[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Anzeigevorrichtung gemäß dem Oberbegriff des
Anspruchs 1. Ein solches Plasmapanel wird in der DE-OS 29 52 528 beschrieben.
[0002] Bei dem bekannten Display liefert eine Gasentladung Elektronen, die durch ausgewählte
Löcher einer Steuermatrix in einen Nachbeschleunigungeraum geschickt werden, dort
Energien von einigen kV aufnehmen und schließlich auf einer Phosphorschicht Lichtpunkte
erzeugen. Die Nachbeschleunigungsstrecke ist trotz der anliegenden Hochspannung plasmafrei,
und zwar aus folgendem Grund: Bei jedem Gas hängt die Zündspannung V
z vom Produkt aus Gasdruck p und Elektrodenabstand d ab, derart, daß V
z mit zunehmendem p · d zunächst steil abfällt, dann ein Minimum durchläuft und anschließend
wieder allmählich ansteigt ("Paschengesetz"). Das bedeutet, daß bei einem vorgegebenen
Gas mit bestimmten Spannungs- und Druckwerten eine Entladung verhindert wird, wenn
der Arbeitspunkt weit genug im linken Ast der Zündkurve liegt, also d hinreichend
kleine Werte hat.
[0003] In der Praxis ist der Nachbeschleunigungsraum jedoch bei weitem nicht so hochspannungsfest,
wie dies die Zündspannungskurve eigentlich erwarten läßt. Beim Hochfahren der Spannung
beobachtet man im Rahmenbereich Überschläge, die sich relativ rasch ausbreiten und
an den Leiterstrukturen erhebliche Schäden verursachen können.
[0004] Man hat deshalb schon relativ früh versucht, das Isolationsvermögen des Abstandsrahmens
zu verbessern. So wird in der DE-OS 26 15 681 empfohlen, dem Rahmen ein Profil Les
1 Lk/27.7.1983 mit äquidistanten Nuten zu geben. Darauf aufbauend ist in der eingangs
zitierten Offenlegungsschrift vorgesehen, den Rahmen gegenüber seinen vor- und rückseitig
aufgebrachten Abdichtnähten zur Zellenmitte hin vortreten zu zu lassen und seine Innenseite
frei von Abdichtmaterial zu halten. Mit diesen Rahmenvarianten, die einen relativ
langen Isolationsweg gemeinsam haben, kann man unter üblichen Bedingungen (Gasfüllung:
He, p: 2,5mbar, d: 1,7mm) eine Nachbeschleunigungsspannung von immerhin 4kV anlegen.
Dieser Wert ermöglicht allerdings nicht in jedem Fall ausreichende Kontrast- und Helligkeitswerte.
Wenn höchste Informationsmengen, etwa farbige videosignale, zu verarbeiten sind, sollten
die Elektronen eine Aufprallenergie von mindestens 6kV haben.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde bei einem Panel der eingangs genannten Art
den Abstandsrahmen so auszubilden, daß er noch besser isoliert. Diese Aufgabe wird
erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Rahmen zumindest auf seiner Innenseite eine
rauhe Oberfläche hat. "Rauh" bedeutet dabei eine Gestaltsabweichung mindestens vierter
Ordnung (DIN 4760).
[0006] Der Lösungsvorschlag geht von folgender Beobachtung aus: Die bisher verwendeten Abstandrahmen
bestanden aus einer Glasscheibe, aus der auf mechanischem Wege ein
.Fenster herausgetrennt worden war. Eine solche Behandlung hinterläßt an der Rahmeninnenseite
stets Bruchkanten und Ausmuschelungen, von denen dann im Betrieb des Displays die
störenden (Gleit- und Spitzen-)Entladungen ausgehen, und zwar auch dann, wenn man
in den Rahmen wegverlängernde Vorsprünge eingearbeitet hatte. Ein erfindungsgemäß
gestalteter Rahmen ist frei von solchen Graten. Seine gefährdete Oberfläche hat statt
dessen eine spezifische Mikrostruktur, die - offensichtlich - eine lange wirksame
Isolationsstrecke ergibt, dabei aber keine Formationen enthält, die einen Durchbruch
auslösen könnten. Dieses Verhalten hat komplexe Ursachen, die sich derzeit noch nicht
ganz übersehen lassen; Tatsache ist aber, daß ein üblicher Rahmen nach der hier vorgeschlagenen
Mattierung ganz wesentlich höhere Spannungen zuläßt.
[0007] Vorzugsweise wird die zu behandelnde Oberfläche durch eine Strahltechnik, etwa durch
einen Beschuß mit A1
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3-oder Glasperlen, aufgerauht. Dabei ist es zweckmäßig, in zwei Schritten vorzugehen
und zunächst mit Perlen größeren Durchmessers und anschließend mit kleineren Perlen
zu arbeiten. Eine gestrahlte Oberfläche ist sauber; sie braucht nicht mehr eigens
von Rückständen, die bekanntlich die Überschlagsfestigkeit empfindlich beeinträchtigen
können, befreit zu werden.
[0008] Beste Resultate erzielt man, wenn man die rauhe Rahmenoberfläche auch noch mit einem
leitenden Material versieht, und zwar in einer solchen Menge, daß noch keine durchgehende
Schicht entsteht. Eine solche Belegung kommt schon dann zustande, wenn man die Fläche
mit Kugeln strahlt, die bereits mit dem betreffenden Material, etwa Cu, beschichtet
sind. Daß ein solcher Belag die Kurzschlußfestigkeit fördert, ist vermutlich darauf
zurückzuführen, daß er nach Art eines extrem hochohmigen Oberflächenwiderstandes.das
Potentialgefälle längs der Rahmenfläche linearisiert und somit lokale Feldstärke-
überhöhungen verhindert.
[0009] Vergleichsmessungen haben gezeigt, daß man durch die erfindungsgemäß vorgesehene
Rahmenmattierung die Spannungsfestigkeit ohne weiteres um mehr als den Faktor 3 verbessern
kann. Dieses erstaunliche Ergebnis eröffnet einen großen Optimierungsspielraum für
eine Reihe wichtiger Parameter. So kann zunächst die Hochspannung auf einen besonders
großen Wert eingestellt werden. In diesem Fall erreicht man die erforderlichen Darstellungsqualitäten
mit minimalen Elektronenströmen, eine Betriebsweise, die die Leuchtstoffschicht schont
und lange funktionstüchtig erhält. Daneben besteht auch noch die Möglichkeit, mit
mäßig erhöhter Hochspannung und größerem Gasdruck zu arbeiten. Diese MaJBnahmenkombination
ist durchaus attraktiv, weil nämlich ein Teil des Gases nach mehreren hundert Betriebsstunden
aufgezehrt wird und deshalb der Anfangsdruck über dem eigentlichen Betriebswert liegen
sollte. Im übrigen hat man bei der Wahl der Gaszusammensetzung und des Abstandes zwischen
den Nachbeschleunigungselektroden relativ freie Hand.
[0010] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand
zusätzlicher Ansprüche.
[0011] Der Lösungsvorschlag soll nun anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels, unter
Bezugnahme auf die beigefügte Zeichnung, näher erläutert werden. Von den Figuren der
Zeichnung zeigen
Fig. 1 das Ausführungsbeispiel in einem schematischen Seitenschnitt,
Fig. 2 vom Abstandsrahmen dieses Ausführungsbeispiels die rauhe Oberfläche, in einer
Vergrößerung, und
Fig. 3 von der Fig. 2 einen - nochmals vergrößerten - Ausschnitt.
[0012] Das dargestellte Display enthält eine vakuumdichte, gasgefüllte Hülle mit einem wannenartigen
Rückteil 1 und einer parallel zum Wannenboden erstreckten Frontplatte 2. Das Hülleninnere
wird durch eine frontplattenparallele Steuerscheibe 3 in einen hinteren Gasentladungsraum
4 und einen vorderen Nachbeschleunigungsraum 5 unterteilt. Die Steuerscheibe 3 trägt
auf ihrer Rückseite Zeilenleiter 6 und auf ihrer Vorderseite senkrecht zu den Zeilenleitern
verlaufende Spaltenleiter 7. Alle Leiter sind einzeln ansteuerbar; sie bilden zusammen
eine Steuermatrix. In jedem Matrixelement ist die aus der Steuerscheibe und den Matrixleitern
gebildete Steuerstruktur mit einer Durchtrittsöffnung 8 versehen. Der Wannenboden
trägt auf seiner Vorderseite mehrere zueinander parallele Plasmakathodenatreifen 9,
und die Frontplatte 1 ist auf ihrer Rückseite mit
dpaltenleiterparallelen Phosphorstreifen 10 sowie einer durchgehenden Nachbeschleunigunigsanode
11 versehen. Die Steuerscheibe 3 wird gegen die Frontplatte 2 durch einen Abstandsrahmen
12 distanziert, der beidseitig jeweils durch eine Glaslotnaht 13, 14 vakuumdicht mit
der Steuerscheibe bzw. der Frontplatte verbunden ist. Die Verbindung zwischen der
Steuerscheibe und der Wanne wird über eine Glaslotnaht 15 hergestellt.
[0013] Der Rahmen ragt nach innen über die beiden Glaslotnähte 13, 14 hinaus und hat dort
ein abgerundetes Profil mit rauher Oberfläche. Dieser Rahmen läßt sich folgendermaßen
rationell herstellen: Zunächst schneidet man aus einer ca. 1,1mm-dicken Weichglasscheibe
mit einer Diament-Trennscheibe ein Fenster heraus. Dann wird bei dem so erhaltenen
Rahmen die Innenseite mit einer Strahltechnik abgerundet, mattiert und mit Cu belegt.
Hierzu wird der Rahmen zunächst einige Sekunden lang mit bis zu 120µm-dicken Al
2O
3-Perlen gestrahlt und anschließend mit einem Strahl aus bis zu 60µm dicken Glasperlen
geläppt. Die Glasperlen sind dabei mit Cu überzogen. Anschließend spühlt man die behandelte
Oberfläche; ein spezieller Reinigungsprozeß ist nicht erforderlich.
[0014] Einen Eindruck von der Struktur der rauhen Rahmenoberfläche vermitteln die Figuren
2 und 3. Sie sind aus Rasterelektronenmikroskopaufnahmen an einer Au-metallisierten
Oberfläche hervorgegangen und zeigen die Fläche in einer 400- bzw. 2000-fachen Vergrößerung.
Aus diesen Figuren läßt sich abschätzen, daß die Rauhtiefe dieses flachmuldigen Oberflächengebirges
im Mittel zwischen 10µm und 15µm liegt und maximal 40um erreicht (DIN 4768, Blatt
1).
[0015] Alle übrigen Teile des Bildschirms sind an sich bekannt. Für weitere Herstellungs-
und Betriebseinzelheiten wird auf Elektronik 14 (1982) 79 verwiesen.
[0016] Die Erfindung beschränkt sich nicht nur auf das dargestellte Ausführungsbeispiel.
Im vorlegenden Zusammenhang kommt es nur darauf an, die Nachbeschleunigungsstrecke
kurzschlußfest zu machen. Insofern könnte man die Gasentladung auch in anderer Form
- beispielsweise als stationäres Querplasma - erzeugen und/oder die Elektroden anders
organisieren, etwa die gleichen Leiter als Plasmakathoden und als Zeilenleiter fungieren
zu lassen oder mit einer Nachablenkung im Hochspannungsraum arbeiten. Davon abgesehen
kommen auch andere Rahmenmaterialien und/oder andere mattierungsmethoden in Frage;
denkbar wären etwa bestimmte Keramiken und spezielle Ätztechniken. Im übrigen bleibt
es dem Fachmann unbenommen, in Fällen, in denen neben dem Abstandsrahmen noch weitere
Distanzelemente vorgesehen sind, die Oberflächen dieser zusätzlichen Körper in gleicher
Weise aufzurauhen.
13 Patentansprüche 3 Figuren
1. Gasentladungsanzeigevorrichtung mit folgendem Aufbau
1a) eine gasdichte Hülle mit zwei zueinander parallelen, in Betrachtungsrichtung hintereinander
liegenden Wandplatten (Rückplatte, Frontplatte) ist mit einem Gas gefUllt,
b) in der Hülle befindet sich eine regelmäßig gelochte Steuerstruktur, die das Hülleninnere
in einen hinteren und einen vorderen Raum (Gasentladungsraum, Nachbeschleunigungsraum)
unterteilt und mehrere plattenparallel:erstreckte Elektrodenebenen umfaßt,
c) im Gasentladungsraum sind mindestens eine Kathode (Plasmakathode) und mindestens
eine Anode (Plasmaanode) vorgesehen,
d) die Frontplatte trägt auf ihrer Rückseite.eine kathodolumineszente Schicht sowie
eine elektrisch leitende Schicht (Nachbeschleunigungsanode),
e) in der vordersten Elektrodenebene der Steuerstruktur befindet sich mindestens ein
Leiter (Nachbeschleunigungskathode), der gegen die Nachbeschleunigungsanode durch
einen Abstandsrahmen distanziert ist; und folgender Betriebsweise
2a) zwischen jeder Plasmakathode und der ihr zugeordne- ten Plasmaanode brennt zumindest zeitweilig eine Gasentladung;
b) aus dieser Entladung werden Elektronen durch selektiv geöffnete Löcher der Steuerstruktur
in den Nachbeschleunigungsraum gezogen und
c) im Nachbeschleunigungsraum, der entladungsfrei bleibt, auf mehrere kV beschleunigt;
dadurch gekennzeichnet, daß
1f) der Abstandsrahmen (12) zumindest auf seiner Innenseite eine rauhe Oberfläche
hat.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die rauhe Oberfläche eine
gemittelte Rauhtiefe Rz hat, für die gilt 1µm ≤ Rz ≤ 100µm, insbesondere 4µm ≤ Rz ≤ 40µm, und vorzugsweise flachmuldig ist.
3. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die rauhe
Oberfläche eine meximale Rauhtiefe Rmax hat, für die gilt Rmax ≤ 250µm, insbesondere Rmax≤100µm.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, d a - durch gekennzeichnet, das die
rauhe Oberfläche mit elektrisch voneinander isolierten Inseln aus einem elektrisch
leitenden Material belegt ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Materialbelegung eine
äquivalente Schichtdicke d hat, für die gilt d≤10-3µm, insbesondere d≤6·10-4µm.
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Materialbelegung
eine Flächenmasse b hat, für die gilt b≤0,8µg · cm-2, insbesondere b≤ 0,5µg · cm-2.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, das das elektrisch
leitende Material Kupfer ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, mit einem frei in den Nachbeschleunigungsraum
hineinragenden Abstandsrahmen, dadurch gekennzeichnet, daß die Übergänge zwischen
der Rahmeninnenseite und den beiden Stirnseiten des Rahmens (12) abgerundet sind und
die Rahmenoberfläche auch in den abgerundeten Bereichen rauh ist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstandsrahmen
(12) aus Glas, insbesondere aus einem Weichglas mit einem thermischen Ausdehnungskoeffizienten
α ≥ 85·10-7oK-1, besteht.
10. Verfahren zur Herstellung eines Abstandsrahmens einer Vorrichtung gemäß einem
der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Rahmeninnenseite durch eine
Strahltechnik aufgerauht wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß man zunächst mit Kugeln
eines Durchmessers D und anschließend mit Kugeln eines Durchmessers D' (D'< D) strahlt.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß D ≤ 120µm und D' ≤60µm
ist.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
für die Strahltechnik verwendeten Kugeln mit einem elektrisch leitenden Material belegt
werden.