(19)
(11) EP 0 131 884 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.01.1985  Patentblatt  1985/04

(21) Anmeldenummer: 84108038.5

(22) Anmeldetag:  10.07.1984
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C04B 35/58, C04B 35/64
// C23C14/26
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 14.07.1983 DE 3325490

(71) Anmelder: Elektroschmelzwerk Kempten GmbH
D-81737 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Hunold, Klaus, Dr., Dipl.-Ing.
    D-8960 Kempten (DE)
  • Lipp, Alfred, Dr., Dipl.-Chem.
    D-8939 Bad Wörishofen (DE)
  • Reinmuth, Klaus, Dr., Dipl.-Chem.
    D-8968 Durach (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Feuerfeste, elektrisch leitfähige Mischwerkstoffe und Verfahren zu ihrer Herstellung durch isostatisches Heisspressen.


    (57) Gegenstand der Erfindung sind feuerfeste, elektrisch leitfähige Mischwerkstoffe in Blockform auf Basis von hexagonalem Bomitrid und mindestens einer elektrisch leitfähigen Komponente, wie Titanborid und Zirkonborid, mit einer Dichte von mindestens 95% der theoretisch möglichen Dichte und mit richtungsunabhängigen Eigenschaften, die aus praktisch sauer-stoff- und metallfreien Pulvergemischen aus

    10 bis 60 Gew.-% Bornitrid,

    0 bis 60 Gew.-% Aluminiumnitrid und/oder Siliciumnitrid und

    30 bis 70 Gew.-% der elektrisch leitfähigen Komponente

    ohne Mitverwendung von Sinterhilfsmitteln durch isostatisches Heißpressen in einer vakuumdicht geschlossenen Hülle bei Temperaturen von 1 400° bis 1 700°C unter einem Druck von 100 bis 300 MPa hergestellt worden sind. Die Pulvergemische werden zu Grünkörpern in Blockform vorverdichtet und dann in vorgefertigte Hüllen eingesetzt oder mit einem eine vakuumdichte Hülle bildendem Material beschichtet. Die vorverdichteten Grünkörper in der vakuumdicht geschlossenen Hülle werden dann im Hochdruckautoklaven unter Verwendung eines inerten Gases, wie Argon als Druckübertragungsmedium dem isostatischen Heißpressvorgang unterzogen. Die Mischwerkstoffe werden zur Herstellung von Verdampferschiffchen für die Vakuumaufdampfung von Metallen verwendet.


    Beschreibung


    [0001] Feuerfeste, elektrisch leitfähige Mischwerkstoffe, die neben mindestens einer elektrisch leitfähigen Komponente unterschiedliche Mengen an hexagonalem Bornitrid enthalten, sind seit langem bekannt. Derartige Werkstoffe finden insbesondere für die Herstellung von Verdampferschiffchen Verwendung, die bei der Vakuumaufdampfung von Metallen im direkten Stromdurchgang erhitzt'werden. Für die Verwendung als Verdampferschiffchen geeignete Mischwerkstoffe enthalten beispielsweise als elektrisch leitfähige Komponente Boride von Titan, Zirkonium, Aluminium und Chrom und/oder Carbide von Silicium, Titan und Chrom, wobei sich Boride von Titan und Zirkonium besonders bewährt haben. Der elektrische Widerstand der Verdampferschiffchen wird durch den Anteil an hexagonalem Bornitrid, als elektrisch nicht leitfähiger Komponente festgelegt, der in weitem Bereich variiert und somit jeder gewünschten Anforderung angepasst werden kann. Darüberhinaus erleichtert der Zusatz von Bornitrid aufgrund seiner Materialeigenschaften die Bearbeitbarkeit der Verdampferschiffchen (vgl. US-PSS 3 181 968 und 3 673 118). Desgleichen sind Mischwerkstoffe bekannt, die zusätzlich Aluminiumnitrid und/oder Siliciumnitrid enthalten, wodurch die mechanische Festigkeit der Verdampferschiffchen verbessert werden soll (vgl. US-PSS 3 544 486 und 3 813 252 sowie GB-PS 1 251 664).

    [0002] Für die Herstellung der Mischwerkstoffe werden üblicherweise homogene Pulvergemische in Graphitformen unter Anwendung von Stempeldruck heißgepresst, wobei Temperaturen von mindestens 1 800°C erforderlich sind, um feste Körper mit ausreichender Dichte zu erzielen. Der Anteil an Bornitridpulver, von dem bekannt ist, daß es allein ohne Mitverwendung von Sinterhilfsmitteln nicht hoch verdichtet werden kann, wirkt auch in den Pulvergemischen sinterhemmend, sodaß unter den genannten Bedingungen des Heißpressens im allgemeinen nur Dichten von < 95 % der theoretisch möglichen Dichte erreicht werden.

    [0003] Mit Zusatz von Sinterhilfsmitteln können durch Heißpressen derartige Mischwerkstoffe von höherer Dichte erhalten werden. Beispiele hierfür sind Aluminium (vgl. DE-AS 22 00 665 und US-PS 4 008 183), Kohlenstoff (vgl. US-PS 3 649 314), Boroxid (vgl. US-PS 3 915 900) und Nickel (vgl. US-PS 4 268 314). Durch die Mitverwendung von Sinterhilfsmitteln, die sich während des Sintervorgangs bevorzugt an den Korngrenzen ansammeln, möglicherweise unter Bildung von glasähnlichen Phasen, sind aber in den aus diesen Mischwerkstoffen hergestellten Verdampferschiffchen Schwachstellen vorprogrammiert, die dann bei der Vakuumaufdampfung von Metallen besonders leicht korrodieren. Derartige Schiffchen zeigen daher in der Praxis ein unbefriedigendes Korrosionsverhalten.

    [0004] Da das Heißpressen im großtechnischen Maßstab ein sehr kostenintensives Verfahren ist, werden die bekannten Mischwerkstoffe aus wirtschaftlichen Gründen in Form von grossen Blöcken hergestellt, aus welchen anschließend die einzelnen Verdampferschiffchen herausgearbeitet und mechanisch auf die gewünschten Endabmessungen bearbeitet werden. In Abhängigkeit von der Größe der einzelnen Schiffchen können dabei aus jeweils einem heißgepressten Block bis zu etwa einhundert Schiffchen hergestellt werden. Neben den oben genannten Schwierigkeiten für die Erzielung einer ausreichend hohen Verdichtung kommt bei dieser Art der Herstellung von Verdampferschiffchen erschwerend hinzu, daß im Block ein Dichtegradient vorhanden ist, das heißt, daß die Dichteverteilung innerhalb des Blockes nicht gleichmäßig ist, wodurch dessen Eigenschaften somit richtungsabhängig sind. So resultiert beispielsweise ein Widerstandsgradient über die Länge des einzelnen, daraus hergestellten Schiffchens. Diese ungleichmäßige Verteilung des Widerstandes führt bei Einsatz des Schiffchens, das heißt, beim Erhitzen im direkten Stromdurchgang zu einer ungleichmäßigen Verdampfung des Metalls und damit durch partielle Überhitzung zur Korrosion an diesen Stellen.

    [0005] Der Dichtegradient im Block kommt durch den biaxialen Preßdruck zustande, der die Ausbildung eines Doppelpreßkegels zur Folge hat. Das führt zu einer ungleichmäßigen Wärmeübertragung und damit zu einer unterschiedlichen Verdichtung. Der Maximaldruck ist durch die Festigkeit des Graphits der Preßstempel begrenzt, sodaß eine bessere Dichteverteilung durch Erhöhung des Preßdrucks nicht erreicht werden kann.

    [0006] Es stellt sich somit die Aufgabe, feuerfeste, elektrisch leitfähige Mischwerkstoffe, insbesondere in Form von grossen Blöcken zur Verfügung zu stellen, die nicht nur eine ausreichend hohe Dichte, sondern auch eine homogene Dichteverteilung aufweisen und die durch Verdichten von Pulvergemischen ohne Mitverwendung von Sinterhilfsmitteln auf einfache Weise hergestellt worden sind.

    [0007] Die erfindungsgemäßen Mischwerkstoffe mit einer Dichte von mindestens 95 % der theoretisch möglichen Dichte (im fol-. genden als % TD abgekürzt) und mit richtungsunabhängigen Eigenschaften werden unter Verwendung von praktisch sauer- stoff- und metallfreien Pulvergemischen aus

    10 - 60 Gew.-% hexagonalem Bornitrid,

    0 - 60 Gew.-% Aluminiumnitrid und/oder Siliciumnitrid und

    30 - 70 Gew.-% eines elektrisch leitfähigen Materials, ausgewählt aus der Gruppe der Boride von Titan, Zirkonium, Aluminium und Chrom und aus der Gruppe der Carbide von Silicium, Titan und Chrom,

    durch isostatisches Heißpressen in einer vakuumdicht geschlossenen Hülle bei einer Temperatur von 1 400° bis 1 ?00°C und einem Druck von 100 bis 300 MPa im Hochdruckautoklaven unter Verwendung eines inerten Gases als Druckübertragungsmittel hergestellt.

    [0008] Für die Herstellung der erfindungsgemäßen Nischwerkstoffe in Blockform werden als Ausgangsmaterial vorteilhaft feine Pulver aus hexagonalem Bornitrid mit einer spezifischen Oberfläche im Bereich von 2 bis 30 m2/g, vorzugsweise im Bereich von 4 bis 16 m2/g (gemessen nach der BET-Methode), die als Maß für die Teilchengröße dient, und mit einer Reinheit von mindestens 98,0 Gew.-% verwendet, worunter zu verstehen ist, daß die Analysensumme von Bor und Stickstoff mindestens 98,0 Gew.-% beträgt. Der Gehalt an Sauerstoff in diesen Pulvern, der in Form von anhaftendem Boroxid und Boroxinitriden vorliegt, kann bis zu 1,7 Gew.-% betragen. Daneben,können bis zu 0,1 Gew.-% Kohlenstoff und bis zu 0,2 Gew.-% an metallischen Verunreinigungen insgesamt, toleriert werden.

    [0009] Als elektrisch leitfähiges Material werden vorteilhaft Titanborid oder Zirkonboridpulver verwendet, die ebenso wie die gegebenenfalls mitzuverwendenden Aluminiumnitrid- und/ oder Siliciumnitridpulver einen möglichst geringen Sauerstoffgehalt aufweisen und praktisch frei von Metall in nicht gebundener Form sein sollen. Aufgrund ihrer Härte werden diese Pulver vorteilhaft getrennt einer Intensivmahlung unterzogen, bis Teilchengrößen von < 50 um erreicht sind und anschließend von den als Mahlabrieb eingebrachten Verunreinigungen befreit, bevor sie mit dem Bornitridpulver homogen vermischt werden. Dieser Mischvorgang kann trocken oder naß, beispielsweise unter Verwendung von organischen Lösungsmitteln, wie Aceton, Methanol oder Isopropanol durchgeführt werden.

    [0010] Da Bornitrid enthaltende Pulvergemische üblicherweise eine sehr geringe Schüttdichte aufweisen, das heißt, beim Verdichten eine sehr große Schwindung erfahren, werden die trockenen Pulvergemische anschließend vorteilhaft zu Grünkörpern in Blockform mit offener Porosität, das heißt, mit zur Oberfläche offenen Poren vorverdichtet, bevor sie mit einer gasdichten Hülle versehen werden.

    [0011] Die Formgebung kann durch übliche bekannte Maßnahmen, beispielsweise durch Gesenkpressen vorgenommen werden, wobei sich das isostatische Kaltpressen besonders bewährt hat., da hiermit eine sehr gleichmäßige hohe Vorverdichtung erreicht werden kann. Die Mitverwendung eines temporären Bindemittels ist hierbei in der Regel nicht erforderlich. Gegebenenfalls können jedoch geringe Mengen eines temporären Bindemittels, beispielsweise Campher, mitverwendet werden. Entscheidend ist hierbei nur, daß sich die Bindemittel bei Temperaturen von < 1 000°C praktisch rückstandslos zersetzen. Nach der Formgebung sollte der Grünkörper in Blockform eine theoretische Dichte von mindestens 50 %, vorzugsweise von mindestens 60 % TD aufweisen.

    [0012] Als gasdicht verschließbare Hüllen werden vorteilhaft vorgefertigte Hüllen aus Metall oder Metallegierungen verwendet, die bei der jeweils angewendeten Verdichtungstemperatur plastisch verformbar sein müssen. Bei Temperaturen bis zu etwa 1 500°C können Hüllen aus Stahlblech verwendet werden. Bei höheren Temperaturen sind indessen Hüllen aus refraktären Metallen, beispielsweise Molybdän, erforderlich. Außerdem ist es vorteilhaft, zwischen Hülle und Grünkörper eine Schicht aus hitzebeständigem Material anzubringen, um Reaktionen der Hülle mit dem Grünkörper während des isostatischen Heißpreßvorgangs zu verhindern. Als hitzebeständiges Material können beispielsweise polykristalline Aluminiumoxidfasern verwendet werden.

    [0013] Nach dem Einbringen der vorverdichteten Grünkörper einschließlich der Zwischenschicht, in die mit einem Absaugstutzen versehenen Hüllen wird die Anordnung einer thermischen Behandlung durch Erhitzen auf 500° bis 1 300°C unter Vakuum unterzogen, um sicher zu stellen, daß bei der heißisostatischen Verdichtung keine gasförmigen Zersetzungsprodukte aus den Bindemitteln oder Wasserdampf den Verdichtungsvorgang stören oder die Hülle beschädigen. Nach vollkommener Entgasung des Hülleninhalts wird der Absaugstutzen im Vakuum gasdicht verschweißt.

    [0014] Anstelle des Einbringens der vorverdichteten Grünkörper in vorgefertigte Hüllen kann die gasdichte Hülle auch durch direkte Beschichtung auf dem Grünkörper erzeugt werden, beispielsweise durch Aufdampfen, Flamm- oder Plasmaspritzen einer Metallschicht im Vakuum oder durch Aufbringen einer glasartigen Massen, die anschließend unter Hildung der gasdichten Hülle geschmolzen oder gesintert wird. In diesem Fall ist es zweckmäßig, die Grünkörper der thermischen Behandlung für die Entgasung zu unterziehen, bevor sie mit der gasdichten Hülle versehen werden.

    [0015] Die gehüllten Körper werden in den Hochdruckautoklaven eingebracht und auf die erforderliche Verdichtungstemperatur von mindestens 1 400°C erhitzt. Hierbei ist es vorteilhaft, Druck und Temperatur getrennt zu regeln, das heißt, den Gasdruck erst dann zu erhöhen, wenn das Hüllmaterial anfängt, sich unter dem Druck plastisch zu verformen. Als inerte Gase für die Druckübertragung werden Helium oder Stickstoff und vorzugsweise Argon verwendet. Der angewendete Druck liegt vorzugsweise im Bereich von 100 bis 200 MPa, der unter langsamer Erhöhung bei der jeweils angewendeten Endtemperatur erreicht wird. Die jeweils optimalen Bedingungen hinsichtlich Druck,'Temperatur und Haltezeit bei dieser Temperatur sind abhängig von der Zusammensetzung der Pulvermischung. Das heißt, mit Bornitridmengen ab etwa 35 Gew.-% in der Pulvermischung können Verdichtungstemperaturen im Bereich von 1 400° bis 1 500°C bereits ausreichend sein, während geringere Bornitridmengen in der Pulvermischung im allgemeinen Temperaturen bis zu 1 ?00°C erfordern, um den gewünschten Verdichtungsgrad zu erreichen. Nach Erniedrigung von Druck und Temperatur werden die abgekühlten Körper aus dem Hochdruckautoklaven entnommen und die Hüllen mechanisch oder chemisch entfernt.

    [0016] Die so hergestellten Blöcke aus feuerfestem, elektrisch leitfähigen Material haben in Abhängigkeit von dem angewendeten Druck, der Temperatur und der Haltezeit unter diesen Bedingungen eine theoretisch mögliche Dichte von mindestens 95 %. Aufgrund der allseitigen hohen Druckanwendung haben sie auch eine vollkommen homogene Dichteverteilung innerhalb des ganzen Blockes und ein homogenes, isotropes Mikrogefüge, sodaß ihre Eigenschaften nicht mehr richtungsabhängig, sondern in allen Richtungen gleichbleibend sind.

    [0017] Aus diesen Blöcken können Verdampferschiffchen in jeder beliebigen Richtung unter bestmöglicher Raumausnutzung herausgearbeitet werden, die dann ebenfalls völlig richtungsunabhängige Eigenschaften, z.B. einen unveränderten Widerstand über die Länge des Schiffchens haben, was für ein gutes Korrosionsverhalten der Schiffchen von entscheidender Bedeutung ist.

    [0018] Es ist zwar allgemein bekannt, daß durch isostatisches Heißpressen Formkörper mit bis zu 100 % der theoretisch möglichen Dichte erhalten werden können. Im Falle der Mischwerkstoffe, die für die Herstellung von Verdampferschiffchen Verwendung finden, ist jedoch eine 100 %-ige Verdichtung, das heißt, absolute Porenfreiheit nicht unbedingt erforderlich. Entscheidend ist vielmehr die homogene Dichteverteilung neben feinen und ebenfalls gleichmäßig verteilten Poren. Die Einstellung der feinverteilten Porosität durch Regelung der theoretisch möglichen Dichte im Bereich von > 95 % und < 100 % TD kann bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Mischwerkstoffe auf einfache Weise durch Regelung der Haltezeit bei dem jeweils angewendeten Druck und der Temperatur in Abhängigkeit von der Pulverzusammensetzung erreicht werden. Im Gegensatz hierzu mußte bei den bisher angewendeten Heißpressverfahren die Einstellung der Porosität immer mehr oder weniger dem Zufall überlassen bleiben, weil bereits die Erzielung einer Dichte von 95 % TD ohne Mitverwendung von Sinterhilfsmitteln mit Schwierigkeiten verbunden war.

    [0019] Die besten Ergebnisse hinsichtlich der Lebensdauer werden mit Verdampferschiffchen erzielt, die aus den erfindungsgemäßen Mischwerkstoffen mit feinverteilter Porosität hergestellt worden sind, da durch die hohe Dichte die Infiltration der Metallschmelze während des Aufdampfprozesses verhindert aber durch die vorhandene Porosität Warmedehnungen bei der starren Einspannung der Schiffchen aufgefangen werden, während nahezu porenfreie Schiffchen unter diesen Bedingungen dazu neigen, sich zu verbiegen oder zu reißen.

    [0020] Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele näher erläutert:

    In den Beispielen wurden als Ausgangsmaterial Pulver mit folgender Analyse verwendet:


    Beispiel 1



    [0021] 20 kg einer Pulvermischung aus 57 Gew.-% TiB2 und 43 Gew.-% BN wurden in einer Kugelmühle mit Stahlkugeln 5 Stunden trocken homogenisiert. Die homogene Pulvermischung wurde in einer Polyvinylchloridhülle bei 400 MPa Flüssigkeitsdruck ohne Preßhilfsmittel kaltisostatisch zu einem zylindrischen Grünkörper von 200 mm Durchmesser und 300 mm Höhe verpreßt.

    [0022] Der Grünkörper wurde in eine vorgefertigte Hülle aus 2 mm starkem Stahlblech (St 37) eingebracht. Zwischen Hülle und Grünkörper wurde eine Schicht aus polykristallinen Aluminiumoxidfasern angeordnet. Dann wurde der mit einem Absaugrohr versehene Deckel mit der Stahlhülle gasdicht verschweißt und diese anschließend unter äußerer Schutzgasspülung in einem Kammerofen auf 800°C aufgeheizt. Gleichzeitig wurde die Hülle mit einer Vakuumpumpe über das Absaugrohr evakuiert. Nach Erreichen eines Vakuums in der Hülle von < 10-1mbar wurde das Absaugrohr gasdicht verschlossen. Der gehüllte Körper wurde in die Heißisostatpresse eingebracht und bei 1 450°C unter einem Argongasdruck von 200 MPa und einer Haltezeit von 180 Minuten verdichtet. Nach dem Abkühlen wurde die Stahlhülle von dem verdichteten Körper mechanisch abgetragen.

    [0023] Aus dem so hergestellten Block wurden in verschiedenen Richtungen Verdampferschiffchen mit den Abmessungen 110 mm x 20 mm x 10 mm herausgeschnitten und mit einer Vertiefung von 70 mm x 15 mm x 2 mm versehen.

    [0024] Die Verdampferschiffchen hatten unabhängig von ihrer Lage im Block eine Dichte von 97,3 ± 0,2 % der theoretischen Dichte der Mischung. Der spezifische Widerstand lag bei 573 ± 10 µOhm x cm.

    Beispiel 2



    [0025] 20 kg einer Pulvermischung aus 53 Gew.-% TiB2, 30 Gew.-% BN und 17 Gew.-% A1N wurden wie in Beispiel 1 beschrieben, homogenisiert und kaltisostatisch zu einem zylindrischen Grünkörper von 150 mm Durchmesser und 200 mm Höhe verpreßt.

    [0026] Der Grünkörper wurde in eine vorgefertigte Hülle aus 0,5 mm starkem Molybdänblech eingebracht. Vor dem gasdichten Verschließen der Hülle unter Vakuum wurde diese unter vermindertem Druck auf 1 000°C aufgeheizt. Der gehüllte Körper wurde in die Heißisostatpresse eingebracht und bei 1 650°C unter einem Argongasdruck von 200 MPa und einer Haltezeit von 120 Minuten verdichtet. Nach dem Abkühlen wurde die Molybdänhülle von dem verdichteten Körper mechanisch abgetragen.

    [0027] Aus dem so hergestellten Block wurden in verschiedenen Richtungen Verdampferschiffchen mit den gleichen Abmessungen wie in Beispiel 1 herausgeschnitten. Die Verdampferschiffchen hatten unabhängig von ihrer Lage im Block eine Dichte von 98,6 ± 0,2 % der theoretischen Dichte der Mischung. Der spezifische Widerstand lag bei 515 ± 9 µOhm x cm.

    Beispiele 3 - 6 (zum Vergleich)



    [0028] Unter Verwendung der gleichen Ausgangspulver und jeweils gleicher Zusammensetzung der Pulvergemische wie in den Beispielen 1 und 2 wurden zylindrische Körper von 180 mm Durchmesser und 200 mm Höhe nach dem konventionellen Heißpressverfahren hergestellt.

    [0029] In den Beispielen 5 und 6 wurden jeweils zusätzlich 2 Gew.-% Boroxid als Sinterhilfsmittel mitverwendet mit einem entsprechend verringerten Anteil an Bornitrid.

    [0030] Aus den so hergestellten Blöcken wurden ebenfalls in verschiedenen Richtungen Verdampferschiffchen mit den gleichen Abmessungen wie in Beispiel 1 herausgeschnitten und die Dichte und der spezifische Widerstand bestimmt. Dabei wurden erhebliche Streuungen hinsichtlich der Dichte und insbesondere hinsichtlich des Widerstandes festgestellt. Für die folgende Prüfung wurden die jeweils dichtesten Verdampfer herangezogen.

    Prüfung der Verdampferschiffchen:



    [0031] Die nach Beispiel 1 bis 6 hergestellten Verdampferschiffchen wurden unter folgenden Bedingungen für die Vakuumverdampfung von Aluminium geprüft:

    Die Schiffchen wurden im direkten Stromdurchgang in einer Vakuumkammer erhitzt. Die Aluminiumzufuhr erfolgte kontinuierlich durch einen Aluminiumdraht. Die Verdampfungsrate betrug 5 g Al/Min. Nach jeweils 60 Minuten Verdampfungszeit wurde die Anlage abgeschaltet und nach dem Abkühlen wieder neu angefahren.



    [0032] Unter der Lebensdauer ist die Anzahl der Cyclen in Stunden zu verstehen, nach welchen die Verdampfer durch Risse, Sprünge, Verbiegen oder Korrodieren nicht mehr weiter zu verwenden waren.

    [0033] Die Ergebnisse dieser Prüfung, sowie die Zusammensetzung und Eigenschaften der geprüften Verdampfer sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt:

    [0034] 

    Unter dem Begriff "Widerstandsabfall" ist der prozentuale Abfall des Widerstandes der Verdampferschiffchen nach 5 Stunden Einsatzdauer zu verstehen. Diese Zeit wurde gewählt, weil einer der Vergleichsverdampfer bereits nach 6 Stunden ausfiel. Der Widerstandsabfall ist im allgemeinen am Anfang der Heißprüfung am größten aufgrund der Benetzung der Verdampferoberfläche durch das geschmolzene Aluminium.

    [0035] Wie aus den Daten in der Tabelle ersichtlich, hatten die erfindungsgemäß hergestellten Verdampfer Nr. 1 und 2 unter den gegebenen Bedingungen eine Lebensdauer von mehr als 20 Stunden, das heißt, sie waren nach insgesamt 20 Cyclen noch weiter einsatzfähig, im Gegensatz zu den Vergleichsverdampfern Nr. 3 und 4 von gleicher Zusammensetzung.

    [0036] Die Vergleichsverdampfer Nr. 5 und 6, die unter Mitverwendung von Boroxid als Sinterhilfsmittel durch Heißpressen mit einer Dichte von > 95 % TD hergestellt worden waren, hatten zwar eine längere Lebensdauer, aber auch hier wurden 20 Stunden nicht erreicht.

    [0037] Der Widerstandsabfall von > 10 % bei allen Vergleichsverdampfern deutet außerdem darauf hin, daß das geschmolzene Aluminium nicht nur die Verdampferoberfläche benetzte, sondern in die Verdampfer selbst eindringen konnte, weil diese ungleichmäßig große Poren hatten.


    Ansprüche

    1. Feuerfeste, elektrisch leitfähige Mischwerkstoffe insbesondere in Form von großen Blöcken mit einer Dichte von mindestens 95 % der theoretisch möglichen Dichte und mit richtungsunabhängigen Eigenschaften, die unter Verwendung von praktisch sauerstoff- und metallfreien Pulvergemischen aus

    10 bis 60 Gew.-% hexagonalem Bornitrid,

    0 bis 60 Gew.-% Aluminiumnitrid und/oder Siliciumnitrid und

    30 bis 70 Gew.-% eines elektrisch leitfähigen Materials, ausgewählt aus der Gruppe der Boride von Titan, Zirkonium, Aluminium und Chrom und aus der Gruppe der Carbide von Silicium, Titan und Chrom,

    durch isostatisches Heißpressen in einer vakuumdicht geschlossenen Hülle bei einer Temperatur von 1 400° bis 1 700°C unter einem Druck von 100 bis 300 MPa im Hochdruckäutoklaven unter Verwendung eines inerten Gases als Druckübertragungsmedium hergestellt worden sind.
     
    2. Mischwerkstoffe nach Anspruch 1, die unter Verwendung eines Bornitridpulvers aus

    mindestens 98,0 Gew.-% Bor + Stickstoff

    bis zu 1,7 Gew.-% Sauerstoff in Form von anhaftendem Boroxid und Boroxinitriden und

    bis zu 0,2 Gew.-% metallischen Verunreinigungen insgesamt,

    mit einer spezifischen Oberfläche im Bereich von 2 bis 30 m2/g, gemessen nach der BET-Methode, hergestellt worden sind.


     
    3. Nischwerkstoffe nach Anspruch 1 und 2, die unter Verwendung von Titanborid- oder Zirkonboridpulver als elektrisch leitfähigem Material und ggf. Aluminiumnitrid- und/oder Siliciumnitridpulver mit Teilchengrößen von jeweils kleiner 50 µm, hergestellt worden sind.
     
    4. Verfahren zur Herstellung der Mischwerkstoffe nach Anspruch 1 bis 3 durch isostatisches Heißpressen im Hochdruckautoklaven unter Verwendung eines inerten Gases als Druckübertragungsmedium,
    dadurch gekennzeichnet, daß die Ausgangspulver homogen vermischt, die Pulvergemische zu Grünkörpern in Blockform vorverdichtet und diese vorverdichteten Körper mit einer Dichte von mindestens 50 % der theoretisch möglichen Dichte der Pulververmischung in vorgefertigte Hüllen eingesetzt oder mit einem, eine vakuumdichte Hülle bildenden Material beschichtet werden, die Hülle vakuumdicht verschlossen und die gehüllten Körper im Hochdruckautoklaven auf 1 400° bis 1 700°C unter langsamer Erhöhung des Drucks auf 100 bis 300 MPa bis zur Bildung der Formkörper mit der gewünschten Dichte von > 95 % TD erhitzt, nach dem Abkühlen aus dem Hochdruckautoklaven entnommen und von den Hüllen befreit werden.
     
    5. Verwendung der Mischwerkstoffe nach Anspruch 1 zur Herstellung von Verdampferschiffchen für die Vakuumaufdampfung von Metallen.