[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen hochlegierten Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff
mit einem austenitischen Grundgefüge, dessen Kohlenstoff überwiegend als Graphit vorliegt.
[0002] Derartige hochlegierte Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoffe werden nach DIN 1694 als austenitisches
Gußeisen bezeichnet, wobei nach der Art der Graphitausscheidungen unterschieden wird
zwischen austenitischem Gußeisen mit Lamellengraphit und austenitischem Gußeisen mit
Kugelgraphit. Beim austenitischen Gußeisen mit Lamellengraphit liegen die Graphitausscheidungen
im Gußeisen als zusammenhängendes und nicht in den Grundwerkstoff eingebettetes Gebilde
aus feinverteilten Verästelungen vor, während beim austenitischen Gußeisen mit Kugelgraphit
die Graphitausscheidungen als einzelne nicht miteinander in Verbindung stehende Kugeln
vorliegen.
[0003] Das austenitische Grundgefüge des Werkstoffes wird durch das Hinzufügen von Legierungselementen
erreicht. Die jeweils verwendeten Legierungszusätze beeinflussen dabei die Werkstoffeigenschaften
des fertigen Gußstücks, so daß diesen in Art und eingesetzter Menge erhebliche Bedeutung
zukommt. So ist beispielsweise bei niedriglegierten Gußwerkstoffen zu beachten, daß
die unteren Grenzwerte für den Nickelgehalt nicht unterschritten sind, da sonst das
Grundgefüge nicht mehr rein austenitisch vorliegt, wobei allerdings ein zu niedriger
Nickel-, Mangan- bzw. Nickel- und Kupfergehalt ein Auftreten von Ferromagnetismus,
höhere Härte und beeinträchtigte Bearbeitbarkeit des Gußstückes zur Folge haben können.
Weiterhin muß beispielsweise bei einem austenitischen Gußeisen beachtet werden, daß
der Chromgehalt sich innerhalb bestimmter Grenzen bewegen muB, wobei mit steigendem
Chromgehalt die Festigkeit, Härte, Zunderbeständigkeit und Schweißbarkeit des GuBstückes
verbessert werden kann, jedoch die Bearbeitbarkeit des Gußstückes bei einem geringeren
Chromgehalt um so besser ist. Hieraus ist zu ersehen, daß durch die das austenitische
Grundgefüge hervorrufenden Legierungszusätze die Eigenschaften des Gußwerkstoffes
in erheblicher Weise verändert werden können, darüber hinaus können aber auch die
Legierungszusätze die Graphitausscheidungsart in erheblicher Weise beeinflussen.
[0004] Als nachteilig bei den bekannten austenitischen Gußeisensorten ist anzusehen, daß
trotz der verschiedenartigen Legierungszusätze nur bestimmte Festigkeitsbereiche abgedeckt
werden können. So sind beispielsweise mit einem austenitischen Gußeisen mit Lamellengraphit
Zugfestigkeitswerte von 140 bis 170 N/mm2 und mit austenitischem Gußeisen mit
Kugelgraphit Zugfestigkeitswerte zwischen 370 bis 440 N/mm2 zu erreichen, so daß Gußstücke,
die beispielsweise den Zwischenfestigkeitswert von 250
N/mm
2 zu erfüllen haben, nur mit einer austenitischen Gußeisensorte mit Kugelgraphit dargestellt
werden können. Austentisches Gußeisen mit Kugelgraphit ist aber außerordentlich schwierig
herzustellen, da Legierungszusätze die Ausbildung der Graphitkugeln in erheblicher
Weise beeinflussen können. Ein weiterer Nachteil des austenitischen Gußeisens mit
Kugelgraphit ist die Fehlerhaftigkeit durch Dross, Lunker, RiBneigung und die schlechte
Gießbarkeit, hervorgerufen durch die insbesondere bei austenitischem Gußeisen mit
Kugelgraphit verhandenen hohen Magnesiumrestgehalte.
[0005] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen hochlegierten Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff
herzustellen, der die Festigkeitsbereiche zwischen austenitischem Gußeisen mit Lamellengraphit
und austenitischem Gußeisen mit Kugelgraphit abdecken kann und darüber hinaus auch
noch gute Gießeigenschaften aufweist.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Graphit zum überwiegenden
Teil als vermiculare Graphitausscheidung ausgebildet ist. Mit einem derartigen erfindungsgemäßen
hochlegierten Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff können die Zwischenfestigkeitsbereiche
in idealer Weise abgedeckt werden, so daß die erreichbaren Festigkeitswerte über den
Festigkeitswerten des austenitischen Gußeisens mit Lamellengraphit liegen, während
die Grenzen zu austenitischen Gußeisen mit Kugelgraphit überlappend gestaltet werden
können. Die Graphitausscheidungen liegen überwiegend als einzelne, nicht direkt zusammenhängende
Gebilde vor, die fest mit dem Grundwerkstoff verankert sind. Sie haben eine etwa würmchenartige,
d.h. vermiculare Form im austenitischen Gefüge. Die angestrebten Festigkeitsbereiche
lassen sich in idealer Weise durch einen Restmagnesiumgehalt von 0,01 bis 0,04 Gew.-%
im Gußwerkstoff darstellen, womit der weitere Vorteil erzielt wird, daß aufgrund dieser
geringen Magnesiumrestgehalte eine sehr gute Gießbarkeit des Werkstoffs erreicht wird.
[0007] Der erfindungsgemäße hochlegierte Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff kann erfindungsgemäß
aus einer Basiseisenschmelze, deren Grundgefüge durch Hinzufügen von Legierungszusätzen
austenitisch ausgebildet wird, dadurch hergestellt werden, daß der Basiseisenschmelze
ein Behandlungszusatz aus Reinmagnesium zugegeben wird. Hiermit ist der herausragende
Vorteil verbunden, daß durch die erfindungsgemäße Reinmagnesiumbehandlung das austenitische
Gußeisen mit Vermiculargraphit besonders treffsicher reproduzierbar und insbesondere
gestuft nach den angestrebten Festigkeitswerten ohne Zugabe von weiteren Behandlungszusätzen
herstellt werden kann. Hierbei sind Einflüsse auf die durch die Zugabe der Legierungszusätze
angestrebten Werkstoffeigenschaften auszuschließen. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen
Reinmagnesiumbehandlung besteht darin, daß die erfindungsgemäßen
Restmagnesiumgehalte von 0,01 bis 0,04 Gew.-% auf einfache Wrise zur Darstellung der
jeweiligen Zwischenfestigkeitswerte durch Zugabe des Reinmagnesiumbehandlungszusatz
in einer Menge von 0,05 bis 0,3 Gew.-% erreicht wird.
[0008] Daneben ist es auch möglich, den erfindungsgemäßen hochlegierten Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff
aus einer Basiseisenschmelze, deren Grundgefüge durch Hinzufügen vor Legierungszusätzen
austenitisch ausgebildet wird, dadurch herzustellen, daß der Basiseisenschmelze ein
Behandlungszusatz aus einer Magnesiumvorlegierung in einer derartigen Menge zugegeben
wird, daß im hochlegierungen Gußwerkstoff 0,01 bis 0,04 Gew.-% Restmagnesium vorhanden
ist. Hierbei wird bevorzugt der Basiseisenschmelze 0,5 bis 2,0 Gew.-% FeSiMg-Vorlegierung
oder 0,05 bis 1,0 Gew.-% NiMg-Vorlegierung zugegeben, was sich insbesondere im Hinblick
auf die Abklingdauer der Schmelze und somit auf die Vermeidung des Umkippens der vermicularen
Graphitausbildung in ein lamellares Gefüge als vorteilhaft herausgestellt hat.
[0009] Durch die erfindungsgemäße Herstellung des erfindungsgemäßen Gußwerkstoffs ist es
in vorteilhafter Weise möglich, sogar schwefelreiche Basiseisenschmelzen treffsicher
zu dem austenitischen Gußeisen mit vermicularer Graphitausbildung zu verarbeiten,
so daß die hohen Anforderungen, die an die Basiseisenschmelzen von austenitischem
Gußeisen mit Kugelgraphit insbesondere hinsichtlich Spurenelemente und Störelemente
gestellt werden, weit verringert sind, was insbesondere im Hinblick auf eine großtechnische
Verwendung und Anwendung einen erheblichen Kostenvorteil beinhaltet.
[0010] Als vorteilhaft hat sich herausgestellt, wenn die Basiseisenschmelze vor der Zugabe
des Behandlungszusatzes einer
Vorentschwefelung unterzogen wird, wobei die Vorentschwefelung bevorzugt mittels Reinmagnesium
erfolgt.
1. Hochlegierter Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff mit einem austenitischen Grundgefüge,
dessen Kohlenstoff überwiegend als Graphit vorliegt,
dadurch gekennzeichnet, daß der Graphit zum überwiegenden Teil als vermiculare Graphitausscheidung
ausgebildet ist.
2. Hochlegierter Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch
einen Restmagnesiumgehalt von 0,01 bis 0,04 Gew.-% .
3. Verfahren zur Herstellung eines hochlegierten Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoffs nach
einem der Ansprüche 1 oder 2 aus einer Basiseisenschmelze, deren Grundgefüge durch
Hinzufügen von Legierungszusätzen austenitisch ausgebildet wird,
dadurch gekennzeichnet, daß der Basiseisenschmelze ein Behandlungszusatz aus Reinmagnesium
zugegeben wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine derartige Menge an
Reinmagnesium der Basiseisenschmelze zugegeben wird, daß im hochlegierten Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff
0,01 bis 0,04 Gew.-% Restmagnesium vorhanden ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Basiseisenschmelze
0,05 bis 0,3 Gew.-% Reinmagnesium zugegeben wird.
6. Verfahren zur Herstellung eines hochlegierten Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoffs nach
Anspruch 1 oder 2 aus einer Basiseisenschmelze, deren Grundgefüge durch Hinzufügen
von Legierungszusätzen austenitisch ausgebildet wird, dadurch gekennzeichnet, daß
der Basiseisenschmelze ein Behandlungszusatz aus einer Magnesiumvorlegierung in einer
derartigen Menge zugegeben wird, daß im hochlegierten Eisen-Kohlenstoff-Gußwerkstoff
0,01 bis 0,04 Gew.-% Restmagnesium vorhanden ist.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Basiseisenschmelze 0,5 bis 2,0 Gew.-% FeSiMg-Vorlegierung
zugegeben wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Basiseisenschmelze 0,05 bis 1,0 Gew.-% NiMg-Vorlegierung
zugegeben wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Basiseisenschmelze
eine übliche Graugußeisenschmelze, z.B. eine schwefelreiche Kupolofeneisenschmelze,
verwendet wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Basiseisenschmelze
vor der Zugabe des Behandlungszusatzes vorentschwefelt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß die Vorentschwefelung mittels Reinmagnesium erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die mit
dem Behandlungszusatz behandelte hochlegierte Basiseisenschmelze in einer mit Inertgas
geschützten Warmhaltevorrichtung für den Gießvor- gang bereitgehalten wird.