[0001] Gegenstand der Erfindung ist eine Kathode für eine wässerige Elektrolyse, z.B. die
Elektrolyse wässeriger Lösungen von Alkalichloriden zur Gewinnung von Chlor, Alkalilauge
und Wasserstoff, die aus einem Träger aus Nickel oder nickelbeschichtetem Stahl und
einer die Oberfläche des Trägers wenigstens zu einem Teil bedeckenden, ein Metall
der Platingruppe enthaltenden Schicht besteht.
[0002] Für die Elektrolyse wässeriger Lösungen bei Temperaturen nicht wesentlich oberhalb
der Raumtemperatur sind Titananoden bekannt geworden, die mit Oxiden aus der Gruppe
der Platinmetalle und von passivierbaren Metallen enthaltenden Gemischen beschichtet
sind, z.B. einem Gemisch aus 30 Mol.% Rutheniumoxid und 70 Mol.% Titanoxid (DE-AS
16 71 422). Die Anoden haben eine vergleichsweise geringe Überspannung und sind einfach
zu handhaben, da sich der Elektrodenabstand während des Elektrolyseprozesses nicht
ändert. Bei diesen Elektrolyseprozessen bestehen die Kathoden im allgemeinen aus Stahl,
Nickel oder nickelplattiertemStahl und es ist auch bekannt, die Kathoden zur Verbesserung
der Stabilität und Senkung der Wasserstoffüberspannung mit einem Platinmetall zu beschichten,
z.B. die Beschichtung von Kathodenkörpern aus rostfreiem Stahl oder Nickel mit metallischem
Ruthenium (DE-OS 27 34 084), wobei eine den Trägerkörper umschlie-Bende Metallschicht
durch galvanische Abscheidung oder durch ein CVD-Verfahren erzeugt wird. Bei einem
anderen Verfahren wird auf dem Trägerkörper durch Elektroplattierung oder durch thermische
Zersetzung salzhaltiger Präzipitate eine rutheniumhaltige Schicht hergestellt (DE-OS
28 11 472). Man beschichtet dabei die Oberfläche des Trägers mit einer Lösung oder
Suspension einer Rutheniumverbindung, z.B. Rutheniumhydroxid, Rutheniumchlorid, Rutheniumoxid
oder Rutheniumsulfid, verdampft das Lösungs- oder Dispersionsmittel und zersetzt die
Verbindung durch Erhitzen in einer nichtoxidierenden Atmosphäre auf etwa 1200 °C.
Für die Herstellung von Brennstoffzellen, die nicht für elektrolytische Prozesse verwendet
werden, ist es schließlich bekannt, die Oberfläche der Kathode mit einer Schicht zu
versehen, die metallisches Ruthenium und einen Spinell enthält.
[0003] Die Beschichtung kathodischer Trägerstrukturen mit
Rutheniummetall befriedigt nicht immer, da häufig die Wasserstoffüberspannung bei längerer
Benutzung der Kathode ansteigt und die Überspannung unter vielen Bedingungen vergleichsweise
zu groß ist. Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine beschichtete Kathode
zu schaffen, die gegen die Elektrolyten und die Elektrolyseprodukte beständig ist
und eine kleinere überspannung gegen Wasserstoff hat.
[0004] Die Aufgabe wird mit einer Kathode der eingangs genannten Art gelöst, die mit einer
Rutheniumoxid und Nickeloxid enthaltenden Schicht versehen ist, die aus mehreren Teilschichten
besteht.
[0005] Es ist bekannt, aus einem Trägerkörper aus Titan bestehende Anoden mit einem Platinmegalloxid
allein oder im Gemisch mit anderen Oxiden zu beschichten. Die anodischen Beschichtungen
galten als unbrauchbar für Kathoden, die deshalb mit metallischem Platin oder einem
Element der Platingruppe beschichtet wurden. Bestand die primäre Beschichtung der
Kathode aus einer oxidischen oder einer anderen salzartigen Verbindung, so wurden
die Verbindungen durch eine besondere Wärmebehandlung zu Metall reduziert (DE-OS 28
11 472). Überraschend wurde gefunden, daß ein mit Rutheniumoxid und Nickeloxid beschichteter
Trägerkörper aus Nickel oder nickelbeschichtetem Stahl eine kleinere Überspannung
gegen Wasserstoff und eine bessere Beständigkeit aufweist, als metallbeschichtete
Kathoden.
[0006] Der Träger der erfindungsgemäßen Kathode besteht entsprechend den vorgegebenen Bedingungen
des Elektrolyseprozesses aus porösen oder massiven Platten, Stäben oder Rohren aus
Nickel oder nickelbeschichtetem Stahl. Die auf der Oberfläche des Trägers abgeschiedene
und diese wenigstens zu einem Teil bedeckende Schicht aus Rutheniumoxid und Nickeloxid
besteht aus mehreren Teilschichten, die zusammen die Beschichtung bilden. Das Mengenverhältnis
der Oxide in den einzelnen Teilschichten ist nach einer bevorzugten Ausbildung der
Erfindung verschieden. Durch die Unterteilung der Beschichtung in mehrere Teilschichten
wird eine sehr gute Haftung und zugleich eine lange Lebensdauer erzielt. Die dem Träger
benachbarte Teilschicht enthält zweckmäßig mehr Nickel- als Rutheniumoxid und die
dem Elektrolyten zugewandte Teilschicht mehr Ruthenium- als Nickeloxid. Bevorzugt
werden Teilschichten mit einem Gehalt von 70 bis 95 % Nickeloxid und 30 bis 5 % Rutheniumoxid
bzw. 5 bis 25 % Nickeloxid und 95 bis 75 % Rutheniumoxid. Die Dicke der Beschichtung
beträgt 1 bis 10, vorzugsweise 2 bis 5
/um und die Anzahl der Teilschichten 3 bis 5, so daß die durchschnittliche Dicke einer
Teilschicht etwa 0,2 bis 3
/um beträgt. In diesem Bereich ist die kathodische Aktivität besonders günstig, bei
guter mechanischer Beständigkeit der Schicht.
[0007] Zur Herstellung der Kathode wird ein Trägerkörper aus der Gruppe Nickel, vernickelter
Stahl mit einer ein Nickel- und ein Rutheniumsalz enthaltenden Lösung beschichtet,
beispielsweise mit einer salzsauren ethanolischen Lösung von Nickelnitrat und Rutheniumchlorid.
Das Lösungsmittel wird durch Trocknen entfernt und der Körper in Luft auf etwa 450
bis 550 °C erhitzt. Dabei bildet sich eine im wesentlichen aus Nickeloxid und Rutheniumoxid
bestehende Schicht, deren Dicke der Menge der auf die Trägeroberfläche aufgebrachten
Lösung proportional ist. Der Zyklus wird dann drei- bis fünfmal wiederholt, so daß
eine aus drei bis fünf Teilschichten bestehende Schicht gebildet wird.
[0008] Die Erfindung wird im folgenden anhand von Zeichnungen und Beispielen erläutert.
Es zeigen -
Fig. 1 - das Kathodenpotential erfindungsgemäßer Kathoden als Funktion der Stromdichte,
Fig. 2 - Vergleich der Kathodenpotentiale verschiedener Kathoden,
Fig. 3 - die Zeitabhängigkeit des Kathodenpotentials erfindungsgemäßer Kathoden.
Beispiel 1
[0009] Ein sandgestrahltes handelsübliches Nickelblech 50 mm x 50 mm mit einer Dicke von
1 mm wurde einseitig mit einer Lösung beschichtet, deren Zusammensetzung wie folgt
war: 15,6 mg Ni(NO
3)
2 und 2,6 mg RuCl
3, entsprechend 80 Gew.% Ni/20 Gew.% Ru, 75
/ul Ethanol und 50 µl konz. Salzsäure. Das Blech wurde getrocknet und in einem Muffelofen
unter Luftsauerstoff auf 500 °C erhitzt, die Haltezeit betrug 10 min. Zur Herstellung
der zweiten Schicht wurde eine Lösung aufgetragen, enthaltend 7,8 m
g Ni(N0
3)
2 und 15 mg RuCl
3, entsprechend 25 Gew.% Ni/75 Gew.% Ru, in 75 µl Ethanol und 25 µl konz. HCl. Das
Blech wurde getrocknet und wie oben beschrieben erhitzt. Dann wurde eine dritte Schicht
aus einer Lösung von 3,9 mg Ni(N0
3)
2 und 20 mg RuCl
3 in 75
/ul Ethanol und 25
/ul konz. HCl, entsprechend 11 Gew.% Ni/89 Gew.% Ru aufgebracht und getempert.
Beispiel 2
[0010] Ein Streckmetallgitter aus V4A Stahl wurde sandgestrahlt und in einem Watts-Elektrolyten
galvanisch vernickelt; die Schichtdicke betrug etwa 5 µm. Auf den vernickelten Trägerkörper
wurden wie in Beispiel 1 beschrieben drei Teilschichten aus Nickeloxid und Rutheniumoxid
aufgetragen.
[0011] Das Potential der Kathoden nach Beispiel 1 (Kreis) und 2 (Dreieck) wurde in einer
20 %igen wässerigen Lösung von NaOH bei 70 °C als Funktion der Stromdichte gemessen.Die
Bezugselektrode war eine gesättigte Kalomelelektrode. Zum Vergleich wurde das Kathodenpotential
eines sandgestrahlten Edelstahlblechs (1), eines Nickelblechs (2), eines Platinblechs
(3) und der beschichteten Nickelkathode nach Beispiel 1 (4) bestimmt (Fig. 2). Das
kleine und mit steigender Stromdichte vergleichsweise geringfügig wachsende Potential
der erfindungsgemäßen Kathode bedarf keiner weiteren Erläuterung. Das Potential ist
praktisch auch unabhängig von der Betriebszeit, wie Messungen bei einer Stromdichte
von 5 kA/m
2 zeigen. (
Fig. 3).
1. Kathode für eine wässerige Elektrolyse, bestehend aus einem Träger aus Nickel oder
nickelbeschichtetem Stahl und einer die Oberfläche des Trägers wenigstens zu einem
Teil bedeckenden, ein Platinmetall enthaltenden Schicht, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schicht aus mehreren Rutheniumoxid und Nickeloxid enthaltenden Teilschichten
besteht.
2. Kathode nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Mengenverhältnis der Oxide in den einzelnen Teilschichten einer Schicht verschieden
ist.
3. Kathode nach den Patentansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die dem Träger benachbarte Teilschicht 70 bis 95 Gew.% Nickeloxid und 30 bis 5
Gew.% Rutheniumoxid enthält.
4. Kathode nach den Patentansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die dem Elektrolyten zugekehrte Teilschicht 5 bis 25 Gew.% Nickeloxid und 95 bis
75 Gew.% Rutheniumoxid enthält.
5. Kathode nach den Patentansprüchen 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dicke der Schicht 1 bis 10 /um beträgt.
6. Kathode nach den Patentansprüchen 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schicht aus 3 bis 5 Teilschichten besteht.
7. Verfahren zur Herstellung einer Kathode nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Trägerkörper aus der Gruppe Nickel, vernickelter Stahl mit einer ein Nickel-
und ein Rutheniumsalz enthaltenden Lösung beschichtet, getrocknet und in Luft auf
450 bis 550 °C erhitzt wird und der Zyklus drei- bis fünfmal wiederholt wird.