaschinen angeordneten Luftentkeimungsfilter (HOSCH-Filter).
[0006] Es ist daher ein thermisches Sterilisierverfahren erstrebenswert, bei dem die thermische
Belastung der zu sterilisierenden Teile, wie insbesondere Verpakkungsmaterial und
Hochleistungs-Filter gering ist und in kurzer Zeitdauer durchgeführt werden kann.
Vorteile der Erfindung
[0007] Das erfindungsgemäße Entkeimungsverfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen des Hauptanspruchs
hat überraschend erwiesen, daß eine Abtötung der für Lebensmittel mit einem pH-Wert
unter 4,6 relevanten Flora bei geringer Wärmebelastung und in relativ kurzer Zeit
bei atmosphärischem Druck möglich ist. Dieses relativ milde thermische Entkeimungsverfahren
setzt außerdem nur einen geringen Energieaufwand voraus. Es ist besonders geeignet
zum Behandeln von Verpackungsbehältern aus thermoplastischem Kunststoff oder mit solchem
beschichteten Material zum Sterilverpacken saurer Lebensmittel, deren pH-Wert unter
4,6 liegt, wie beispielsweise Fruchtsäfte, Gemüsesäfte, Wein und Sauermilchprodukte.
In solchen sauren Gütern kann nur eine eingeschränkte Auswahl von Mikroorganismen
wachsen, nämlich Schimmelpilze, Hefen, und säurebildende Bakterien. Diese Mikroorganismen
sind thermisch relativ empfindlicher als übliche Bakterien. Ferner lassen sich mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren auch Einrichtungen und Zubehör von Verpackungsmaschinen
unter schonenden Bedingungen sterilisieren.
[0008] Durch die in den Unteransprüchen aufgeführten Maßnahmen ist eine vorteilhafte Weiterbildung
des im Hauptanspruch angegebenen Entkeimungsverfahrens möglich. Wenn nach der eigentlichen
Entkeimungsphase mit einem Wasserdampf/Luft-Gemisch die behandelten Oberflächen des
Verpackungsmaterials, der Verpakkungsbehälter oder der Maschinenteile mit Heißluft
mit einer Temperatur von 80° bis 120° C nachgetrocknet werden, ist es besonders vorteilhaft,
das Wasserdampf/Luft-Gemisch aus Heißluft mit der Temperatur der Trocknungsluft und
mit Sattdampf zu bilden.
Beschreibung der Erfindung
[0009] Zum keimfreien Verpacken saurer Lebensmittel sollen Verpackungsbehälter vor dem Befüllen
und Verschließen keimfrei gemacht werden. Die Behälter bestehen vorzugsweise aus einem
thermoplastischen Kunststoff oder aus einem Mehrschichtpackstoff, der beispielweise
aus einem Polyäthylen/Karton/Aluminium/Polyäthylenverbund besteht. In jeweils einen
offenen Behälter wird eine Düse eingeführt, die den größten Teil des Innenraums des
Behälters ausfüllt und seitlich zur Wand des Behälters hin einen Ringraum freiläßt.
Vorausgehend wird zum Vorwärmen während einer Zeitdauer von 1,2 Sekunden Heißluft
mit einer Temperatur von 80
0 bis 100° C in den Behälter eingeblasen.
[0010] In der anschließenden Entkeimungsphase wird durch die Düse ein Wasserdampf/Luft-Gemisch
unter atmosphärischem Druck zugeführt. Das Gemisch wird gebildet durch Vermischen
von Heißluft mit einer Temperatur von 80
0 bis 120 C und Sattdampf, der sich beim Mischen entspannt. Der Gewichtsanteil des
Sattdampfes an dem Gemisch beträgt 10 bis 50 %. Die Temperatur des Gemischs beträgt
85
o bis 140° C, vorzugsweise 85° bis 120
o C. Das Wasserdampf/Luft-Gemisch wird während einer Zeitdauer von 1,2 Sekunden aus
der Düse gegen den Boden des Behälters und anschließend durch den Ringraum zwischen
der Düse und der Innenseite des Behälters geleitet. Zum Entfernen von Feuchtigkeitsresten
nach der Entkeimungsphase wird anschließend sterile Heißluft mit einer Temperatur
von 80° bis 120° C eingeführt, die ebenfalls durch den Ringraum strömt und trocknend
wirkt. Anstelle des Zuführens von Heißluft und Wasserdampf/Luft-Gemisch durch dieselbe
Düse, können auch mehrere Düsen nebeneinander angeordnet sein, durch die jeweils nur
Heißluft oder das Gemisch geleitet wird, und denen Verpackungsbehälter nacheinander
zugeführt werden. Um eine Reinfektion der Behälter zu verhindern, sind die Düsen in
einer Kammer angeordnet, in der eine sterile Atmosphäre aufgebaut ist.
[0011] Zum Testen des beschriebenen Entkeimungsverfahrens wurden mit Schimmelpilzsporen
beladene Versuchsplättchen in Behälter eingeklebt und diese dann mit einem Wasserdampf/Luft-Gemisc
beströmt. Die an die Taktzeit von Verpackungsmaschinen angepaßte Behandlungsdauer
wurde auf 1,2 Sekunden eingestellt. Die Plättchen hatten einen Durchmesser von 50
Millimeter und waren unterschied- lich mit etwa 10
3, 10
5, 10
7 und 10
9 Keimen der Arten Aspergillus niger, Lactobacillus lactis, Leuconostcc mesenteroides
und Saccaromyces cerevisiae beladen.
[0012] Es zeigte sich, daß bereits bei einer Beströmung der Plättchen bzw. der Behälterinnenwand
mit dem Wasserdampf/Luft-Gemisch mit einer Temperatur von 80° bis 85° C ein deutlicher
Entkeimungseffekt erzielt wurde. Bei einer Temperatur von 90° bis 100° C wurde eine
vollständige Abtötung der Keime festgestellt.
[0013] Bei einer ersten Versuchsreihe mit einem Wasserdamp/Luft-Gemisch mit einer Temperatur
von 95° C und einem WasserGemisch mit einer Temperatur von 95° C und einem Wassergehalt
von 15 Gewichtsprozent ergaben sich folgende Abtötungsraten:
2 bis 3 Zehnerpotenzen bei Aspergillus niger und Lactobacillus lactis
4 bis 5 Zehnerpotenzen bei Leuconostoc mesenteroides und
6 bis 7 Zehnerpotenzen bei Saccharomyces cerevisiae.
[0014] Bei ebenfalls 95° C des Wasserdampf/Luft-Gemischs jedoch einem Wassergehalt vcn 33
% waren die Abtötungsraten bei Aspergillus niger etwa 5 Zehnerpotenzen, und bei den
übrigen, oben genannten Keimarten höher als 7 Zehnerpotenzen. Bei einer Temperatur
von 100° C des Wasserdampf/Luft-Gemischs und einem 37 %-igen 1,Wasserdampfgehalt lagen
die Abtötungsraten bei Aspergillus niger höher als 7 Zehnerpotenzen und bei den übrigen
drei Arten sogar höher als 9 Zehnerpotenzen.
[0015] Ergänzend wird darauf hingewiesen, daß durch Vorwärmen der Packungen vor der Sterilisierungsphase
der Kondensatanfall während der Sterilisierphase vermindert werden kann. Durch die
nachträgliche Trocknung mit Heißluft wird angefallenes Kondensat vollständig beseitigt.
In Fällen, wo auf eine völlig trockene Packung verzichtet werden kann, da die geringen
Kondensatmengen nur zu einer vernachlässigbar kleinen Konzentrationsänderung des Füllguts
führen, kann sowohl die Vorwärmung als auch die Nachtrocknung unterbleiben, wobei
innerhalb der angegebenen Grenzen noch ein gutes mikrobiologisches Ergebnis erzielbar
ist.
[0016] Als besonders vorteilhaft hinsichtlich der zum Durchführen des erfindungsgemäßen
Verfahrens zu verwendenden .Einrichtung hat sich gezeigt, daß der zum Vorwärmen und/oder
Nachtrocknen verwendeten Heißluft zum Durchführen der Sterilisierphase kurzzeitig,
beispielsweise während 1,2 Sekunden, Sattdampf zugemischt wird.
[0017] Schließlich ist noch zu erwähnen, daß das oben beschriebene Verfahren auch zum Entkeimen
von Packstoffbahnen oder -zuschnitten, aus denen anschließend Verpackungen geformt
werden, in gleicher Weise durchgeführt werden kann, wobei beispielsweise eine Breitschlitzdüse
verwendet wird.
[0018] Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht nur zum Sterilisieren von Packstoffen und
Verpackungsbehältern durchführbar, sondern mit gleichem Erfolg auch zum Vorsterilisieren
von Verpackungsvorrichtungen und deren Zubehör, wie Kammern, Füll- und Schließeinrichtungen,
Leitungen, Filter und
dgl. Da diese Teile weniger wärmeempfindlich sind und eine größere zu erhitzende Masse
aufweisen, ist die Zeitdauer länger einzustellen, während der die Teile mit einem
Wasserdampf/Luft-Gemisch beaufschlagt und beströmt werden. Wesentlich hierbei ist,
daß die Oberflächen der Vorrichtungsteile auf eine Temperatur von 70° bis Vorrichtungsteile
auf eine Temperatur von 70 bis 100 C, insbesondere 85° bis 90° C, aufgeheizt werden.
[0019] Zum Testen der Brauchbarkeit des oben zum Sterilisieren von Verpackungsbehältern
beschriebenen Verfahrens zum Sterilisieren von Verpackungsvorrichtungen wurde ein
Versuch an einem thermisch- und feuchtigkeitsempfindlichen Hochleistungs-Schwebstofffilter
(HOSCH-Filter) durchgeführt, da solche Filter zum Entkeimen von Luft oder Gasen verwendet
werden, die zum Erhalten einer keimfreien Atmosphäre in die Abpackkammer eingeleitet
werden. Während einer Zeitdauer von zwei Minuten wurde ein Wasserdampf/Luft-Gemisch
mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 35 % und einer Temperatur von 98° C durch ein HOSCH-Filter
geleitet. Die Abtötung der zuvor aufgebrachten Schimmelpilze Aspergillus niger war
größer als 7 Zehnerpotenzen. Ähnliche Versuche ergaben, daß Wasserdampf/Luft-Gemische
mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 20 bis 40 und einer Temperatur von 80° bis 100°
C zum Sterilisieren von Maschinenteilen einen hinreichend hohen Sterilitätsgrad erbringen.
1. Verfahren zum Sterilisieren von Verpackungsmaterial, insbesondere von vorgeformten,
zur Aufnahme von saurem Füllgut bestimmten Verpackungsbehältern,oder Verpakkungsvorrichtungen
und deren Zubehör durch Behandeln deren Oberflächen mit einem Wasserdampf/Luft-Gemisch,
dadurch gekennzeichnet, daß die Oberflächen mit einem strömenden, feuchten Wasserdampf/Luft-Gemisch
mit einer Temperatur von 80° Bis 140° C, vorzugsweise 80° bis 120° C, und einem Feuchtigkeitsgehalt
von 5 bis 50 %, vorzugsweise 20 bis 40%, behandelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,daß das Wasserdampf/Luft-Gemisch
aus Heißluft mit einer Temperatur von 80° bis 120° C und mit Sattdampf gebildet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Behandeln
des Verpackungsmaterials mit Wasserdampf/Luft-Gemisch das Material mit Heißluft vorgewärmt
und nach dem Behandeln mit Heißluft nachgetrocknet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Verpackungsmaterial
während einer bestimmten Zeitdauer mit Heißluft behandelt wird und daß während dieser
Zeitdauer der Heißluft kurzzeitig Sattdampf zugemisch wird.