[0001] Die Erfindung betrifft den in den Patentansprüchen beschriebenen Kunststoffbehälter
für Blut, Blutbestandteile und flüssige Arzneimittelzubereitungen und dessen Verwendung
in einem Beutelsystem.
[0002] Der erfindungsgemäße Kunststoffbehälter kann beispielsweise als Blut-, Plasma-, Transfusions-
oder Infusionsbeutel zur Abnahme, Aufbewahrung, Konservierung oder Tiefgefrierung
von Blut, Blutplasma, zellulären Blutbestandteilen oder flüssigen Arzneimittelzuberei-
,tungen, z.B.Infusionslösungen, eingesetzt werden.
[0003] An derartige Kunststoffbehälter werden im allgemeinen folgende Anforderungen gestellt:
Sie müssen transparent und flexibel sein, sie müssen mit wäßriger Blutstabilisatorflüssigkeit
gefüllt dampf sterilisierbar sein oder leer mit Ethylenoxid oder Strahlen sterilisierbar
sein. Außerdem muß der Kunststoff, aus dem solche Beutel üblicherweise hergestellt
werden, blutverträglich sein, darf keine das Blut oder den Patienten schädigende Substanzen
abgeben, darf keine Substanzen aus dem Blut eliminieren, darf das Gerinnungssystem
des Blutes nicht beeinflussen, darf keinen nachteiligen Einfluß auf die plasmatischen
und zellulären Substanzen des Blutes wie Erythrozyten, Thrombozyten und Leukozyten
haben und muß gegen das Eindringen von Mikroorganismen dicht sein.
[0004] Man hat bisher Beutel für die vorstehend genannten Zwecke überwiegend aus weichmacherhaltigem
Polyvinylchlorid hergestellt. Polyvinylchlorid zeigt günstige Eigenschaften wie Durchsichtigkeit
und leichte
Ver- arbeitbarkeit. Außerdem ist es in verschiedenen Steifheitsgraden erhältlich. Je
nach seinem Weichmachergehalt ist es biegsam bis fest und kann so für die verschiedensten
Zwecke eingesetzt werden.
[0005] Das weichgemachte Polyvinylchlorid, das selbst Stabilisatoren und Gleitmittel enthält,
hat den Nachteil, daß bei der Lagerung von Blut und Plasma in diesen Beuteln wesentliche
Mengen dieser Zusätze, z.B. der Weichmacher und/oder der Stabilisator, herauslösbar
sind.
[0006] Im deutschen Gebrauchsmuster 76 31 615 wurde ein Blutbeutel aus Polyurethanfolie
beschrieben, die keinen Weichmacher enthält und deshalb zur Aufbewahrung von Blut
und Blutbestandteilen besonders geeignet ist, weil kein Weichmacher herausgelöst werden
kann.
[0007] Von Murphy und Gardner (AABB; Pal Harbor, 1973, Abstract, Scientific Papers, S. 101
sowie Blood, Bd.35 (1970), S. 549 bis 557 und Blood, Bd. 46, (1975), S. 209 bis 218)
wurde darauf hingewiesen, daß Thrombozytenkonzentrate während der Lagerung in Polyvinylchlorid-Beuteln
eine starke pH-Abnahme zeigen und dadurch ihre Funktion verlieren. Diese Abnahme geht
einher mit einer starken Verminderung der Sauerstoffkonzentration im Thrombozytenkonzentrat.
Es wurde vermutet, daß Polyethylen für Sauerstoff wesentlich durchlässiger ist als
Polyvinylchlorid und deshalb ein in Polyethylen gelagertes Thrombozytenkonzentrat
ein wesentlich günstigeres Verhalten zeigt. Dabei wurde eine Sauerstoffdurchlässigkeit
von 966 ml/m
2/Tag als günstig eingestuft, während eine Sauerstoffdurchlässigkeit von 419 ml/m2/Tag
für ungünstig befunden wurde.
[0008] Von Archer u.a. (Vox Sang., Bd. 43 (1982), S. 223) wurde beschrieben, daß eine hohe
Sauerstoffdurchlässigkeit des Blutbeutels bzw. der Blutbeutelfolie mit einer gewünschten
hohen in vivo-Überlebensrate von Thrombozyten korreliert.
[0009] Aus der DE-OS 29 43 178 bzw. der US-PS 4 222 379 ist ein Mehrfachbeutelsystem bekannt,
bei dem die verschiedenen Beutel des Systems aus verschiedenen Kunststoffen bestehen,
wobei der Blutentnahmebeutel aus einem Material besteht, das mindestens 5 % eines
bestimmten Esters als Weichmacher enthält, der zu einer Verminderung des Plasmahämoglobins
und somit zur Verminderung einer Hämolyse von Erythrozgten bei 21-tägiger Lagerung
im Blutentnahmebeutel führt. Dagegen soll der Satellitenbeutel aus einem Kunststoff
bestehen, der frei von einem durch Blut extrahierbaren Weichmacher ist. Als Beispiele
für durch Blut extrahierbare Weichmacher wurden Dioctylphthalat und Dioctyladipat
genannt, als Beispiele.für Materialien, die praktisch keinen durch Blut extrahierbaren
Weichmacher enthalten, wurden Polyester, Ethylen-vinylacetatmischpolymere, mit Triethylhexylmellitat
weichgemachtes Polyvinylchlorid und Polyethylen genannt.
[0010] Aus der EP-A 00 26 912 bzw. der US-PS 4 280 497 ist ein Blutbeutel zur Aufbewahrung
von Thrombozytenkonzentraten bekannt, dessen Wände aus weichem Polyvinylchlorid bestehen,
das 30 bis 50 % Tri-2-ethyl- hexyltrimellitat als Weichmacher und zusätzlich 3 bis
5
% epoxidierte pflanzliche Öle zur Hitzestabilisierung enthält. Mit einem solchen Beutel
wurde aufgrund einer hohen Gasdurchlässigkeit eine günstige Thrombozytenin-vivo-überlebensrate
gefunden.
[0011] Aus der EP-A 00 54 221 ist ein Mehrfachbeutelsystem bekannt, bei dem beide Beutel
aus einem Kunststoff bestehen, der im wesentlichen frei von durch Blut extrahierbaren
Weichmachern ist. Derartige Kunststoffe können aus weichem Polyvinylchlorid, das 30
bis 50 %
Tri-2-ethylhexyltrimellitat als Weichmacher sowie etwa 3,5 % epoxidiertes Sojabohnenöl
und etwa 0,6 % Metallseifen als Stabilisatoren enthält, oder aus Polyurethan, Polyester
oder Polycarbonat bestehen und sollen eine CO
2-Durchlässigkeit von mindestens 3000ml/m
2/Tag aufweisen.
[0012] Aus der EP-A 00 51 414 ist ein Blutbeutel bekannt, der 5 bis 30 Gew.-% eines ersten
Weichmachers, der durch Blut nicht extrahierbar ist, und 10 bis 25 % eines zweiten
Weichmachers, der durch Blut bei 4°C und 35tägiger Lagerung signifikant extrahiert
wird, enthält. Vorzugsweise wird eine Weichmachermischung aus 17 % Tri-2-ethylhexyltrimellitat
und 15 % Dioctylphthalat eingesetzt.
[0013] Schließlich ist aus der US-PS 4 301 800 ein Blutbeutel bekannt, der aus einem Kunststoff
besteht, der im wesentlichen frei von durch Blut extrahierbaren Weichmachern ist,
und einen Einsatz aus einer Kunststoffmasse, die 5 bis 70 % eines durch Blut extrahierbaren
Weichmachers, nämlich Dioctylphthalate oder Dioctyladipate, enthält, aufweist.
[0014] Die bisher beschriebenen Kunststoffbehälter für Blut und Blutbestandteile waren jeweils
auf bestimmte Verwendungsarten abgestellt und konnten beispielsweise entweder zur
Lagerung von Thrombozytenkonzentraten oder zur Lagerung von Erythrozyten eingesetzt
werden.
[0015] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Kunststoffbehälter bzw. Kunststoffbeutel
bereitzustellen, der universell für Blut, Blutbestandteile und flüssige Arzneimittelzubereitungen
verwendbar ist, d.h. in dem sowohl Erythrozyten- als auch Thrombozytenkonzentrate
sowie Blutkonserven, Blutplasma und Plasmapräparate gelagert werden können, wobei
die Weichmacherextraktion durch zelluläre und plasmatische Blutbestandteile auf ein
bestimmtes Minimum herabgesetzt ist.
[0016] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Kunststoffbehälter aus
mindestens zwei Kunststoffmaterialien unterschiedlicher Zusammensetzung besteht, wobei
ein Teil der Behälterwandung aus einem ersten Kunststoffmaterial mit hoher Sauerstoffdurchlässigkeit
und der andere Teil der Behälterwandung aus einem einen die Lagerungsfähigkeit von
Erythrozyten verbessernden Bestandteil enthaltenden zweiten Kunststoffmaterial mit
einer minimalen Extrahierbarkeit dieses Bestandteils aus dem zweiten Kunststoffmaterial
besteht.
[0017] Überraschenderweise wurde festgestellt, daß der erfindungsgemäße Kunststoffbehälter
Eigenschaften aufweist, die durch die einzelnen, bisher für die gesamte Behälterwandung
eingesetzten Kunststoffmaterialien einschließlich der bisher verwendeten Gemische
von Kunststoffen und Weichmachern nicht erreicht wurden, beispielsweise daß der erfindungsgemäße
Kunststoffbehälter sowohl zur Lagerung von Erythrozyten als auch zur Lagerung von
Thrombozytenkonzentraten geeignet ist und gleichzeitig die
Weichmacherextraktion durch zelluläre und plasmatische Blutbestandteile bei einem bestimmten
Minimalwert gehalten wird, der einer klinisch vertretbaren Hämolyserate entspricht.
[0018] Durch den Einsatz von mindestens zwei selektiven Kunststoffmaterialien unterschiedlicher
Zusammensetzung wird im erfindungsgemäßen Kunststoffbehälter einerseits eine hohe
Sauerstoffdurchlässigkeit und andererseits die bestimmte Weichmacherextraktion erreicht.
[0019] Diese Weichmacherextraktion kann nach der Deutschen Norm für Blutbeutel, DIN 58 361,
Teil 4, mit Hilfe einer wäßrig alkoholischen Lösung simuliert und bestimmt werden.
Die Auswertung kann photometrisch oder gaschromatographisch erfolgen.
[0020] Erfindungsgemäß liegt die minimale Weichmacherextraktion, die ausreicht, um die Hämolyserate
auf einen klinisch vertretbaren Wert zu drücken, beispielsweise bei etwa 5,8 mg Dioctylphthalat
pro 100 ml Extraktionslösung gemäß DIN 58 361, Teil 4.
[0021] Der erfindungsgemäße Kunststoffbehälter wird vorzugsweise als Beutel aus mindestens
zwei Folien unterschiedlicher Zusammensetzung aufgebaut.
[0022] Abb. 1 zeigt eine Vorderansicht einer typischen Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Kunststoffbehälters in Form eines Blutbeutels. Dieser Beutel enthält Einstechstutzen
(1), ein Abbrechteil (2) sowie Schlauchansatz (3), Blutentnahmeschlauch (5) mit Venenkanüle
(6) sowie überleitungsschlauch (4), Blutbeutelwandungen (7) aus Vorder- und Rückseite
(7a) bzw. (7b) und Etikett (8). Abb. 2 zeigt eine Seitenansicht des gleichen Beutels.
Vorzugsweise sind die Wandungen des erfindungsgemäßen Kunststoffbehälters bzw. Kunststoffbeutels
aus Folien aufgebaut, wobei die Vorder- und Rückseite des Beutels aus unterschiedlichen
Kunststoffrezepturen bestehen. Die in Abb. 1 erwähnten weiteren Beutelbestandteile
können aus demselben Material wie Beutelvorder- bzw.
Beutelrückseite bestehen; sie können jedoch auch aus einer weiteren dritten Rezeptur
aufgebaut sein.
[0023] Als Beutelmaterial für die Vorder- bzw. Rückseite kommen Folien aus weichem Polyvinylchlorid
mit unterschiedlichen Weichmachern in Frage. Diese Weichmacher können Mono- oder Polyalkylester
von Mono- oder Polycarboxybenzolen sein, wobei das erste weiche Polyvinylchlorid einen
Weichmacher mit einem Molekulargewicht über 400 und das zweite weiche Polyvinylchlorid
einen Weichmacher mit einem Molekulargewicht unter 400 enthält. Diese Alkylester können
in jeder Alkylgruppe 6 bis 10 Kohlenstoffatome, insbesondere 8 Kohlenstoffatome enthalten
und als Mono-, Di-, Tri-, Tetra-, Penta- oder Hexaester oder auch als Mischester vorliegen.
Beispiele für brauchbare Weichmacher mit einem Molekulargewicht über 400 sind die
Triester von Tricarboxybenzolen, z.B. Trioctylester der Trimellithsäure, Hemimellithsäure
oder Trimesinsäure,
Tri- und Tetraester von Tetracarboxybenzolen, z.B. Tetraoctylester der Mellophansäure,
Prehnitsäure oder Pyromellithsäure, sowie Polyalkylester von Penta-und Hexacarboxybenzol.
Bevorzugte Weichmacher dieser D Art sind die Trioctylester der Tricarboxybenzole,
insbesondere Trioctyltrimellitate, wie Tri-2-ethyl- hexyltrimellitat. Beispiele für
brauchbare Weichmacher mit einem Molekulargewicht unter 400, die durch zelluläre und
plasmatische Blutbestandteile extrahierbar sind und die Lagerungsfähigkeit von Erythrozyten
verbessern, sind die Dialkylester von Dicarboxy- benzolen,z.B. die Dioctylester der
Phthalsäure, Terephthalsäure oder Isophthalsäure, insbesondere Dioctylphthalate, wie
Di-2-ethylhexylphthalat.
[0024] Brauchbare Kunststoffmaterialien aus weichem Polyvinylchlorid für den erfindungsgemäßen
Kunststoffbehälter enthalten etwa 60 bis 70 Gew.-% Polyvinylchlorid, 30 bis 40 Gew.-%
der vorstehenden Weichmacher, etwa 2 bis 10 % eines epoxidierten Weichmacheröls, wie
epoxidiertes Sojabohnenöl, bis zu 2 % eines Gleitmittels, wie N,N'-Dipalmitylethylendiamin
und bis zu 1 % eines Stabilisators, wie Zink- und/oder Calciumstearat.
[0025] Anstelle von weichem Polyvinylchlorid, das einen Weichmacher mit einem Molekulargewicht
über 400 enthält, kann als Kunststoffmaterial mit hoher Sauerstoffdurchlässigkeit,
d.h. einer Sauerstoffdurchlässigkeit oberhalb etwa 700 ml/m
2/Tag, auch ein Polyurethan, Polyester, Polyolefin, z.B. Polyethylen, thermoplastisches
polychloriertes Polyethylen, Ethylen-vinylacetatmischpolymer oder Polycarbonat sowie
deren Mischpolymere und Gemische (Polyblends) eingesetzt werden.
[0026] Welcher dieser Materialkombinationen der Vorzug zu geben ist, richtet sich nach der
Anwendung. Durch eine optimale Abstimmung des Materials der Beutelvorder-und -rückseite
sowie der in Abb. 1 beschriebenen sonstigen Kunststoffteile kann ein bestimmter erwünschter
Effekt bei den gelagerten Blutbestandteilen erzielt werden.
[0027] Die Wandungen des erfindungsgemäßen Kunststoffbehälters können eine Materialdicke
oder Folienstärke von 0,2 bis 0,5 mm aufweisen.
[0028] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Kunststoffbehälters liegt darin, daß auch
durch unterschiedliche Materialdicken der Beutelvorder- oder
7rückseite ein bestimmter Qualitätseffekt erzielt werden kann. Z.B. kann die Beutelseite,
die für eine günstige Gasdurchlässigkeit bestimmt ist, in ihrer Schichtdicke so eingestellt
sein, daß die Kombination von Kunststoffmaterial und Schichtdicke zu einer optimalen
Gasdurchlässigkeit führt. Ähnliche Verhältnisse gelten für die Extraktion des die
Lagerungsfähigkeit von Erythrozyten verbessernden Bestandteils (Weichmachers) aus
dem zweiten Kunststoffmaterial. Auch durch den Zusatz eines Beuteletiketts auf der
Vorder- oder Rückseite des Beutels kann z.B. das Verhalten der Gasdurchlässigkeit
des Beutels verändert werden.
[0029] Der erfindungsgemäße Kunststoffbehälter kann als Kunststoffbeutel in einem Blutbeutelsystem
verwendet werden, wobei er sowohl als Beutel zur lagerung von Vollblut und Erythrozytenkonzentraten
als auch als Satellitenbeutel zur Lagerung von Thrombozytenkonzentraten eingesetzt
werden kann. Als Spenderbeutel in einem solchen Beutelsystem kann aber auch ein üblicher
Beutel aus weichem Polyvinylchlorid, das mit Dioctylphthalat weichgemacht ist, eingesetzt
werden.
[0030] Die Erfindung wird durch die nachstehenden Beispiele näher erläutert.
Beispiel 1
[0031] Es wurde ein Kunststoffbeutel gemäß Abb. 1 hergestellt, der sowohl zur Lagerung von
Erythrozytenkonzentraten als auch zur Lagerung von Thrombozytenkonzentraten geeignet
war. Die eine Seite des Beutels bestand aus einer weichen Polyvinylchloridfolie mit
einem Gehalt von 37 % Di-2-ethylhexylphthalat (DOP); die andere Beutelseite bestand
aus einer weichen Polyvinylchloridfolie mit einem Gehalt von 37'% Tri-2-ethylhexyl-
trimellitat (TOM). Die weiteren Kunststoffteile des Beutels bestanden aus weichem
Polyvinylchlorid mit einem Gehalt von 37 % DOP. Die Folienstärke beider Beutelseiten
betrug 0,3 mm. Der Beutel hatte ein Nennvolumen nach DIN 58 361, Teil 5 von 300 ml.
[0032] Dieser Beutel (C) wurde in seinen Eigenschaften verglichen mit einem bekannten Beutel
(A), dessen beide Seiten aus weichem Polyvinylchlorid mit einem Gehalt von 37 % DOP
bestanden, und einem bekannten Beutel (B), dessen beide Seiten aus weichem Polyvinylchlorid
mit einem Gehalt von 37 % TOM bestanden. Die übrigen Kunststoffteile sowie die Folienstärken
und das Nennvolumen entsprachen denen von Beutel (C).
[0033] Die drei Beutel wurden den folgenden Untersuchungen unterworfen:
(1) Extrahierbarkeit durch Extraktion mit wäßrigalkoholischer Lösung nach DIN 58 361,
Teil 4;
(2) Relative Zunahme der Hämolyserate nach 31-tägiger Lagerung;
(3) Sauerstoffdurchlässigkeit (relativer Verbrauch von mg Sulfit, gemessen nach Archer
u.a., Vox Sang., Bd. 43 (1982) S. 223).
(4) Thrombozytenfunktion mit Thrombozytenkonzentrat von 1,5 x 106/mm3 Thrombozyten, gelagert bei 20 + 2°C in 70 ml, Flachbettschüttler mit einer Frequenz
von 1/sec. nach 5-tägiger Lagerung, gemessen wurden der pH-Wert und die osmotische
Resistenz.
[0034] Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in der folgenden Tabelle zusammengefaßt.

[0035] Aus den Versuchsergebnissen ist ersichtlich, daß der Vergleichsbeutel (A) wegen seiner
zu geringen 0
2-Durchlässigkeit nur bedingt zur Lagerung von Thrombozyten geeignet ist. Außerdem
ist bekannt, daß gerade Thrombozyten bzw. Thrombozytenkonzentrate bis zu 10 x mehr
Weichmacher als Blut oder Plasma akkumulieren. Aus diesem Grunde ist es nicht erstrebenswert,
für den geforderten Anwendungszweck einen Beutel (A) einzusetzen.
[0036] Der Beutel (B) hat den Nachteil, daß er nicht gleichzeitig zur Lagerung von Erythrozytenkonzentraten
geeignet ist. Wie aus der Hämolyserate der Erythrozyten ersichtlich, reicht der Gehalt
an extrahierbarem Weichmacher sowie die Art des Weichmachers, im beschriebenen Fall
TOM, nicht aus, die Hämolyserate auf einen klinisch vertretbaren Wert zu drücken.
[0037] Überraschenderweise wurde jedoch festgestellt, daß der erfindungsgemäße Beutel (C)
sowohl zur Lagerung von Erythrozyten-als auch Thrombozytenkonzentraten geeignet ist,
wobei gleichzeitig die durch Blut bzw. wäßrig-alkoholische Lösungen festgestellte
Weichmacherextraktion minimal ist.
[0038] Der für wäßrig-alkoholische Lösungen bestimmte Weichmacherextraktionswert liegt etwa
bei der Hälfte des für den Beutel (A) gefundenen Wertes. Andererseits zeigt die prozentuale
Zunahme der Hämolyserate nach 31-tägiger Lagerung, daß die Hämolyse deutlich unter
dem Wert für Beutel (B) liegt und noch im klinisch vertretbaren Rahmen liegt, wenn
man berücksichtigt, daß bei einem Ausgangswert von ca. 15 - 18 mg % freiem Hämoglobin
nach 31-tägiger Lagerung dieser Wert noch unter dem allgemein klinisch akzeptierten
Wert von 100 mg % liegt. Dieser Wert wird jedoch bei Beutel (B) deutlich überschritten.
[0039] Aus den Werten der Sauerstoffdurchlässigkeit des erfindungsgemäßen Beutels (C) geht
hervor, daß aufgrund der gefundenen pH-Werteund der osmotischen Resistenz Thrombozytenqualitäten
erhalten werden, die nach 5- tägiger Lagerung noch ausreichend klinische Wirksamkeit
zeigen.
Beispiel 2
[0040] Es wurde ein Kunststoffbeutel gemäß Abb. 1 hergestellt, dessen eine Beutelseite aus
weichem Polyvinylchlorid mit einem Gehalt von 37 % DOP und dessen andere Beutelseite
aus einem Polyurethan mit vergleichbarer Flexibilität bestand. Die Folienstärken betrugen
0,3 mm. Die übrigen Kunststoffteile und das Nennvolumen entsprachen denen der Beutel
von Beispiel 1. Es wurden vergleichbare Eigenschaften wie für den Beutel (C) von Beispiel
1 erhalten.
Beispiel 3
[0041] Es wurde ein Kunststoffbeutel gemäß Abb. 1 hergestellt,' dessen eine Beutelseite
aus weichem Polyvinylchlorid mit einem Gehalt von 37 % DOP und dessen andere Beutelseite
aus einem weichen Polyvinylchlorid mit einem Gehalt von 37 % Tetra-2-diethylhexylpyromellitat
bestand.
[0042] Die Folienstärken betrugen 0,3 mm. Die übrigen Kunststoffteile und das Nennvolumen
entsprachen denen der Beutel von Beispiel 1. Es wurden vergleichbare Eigenschaften
wie für den Beutel (C) von Beispiel 1 erhalten.
1. Kunststoffbehälter für Blut, Blutbestandteile und flüssige Arzneimittelzubereitungen,
dadurch gekennzeichnet, daß er aus mindestens zwei Kunststoffmaterialien unterschiedlicher
Zusammensetzung besteht, wobei ein Teil der Behälterwandung aus einem ersten Kunststoffmaterial
mit hoher Sauerstoffdurchlässigkeit und der andere Teil-der Behälterwandung aus einem
einen die Lagerungsfähigkeit von Erythrozyten verbessernden Bestandteil enthaltenden
zweiten Kunststoffmaterial mit einer minimalen Extrahierbarkeit dieses Bestandteils
aus dem zweiten Kunststoffmaterial besteht.
2. Kunststoffbehälter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er als Beutel aus
mindestens zwei Folien unterschiedlicher Zusammensetzung aufgebaut ist.
3. Kunststoffbehälter nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Beutelvorderseite
aus einer Folie aus dem ersten Kunststoffmaterial und die Beutelrückseite aus einer
Folie aus dem zweiten Kunststoffmaterial besteht.
4. Kunststoffbehälter nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß alle Beutelwandungen
aus weichem Polyvinylchlorid bestehen und als Weichmacher Mono- oder Polyalkylester
von Mono- oder Polycarboxybenzolen enthalten, wobei das erste weiche Polyvinylchlorid
einen Weichmacher mit einem Molekulargewicht über 400 und das zweite weiche Polyvinylchlorid
einen Weichmacher mit einem Molekulargewicht unter 400 enthält.
5. Kunststoffbehälter nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das erste Kunststoffmaterial
aus einem Polyurethan, Polyester, Polyolefin, polychlorierten Polyethylen, Ethylen-vinylacetatmischpolymer
oder Polycarbonat oder einem Mischpolymerisat oder Kunststoffgemisch (Polyblend) dieser
Kunststoffe und das zweite Kunststoffmaterial aus weichem Polyvinylchlorid, das als
Weichmacher einen Mono- oder Polyalkylester eines Mono- oder Polycarboxybenzols mit
einem Molekulargewicht unter 400 enthält, besteht.
6. Kunststoffbehälter nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das erste weiche
Polyvinylchlorid einen Trialkylester eines Tricarboxybenzols und das zweite weiche
Polyvinylchlorid einen Phthalsäurealkylester als Weichmacher enthält.
7. Verwendung des Kunststoffbehälters nach einem der Ansprüche 1 bis 6 in einem Beutelsystem,
das daneben gegebenenfalls einen zweiten Beutel nach einem der Ansprüche 1 bis 6 enthält.