[0001] Die Erfindung betrifft einen Faserverbundwerkstoff, bestehend aus einzelnen Schichten
übereinander angeordneter und durch eine, aus einem Harz und Härter bestehenden Matrix
miteinander verbundener gerichteter Faserlagen, z.B. Glasfaserprepregs, als tragende
Struktur zur Absorption elektrommagnetischer Wellen.
[0002] Faserverbundwerkstoffe für tragende Strukturen sind durch höhe spezifische Festigkeit
und Steifigkeit gekennzeichnet. Die Festigkeiten und Steifigkeiten werden wesentlich
durch die dazu verwendete Faser und durch den Faservolumenanteil bestimmt.
[0003] Die Matrix, meist ein organisches Harz, verbindet die einzelnen Fasern zu einem Verbundwerkstoff,
wobei an die Matrix hohe chemische und mechanische Anforderungen gestellt werden.
[0004] Beispielsweise werden im Flugzeugbau vorwiegend Faserverbundwerkstoffe eingesetzt,
welche aus sogenannten Prepregs (ein vorimprägniertes Fasergelege) aufgeschichtet
sind und die im Autoklavverfahren gehärtet sind.
[0005] Bei derartigen aus Metall- und Faserverbundwerkstoffen bestehenden Strukturen werden
zur Absorption von elektromagnetischen Wellen spezielle Folien, Lacke oder Matten
zusätzlich z.B. durch Kleben aufgebracht. Nachteilig ist hierbei das zusätzliche Gewicht,
das höhere Risiko bezüglich der Haftung und Beständigkeit, z.B. Ausfranzen an den
Kanten der Matten oder Platten, aerodynamische Verschlechterung wegen Rauhigkeit der
Oberfläche, Stoßstellen der einzelnen zusammenstossenden Matten oder Platten und mehr
Wartung, z.B. durch Prüfen der Schichten auf Ablösung.
[0006] Beispielsweise ist aus der DE-OS 31 17 245 ein Verfahren zur Tarnung beliebiger,
vorwiegend metallischer Objekte gegen Radar-Erkennung sowie zum Schutz beliebiger
Objekte gegenüber elektromagnetischen Feldern bekannt, bei welcher die Objekte auf
ihrer Oberfläche ganz oder teilweise eine metallisierte textile Polware aufweisen,
von der diejenige Seite, die den Pol besitzt, in Richtung zur einfallenden Strahlung
zu liegen kommt.
[0007] Auch hier ist nachteilig, dass die-
polware eine auf eine Objektfläche, z.B. durch Kleben,zusätzlich aufgebrachte Schicht
ist und somit ein zusätzliches Gewicht und keine tragende Funktion aufweist. Polware
ist wegen ihrer zu geringen Festigkeit auf Beanspruchung, z.B. gegen Regenerosion
und aerodynamischen Oberflächenqualität zum Aufbringen auf Aussenflächen von Fluggeräten
ungeeignet. Auch ist der Absorptionsmechanismus bei Polware auf eine grössere bzw.
tiefere Baugeometrie abgestimmt, so dass, um eine ausreichende Absorption zu erzielen,
die Dicke der Schicht und damit ihr Gewicht zu
gross wird.
[0008] Davon ausgehend ist es Aufgabe der Erfindung, einen tragenden Strukturwerkstoff zu
schaffen, auf dessen Oberfläche ein Aufbringen von zusätzlichen, die elektromagnetischen
Wellen absorbierenden Materialien und Schichten, z.B. metallisierter Polware, Matten,
Lackierungen und ähnliches nicht mehr notwendig ist und entfallen kann.
[0009] Zur Lösung der gestellten Aufgabe sind die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs
1 vorgesehen. Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0010] Der Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die in den übereinander anaeordneten
Schichten des Faserverbundwerkstoffes eingelagerten Füllstoffe die einfallenden elektromagnetischen
Wellen über die Dicke des Faserverbundes in einer maximalen Fre
quenzbandbreite absorbieren bzw. maximal dämpfen. Der Faserverbund bildet dabei zusammen
mit den darin über die Dicke der einzelnen Schichten in unterschiedlicher Dichte eingelagerten
Füllstoffen zugleich eine tragende Struktur. Das heisst, die Schichten und die in
der Matrix beigemengten und die Festigkeit der Struktur nicht wesentlich beeinflussenden
Füllstoffe bilden neben der erwünschten Absorption der elektromagnetischen Wellen
zugleich einen Faserverbundwerkstoff hoher Festigkeit und Steifigkeit, ohne dass damit
ein wesentlicher Mehraufwand beim Aufbau der Struktur erforderlich ist. Insbesondere
trifft dies für künftige Entwicklungen beim Bau von Flugzeugen, Flugkörpern, Satelliten
und Schiffen zu, bei dem ein hoher Anteil von Faserverbundwerkstoffen eingesetzt wird.
[0011] Die Einlagerung derartiger Füllstoffe, z.B. Graphit, pulverisierter Kohlenstoff,
Ferrite, Kunststoff- oder Keramikpulver oder Kombinationen davon in einem geschichteten
Faserverbund hat ausserdem den Vorteil, dass die Bau
geometrie nur auf dünne Schichten beschränkt bzw. verteilt ist.
[0012] Ein Ausführungsbeispiel ist folgend beschrieben und durch Skizzen erläutert.
[0013] Es zeigen:
Figur 1 einen Schnitt durch einen geschichteten Faserverbundwerkstoff,
Figur 2 den Konzentrationsverlauf der in den einzelnen Schichten eingelagerten Füllstoffe
gemäss Figur 1.
[0014] In Figur 1 ist ein Schnitt durch einen aus einzelnen Schichten 1, 2, 3, 4, 5, 6 bestehenden
Faserverbundwerkstoff 7 dargestellt, wovon die äussere den einfallenden elektromagnetischen
Wellen 8 (siehe Richtungspfeile) an die Luftschicht 9 grenzende Schicht 1 transparent
und die innere Schicht 6 für die elektromagentischen Wellen 8 reflektierend ist. Die
dazwischen angeordneten Schichten 2, 3, 4, 5 wirken durch die darin in nach innen
zunehmender Konzentration angeordneten Füllstoffe 10 für die elektromagnetischen Wellen
8 als Absorptionsschichten. Der Faserverbundwerkstoff 7 bildet hier mit den einzelnen
d
1 = ca. 0,25 mm dicken Schichten 1, 2, 3, 4, 5, 6 Faserprepreg ein Gelege von zusammen
d
2 = ca. 1,5 mm Dicke. Die Schichten 1 und 2 bestehen aus einem Aramidfaserprepreg,
welches sich aus 50 % Aramidfasern und 50 % Epoxidharz zusammensetzt. Für hohe Anforderungen
wird ein Harz mit einer niedrigen Dielektrizitätskonstante E verwendet. Die Schichten
3, 4 und 5 sind ebenfalls ein Aramidfaserprepreg, bei welchen jedoch das dazu verwendete
Imprägnierharz mit die elektromagnetischen Wellen 8 absorbierenden Füllstoffen 10,
z.B. Eisen- bzw. Ferritpulver und/ oder mit die Leitfähigkeit erhöhenden Stoffen wie
Graphit bzw. Kohlenstoff durchsetzt ist. Die Mischungsverhältnisse Harz/Füllstoffe
sind dabei in bezug auf Absorption, Reflexion, Frequenzbandbreite und den bei zu hohen
Füllstoffanteil auftretenden Festigkeitsverlusten optimiert. Die Schicht 6 besteht
aus einem Kohlenstoffaserprepre
g und bildet für die noch durch die Schichten 1, 2, 3, 4, 5 ankommenden elektromagnetischen
Wellen 8 einen Reflektor, so dass die bis zu dieser Schicht 6 gelangten Wellen 8 auf
dem reflektierten Weg (siehe Richtungspfeile) wieder die als Absorber (Dämpfer) wirkenden
Schichten 5, 4, 3, 2, 1 in umgekehrter Richtung durchlaufen müssen und dabei so weit
absorbiert bzw. gedämpft werden, dass an der Schicht 1 praktisch ein stark verminderter
Austritt erfolgt.
[0015] Die Anordnung der Schicht 6 als Reflektor in bezug auf die transparente Schicht 1
kann so gewählt werden, dass in einem bestimmten Frequenzbereich eine Auslöschung
der elektromagnetischen Wellen 8 erfolgt (Interferenzeffekt).
[0016] Die Formgebung des Faserverbundes 7 kann beim Aufschichten der einzelnen Schichten
1, 2, 3, 4, 5, 6 erfolgen, indem diese in eine entsprechende Form (in der Figur nicht
näher dargestellt) eingelegt werden. Auch ist es möglich, das Paket des Faserverbundes
7 in eine Form ein- oder anzubringen und das Formgeben bzw. Umformen durch Anwalzen
an die Wand der Form zu bewerkstelligen. Das Aushärten der .übereinanderliegenden
Schichten erfolgt in einem Autoklaven (in der Figur nicht näher gezeigt) beispielsweise
unter einem Druck von ca. 3,5 bar und bei einer Temperatur von ca. 120° C, ähnlich
dem Vorgang wie er in der Faserverbund-Teilefertigung im Flugzeugbau üblich ist. Bei
entsprechender Wahl der Harz/Härterkombination ist aber auch eine Aushärung bei Raumtemperatur
(ca. 20° C) möglich. Selbstverständlich sind auch Ausführungsformen möglich, bei denen
die einzelnen Schichten 1, 2, 3, 4, 5, 6 in ihren Dicken d
1 voneinander unterschiedlich sind und sich die Gesamtdicke d
2 des daraus entstehenden Faserverbundwerkstoffes 7 entsprechend ändert.
[0017] Auch können in der an die Luftschicht 9 angrenzenden transparenten Schicht 1 Füllstoffe
10 eingelagert sein. Dies gilt auch für die innere Schicht 6, die dann nicht mehr
als Reflektor wirken muß.
[0018] In Figur 2 ist der Konzentrationsverlauf der in den einzelnen Schichten 1, 2, 3,
4, 5 eingelagerten Füllstoffe 10 in einer Kurve 11 dargestellt. Man ersieht daraus
die von der Schicht 1 bis zur Schicht 5 immer dichter werdende Anordnung der Füllstoffe
10. Das heisst, dass mit zunehmendem Konzentrationsverlauf die ε/µ-Absorption und
Dämpfung der elektromagnetischen Wellen 8 zunimmt. Der in der Schicht 5 verbleibende
Rest der Wellen 8 erfährt an der daran angrenzenden Schicht 6 eine Reflexion und durchläuft
die einzelnen Schichten in umgekehrter Richtung 5, 4, 3, 2, 1 (siehe Richtungspfeile).
1. Faserverbundwerkstoff, bestehend aus einzelnen Schichten übereinander angeordneter
und durch eine, aus einem Harz und Härter bestehenden Matrix miteinander verbundener
gerichteter Faserlagen, z.B. Glasfaserprepregs, als tragende Struktur zur Absorption
elektromagnetischer Wellen, dadurch gekennzeichnet, dass in den einzelnen Schichten
des Faserverbundwerkstoffes (7) Radarstrahlung absorbierende Füllstoffe (10), z.B.
Eisenpulver oder Ruß mit von aussen nach innen variierender Konzentration eingelagert
sind.
2. Faserverbundwerkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Konzentration
der Füllstoffe (10) im Faserverbundwerkstoff (7) von aussen nach innen zunimmt.
3. Faserverbundwerkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Konzentration
der Füllstoffe (10) im mittleren Bereich des Faserverbundwerkstoffes (7) höher als
innen und aussen ist.
4. Faserverbundwerkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekenn- zeichnet, dass im Faserverbundwerkstoff (7) die erste den einfallenden elektromagnetischen
Wellen (8) zugekehrte Schicht (1) für die elektromagnetischen Wellen (8) transparent
oder gering absorbierend, eine oder mehrere daran anschliessende Schichten (2, 3,
4 oder 5) absorbierend und eine folgende Schicht (6) reflektierend oder absorbierend
ist.
5. Faserverbundwerkstoff nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass
die Reflexion der elektromagnetischen Wellen (8) an den Füllstoffen (10) und an den
Grenzflächen der Schichten des Verbundes gering ist.
6. Faserverbundwerkstoff nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass
wenigstens die erste, den elektromagnetischen Wellen (8) zugewandte Schicht (1) für
die Wellen (8) transparent und die letzte, den Wellen (8) abgewandte Schicht (6) reflektierend
sein kann.
7. Faserverbundwerkstoff nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass
die erste Schicht (1) z.B. aus einer die Wellen (8) gut durchlässigen Aramidfaser
oder aus Spezialfasern, z.B. e-, r-, d- und Quarz-Glasfasern besteht und die letzte
Schicht (6) z.B. aus stark reflektierenden metallisierten C-Fasern oder aus einer
Metallfolie besteht.
8. Faserverbundwerkstoff nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass
die Füllstoffe (10) aus mehreren Komponenten, z.B. Graphit, pulverisiertem Kohlenstoff,
Ferrite, Kunststoff-Keramikpulver oder Kombinationen davon bestehen.
9. Faserverbundwerkstoff nach den Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass
die Füllstoffe (10) eine Absorption für die elektromagnetischen Wellen (8) im Frequenzbereich
zwischen 2 und 60 GHz, vorzugsweise zwischen 6 und 18 GHz, aufweisen.
10. Faserverbundwerkstoff nach den Ansprüchen 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass
die Füllstoffe (10) durch elektrische und/oder magnetische Felder, z.B. in Frequenzbändern
zwischen 2 und 60 GHz anregbar sind und dadurch absorbierend wirken.
11. Faserverbundwerkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
dass die Dicken (d1) der einzelnen Schichten (1, 2, 3, 4, 5, 6) voneinander verschieden sein können.