[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur Herstellung von organischen
Polyisocyanaten mit zumindest teilweise blockierten Isocyanatgruppen unter Verwendung
von cyclischen Dicarbonylverbindungen als Blockierungsmittel für Isocyanatgruppen,
die nach diesem Verfahren erhältlichen Polyisocyanate mit zumindest teilweise blockierten
Isocyanatgruppen, sowie ihre Verwendung als Reaktionspartner für organische Polyhydroxylverbindungen
bei der Herstellung von Polyurethankunststoffen, von wäßrigen Einbrennlacken oder
von wäßrigen Polyisocyanatlösungen oder -dispersionen.
[0002] Blockierte Polyisocyanate, die bei erhöhter Temperatur mit Verbindungen mit Zerewitinow-aktiven
Wasserstoffatomen reagieren, sind bekannt und werden z.B. in Houben-Weyl, "Methoden
der organischen Chemie", Band XIV/2, Seiten 61-70 oder bei Z.W. Wicks, Jr., Progress
in Organic Coatings 9, 3-28 (1981) beschrieben. Geeignete Blockierungsmittel für Isocyanate
sind z.B. Phenole, Caprolactam, Oxime und CH-acide Verbindungen wie Acetessigsäurealkylester
und Malonsäuredialkylester.
[0003] Die blockierten Polyisocyanate des Standes der Technik eignen sich in Kombination
mit polyfunktionellen Verbindungen, die Zerewitinow-aktive Wasserstoffatome tragen,
zur Herstellung von thermisch härtbaren Kunststoffen, insbesondere von Einbrennlacken
und -Beschichtungen. Sie werden dabei vorwiegend in Form von Lösungen in organischen
Lösungsmitteln angewandt.
[0004] Aus Gründen des Umweltschutzes und zur Einsparung erdölabhängiger organischer Lösungsmittel
ist es nun von zunehmendem Interesse, solche Einbrenn-Harze auch in Form von wäßrigen
Dispersionen oder Lösungen anwenden zu können. Es hat daher nicht an Versuchen gefehlt,
wasserlösliche bzw. -dispergierbare blockierte Polyisocyanate herzustellen. Dabei
wird im allgemeinen so vorgegangen, daß ein Teil der Isocyanatgruppen der Polyisocyanate
irreversibel mit Verbindungen umgesetzt wird, die ionische, potentiell ionische oder
nicht-ionisch-hydrophile Gruppen tragen. Die restlichen Isocyanatgruppen werden mit
einem oder mehreren der obengenannten, bei erhöhter Temperatur leicht wieder abspaltbaren
Blockierungsmittel "verkappt". Diese Verfahrensweise ist zum Beispiel in DE-OS 24
56 469 und EP-OS 12 348 beschrieben. Als hydrophile bzw. potentiell hydrophile Aufbaukomponenten
sind dort z.B. Hydroxycarbonsäuren, Hydroxylgruppen aufweisende tertiäre Amine, Hydroxypolyethylenoxide
und Polyaminosulfonate aufgeführt.
[0005] Nachteilig an dieser Verfahrensweise ist, daß stets ein beträchtlicher Teil der NCO-Gruppen
der eingesetzten Polyisocyanate für die Reaktion mit den genannten hydrophilen Aufbaukomponenten
verbraucht wird. Im blockierten Polyisocyanat steht dann dieser Anteil der Funktionalität
für eine thermische Vernetzungsreaktion mit Zerewitinow-aktive Wasserstoffatome tragenden
Reaktionspartnern bei den normalerweise angewandten Einbrenntemperaturen nicht mehr
zur Verfügung. Die beschriebenen hydrophilen blockierten Polyisocyanate weisen daher
gegenüber den entsprechenden blockierten Isocyanaten, die aus organischer Lösung angewandt
werden, technische Nachteile auf.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es nun, blockierte Polyisocyanate zur Verfügung
zu stellen, die nicht nur aus organischer Lösung, sondern auch aus wäßriger Phase
anwendbar sind, ohne daß zu ihrer Herstellung Modifizierungen notwendig wären, die
zu den oben beschriebenen technischen Nachteilen führen.
[0007] Diese Aufgabe konnte durch die Bereitstellung des nachstehend näher beschriebenen
erfindungsgemäßen Verfahrens bzw. der nachstehend näher beschriebenen erfindungsgemäßen
Verfahrensprodukte gelöst werden.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf der überraschenden Beobachtung, daß Umsetzungsprodukte
bestimmter, nachstehend näher beschriebener cyclischer Dicarbonylverbindungen mit
organischen Polyisocyanaten blockierte Polyisocyanate darstellen, die bei relativ
niedrigen Einbrenntemperaturen mit Verbindungen mit Zerewitinow-aktiven Wasserstoffatomen
reagieren und darüber hinaus in Gegenwart schwacher organischer Basen, wie z.B. tertiären
Aminen, in Wasser löslich oder dispergierbar sind. überraschend war auch, daß sich
die cyclischen Dicarbonylverbindungen nicht nur an aromatische, sondern auch an aliphatische
Isocyanate addieren lassen. Dies ist für eine Anwendung der Addukte auf dem Gebiet
der Lacke und Beschichtungen wegen der Lichtechtheit aliphatischer Isocyanate von
besonderer technischer Bedeutung.
[0009] Aus der Literatur sind bislang lediglich Addukte von cyclischen Dicarbonylverbindungen
der erfindungswesentlichen Art mit aromatischen Monoisocyanaten bekannt geworden (U.
Herzog, H. Reinshagen, Eur. J. Med. Chem. 10, 323 (1975)). Mit aliphatischen Isocyanaten
ließen sich nach Angaben dieser Autoren keine entsprechenden Addukte herstellen. Ziel
der zitierten Arbeiten war die Herstellung von Pharmazeutika und Insektiziden (siehe
auch US-PS 4 073 932 und US-PS 4 123 551). Addukte aus polyfunktionellen Isocyanaten
und den genannten cyclischen Dicarbonylverbindungen wurden bisher nicht beschrieben.
Ebenso ist noch nichts über eine Reaktivität solcher Addukte gegenüber Verbindungen
mit Zerewitinow-aktiven Wasserstoffatomen sowie über Versuche, solche Addukte für
Anwendungen auf dem Kunststoffsektor einzusetzen, bekannt geworden.
[0010] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von organischen
Polyisocyanaten mit zumindest teilweise blockierten Isocyanatgruppen durch zumindest
teilweise Blockierung der Isocyanatgruppen von organischen Polyisocyanaten mit Blockierungsmitteln
für Isocyanatgruppen, dadurch gekennzeichnet, daß man als Blockierungsmittel
a) die charakteristische Struktureinheit

aufweisende, cyclische Dicarbonyl-Verbindungen und gegebenenfalls zusätzlich
b) aus der Polyurethanchemie bekannte Blockierungs- mittel
[0011] verwendet, wobei das Blockierungsmittel a) in, einem Molverhältnis von Blockierungsmittel
a) zu Isocyanatgruppen des Ausgangspolyisocyanats von mindestens 0,1:1 entsprechenden
Mengen zum Einsatz gelangt, und wobei, im Falle der Mitverwendung von Blockierungsmitteln
b), diese vor, gleichzeitig mit oder nach der Umsetzung des Ausgangspolyisocyanats
mit dem Blockierungsmittel a) mit dem Ausgangspolyisocyanat zur Reaktion gebracht
werden.
[0012] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind auch die nach diesem Verfahren erhältlichen
organischen Polyisocyanate mit zumindest teilweise blockierten Isocyanatgruppen.
[0013] Gegenstand der Erfindung ist auch die Verwendung der nach diesem Verfahren erhältlichen
Polyisocyanate mit zumindest teilweise blockierten Isocyanatgruppen als Reaktionspartner
für organische Polyhydroxylverbindungen bei der Herstellung von Polyurethankunststoffen,
insbesondere Lacken, Beschichtungs- oder Dichtungsmassen auf Polyurethanbasis.
[0014] Gegenstand der Erfindung ist auch die Verwendung der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhältlichen Polyisocyanate mit zumindest teilweise blockierten Isocyanatgruppen zur
Herstellung von wäßrigen Einbrennlacken; dadurch gekennzeichnet, daß man die Polyisocyanate
mit wäßrigen Lösungen oder Dispersionen von organischen Verbindungen mit mindestens
zwei gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen in Gegenwart einer, die Löslichkeit
bzw. Dispergierbarkeit der Polyisocyanate in Wasser gewährleistenden Menge einer Base
unter Einhaltung eines Äquivalentverhältnisses von blockierten Isocyanatgruppen zu
gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen von 0,1:1 bis 1:1,2 gegebenenfalls
unter Mitverwendung von in der Lacktechnologie üblichen Hilfs- und Zusatzmitteln vermischt.
[0015] Gegenstand der Erfindung ist schließlich auch die Verwendung der nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren erhältlichen Polyisocyanate mit zumindest teilweise blockierten Isocyanatgruppen
zur Herstellung von wäßrigen Polyisocyanatlösungen oder -dispersionen, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Polyisocyanate in Gegenwart einer, die Löslichkeit bzw. Dispergierbarkeit
der Polyisocyanate gewährleistenden Menge einer Base mit Wasser vermischt.
[0016] Ausgangsmaterialien für das erfindungsgemäße Verfahren sind beliebige organische
Polyisocyanate und, die obengenannte Struktureinheit aufweisende, cyclische Dicarbonylverbindungen.
[0017] Für das erfindungsgemäße Verfahren sind grundsätzlich beliebige organische Polyisocyanate
bzw. beliebige Gemische organischer Polyisocyanate geeignet. Beispiele hierfür sind
u.a. Verbindungen der Formel

in welcher
Q für einen aromatischen, gegebenenfalls Methylsubstituenten oder Methylenbrücken
aufweisenden Kohlenwasserstoffrest mit insgesamt 6 bis 15 Kohlenstoffatomen, einen
aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 4 bis 18, vorzugsweise 6 bis 10 Kohlenstoffatomen,
einen cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 6 bis 15 Kohlenstoffatomen oder
einen Xylylenrest steht, und
n für eine ganze Zahl von 2 bis 5 steht.
[0018] Typische Beispiele für derartige, erfindungsgemäß geeignete Polyisocyanate sind Tetramethylendiisocyanat,
Hexamethylendiisocyanat, 1,12-Dodecandiisocyanat, Cyclohexan-1,3- und 1,4-diisocyanat
sowie beliebige Gemische dieser Isomeren, 1-Isocyanato-3,3,5-trimethyl-5-isocyanatomethylcyclohexan
(IPDI), Perhydro-2,4'- und/oder -4,4'-diphenylmethandiisocyanat, 1,3- und 1,4-Phenylendiisocyanat,
2,4- und 2,6-Toluylendiisocyanat sowie beliebige Gemische dieser Isomeren, Diphenylmethan-2,4'-und/oder
-4,4'-diisocyanat, 3,2'- und/oder 3,4-Diisocyanato-4-methyl-diphenylmethan, Naphthylen-1,5-diisocyanat,
Triphenyl-methan-4,4'-4"-triisocyanat, Polyphenylpolymethylen-polyisocyanate, wie
sie durch Anilin-Formaldehyd-Kondensation und anschließende Phosgenierung erhalten
und z.B. in den GB-PS 874 430 und 848 671 beschrieben werden. Neben diesen einfachen
Polyisocyanaten sind auch Heteroatome in dem, die Isocyanatgruppen verknüpfenden Rest
enthaltende Polyisocyanate geeignet. Beispiele hierfür sind Carbodiimidgruppen aufweisende
Polyisocyanat, wie sie in der DE-PS 1 092 007 beschrieben werden, Allophanatgruppen
aufweisende Polyisocyanate, wie sie z.B. in der GB-PS 994 890, der BE-PS 761 626 beschrieben
werden, Isocyanuratgruppen aufweisende Polyisocyanate, wie sie z.B. in der US-PS 4
288 586, in den DE-PSen 1 022 789, 1 222 067 und 1 027 394, in den DE-OSen 1 929 034,
2 004 048 und 2 839 133 oder in der EP-PS 10 589 beschrieben werden, Urethangruppen
aufweisende Polyisocyanate, wie sie z.B. in der BE-PS 752 261 oder in der US-PS 3
394 164 beschrieben werden, acylierte Harnstoffgruppen aufweisende Polyisocyanate
gemäß der DE-PS 1 230 778, Biuretgruppen aufweisende Polyisocyanate, wie sie z.B.
in der DE-PS 1 101 394, in der GB-PS 889 050 und in der FR-PS 7 017 514 beschrieben
werden.
[0019] Besonders gut für das erfindungsgemäße Verfahren geeignete Polyisocyanate sind die
an sich bekannten "Lackpolyisocyanate", d.h. Biuret-, Isocyanurat- oder Urethangruppen-aufweisende
Modifizierungsprodukte der obengenannten einfachen Polyisocyanate insbesondere Tris-(6-Isocyanatohexyl)-biuret,
gegebenenfalls im Gemisch mit seinen höheren Homologen, durch Trimerisierung von aliphatischen
und/oder aromatischen Diisocyanaten wie z.B. Hexamethylendiisocyanat,
[0020] Isophorondiisocyanat, Diisocyanato-toluol oder Gemischen aus Diisocyanatotoluol und
Hexamethylendiisocyanat erhältliche, Isocyanuratgruppen-aufweisende Polyisocyanate,
vor allem, das gegebenenfalls im Gemisch mit seinen höheren Homologen vorliegende
Tris-(6-isocyanatohexyl)-isocyanurat oder niedermolekulare, Urethangruppen-aufweisende
Polyisocyanate, wie sie beispielsweise durch Umsetzung von überschüssigen Mengen an
2,4-Diisocyanatotoluol mit einfachen mehrwertigen Alkoholen des Molekulargewichtsbereichs
62-300, insbesondere mit Trimethylolpropan und anschließende destillative Entfernung
des nicht umgesetzten Diisocyanatüberschusses erhalten werden können. Selbstverständlich
können auch beliebige Gemische der beispielhaft genannten Polyisocyanate zur Herstellung
der erfindungsgemäßen Produkte eingesetzt werden.
[0021] Weiterhin für das erfindungsgemäße Verfahren gut geeignete Polyisocyanate sind die
bekannten, endständige Isocyanatgruppen aufweisende Präpolymere, wie sie insbesondere
durch Umsetzung der obengenannten einfachen Polyisocyanate, vor allem Diisocyanate
mit unterschüssigen Mengen an organischen Verbindungen mit mindestens zwei gegenüber
Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen zugänglich sind. Als solche kommen insbesondere
insgesamt mindestens zwei Aminogruppen, Thiolgruppen, Carboxylgruppen und/oder Hydroxylgruppen
aufweisende Verbindungen des Molekulargewichtsbereichs 300 bis 10 000, vorzugsweise
400 bis 6000 zur Anwendung. Bevorzugt werden die entsprechenden Polyhydroxylverbindungen
verwendet.
[0022] Vorzugsweise einzusetzende Hydroxylverbindungen sind die in der Polyurethanchemie
an sich bekannten Hydroxypolyester, Hydroxypolyether, Hydroxypolythioether, Hydroxypolyacetale,
Hydroxypolycarbonate und/oder Hydroxypolyesteramide.
[0023] Vertreter der genannten, zur Herstellung der erfindungsgemäß geeigneten NCO-Prepolymere
zu verwendenden Polyisocyanat- und Hydroxyl-Verbindungen sind z.B. in High Polymers,
Vol. XVI, "Polyurethanes, Chemistry and Technology", verfaßt von Saunders-Frisch,
Interscience Publishers, New York, London, Band I, 1962, Seiten 32-42 und Seiten 44-54
und Band II, 1964, Seiten 5-6 und 198-199, sowie im Kunststoff-Handbuch, Band VII,
Vieweg-Höchtlen, Carl-Hanser-Verlag, München, 1966, z.B. auf den Seiten 45 bis 71,
beschrieben.
[0024] Bei der Herstellung der NCO-Prepolymeren nach an sich bekannten Prinzipien des Standes
der Technik werden die Reaktionspartner im allgemeinen in solchen Mengenverhältnissen
eingesetzt, die einem Verhältnis von Isocyanatgruppen zu gegenüber NCO reaktiven Wasserstoffatomen,
vorzugsweise aus Hydroxylgruppen, von 1,05 bis 10, vorzugsweise von 1,1 bis 3, entsprechen.
[0025] Die Art und Mengenverhältnisse der bei der Herstellung der NCO-Prepolymeren eingesetzten
Ausgangsmaterialien werden im übrigen vorzugsweise so gewählt, daß die NCO-Prepolymeren
a) eine mittlere NCO-Funktionalität von 2 bis 4, vorzugsweise von 2 bis 3,
b) ein mittleres, aus der Stöchiometrie der Ausgangsmaterialien errechenbares Molekulargewicht
von 500 bis 10 000, vorzugsweise von 800 bis 4000 aufweisen.
[0026] Reaktionspartner für die beispielhaft genannten organischen Polyisocyanate sind beim
erfindungsgemäßen Verfahren beliebige organische Verbindungen, die eine Struktureinheit
der Formel

aufweisen und, von dieser Gruppierung abgesehen, gegenüber Isocyanatgruppen inert
sind. Derartige cyclische Dicarbonylverbindungen liegen ganz überwiegend in der, durch
die angegebene Formel wiedergegebenen Diketo-Form und nur zu einem ganz geringen Bruchteil
in der Enol-Form

vor. Im Rahmen der vorliegenden Erfindungsoffenbarung steht demzufolge die Diketo-Form
stellvertretend für das Gemisch der beiden tautomeren Formen. Alle Mengenangaben beziehen
sich, falls die jeweiligen Verbindungen überhaupt teilweise in der Enolform auftreten,
auf das Gemisch beider Tautomeren.
[0027] Gut geeignete derartige cyclische Dicarbonylverbindungen sind solche der Formel

für welche
R und R' für gleiche oder verschiedene Reste stehen und gegebenenfalls inerte Substituenten
aufweisende Alkyl- oder Arylgruppen bedeuten oder zusammen mit dem mit den beiden
Sauerstoffatomen verknüpften Kohlenstoffatom einen gegebenenfalls inerte Substituenten
aufweisenden Cycloalkylring bilden.
[0028] Besonders gut geeignet sind solche Verbindungen der zuletzt genannten allgemeinen
Formel, für welche
R und R' für gleiche oder verschiedene Reste stehen und Alkylreste mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen,
insbesondere Methylreste bedeuten oder in denen die Reste R und R' zusammen mit dem,
mit den Sauerstoffatomen verknüpften Kohlenstoffatom einen cycloaliphatischen Ring
mit 5 bis 6, insbesondere 6 Kohlenstoffatomen bilden.
[0029] Besonders bevorzugt ist der bekannteste Vertreter dieser Produktklasse, daß Isopropyliden-malonat,
auch Meldrum-Säure genannt (R = R' = CH
3). Die Verbindung ist durch Kondensation von Malonsäure mit Aceton unter saurer Katalyse
erhältlich (vgl. A.N. Meldrum, J. Chem. Soc. 90, 598 (1908); D. Davidson et al., J.
Amer. Chem. Soc. 70, 3429 (1948)). Entsprechend können die anderen, erfindungsgemäß
geeigneten cyclischen Dicarbonylverbindungen durch Kondensation aus Malonsäure und
Ketonen der Formel

hergestellt werden, wobei
R und R' die bereits obengenannte Bedeutung bzw. bevorzugte Bedeutung hat.
[0030] So wären beispielsweise Methyl-ethylketon, Methyl-isobutylketon, Cyclopentanon, Cyclohexanon
oder Acetophenon geeignete Reaktionspartner für die Malonsäure bei der Herstellung
der erfindungsgemäß als Blockierungsmittel geeigneten, cyclischen Dicarbonylverbindungen.
[0031] Entsprechende Syntheseverfahren sind z.B. von B. Eistert et al., in Chem. Ber. 94,
929 (1961); von J. Swoboda et al. in Monatsh. 91, 188 (1960) oder von A. Michael et
al, in J. Amer. Chem. Soc. 58, 680 (1936) beschrieben worden.
[0032] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen blockierten Polyisocyanate werden die oben
im einzelnen beschriebenen Komponenten, d.h. die organischen Polyisocyanate und die
cyclischen Dicarbonylverbindungen miteinander zur Reaktion gebracht. Dabei werden
die erfindungsgemäßen cyclischen Dicarbonylverbindungen in Mengen eingesetzt, die
mindestens 10 Äquivalent-%, bezogen auf die NCO-Gruppen der Polyisocyanate entsprechen.
Dies bedeutet, daß die Reaktionspartner bei der Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens in, einem Molverhältnis von cyclischen Dicarbonylverbindungen zu Isocyanatgruppen
des Ausgangspolyisocyanats von mindestens 0,1:1 entsprechenden Mengen zum Einsatz
gelangen. Vorzugsweise werden solche Mengen an cyclischen Dicarbonylverbindungen eingesetzt,
daß 30-100 % der Isocyanatgruppen damit abreagieren, d.h. die Ausgangsmaterialien
kommen vorzugsweise in, einem Molverhältnis von cyclischen Dicarbonylverbindungen
zu Isocyanatgruppen des Ausgangspolyisocyanats von 0,3:1 bis 1:1 entsprechenden Mengen
zum Einsatz. Grundsätzlich ist es jedoch auch möglich, zur Beschleunigung und Vervollständigung
der Umsetzung auch überschüssige Mengen an cyclischer Dicarbonylverbindung einzusetzen.
Im allgemeinen wird jedoch ein derartiger überschuß 10 bis 20 Äquivalent-%, bezogen
auf die Isocyanatgruppen des Ausgangspolyisocyanats nicht übersteigen.
[0033] Im Falle, daß die cyclischen Dicarbonylverbindungen molmäßig im Unterschuß gegenüber
den NCO-Gruppen der Polyisocyanate eingesetzt werden, läßt man vorzugsweise die überschüssigen
Isocyanatgruppen mit anderen monofunktionellen Blockierungsmitteln abreagieren. Dazu
eignen sich beliebige Isocyanat-Blockierungsmittel, wie sie z.B. bei Z.W. Wicks, Jr.,
Progress in Organic Coatings 9, 3-28 {1981) beschrieben sind. Beispiele derartiger
mitzuverwendender Blockierungsmittel sind: C-H-acida Verbindungen, wie z.B. Malonsäuredialkylester
und Acetessigsäurealkylester, Oxime, wie z.B. Acetonoxim, Methylethylketonoxim und
Acetaldoxim, Lactame, wie z.B. ε-Caprolactam, Phenole, wie Phenol selbst oder dessen
Alkylderivate. Derartige Blockierungsmittel werden beim erfindungsgemäßen Verfahren,
falls überhaupt, maximal in einer, einem Molverhältnis von Blockierungsmittel zu Isocyanatgruppen
des Ausgangspolyisocyanats von 0,9 : 1 entsprechenden Menge mitverwendet.
[0034] Es ist aber auch ohne weiteres möglich, die cyclischen Dicarbonylverbindungen molmäßig
im Unterschuß gegenüber den NCO-Gruppen der Polyisocyanate einzusetzen und die nach
der Reaktion verbleibenden NCO-Gruppen frei zu lassen, so daß diese für weitere Reaktionen,
z.B. mit Kettenverlängerungsmitteln, Wasser oder Zerewitinow-aktive Wasserstoffatome
tragenden Polymeren zur Verfügung stehen.
[0035] Die Reaktion zwischen den erfindungsgemäß geeigneten cyclischen Dicarbonylverbindungen
und den Polyisocyanaten wird im allgemeinen bei Temperaturen von 0°C bis 80°C, vorzugsweise
von 20°C bis 60°C durchgeführt. Wenn, wie beschrieben, ein Teil der Isocyanatgruppen
mit anderen Blockierungsmitteln umgesetzt werden soll, so kann die Reaktion mit diesen
Blockierungsmitteln vor oder nach der Umsetzung mit der cyclischen Dicarbonylverbindung
oder auch gleichzeitig mit dieser erfolgen.
[0036] Zur Beschleunigung der Reaktion können in an sich bekannter Weise Basen, vorzugsweise
organische Basen, besonders bevorzugt tertiäre Amine mitverwendet werden. Wie unten
näher ausgeführt, werden diese Basen vorzugsweise in einer Menge von 50-100 Mol-%,
bezogen auf die Menge an cyclischen Dicarbonylverbindungen eingesetzt. Dadurch resultieren
blockierte Polyisocyanate, die den erfindungsgemäßen Vorteil aufweisen, direkt, d.h.
ohne weitere Modifizierung auch in Wasser löslich oder dispergierbar zu sein. Die
Reaktion wird vorzugsweise in einem organischen Lösungsmittel durchgeführt, obwohl
sie prinzipiell, z.B. bei Einsatz besonders niedrigviskoser Polyisocyanate, auch ohne
Lösungsmittel möglich ist. Als Lösungsmittel eignen sich z.B. Ethylenglykolethyletheracetat,
Propylenglykolmethyletheracetat, Butylacetat, Aceton, Methylethylketon, Cyclohexanon,
N,N-Dimethylformamid und N-Methylpyrrolidon.
[0037] Vorzugsweise werden organische Lösungsmittel mitverwendet, die zugleich wasserlöslich
sind. Dies ermöglicht eine besonders einfache Dispergierung der Produkte für den Fall,
daß die blockierten Polyisocyanate in Form wäßriger Lösungen oder Dispersionen eingesetzt
werden sollen. Besonders bevorzugt als derartiges Lösungsmittel ist N-Methylpyrrolidon.
Die organischen Lösungsmittel werden im allgemeinen in einer Menge von 5-50 %, vorzugsweise
10-30 %, bezogen auf das Gesamtgemisch eingesetzt.
[0038] Wie bereits erwähnt, weisen die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte die interessante
Eigenschaft auf in Gegenwart von Basen in Wasser löslich bzw. dispergierbar zu sein.
Hierzu geeignete Basen sind insbesondere beliebige tert.-Amine, d.h. beliebige organische
Verbindungen, die mindestens ein tert. Stickstoffatom aufweisen, und die vorzugsweise
ein tiolekulargewicht von 59 bis 300 besitzen. Einwertige tert. Amine sind bevorzugt.
Geeignete tert. Amine sind z.B. Trimethylamin, Triethylamin, N,N-Dimethylbenzylamin
oder N,N-Dimethylethanolamin.
[0039] Die Art der Wechselwirkung der erfindungsgemäß blockierten Polyisocyanate mit den
Aminen ist nicht genau bekannt. Vermutlich ist dieses überraschende Phänomen darauf
zurückzuführen, daß die erfindungsgemäß mit cyclischen Dicarbonylverbindungen blockierten
Isocyanatgruppen acide Wasserstoffatome aufweisen, d.h. einbasische Säuren darstellen,
die mit den Aminen zur Bildung von Ammoniumsalzen befähigt sind. Im allgemeinen ist
die Löslichkeit bzw. Dispergierbarkeit der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte dann
gegeben, wenn sie einen Gehalt.an "neutralisierten", mit cyclischen Dicarbonylverbindungen
blockierten Isocyanatgruppen von mindestens 80, vorzugsweise 110 bis 300 Milliäquivalenten
pro 100 g Festkörper, inclusive der Amine aufweisen. Die Teilchengröße der in wäßriger
Phase gelösten bzw. dispergierten Festkörper hängt in erster Linie vom Gehalt derartiger
ionischer Struktureinheiten ab.
[0040] Vorzugsweise werden diese Basen, wie oben erwähnt, schon bei der Herstellung der
erfindungsgemäßen blockierten Polyisocyanate zugegeben, wobei sie gleichzeitig als
Katalysatoren wirken. Wenn basenfreie oder basenarme blockierte Polyisocyanate der
genannten Art in Wasser dispergiert werden sollen, ist es jedoch möglich, die Basen
erst unmittelbar vor oder auch während der Dispergierung, z.B. durch Zusatz der Basen
zum Dispergierwasser, zuzugeben. Die Dispergierung der erfindungsgemäßen Produkte
kann sowohl durch Eintragen in die wäßrige Phase als auch umgekehrt durch Einrühren
der wäßrigen Phase in die Lösung oder Schmelze der blockierten Polyisocyanate oder
auch durch kontinuierliches Vermischen der beiden Phasen in geeigneten Mischaggregaten
erfolgen. Ist z.B. aus Viskositätsgründen die Mitverwendung organischer Lösungsmittel
bei der Auflösung oder Dispergierung der Produkte nötig und sollen dennoch lösungsmittelfreie
wäßrige Dispersionen oder Lösungen der blockierten Polyisocyanate erhalten werden,
so kann man als Lösungsmittel in bekannter Weise solche mit genügend niedrigem Siedepunkt,
wie z.B. Aceton wählen, die nach der Dispergierung abdestilliert werden können. Man
benutzt für die Dispergierung im allgemeinen so viel Wasser, daß die Dispersionen
einen möglichst hohen Festkörperanteil aufweisen. In der Regel lassen sich Lösungen
oder Dispersionen mit 30 - 60 % Festkörper sehr gut herstellen.
[0041] Zur Herstellung von wäßrigen Lösungen oder Dispersionen der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte
werden vorzugsweise solche ausgewählt, die keine freien Isocyanatgruppen mehr aufweisen,
d.h. deren Isocyanatgruppen vollständig mit erfindungswesentlichen und gegebenenfalls
den beispielhaft genannten "klassischen" Blockierungsmitteln blockiert sind. Grundsätzlich
wäre es jedoch auch denkbar, wäßrige Lösungen bzw. Dispersionen von freie Isocyanatgruppen
aufweisenden erfindungsgemäßen Verfahrensprodukten herzustellen, was jedoch selbstverständlich
auf eine Vernichtung dieser freien Isocyanatgruppen gegebenenfalls unter Kettenverlängerung
unter Harnstoffbildung hinauslaufen würde.
[0042] Die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte eignen sich insbesondere als Reaktionspartner
für Verbindungen mit gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Wasserstoffatomen
bei der Herstellung von hochmolekularen Isocyanat-Polyadditionsprodukten. Hierzu als
Reaktionspartner für die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte geeignete Reaktionspartner
sind die aus der Polyurethanchemie bekannten, mindestens zwei gegenüber Isocyanatgruppen
reaktionsfähige Gruppen aufweisenden Verbindungen des Molekulargewichtsbereichs 60
bis 10 000, vorzugsweis 400 bis 6000. Es handelt sich hierbei insbesondere um mindestens
zwei alkoholische Hydroxylgruppen, Carboxylgruppen, Aminogruppen und/oder Thiolgruppen
aufweisende Verbindungen. Die entsprechenden Polyhydroxylverbindungen stellen die
bevorzugten Reaktionspartner für die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte dar. Beispiele
hierfür sind die bekannten Polyhydroxypolyester, -polyether, -polythioether, -polyacetale,
-polycarbonate oder -polyesteramide, wie sie in den bereits oben zitierten Literaturstellen
"High Polymers" oder "Kunststoff-Handbuch" beispielhaft erwähnt sind. Gut geeignete
Reaktionspartner sind auch die bekannten Polyhydroxypolyacrylate oder mindestens zwei
Hydroxylgruppen aufweisende Oligourethane des obengenannten Molekulargewichtsbereichs,
wie sie durch Umsetzung überschüssiger Mengen an Polyhydroxylverbindungen mit Polyisocyanaten
der oben beispielhaft genannten Art zugänglich sind. Auch Epoxidharze vom Glycidylether-Typ,
wie sie beispielsweise durch Umsetzung von Bisphenol A mit überschüssigen Mengen an
Epichlorhydrin erhältlich sind, sind geeignete Reaktionspartner für die erfindungsgemäßen
Verfahrensprodukte. Besonders bevorzugte Reaktionspartner für die erfindungsgemäßen
Verfahrensprodukte sind die beispielhaft genannten Polyhydroxypolyester, -polyether,
-polyacrylate und -oligourethane sowie die aus der Polyurethanchemie an sich bekannten
niedermolekularen, mindestens zwei Hydroxylgruppen aufweisende Kettenverlängerungsmittel
bzw. Vernetzer des Molekulargewichtsbereichs 62 - 300 wie z.B. Ethylenglykol, Tetramethylenglykol,
Butandiol-1,2, Hexamethylenglykol, Glycerin oder Trimethylolpropan. Selbstverständlich
können beliebige Gemische derartiger Verbindungen mit gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen
Gruppen bei der erfindungsgemäßen Verwendung der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte
zur Herstellung von Isocyanat-Polyadditionsprodukten, insbesondere Polyurethanen eingesetzt
werden.
[0043] Bei dieser erfindungsgemäßen Verwendung der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte
werden die Reaktionspartner in, einem Äquivalentverhältnis von blockierten Isocyanatgruppen
zu gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen von 0,1:1 bis 1:1,2, vorzugsweise
von 0,3:1 bis 1:1 und, einem Äquivalentverhältnis von freien und blockierten Isocyanatgruppen
zu gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen von 0,8:1 bis 1:1,2, vorzugsweise
1:1 entsprechenden Mengen miteinander vermischt, wobei die gegebenenfalls vorliegenden
freien Isocyanatgruppen mit einem Teil der gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen
Gruppen spontan unter Bildung oligomerer Kunststoffvorläufer abreagiert, während die
Reaktion zwischen den blockierten Isocyanatgruppen und dem gegenüber Isocyanatgruppen
reaktionsfähigen Gruppen erst unter Hitzeeinwirkung beispielsweise im Temperaturbereich
von 80-250°C, vorzugsweise von 100 bis 180°C stattfindet. Die Vermischung der Reaktionspartner
kann in Gegenwart organischer Lösungsmittel der bereits oben beispielhaft genannten
Art erfolgen. Derartige Lösungen können beispielsweise als hitzevernetzbare Klarlacke
oder zur Herstellung von pigmentierten Lacken verwendet werden.
[0044] Eine weitere mögliche Verwendung der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte besteht
in der Herstellung von wäßrigen Einbrennlacken, wobei wäßrige Lösungen oder Dispersionen
von Verbindungen mit gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen mit wasserlöslichen
bzw. -dispergierbaren erfindungsgemäßen Verfahrensprodukten der obengenannten Art
kombiniert werden.
[0045] Auch hierzu werden vorzugsweise entsprechend den oben gemachten Ausführungen solche
erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte eingesetzt, die ausschließlich blockierte Isocyanatgruppen
aufweisen, wobei hier vorzugsweise das Äquivalentverhältnis von blockierten Isocyanatgruppen
zu gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen bei 0,1:1 bis 1:1,2, vorzugsweise
0,8:1 bis 1:1,1 liegt. Die Herstellung derartiger wäßriger Lösungen oder Dispersionen
kann gut in der Weise erfolgen, daß man die in Wasser löslichen oder dispergierbaren
erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte mit vorab hergestellten wäßrigen Lösungen oder
Dispersionen der aktiven Wasserstoff enthaltenden Verbindungen vermischt. Ebenso ist
es mög-. lich, wie oben beschrieben zunächst eine wäßrige Lösung oder Dispersion der
erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte herzustellen und diese dann mit getrennt hergestellten
wäßrigen Lösungen oder Dispersionen der Verbindungen mit gegenüber Isocyanatgruppen
reaktionsfähigen Gruppen zu vermischen. In beiden Fällen ist es selbstverständlich
erforderlich, daß die Verbindungen mit gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen
Gruppen, falls sie nicht wasserlöslich oder dispergierbar sind, z.B. mit Hilfe von
externen Emulgatoren oder vorzugsweise durch Einbau von hydrophilen Gruppierungen
wie z.B. Carboxylat- oder Sulfonatgruppen so zu modifizieren, daß die Verbindungen
in Wasser löslich bzw. dispergierbar sind. Besonders gut geeignete derartige Verbindungen
sind Carboxyl und Hydroxylgruppen enthaltende Polyacrylate oder Oligourethane des
obengenannten Molekulargewichtsbereichs, deren Carboxylgruppen beispielsweise mit
tert. Aminen der oben beispielhaft genannten Art in hydrophile Carboxylatgruppen überführbar
sind.
[0046] Grundsätzlich ist es auch denkbar, die unneutralisierten erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte
mit wäßrigen Lösungen von organischen Polyaminen, insbesondere Diaminen mit primären
oder sekundären Aminogruppen wie z.B. Ethylendiamin, Diethylentriamin, Hexamethylendiamin
oder Isophorondiamin zu vermischen, wobei die primären bzw. sekundären Aminogruppen
die Doppelfunktion eines Neutralisationsmittels für die erfindungsgemäß blockierten
Isocyanatgruppen unter Gewährleistung ihrer Wasserlöslichkeit bzw. -dispergierbarkeit
und eines Reaktionspartners für die blockierten und freien Isocyanatgruppen der erfindungsgemäßen
Verfahrensprodukte übernehmen, so daß ebenfalls wäßrige Lösungen oder Dispersionen
von unter dem Einfluß von Hitze vernetzbaren Systemen entstehen. Diese prinzipiell
denkbare Verwendung der erfindungsgemäßen Verfahrenprodukte ist jedoch weniger bevorzugt.
[0047] Die Kombinationen aus erfindungsgemäßen Verfahrensprodukten und Verbindungen mit
gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen sind sowohl in Form organischer
Lösungen als auch in Form wäßriger Dispersionen oder Lösungen bei Raumtemperatur auch
bei längerer Lagerung stabil gegen Gelierung, Koagulation oder Sedimentation. Sie
eignen sich in ausgezeichneter Weise zur Herstellung von Kunststoffen, insbesondere
von Überzügen und Dichtungsmassen auf einer Vielzahl von Substraten wie z..B. von
Textilien, Leder, Glasfasern, Kunststoffen, keramischen Materialien, Glas und Holz.
Besonders gut eignen sich die Kombinationen jedoch als Einbrennlacke für hitzeresistente
Substrate, insbesondere für Metalle.
[0048] Zur Herstellung der Überzüge werden die Substrate mit den erfindungsgemäßen Kombinationen,
die gegebenenfalls mit den in der Lacktechnologie üblichen Hilfsstoffen, wie z.B.
Pigmenten, Füllstoffen oder Verlaufshilfsmitteln vermischt sein können, nach den üblichen
Methoden, beispielsweise durch Spritzen, Streichen oder Tauchen, beschichtet. Die
thermische Aushärtung erfolgt im allgemeinen im Temperaturbereich von 80-250°C, vorzugsweise
von 100 bis 180°C, wobei die Entfernung etwaiger Lösungsmittel oder des Wassers durch
Verdunsten oder Verdampfen vor oder während dieser Hitzebehandlung stattfindet.
[0049] Die nachstehenden Beispiele dienen zur weiteren Erläuterung der Erfindung. Alle Prozentangaben
beziehen sich, soweit nicht anders vermerkt, auf Gewichtsprozente.
Beispiel 1
[0050] In eine Mischung aus 400 g eines durch Trimerisierung von Hexamethylendiisocyanat
erhaltenen Isocyanurat-Polyisocyanats (NCO-Gehalt 21 %), 300 g Isopropyliden- malonat
(Meldrum-Säure) und 300 g N-Methylpyrrolidon wird 208 g Triethylamin unter Rühren
eingetropft. Man rührt 8 Stunden bei 50°C nach, bis IR-spektroskopisch keine NCO-Gruppen
mehr nachweisbar sind. Das Produkt hat eine Viskosität von 20 000 mPas (23°C), einen
Gehalt an blockierten NCO-Gruppen von 7,0 %, einen Gehalt an neutralisierten blockierten
Isocyanatgruppen von 229 Milliäquivalenten pro 100 g und weist gute Wasserlöslichkeit
auf.
Beispiel 2
[0051] Aus 60 g des blockierten Polyisocyanats gemäß Beispiel 1 und 50 g einer 75 %igen
Lösung eines OH-funktionellen Lackpolyesters in Ethylglykolacetat ("Polyesterharz
A", hergestellt aus 29,6 % Isophthalsäure; 10,1 % Adipinsäure; 5,9 % o-Phthalsäure,
42,4 % Hexandiol-1,6; 12,0 % Trimethylolpropan; OH-Zahl 150) wird ein Klarlack hergestellt.
Das Äquivalentverhältnis zwischen blockierten Isocyanatgruppen und Hydroxylgruppen
liegt bei 1:1.
[0052] Der Lack wird auf eine Glasplatte aufgetragen (Naßfilmdicke: 120 pm) und 30 min bei
140°C eingebrannt. Man erhält einen elastischen Lackfilm mit trockener Oberfläche
und guter Lösungsmittelfestigkeit (siehe Tabelle 1).
Beispiel 3
[0053] 60 g des blockierten Polyisocyanats gemäß Beispiel 1 werden unter gutem Rühren zu
263 g einer 30 %igen wäßrigen Dispersion eines OH-funktionellen Polyurethanharzes
gegeben. Die Dispersion dieses Harzes ("Polyurethanharz B") wurde aus folgenden Ausgangsmaterialien
hergestellt; 15,0 % Polyesterdiol aus Neopentylglykol und Hexahydrophthalsäure, OH-Zahl
192; 3,2 % Polyesterdiol aus Hexandiol-1,6 und Adipinsäure, OH-Zahl 133; 0,77 % Trimethylolpropan;
2,56 % Dimethylolpropionsäure; 8,47 % Isophorondiisocyanat; 2,6 % Dimethylbenzylamin;
0,4 % Triethylamin; 67,0 % Wasser. Die OH-Zahl des OH-funktionellen Polyurethanharzes,
bezogen auf Feststoff, ohne Amine, beträgt 71,2. Das Äquivalentverhältnis von blockierten
Isocyanatgruppen zu Hydroxylgruppen des Harzes liegt bei 1:1.
[0054] Das blockierte Isocyanat löst sich glatt und vollständig. Es entsteht eine feinteilige
und lagerstabile wäßrige Einbrennlack-Dispersion. Diese wird auf Glasplatten aufgetragen
(Naßfilmdicke: 120
Nm) und 30 min bei 140°C und 160°C eingebrannt. Man erhält elastische Lackfilme mit
trockener Oberfläche und guter Lösungsmittelfestigkeit (siehe Tabelle 1).

Beispiel 4
[0055] Zu einer Mischung aus 400 g eines durch Trimerisierung von Hexamethylendiisocyanat
erhaltenen Isocyanurat-Polyisocyanats (NCO-Gehalt: 21 %), 128 g Malonsäurediethylester
und 300 g N-Methylpyrrolidon wird 2,5 g Natriumphenolat gegeben. Man rührt bei 60°C,
bis der berechnete Gehalt an freien NCO-Gruppen von 6 % knapp unterschritten ist.
Nach Abkühlen auf 30°C gibt man 173 g Isopropyliden- malonat und dann tropfenweise
121 g Triethylamin zu. Nach dem Abklingen der exothermen Reaktion wird 8 Stunden bei
50°C gerührt, bis IR-spektroskopisch keine NCO-Gruppen mehr nachweisbar sind. Das
Produkt hat eine Viskosität von 11 000 mPas (23°C), einen Gehalt an blockierten NCO-Gruppen
von 7,5 %, einen Gehalt an neutralisierten Isopropylidenmalonat-blockierten Isocyanatgruppen
von 146 Milliäquivalenten pro 100 g und weist eine gute Wasserlöslichkeit auf.
Beispiel 5
[0056] Aus 56 g des blockierten Polyisocyanats gemäß Beispiel 4 und 50 g einer 75 %igen
Ethylglykolacetat-Lösung des in Beispiel 2 beschriebenen Polyesterharzes A wird ein
Klarlack hergestellt. Er wird auf eine Glasplatte aufgetragen (Naßfilmdicke: 120 µm)
und 30 min bei 140°C eingebrannt. Das Äquivalentverhältnis zwischen blockierten Isocyanatgruppen
und Hydroxylgruppen liegt bei 1:1. Man erhält einen elastischen Lackfilm mit trockener
Oberfläche und güter Lösungsmittelfestigkeit (siehe Tabelle 2).
Beispiel 6
[0057] 56 g des blockierten Polyisocyanats gemäß Beispiel 4 werden unter gutem Rühren zu
263 g einer 30 %igen wäßrigen Dispersion des in Beispiel 3 beschriebenen Polyurethanharzes
B gegeben. Das blockierte Polyisocyanat löst sich glatt und vollständig. Das Äquivalentverhältnis
von blockierten Isocyanatgruppen zu Hydroxylgruppen liegt bei 1:1. Es entsteht eine
feinteilige und lagerstabile wäßrige Einbrennlack-Dispersion, die auf Glasplatten
aufgetragen (Naßfilmdicke: 120
Nm) und 30 min bei 140°C und 160°C eingebrannt wird. Man erhält elastische Lackfilme
mit trockener Oberfläche und guter Lösungsmittelfestigkeit (siehe Tabelle 2).

Beispiel 7
[0058] Zu einer Mischung aus 372 g eines Biuretgruppen aufweisenden Polyisocyanats auf Basis
von Hexamethylendiisocyanat (NCO-Gehalt: 22,6 %) und 300 g N-Methylpyrrolidon gibt
man tropfenweise 70 g Butanonoxim. Man rührt 3 Stunden bei 50°C nach, kühlt auf 30°C
ab und gibt 173 g Isopropylidenmalonat zu. Anschließend werden 121 g Triethylamin
zugetropft. Nach dem Abklingen der exothermen Reaktion wird 8 Stunden bei 50°C nachgerührt,
bis IR-spektroskopisch keine NCO-Gruppen mehr nachweisbar sind. Das erhaltene Produkt
hat eine Viskosität von 6000 mPas (23°C), einen Gehalt an blockierten NCO-Gruppen
von 8,1 %, einen Gehalt an neutralisierten Isopropylidenmalonat-blockierten Isocyanatgruppen
von 163 Milliäquivalenten pro 100 g und ist wasserlöslich.
[0059] Ein Analog Beispiel 2 aus diesem blockierten Polyisocyanat und dem Polyesterharz
A hergestellter Lack (blockiertes NCO : OH = 1) ist nach Einbrennen (30 min/ 140°C)
trocken, elastisch und zeigt gute Wasser- und Lösungsmittelbeständigkeit.
Beispiel 8
[0060] Ein Gemisch aus 400 g eines durch Trimerisierung von Hexamethylendiisocyanat erhaltenen
Isocyanurat-Polyisocyanats (NCO-Gehalt: 21 %), 300 g N-Methylpyrrolidon und 90,4 g
ε-Caprolactam wird bei 60°C gerührt, bis der berechnete NCO-Gehalt von 6,4 % knapp
unterschritten ist. Zu dieser Lösung werden 173 g Isopropylidenmalonat gegeben. Anschließend
tropft man 121 g Triethylamin zu. Nach dem Abklingen der exothermen Reaktion wird
8 Stunden bei 50°C nachgerührt, bis IR-spektroskopisch keine NCO-Gruppen mehr nachweisbar
sind. Das Produkt hat eine Viskosität von 8500 mPas (23°C), einen Gehalt an blockierten
NCO-Gruppen von 7,7 %, einen Gehalt an neutralisierten Isopropylidenmalonat-blockierten
Isocyanatgruppen von 153 Milliäquivalenten pro 100 g und weist gute Wasserlöslichkeit
auf.
[0061] Ein analog Beispiel 2 aus diesem blockierten Polyisocyanat und dem Polyesterharz
A hergestellter Lack (blockiertes NCO : OH = 1) ist nach Einbrennen (30 min/160°C)
trocken, elastisch und zeigt gute Wasser- und Lösungsmittelbeständigkeit.
Beispiel 9
[0062] Zu einer Mischung von 100 g eines durch Trimerisierung von Hexamethylendiisocyanat
erhaltenen Isocyanurat-Polyisocyanats (NCO-Gehalt: 21 %), 92 g Cyclohexylidenmalonat
und 75 g N-Methylpyrrolidon gibt man tropfenweise 50 g Triethylamin zu. Es wird 8
Stunden bei 50°C nachgerührt, bis IR-spektroskopisch keine NCO-Gruppen mehr nachweisbar
sind. Das Produkt hat eine Viskosität von 150 000 mPas (23°C), einen blockierten NCO-Gehalt
von 6,6 %, einen Gehalt an neutralisierten Cyclohexylidenmalonat-blockierten Isocyanatgruppen
von 208 Milliäquivalenten pro 100 g und ist wasserlöslich.
[0063] Ein analog Beispiel 2 aus diesem blockierten Polyisocyanat und dem Polyesterharz
A hergestellter Lack (blockiertes NCO : OH = 1) ist nach Einbrennen (30 min/140°C)
elastisch, klebfrei und wasser- und lösungsmittelbeständig.
Beispiel 10
[0064] Es wird ein blockiertes Polyisocyanat hergestellt wie in Beispiel 9 beschrieben,
mit dem Unterschied, daß anstelle des Cyclohexylidenmalonats 85 g Cyclopentylidenmalonat
eingesetzt werden. Das erhaltene Produkt hat eine Viskosität von 135 000 mPas (23°C),
einen blockierten NCO-Gehalt von 6,8 % und ist wasserlöslich. Ein analog Beispiel
9 hergestellter Lack zeigt vergleichbare Eigenschaften.
Beispiel 11
[0065] Zu 522 g Diisocyanatotoluol (Isomerengemisch 2,4 : 2,6 = 80 : 20) gibt man unter
Kühlung tropfenweise eine Lösung von 134 g Trimethylolpropan in 437 g N-Methylpyrrolidon.
Nach Abklingen der exothermen Reaktion wird die Mischung bei 60°C nachgerührt, bis
der berechnete NCO-Gehalt von 11,5% knapp unterschritten ist.
[0066] 300 g dieses Addukts werden bei Raumtemperatur vorgelegt und mit 40 g N-Hethylpyrrolidon
und 116 g Isopropylidenmalonat versetzt. Zu dieser Mischung gibt man langsam 81 g
Triethylamin und rührt 4 Stunden bei 50°C nach, bis IR-spektroskopisch keine NCO-Gruppen
mehr nachweisbar sind. Dann gibt man 500 g Wasser zu. Es entsteht eine klare, gelbliche
Lösung, die tropfenweise mit 135 g 6 N HC1 versetzt wird. Dabei fällt das basenfreie
blockierte Isocyanat in Form eines hellen Niederschlags aus. Dieser wird abfiltriert,
mit Wasser gewaschen und im Vakuum getrocknet.
[0067] Ausbeute: 284 g (96 % der Theorie) Schwach gelbes Pulver, Schmelzpunkt: 92-95°C
Beispiel 12
[0068] 37 g des festen blockierten Polyisocyanats gemäß Beispiel 11 werden unter Rühren
in ein Gemisch aus 76 g Wasser und 10,1 g Triethylamin eingetragen. Es entsteht eine
feinteilige lagerstabile wäßrige Dispersion, die frei von organischen Cosolventien
ist. Der dispergierte Festkörper weist einen Gehalt an neutralisierten Isopropylidenmalonat-blockierten
Isocyanatgruppen von 212 Milliäquivalenten pro 100 g auf. Durch Vermischen mit 263
g der 30 %igen wäßrigen Dispersion des in Beispiel 3 beschriebenen Polyurethanharzes
B erhält man einen wäßrigen Einbrennlack, aus dem sich Lackfilme herstellen lassen,
die nach 30 min/140°C trocken und lösungsmittelbeständig sind.
Beispiel 13
[0069] Zu einer Lösung von 57,6 g Isopropylidenmalonat, 50 g 4,4'-Diisocyanatodiphenylmethan
und 200 g N-Methylpyrrolidon gibt man 20,2 g Triethylamin. Das Gemisch wird 35 Stunden
bei 40°C gerührt. Danach sind IR-spektroskopisch keine NCO-Gruppen mehr nachweisbar.
Man gibt 150 g Wasser zu und rührt unter Kühlung 35 g 6 N HC1 ein. Der entstehende
Niederschlag wird abfiltriert, mit kaltem Wasser gewaschen und im Vakuum getrocknet.
[0070] Ausbeute: 82 g festes blockiertes Diisocyanat (78 % d.Th.) Gehalt an blockierten
NCO-Gruppen: 15,5 %.