[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Abkühlen von Chargen in diskontinuierlich
arbeitenden Industrieöfen, insbesondere von Stahldraht-oder -bandbunden in Haubenglühöfen,
wobei die Chargenerwärmung und -abkühlung unter Schutzgasumwälzung erfolgen.
[0002] Das Erwärmen von Metallchargen in Industrieöfen, vorzugsweise zum Zwecke des Blankglühens,
wird in der Regel in einer Schutzgasatmosphäre durchgeführt, die meist aus Stickstoff
mit einem Wasserstoffgehalt zwischen 0,5 und 7,0 Vol% besteht. An die Erwärmungs-
bzw. Glühperiode schließt sich dann eine entsprechende Abkühlzeit an, wobei bisher
die Schutzgaszusammensetzung während der ganzen Ofenreise gleich bleibt und die Volumensverringerung
des Schutzgases durch die Kontraktion bei der Abkühlung durch dasselbe Schutzgas ausgeglichen
wird, d.h., es wird mit in der Zuleitung gewissermaßen anstehendem Schutzgas gearbeitet.
[0003] Nachteilig ist dabei eine verhältnismäßig lange Kühlzeit verbunden mit einer vergleichsweise
hohen Leistungsaufnahme des für die Schutzgasumwälzung auch während der Abkühlzeit
erforderlichen Ventilators.
[0004] Somit liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, diese Mängel zu beseitigen und ein
Verfahren anzugeben, mit dessen Hilfe das Abkühlen verkürzt und die Leistungsaufnahme
des Umwälzventilators verringert werden kann.
[0005] Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe dadurch, daß die Schutzgaszusammensetzung
vor Beginn und/oder während des Abkühlvorganges im Sinne einer Verminderung des spezifischen
Schutzgasgewichtes geändert wird.
[0006] Durch die Verwendung eines spezifisch leichteren Schutzgases wird eine verbesserte
Wärmeabfuhr und damit auch die gewünschte Verkürzung der Kühlzeit erreicht, wobei
durch das niedrige spezifische Gewicht auch die Motorwirkleistung des Umwälzventilators
verringert wird, zumal ein Großteil der eingehachten Leistung in Wärme umgewandelt
wird.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich auf verschiedene Weise verwirklichen. Besonders
zweckmäßig ist es, wenn die bei der Abkühlung durch Kontraktion auftretende Volumensverminderung
des während der Chargenerwärmung verwendeten Schutzgases laufend durch ein Schutzgas
mit niedrigerem spezifischem Gewicht ausgeglichen wird. Es ist aber auch möglich,
daß das während der Chargenerwärmung verwendete Schutzgas vor dem Abkühlvorgang wenigstens
teilweise gegen ein Schutzgas mit niedrigerem spezifischem Gewicht ausgetauscht wird.
Als Schutzgas mit niedrigem spezifischem Gewicht kommt z.B. Wasserstoff, Ammoniak-Spaltgas
od. dgl. in Frage.
[0008] Bei Verwendung von Wasserstoff als Austausch- bzw. Ersatzschutzgas wird am Ende der
Abkühlung der Ofenraum mit Stickstoff gespült oder evakuiert, um so die Schutzgasatmosphäre
auf eine nicht brennbare Konzentration zu bringen.
[0009] Es ist zwar bereits bekannt, während der Abkühlung einen Atmosphärenwechsel durchzuführen,
dabei wird aber C0
2 als Schaum zugeführt, um durch dessen Verdampfen eine raschere Abkühlung zu erzielen.
Eine Verringerung des spezifischen Gewichtes des Schutzgases ergibt sich dabei selbstverständlich
nicht.
[0010] Ausführungsbeispiel: In einem Hochkonvektions-Haubenglühofen wurde ein Stahlbandbund
in einer Schutzgasatmosphäre mit 5 Vol.% H
2 in N
2 auf ca. 640
0 erhitzt. Die Abkühlung erfolgte mit der gleichen Schutzgaszusammensetzung und dauerte
18 Stunden. Dabei stieg die Motorwirkleistung des Umwälzventilators von 27 kW auf
67 kW und der Gesamtstromverbrauch dieses Motors betrug während der Kühlzeit 980 kWh.
Der Geräuschpegel des Ventilators am Ende der Abkühlung konnte mit 83 dBA gemessen
werden.
[0011] Zum Vergleich wurde dann nach einer Glühung unter denselben Bedingungen eine zweite
Abkühlung durchgeführt, bei der die Volumsverminderung des Schutzgases zufolge der
Kontraktion durch Wasserstoff ausgeglichen wurde. Dabei konnte die Abkühlzeit auf
13 Stunden verkürzt werden und die Wirkleistung des Ventilatormotors stieg lediglich
auf 30 kW, was einem Gesamtstromverbrauch des Ventilators während der Kühlzeit von
360 kWh entspricht. Der Geräuschpegel am Ende der Kühlphase konnte um 6 dBA gesenkt
werden.
[0012] Dieser Vergleich zeigt, daß durch das erfindungsgemäße Verfahren eine Verkürzung
der Abkühlzeit auf 72% und eine Verringerung des Stromverbrauches auf 37 % erreicht
wurden.
[0013] Die Zeichnung zeigt beispielsweise den Unterschied zwischen der herkömmlichen Abkühlung
und dem erfindungsgemäßen Verfahren in zwei Diagrammen, wobei in
Fig. 1 die Kurven für einen üblichen Haubenglühofen bei unverändert bleibender Schutzgaszusammensetzung
und in
Fig. 2 die entsprechenden Kurven bei Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
dargestellt sind.
[0014] Auf der Abszisse ist die Zeit in Stunden aufgetragen, die Ordinate gibt jeweils die
Temperatur in °C, den H
2-Gehalt in Vol.%, die Wirkleistung des Ventilatormotors in kW und den Geräuschpegel
in dBA an, wobei lediglich die Abkühlperiode gezeigt ist. Es ist ersichtlich, daß
gemäß Fig. 1 der Wasserstoffgehalt (Kurve 1) unter der Schutzhaube konstant bleibt
und die Wirkleistung des Ventilatormotors (Kurve 2) bis zum Abkühlende beträchtlich
ansteigt. Gemäß Fig. 2 bleibt dagegen die Wirkleistung des Ventilatormotors (Kurve
2) nahezu konstant, es nimmt aber der Wasserstoffanteil (Kurve 1) stark zu, und es
ist die gesamte Abkühlzeit beträchtlich verkürzt. Die Kurve für den Geräuschpegel
ist mit 3 und die Kurve der Chargentemperatur mit 4 bezeichnet.
1. Verfahren zum Abkühlen von Chargen in diskontinuierlich arbeitenden Industrieöfen,
insbesondere von Stahldraht- oder -bandbunden in Haubenglühöfen, wobei die Chargenerwärmung
und -abkühlung unter Schutzgasumwälzung erfolgen, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schutzgaszusammensetzung vor Begnn und/oder während des Abkühlvorganges im Sinne einer
Verminderung des spezifischen Schutzgasgewichtes geändert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die bei der Abkühlung durch
Kontraktion auftretende Volumensverninderung des während der Chargenerwärmung verwendeten
Schutzgases laufend durch ein Schutzgas mit niedrigerem spezifischem Gewicht ausgeglichen
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das während der Chargenerwärmung
verwendete Schutzgas vor dem Abkühlvorgang wenigstens teilweise gegen ein Schutzgas
mit niedrigerem spezifischem Gewicht ausgetauscht wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei Verwendung
von Wasserstoff als Austausch- bzw. Ersatzschutzgas am Ende der Abkühlung der Ofenraum
mit Stickstoff gespült oder evakuiert wird.