[0001] Die Erfindung betrifft ein Antriebssystem der im Oberbegriff des Anspruchs 1 näher
bezeichneten Art.
[0002] Solche Antriebssysteme dienen dazu, Trennschalter, Leistungstrennschalter oder Erdungsschalter
in Mittelspannungs- und Hochspannungsschaltanlagen zu betätigen. Nachdem die Schalterwellen
selten unmittelbar vom Inneren der Schaltanlage nach außen in den gesicherten Bereich
geführt werden können, ergibt sich praktisch immer die Notwendigkeit, zwischen der
Schalterantriebswelle und dem Betätigungsort wenigstens ein Winkelgetriebe vorzusehen,
welches die Antriebswelle einmal um einen Winkel von etwa bis zu 90° umlenkt. Vor
allem bei in geschlossenen Schaltzellen untergebrachten Schaltgeräten im Mittelspannungsbereich
sind die Einbauverhältnisse häufig so kompliziert, daß sich die Schalterantriebswelle
und das Betätigungselement in unterschiedlichen Ebenen befinden, so daß zwei Winkelgetriebe
erforderlich sind. Dabei wird die Betätigungswelle im allgemeinen durch die Frontwand
der Schaltzelle hindurch nach außen geführt. Die Betätigung erfolgt mit Hilfe eines
abziehbaren Schlüssels in Form eines abgewinkelten Hebels, der in eine Hülse der Betätigungswelle
einsteckbar ist. Die Betätigungswelle ist mit Anzeigemitteln und mit einem Meldeschalter
versehen, um zu erreichen, daß Störungsfälle angezeigt werden und gegebenenfalls entsprechende
Blockierungsmittel in Funktion treten, die ein unzulässiges Schalten verhindern. Häufig
wird als Betätigungselement anstelle eines handbetätigten Schlüssels aber auch ein
Motorantrieb verwendet. Ein solcher Motorantrieb ist dann besonders einfach zu gestalten,
wenn für die Schalterbetätigung keine Hin- und Herbewegung notwendig ist, sondern
das Ein- und Ausschalten in einer einzigen Antriebs-Drehrichtung erfolgen kann. Um
dies zu erreichen, muß eines der Winkelgetriebe als Dreh-Schwing-Gelenk ausgebildet
sein. Ein solches Gelenk für den Antrieb eines Trennschalters mit einem Übersetzungsverhältnis
von 2 : 1 ist als sogenanntes Kugelgelenk bereits bekannt. Dabei beträgt der Winkel
zwischen den Achsen der Betätigungs- und der Schalterantriebswelle etwa 90
0.
[0003] Vorteilhaft bei derartigen Dreh-Schwing-Gelenken ist neben der Möglichkeit des Ein-Richtungs-Antriebs
und ihrem verhältnismäßig einfachen Aufbau, der eine hohe Betriebssicherheit bei verhältnismäßig
geringem Aufwand gewährleistet, der Umstand, daß der nichtlineare Verlauf des Drehmoments
und der Winkelgeschwindigkeit in Abhängigkeit vom Drehwinkel speziell die Betätigung
von Trenn- und/oder Erdungsschaltern begünstigt. Solche Schalter benötigen in ihren
Endbereichen ein hohes Drehmoment bei niedriger Drehgeschwindigkeit. Dieser Forderung
kommen Dreh-Schwing-Gelenke mit ihrem langsamen (tangentialen) Einlaufen in die Enstellungen
entgegen. Außerdem ergibt sich in den beiden Endstellungen ein gewisser Sperreffekt
gegen Rückdrehmomente vom Schaltgerät her (Kurzschlußkräfte, Erschütterungen). Ferner
resultiert aus dem raltiv langen Einlaufweg in die Endstellungen ein ausreichend großer
Ansprechwinel für die Meldeschalter.
[0004] Nachteilig wirkt sich bei solchen Getrieben, vor allem wenn sie zum Antrieb von Leistungstrennschaltern
dienen, das starke Absinken des Drehmomentes im mittleren Schwenkwinkelbereich deshalb
besonders aus, weil diese Schalter ein Federspannwerk besitzen, das gerade im mittleren
Schwenkwinkelbereich sein größtes Drehmoment verlangt. Aus diesem Grunde waren die
wegen des günstigen Verlaufes der Winkelgeschwindigkeit in Abhängigkeit von Drehwinkel
an sich für den Schalterantrieb optimalen Dreh-Schwing-Gelenke bisher nur begrenzt
brauchbar. Vor allem bei mehrfacher Umlenkung der Antriebswelle mit mindestens einem
weiteren Winkelgetriebe war eine Anwendung solcher Antriebssysteme bei Leistungstrennschaltern
nicht mehr möglich.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Antriebssystem zu schaffen, mit dem
es möglich ist, die Vorteile des Dreh-Schwing-Gelenks im Hinblick auf den günstigen
Verlauf der Winkelgeschwindigkeit in Abhängigkeit von Drehwinkel weiterhin zu nutzen,
seinen Hauptnachteil, nämlich den starken Einbruch seines Drehmomentes im mittleren
Schwenkbereich, jedoch zu vermeiden.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die im Patentanspruch 1 angegebene Erfindung gelöst. Dadurch
ist erreicht, daß sich weder an dem gewünschten Übersetzungsverhältnis von 2 : 1,
noch an dem günstigen Verlauf der Winkelgeschwindigkeit in Abhängigkeit vom Drehwinkel
etwas geändert hat. Vielmehr ist durch die Verwendung eines weiteren nichtlinearen
Winkelgelenkes in Form eines Kardangelenks erreicht, daß durch entsprechende Zuordnung
der beiden Winkelgelenke der unerwünschte Einbruch des Drehmoments im mittleren Schwenkbereich
vermieden ist, so daß ein derart gestaltetes Antriebssystem auch für Leistungstrennschalter
verwendet werden kann.
[0007] Durch die im Patentanspruch 2 angegebene Weiterbildung der Erfindung ist mit verhältnismäßig
einfachen Mitteln eine nahezu vollständige Kompensation des Drehmomenteinbruchs im
mittleren Bereich erreicht.
[0008] Durch die weitere Ausgestaltung gemäß Patentanspruch 3 ergibt sich eine hohe Flexibilität
der konstruktiven Gestaltung dadurch, daß weder die Antriebs- noch die Abtriebswelle
des Kardangelenks einzeln gelagert sein müssen und daher in ihrer gegenseitigen Winkellage
nicht von vornherein festgelegt sind.
[0009] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand von Zeichnungen im folgenden näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 die Prinzipdarstellung einer Mittelspannungs-Schaltzelle mit einem von Hand
zu betätigendem Antriebssystem für einen Trennschalter,
Fig. 2 und 3 Einzeldarstellungen der beiden in Fig. 1 schematisch dargestellten Winkelgelenke
des Antriebssystems.
[0010] Die in Fig. 1 schematisch dargestellte Mittelspannungs-Schaltzelle 1 enthält ein
Doppel-Sammelschienensystem mit Trennschaltern, Leistungstrenn- und Erdungsschaltern.
Zur besseren Übersicht sind lediglich ein einziger Sammelschienensystem 2 sowie ein
Trennschalter 3 mit einem Antriebssystem für das Schaltmesser 4, bestehend aus einem
in Fig. 2 näher dargestellten Dreh-Schwing-Gelenk 5, einem in Fig. 3 näher dargestellten
Doppel-Kardangelenk 6, die über eine Kupplungswelle 7 miteinander verbunden sind,
sowie einem steckbaren Schaltschlüssel 8 für den Handantrieb dieses Antriebssystems
gezeigt. Der Schaltschlüssel 8 kann auch durch einen Motorantrieb ersetzt werden.
Das Dreh-Schwing-Gelenk 5 transformiert den Schwenkwinkel der Betätigungswelle von
180° in einen Drehwinkel der Antriebswelle des Schaltmessers 4 (Schaltantriebswelle)
von 90°. Außerdem ist dieses Gelenk so gestaltet, daß es eine kontinuierliche Drehbewegung
der Betätigungswelle in eine Schwingbewegung der Schalterantriebswelle mit einem Schwingwinkel
von 90° umwandelt, was zur Folge hat, daß die Betätigungswelle zum Ein- und Ausschalten
des Trennschalters 3 wahlweise hin und her oder in der gleichen Drehrichtung bewegt
werden kann. Letzteres bewirkt bei Verwendung eines Motorantriebes eine erhebliche
steuerungstechnische Vereinfachung.
[0011] Das in Fig. 2 dargestellte Dreh-Schwing-Gelenk besitzt antriebsseitig eine Hülse
9, in deren zentrische gefiederte Bohrung 10 die mit entsprechenden Nuten versehene
Kupplungswelle 7 (Fig. 1) einsteckbar ist. Die Hülse 9 besitzt am gegenüberliegenden
Ende der Bohrung 10 eine Nase 11, die in einem Winkel von 45° zur Zentralachse der
Bohrung 10 diagonal abgefast ist. In diese diagonale Fläche der Nase 11 ist ein Zapfen
12 so eingelassen, daß seine Zentralachse mit der Zentralachse der Bohrung 10 einen
Winkel von etwa 45° bildet. Auf dem Zapfen 12 ist eine Buchse 13 drehbar gelagert.
Diese besitzt in einem Winkel von 90° zu ihrer Drehachse etwa in der Mitte ihrer Längsausdehnung
gegenüberliegend angeordnete Gelenkzapfen 14, auf denen eine Schwinggelenkgabel 15,
die mit einer Kupplungsplatte 16 fest verbunden ist, schwenkbar gelagert ist. Ein
solches Dreh-Schwing-Gelenk setzt die Drehbewegung der Hülse 9 von 180° in eine Schwenkbewegung
der Kupplungsplatte 16 von 90° um. Mit einem solchen Gelenk kann also eine kontinuierliche
Drehbewegung der Hülse 9 und damit der Kupplungswelle (7) (Fig. 1) in eine Schwingbewegung
der Kupplungsplatte 16 von 90° umgesetzt werden. Eine Hin- und Herbewegung der Kupplungswelle
(7) um 180° führt zu dem gleichen Ergebnis. Durch diese beiden Möglichkeiten ist sowohl
ein Handantrieb, bei dem eine Schwenkbewegung von 180° bevorzugt wird, wie auch ein
in einer einzigen Drehrichtung betriebener, entsprechend gesteuerter Motor einsetzbar.
[0012] Aus dem theoretischem Maschinenbau ist es bekannt, daß sich das Antriebsdrehmoment
eines solchen Dreh-Schwing-Gelenks in Abhängigkeit vom Drehwinkel des Antriebes ändert.
In der in Fig. 2 dargestellten Position erreicht das Antriebsdrehmoment ein Maximum
während es in einem Winkel von 90
0 dazu ein Minimum durchläuft. Die Winkelgeschwindigkeit verhält sich umgekehrt dazu.
Für den praktischen Betrieb bedeuet dies, daß sich das Schaltmesser 4 bei gleicher
Winkelgeschwindigkeit der Betätigungswelle langsam aus seiner in Fig. 1 dargestellten
Lage mit zunehmender Geschwindigkeit zur Mitte hin bewegt, um dann mit stetig abnehmender
Geschwindigkeit die andere Endstellung zu erreichen. Das Drehmoment hat den umgekehrten
Verlauf. Dieser nichtlineare Verlauf ist bei einem Trennschalter deswegen besonders
günstig, weil das Schaltmesser im letzten Teil seiner Einschaltbewegung wegen der
verhältnismäßig hohen Reibungskräfte die bei der Berührung mit dem Gegenkontakt 17
auftreten, sein größtes Drehmoment benötigt. Durch die gleichzeitig auftretende große
Untersetzung zwischen Betätigungswelle und Schaltantriebswelle wird darüberhinaus
ein hohes Maß an Schaltsicherheit und ein ausreichender Schaltweg für einen Meldeschalter
erreicht.
[0013] Wenn nun, beispielsweise durch eine Anordnung von Schalterantriebswelle und Betätigungswelle
in unterschiedlichen Ebenen eine weitere Umlenkung innerhalb des Antriebssystems erforderlich
wird, besteht die Notwendigkeit, eine zusätzliche Gelenkverbindung in das Antriebssystem
einzufügen. Diese muß aber im Gegensatz zu dem vorbeschriebenen Dreh-Schwing-Gelenk
(Fig. 21 die Bewegung im Verhältnis 1 : 1 übertragen. Durch die hinzutretenden Reibungsverluste
wird nun der Verlauf des Drehmomentes des Antriebssystems in Abhängigkeit vom Drehwinkel
im mittleren Bereich ohne weitere Maßnahmen so ungünstig, daß zwar noch ein Trennschalter,
nicht jedoch ein Leistungstrennschalter betätigt werden kann. Hier setzt nun die Erfindung
ein, derzufolge als weitere Gelenkverbindung ebenfalls eine solche mit nichtlinearer
Abhängigkeit des Drehmomentes vom Drehwinkel benutzt wird. Als für diesen Zweck besonders
geeignet hat sich eine Kardangelenkverbindung erwiesen, deren Antriebsgabel in den
Endstellungen des Schalters in der Beugungsebene des Gelenks angeordnet ist. Für manche
Anwendungsfälle reicht eine einfache Gelenkverbindung dieser Art aus. Eine nahezu
vollständige Kompensation des ungünstigen Drehmomentverlaufs des in Fig. 2 dargestellten
Dreh-Schwing-Gelenks nach Verlauf und Größe in Abhängigkeit von Drehwinkel wird erreicht
durch die Anwendung eines Doppel-Kardan-Gelenks, wenn es, wie in Fig. 3 dargestellt,
so gestaltet ist, daß die beiden Gelenke nicht gleichlaufend, sondern ungleichlaufend,
d.h. in einem Winkel von 90° gegegeneinander versetzt angeordnet sind.
[0014] Darüberhinaus bietet ein solches Doppel-Kardan-Gelenk die Möglichkeit einer zentralen
Lagerung der Zwischenwelle 18, so daß die Positionen von Antriebswelle und Abtriebswelle,
deren Winkelstellung zueinander etwa zwischen 45° und 90° betragen sollte, im übrigen
frei wählbar sind.
[0015] Ein solches Doppel-Kardan-Gelenk besteht gemäß Fig. 3 aus der Antriebsgabel 19 mit
der-Antriebshülse 20, welche eine Öffnung für das Einstecken des Betätigungsschlüssels
8 besitzt, einer Abtriebsgabel 21 mit der Abtriebshülse 22, die ebenfalls eine gefiederte
Bohrung zum Einstecken der Kupplungs-Nutwelle 7 besitzt, sowie einer Zwischenwelle
18-mit der Antriebs-Zwischengabel 23 und der Abtriebszwischengabel 24. Beide Gabeln
sind in einem Winkel von 90
0 gegeneinander verdreht angeordnet. Die Zwischenwelle 18 ist in einem Doppel-Rollenlager
25 drehbar gelagert, das über einen Lagerring 26 mit einem Lagerbock 27 verschraubt
ist, der über einen Halterungswinkel 28 an der Gehäusewand 29 der Schaltzelle 1 befestigt
ist.
[0016] Das aus den vorgenannten Elementen gebildete Antriebssystem bietet wenn es entsprechend
der Darstellung in Fig. 1 so ausgeführt ist, daß das Dreh-Schwing-Gelenk seine Drehmoment-Maxima
in den Endstellungen des Schalters und das Doppel-Kardan-Gelenk in diesen Stellungen
seine Drehmoment-Minima erreicht, eine Vielzahl konstruktiver Gestaltungsmöglichkeiten
und ist wegen seines nahezu linearen Drehmomentverlaufs über den gesamten Schaltwinkel
sowohl für Trennschalter wie für Leistungsschalter und Erdungsschalter brauchbar.
Darüberhinaus ist es unabhängig von der Drehrichtung der Betätigungswelle und sowohl
im kontinuierlichen Rechts-oder Linkslauf wie auch mit wechslenden Drehrichtungen
beim Ein- und Ausschalten, etwa durch einen Handhebel, betätigbar. Die Gelenke selbst
sind handelsübliche, verhältnismäßig preiswerte und nahezu wartungsfreie Bauelemente.
1. Antriebssystem für elektrische Zwei-Stellungs-Schalter in Mittel- und Hochspannungsschaltanlagen
mit mehrfacher Umlenkung der Betätigungswelle durch Gelenkverbindungen, gekennzeichnet
durch die Kombination eines dem Schalter (3) zugeordneten Dreh-Schwing-Gelenks (10
bis 16) mit nichtlinearem Verlauf von Drehmoment und Winkelgeschwindigkeit in Abhängigkeit
vom Drehwinkel und wenigstens eines weiteren zwischen dem ersten Gelenk und dem Betätigungselement
(8) angeordneten, über eine Kupplungswelle (7) mit dem ersten Gelenk verbundenen weiteren
Winkelgelenks (18 bis 24) mit nichtlinearem Verlauf des Drehmoments in Abhängigkeit
vom Drehwinkel in einer solchen gegenseitigen Zuordnung beider Winkelgelenke, daß
in demjenigen Drehwinkelbereich, in dem das Dreh-Schwing-Gelenk (10 bis 16) sein minimales
Drehmoment erreicht, die weiteren Winkelgelenke (18 bis 24) den Maximalwert ihres
Drehmoments durchlaufen.
2. Antriebssystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß als weiteres Winkelgelenk
ein Doppel-Kardan-Gelenk gewählt ist, dessen einander zugewandte Gabeln (23, 24) an
einer Zwischenwelle (18) in einem Winkel von wenigstens angenähert 90° gegeneinander verdreht befestigt
sind und bei der der Umlenkwinkel etwa zwischen 45° und 90° beträgt.
3. Antriebssystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet , daß die Zwischenwelle
(18) an einem an-der Schaltanlage befestigten Halterungswinkel (26, 27, 28) drehbar
gelagert ist.