[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Spaltung von Phthalimiden der Formel I

in der
R ein Substituent ist und der Ring A noch substituiert sein kann, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß man die Verbindungen der Formel I mit Alkanolaminen behandelt.
[0002] Die Reste R können aliphatische, cycloaliphatische, aromatische oder heterocyclische
Gruppen sein.
[0003] Es kommen z.B. gegebenenfalls durch Alkoxy, Cyan, Carbonamid, gegebenenfalls substituiertes
Amino oder Aryl substituiertes Alkyl, Cycloalkyl, gegebenenfalls durch Halogen, Nitro,
Alkyl, Alkoxy, Cyan, Carbamoyl, Formyl, Sulfamoyl, Cyanmethyl, Alkoximethyl, Aryloximethyl,
Arylthiomethyl, Arylsulfonylmethyl, Aryl, Benzoyl, Vinylaryl, Vinylimidazolyl oder
Carboxyl substituiertes Aryl, gesättigte und ungesättigte Heterocyclen oder auch Alkenyl
in Betracht.
[0004] Einzelne Reste R sind z.B.:
CH3, C2H5, C3H7, C4H9, C5H11, C6H13, C7H15, C8H17, C10H21, C12H25, C2H4OCH3, C2H40C4H9, C4H8OCH3, (CN2)5CN, C2H4N(CH3)2, C6H4Cl, C6H4NO2, C6H4CH3, C6H4OCH3, C6H3Cl2, C6H3(N02)2, C6H4CN, C6H4COOH, C6H4CONH2, C6H4CHO, C6H4S02C6H5, C6H4CH2CN, C6H4OCH3, C6N4CH2OCH3, C6H4CH2SCH3, C6H4CH2SC6H5, C6H4CH2SO2C6H5, C6H5, C6H4COC6H5 oder C2H4C6H5.
[0005] Der Ring A kann beispielsweise noch durch Chlor, Brom, Nitro, Carboxy, Carbamoyl
oder Sulfamoyl substituiert sein.
[0006] Die Verbindungen der Formel I können nach an sich bekannten Methoden hergestellt
werden, beispielsweise durch Umsetzung einer Halogenverbindung mit Phthalimidkalium
nach Gabriel.
[0007] Die Spaltung der Phthalimide zu den Aminen und Phthalsäuren oder Derivaten davon
stößt in der Praxis häufig auf große Schwierigkeiten. Die saure Hydrolyse mit 20 bis
30 %iger Salzsäure erfordert meist langes Erhitzen Bg/uw unter Rückfluß (Liebig Ann.
chem. 1949, 22) oder Temperaturen von 200°C unter Druck (Chem. Ber. 20, 2224 (1887)).
Die alkalische Hydrolyse mit wäßrigen Laugen bleibt im allgemeinen auf der Stufe der
Phthaliminsäuren stehen. Zur vollständigen Hydrolyse muß eine Behandlung mit Mineralsäuren
nachgeschaltet werden (Chem. Ber. 37, 1038 (1904)). Die Spaltung der Phthalimide der
Formel I mittels Hydrazin bereitet im Labormaßstab zwar kaum Probleme, in technischen
Dimensionen erwachsen jedoch große Schwierigkeiten. Das bei der Reaktion entstehende
schwerlösliche Salz des cyclischen Phthalsäurehydrazids (Nature (London) 158, 514
(1946)) fällt als voluminöser Niederschlag aus, so daß zur Handhabung große Mengen
an Lösungsmitteln und große Reaktionskessel benötigt werden. Die akute Toxizität und
der hohe Preis von Hydrazin stehen einer wirtschaftlichen Anwendung ebenfalls hinderlich
im Weg.
[0008] Es war deshalb außerordentlich überraschend, daß es erfindungsgemäß leicht gelingt,
Phthalimide zu spalten.
[0009] Die Spaltung der Phthalimide der Formel I geschieht durch einfaches Erwärmen der
Verbindungen in Alkanolaminen. Diese fungieren sowohl als Lösungsmittel wie auch als
Reaktionskomponenten. Als Alkanolamine geeignet sind z.B. Monoethanolamin, Monoisopropanolamin,
3-Aminopropanol oder Aminoethylethanolamin. Vorzugsweise findet Monoethanolamin Verwendung.
Die Reaktionstemperaturen liegen in einem Bereich von 40 bis 140°C, vorzugsweise bei
60 bis 100°C. Die Aufarbeitung der Reaktionsmischung hängt von der Natur des freigesetzten
Amins ab und ist in der Regel sehr einfach. Beispielsweise kann man wasserunlösliche,
feste Amine normalerweise durch Zugabe von Wasser abscheiden. Wasserlösliche Amine
können durch Extraktion mit einem Lösungsmittel wie Methylenchlorid, Essigester oder
Toluol isoliert werden. Die bei den Umsetzungen freigesetzten Alkanolamide der Phthalsäure
verbleiben in der wäßrigen Phase und können deshalb problemlos abgetrennt werden.
[0010] Man kann natürlich die Spaltung auch in Gegenwart zusätzlicher Lösungsmittel vornehmen,
insbesondere, wenn die Spaltprodukte mit den Alkanolaminen reagieren können und somit
ein Uberschuß Alkanolamin über die stöchiometrisch erforderliche Menge hinaus unzweckmäßig
ist. Zum Beispiel empfiehlt es sich in Gegenwart austauschbarer Halogenatome nur mit
ungefähr stöchiometrischen Mengen an Alkanolaminen zu arbeiten.
[0011] Bei der Spaltung verwendbare Lösungsmittel sind beispielsweise Alkanole, Glykole,
Glykolether, Ketone, Halogenkohlenwasserstoffe oder Kohlenwasserstoffe. Im einzelnen
seien z.B. Methanol, Ethanol, Propanol, Butanol, Glykol, Methyl- oder Ethylglykol,
Aceton, Methylethylketon, Tetrahydrofuran, Dioxan, Methylenchlorid, Chlorbenzol oder
Toluol genannt.
[0012] Der Phthalimidrest dient in der Regel als Schutzgruppe, d.h. seine Anwesenheit ermöglicht
Reaktionen, die in Gegenwart einer freien Aminogruppe nicht möglich sind. Beispielsweise
können bei geschützter Aminogruppe Alkylierungen, Acylierungen, Nitrierung, Halogenierungen,
Chlorsulfonierungen oder Oxidationen vorgenommen werden.
[0013] Besonders wertvoll ist das neue Verfahren für Verbindungen mit aromatischen oder
heteroaromatischen Resten R, insbesondere Phenyl-, Naphthyl-, Thiazolyl-, Thiadiazolyl-,
Imidazolyl-, Benzthiazolyl-, Benzimidazolyl-, Indolyl-, Pyridyl- oder Chinolinylresten.
Beispiel 1
2-Amino-benzylcyanid
[0014] 100 g 2-Cyanomethyl-N-phenyl-phthalimid wurden bei 80°C portionsweise in 100 g Monoethanolamin
eingebracht. Nach 10 Minuten wurde auf 20°C gekühlt und 400 g Eiswasser wurden zugetropft.
Das ausgefallene Produkt wurde abgesaugt und mit Eiswasser neutral gewaschen. Ausbeute:
40 g (80 % d. Th.) Fp. 70°C
Beispiel 2
1-(2-Aminobenzyl)-imidaxol
[0015] 30 g 2-(1-Imidazolylmethyl)-N-phenyl-phthalimid wurden in 60 g Monoethanolamin 1
Stunde bei 70°C gerührt. Nach dem Abkühlen auf 20°C wurden 2
00 g Eiswasser zugetropft und die Mischung dreimal mit je 150 g Essigester extrahiert.
Die vereinigten Extrakte wurden getrocknet und im Vakuum eingeengt.
[0016] Ausbeute: 13 g (75 % d. Th.) Fp. 42°C
Beispiel 3
4,4;-Diamino-benzophenon
[0017] 20 g Bis-[4,4'-(Carboxi-phthalimidoyl)a-benzaphenon wurden in 30 g Monoethanolamin
15 Minuten bei 80°C gerührt. Anschließend wurden bei 20°C 200 g Eiswasser zugetropft.
Der Niederschlag wurde abgesaugt, mit Wasser gewaschen und getrocknet.
[0018] Ausbeute: 7 g (92 % d. Th.) Fp. 236°C
[0020] Analog zu den beschriebenen Methoden lassen sich auch die folgenden heterocyclischen
Amine herstellen:
2-Amino-4-phenylthiazol
2-Amino-5-nitrothiazol
2-Amino-3-cyan-4-methyl-5-aminocarbonyl-thiophen
2-Amino-5-nitro-benzthiazol.