[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Einrichtung zur Verstellung des Turbinenzuströmquerschnittes
eines Abgasturboladers gemäss Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Bei Teillast des Motors verringert sich die Abgasmenge, was bei unverändertem Turbinenzuströmquerschnitt
zu einem Absinken des Ladedruckes führt. Dadurch erhält der Motor zu wenig Luft, wobei
die Abgastemperatur und die Gefahr der unvollkommenen Verbrennung steigen. Um diesen
Zustand störungsfrei fahren zu können, ist es erforderlich, dass der Turbinenzuströmquerschnitt
während des Betriebes angepasst werden kann, was einen einigermassen konstanten Ladedruck
und einen rauchfreien Betrieb im ganzen Regelbereich zur Folge hat.
[0003] Eine derartige Einrichtung zur Verstellung des Strömungsquerschnittes ist Gegenstand
der CH-Patentanmeldung Nr. 2609/82 vom 29.4.82.
[0004] Ein verstellbarer Ringschieber ermöglicht hier eine stufenlose Aenderung des Turbinenzuströmquerschnittes.
Die Verstellung des Ringschiebers erfolgt hier durch axiale Verschiebung. Der Ringschieber
wird in einer zylindrischen Bohrung im Gasgehäuse geführt, wobei zwischen ihm und
dem Gehäuse ein Radialspiel vorhanden sein muss. Um ein Entweichen des Abgases zu
verhindern, ist die Führung des Ringschiebers mit einer Labyrinthdichtung versehen.
[0005] Die Führung eines relativ kurzen zylindrischen Schiebers in einer Gehäusebohrung
kann Schwierigkeiten in bezug auf Einklemmen des Schiebers verursachen. Ausserdem
sind wegen der hohen Temperatur der aufeinander reibenden Teile Reibungsverluste und
Verschleisserscheinungen unvermeidbar.
[0006] Die Erfindungsaufgabe besteht in der Schaffung einer Einrichtung zur Verstellung
des Turbinenzuströmquerschnittes, bei welcher das Verstellorgan möglichst leichtgängig
verschiebbar und präzise geführt ist.
[0007] Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs
1 gelöst.
[0008] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im wesentlichen in einer für eine
berührungsfreie Abdichtung günstigen, quasi translatorischen Führung des Verstellorgans
zu sehen, wobei die reibungsarmen Gelenke der Ringgelenkhebel im Gebiete tieferer
Temperatur angeordnet sind.
[0009] Wenn die Ringgelenkhebel und das Verstellorgan im Druckraum eines Druckgehäuses angeordnet
sind, erreicht man den Vorteil, dass eine einzige dynamisch beanspruchte Dichtungsstelle
gegen die Umgebung an der Durchführung der Antriebswelle liegt. Damit ist das Problem
der Abdichtung weitgehend entschärft.
[0010] Durch richtige Dimensionierung des Hebelarmes des zweiten Ringgelenkhebels wird eine
nur unwesentliche Abweichung des Weges des Verstellorgans von dessen translatorischer
Geradführung erreicht.
[0011] In der Zeichnung sind zwei Ausführungsbeispiele der Erfindung vereinfacht dargestellt.
[0012] Es zeigen:
Fig. 1 die Radialturbine eines Abgasturboladers mit einem zylindrischen Verstellorgan
im Längsschnitt;
Fig. 2 einen Querschnitt nach Linie A-A in Fig. 1;
Fig. 3 einen Querschnitt nach Linie B-B in Fig. 1;
Fig. 4 eine weitere Radialturbine mit einer in Axialrichtung verstellbaren Begrenzungswand
des spiralförmigen Zuströmkanals;
Fig. 5 einen Querschnitt nach Linie X-X in Fig. 4.
[0013] Gleiche Teile sind in allen Figuren mit denselben Bezugszeichen versehen. Die Strömungsrichtungen
des Arbeitsmittels sind mit Pfeilen bezeichnet.
[0014] Die in Fig. 1 dargestellte Radialturbine ist über eine Gaseintrittsöffnung 9 an eine
nicht dargestellte Motorabgasleitung angeschlossen. Die Turbinenwelle 1 ist im Turbinengehäuse
4 gelagert und trägt die mit Laufschaufeln 3 versehene Turbinennabe 2. Vor der Radialturbine
ist ein in axialer Richtung verschiebbares Verstellorgan 6 zur Veränderung des Turbinenzuströmquerschnittes
angeordnet. Die in den Turbinenströmungskanal hineinragende Stirnfläche des Verstellorgans
6 ist strömungskonform abgerundet. Die vollkommen offene Lage des Verstellorgans 6
entspricht der maximalen Breite E des Turbinenzuströmkanals.
[0015] Die maximale Axialverschiebung S des Verstellorgans 6 ist durch die Breite des Motorregelbereichs
bestimmt. Wesentlich ist hierbei, dass die Verkleinerung des Turbinenzuströmquerschnittes
derart abgestimmt wird, dass die absolute Gaseintrittsgeschwindigkeit in die Turbine
im ganzen Drehzahlbereich annähernd konstant bleibt.
[0016] Gemäss der Erfindung ist das Verstellorgan 6 in zwei konzentrisch zur Turbinenachse
angeordneten Ringgelenkhebeln 7, 8 aufgehängt. Der Hebelarm R
1 des der Turbine nähergelegenen ersten Ringgelenkhebels 7 ist länger als derjenige
R
2 des zweiten Ringgelenkhebels 8. Hierbei entsteht ein in einer in der Turbinenachse
gelegenen Ebene angeordnetes trapezförmiges Gelenkviereck. Die Längen der Hebelarme
R
1 und R
21 ihr gegenseitiger axialer Abstand C sowie die Entfernung D des ersten Ringgelenkhebels
7 von der zu dichtenden Stelle des Verstellorgans 6 sind derart abgestimmt, dass eine
minimale Abweichung des Weges des Verstellorgans 6 von dessen translatorischer Geradführung
erreicht wird. An das Turbinengehäuse 4 ist ein Druckgehäuse 5 angeschlossen, welches
eine Gasaustrittsöffnung 10 aufweist. Der rotationssymmetrische Innenteil 5' des Druckgehäuses
5 ist als ein hohler, koaxial angeordneter Zylinder ausgeführt. Seine der Turbine
zugewandte Stirnseite ist strömungskonform profiliert und bestimmt die Breite E des
Turbinenzuströmkanals. Das Druckgehäuse 5 schliesst einen Druckraum 5" ein.
[0017] Die Ringgelenkhebel 7, 8 und das Verstellorgan 6 sind im Druckraum 5" des Druckgehäuses
5 angeordnet, wo sie sich im Bereich tieferer Temperaturen befinden.
[0018] Diese Anordnung der Ringgelenkhebel 7, 8 und des Verstellorgans 6 im Druckraum 5"
des Druckgehäuses 5 weist den Vorteil auf, dass die zu dichtenden Durchführungen zwischen
dem unter dem Gasdruck stehenden Turbinenströmungskanal und der Atmosphäre auf ein
Minimum beschränkt sind. Nur das Lager des Gelenkbolzens 14 muss abgedichtet werden.
Diese Rolle übernimmte eine einfache Wellendichtung 16.
[0019] Der Hebelarm R
2 des Ringgelenkhebels 8 kann vorzugsweise in Abhängigkeit von anderen Einflussgrössen
folgendermassen bestimmt werden: - 1

[0020] Die Formel ist näherungsweise für

gültig.
[0021] Die Symbole bedeuten:
D Axialabstand des Ringgelenkhebels 7 von der zu dichtenden Stelle
S maximale Axialverschiebung des Verstellorgans 6
C Axialabstand der Ringgelenkhebel
R1 Hebelarm des Ringgelenkhebels 7
[0022] Das Verstellorgan 6 verschiebt sich mit seiner zylindrischen, nach innen offenen
Fläche entlang der äusseren zylindrischen Fläche des Innenteils 5' des Druckgehäuses
5 berührungsfrei. Ebenso berührungsfrei verschiebt sich das Verstellorgan 6 mit seiner
zylindrischen, nach aussen offenen Fläche entlang der zylindrischen Fläche der im
Turbinengehäuse 4 angeordneten Axialbohrung. Der Radialspalt zwischen dem Innenteil
5' des Druckgehäuses 5 und dem Verstellorgan 6 sowie der Radialspalt zwischen dem
Turbinengehäuse 4 und dem Verstellorgan 6 müssen möglichst gering sein, da sonst infolge
des in der Umfangsrichtung des Turbinenzuströmkanals vorhandenen Druckgradienten und
der Druckdifferenz über dem Verstellorgan 6 Strömungsverluste und eine intensive Wirbelung
des Motorabgases im Druckraum 5" entstehen würden. Die Wirbelung des heissen Motorabgases
im Druckraum 5" könnte negative Folgen auf die Wirkung der Gelenke des trapezförmigen
Gelenkvierecks haben.
[0023] Auf dem in Fig. 2 dargestellten Querschnitt ist der längere Ringgelenkhebel 7 dargestellt.
Dieser Ringgelenkhebel 7 ist unten mittels eines Gelenkbolzens 12 im Druckgehäuse
5 gelagert. Oben auf dem Ringgelenkhebel 7 ist das Verstellorgan 6 mittels eines Gelenkbolzens
11 drehbar aufgehängt.
[0024] In Fig. 3 ist ein Querschnitt nach Linie B-B in Fig. 1 dargestellt. Hier ist der
zweite Ringgelenkhebel 8 wiederum im Druckgehäuse 5 gelagert und zwar mittels eines
zweiteiligen Gelenkbolzens 14, auf welchem ein Antriebshebel 15 fest angeordnet ist.
Der Gelenkbolzen 14 weist in seinem dem Antriebshebel 15 zugewandten Lager eine wellendichtung
16 auf. Das Verstellorgan 6 ist oben auf dem Ringgelenkhebel 8 mittels eines Gelenkbolzens
13 drehbar aufgehängt.
[0025] Die Wirkungsweise der Einrichtung geht aus folgendem hervor: Bei Vollast des Motors
befindet sich das Verstellorgan 6 in offener Stellung, wie in Fig. 1 dargestellt ist.
Wird die Last des Motors reduziert, so sinkt der Abgasdruck vor der Turbine. Das Verstellorgan
6 wird nun automatisch oder manuell in den Strömungskanal hinein verschoben, wobei
sich der Abstand E zwischen dem Verstellorgan 6 und dem Gehäuse 4 und damit der Turbinenzuströmquerschnitt
verkleinert. Als Steuergrösse im Falle einer automatischen Steuerung des Verstellorgans
6 kann beispielsweise der Motorabgasdruck verwendet werden.
[0026] Die Verschiebung des Verstellorgans 6 ist bei Mindestlast des Motors in Fig. 1 strichliert
eingezeichnet und mit S bezeichnet.
[0027] Der Mechanismus zur Betätigung des Verstellorgans 6 ist ein trapezförmiges räumliches
Gelenkviereck dessen Drehpunkte von zwei gehäusefesten, im Gehäuse 5 angeordneten,
Gelenkbolzen 12, 14 und von je einem in den beiden Ringgelenkhebeln 7, 8 angeordneten
Bolzen 11, 13 gebildet sind. Durch die Schwenkung des Antriebshebels 15 der mit dem
Bolzen 14 und dieser wiederum mit dem Ringgelenkhebel 8 fest verbunden ist, schwenkt
der Ringgelenkhebel 8 nun den Bolzen 14, um den gleichen Schwenkwinkel wie der Antriebshebel
15. Der Bolzen 13 bewegt sich dabei an einer kreisbogenartigen Bahn mit einem Radius
R
2 um den Gelenkbolzen 14. Diese Bewegung wird an das Verstellorgan 6 übertragen, wobei
das Verstellorgan 6 in annähernd axialer Richtung geschoben wird. Da das Verstellorgan
6 mittels dem Bolzen 11 im Ringgelenkhebel 7 gelenkig aufgehängt ist, schwenkt auch
der Ringgelenkhebel 7 in gleicher Richtung wie der Ringgelenkhebel 8, allerdings um
einen etwas geringeren winkel, wobei sich der Gelenkbolzen 11 an einer kreisbogenartigen
Bahn mit einem Radius R
1 um den Gelenkbolzen 12 bewegt. Da der Radius R
2 kleiner ist als R
1 wird bei einer Schwenkbewegung der beiden Ringgelenkhebel 7, 8 in Richtung des Turbinenrotors
2, 3, die der Turbine zugewandte Stirnseite des Verstellorgans 6, aus seiner heruntergehenden
Kreisbahn nach oben gehoben, so dass die Bewegung des Verstellorgans 6 von einer reinen
Translatation nur wenig abweicht. Die Verschiebung des Verstellorgans kann daher als
quasi geradlinig betrachtet werden.
[0028] Die Radialturbine nach Fig. 4 unterscheidet sich von jener nach Fig. 1 dadurch, dass
das Verstellorgan 6 in Form einer verschiebbaren Begrenzungswand des im Turbinengehäuse
4 angeordneten spiralförmigen Strömungskanals ausgeführt ist. Die zum spiralförmigen
Strömungskanal passende Form des Verstellorgans 6 ist in Fig. 5 mit einer Strich-Punkt-Linie
eingezeichnet. Der Verstellmechanismus ist hier mit jenem in Fig. 1 vollkommen identisch.
[0029] Der Vorteil der Erfindung wird insbesondere darin gesehen, dass eine präzise und
reibungsarme, quasi translatorische Führung des Verstellorgans 6 mit berührungsfreier
Abdichtung geschaffen ist, bei welcher die Verschleisserscheinungen und Betriebsstörungen
weitgehend eliminiert und die Lebensdauer der Einrichtung positiv beeinflusst ist.
[0030] Selbstverständlich ist die Erfindung nicht auf das in der Zeichnung Gezeigte und
das Beschriebene beschränkt. Sie umfasst auch andere Typen von Turbinen, welche beispielsweise
mit einem teilweise radial durchströmten Turbinenleitapparat, sowie mit einem in Axialrichtung
verschiebbaren Verstellorgan versehen sind.
1. Einrichtung zur Verstellung des Turbinenzuströmquerschnittes eines Abgasturboladers,
im wesentlichen bestehend aus einem in Axialrichtung um den Wert (S) beweglichen Verstellorgan
(6), welches im Turbinenströmungskanal stromaufwärts der Laufschaufeln (3) angeordnet
ist, sowie einem Mechanismus zur Betätigung des Verstellorgans (6), dadurch gekennzeichnet,
dass das Verstellorgan (6) in zwei konzentrisch zur Turbinenachse angeordneten Ringgelenkhebeln
(7, 8) aufgehängt ist, wobei der Hebelarm (R1) des der Turbine näher gelegenen ersten Ringgelenkhebels (7) länger ist als derjenige
(R2) des zweiten Ringgelenkhebels (8) und hierbei ein in einer in der Turbinenachse gelegenen
Ebene angeordnetes trapezförmiges Gelenkviereck entsteht, wobei die Längen der Hebelarme
(R1, R2), ihr gegenseitiger axialer Abstand (C) sowie die Entfernung (D) des ersten Ringgelenkhebels
(7) von der zu dichtenden Stelle des Verstellorgans (6) derart abgestimmt sind, dass
eine minimale Abweichung des Weges des Verstellorgans (6) von dessen translatorischer
Geradführung erreicht wird.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ringgelenkhebel (7,
8) und das Verstellorgan (6) im Druckraum eines Druckgehäuses (5) angeordnet sind.
3. Einrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass
der Hebelarm (R
2) des Ringgelenkhebels (8), in Abhängigkeit von anderen Einflussgrössen, folgendermassen
bestimmt wird:

wobei die Formel näherungsweise für

gültig ist.