[0001] Feuerfeste, elektrisch leitfähige Mischwerkstoffe, die neben mindestens einer elektrisch
leitfähigen Komponente unterschiedliche Mengen an hexagonalem Bornitrid enthalten,
sind seit langem bekannt. Derartige Werkstoffe finden insbesondere für die Herstellung
von Verdampferschiffchen Verwendung, die bei der Vakuumaufdampfung von Metallen im
direkten Stromdurchgang erhitzt'werden. Für die Verwendung als Verdampferschiffchen
geeignete Mischwerkstoffe enthalten beispielsweise als elektrisch leitfähige Komponente
Boride von Titan, Zirkonium, Aluminium und Chrom und/oder Carbide von Silicium, Titan
und Chrom, wobei sich Boride von Titan und Zirkonium besonders bewährt haben. Der
elektrische Widerstand der Verdampferschiffchen wird durch den Anteil an hexagonalem
Bornitrid, als elektrisch nicht leitfähiger Komponente festgelegt, der in weitem Bereich
variiert und somit jeder gewünschten Anforderung angepasst werden kann. Darüberhinaus
erleichtert der Zusatz von Bornitrid aufgrund seiner Materialeigenschaften die Bearbeitbarkeit
der Verdampferschiffchen (vgl. US-PSS 3 181 968 und 3 673
118). Desgleichen sind Mischwerkstoffe bekannt, die zusätzlich Aluminiumnitrid und/oder
Siliciumnitrid enthalten, wodurch die mechanische Festigkeit der Verdampferschiffchen
verbessert werden soll (vgl. US-PSS 3 544 486 und 3 813 252 sowie GB-PS 1 251 664).
[0002] Für die Herstellung der Mischwerkstoffe werden üblicherweise homogene Pulvergemische
in Graphitformen unter Anwendung von Stempeldruck heißgepresst, wobei Temperaturen
von mindestens 1 800°C erforderlich sind, um feste Körper mit ausreichender Dichte
zu erzielen. Der Anteil an Bornitridpulver, von dem bekannt ist, daß es allein ohne
Mitverwendung von Sinterhilfsmitteln nicht hoch verdichtet werden kann, wirkt auch
in den Pulvergemischen sinterhemmend, sodaß unter den genannten Bedingungen des Heißpressens
im allgemeinen nur Dichten von < 95 % der theoretisch möglichen Dichte erreicht werden.
[0003] Mit Zusatz von Sinterhilfsmitteln können durch Heißpressen derartige Mischwerkstoffe
von höherer Dichte erhalten werden. Beispiele hierfür sind Aluminium (vgl. DE-AS 22
00 665 und US-PS 4 008 183), Kohlenstoff (vgl. US-PS 3 649 314), Boroxid (vgl. US-PS
3 915 900) und Nickel (vgl. US
-PS 4 268 314). Durch die Mitverwendung von Sinterhilfsmitteln, die sich während des
Sintervorgangs bevorzugt an den Korngrenzen ansammeln, möglicherweise unter Bildung
von glasähnlichen Phasen, sind aber in den aus diesen Mischwerkstoffen hergestellten
Verdampferschiffchen Schwachstellen vorprogrammiert, die dann bei der Vakuumaufdampfung
von Metallen besonders leicht korrodieren. Derartige Schiffchen zeigen daher in der
Praxis ein unbefriedigendes Korrosionsverhalten.
[0004] Da das Heißpressen im großtechnischen Maßstab ein sehr kostenintensives Verfahren
ist, werden die bekannten Mischwerkstoffe aus wirtschaftlichen Gründen in Form von
grossen Blöcken hergestellt, aus welchen anschließend die einzelnen Verdampferschiffchen
herausgearbeitet und mechanisch auf die gewünschten Endabmessungen bearbeitet werden.
In Abhängigkeit von der Größe der einzelnen Schiffchen können dabei aus jeweils einem
heißgepressten Block bis zu etwa einhundert Schiffchen hergestellt werden. Neben den
oben genannten Schwierigkeiten für die Erzielung einer ausreichend hohen Verdichtung
kommt bei dieser Art der Herstellung von Verdampferschiffchen erschwerend hinzu, daß
im Block ein Dichtegradient vorhanden ist, das heißt, daß die Dichteverteilung innerhalb
des Blockes nicht gleichmäßig ist, wodurch dessen Eigenschaften somit richtungsabhängig
sind. So resultiert beispielsweise ein Widerstandsgradient über die Länge des einzelnen,
daraus hergestellten Schiffchens. Diese ungleichmäßige Verteilung des Widerstandes
führt bei Einsatz des Schiffchens, das heißt, beim Erhitzen im direkten Stromdurchgang
zu einer ungleichmäßigen Verdampfung des Metalls und damit durch partielle Überhitzung
zur Korrosion an diesen Stellen.
[0005] Der Dichtegradient im Block kommt durch den biaxialen Preßdruck zustande, der die
Ausbildung eines Doppelpreßkegels zur Folge hat. Das führt zu einer ungleichmäßigen
Wärmeübertragung und damit zu einer unterschiedlichen Verdichtung. Der Maximaldruck
ist durch die Festigkeit des Graphits der Preßstempel begrenzt, sodaß eine bessere
Dichteverteilung durch Erhöhung des Preßdrucks nicht erreicht werden kann.
[0006] Es stellt sich somit die Aufgabe, feuerfeste, elektrisch leitfähige Mischwerkstoffe,
insbesondere in Form von grossen Blöcken zur Verfügung zu stellen, die nicht nur eine
ausreichend hohe Dichte, sondern auch eine homogene Dichteverteilung aufweisen und
die durch Verdichten von Pulvergemischen ohne Mitverwendung von Sinterhilfsmitteln
auf einfache Weise hergestellt worden sind.
[0007] Die erfindungsgemäßen Mischwerkstoffe mit einer Dichte von mindestens 95 % der theoretisch
möglichen Dichte (im fol-. genden als % TD abgekürzt) und mit richtungsunabhängigen
Eigenschaften werden unter Verwendung von praktisch sauer- stoff- und metallfreien
Pulvergemischen aus
10 - 60 Gew.-% hexagonalem Bornitrid,
0 - 60 Gew.-% Aluminiumnitrid und/oder Siliciumnitrid und
30 - 70 Gew.-% eines elektrisch leitfähigen Materials, ausgewählt aus der Gruppe der
Boride von Titan, Zirkonium, Aluminium und Chrom und aus der Gruppe der Carbide von
Silicium, Titan und Chrom,
durch isostatisches Heißpressen in einer vakuumdicht geschlossenen Hülle bei einer
Temperatur von 1 400° bis 1 ?00°C und einem Druck von 100 bis 300 MPa im Hochdruckautoklaven
unter Verwendung eines inerten Gases als Druckübertragungsmittel hergestellt.
[0008] Für die Herstellung der erfindungsgemäßen Nischwerkstoffe in Blockform werden als
Ausgangsmaterial vorteilhaft feine Pulver aus hexagonalem Bornitrid mit einer spezifischen
Oberfläche im Bereich von 2 bis 30 m
2/g, vorzugsweise im Bereich von 4 bis 16 m
2/g (gemessen nach der BET-Methode), die als Maß für die Teilchengröße dient, und mit
einer Reinheit von mindestens 98,0 Gew.-% verwendet, worunter zu verstehen ist, daß
die Analysensumme von Bor und Stickstoff mindestens 98,0 Gew.-% beträgt. Der Gehalt
an Sauerstoff in diesen Pulvern, der in Form von anhaftendem Boroxid und Boroxinitriden
vorliegt, kann bis zu 1,7 Gew.-% betragen. Daneben,können bis zu 0,1 Gew.-% Kohlenstoff
und bis zu 0,2 Gew.-% an metallischen Verunreinigungen insgesamt, toleriert werden.
[0009] Als elektrisch leitfähiges Material werden vorteilhaft Titanborid oder Zirkonboridpulver
verwendet, die ebenso wie die gegebenenfalls mitzuverwendenden Aluminiumnitrid- und/
oder Siliciumnitridpulver einen möglichst geringen Sauerstoffgehalt aufweisen und
praktisch frei von Metall in nicht gebundener Form sein sollen. Aufgrund ihrer Härte
werden diese Pulver vorteilhaft getrennt einer Intensivmahlung unterzogen, bis Teilchengrößen
von < 50 um erreicht sind und anschließend von den als Mahlabrieb eingebrachten Verunreinigungen
befreit, bevor sie mit dem Bornitridpulver homogen vermischt werden. Dieser Mischvorgang
kann trocken oder naß, beispielsweise unter Verwendung von organischen Lösungsmitteln,
wie Aceton, Methanol oder Isopropanol durchgeführt werden.
[0010] Da Bornitrid enthaltende Pulvergemische üblicherweise eine sehr geringe Schüttdichte
aufweisen, das heißt, beim Verdichten eine sehr große Schwindung erfahren, werden
die trockenen Pulvergemische anschließend vorteilhaft zu Grünkörpern in Blockform
mit offener Porosität, das heißt, mit zur Oberfläche offenen Poren vorverdichtet,
bevor sie mit einer gasdichten Hülle versehen werden.
[0011] Die Formgebung kann durch übliche bekannte Maßnahmen, beispielsweise durch Gesenkpressen
vorgenommen werden, wobei sich das isostatische Kaltpressen besonders bewährt hat.,
da hiermit eine sehr gleichmäßige hohe Vorverdichtung erreicht werden kann. Die Mitverwendung
eines temporären Bindemittels ist hierbei in der Regel nicht erforderlich. Gegebenenfalls
können jedoch geringe Mengen eines temporären Bindemittels, beispielsweise Campher,
mitverwendet werden. Entscheidend ist hierbei nur, daß sich die Bindemittel bei Temperaturen
von < 1 000°C praktisch rückstandslos zersetzen. Nach der Formgebung sollte der Grünkörper
in Blockform eine theoretische Dichte von mindestens 50 %, vorzugsweise von mindestens
60 % TD aufweisen.
[0012] Als gasdicht verschließbare Hüllen werden vorteilhaft vorgefertigte Hüllen aus Metall
oder Metallegierungen verwendet, die bei der jeweils angewendeten Verdichtungstemperatur
plastisch verformbar sein müssen. Bei Temperaturen bis zu etwa 1 500°C können Hüllen
aus Stahlblech verwendet werden. Bei höheren Temperaturen sind indessen Hüllen aus
refraktären Metallen, beispielsweise Molybdän, erforderlich. Außerdem ist es vorteilhaft,
zwischen Hülle und Grünkörper eine Schicht aus hitzebeständigem Material anzubringen,
um Reaktionen der Hülle mit dem Grünkörper während des isostatischen Heißpreßvorgangs
zu verhindern. Als hitzebeständiges Material können beispielsweise polykristalline
Aluminiumoxidfasern verwendet werden.
[0013] Nach dem Einbringen der vorverdichteten Grünkörper einschließlich der Zwischenschicht,
in die mit einem Absaugstutzen versehenen Hüllen wird die Anordnung einer thermischen
Behandlung durch Erhitzen auf 500° bis 1 300°C unter Vakuum unterzogen, um sicher
zu stellen, daß bei der heißisostatischen Verdichtung keine gasförmigen Zersetzungsprodukte
aus den Bindemitteln oder Wasserdampf den Verdichtungsvorgang stören oder die Hülle
beschädigen. Nach vollkommener Entgasung des Hülleninhalts wird der Absaugstutzen
im Vakuum gasdicht verschweißt.
[0014] Anstelle des Einbringens der vorverdichteten Grünkörper in vorgefertigte Hüllen kann
die gasdichte Hülle auch durch direkte Beschichtung auf dem Grünkörper erzeugt werden,
beispielsweise durch Aufdampfen, Flamm- oder Plasmaspritzen einer Metallschicht im
Vakuum oder durch Aufbringen einer glasartigen Massen, die anschließend unter Hildung
der gasdichten Hülle geschmolzen oder gesintert wird. In diesem Fall ist es zweckmäßig,
die Grünkörper der thermischen Behandlung für die Entgasung zu unterziehen, bevor
sie mit der gasdichten Hülle versehen werden.
[0015] Die gehüllten Körper werden in den Hochdruckautoklaven eingebracht und auf die erforderliche
Verdichtungstemperatur von mindestens 1 400°C erhitzt. Hierbei ist es vorteilhaft,
Druck und Temperatur getrennt zu regeln, das heißt, den Gasdruck erst dann zu erhöhen,
wenn das Hüllmaterial anfängt, sich unter dem Druck plastisch zu verformen. Als inerte
Gase für die Druckübertragung werden Helium oder Stickstoff und vorzugsweise Argon
verwendet. Der angewendete Druck liegt vorzugsweise im Bereich von 100 bis 200 MPa,
der unter langsamer Erhöhung bei der jeweils angewendeten Endtemperatur erreicht wird.
Die jeweils optimalen Bedingungen hinsichtlich Druck,'Temperatur und Haltezeit bei
dieser Temperatur sind abhängig von der Zusammensetzung der Pulvermischung. Das heißt,
mit Bornitridmengen ab etwa 35 Gew.-% in der Pulvermischung können Verdichtungstemperaturen
im Bereich von 1 400° bis 1 500°C bereits ausreichend sein, während geringere Bornitridmengen
in der Pulvermischung im allgemeinen Temperaturen bis zu 1 ?00°C erfordern, um den
gewünschten Verdichtungsgrad zu erreichen. Nach Erniedrigung von Druck und Temperatur
werden die abgekühlten Körper aus dem Hochdruckautoklaven entnommen und die Hüllen
mechanisch oder chemisch entfernt.
[0016] Die so hergestellten Blöcke aus feuerfestem, elektrisch leitfähigen Material haben
in Abhängigkeit von dem angewendeten Druck, der Temperatur und der Haltezeit unter
diesen Bedingungen eine theoretisch mögliche Dichte von mindestens 95 %. Aufgrund
der allseitigen hohen Druckanwendung haben sie auch eine vollkommen homogene Dichteverteilung
innerhalb des ganzen Blockes und ein homogenes, isotropes Mikrogefüge, sodaß ihre
Eigenschaften nicht mehr richtungsabhängig, sondern in allen Richtungen gleichbleibend
sind.
[0017] Aus diesen Blöcken können Verdampferschiffchen in jeder beliebigen Richtung unter
bestmöglicher Raumausnutzung herausgearbeitet werden, die dann ebenfalls völlig richtungsunabhängige
Eigenschaften, z.B. einen unveränderten Widerstand über die Länge des Schiffchens
haben, was für ein gutes Korrosionsverhalten der Schiffchen von entscheidender Bedeutung
ist.
[0018] Es ist zwar allgemein bekannt, daß durch isostatisches Heißpressen Formkörper mit
bis zu 100 % der theoretisch möglichen Dichte erhalten werden können. Im Falle der
Mischwerkstoffe, die für die Herstellung von Verdampferschiffchen Verwendung finden,
ist jedoch eine 100 %-ige Verdichtung, das heißt, absolute Porenfreiheit nicht unbedingt
erforderlich. Entscheidend ist vielmehr die homogene Dichteverteilung neben feinen
und ebenfalls gleichmäßig verteilten Poren. Die Einstellung der feinverteilten Porosität
durch Regelung der theoretisch möglichen Dichte im Bereich von > 95 % und < 100 %
TD kann bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Mischwerkstoffe auf einfache Weise
durch Regelung der Haltezeit bei dem jeweils angewendeten Druck und der Temperatur
in Abhängigkeit von der Pulverzusammensetzung erreicht werden. Im Gegensatz hierzu
mußte bei den bisher angewendeten Heißpressverfahren die Einstellung der Porosität
immer mehr oder weniger dem Zufall überlassen bleiben, weil bereits die Erzielung
einer Dichte von 95 % TD ohne Mitverwendung von Sinterhilfsmitteln mit Schwierigkeiten
verbunden war.
[0019] Die besten Ergebnisse hinsichtlich der Lebensdauer werden mit Verdampferschiffchen
erzielt, die aus den erfindungsgemäßen Mischwerkstoffen mit feinverteilter Porosität
hergestellt worden sind, da durch die hohe Dichte die Infiltration der Metallschmelze
während des Aufdampfprozesses verhindert aber durch die vorhandene Porosität Warmedehnungen
bei der starren Einspannung der Schiffchen aufgefangen werden, während nahezu porenfreie
Schiffchen unter diesen Bedingungen dazu neigen, sich zu verbiegen oder zu reißen.
[0020] Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele näher erläutert:
In den Beispielen wurden als Ausgangsmaterial Pulver mit folgender Analyse verwendet:

Beispiel 1
[0021] 20 kg einer Pulvermischung aus 57 Gew.-% TiB
2 und 43 Gew.-% BN wurden in einer Kugelmühle mit Stahlkugeln 5 Stunden trocken homogenisiert.
Die homogene Pulvermischung wurde in einer Polyvinylchloridhülle bei 400 MPa Flüssigkeitsdruck
ohne Preßhilfsmittel kaltisostatisch zu einem zylindrischen Grünkörper von 200 mm
Durchmesser und 300 mm Höhe verpreßt.
[0022] Der Grünkörper wurde in eine vorgefertigte Hülle aus 2 mm starkem Stahlblech (St
37) eingebracht. Zwischen Hülle und Grünkörper wurde eine Schicht aus polykristallinen
Aluminiumoxidfasern angeordnet. Dann wurde der mit einem Absaugrohr versehene Deckel
mit der Stahlhülle gasdicht verschweißt und diese anschließend unter äußerer Schutzgasspülung
in einem Kammerofen auf 800°C aufgeheizt. Gleichzeitig wurde die Hülle mit einer Vakuumpumpe
über das Absaugrohr evakuiert. Nach Erreichen eines Vakuums in der Hülle von < 10
-1mbar wurde das Absaugrohr gasdicht verschlossen. Der gehüllte Körper wurde in die
Heißisostatpresse eingebracht und bei 1 450°C unter einem Argongasdruck von 200 MPa
und einer Haltezeit von 180 Minuten verdichtet. Nach dem Abkühlen wurde die Stahlhülle
von dem verdichteten Körper mechanisch abgetragen.
[0023] Aus dem so hergestellten Block wurden in verschiedenen Richtungen Verdampferschiffchen
mit den Abmessungen 110 mm x 20 mm x 10 mm herausgeschnitten und mit einer Vertiefung
von 70 mm x 15 mm x 2 mm versehen.
[0024] Die Verdampferschiffchen hatten unabhängig von ihrer Lage im Block eine Dichte von
97,3 ± 0,2 % der theoretischen Dichte der Mischung. Der spezifische Widerstand lag
bei 573 ± 10 µOhm x cm.
Beispiel 2
[0025] 20 kg einer Pulvermischung aus 53 Gew.-% TiB
2, 30 Gew.-% BN und 17 Gew.-% A1N wurden wie in Beispiel 1 beschrieben, homogenisiert
und kaltisostatisch zu einem zylindrischen Grünkörper von 150 mm Durchmesser und 200
mm Höhe verpreßt.
[0026] Der Grünkörper wurde in eine vorgefertigte Hülle aus 0,5 mm starkem Molybdänblech
eingebracht. Vor dem gasdichten Verschließen der Hülle unter Vakuum wurde diese unter
vermindertem Druck auf 1 000°C aufgeheizt. Der gehüllte Körper wurde in die Heißisostatpresse
eingebracht und bei 1 650°C unter einem Argongasdruck von 200 MPa und einer Haltezeit
von 120 Minuten verdichtet. Nach dem Abkühlen wurde die Molybdänhülle von dem verdichteten
Körper mechanisch abgetragen.
[0027] Aus dem so hergestellten Block wurden in verschiedenen Richtungen Verdampferschiffchen
mit den gleichen Abmessungen wie in Beispiel 1 herausgeschnitten. Die Verdampferschiffchen
hatten unabhängig von ihrer Lage im Block eine Dichte von 98,6 ± 0,2 % der theoretischen
Dichte der Mischung. Der spezifische Widerstand lag bei 515 ± 9 µOhm x cm.
Beispiele 3 - 6 (zum Vergleich)
[0028] Unter Verwendung der gleichen Ausgangspulver und jeweils gleicher Zusammensetzung
der Pulvergemische wie in den Beispielen 1 und 2 wurden zylindrische Körper von 180
mm Durchmesser und 200 mm Höhe nach dem konventionellen Heißpressverfahren hergestellt.
[0029] In den Beispielen 5 und 6 wurden jeweils zusätzlich 2 Gew.-% Boroxid als Sinterhilfsmittel
mitverwendet mit einem entsprechend verringerten Anteil an Bornitrid.
[0030] Aus den so hergestellten Blöcken wurden ebenfalls in verschiedenen Richtungen Verdampferschiffchen
mit den gleichen Abmessungen wie in Beispiel 1 herausgeschnitten und die Dichte und
der spezifische Widerstand bestimmt. Dabei wurden erhebliche Streuungen hinsichtlich
der Dichte und insbesondere hinsichtlich des Widerstandes festgestellt. Für die folgende
Prüfung wurden die jeweils dichtesten Verdampfer herangezogen.
Prüfung der Verdampferschiffchen:
[0031] Die nach Beispiel 1 bis 6 hergestellten Verdampferschiffchen wurden unter folgenden
Bedingungen für die Vakuumverdampfung von Aluminium geprüft:
Die Schiffchen wurden im direkten Stromdurchgang in einer Vakuumkammer erhitzt. Die
Aluminiumzufuhr erfolgte kontinuierlich durch einen Aluminiumdraht. Die Verdampfungsrate
betrug 5 g Al/Min. Nach jeweils 60 Minuten Verdampfungszeit wurde die Anlage abgeschaltet
und nach dem Abkühlen wieder neu angefahren.
[0032] Unter der Lebensdauer ist die Anzahl der Cyclen in Stunden zu verstehen, nach welchen
die Verdampfer durch Risse, Sprünge, Verbiegen oder Korrodieren nicht mehr weiter
zu verwenden waren.
[0033] Die Ergebnisse dieser Prüfung, sowie die Zusammensetzung und Eigenschaften der geprüften
Verdampfer sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt:
[0034]

Unter dem Begriff "Widerstandsabfall" ist der prozentuale Abfall des Widerstandes
der Verdampferschiffchen nach 5 Stunden Einsatzdauer zu verstehen. Diese Zeit wurde
gewählt, weil einer der Vergleichsverdampfer bereits nach 6 Stunden ausfiel. Der Widerstandsabfall
ist im allgemeinen am Anfang der Heißprüfung am größten aufgrund der Benetzung der
Verdampferoberfläche durch das geschmolzene Aluminium.
[0035] Wie aus den Daten in der Tabelle ersichtlich, hatten die erfindungsgemäß hergestellten
Verdampfer Nr. 1 und 2 unter den gegebenen Bedingungen eine Lebensdauer von mehr als
20 Stunden, das heißt, sie waren nach insgesamt 20 Cyclen noch weiter einsatzfähig,
im Gegensatz zu den Vergleichsverdampfern Nr. 3 und 4 von gleicher Zusammensetzung.
[0036] Die Vergleichsverdampfer Nr. 5 und 6, die unter Mitverwendung von Boroxid als Sinterhilfsmittel
durch Heißpressen mit einer Dichte von > 95 % TD hergestellt worden waren, hatten
zwar eine längere Lebensdauer, aber auch hier wurden 20 Stunden nicht erreicht.
[0037] Der Widerstandsabfall von > 10 % bei allen Vergleichsverdampfern deutet außerdem
darauf hin, daß das geschmolzene Aluminium nicht nur die Verdampferoberfläche benetzte,
sondern in die Verdampfer selbst eindringen konnte, weil diese ungleichmäßig große
Poren hatten.
1. Feuerfeste, elektrisch leitfähige Mischwerkstoffe insbesondere in Form von großen
Blöcken mit einer Dichte von mindestens 95 % der theoretisch möglichen Dichte und
mit richtungsunabhängigen Eigenschaften, die unter Verwendung von praktisch sauerstoff-
und metallfreien Pulvergemischen aus
10 bis 60 Gew.-% hexagonalem Bornitrid,
0 bis 60 Gew.-% Aluminiumnitrid und/oder Siliciumnitrid und
30 bis 70 Gew.-% eines elektrisch leitfähigen Materials, ausgewählt aus der Gruppe
der Boride von Titan, Zirkonium, Aluminium und Chrom und aus der Gruppe der Carbide
von Silicium, Titan und Chrom,
durch isostatisches Heißpressen in einer vakuumdicht geschlossenen Hülle bei einer
Temperatur von 1 400° bis 1 700°C unter einem Druck von 100 bis 300 MPa im Hochdruckäutoklaven
unter Verwendung eines inerten Gases als Druckübertragungsmedium hergestellt worden
sind.
2. Mischwerkstoffe nach Anspruch 1, die unter Verwendung eines Bornitridpulvers aus
mindestens 98,0 Gew.-% Bor + Stickstoff
bis zu 1,7 Gew.-% Sauerstoff in Form von anhaftendem Boroxid und Boroxinitriden und
bis zu 0,2 Gew.-% metallischen Verunreinigungen insgesamt,
mit einer spezifischen Oberfläche im Bereich von 2 bis 30 m2/g, gemessen nach der BET-Methode, hergestellt worden sind.
3. Nischwerkstoffe nach Anspruch 1 und 2, die unter Verwendung von Titanborid- oder
Zirkonboridpulver als elektrisch leitfähigem Material und ggf. Aluminiumnitrid- und/oder
Siliciumnitridpulver mit Teilchengrößen von jeweils kleiner 50 µm, hergestellt worden
sind.
4. Verfahren zur Herstellung der Mischwerkstoffe nach Anspruch 1 bis 3 durch isostatisches
Heißpressen im Hochdruckautoklaven unter Verwendung eines inerten Gases als Druckübertragungsmedium,
dadurch gekennzeichnet, daß die Ausgangspulver homogen vermischt, die Pulvergemische
zu Grünkörpern in Blockform vorverdichtet und diese vorverdichteten Körper mit einer
Dichte von mindestens 50 % der theoretisch möglichen Dichte der Pulververmischung
in vorgefertigte Hüllen eingesetzt oder mit einem, eine vakuumdichte Hülle bildenden
Material beschichtet werden, die Hülle vakuumdicht verschlossen und die gehüllten
Körper im Hochdruckautoklaven auf 1 400° bis 1 700°C unter langsamer Erhöhung des
Drucks auf 100 bis 300 MPa bis zur Bildung der Formkörper mit der gewünschten Dichte
von > 95 % TD erhitzt, nach dem Abkühlen aus dem Hochdruckautoklaven entnommen und
von den Hüllen befreit werden.
5. Verwendung der Mischwerkstoffe nach Anspruch 1 zur Herstellung von Verdampferschiffchen
für die Vakuumaufdampfung von Metallen.