[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und eine
Anordnung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 4.
[0002] Buntgarne aus endlosen Synthesefasern werden durch Vermischen mehrerer Fadenbündel
unterschiedlicher Farbe oder Färbbarkeit hergestellt. Sie werden für die Herstellung
von textilen Stückwaren, insbesondere von Teppichen und Polsterstoffen verwendet.
Um an dem Endprodukt einen gefälligen, lebendigen Bunteffekt zu erreichen, sollen
die einzelnen Komponenten gleichmäßig meliert sein. Für den Gesamteindruck der fertigen
Stückware ist dabei der mittlere Abstand zwischen den Überkreuzungen der verschieden
gefärbten Komponenten von großer Bedeutung. Im allgemeinen darf die Verflechtung nicht
so intensiv sein, daß die Einzelkomponenten nicht mehr gesondert hervortreten; eine
solche völlige Durchmischung führt zu einem kontrastarmen, stumpfen Aussehen der Stückware.
Andererseits soll der Durchschnittsabstand zwischen den Verflechtungen nicht zu groß
sein, weil dadurch leicht ein greller, unausgewogener Eindruck entsteht. Selbstverständlich
werden je nach Art der Farben, nach Qualität, Verwendungszweck und Geschmacksrichtung
unterschiedliche Anforderungen gestellt. In jedem Falle wird der Wert des Garns gemindert,
wenn durch zufällige Störeffekte oder durch systematische Einflüsse abwechselnd einzelne
Farben oder Strukturen über längere Strecken dominieren. Dies führt am fertigen Stück
zu unerwünschten Streifen, Schlieren oder moireartigen Strukturen.
[0003] Durch die DE-PS 24 07 499 ist bereits ein Verfahren bekannt, bei dem die Vermischung
der Einzelfäden mit Hilfe von Luftstrahlen erfolgt, die unter unterschiedlichen Winkeln
auf das durchlaufende Garn auftreffen. Die einzelnen Garnkomponenten werden von Spulen
abgezogen, einem Streckwerk zugeführt, zusammengeführt und vor dem Vermischen gemeinsam
einer pneumatischen Kräuselvorrichtung zugeführt, gekühlt und fixiert. Da die Komponenten
parallel und in gleichbleibender relativer Lage in die Kräuselkammer einlaufen, hat
das gekräuselte Garn beim Austritt aus der Kräuselkammer noch deutlich erkennbare
parallele Adern. Diese werden zwar anschließend durch die auftreffenden Luftstrahlen
miteinander verflochten. Allerdings wird die Verflechtung durch die bei der Kräuselung
eingetretene gegenseitige Verhakung der Filamente behindert. Außerdem ist die Verflechtung
nur wenig steuerbar und hängt von Zufallseinflüssen ab, z.B. von Schwankungen des
Druckes, der Temperatur oder der Fadenspannung. Bei einer Änderung der Verfahrensparameter,
z.B. Fadentiter oder Durchlaufgeschwindigkeit, ist der Effekt auf die Farbstruktur
des fertigen Garns nicht ohne weiteres voraussehbar. Daher ist es schwierig, einen
gewünschten Effekt in reproduzierbarer Weise einzustellen und konstant zu halten.
Ein Nachteil der pneumatischen Verwirbelung ist auch der hohe Luftverbrauch und der
durcn die austretende Luft verursachte hohe Geräuschpegel.
[0004] Neben zahlreichen bekannten Verfahren, die ähnlich wie das oben beschriebene Verfahren
von aufgewickelten Fäden ausgehen, ist es durch die DE-OS 21 42 652 auch schon bekannt,
die Verfahrensschritte Spinnen - Strecken - Kräuseln - Mischen - Aufwickeln in einem
kontinuierlichen Durchlaufverfahren miteinander.zu vereinigen. Auch bei diesem Verfahren
erfolgt die Vermischung der Komponenten hinter der Kräuselung mit Hilfe von Düsenstrahlen.
Durch die Vermischung soll dabei das Garn zu einer zusammenhängenden Einheit verflochten
werden.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der im Oberbegriff
des Anspruchs 1 angegebenen Gattung zu schaffen, mit dem eine gewünschte Farbstruktur
aus einem breiteren Spektrum von Möglichkeiten ausgewählt und in reproduzierbarer
Weise hergestellt werden kann. Die zweite Aufgabe besteht darin, eine Anordnung anzugeben,
mit der das Verfahren einfach und mit geringem Aufwand durchgeführt werden kann.
[0006] Die erstgenannte Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen des Anspruchs
1 angegebenen Maßnahmen gelöst. Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß die farbliche
Struktur des gekräuselten Garns sich beeinflussen läßt, indem man die relative Anordnung
der in die Kräuselung einlaufenden Einzelfäden in kurzen Zeitabständen ändert. Die
in Anspruch 2 angegebene Maßnahme führt zu einer Verbesserung des Zusammenhalts des
gekräuselten Garns. ,
[0007] Das Verfahren kann gemäß Anspruch 3 im Zug eines mehrstufigen Gesamtprozesses durchgeführt
werden, so daß ein besonderer Arbeitsgang für die Herstellung des Buntgarns nicht
erforderlich ist.
[0008] Durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 4 wird die zweite Aufgabe gelöst.
[0009] In Anspruch 5 ist eine bevorzugte Ausführung des Changierfadenführers angegeben.
[0010] Anspruch 6 gibt eine andere, ebenfalls sehr einfache Ausführung eines Changierfadenführers
an.
[0011] Die Ausführung gemäß Anspruch 7 zeichnet sich durch eine besondere Vielfalt von Variationsmöglichkeiten
aus.
[0012] Eine andere Variationsmöglichkeit wird mit dem Merkmal des Anspruchs 8 erzielt.
[0013] Jurch das Merkmal des Anspruchs 9 wird eine Variationsmöglichkeit ohne erhöhten Aufwand
eröffnet.
[0014] Das Merkmal des Anspruchs 10 ermöglicht in den meisten Fällen eine Vereinfachung,
wobei ein Faden oder mehrere Fäden unchangiert bleiben.
[0015] Eine bevorzugte Anordnung ist in Anspruch 11 angegeben.
[0016] Mit der Verwirbelungsdüse gemäß Anspruch 12 läßt sich hinter der Kräuselvörrichtung
der Zusammenhalt des Garns verbessern.
[0017] Die Zeichnung dient zur Erläuterung der Erfindung anhand von vereinfachten, schematisch
dargestellten Ausführungsbeispielen.
[0018]
Figur 1 zeigt in Seitenansicht eine einfache Anordnung gemäß der Erfindung.
Figur 2 zeigt die Anordnung gemäß Figur 1 in einer Ansicht gemäß Pfeil A.
Figur 3 zeigt eine Seitenansicht einer Strecktexturiermaschine mit einer erfindungsgemäßen
Anordnung.
Figur 3a zeigt teilweise eine abgewandelte Anordnung in einer Ansicht entsprechend
Figur 3.
Figur 4 zeigt in größerem Maßstab eine Teilansicht der Maschine gemäß Figur 3 gemäß
Pfeil B.
Figur 5 zeigt eine Seitenansicht einer Spinnstrecktexturiermaschine mit einer anderen
erfindungsgemäßen Anordnung.
Figur 6 zeigt in größerem Maßstab die Maschine gemäß Figur 5 in einer Teilansicht
gemäß Pfeil C.
[0019] Bei der Anordnung gemäß Figur 1 und Figur 2 wird ein aus mehreren synthetischen Filamenten
bestehendes Fadenbündel a, im folgenden kurz als "Faden" bezeichnet, über eine Fadenführungsrolle
1 und eine Galette 2 einer Kräuselvorrichtung 3 zugeführt. Geeignete Kräuselvorrichtungen
gehören zum Stand der Technik. Hierzu gehört z.B. eine pneumatische Kräuselkammer
gemäß US-PS 3 849 844, eine Stauchkräuselkammer gemäß GB-PS 1 057 417 oder eine Zahnradkräuselvorrichtung
gemäß DE-AS 1 292 302. Ein zweiter Faden b wird über eine Schlitztrommel 4 geführt,
die auf ihrer Mantelfläche in bekannter Weise mit einer in sich zurücklaufenden Fadenführungsnut
versehen ist und um eine zur Achse der Fadenführungsrolls 1 parallele Achse rotiert.
[0020] Infolge der Drehbewegung der Schlitztrommel 4 wird der in der Fadenführungsnut liegende
Faden b in bekannter Weise in Richtung der Trommelachse, d.h. quer zu seiner Bewegungsrichtung
und zur Bewegungsrichtung des Fadens a, hin und her bewegt. Schlitztrommel 4 und Fadenführungsrolle
1 sind dabei achsenparallel und relativ zueinander so angeordnet, daß die Mittelebene
der Fadenführungsrolle 1 etwa in der Mitte des Changierbereichs der Schlitztrommel
4 liegt. Daher wird der Faden b abwechselnd auf der einen und auf der anderen Seite
des Fadens a auf die Galette 2 geführt, wie in Figur 2 veranschaulicht. In der gegenseitigen
Lage, die die Fäden a und b auf der Galette 2 einnehmen, werden sie in die Kräuselvorrichtung
3 eingezogen. Dort werden sie gemeinsam gekräuselt. Der so erzeugte Faden zeigt ein
Farbwechselspiel das sich durch Änderung der Changiergeschwindigkeit,d.h. durch Änderung
der Drehzahl der Schlitztrommel 4, in voraussehbarer und reproduzierbarer Weise beeinflussen
läßt. Die Changiergeschwindigkeit ist dabei durch die Durch aufgeschwindigkeit des
Fadens und den Abstand zwischen Schlitztrommel 4 und Galette 2 nach oben begrenzt.
Die Dauer eines Einzelhubs der Changierung soll mindestens so lang sein wie die Zeit,
die eine bestimmte Stelle des Fadens benötigt, um von der Schlitztrommel 4 zur Galette
2 oder, allgemein ausgedrückt, zu einer Stelle zu gelangen, hinter der sich die relative
Lage der Einzelfäden bis zum Einlaufen in die Kräuselvorrichtung nicht mehr ändern
kann. Die maximale Changiergeschwindigkeit ist bei gegebener Fadengeschwindigkeit
umso größer, je kürzer der Abstand zwischen Schlitztrommel 4 und Galette 2 gehalten
wird. Diese Zusammenhänge gelten natürlich sinngemäß auch für die anderen Ausführungsbeispiele
der Erfindung.
[0021] Bei der in den Figuren 3 und 4 dargestellten Strecktexturiermaschine werden drei
Fäden a, b, c von Vorlagespulen 5, 6, 7 abgezogen. Der Faden c gelangt über eine Öse
und eine ortsfeste Fadenführungsrolle 8 zu der Galette 9. Die Fäden a und b werden
über eine Schlitztrommel 10 geleitet, und zwar der Faden a auf der einen und der Faden
b auf der gegenüberliegen Seite der Trommelachse (in Figur 3 rechts bzw. links). Dadurch
werden die Fäden a und b gegenläufig, d.h. mit einer Phasenverschiebung von 180 Grad,
changiert. Der Changierbereich ist symmetrisch zu der vom Faden c durchlaufenen Ebene.
Auf der Galette 9, zu der die Fäden a und b ebenso wie der Faden c gelangen, laufen
die Fäden a und b daher abwechselnd auf der einen und auf der anderen Seite des Fadens
c, der Jeweils in der Mitte liegt, wie in Figur 4 angedeutet. Von der Galette 9 gelangen
die Fäden zu dem Streckwerk 11, wobei ihre gegenseitige Lage unverändert bleibt. In
der gleichen relativen Anordnung werden die Fäden in die Kräuselvorrichtung 12 eingezogen.
Aus der Kräuselvorrichtung 12 tritt ein Mischfaden aus, dessen Farbstruktur durch
die Drehzahl der Schlitztrommel 10 bestimmt ist. Der Faden wird zwecks Kühlung auf
einer Siebtrommel 13 abgelegt und von dort in üblicher Weise zu einer Aufspuleinheit
14 geführt.
[0022] Die in Figur 3a teilweise dargestellte Maschine unterscheidet sich von der Maschine
gemäß Figur 3 dadurch, daß anstelle der Schlitztrommel 10 hierbei zwei übereinander
angeordnete Schlitztrommeln 10a und 10b vorgesehen sind, deren Achsen in horizontaler
Richtung geringfügig zueinander versetzt sind. Jeder der Fäden a, b wird daher an
einer eigenen Schlitztrommel geführt, ohne die andere zu berühren. Die Schlitztrommeln
10a und 10b sind mit unterschiedlichen Drehzahlen antreibbar.
[0023] Bei dem gemäß Figur 3 hergestellten Garn haben die Verflechtungspunkte des Fadens
a mit dem Faden c die gleichen Abstände wie die Verflechtungspunkte des Fadens b mit
dem Faden c. Dagegen können gemäß Figur 3a die Abstände der Verflechtungspunkte für
den Faden a nach Belieben größer oder kleiner sein als diejenigen des Fadens b. Dementsprechend
bietet die Vorrichtung gemäß Figur 3a noch mehr Möglichkeiten zur willkürlichen Veränderungen
des Farbenspiels.
[0024] Figur 5 zeigt eine Spinnstrecktexturiermaschine, bei der drei verschiedenfarbige
oder verschieden anfärbbare Fäden a, b, c durch eine Abzugsgalette 15 mit Beilaufrolle
16 aus den Düsen 17, 18, 19 des Spinnbalkens 20 abgezogen werden. Zwischen Abzugsgalette
15 und Streckwerk 21 werden die Fäden a und b z.B. durch nicht dargestellte stationäre
Fadenführer geleitet, so daß sie ihre Lage konstant beibehalten. Zur Führung des Fadens
c ist ein Changierfadenführer 22 vorgesehen, dessen Changierbereich symmetrisch zur
Mittellinie zwischen den beiden Fäden a und b liegt und etwa doppelt so groß ist wie
der abstand der Fäden a und b. Demzufolge läuft der Faden b abwechselnd auf der einen
Seite, in dem Zwischenraum und auf der anderen Seite der Fäden a und b in das Streckwerk
21, wie in Figur 6 veranschaulicht. Nach gemeinsamer Kräuselung in der Kräuselvorrichtung
23, die hierbei vorzugsweise als pneumatische Kräuselkammer ausgebildet ist, wird
das gekräuselte Mischgarn auf der Siebtrommel 24 gekühlt und anschließend in der Verflechtungsdüse
25 zwecks Verbesserung des Fadenzusamenhaltes verflochten. Derartige Verflechtungsdüsen
gehören zum Stand der Technik; eine geeignete Verflechtungsdüse ist beispielsweise
in der GB-PS 924 089 beschrieben. Kernstück des Changierfadenführers 22 ist bei dem
Ausführungsbeispiel gemäß Figur 5 und 6 eine Kolben-Zylinder-Einheit, wobei eine Fadenführungsöse
27 mit dem Kolben verbunden ist. Die Kolben-Zylinder-Einheit wird durch ein nicht
dargestelltes Zeitschaltwerk betätigt. Dabei können je nach dem gewünschten Effekt
die Zeitabstände zwischen den einzelnen Bewegungen konstant sein, periodisch geändert
werden oder statistisch um einen Mittelwert schwanken.
1. Verfahren zur Herstellung eines ungezwirnten Kräuselgarns aus mindestens zwei Fadenbündeln
unterschiedlicher Farbe oder Färbbarkeit in kontinuierlichem Durchlauf, dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens ein Fadenbündel abwechselnd von der einen Seite auf die andere Seite
eines anderen Fadenbündels verlegt wird und daß die Fadenbündel in der so erzeugten
wechselnden relativen Anordnung gemeinsam einer Kräuselung zugeführt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Garn nach der Kräuselung
durch Luftstrahlen verwirbelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, da3'die Verlegung des
(der) Fadenbündel (s) im Zuge eines Spinn-Streck-Texturierprozesses vor dem Strecken
erfolgt.
4. Anordnung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3, mit
einer Kräuselvorrichtung, dadurch gekennzeichnet, daß vor der Kräuselvorrichtung (3,
12, 23) für mindestens ein Fadenbündel ein den Weg eines anderen Fadenbündels kreuzender
Changierfadenführer (4, 10, 10a, 10b, 26) angeordnet ist.
5. Anordnung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Changierfadenführer
eine Schlitztrommel (4, 10, 10a, 10b) vorgesehen ist.
6. Anordnung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Changierfadenführer
eine Kolben-Zylinder-Einheit (26) aufweist.
7. Anordnung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, gekennzeichnet durch mindestens zwei
Changierfadenführer (10a, 10b), die mit unterschiedlichen Changiergeschwindigkeiten
antreibbar sind.
8. Anordnung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, gekennzeichnet durch mindestens zwei
Changierfadenführer (10a, lOb), die mit gleicher Changiergeschwindigkeit und veränderlichem
Phasenunterschied antreibbar sind.
9. Anordnung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß zwei Fadenbündel auf einander
gegenüberliegenden Seiten der Schlitztrommel (10) geführt sind.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß für
mindestens ein Fadenbündel ein stationärer Fadenführer (1) vorgesehen ist.
11. Anordnung nach einem der Ansprüche 4 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer
Spinn-Streck-Texturiermaschine der Changierfadenführer (22) vor dem Streckwerk (21)
angeordnet ist.
12. Anordnung nach einem der Ansprüche 4 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß im Fadenweg
hinter der Kräuselvorrichtung (23) eine Verwirbelungsdüse (25) angeordnet ist.