[0001] Die Erfindung betrifft die neue Anwendung von Bis-Halbestern der Sulfobernsteinsäure
mit Polyetherdiolen auf Basis Ethylenoxid/Propylenoxid und/oder bestimmter Salze hiervon
als oberflächenaktive Mittel in wäßrigen Medien, insbesondere als Dispergatoren, Emulgatoren,
Netzmittel oder Egalisiermittel vor.
[0002] Es sind bereits zahlreiche oberflächenaktive Mittel bekannt. Sie werden in vielen
Gebieten der Technik eingesetzt, um feste Oberflächen mit wäßrigen Lösungen zu benetzen
oder aber Flüssigkeiten und/oder Feststoffe in Wasser zu dispergieren. So werden auf
diesem Gebiet Pclyetherdiole auf Basis Ethylenoxid/Propylenoxid eingesetzt, die aus
diskreten Polypropylenoxid und Polyethylenoxid-Blöcken aufgebaut sind. Wenngleich
derartige Produkte auf zahlreichen Gebieten eingesetzt werden, so sind sie doch z.
B. bei der Emulsionspolymerisation höchstens eingeschränkt verwendbar. Gerade für
die Anwendung bei der Emulsionspolymerisation werden jedoch laufend neue oberflächenaktive
Mittel gesucht, welche günstige Eigenschaften aufweisen, und zwar sowohl bei Herstellung
der Emulsion als auch während der Polymerisation und insbesondere hinsichtlich der
Eigenschaften des entstehenden Polymerlatex. Dies gilt um so mehr, als es dem Fachmann
nicht möglich ist, aus dem chemischen Aufbau eines oberflächenaktiven Mittels auf
seine Eigenschaften als Polymerisationsemulgator zuverlässige Rückschlüsse zu ziehen.
Technisch besonders wertvoll sind Emulgatoren, die es erlauben, durch Emulsionspolymerisation
feinteilige koagulatfreie, schaumarme Latices herzustellen, die zu wenig wasseranfälligen
Polymerfilmen oder -Massen getrocknet werden können.
[0003] Aufgabe der Erfindung war es, bestimmte Lerivate von Polyetherdiolen auf Basis Ethylenoxid/Propylenoxid
aufzuzeigen, die als oberflächenaktive Mittel besonders geeignet sind. Im einzelnen
ist es Aufgabe der Erfindung, die Verwendung dieser Substanzen als Dispergatoren,
Emulgatoren, Netzmittel oder Egalisiermittel aufzuzeigen. Eine weitere Aufgabe der
Erfindung besteht darin, die vorteilhafte Eignung dieser Substanzen als Emulgatoren
bei der Emulsions- Polymerisation zu zeigen.
[0004] Gegenstand der Erfindung ist somit die Verwendung von Bis-Halbestern der Sulfobernsteinsäure
mit Folyetherdiolen auf Basis Ethylencxid und Propylenoxid und/oder ihrer Alkalimetall-
und/oder Ammoniumsalze zur Herabsetzung der Oberflächenspannung von Wasser oder wäßrigen
Lösungen.
[0005] Bis-sulfobernsteinsäurehalbester von Polyetherdiolen auf Basis von Ethylenoxid/Propylenoxid
sind bereits bekannt. Sie wurden bisher als Verflüssigungsmittel (Strukturbrecher)
zu hochkonzentrierter Tensidlösung eingesetzt. Es darf angenommen werden, daß die
Eignung der Substanzen für diese Anwendung auf ihrer Fähigkeit beruht, in hochkonzentrierten
Tensidlösungen die Ausbildung von Micellen zu stören. Demgegenüber ist aber die Ausbildung
von Micellen in wäßriger Lösung die charakteristische Eigenschaft oberflächenaktiver
Mittel. Es lag daher für den Fachmann in keiner Weise nahe, die für ihre micellstören-'
den Ligenschaften bekannten Produkte als oberflächenaktive Mittel, also als Micellbildner,
einzusetzen. Zudem weichen die erfindungsgemäß verwendeten Substanzen von dem klassischen
Hydrophil/Hydrophob-Aufbau von Emulgatoren ab, da sie an beiden Kettenenden hydrophile,
zur Ausbildung von Ionen befähigte Gruppen tragen.
[0006] Die als oberflächenaktive Mittel beanspruchten Verbindungen enthalten ein Folyetherdiol
als Mittelglied, dessen endständige Hydroxylgruppen jeweils zu Sulfobernsteinsäureestern
umgesetzt worden sind. Wenngleich angestrebt wird, daß an beiden Kettenenden Halbestergruppen
vorliegen, so umfaßt der Legriff Bis-sulfobernsteinsäurehalbester (=Bis-Halbester
der Sulfobernsteinsäure) im Sinne der Erfindung auch Stoffgemische, die höchstens
30 %, vorzugsweise höchstens 1C % Monosulfobernsteinsäurehalbester der Polyetherdiole
oder Sulfobernsteinsäureester enthalten.
[0007] Zur Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten Produkte wird von Polyetherdiolen
auf Easis Ethylenoxid/Propylenoxid ausgegangen. Bevorzugt eingesetzt werden können
Polyetherdiole mit einem Molekulargewicht (Zahlenmittel) zwischen 400 und 20 000,
vorzugsweise zwischen 1 OCO und 15 000 und insbesondere zwischen 2 COO und 10 000).
Für die erfindungsgemäße Anwendung ist es wichtig, daß diese sowohl Ethylenoxid- wie
auch Propylenoxideinheiten enthalten, welche vorzugsweise als Blöcke vorliegen. Bevorzugt
sind Blockcopolymere mit 15 - 90 rol-% Einheiten, die sich von Ethylenoxid ableiten,
insbesondere mit 30 - 60 mol-% Einheiten, die sich von Ethylenoxid ableiten. Erfindungsgemäß
geeignete Produkte sind bei der Polymerisationstemperatur klar wasserlöslich; sie
weisen als Alkali- oder Ammoniumsalze einen Trübungspunkt (bestimmt nach DIK 53917)
von mehr als 60 °C, insbesondere von mehr als 80 °C auf.
[0008] Es können Blockccpolymere eingesetzt werden, die insgesamt nur aus zwei Blöcken aufgebaut
sind. Verwendet werden können aber auch Multiblockcopolymere, insbesondere Triblockcopolymere.
Blockcopolymere aus Ethylenoxid und Propylenoxid sind bereits bekannt. Sie werden
z. B. von N. Schönfeldt in dem Buch "Grenzflächenaktive Ethylenoxidaddukte", Stuttgart
1976, S. 53 ff beschrieben.
[0009] Die Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden Verbindungen ist einfach. Man
geht von Polyetherdiolen auf Basis Ethylenoxid/Propylenoxid mit den beschriebenen
Eigenschaften aus und setzt diese bei Temperaturen von 95 - 110 °C mit 1,5 - 2,5 mol,
vorzugsweise mit 1,9 - 2,2 mol, Maleinsäureanhydrid um. An die so entstandenen Bis-maleinsäurehalbester
werden in Gegenwart von Wasser unter Reaktion der C-C Doppelbindung Hydrogensulfite
oder Sulfite additiert. Hierzu werden - bezogen auf Maleinsäurehalbestergruppen -
0,95 - 1,5, vorzugsweise jedoch 1,05 - 1,2 Äquivalente Ammonium- und/oder Alkalisulfite
bzw. Hydrogensulfite oder Pyrosulfite eingesetzt. Die Reaktionstemperatur beträgt
dabei 20 - 1CO °C, vorzugsweise 5C - 90 °C. Die Reaktionsprodukte fallen als wäßrige
Lösungen oder Dispersionen ihrer Alkali- oder Ammoniumsalze an. Sie können als solche
erfindungsgemäß ohne weitere Reinigungs- oder Aufarbeitungsschritte eingesetzt werden.
[0010] In einer ersten Ausführungsform hat die Erfindung die Verwendung der beschriebenen
Sulfobernsteinsäurehalbester als Netzmittel zum Gegenstand. Erfindungsgemäß senken
diese bereits in Kcnzentration von 0,01 - 30 Gew.-%, vorzugsweise von C,5 - 3 Gew.-%,
die Oberlflächenspannung des Wassers stark ab. Es wird dadurch möglich, Oberflächen
von Festkörpern mit Wasser oder wäßrigen Lösungen zu benetzen und dadurch Verunreinigungen
abzuheben oder andere Stoffe aufzubringen. So können auch kompliziert strukturierte
Oberflächen fester Körper, wie z. B. Holz, Metall, Textilien, unter völliger Verdrängung
der Luft benetzt oder durchtränkt werden. Dadurch können Hilfsstoffe wie z. B. Flammschutzsalzlösungen,
Insekticide oder Fungicide, insbesondere Holzschutzmittel sowie Farbstoffe aufgebracht
werden. Ferner sind die Sulfobernsteinsäurehalbester als Netzmittel in Schädlingsbekämpfungsmitteln
geeignet.
[0011] Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung können die beschriebenen Sulfobernsteinsäurehalbester
zur Herstellung von Dispersionen feinteiliger anorganischer Salze oder Oxide hergestellt
werden. Die Sulfobernsteinsäurehalbester eignen sich beispielsweise als Pigment- dispergatoren
zum Verteilen von Pigmenten wie Titandioxid oder Eisenoxid oder aber Calciten in Wasser.
[0012] Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung sind die beschriebenen Sulfobernsteinsäurehalbester
als Egalisiermittel geeignet. Sie dienen bei dieser Anwendung zur Benetzung von textilen
Fasern mit Farblösungen, insbesondere wäßrigen Farblösungen und fördern dabei das
Aufziehen der Farbstoffe auf die Faser. Dabei werden ungleichmäßige Anfärbungen und
Fleckigkeit des gefärbten Gutes vermieden.
[0013] Eine weitere Ausführungsform der Erfindung betrifft die Verwendung der beschriebenen
Bis-sulfobernsteinsäurehalbester von Polyetherdiolen auf Basis Ethylenoxid/Propylenoxid
als Emulgatoren. Aufgrund ihrer hohen Hydrophilie bedingt durch die Säuregruppen an
beiden Kettenenden liegen hier sehr hydrophile Emulgatoren vor. Es können somit in
erster Linie Emulsionen vom Typ Ö1 in Wasser hergestellt werden. Der Begriff Öl steht
in diesem Zusammenhang für alle flüssigen, mit Wasser nicht unbegrenzt mischbaren
Stoffe. Erfindungsgemäß können die unterschiedlichsten Öle mit Hilfe der beschriebenen
Bis-sulfobernsteinsäurehalbester in Wasser emulgiert werden. So können z. B. flüssige,
geradkettige oder verzweigte oder cyclische aliphatische Kohlenwasserstoffe als ölphase
verwendet werden. Weiterhin können aromatische Kohlenwasserstoffe erfindungsgemäß
in Wasser emulgiert werden. Als Ölphase können weiterhin aliphatische Kohlenwasserstoffe
mit funktionellen Gruppen eingesetzt werden. So können insbesondere Ester langkettiger
Säuren, z. B. Fettsäureester, oder langkettige Alkohole, z. B. Fettalkohole, erfindungsgemäß
in Wasser emulgiert werden. Besonders geeignete Ölphasen sind Ester ungesättigter
Säuren mit C
1- C
10-Alkoholen. Weiterhin sind halogenierte aliphatische Kohlenwasserstoffe, insbesondere
ungesättigte halogenierte aliphatische Kohlenwasserstoffe, geeignete Ölphasen.
[0014] Bei der erfindungsgemäßen Herstellung von Öl-in-Wasser-Emulsionen mit Hilfe der Bis-sulfobernsteinsäurehalbester
können die unterschiedlichsten Phasenverhältnisse, ölphase zu Wasserphase, eingesetzt
werden. So kann die Menge der ölphase in Gewichtsprozent bezogen auf Gesamtemulsion
zwischen 1 und 70 % liegen. Es ist sowohl möglich, Emulsionen mit geringem Ölgehalt,
also zwischen 1 und 30 Gew.-%, insbesondere zwischen 5 und 20 Gew.-%, als auch Emulsionen
mit hohem Ölgehalt, d. h. solche mit mehr als 40 oder mehr als 50 Gew.-% ölphase herzustellen.
Dabei können die dem Fachmann bekannten, bei der Emulsionsherstellung angewandten
Hilfsstoffe wie Verdickungsmittel oder Elektrolytzusätze in üblicher Weise angewendet
werden.
[0015] In einer speziellen Ausführungsform betrifft die Erfindung die Verwendung der Bis-sulfobernsteinsäurehalbester
als Emulgatoren.bei der Emulsionspolymerisation wasserunlöslicher Monomerer. So können
unter Zuhilfenahme der Bis-sulfobernsteinsäurehalbester polymerisiert werden: Vinylaromaten,
wie Styrol- oder Methylstyrol, Vinylhalogenide wie Vinylchlorid oder Vinylidenchlorid,
Vinylester wie Vinylacetat, Vinylamide,α-β-ungesättigte Carbonsäuren wie Acrylsäure
oder Methacrylsäure, deren Ester mit C
1 - C
10, vorzugsweise C
1- C4-Alkoholen, deren Amide, deren Nitrile und/oder Diolefine wie Butadien oder Isopren.
[0016] Die Bis-sulfobernsteinsäurehalbester werden bei der Emulsions
Folymerisation in Mengen von 0,01 - 5 Gew.-% bezogen auf Gesamtemulsion eingesetzt.
Bevorzugt ist ein Einsatz in Mengen von 1 bis zu 3 Gew.-%. Dabei können die unterschiedlichsten
Emulsionspolymerisationsverfahren ange- , wendet werden. So kann die Gesamtmenge des
Emulgators in wäßriger Lösung vorgelegt werden. Andererseits ist es auch möglich,
den Emulgator während der Polymerisation in mehreren Portionen oder kontinuierlich
zuzugeben. Erfindungsgemäß sind auch Emulsionspolymerisationsverfahren ausführbar,
bei denen eine Präemulsion aus Wasser und Monomeren gebildet wird und diese portionsweise
oder kontinuierlich in das Reaktionsgefäß geleitet wird. Die Emulsionspolymerisation
kann in neutralem, alkalischem oder saurem Medium durchgeführt werden. Bevorzugt sind
jedoch p
H-Werte größer 3, insbesondere zwischen 4 und 8, bei denen die erfindungsgemäß eingesetzten
Substanzen zumindest teilweise in Salzform vorliegen. Es ist daher bevorzugt, die
Bis-sulfobernsteinsäurehalbester zumindest teilweise als Ammonium- und/oder Alkalimetallsalze
einzusetzen. Dabei sind die Natriumsalze besonders geeignet
[0017] Die erfindungsgemäß verwendeten Bis-sulfobernsteinsäurehalbester sind mit üblichen
Polymerisationshilfsstoffen verträglich. So können die bei der Emulsionspolymerisation
gängigen Polymerisationsinitiatoren, Polymerisationsbeschleuniger oder aber Molekulargewichtsregler
mit verwendet werden. Zusammen mit den Bis-sulfobernsteinsäurehalbestern können weitere
Emulgatoren, insbesondere nichtionische Emulgatoren oder anionische Emulgatoren, in
Mengen, die allein für die Emulsionspolymerisation noch nicht ausreichend wären, mit
verwendet werden. Dies ist jedoch nicht zwingend, da die Bis-sulfobernsteinsäurehalbester
sich dadurch auszeichnen, daß sie als Alleinemulgatoren bei der Herstellung von Polymerdispersionen
hervorragende Ergebnisse liefern.
[0018] Die erfindungsgemäße Verwendung der Bis-sulfobernsteinsäurehalbester von Polyetherdiolen
auf Ethylenoxid/ Propylenoxid-Basis erlaubt es, koagulatfreie besonders feinteilige
Polymerdispersionen herzustellen. Diese sind schaumarm, wodurch das Entfernen gasförmiger
Restmonomerer möglich wird, und zeigen hohe Stabilität auch bei Lagerung unter ungünstigen
Bedingungen. Darüber hinaus nehmen aus den Dispersionen hergestellte Filme oder Polymermassen
nur wenig Wasser auf, was für viele Anwendungen gewünscht wird.
[0019] Die nachfolgenden Beispiele dienen zur näheren Erläuterung der Erfindung. In den
Beispielen A bis C wird Herstellung und Verwendung der erfindungsgemäßen Produkte
beschrieben. Die Beispiele D bis G sind Vergleichsbeispiele.
Beispiele
1. Herstellung von Bis-sulfobernsteinsäurehalbestern
1.1 Eingesetzte Polyetherdiole auf Basis Ethylenoxid (EO)/ Propylenoxid (PO)
[0020]
A EO/PO-Blockcopolymer mit ca. 80 mol-% EO im Molekül OH-Zahl 24,7 (Texadril (R) 8780,
Henkel KGaA),
B EO/PO-Blockcopolymer mit ca. 50 mol-% EO im Molekül OH-Zahl 52,0,
C EO/PO-Blockcopolymer mit ca. 40 mol-% EO im Molekül OH-Zahl 72,1,
D EO/PO-Blockcopolymer mit ca 10 mol-% EO im Molekül OH-Zahl 88 (Texadril (R) 2010,
Henkel KGaA),
E Polypropylenglykol Molgewicht 2020,
F Polyethylenglykol Molgewicht 1550,
G Polyethylenglykol Molgewicht 3000.
1.2 Herstellverfahren
[0021] In einem Reaktionsgefäß mit Rührer, Rückflußkühler, Tropftrichter, Thermometer und
Gaseinleitungsrohr wurden die angegebenen Mengen Polyetherdiol und Maleinsäureanhydrid
vorgelegt und das Reaktionsgefäß mit Stickstoff gespült. Das Reaktionsgemisch wurde
unter kräftigem Ruhren auf 105 °C erhitzt und 2 Stunden lang bei dieser Temperatur
gehalten. Danach wurde auf 75 °C abgekühlt. Nach Zugabe der angegebenen Menge Natriumsulfit
in wäßriger Lösung wurde das Gemisch auf einer Temperatur von 75 bis 80 °C gehalten,
bis die Sulfitierungsreaktion nach etwa 2 Stunden beendet war. Da Maleinsäureanhydrid
zur Sublimation neigt, kann es vorteilhaft sein, in Druckgefäßen bei einem Überdruck
von 0,2 bis 1 bar Stickstoff oder Luft zu arbeiten. Es ist auch bekannt und auf die
hier ge- ' schilderte Vorgehensweise anwendbar, bei diesen Temperaturen (40-80 °C)
in Gegenwart von 0,1 bis 1,0 % Alkalihydroxid als Katalysator zu arbeiten.

[0022] 2. Verwendung von Bis-Sulfobernsteinsäurehalbestern von Polyetherdiolen als Emulagtoren
bei der Emulsions- Polymerisation.
[0023] In den Beispielen 1-3 wird der erfindungsgemäße Einsatz der nach Beispiel A bis C
hergestellten Verbindungen in der Emulsions-Polymerisation beschrieben. Zum Vergleich
werden in den Beispielen 4 + 5 außerhalb der Erfindung liegende Bisulfobernsteinsäurehalbester
hergestellt nach Beispiel D bzw. E getestet.
Beispiel F (5) :
[0024] Als weitere Vergleichsbeispiele werden in 6 und 7 nichtionische EO/PO Blockpolymere
und in 8 ein konventioneller anionischer Emulgator untersucht. Nach Beispiel 1-3 wird
erfindungsgemäß während der Polymerisation kein Koagulat gebildet. Die Latices sind
schaumarm und zeigen die geringsten Werte der Wasseraufnahme.
2.1 Durchführung der Polymerisation
Apparatur
[0025] Die Emulsions-Polymerisation wurde drucklos in einem 2-1-Glasautoklaven mit Ankerrührer
durchgeführt.
Rezeptur
[0026] Vinylacetat-isodecansäurevinylester-copolymer (Gewichtsverhältnis 70:30).
[0027] Emulgatoreinsatzmenge ......2,5 Gew.%, bezogen auf Monomere.
Reaktorvorlage
[0028]

Vorlage im Dosierbehältern
[0030] Mischungen I und II werden im Dosierbehälter emulgiert; der pH-Wert der Pre-Emulsion
soll ca. 4,0 betragen.
[0031] Zur Durchführung der Emulsions-Polymerisation wurde zunächst das Reaktionsgefäß mit
der Reaktorvorlage beschickt. Danach wurde im Dosierehälter aus den Mi- schungen I
und II eine Emulsion hergestellt und diese während 2 Stunden in das auf 80 °C temperiert,
mit Stickstoff gespülte Reaktionsgefäß gegeben. Die Nachreaktionszeit betrug 2 Stunden
bei 85 °C. Es wurde dann auch Raumtemperatur gekühlt und anschließend geprüft.
Prüfmethoden
1. Trockengehalt
[0032] Trockenrückstandsbestimmungnswaage (Fa. Satorius), Typ 709301. Der Feststoffgehalt
wird bei Stufe 7 und 20 min Trockenzeit bestimmt. Die Einwaage beträgt ca. 5 g.
2. Koagulatgehalt nach der Herstellung
[0033] Die fertiggestellte Dispersion wird durch einen tarierten Perlonsiebbeutel der Fa.
Schwegmann mit 80 micron Maschenweite abgefüllt. Der Siebbeutel mit evtl. vorhandenem
Koagulat wird 24 Stunden bei 105 °C getrocknet und das Koagulat durch Differenzwägung
bestimmt.
3. Bestimmung der Teilchengröße
[0034]

4. pH-Wert
[0035] Der pH-Wert wird mit einem handelsüblichen pH-Meter bestimmt.
5. Mechanische Stabilität
[0036] 80 g der Dispersion werden 30 min bei 14.000 Upm mit einem Klaxon-Rührer, Typ 5 UB
2 (Klaxon Ltd.), gerührt und anschließend durch einen 80- micron-Siebbeutel der Fa.
Schwegmann filtriert. Der Koagulatanteil wird durch Trocknung und Differenzwägung
des evtl. im Siebbeutel verbliebenen Koagulates bestimmt (analog ASTM D 1076).
6. Viskosität
[0037] Die Viskosität wird mit einem Brookfield-Viskosi- meter vom Typ RVT bei 25 °C gemessen.
7. Bestimmung der prozentualen Wasseraufnahme und Quellung
Wasseraufnahme
[0038] Geprüft werden je drei Dispersionsfilme der Abmessung 75x35x0,5 mm. Die Filme werden
gekennzeichnet, 48 Stunden im Umluftofen bei 50 °C getrocknet, anschließend gewogen
und danach in deionisiertem Wasser gelagert. Je nach Anforderung werden die Dispersionsfilme
nach 24- und 48- oder mehrstündiger Wasserlagerung vorsichtig durch Betupfen mit Zellstofftüchern
getrocknet, dann gewogen und die Gewichtszunahme in Prozenten ausgerechnet.
Quellung
[0039] Der prozentuale Zahlenwert der Quellung errechnet sich: % Quellung = Gewichtsprozent
Wasseraufnahme X Dichte der Polymerdispersion.
8. Filmbeurteilung
[0040] Mit einem Ziehlineal (ca. 1 mm Spalthöhe) werden zwei Filme ausgezogen. Ein Film
wird 48 Stunden bei Raumtemperatur getrocknet, der andere Film 24 Stunden bei
105 °C.
9. Gefrier-/Tau-Stabilität
1. Verwendung von Bis-Halbestern der Sulfobernsteinsäure mit Polyetherdiolen auf Basis
Ethylenoxid und Propylenoxid und/oder ihrer Alkalimetall- und/oder Ammoniumsalze zur
Herabsetzung der Oberflächenspannung von Wasser oder wäßrigen Lösungen.
2. Ausgestaltung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Bis-Halbester der Sulfobernsteinsäure
von Polyetherdiolen mit einem Molekulargewicht 400 - 20 000, vorzugsweise 1 000 -
15 000, und insbesondere 2 000 - 10 000 eingesetzt werden.
3. Ausgestaltung nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß Bis-Halbester
der Sulfobernsteinsäure von Ethylenoxid/Propylenoxid-Blockcopolymeren mit 15 - 90,
vorzugsweise 30 - 80 mol-% Ethylenoxideinheiten und zwei endständigen Hydroxylgruppen
eingesetzt werden.
4. Ausgestaltung nach den Ansprüchen 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Bis-Halbester
der Sulfobernsteinsäure als Emulgatoren, Netzmittel, Dispergatoren und/ oder Egalisiermittel
eingesetzt werden.
5. Ausgestaltung nach den Ansprüchen 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Bis-sulfobernsteinsäurehalbester
als Emulgatoren bei der Emulsionspolymerisation ethylenisch ungesättigter Verbindungen,
gewünschtenfalls in Gegenwart weiterer Emulgatoren und/oder üblicher Hilfsstoffe eingesetzt
werden.
6. Ausgestaltung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Bis-sulfobernsteinsäurehalbester
bei der Emulsionspolymerisaticn von Vinylaromaten, Vinylhalogeniden, Vinylestern,
Vinylamiden,α-β-ungesättiaten Carbonsäuren, deren Estern, deren Amiden, deren Nitrilen
und/oder von Dienen eingesetzt werden.
7. Ausgestaltung insbesondere nach den Ansprüchen 5 und 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Bis-sulfobernsteinsäurehalbester in Mengen von 0,01 - 5 Gew.-%, bezogen auf
Gesamtemulsion, eingesetzt werden.
8. Ausgestaltung insbesondere nach den Ansprüchen 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß als weitere Emulgatoren nichtionische und/oder anionische Emulgatoren mit verwendet
werden.
9. Ausgestaltung insbesondere nach den Ansprüchen 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß als weitere Hilfsstoffe Polymerisationsinitiatoren, Polymerisationsbeschleuniger,
Schutzkolloide und/oder Molekulargewichtsregler mit verwendet werden.