[0001] Die Erfindung betrifft eine Antriebsvorrichtung für eine Stranggießvorrichtung mit
einem Paar flüssigkeitsgekühlter Gießwalzen
jzwischen die mittels einer Düse Metallschmelze eingebracht wird und deren Kühlflüssigkeitsanschluß
sowie Antrieb auf unterschiedlichen Seiten des Walzentraggerüstes angeordnet sind.
[0002] Stranggießvorrichtungen der eingangs genannten Gattung (bekannt beispielsweise aus
der AT-PS 209 510) sind über Gelenkwellen mit einem Synchronantrieb ausgestattet,
der entweder ein Verteilgetriebe oder zwei durch Winkelgetriebe synchronisierte Einzelgetriebe
aufweist. Zur Vermeidung kinematischer Ungleichförmigkeiten werden häufig Zahnspindeln
als Gelenkwellen eingesetzt, welche verhältnismäßig kostspielig sind. Da der Synchronantrieb,
der im übrigen einen beträchtlichen Platzbedarf aufweist, nur mit einem erheblichen
Arbeits-und Zeitaufwand abbaubar ist, sind die bekannten Stranggießvorrichtungen mit
Gießwalzen so ausgebildet, daß ein Gießwalzenwechsel nur von der Seite des Kühlflüssigkeitsanschlusses
her vorgenommen werden kann. Ein weiterer wesentlicher Nachteil dieser bekannten Stranggießvorrichtungen
ist darin zu sehen, daß - bedingt durch die Verwendung des Synchronantriebs - die
Gießwalzendurchmesser zur Vermeidung von Abrollunterschieden allenfalls geringfügig
voneinander abweichen dürfen. Dies hat zur Folge, daß ggf. noch einsatzfähige Gießwalzen
nachgeschliffen werden müssen, wodurch sich ihre an sich erzielbare Einsatzdauer unnötigerweise
verkürzt.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Handhabbarkeit von Stranggießvorrichtungen
mit Gießwalzen der eingangs genannten Gattung bei vertretbarem technischem Aufwand
zu verbessern. Insbesondere soll der für den Gießwalzenwechsel zu treibende Arbeits-
und Zeitaufwand herabgesetzt und die Wirtschaftlichkeit der Vorrichtung durch verbesserte
Anpaßbarkeit an unterschiedliche Betriebsbedingungen erhöht werden.
[0004] Die gestellte Aufgabe wird durch eine Stranggießvorrichtung gelöst, welche im wesentlichen
die Merkmale des Anspruchs 1 aufweist. Der Grundgedanke der Erfindung besteht danach
darin, jede Gießwalze mit einem Walzendirektantrieb in Form eines nur der betreffenden
Gießwalze zugeordneten Getriebemotors auszustatten, der als frei vorkragende Antriebseinheit
lösbar an dem jeweiligen Walzenzapfen befestigt ist. Die Verwendung derartiger kompakter
und voneinander unabhängiger Getriebemotore hat nicht nur den Vorteil, daß etwaige
Durchmesserunterschiede der Gießwalzen über die Antriebseinheit ausgeglichen und auch
die Drehmomentverteilung zwischen den Gießwalzen, insbesondere auch zur Beeinflussung
der Strangoberfläche, frei eingestellt werden kann. Ein etwa erforderlicher Gießwalzenwechsel
kann einerseits durch Lösen der kompletten Antriebseinheiten, die zudem eine verhältnismäßig
geringe Längserstreckung aufweisen, schnellstens ausgeführt werden, ohne daß wie bisher
die Flüssigkeitskühlung umständlich abgebaut werden muß. Da die Gießwalzen mit den
lösbar befestigten Antriebseinheiten gleichzeitig eine Kompakteinheit bilden, kann
ein Gießwalzenausbau ohne Lösen der jeweiligen Antriebseinheit von der Gießwalze vorzugsweise
auch durch Ausbau der Kompakteinheit bewirkt werden. Ein Gießwalzenwechsel setzt dabei
nur voraus, daß eine weitere Kompakteinheit, bestehend aus Gießwalze und Antriebseinheit,
zur Verfügung steht.
[0005] Zweckmäßigerweise ist der Erfindungsgegenstand so ausgestaltet, daß das Gehäuse eines
Getriebemotors, insbesondere des untenliegenden Getriebemotors, drehfest an dem Walzentraggerüst
gehalten ist und über eine Drehmomentenstütze gelenkig mit dem Gehäuse des anderen
Getriebemotors in Verbindung steht (Anspruch 2). Dies hat den Vorteil, daß die Gießwalzenanstellung
ohne Eingriff in den Aufbau der Getriebemotore verändert werden kann.
[0006] Die Drehmomentenstütze läßt sich insbesondere dadurch verwirklichen, daß die Gehäuse
beider Getriebemotore mit einem Stützarm ausgestattet sind und über einen jeweils
gelenkig angeschlossenen Lenker beweglich miteinander in Verbindung stehen.
[0007] Bei einer besonders kompakten Ausbildung des Erfingungsgegenstandes weist jeder Getriebemotor
ein angeflanschtes Planetengetriebe auf, dessen Abtriebswelle mit dem Walzenzapfen
der zugehörigen Gießwalze eine durch eine Axialverschiebung herstellbare Drehmomentverbindung
bildet (Anspruch 3); die Getriebemotore können also beim Gießwalzenwechsel durch eine
einfache Abziehbewegung von den Gießwalzen gelöst und an geeigneter Stelle abgelegt
werden.
[0008] Eine besonders einfache und schnell herstellbare Axialverbindung zwischen den Abtriebswellen
der Getriebemotore und den Walzenzapfen besteht jeweils aus einem die jeweiligen Anschlußabschnitte
gemeinsam übergreifenden Spannring (Anspruch 4), der insbesondere aus zwei gelenkig
aneinander gehaltenen Ringhälften besteht, die als Schließelement eine sie durchdringende
Spannschraube aufweisen (Anspruch 6). Die Axialverbindung kann in diesem Fall also
durch Lösen einer einzigen Spannschraube und durch Auseinanderklappen des Spannrings
beseitigt werden.
[0009] Die aneinanderliegenden Anschlußabschnitte des Walzenzapfens einerseits und des zugehörigen
Getriebemotors andererseits bilden im Querschnitt vorzugsweise ein Trapezprofil, das
in der angepaßten Ausnehmung des Spannrings ruht (Anspruch 5). Der Erfindungsgegenstand
kann jedoch auch so ausgestaltet sein, daß der Spannring aus mehreren Teilringen besteht,
die zur Herstellung der Axialverbindung zwischen den Getriebemotoren und den Walzenzapfen
miteinander in Axialrichtung verspannt werden; die aneinanderliegenden Anschlußabschnitte
können dabei auch im Querschnitt ein anderes Profil, beispielsweise ein Rechteckprofil,bilden.
[0010] Die Axialverbindung zwischen den Getriebemotoren und den Walzenzapfen ist dadurch
weiter ausgestaltet, daß die Abtriebswelle des Getriebemotors sich auf einer Umfangsfläche
des Walzenzapfens abstützt (Anspruch 7); die Abtriebswelle übergreift also einen Teil
des Walzenzapfens.
[0011] Die Erfindung-wird nachfolgend anhand eines in der Zeichnung stark schematisiert
dargestellten Ausführungsbeispiels erläutert.
[0012] Es zeigen:
Fig. 1 eine Stirnansicht einer Stranggießvorrichtung mit Gießwalzen mit zwei voneinander
unabhängigen, frei vorkragenden Antriebeinheiten für die beiden zusammenwirkenden
Gießwalzen,
Fig. 2 eine Seitenansicht des in der geneigten Betriebsstellung befindlichen Walzentraggerüstes,
dessen Antriebseinheiten über eine Drehmomentenstutze miteinander in Verbindung stehen,
Fig. 3 einen Teilschnitt im Bereich des Anschlußabschnittes eines Walzenzapfens und
der Abtriebswelle einer Antriebseinheit und
Fig. 4 in gegenüber Fig. 3 verkleinertem Maßstab eine Ansicht eines Spannrings, über
den die Axialverbindung zwischen dem Walzenzapfen und der Abtriebswelle hergestellt
wird.
[0013] Die Stranggießvorrichtung mit Gießwalzen weist ein Walzentraggerüst mit Ständern
1 und 2 auf, in denen zwei übereinanderliegende, flüssigkeitsgekühlte Gießwalzen 3
und 4 anstellbar und ausbaubar gehalten sind. Jede Gießwalze ist (in Fig. 1 auf der
linken Seite des Walzentraggerüstes) mit einem Kühlflüssigkeitsanschluß 5 ausgestattet,
über welchen durch ein geeignetes Leitungssystem 6 Kühlflüssigkeit in die betreffende
Gießwalze eingeleitet bzw. zur
Rückkühlung nach außen abgeführt wird.
[0014] Durch eine ausreichend ausgelegte Kühlung der Gießwalzen 3 und 4 wird sichergestellt,
daß die mittels einer nicht dargestellten Düse zugeführte Metallschmelze erstarrt
ist, bevor die Stelle des geringsten Abstandes zwischen den beiden Gießwalzen 3 und
4 (d.h. die Verbindungslinie zwischen deren Drehachsen 3' und 4') durchlaufen wird.
Das im Bereich des geringsten Abstandes zwischen den beiden Gießwalzen vollständig
durcherstarrte Gießerzeugnis ist mit 7 bezeichnet.
[0015] Auf der dem Kühlflüssigkeitsanschluß 5 gegenüberliegenden Seite des Walzentraggerüstes
stehen die Walzenzapfen 3" und 4" jeweils mit einem eigenen Direktantrieb in Form
eines Getriebmotors 8 - bestehend jeweils aus einem Hydraulikmotor 9 mit einem angeflanschten
Planetengetriebe 10 - lösbar in Verbindung.
[0016] Die durch Verwendung des Planetengetriebes kompakt ausgebildeten und frei über den
Ständer 2 vorkragenden Getriebemotore 8 sind ohne besonderen Aufwand von den zugehörigen
Walzenzapfen 3" bzw. 4" abziehbar, so daß ein etwa erforderlich werdender Gießwalzenwechsel
von der Seite des Ständers 2 her, also ohne Abbau der Wasserkühlung, vorgenommen werden
kann.
[0017] In der in Fig. 2 dargestellten Arbeitsstellung nimmt das Walzentraggerüst eine gegenüber
der Lotrechten um 30 geneigte Lage ein, in der es sich an der Anschlagfläche 11' einer
Konsole 11 abstützt. Die Schwenkung in die bzw. aus der Arbeitsstellung wird nach
Lösen eines Feststellbolzens 12 mittels eines Schwenkantriebs 13 mit mindestens einem
Hydraulikzylinder bewirkt.
[0018] Die Gehäuse der übereinanderliegenden Getriebemotore 8 sind in der Nähe des Walzentraggerüstes,
d.h. in der Nähe des Ständers 2, jeweils mit einem Stützarm 14 bzw. 15 ausgestattet
und über diese mittels eines Lenkers 16 gelenkig miteinander verbunden. Im Gegensatz
zu dem obenliegenden Stützarm 15 ist der untere Stützarm 14 über einen am Ständer
2 befestigten Bolzen 17 drehbar gehalten. Die Stützarme 14 und 15 sowie der mit ihnen
verbundene Lenker 16 bilden eine Drehmomentenstütze, die ohne weiteren baulichen Eingriff
eine Veränderung der Gießwalzenanstellung zuläßt.
[0019] Damit die Getriebemotore 8 über die Abtriebswellen 10' der Planetengetriebe 10 ohne
besonderen Aufwand mit dem zugehörigen Walzenzapfen (beispielsweise dem Walzenzapfen
4") verbunden werden können, sind die genannten miteinander zu verbindenden Teile
4" bzw. 10' mit Anschlußabschnitten 4"' bzw. 10" ausgestattet, die in der in Fig.
3 angedeuteten Verbindungsstellung im Querschnitt ein Trapezprofil mit den Außenflanken
4a bzw. 10a bilden; die zugehörigen Berührungsflächen, über die sich die Teile 4"
und 10' in axialer Richtung aneinander abstützen, sind mit 4b bzw. 10b bezeichnet.
[0020] Das Trapezprofil greift über seine geneigten Außenflanken 4a und 10a in die angepaßte
Ausnehmung 18 eines Spannrings 19 ein, der über eine Spannschraube 20 die Berührungsflächen
4b und 10b aneinander in Anlage hält.
[0021] Die Drehmomentverbindung zwischen dem Walzenzapfen 4" und der Abtriebswelle 10' besteht
aus einer ineinandergreifenden Keilverzahnung 4"" bzw. 10"' im Bereich des jeweiligen
Anschlußabschnittes 4"' bzw. 10". Die Keilverzahnung 4"" des Walzenzapfens 4" dient
gleichzeitig als Umfangsfläche, an welcher sich die Abtriebswelle 10' des zugehörigen
Getriebemotors 8 abstützt.
[0022] Der Spannring 19 besteht aus zwei Ringhälften 19' und 19", die auf der der Spannschraube
20 gegenüberliegenden Seite über einen Gelenkbolzen 21 beweglich miteinander verbunden
sind (Fig. 4).
[0023] Durch Anziehen der Spannschraube 20 werden die Außenflanken 4a und 10a an den entsprechend
geneigten Ausnehmungsflächen 18' und 18" in Anlage gebracht, so daß sich die Berührungsflächen
4b und 10b der Teile 4" und 10' in axialer Richtung unbeweglich aneinander abstützen.
Die unter Einwirkung der Spannschraube 20 gegeneinander bewegten Anschlagflächen der
Ringhälften 19' und 19" sind mit 19"' bezeichnet.
[0024] Der Vorteil der in Fig. 3 (im Zusammenhang mit Fig. 4) dargestellten Ausführungsform
besteht darin, daß es nur der Betätigung einer einzigen Spannschraube bedarf, um die
Abtriebswelle 10' - und damit den Getriebemotor 8 - vom Walzenzapfen 4" freizusetzen.
[0025] Insgesamt gesehen läßt sich mit der Erfindung die Wirtschaftlichkeit von Stranggießvorrichtungen
mit Gießwalzen beachtlich verbessern, da der Aufwand für den Gießwalzenwechsel erheblich
verringert wird und, bedingt durch die Verwendung voneinander unabhängiger Direktantriebe,
auch Gießwalzen mit unterschiedlichen Durchmessern zum Einsatz kommen können. Die
Verwendung von Direktantrieben hat im übrigen nicht nur eine Herabsetzung des Platzbedarfs
zur Folge, sondern macht auch den Einsatz besonderer, kostspieliger Gelenkwellen überflüssig.
Von wesentlicher Bedeutung ist es außerdem, daß die Gießwalzen mit den Antriebseinheiten
eine jeweils unabhängige Kompakteinheit bilden, die ggf. auch als solche, d.h. ohne
Lösen der Antriebseinheit von der Gießwalze, handhabbar ist.
[0026] Anstelle des in Fig. 2 dargestellten Bolzens 17 kann auch eine andersartige drehfeste
Verbindung zwischen dem Stützarm 14 und dem Ständer 2 zur Anwendung kommen; insbesondere
kann der Stützarm 14 über Anschläge am Ständer 2 gehalten sein.
1. Antriebsvorrichtung für eine Stranggießvorrichtung mit einem Paar flüssigkeitsgekühlter
Gießwalzen, zwischen die mittels einer Düse Metallschmelze eingebracht wird und deren
Kühlflüssigkeitsanschluß sowie Antrieb auf unterschiedlichen Seiten des Walzentraggerüstes
angeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, daß jede Gießwalze (3, 4) über einen eigenen
Getriebemotor (8) verfügt, der als frei vorkragende Antriebseinheit lösbar an dem
jeweiligen Walzenzapfen (3" bzw. 4") befestigt ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Gehäuse eines Getriebemotors
(8) drehfest an dem Walzentraggerüst gehalten ist und über eine Drehmomentenstütze
(Teile 14 bis 16) gelenkig mit dem Gehäuse des anderen Getriebemotors in Verbindung
steht.
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß jeder
Getriebemotor (8) ein angeflanschtes Planetengetriebe (10) aufweist, dessen Abtriebswelle
(10') mit dem Walzenzapfen (4") eine durch eine Axialverschiebung herstellbare Drehmomentverbindung
bildet.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Axialverbindung
zwischen den Abtriebswellen (10') der Getriebemotore (8) und den Walzenzapfen (4")
jeweils aus einem die jeweiligen Anschlußabschnitte (4'" bzw. 10") gemeinsam übergreifenden
Spannring (19) besteht.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die aneinanderliegenden
Anschlußabschnitte (4"', 10") gemeinsam im Querschnitt ein Trapezprofil (Trapezflanken
4a, 10a) bilden, das in der angepaßten Ausnehmung (18) des Spannrings (19) ruht.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Spannring
(19) aus zwei gelenkig aneinander gehaltenen Ringhälften (19', 19") besteht, die als
Schließelement eine sie durchdringende Spannschraube (20) aufweisen.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Abtriebswelle
(10') des Getriebemotors (8) sich auf einer Umfangsfläche des Walzenzapfens (4") abstützt.