[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Entfernen von Schwefel bei der Erschmelzung
von Roheisen in einer Kohlewirbelschicht.
[0002] Für das Schmelzen von zumindest teilweise reduziertem Eisenerz, insbesondere Eisenschwamm,
wurden Verfahren vorgeschlagen, welche unter Verwendung eines Einschmelzvergasers
arbeiten, in welchem durch eingebrachte Kohle und eingeblasenes sauerstoffhaltiges
Gas die zum Schmelzen des reduzierten Materials erforderliche Wärme und ein Reduktionsgas
erzeugt werden. Ein derartiges Einschmelzverfahren ist beispielsweise der DE-OS 28
43 303 zu entnehmen. Derartige Reduktionsverfahren wurden vor allen Dingen im Hinblick
auf die Verwendung von schlecht oder nicht verkokbaren Kohlenstoffträgern entwickelt,
welche sich durch einen relativ hohen Schwefelgehalt auszeichnen. Bei derartigenoVerfahrensweisen
wird somit ein hoher Schwefelanteil über die Kohle in das Bad eingebracht und es ist
der Schwefelgehalt im Metall üblicherweise wesentlich größer als der Schwefelgehalt
im vergleichbaren Hochofenroheisen. Die Reaktion in derartigen Einschmelzvergasern
läuft relativ rasch ab, und auf Grund des raschen Materialdurchganges durch das Wirbelbett
wird üblicherweise nur ein geringer Siliziumgehalt von unter 0,2 % und ein FeO-Gehalt
in der Schlacke erzielt, welcher höher liegt als der FeO-Gehalt in einer Hochofenschlacke.
Beide dieser Tatsachen beeinträchtigen die Entschwefelungsreaktion mit Kalk.
[0003] Eine ausreichende Entschwefelung von mit derartigen Verfahren erschmolzenem Roheisen
konnte daher bisher nur in der Pfanne und damit unter zusätzlichem Energieverbrauch
sinnvoll erzielt werden.
[0004] Die Erfindung zielt nun darauf ab, eine derartige gesonderte Entschwefelung der Schmelze
zu vermeiden und den Großteil oder die gesamte Entschwefelungsarbeit bereits in dem
Schmelzreaktor vorzunehmen. Zur Lösung dieser Aufgabe besteht die Erfindung im wesentlichen
darin, daß stückiges und/oder körniges Entschwefelungsmittel in die Kohlewirbelschicht
und gegebenenfalls zusätzlich in die Schlackenschicht eingebracht wird. Eine Verwendung
von staubförmigen Feinkalk in Form von Kalkhydrat oder gebranntem Kalk hat sich als
nachteilig herausgestellt, da staubförmiger Feinkalk zum Großteil mit dem eingeblasenem
Gas wieder ausge-tragen wird, und nur ein mengenmäßig geringer Anteil für die Entschwefelung
im Schmelzraum zur Verfügung steht. Die ausschließliche Verwendung von stückigem Brandkalk
führt auf Grund der Bildung einer Dicalciumsilikatschicht an der Kornoberfläche zu
einer ungenügenden Auflösung in der meist sauren Schlacke aus der Kohlenasche. Die
Verwendung von körnigem Entschwefelungsmittel in der Kohlewirbelschicht. erlaubt es,
einen Großteil der Entschwefelungsarbeit bereits'während der Schmelzreduktionsvorgänge
in der fluidisierten Phase durchzuführen und die zusätzliche Zugabe von stückigem
Entschwefelungsmittel, welches in der Kohlewirbelschicht nicht gänzlich reagiert,
führt zu einer weiteren Entschwefelung durch Austauschvorgänge in der Grenzzone von
Schlacke und Wirbelbett.
[0005] Die Entschwefelungsreaktion mit CaO ist endotherm und läuft in Richtung höherer Temperaturen
bevorzugt ab.

Ist die Sauerstoffaktivität bzw. der FeO-Gehalt der Schlacke hoch, dann muß mit einer
Beeinträchtigung .der Entschwefelungseffizienz gerechnet werden, vor allem auch deshalb,
weil der Si-Gehalt des erschmolzenen Metalls niedrig liegt.
[0006] Auf Grund dieses Faktums und wegen des hohen Schwefeleinbringens durch die Kohle
wird im Kohlewirbelbett erschmolzenes Roheisen im Schwefelgehalt immer deutlich höher
liegen als Hochofenroheisen. Eine Entschwefelung außerhalb des Schmelzgefäßes mit
großen spezifischen Mengen der bekannten Entschwefelungsmittel Calciumkarbid, Soda,
Magnesium usw. ist daher notwendig. Erfindungsgemäß werden nun die zur Nachentschwefelung
vorgesehenen Einsatzstoffe in körniger und/oder stückiger Form schon in den Einschmelzgenerator
zudosiert und entsprechend ihrer Korngröße zusammen mit der Kohle gewirbelt. Sie binden
dabei in festem, flüssigem oder sublimierten Aggregatzustand den Kohleschwefel ab
oder fallen im Falle einer gröberen Körnung sofort durch die Wirbelschicht hindurch
und lösen sich in engem Kontakt mit dem aufschmelzenden Eisenschwamm langsam in der
Schlackenschicht auf. Durch Variation des stückigen bzw. des körnigen Anteils des
Entschwefelungsmittels kann das Schwergewicht der Entschwefelungsreaktion in die Wirbelschicht
bzw. in die Schlakkenschicht verlagert werden.
[0007] Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens können als Entschwefelungsmittel Mangan
Calcium, Magnesium, Alkalien oder seltene Erden in Form von Oxiden, Carbiden, Karbonaten,
Legierungen, Mischmetallen oder in metallischer Form eingesetzt werden. Die Verwendung
von Calciumkarbonat allein hat jedoch den Nachteil, daß bei einer direkten Chargierung
in den Vergaser nicht unbeträchtliche Energiemengen für die Austreibung und Umsetzung
von C0
2 erforderlich sind. In besonders bevorzugter Weise wird daher erfindungsgemäß Calciumcarbid
als Entschwefelungsmittel eingesetzt. Die Entschwefelungsreaktion mit CaC
2 läuft unter Energieabgabe und bevorzugt in Richtung niedriger Temperaturen ab.

[0008] Calciumcarbid bewirkt auch als Desoxidationsmittei eine Verringerung des FeO-Gehaltes
in der Schlacke. Die Reaktionsprodukte CaO und CaS werden von der Schlacke aufgenommen.
[0009] Die Zugabe von stückigen und/oder körnigen Entschwefelungsnitteln in die Kohlewirbelschicht
bringt im Vergleich mit dem Entschwefeln außerhalb des Schmelzgefäßes unter anderem
eine optimale Verteilung und lange Aufenthaltsdauer der Entschwefelungsmittel im Wirbelbett
bzw. an der Schlackenoberfläche und dadurch ideale kinetische Voraussetzungen mit
sich.
[0010] Leiters ergibt sich eine Steuerungsmöglichkeit durch kombinierte Beaufschlagung der
Entschwefelungsräume (Wirbelbett für Kohleentschwefelung und Schlackenschicht für
Eisenentschwefelung). Hier spielen Körnung und Qualität des Entschwefelungsmittels
eine wichtige Rolle. Eine derartige Steuerungsmöglichkeit wird in vorteilhafter Weise
dadurch erzielt, daß der Anteil des Entschwefelungsmittels für die Kohlewirbelschicht
im Korngrößenbereich von 0,5 - 5 mm und der Anteil des Entschwefelungsmittels für
die Schlacke im Korngrößenbereich von 5 - 50 mm eingebracht wird, wobei diese beiden
Anteile in weiten Grenzen variiert werden können und auf diese Weise eine Einstellung
des Schwergewichtes der Entschwefelungsreaktion auf das Wirbelbett oder die Schlakkenschicht
erzielt werden kann.
[0011] Weitere Vorteile der Zugabe von stückigem und/oder körnigem Entschwefelungsmittel
direkt in die Kohlewirbelschicht bzw. unmittelbar auf das Bad im Einschmelzreaktor
ergeben sich im Gegensatz zur Entschwefelung außerhalb des Reaktors aus der besseren
energetischen und mengenmäßigen Nutzung der Entschwefelungsmittel. Da der Entschwefelungsprozeß
gleichzeitig mit dem Schmelzprozeß abläuft, kann man zusätzliche Behandlungszeiten
und davon abhängige Energie- verluste zumindest wesentlich einschränken. Die über
die Entschwefelungsmittel eingebrachte chemische Energie (z.B. der Kohlenstoff des
CaC
2) wird im geschlossenen Schmelzgefäß besser ausgenützt als in der Pfanne.
[0012] In vorteilhafter Weise wird im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens so vorgegangen,
daß der körnige und der stückige Anteil des Entschwefelungsmittels oberhalb der Kohlewirbelschicht
oder seitlich in diese aufgegeben wird. Hiebei kann das Entschwefelungsmittel in einfacher
Weise zusammen mit Kohle, Zuschlags- oder Kreislaufstoffen eingebracht werden.
[0013] Zur Einstellung der günstigsten Korngrößen ist es vorteilhaft, wenn die Entschwefelungsmittel
zumindest teilweise in agglomerierter Form eingebracht werden.
[0014] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert.
Pro Tonne Roheisen wurden in einem Einschmelzvergaser etwa 1000 kg Kohle eingesetzt.
Die Kohle hatte einen Schwefelgehalt von 1,0%. Der Schwefel setzte sich aus 60% organisch
gebundenem Schwefel und 40% anorganischem Schwefel (Pyrit, Sulfide, Sulfat-S) zusammen.
Der größte Teil an anorganischem Schwefel wurde bei der Entgasung der Kohle frei und
ging ins Reduktionsgas. Der Restschwefel, ca. 6 - 7 kg/t Roheisen, wurde im Wirbelbett
bei der Verbrennung vor den Düsen bzw. Vergasung der verkokten Kohle in den gasförmigen
Zustand übergeführt (S-Dampf, S0
2, COS). Bei der Wirbelung kam der gasförmige Schwefel mit dem feinkörnigen CaC
2 in Kontakt und wurde zu CaS abgebunden. Etwa 4 kg S wurden auf diese Weise in CaS
übergeführt. Die restlichen 3 kg wurden entweder vom Zuschlagskalk oder vom heißen
Eisenschwamm, der durch das Wirbelbett hindurchfiel, absorbiert. Der FeS-hältige Eisenschwamm
wurde anschließend beim Kontakt mit dem auf der Schlackenoberfläche schwimmenden stückigen
Calciumcarbid entschwefelt.
[0015] Bei einem Ausnutzungsgrad von 80% des eingesetzten Calciumcarbids ergab sich nachfolgende
Gleichung:
12 kg CaC2 + 6 kg S = 13,5 kg CaS + 4,5 kg C ein Bedarf von 15 kg CaC2, wobei 2/3 in körniger und 1/3 in stückiger Form chargiert wurde.
[0016] Das Reaktionsprodukt CaS löste sich in der Schlacke. Je nach spezifischer Schlackenmenge
lag der Schwefelgehalt der Schlacke zwischen 2 und 3% und der Schwefel im Roheisen
bei 0,1%.
1. Verfahren zum Entfernen von Schwefel bei der Erschmelzung von Roheisen in einer
Kohlewirbelschicht, dadurch gekennzeichnet, daß stückiges und/oder körniges Entschwefelungsmittel
in die Kohlewirbelschicht und gegebenenfalls zusätzlich in die Schlakkenschicht eingebracht
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Entschwefelungsmittel
Mangan, Calcium, Magnesium, Alkalien oder seltene Erden in Form von Oxiden, Carbiden,
Karbonaten, Legierungen oder in metallischer Form eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil des Entschwefelungsmittels
für die Kohlewirbelschicht im Korngrößenbereich von 0,5 - 5 mm und der Anteil des
Entschwefelungsmittels für die Schlacke im Korngrößenbereich von 5 - 50 mm eingebracht
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der körnige
und der stückige Anteil des Entschwefelungsmittels oberhalb der Kohlewirbelschicht
oder seitlich in diese aufgegeben wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Entschwefelungsmittel
zusammen mit der Kohle, Zuschlägen oder Kreislaufmaterialien eingebracht wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Entschwefelungsmittel
zumindest teilweise in agglomerierter Form eingebracht werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß eine Mischung
aus mehreren Entschwefelungsmitteln in Form von Granulaten oder Agglomeraten eingebracht
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil
an stückigen Entschwefelungsmitteln zwischen 0 und 50% der Gesamtmenge beträgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Entschwefelungsmittel
zur Gänze oder teilweise bei der Erzaufgabe mitchargiert wird.