[0001] Die Erfindung betrifft die Herstellung von Heptakis-[2.6-di-O-methyl]-ß-cyclodextrin,
im folgenden auch als Dimethyl-ß-cyclodextrin bezeichnet, durch Methylierung von ß-Cyclodextrin
in organischer Phase.
[0002] Die partiell methylierten Derivate des ß-Cyclodextrins weisen zwischen l und 20 durch
Methoxygruppen substituierte OH-Gruppen auf. Entsprechend werden diese Derivate charakterisiert
durch den durchschnittlichen Substitutionsgrad pro ß-Cyclodextrineinheit. Von besonderem
Interesse sind das Monomethylderivat, das pro Molekül ß-Cyclodextrin 7 Methoxygruppen
aufweist und das Dimethyl-ß-cyclodextrin, das pro Molekül ß-Cyclodextrin-14 Methoxygruppen
aufweist.
[0003] Es sind bereits eine Anzahl von Verfahren zur Methylierung von Cyclodextrin bekanntgeworden,
wobei sowohl wäßrige als auch organische Medien verwendet wurden.
[0004] Gemäß dem ungarischen Patent 180 580 wird im wäßrigen Medium methyliert. Nachteiligerweise
muß jedoch zum Erreichen eines Methylierungsgrades, der dem Dimethyl-ß-cyclodextrin
entspricht, in mehreren Stufen methyliert werden.
[0005] Gemäß "Berichte", 69, 2041, 1936, kann die Permethylierung von a-Cyclodextrin zum
Hexakis[2.3.6-tri-O-methyl]-α-cyclodextrin in flüssigem Ammoniak in Gegenwart von
metallischem Kalium in einer Stufe erfolgen. Die Permethylierung von ß-Cyclodextrin
nach der gleichen Methode gelingt jedoch nur nach 18 wiederholten Methylierungsschritten.
[0006] Laut "Tetrahedron", 24, 803, 1968, konnten sowohl a- als auch ß-Cyclodextrin in Dimethylformamid
in Gegenwart von Bariumoxid mit Methyljodid erfolgreich permethyliert werden. In der
gleichen Veröffentlichung wurde ferner die selektive Methylierung von α- bzw. ß-Cyclodextrin
zu kristallinem Hexakis-[2.6-di-O-methyl]-a-cyclodextrin bzw. Heptakis-[2.6-di-O-methy]-ß-cyclodextrin
beschrieben, wobei in einem 1 : 1-Gemisch aus Dimethylformamid und Dimethylsulfoxid
in Gegenwart von Bariumoxid oder Bariumhydroxid mit Dimethylsulfat methyliert wurde.
[0007] Es sind ferner gemäß Bioorg. Chem. 5, 121, 1976 und "Stärke", 28, 226, 1976 und "Stärke",
26, 111, 1974 selektive Methylierungsverfahren zur Herstellung der Monomethylderivate
der Cyclodextrine bekanntgeworden, wobei entweder in organischen Medien in Gegenwart
von Bariumsalzen methyliert wurde oder die selektive Methylierung durch vorheriges
Einführen von Schutzgruppen gewährleistet wurde.
[0008] Generell läßt sich die Permethylierung der Cyclodextrine einfacher durchführen, als
die selektive Methylierung. Es wird zumeist in organischen Lösungsmitteln gearbeitet.
Zur selektiven Methylierung der ß-Cyclodextrine unter Vermeidung der Methylierung
an der C-3-Position konnten gemäß Stand der Technik erfolgreich Bariumsalze eingesetzt
werden. Nachteiligerweise führt jedoch die Gegenwart von Bariumsalzen, die in stöchiometrischen
Mengen eingesetzt werden müssen, in organischen Medien zu hochviskosen Reaktionsgemischen,
die im industriellen Maßstab nicht verarbeitet werden können. Der Einsatz der giftigen
Bariumsalze schafft zudem erhebliche toxische und ökologische Probleme.
[0009] Von praktischem Interesse unter den partiell methylierten Cyclodextrinen ist aufgrund
seiner Komplexierungseigenschaften Heptakis-[2.6-di-O-methyl]-ß-cyclodextrin. Hierzu
sei verwiesen auf "Carbohydride Research", 76, 59, 1979 und die ungarische Patentanmeldung
1141/80.
[0010] Aufgabe der Erfindung war es, ein Ve fahren zur partiellen Methylierung von ß-Cyclodextrin
zu entwickeln, das die Herstellung von Heptakis-C2.6-di-O-methyl]-ß-cyclodextrin im
industriellen Maßstab ermöglicht, ohne daß toxische Nebenprodukte auftreten.
[0011] Es wurde nun gefunden, daß die Methylierung von ß-Cyclodextrin in organischer Phase
in Gegenwart von Alkalihydroxid mit hoher Selektivität unter Bildung von Heptakis-C2.6-di-O-methyl]-ß-cyclodextrin
verläuft, wenn die Methylierung mit Dimethylsulfat im Temperaturbereich von - 10 bis
0 °C durchgeführt wird.
[0012] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Herstellung von Heptakis-[2.6-di-O-methyl]-ß-cyclodextrin
durch Methylierung von ß-Cyclodextrin in organischer Phase, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß β-Cyclodextrin in Gegenwart von Alkalihydroxid mit Dimethylsulfat bei Temperaturen
von - 10 bis 0 °C methyliert wird.
[0013] Als organisches Lösungsmittel wird vorzugsweise Dimethylformamid verwendet. Weitere
Beispiele sind Dimethylsulfoxid oder Gemische von Dimethylformamid und Dimethylsulfoxid.
[0014] Üblicherweise werden 1- bis 15-Gew.-%-ige, insbesondere 8- bis 12 Gew.-%-ige Lösungen
von ß-Cyclodextrin im organischen Lösungsmittel eingesetzt.
[0015] Beispiele für Alkalihydroxide sind Natriumhydroxid und Kaliumhydroxid, insbesondere
Natriumhydroxid. Die Alkalihydroxide werden vorzugsweise in pulverisierter Form eingesetzt.
Die Korngrößen liegen dabei zweckmäßigerweise im Bereich von 10 bis 100 um, insbesondere
im Bereich von 10 bis 30 um. Die Alkalihydroxide werden dabei insbesondere in getrocknetem
Zustand eingesetzt.
[0016] Die Alkalihydroxide werden zumindest in äquimolaren Mengen, bezogen auf die Menge
der zu methylierenden OH-Gruppen, eingesetzt. Vorzugsweise wird Alkalihydroxid jedoch
im Überschuß verwendet, wobei vorzugsweise pro Mol ß-Cyclodextrin 15 bis 25 Mol, insbesondere
ca. 20 Mol, an Alkalihydroxid eingesetzt werden.
[0017] Als Methylierungsmittel wird Dimethylsulfat herangezogen, das ggf. in frisch destilliertem
Zustand eingesetzt wird. Die Menge an Methylierungsmittel beträgt pro Mol ß-Cyclodextrin
vorzugsweise 15 bis 25 Mol, insbesondere etwa 20 Mol.
[0018] Üblicherweise wird so vorgegangen, daß eine Lösung von β-Cyclodextrin in Dimethylformamid
oder Dimethylsulfoxid bzw. deren Gemischen auf eine Temperatur von - 10 °C bis 0°C
abgekühlt wird. Danach wird die vorgesehene Menge an Alkalihydroxid zugegeben. Schließlich
wird unter intensivem Rühren Dimethylsulfat zudosiert, wobei die Temperatur des Reaktionsgemisches
im Bereich von - .10 bis 0 °C, insbesondere - 7 bis -3 °C, gehalten wird.
[0019] Der Fortschritt der Methylierungsreaktion wird beispielsweise durch Probenentnahme
anhand von Dünnschichtchromatogrammen verfolgt. Die Methylierungsreaktion wird zweckmäßigerweise
unterbrochen, sobald keine Zunahme an Zielprodukt mehr festgestellt wird. Nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren wird ein Reaktionsgemisch erhalten, das, bezogen auf die
Menge methylierten ß-Cyclodextrins etwa 70 Gewichtsteile an Zielprodukt und etwa 30
Gewichtsteile an ß-Cyclodextrinen aufweist, die einen höheren und niedrigeren Methylierungsgrad
aufweisen.
[0020] Die Methylierungsreaktion wird schließlich, am besten durch Zugabe von wäßriger Ammoniaklösung,
unterbrochen. Das Reaktionsgemisch kann dabei erwärmt werden. Um sicherzustellen,
daß überschüssiges Dimethylsulfat quantitativ zerstört ist, kann das Reaktionsgemisch
noch auf 80 °C erwärmt werden.
[0021] Zur Aufarbeitung wird das Reaktionsgemisch zunächst mit Wasser versetzt und durch
Zugabe von organischen, mit Wasser nicht mischbaren Lösungsmitteln, wie.Methylenchlorid
oder Chloroform, ein organisch/wäßriges 2-Phasen-System hergestellt. Das Zielprodukt
wird in die organische Phase extrahiert. Nach dem Abziehen des Lösungsmittels und
beispielsweise Trocknen des Produkts bei Temperaturen bis zu 120°C verbleibt ein Produkt
von sirupartiger Konsistenz.
[0022] Das Rohprodukt wird am besten in Wasser umkristallisiert. Dabei wird von der Eigenschaft
des Dimethyl-ß-cyclodextrins Gebrauch gemacht, daß die genannte Substanz in kaltem
Wasser gut - in heißem Wasser dagegen schwer löslich ist. Dimethyl-ß-cyclodextrin
fällt als kristallines, farbloses Produkt an
[0023] Das Rohprodukt kann auch nach anderen oder zusätzlich nach anderen Aufarbeitungsmethoden
behandelt werden, wie beispielsweise Chromatographieren und dergleichen.
[0024] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren gelingt es, Heptakis-[2.6-- di-O-methyl]-ß-cyclodextrin
bei erhöhter Produktausbeute in einem 1-Stufen-Verfahren herzustellen. Das Verfahren
eignet sich für die Produktion des Dimethyl-ß-Cyclodextrins in industriellem Maßstab
und schafft damit erstmals die Voraussetzung dafür, daß dieses Produkt eine breite
technische Anwendung, beispielsweise auf dem Arzneimittelsektor, auf den Gebieten
des Pflanzenschutzes, der Kosmetik oder in der Nahrungsmittelindustrie, finden kann.
[0025] Die Erfindung wird nun anhand eines Beispiels näher erläutert:
Beispiel
[0026] 11,35 g (0,01 Mol) wasserfreien ß-Cyclodextrins wurden in 100 ml absoluten Dimethylformamids
gelöst und unter heftigem Rühren auf - 7 °C abgekühlt. Danach wurden portionsweise
8,4 g (0,21 Mol) pulverisierten Natriumhydroxids (mittlere Korngröße 20 um) portionsweise
innerhalb von 10 Minuten zugegeben. Danach wurden 20 ml (0,21 Mol) frisch destillierten
Dimethylsulfats innerhalb von 15 Minuten zugetropft. Die Reaktionstemperatur wurde
im Bereich von - 7 bis - 5 °C gehalten. Danach wurde noch weitere 4 Stunden bei einer
Temperatur von - 3 bis - 5 °C gerührt. Der Fortschritt der Methylierungsreaktion wurde
durch Probenentnahme anhand von Dünnschichtchromatogrammen verfolgt. Nach einer Reaktionszeit
von 4 Stunden wurde keine Zunahme an Zielprodukt mehr festgestellt. Das Dünnschichtchromatogramm
zeigte folgende Produktverteilung an methylierten Cyclodextrinen: 7 Teile Zielprodukt,
1,5 Teile übermethyliertes ß-Cyclodextrin, 1,5 Teile untermethyliertes ß-Cyclodextrin.
[0027] Das Reaktionsgemisch wurde nun mit 20 ml 25 Gew.-%-iger wäßriger Ammoniaklösung versetzt
und zunächst auf 20 °C, schließlich auf 80 °C, unter Rühren erhitzt.
[0028] Danach wurden zunächst 100 ml Wasser zugegeben und schließlich das Reaktionsgemisch
viermal mit jeweils 200 ml Methylenchlorid extrahiert. Die organische Phase wurde
noch zweimal mit 300 ml Wasser gewaschen und mit Natriumsulfat getrocknet. Nach Abziehen
des Lösungsmittels wurde noch im Vakuum bei 120 °C getrocknet.
[0029] Es verblieb ein Rohprodukt von sirupartiger Konsistenz, das aus Wasser umkristallisiert
wurde. Hierzu wurde das Rohprodukt zunächst in 30 ml kaltem Wasser gelöst, auf 80
°C erhitzt und an einem vorgewärmten Filter filtriert. Nach dreimaligem Umkristallisieren
nach der vorstehend beschriebenen Methode wurden 3,27 g, entsprechend 24,6 % der Theorie,
an Zielprodukt erhalten.
[0030] Schmelzintervall 278 bis 285 °C.
1. Verfahren zur Herstellung von Heptakis-C2.6-di-O-methyl]-β-cyclodextrin durch Methylierung
von ß-Cyclodextrin in organischer Phase, dadurch gekennzeichnet , daß ß-Cyclodextrin
in Gegenwart von Alkalihydroxid mit Dimethylsulfat bei Temperaturen von - 10 bis 0
°C methyliert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß Alkalihydroxid in pulverisierter
Form verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet , daß NaOH mit einer Teilchengröße
von 10 bis 100 µm verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß als organische Phase Dimethylformamid
verwendet wird.