[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung von Prozeßwässern und Abwässern
bei der Hydrierung von Kohle.
[0002] Unter der Kohlehydrierung wird üblicherweise die Anlagerung von molekularem Wasserstoff
an Kohle unter Druck und unter spaltenden Bedingungen verstanden, wobei im allgemeinen
Katalysatoren anwesend sind.
[0003] In der Kohle enthaltener Sauerstoff wird bei der Hydrierung zum Teil in Teersäuren,
d.h. Phenole, Cresole und Xylenole umgewandelt. Ein weiterer Sauerstoffanteil führt
zur Bildung von Reaktionswasser.
[0004] Der Hydrierung nachgeschaltet sind Abscheider, in denen die Hydrierprodukte aufgetrennt
werden. Im sogenannten Kaltabscheider erfolgt die Separierung von KOHLEÖL und wässriger
Phase.
[0005] Um in den dem Kaltabscheider vorgeschalteten Rohrleitungen Verstopfungen durch Ansalzungen
zu vermeiden, wird Quenchwasser eingespritzt. Dieses bildet zusammen mit dem Reaktionswasser
im Kaltabscheider die vorgenannte wässrige Phase.
[0006] Bei den Teersäuren handelt es sich um sehr gut wasserlösliche Produkte. Ein Teil
von ihnen geht in das Reaktions-und Quenchwasser über.
[0007] Weitere Mengen teersäurehaltiger Abwässer fallen in der unter Zugabe von Wasserdampf
durchgeführten atmosphärischen Destillation des in der Hydrierung gewonnenen Kohleöls
sowie im Kondensat der Treibdampfstrahler der Vakuumdestillation des Hydrierrückstandes
an.
[0008] Die aufgeführten Abwässer können wegen des Teersäuregehaltes und des weiterhin in
ihnen enthaltenen Schwefelwasserstoffs und Ammoniaks aus Umweltschutzgründen nicht
in öffentliche Gewässer abgegeben werden. Stand der Technik ist, sie nach Abtrennung
von Schwefelwasserstoff und Ammoniak einer Phenolgewinnungsanlage mit einer nachgeschalteten
Abwasserbehandlung zuzuführen. Das so gereinigte Abwasser kann dann mit einem verbliebenen
zulässigen Restgehalt an Phenolen abgeleitet werden.
[0009] Ein älter Vorschlag (DE - 30 36 259 A 1 sieht zur Lösung der Abwässerprobleme eine
Verwendung der teersäurehaltigen Wässer in einer mit der Hydrieranlage verbundenen
Texaco-Vergaser-Anlage vor. Die Texaco-Anlage dient der Erzeugung von Wasserstoff
aus Vakuumrückstand bzw. Kohle, wobei der Vakuumrückstand bzw. die Kohle in einer
Wassersuspension in den Reaktor eingetragen wird. Die Suspension entsteht aus den
teersäurehaltigen Wässern. Die damit gegebene Entsorgungsmöglichkeit erfordert keine
Zwischenschaltung von Reinigungsstufen für die Wässer.
[0010] Dort, wo keine Texaco-Vergaser-Anlage vorgesehen ist, ist man bisher weiter auf die
oben beschriebene Aufbereitung der Prozeßabwässer angewiesen. Das erfordert einen
erheblichen apparativen und energetischen Aufwand, der umso größer wird, je größer
die zu reinigende Wassermenge ist.
[0011] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, in derartigen Fällen die Behandlung
der Prozeßwässer und Abwässer zu vereinfachen. Nach der Erfindung wird das dadurch
erreicht, daß die teersäurehaltigen Abwässer der atmosphärischen Destillation und/
oder der Vakuumdestillation als Quenchwasser zu verwenden und damit die notwendige,
zuzuführende entmineralisierte Wassermenge zu verringern. Gleichzeitig wird die anfallende
Gesamtabwassermenge der Hydrieranlage um den rückgeführten Betrag vermindert. Verbunden
damit ist schließlich eine Erhöhung der ausgebrachten Kohle- ölmenge durch Verringerung
der in die wässrigen Phase übergehenden Teersäuremenge als Folge der bereits im Rückführwasser
enthaltenen Teersäure-Anfangskonzentration.
[0012] In der Zeichnung ist die erfindungsgemäße Verfahrensweise in Form eines Fließschemas
schematisch dargestellt.
[0013] Getrocknete Kohle wird mit Lösungsmittel in einer Anmaischung 1 angemaischt und unter
Zugabe von Wasserstoff in einem Reaktor 2 hydriert. In einem dem Hydrierreaktor 1
nachgeschalteten Heißabscheider erfolgt eine Trennung der Reaktionsprodukte. Im Heißabscheider
3 werden Gase und Dämpfe über Kopf abgezogen; aus dem Sumpf wird eine - die Feststoffe
enthaltene Flüssigphase - in die Vakuumdestillation 4 abgeführt.
[0014] Das Kopfprodukt des Heißabscheiders 3 wird nach Abkühlung einem nachgeschaltenen
Kaltabscheider 5 zugeleitet. Zusammen mit dem Kohleöl fällt hier als flüssige Phase
Wasser an, das teilweise aus dem in der Kohle chemisch gebundenem Sauerstoff gebildet
wird, zu einem anderen Teil aus Einspritzwasser (Quenchwasser) besteht. Dieses Quenchwasser
wird in die Dampfphase hinter dem Heißabscheider 3 eingespritzt, um Verstopfungen
durch auskristallisierende Ammoniumsalze zu vermeiden.
[0015] Das Wasser enthält einen Teil der Teersäuren (Phenole, Cresole, Xylenole), die ebenfalls
in der Hydrierung aus dem in der Kohle enthaltenem Sauerstoff gebildet werden.
[0016] Das gewonnene Kohleöl wird atmosphärisch unter Zugabe von Strippdampf in einer atmosphärischen
Destillation 6 destilliert. Die bei der Abkühlung des Kopfproduktes entstehende Wasserphase
enthält wiederum Teersäuren. Leicht- und Mittelöl der atm. Destillation 6 werden einer
hydrierenden Stabilisierung 7 unterworfen.
[0017] Die über Kopf abgehende Gasphase des Kaltabscheiders 5 wird nach einer unter Prozeßdruck
vollzogenen ölwäsche in rückgeführtes Kreislauf- und Ausschleusgas aufgeteilt. Das
Ausschleusgas wird in einer Gaswäsche 8 gereinigt und in einer Tieftemperaturzerlegungsanlage
9 in Wasserstoff, Heizgas, SNG und LPG zerlegt.
[0018] Der feststoffhaltige Rückstand des Heißabscheiders 3 wird in der Vakuumdestillation
4 getoppt. Das dabei gewonnene Schweröl wird zusammen mit Schwer- und Mittelöl aus
der atm. Destillation als Lösungsmittel in die Anmaischung 1 zurückgefahren. Zur Vakuumerzeugung
werden Dampfstrahler eingesetzt. Im Kondensat des dabei verwendeten Treibdampfes sind
Teersäureanteile enthalten.
[0019] Aus dem Rückstand der Vakuumdestillation 4 wird in einer Vergasungsstufe 10 Synthesegas
(CO + H
2) bzw. in einer Konvertierung und Gaswäsche 11 Hydrierwasserstoff gewonnen.
[0020] Reicht der über Kreislaufgas, Tieftemperaturzerlegung 9 und Rückstandsvergasung 10
rückgeführte Wasserstoff für Hydrierung und Stabilisierung nicht aus, wird über eine
zusätzliche Kohlevergasung 12 mit nachgeschalteter Konvertierung und Gasreinigung
13 das Defizit gedeckt.
[0021] Die erfindungsgemäße Rückführung der teersäurehaltigen Abwässer der Destillation
zum Einspritzwasserstrom nach dem Heißabscheider 3 ist gestrichelt dargestellt. Die
Rückführung erfolgt sowohl aus der atm. Destillation 6 als auch aus der Vakkumdestillation
4. Nachfolgend ist ein Zahlenbeispiel für die dadurch entstehende Verringerung der
Abwässer gegeben.
Beispiel
[0022] In einer Kohleverflüssigungsanlage zur Hydrierung einer im Ruhrgebiet geförderten
Gasflammkohle mit einem Durchsatz von 152 t (waf) Kohle/d, entsprechend einer Stundenleistung
von ca. 6,3 t/h, wurden folgende Abwassermengen und Konzentrationen gemessen:

Das in der Hydrierung anfallende Wasser setzt sich dabei aus der Restfeuchte der Kohle,
dem Einspritz- und Bildungswasser zusammen. Die Einspritzwassermenge beträgt dabei
34,8 t/d, d.h. die Abwässer der Destillationen 30,4 t/d können diesen Wasserbedarf
angenähert decken. Um diesen Wert wird vorteilhafterweise der Anfall der teersäurehaltigen
Abwässer geringer. Statt 76,1 t/d fallen nur noch 45,7 t/d an.
1. Verfahren zur Behandlung von Prozeßwässern und Abwässern in einer Kohlehydrierungs-Anlage
mit nachgeschaltetem Kaltabscheider, in dessen Zuführungsleitungen Quenchwasser zur
Vermeidung von Ansalzungen eingespritzt wird, gekennzeichnet durch die Verwendung
der in der Kohlehydrieranlage anfallenden teersäurehaltigen Abwässern als Quenchwasser.
2.Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichn e t , daß die Abwässer aus der atm.
Destillation (6) und der Vakuumdestillation (4) als Quenchwasser verwendet werden.