[0001] Das Problem der Ueberwachung einer allfälligen Drift eines vor Anker liegenden Schiffes,
insbesondere bei schlechten Wetterbedingungen und bei Dunkelheit ist von alters her
wohlbekannt und hat in der Berufsschiffahrt zur Einrichtung der sogenannten Ankerwache
geführt, d.h. zu der, meist mittels Peilungen durchgeführten, periodischen Kontrolle
der genauen Schiffsposition durch ein Besatzungsmitglied. Diese Lösung ist aber für
die heute zahlreichen, mit kleinen, meist aus Amateuren bestehenden Besatzungen fahrenden
Vergnügungs-Einheiten nicht oder nur schlecht durchführbar. Ausserdem mangelt solchen
Besatzungen in aller Regel die auf kleinen Einheiten früher weit verbreitete Erfahrung,
welche zu beurteilen erlaubt, ob die - insbesondere nachts beschwerliche - Ankerwache
überhaupt nötig ist oder nicht.
[0002] Auch modernste elektronische Navigationsfühler, wie Echolot oder Satnav sind heute
noch nicht exakt genug, um rechtzeitig die zunächst kleinen Lageverschiebungen eines
vor Anker liegenden Schiffes anzuzeigen, wenn sein Anker anfängt zu rutschen oder
ausbricht.
[0003] Es ist daher das Ziel der Erfindung, ein Verfahren zur Ueberwachung der Lageverschiebung
eines vor Anker liegenden Schiffes sowie eine Einrichtung zur Durchführung dieses
Verfahrens zu schaffen. Zu diesem Zweck ist die Erfindung wie in den Ansprüchen 1
und 6 beschrieben, definiert.
[0004] Ausführliche Versuche haben gezeigt, dass die Verwendung handelsüblicher, verhältnismässig
preiswerter Beschleunigungsfühler es anhand der erzeugten Signale sicher zu unterscheiden
gestatten, ob der auf dem Grunde liegende Körper - sei es nun an einem Anker befestigt
oder davon getrennt - festsitzt, oder dem Grunde entlang geschleift wird. Solch eine,
durch eine an Bord befindliche elektronische Empfangsstation durchführbare Unterscheidung
stellt einen ganz wesentlichen Sicherheitsfaktor dar, insbesondere bei misslichen
Wetterverhältnissen und schlechter Sicht.
[0005] Im folgenden soll die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und der Zeichnung
näher erläutert werden. Es zeigt:
Fig. 1 eine schematische Darstellung eines vor Anker liegenden und eine Variante des
erfindungsgemässen Verfahrens benutzenden Bootes,
Fig. 2 ein ebenfalls vor Anker liegendes Boot, welches eine andere Variante des erfindungsgemässen
Verfahrens benutzt,
Fig. 3 die Ausführung einer weiteren Variante des Verfahrens,
Fig. 4 ein Blockschema einer Empfangsstation.
[0006] In Fig. 1 liegt ein-Boot 1 an einem Anker 2, mit dem es über eine Ankerkette 3 verbunden
ist. Letztere kann in üblicher Weise aus einem durch eine Trosse verlängertem Kettenvorfach
bestehen. Auf dem Anker 2 ist ein wasserdichtes Gehäuse 4 angebracht, welches einen
dreiachsigen, piezoelektrischen Beschleunigungs-Sensor sowie eine an dessen Ausgänge
angeschlossene Vorverstärker-Schaltung enthält. Diese ist über ein dreiadriges, isoliertes
Kabel 5 mit dem Boot 1 verbunden. Es dienen die Leitungen des Kabels sowohl für die
vom Boot her erfolgende Speisung der Vorverstärker-Schaltung, wie auch für die Rückführung
der vom Sensor abgegebenen und danach verstärkten Messignale zum Boot..Bootsseitig
ist das Kabel auf einer Trommel 6 aufgewickelt, die (in nicht gezeigter Weise) eingerichtet
ist, um stets ein gewisses Moment in der durch einen Pfeil angezeigten Richtung auszuüben,
so dass das Kabel trotz Seeganges und sonstiger Eigenbewegungen des Bootes 1 stets
unter mässigem Zug bleibt, u.a. um ein eventuelles Vertörnen von Kabel 5 und Ankerkette
3 zu vermeiden. Von der Trommel 6 ausgehend ist das Kabel 5 elektrisch mit einer (in
den Fig. 1 und 2 nicht gezeigten) Empfangsstation (Fig. 4) verbunden. In der Zeichnung
ist der Anker 2 in Form eines Danforth-Anker skizzert, weil sich die ebenen Schaufelflächen
dieses Typs besonders gut für eine Befestigung des Gehäuses 4 durch einfaches Anschrauben
eignen. Es kann aber praktisch jeder Ankertyp verwendet werden. In vielen Fällen wird
auch das Uebertragungskabel 5 nicht wie in Fig. l der Deutlichkeit halber gezeigt,
gänzlich frei schwebend vom Gehäuse 4 bis zur Trommel 6 verlaufen, sondern ein erstes
Stück Kabel, welches von einem starken Schutzmantel umgeben ist, wird dem Ankerschaft
entlang laufen und vom Ankerschäkel an über eine gewisse Strecke mit der Ankerkette
verbunden sein, bevor es getrennt von dieser bis zur Trommel 6 läuft.
[0007] Von der Trommel 6 aus verlaufen die drei Adern des Kabels 5 zu der im Blockschaltbild
der Fig. 3 gezeigten Empfangsstation an Bord des Bootes, wobei zu bemerken ist, dass
diese sogenannte Empfangsstation nicht nur dem Empfang und der Verarbeitung von Signalen
dient, sondern u.a. auch der Speisung des Vorverstärkers und der Funktionsprüfung
der gesamten Anlage.
[0008] In Fig. 4 ist das am Anker befestigte Gehäuse wiederum angedeutet und mit 4 bezeichnet.
Die Bezugsziffern lla, llb, llc bezeichnen die zueinander orthogonal angeordneten
piezoelektrischen Beschleunigungsfühler und 12 die zugehörige Verstärkungsschaltung.
In 5 ist das dreiadrige Verbindungskabel zum Boot angedeutet und die Empfangsstation
als Ganzes ist mit 14 bezeichnet. Eine vom (nicht gezeigten) Bordnetz gespiesene Ladeschaltung
15 lädt einen eigenen Akkumulator 16, der selbst wieder die Empfangsstation 14 versorgt,
um eine grösstmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Die wesentlichen Teile dieser
Schaltung sind: ein Spannungsüberwacher 17 und ein Geberüberwacher 18, ein Endverstärker
19 für die ankommenden Signale, ein einstellbarer Kompensator 20, um zu bestimmen
ob ein bestimmter Schwellwert erreicht ist, eine Rückstelllogik 21 und eine durch
den Kompensator 20 und die Rückstellogik 21 gesteuerte Alarmschaltung 23.
[0009] Diese bekannten elektrischen Kreise und fallweise weitere dafür benötigte Schaltelemente
sind geschaltet, um auf eine dem Elektronik-Fachmann geläufigt Weise folgende Funktionen
zu erfüllen: die Kontrolle des Ladezustandes des Akkumulators 16 und die Anzeige einer
ungenügenden Stromreserve, die Speisung und die Kontrolle des Vorverstärkers 12, die
Ueberwachung der piezoelektrischen Geber lla, llb, llc, die Ueberwachung des Zustandes
der elektrischen Leitungen des Kabels 5, die Prüfung, ob eine oder mehrere der durch
die Geber 11 angezeigten Beschleunigungen einen voreingestellten Wert übersteigen
und fallweise die Auslösung eines entsprechenden Alarms sowie die durch einen Handschalter
bewirkte Rückstellung der Anlage in den Zustand vor Ausgabe des Alarms.
[0010] Die praktische Verwendung der Einrichtung gestaltet sich etwa folgendermassen. Nach
dem Ankern wird die Anlage eingeschaltet und auf Funktionsfähigkeit sowie auf das
Vorhandensein genügender Stromreserven geprüft. Dann wird der Kompensator justiert
bis die bei festsitzendem Anker von den piezoelektrischen Gebern empfangenen Signale
den eingestellten Schwellwert um einen gewissen Betrag unterschreiten. Der so eingestellte
Schwellwert kann vom herrschenden Seegang, von der Art des Grundes, des Ankers und
des Ankergeschirrs abhängig sein. Er wird in der Regel nicht überschritten werden,
solange der Anker hält. Bricht dieser aber aus und wird über Grund geschleift, dann
erleidet er auch auf sandigem oder schlammigem Grund derart starke - wenn auch oft
kurze - Beschleunigungen, dass die von den Beschleunigungsfühlern lla, llb, llc abgegebenen
Signale zu einer Ueberschreitung des eingestellten Schwellwertes in der Empfangsstation
und damit zum Auslösen eines Alarmes führen. Daraufhin können die nötigen Sicherheitsvorkehrungen
getroffen werden. Um bei relativ niedrig eingestelltem Schwellwert durch Rucken der
Ankerkette bedingte Falschalarme zu vermeiden, kann es von Vorteil sein, zwischen
der Kette und dem Ankerschäkel ein kurzes Tau einzufügen.
[0011] Falls kein Schwojen um den Anker zu erwarten ist, etwa weil das Boot zwischen Bug-
und Heckanker liegt oder auch wenn - etwa an einem überfüllten Ankerplatz - gerade
ein solches Schwojen gemedet werden soll, kann man, wie_in
Fig. 2 gezeigt, das die piezoelektrischen Beschleunigungssensore enthaltende Gehäuse
4' unabhängig vom Anker 2 an einer kurzen Leine 5' auf Grund legen. Die Trommel 6
entfällt dann und es kann die Leine 5' (oder fallweise der deren Funktion erfüllendes
Verbindungskabel zwischen Gehäuse und Boot) an Bord festgemacht werden. Es ist klar,
dass auf diese Weise ein durch Wind oder Strömung bedingtes Schwojen des Bootes angezeigt
wird, auch wenn der Anker hält, indem dabei das Gehäuse 4' auf dem Grund herumgezogen
wird und en:sprechende Beschleunigungen erleidet. Der Umfang des ohne Auslösung des
Alarmes zulässigen Schwojens kann durch die änge der Leine 5' reguliert werden.
[0012] Schliesslich ist es, wie in Fig. 3 gezeigt, möglich, die von den am Aaker befestigten
piezoelektrischen Fühlern abgegebenen Sigiile über ein verhältnismässig kurzes
Ka-bel 5" zu einer Ankerboje 7 zu führen, die einen (nicht gezeigten) Radi:sender enthält,
von dem die Signale drahtlos zu einem zuehörigen Empfänger 8 an Bord des Bootes übertragen
werden. Der Sender muss dann eine eigene Stromquelle besitze; dafür kann aber in gewissen
Fällen auf den Vorverstärker verzichtet werden,wodurch die Masse und die Empfindlichkeit
der am Anker befestigten Vorrichtung kleiner werden. Diese Lösung ist vor allem bei
schwierigem Ankergrund vorteilhaft, auf welchem in der Regel eine Ankerboje von Nutzen
ist.
1. Verfahren zur Ueberwachung der Lage eines vor Anker liegenden Schiffes, dadurch
gekennzeichnet, dass ein mittels einer Tracke mit dem Schiff verbundener und mit mindestens
einem Beschleunigungsfühler versehener Körper auf Grund gelassen wird, und dass die
vom Beschleunigungsfühler abgegebenen Signale an Bord des Schiffes übertragen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch den Beschleunigungsfühler
elektrische Messsignale erzeugt und mittels elektrischer Leitungen zu einer Empfangsstation
an Bord des Schiffes übertragen werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass durch den Beschleunigungsfühler
elektrische Messignale erzeugt, mittels elektrischer Leitungen zu einer Boje übertragen
und von dort aus per Funk zu einer an Bord des Schiffes befindlichen Empfangsstation
übermittelt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, dass die Signale
an Bord des Schiffes mit einem vorgegebenen Schwellwert verglichen werden und dass
bei Ueberschreitung desselben ein Alarmsignal ausgelöst wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, dass die Unversehrtheit
der Signalwege und die Funktionstüchtigkeit des Fühlers vom Schiff aus periodisch
oder kontinuierlich überwacht werden und dass bei Nichteinhalten bestimmter Sollwerte
ein Funktionsausfall angezeigt wird.
6. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch
am oder im Körper befestigten piezoelektrischen Beschleunigungsfühler, durch am Körper
anbringbare elektrische Leitungen, um die vom Fühler erzeugten Signale mindestens
bis zur Wasseroberfläche zu übertragen, und durch eine Empfangsstation, die eingerichtet
ist, um ein Alarmsignal zu erzeugen., wenn die durch die Ausgangssignale des Fühlers
in der Empfangsstation ausgelösten Signale einen einstellbaren Schwellwert überschreiten.
7. Einrichtung nach Anspruch 6, gekennzeichnet durch einen schwimmenden Radiosender,
um die Signale von der Wasseroberfläche bis zu einem an Bord befindlichen Empfänger
zu übertragen sowie dadurch, dass die Empfangsstation für den Empfang der durch den
Sender gesendeten Signale eingerichtet ist.
8. Einrichtung nach Anspruch 6 oder 7, gekennzeichnet durch drei orthogonal zueinander
angeordnete piezoelektrische Geber.
9. Einrichtung nach Anspruch 8, gekennzeichnet durch einen den drei piezoelektrischen
Gebern gemeinsamen Vorverstärker.
10. Einrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorverstärker im
Körper angeordnet ist.
ll. Einrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorverstärker von
der Empfangsstation gespiesen ist.
12. Einrichtung nach einem der Ansprüche 6-10, dadurch gekennzeichnet, dass der Körper
ein den Beschleunigungsfühler enthaltendes, am Anker befestigbares, hermetisches und
mit einem wasserdichten elektrischen Ausgang versehenes Gehäuse ist.
13. Einrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Empfangsstation
eingerichtet ist, um die Integrität der Signalübertragungswege, des Beschleuni- gungsfühlers,.der
Signalverarbeitungsschaltungen sowie das Vorhandensein einer ausreichenden Versorgungsenergie
zu prüfen.