[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Stahls für Bauteile, die
im Temperaturbereich bis 560°C eingesetzt werden sollen, hohe Festigkeit, insbesondere
hohe Zeitstand-Relaxationsfestigkeit und gleichzeitig hohe Kerbschlagzähigkeit aufweisen
müssen.
[0002] Das Zeitverstandverhalten von CrMoV-Stählen beruht auf der Wechselwirkung zwischen
feinverteilten Ausscheidungen einerseits und den Verformungsvorgängen durch Versetzungsbewegungen
bei Betriebsbeanspruchungen andererseits. Die Beurteilung des Einflusses bestimmter
Legierungselemente auf die speziellen Eigenschaftsanforderungen hat häufig zu sehr
widersprüchlichen Ergebnissen geführt, da unterschiedliche Versuchsparameter häufig
die spezifische Wirkung eines Legierungselementes überdeckt haben.
[0003] Regressionsanalysen über die Zeitstandfestigkeit warmfester Stähle in bezug zu deren
chemischer Zusammensetzung haben ältere Untersuchungen bestätigt (G. Haust, Neue Hütte
11 (1966), S. 613/19). Danach hat das Element Vanadium einen überragenden Einfluss
auf die Erhöhung der Zeitstandfestigkeit. Es werden in der Literatur Vanadiumgehalte
um 0,7% genannt, wie sie bei dem englischen Stahl Durehete 1055 zur Anwendung kommen.
[0004] Aus der GB-A 771 446 ist ein bis 565°C kriechfester Stahl für Bolzen bekannt, der
aus 0,5 bis 2% Chrom, 0,65 bis 1,25% Molybdän, 0,15 bis 0,3% Kohlenstoff, 0,4 bis
1,15% Vanadium, bis 2% Mangan und Silizium, Rest Eisen besteht. Dieser Stahl soll
vorzugsweise bei 1050°C austenitisiert und bei 700°C angelassen werden. Es wird dabei
als wichtig angesehen, dass das Vanadiumcarbid in der Modifikation V
4C
3 vorliegt. Stähle, die um 1050°C austenitisiert und danach angelassen worden sind,
erreichen zwar hohe Kriechfestigkeit, die Zähigkeit leidet jedoch infolge der verhältnismässig
grossen Mängel an gebildetem Vanadiumcarbid, welches auch eine hohe Kerbversprödung
verursacht.
[0005] Aus der US-A 3 003 868 sind weitere Stähle mit hoher Zeitstandfestigkeit nach einem
Austenitisieren zwischen 1000 und 1120°C sowie nachfolgendem Anlassen bei 700 bis
750°C bekannt. Sie bestehen aus 0,1 bis 0,2% Kohlenstoff, 0,75 bis 3% Chrom, 0,75
bis 1,75% Molybdän, 0,3 bis 1% Vanadium, 0,3 bis 0,8% Mangan und 0,28 bis 0,5% Silizium,
Rest Eisen. Innerhalb dieses Bereichs wurden Stähle mit Vanadiumgehalten im Bereich
von 0,4 bis 0,8% untersucht. Stähle mit Vanadiumgehalten in diesem engeren Bereich
erreichen nicht die geforderten Zähigkeitswerte.
[0006] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung eines
Stahls zu schaffen, durch welches die Zeitstand- und Relaxationsfestigkeit in Kombination
mit einer hohen Zähigkeit im Temperaturbereich bis rd. 560°C gegenüber denen bekannter
Stähle verbessert werden kann.
[0007] Erfindungsgemäss wird diese Forderung von einem Stahl erfüllt, dessen Legierungsgehalte
sich in folgenden Bereichen bewegen:
0,17 bis 0,25% Kohlenstoff
0,15 bis 0,35% Silizium
0,35 bis 0,85% Mangan
max. 0,030% Phosphor
max. 0,035% Schwefel
1,15 bis 1,5% Chrom
0,65 bis 0,85% Molybdän
0,90 bis 1,10% Vanadium
Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen und der bei 1000°C solange austenitisiert
wird, bis 65% des gesamten Vanadiumgehalts gelöst vorliegen. Nach Abkühlen auf Raumtemperatur
liegt wie bei den anderen Stählen ein rein bainitisches Gefüge vor. Das Anlassen erfolgt,
wie bei Stählen dieser Art üblich, bei 700°C. Entscheidend für die Erreichung der
im Anspruch 1 angegebenen Mindestwerte für die Festigkeit und Zähigkeit ist die mit
1000°C verhältnismässig niedrige Austenitisierungstemperatur, bei der nur 65% des
gesamten Vanadiums in gelöste Form überführt wird. Hierdurch wird bei Erhaltung der
guten Zeitstandfestigkeit die Zähigkeit verbessert und die Kerbversprödung verhindert.
[0008] Ein Stahl aus dem obigen Bereich ist in Tabelle 1 unter Nr. 4 aufgeführt und Vergleichsstählen
gegenübergestellt. Der Vergleichsstahl Nr. 1 entspricht in seiner Zusammensetzung
dem ebenfalls aufgeführten Normstahl 21 CrMoV 57 (1.7709). Der Stahl Nr. 4 unterscheidet
sich von den Vergleichsstählen insbesondere dadurch, dass er einen Vanadiumgehalt
von 1% aufweist und nicht durch Zusätze an Titan und Bor modifiziert wurde. In dieser
Zusammensetzung ist der Stahl für Anwendungsfälle vor allem im Kraftwerksbau, insbesondere
für Schrauben und -muttern aufgrund seiner guten Kombination von Zeitstandfestigkeit
und Relaxationsfestigkeit bis zu rund 560°C sowie hoher Zähigkeit bei Raumtemperatur
besonders gut geeignet.
[0009] Die mechanischen Eigenschaften der untersuchten Stähle sind in den Fig. 1 und 2 aufgetragen.
Fig. 1 zeigt, dass der erfindungsgemässe Stahl Nr. 4 bei gleicher Anlassbehandlung
(700°C 2h/Luft) in den Festigkeitskennwerten, 0,2-Grenze und Zugfestigkeit deutlich
besser abschneidet als der Vergleichsstahl 1 (Normstahl 21 CrMoV 57).
[0010] Fig. 2 gibt die an ISO-V-Proben bei verschiedenen Prüftemperaturen ermittelten Werte
der Kerbschlagarbeit wieder. Es ist zu erkennen, dass die Werte des erfindungsgemässen
Stahles Nr. 4 ähnlich hoch liegen wie die des Normstahles Nr. 1, aber deutlich über
denen der anderen Vergleichsstähle. Sowohl die Stähle ohne Titan (oberer Teil der
Fig. 2) als auch die titanlegierten Stähle Nr. 5 bis 7 (unterer Teil der Fig. 2) zeigen
gemäss Fig. 3 mit zunehmendem Vanadiumgehalt eine deutliche Verschlechterung der Zähigkeitswerte.
[0011] Legt man als Übergangskriterium vom verformungsreichen Bruch in der Hochlage zum
verformungsarmen Bruch in der Tieflage einen Wert von 60 Joule zugrunde, so wird der
Vorteil des erfindungsgemäss zu verwendenden Stahles aus Fig. 3 besonders deutlich.
Es zeigt sich, dass der erfindungsgemässe Stahl Nr. 4 wie der Normstahl Nr. 1 eine
Übergangstemperatur von rund 25°C aufweist. Besonders hervorzuheben ist, dass diese
Aussage für nahezu gleiche Härtungsgefüge gilt.
[0012] Die Ergebnisse der Zeitstanduntersuchungen wurden ausgewertet und in Fig. 4 über
dem Vanadiumgehalt aufgetragen. Es zeigt sich, dass bis zu rd. 0,75% Vanadium die
Kennwerte ansteigen, bei weiterer Erhöhung des Vanadiumgehaltes aber nahezu konstant
auf diesem hohen Niveau bleiben. Diese Abhängigkeit tritt um so deutlicher zutage,
je höher die Prüftemperatur im Bereich 450 bis 550°C gewählt wird. Sie gilt für Stähle
ohne Zusätze an Titan und Bor gleichermassen wie für Stähle mit diesen Zusätzen. Stähle
mit Titan- und Borzusatz zeigen die höheren Kennwerte. Insbesondere bei 500 und 550°C
zeigt der erfindungsgemässe Stahl Nr. 4 gegenüber Stahl Nr. 1 eine deutliche Verbesserung.
[0013] Tabelle 2 enthält die Ergebnisse der Relaxationsversuche. Die Restspannungswerte
nach 5000 h Beanspruchungsdauer zeigen auch hier deutliche Vorteile des erfindungsgemässen
Stahles Nr. 4 gegenüber dem Vergleichsstahl Nr. 1 bei 500 und 550°C.

1. Verfahren zur Herstellung eines Stahls für Bauteile, die im Temperaturbereich bis
560°C eingesetzt werden sollen, mit einer 0,2-Grenze bei Raumtemperatur von mindestens
800 N/mm
2 und einer Festigkeit von mindestens 900 N/mm
2, einer Kerbschlagarbeit an ISO-V-Proben bei Raumtemperatur von mindestens 40 Joule
und folgenden Kennwerten aus dem Zeitstandversuch:
Rp 1,0%/104 h/550°C: 200 N/mm2
Rm/104 h/550°C: 250 N/mm2
und einer Restspannung nach 5000 h bei 550°C
von 108 N/mm2 bei einer Anfangsspannung
(= 0,2% Dehnung) von 341 N/mm2, der aus
0,17 bis 0,25% Kohlenstoff
0,15 bis 0,35% Silizium
0,35 bis 0,85% Mangan
max. 0,030% Phosphor
max. 0,035% Schwefel
1,15 bis 1,5% Chrom
0,65 bis 0,85% Molybdän
0,90 bis 1,10% Vanadium
Rest Eisen sowie nicht vermeidbare Verunreinigungen besteht, bei 1010°C so lange austenitisiert
wird, bis 65% des Gesamtvanadiumgehaltes gelöst vorliegen, der unter Bildung eines
bainitischen Härtungsgefüges abgeschreckt und bei 700°C angelassen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Bauteile Schrauben
und Muttern sind.
1. A process for making a steel for constructional parts which have to withstand temperatures
of up to 560°C in operation and must show, at room temperature, a tensile strength
of at least 800 N/mm
2 at 0.2% elongation; an ultimate tensile strength of at least 900 N/mm
2; a notch impact energy of at least 40 joules on ISO-V test samples; the following
stresses in the creep resistance test:
Rp 1.0%/144 h/550°C: 200 N/mm2
Rm/144 h/550°C: 200 N/mm2
and a residual stress after 5000 hours of stressing at 550°C of 108 N/mm2, the initial stress (at 0.2% elongation) being 341 N/mm2; the steel consisting of: 0.17 to 0.25% carbon
0.15 to 0.35% silicon
0.35 to 0.85% manganese
at most 0.30% phosphorous
at most 0.35% sulphur
1.25 to 1.5% chromium
0.65 to 0.85% molybdenum
0.90 to 1.10% vanadium
the remainder iron and melt impurities the steel being austenitised to 1010°C until
65% of the vanadium has been dissolved; quenched to form a bainite hardening grain
structure; and annealed at 700°C.
2. Process as claimed in Claim 1, characterised in that the structural parts are screws
and nuts.
1. Procédé de fabrication d'un acier pour des éléments de construction qui doivent
être mis en oeuvre dans une plage de températures pouvant atteindre 560°C avec une
limite 0,2 à température ambiante au moins égale à 800 N/mm
2 et une résistance au moins égale à 900 N/mm
2, une résilience sur éprouvettes V ISO à température ambiante au moins égale à 40
joules, et les valeurs caractéristiques suivantes fournies par essai de fluage:
Rp 1,0%/104 h/550°C: 200 N/mm2
Rm/104 h/550°C: 250 N/mm2
et avec une tension rémanente après 5000 heures à 550°C égale à 108 N/mm2 pour une tension initiale (= 0,2% d'allongement) égale à 341 N/mm2, qui est composé de
0,17 à 0,25% de carbone
0,15 à 0,35% de silicium
0,35 à 0,85% de manganèse
au max. 0,030% de phosphore
au max. 0,035% de soufre
1,15 à 1,5% de chrome
0,65 à 0,85% de molybdène
0,90 à 1,10% de vanadium
le reste en fer ainsi que les impuretés inévitables, est austénisé à 1010°C jusqu'à
ce que 65% de la quantité totale de vanadium se présentent sous forme dissoute, est
refroidi brusquement en formant une structure de durcissement bainitique et est mis
à revenir à 700°C.
2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que les éléments de construction
sont des vis et des écrous.