[0001] Die Erfindung betrifft ein Schmiermittel für die Kaltbearbeitung von Metallen mit
einem Gehalt an fetten Ölen und/oder Mineralölen und darin dispergiertem Kalziumkarbonat
sowie dessen Anwendung auf die Kaltbearbeitung von Stahl, Edelstahl, Kupfer oder Zink.
[0002] Um bei der Kaltbearbeitung von Metallen die Reibung zwischen Metallformen und -werkzeugen
und dem Werkstück sowie deren Abnutzung zu vermindern und die Kaltverschweißung zu
verhindern, ist eine Schmierung erforderlich.
[0003] Bisher wurde bei der verformenden Bearbeitung von Eisen und Stahl, insbesondere bei
hoher Verformungsarbeit, hauptsächlich in der Weise geschmiert, daß man auf der Oberfläche
einen Phosphatüberzug bildete und darauf Seife auftrug. Gewisse Nachteile bei der
Vorbehandlung von Metalloberflächen vor der Kaltverformung durch Phosphatierung und
Beseifung bestehen darin, daß die Phosphatierung bei erhöhten Temperaturen vorgenommen
wird (Energieverbrauch) und mehrere Arbeitsstufen erfordert.
[0004] Eine andere Arbeitsweise zur Kaltbearbeitung besteht darin, die Metalloberflächen
mit Hochdruckzusätzen enthaltenden Schmierölen zu behandeln. Bei diesen Schmierölen,
die zum Ziehstrecken in der Kaltbearbeitung geeignet sind, besteht bei hoher Verformungsarbeit
das Problem, daß die Haftfestigkeit des Ölfilmes auf der Metalloberfläche nicht ausreicht,
so daß Kaltverschweißungen auftreten und an den Metallformen und -werkzeugen sowie
an Werkstücken Schadstellen entstehen.
[0005] Schließlich werden in den Fällen, in denen Schmieröle für hohe Verformungsarbeiten
eingesetzt werden, auch feste Schmiermittelzusätze, wie Molybdändisulfid, Graphit,
Teflonpulver, Harzsäure-überzogenes Kalziumkarbonat verwendet. Molbdändisulfid und
Graphit sind jedoch sehr teure Materialien, zudem in der Kaltbearbeitung mit hoher
Verformungsärbeit von unzureichender Wirksamkeit, so daß Zusätze mit höherer Leistung
erforderlich sind. Harzsäure-überzogenes Kalziumkarbonat ist preiswert und in gewissen
Grenzen auch von guten Schmiereigenschaften, jedoch muß es - um gute Schmierleistung
zu erzielen - dem Schmieröl zumindest zu 30 Gew.-% beigemischt sein. Dadurch steigt
aber die Viskosität des Schmiermittels außerordentlich, seine Zuführbarkeit ist erschwert
und die Arbeitsleistung läßt nach. Nach der Bearbeitung ist es schwierig, das an den
Produkten haftende Schmiermittel zu entfernen. Verwendet man das Schmiermittel im
Kreislaufverfahren wiederholt, so ist durch die vorübergehende Erhitzung während der
Bearbeitung das Harzsäure-überzogene Kalziumkarbonat in seinen Eigenschaften beeinträchtigt,
die Viskosität auf das 3- bis 10-fache des frischen Schmiermittels angestiegen und
die Arbeitsleistung entsprechend abgesunken.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, die Nachteile der bekannten Verfahren zur Vorbehandlung
vor der Kaltbearbeitung bzw. die der bekannten Schmiermittel zu vermeiden und ein
Schmiermittel bereitzustellen, das preiswert ist, bei der Schmierung Energie einsparen
hilft, den Bearbeitungsprozeß verkürzt, die Oberflächengüte kaltbearbeiteter Werkstücke
verbessert und das anschließende Entfetten erleichtert.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst, indem das Schmiermittel der eingangs genannten Art entsprechend
der Erfindung derart ausgebildet wird, daß es 5 bis 50 Gew.-% mit Silan-Haftvermittler-überzogenes
Kalziumkarbonat mit bis zu 3
/um durchschnittlichem Korndurchmesser enthält.
[0008] Ein Kalziumkarbonat der geforderten Feinheit kann durch Brechen und Mahlen in Kolloidmühlen
oder aber durch nasse Fällungsverfahren mit anschließender Trocknung hergestellt werden.
[0009] Silan-Haftvermittler sind an sich bekannte Verbindungen und beispielsweise in Ullmann
"Enzyklopädie der technischen Chemie", 4. Aufl., Band 21, Seite 496 ff. beschrieben.
[0010] Besonders geeignete Silan-Haftvermittler sind Amino- und Vinylsilan.
[0011] Vorteilhafterweise wird ein Schmiermittel eingesetzt, das Silan-Haftvermittler-überzogenes,
spindelförmiges Kalziumkarbonat enthält.
[0012] Als Grundstoff des Schmiermittels dienen herkömmliche fette Öle und/oder Mineralöle,
denen Hochdruckzusätze und dergl. zugesetzt sein können.
[0013] Der durchschnittliche Korndurchmesser des überzogenen Kalziumkarbonates mit bis zu
3
/um ist insofern von Bedeutung, als bei größerem Durchmesser das Schmiermittel bei
hohen Verformungsarbeiten stark reißt, so daß es nicht zwischen Formwerkzeug und Werkstück
eindringt und die Schmierwirkung gering bleibt.
[0014] Hinsichtlich des Gehaltes an überzogenem Kalziumkarbonat ist darauf hinzuweisen,
daß unterhalb 5 Gew.-% ein Reibungskontakt zwischen Formwerkzeug und Werkstück nicht
mit Sicherheit auszuschließen ist. Bei einem Gehalt über 50 Gew.-% ergibt sich ein
hoher Reibungskoeffizient, die Schmiereigenschaftsinkt ab und die Viskosität steigt
stark an, so daß sich die Arbeitsleistung verschlechtert.
[0015] Besonders vorteilhaft ist es, ein Schmiermittel einzusetzen, das 10 bis 30 Gew.-%
Silan-Haftvermittler-überzogenes Kalziumkarbonat enthält.
[0016] Das erfindungsgemäße Schmiermittel kann innerhalb des Verfahrensablaufes Beizen mit
Säure, Spülen mit Wasser, gegebenenfalls in 2 Stufen, Trocknen und Schmieren zum Einsatz
kommen. Um die Entfernung des Schmiermittels nach der Kaltbearbeitung zu erleichtern,
sieht eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung vor, dem Schmiermittel
oberflächenaktive Stoffe zuzusetzen. Hierfür sind nichtionogene, anionische, kationische
oder zwitterionische Tenside, insbesondere nichtionogene Tenside, geeignet.
[0017] Das Schmiermittel gemäß der vorliegenden Erfindung wird bei Temperaturen von Raumtemperatur
bis 60 °C aufgebracht. Die Aufbringung auf das Werkstück kann durch Tauchen, Aufstreichen
mit dem Pinsel, Übergießen, Besprühen usw. erfolgen.
[0018] Das Schmiermittel gemäß vorliegender Erfindung ist universell anwendbar. Insbesondere
ist es für die Kaltbearbeitung von Stahl, Edelstahl, Kupfer oder Zink geeignet.
[0019] Die Vorteile des erfindungsgemäßen Schmiermittels sind, bei der Kaltbearbeitung der
Metalle Energie zu sparen, den Prozeß abzukürzen, die Oberflächengüte der Werkstücke
zu erhöhen und die Entfernbarkeit des Schmiermittels nach der Kaltbearbeitung zu verbessern.
Darüber hinaus tritt ein wesentliches Ansteigen der Viskosität bei wiederholtem Einsatz
des Schmiermittels nicht auf.
[0020] Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele beispielsweise und näher erläutert.
Beispiel 1
[0021] Zur Durchführung der Versuche dienten zwei erfindunghsgemäße Schmiermittel, nämlich
[0022]

Die vorgenannten Schmiermittel wurden nach dem Punktkontaktverfahren im SRV-Vibrationsreibungs-
und -abnutzungstestgerät geprüft. Zur Ermittlung des Reibungskoeffizienten und der
Abnutzungstiefe dienten Stahlkugeln von 10 mm Durchmesser sowie Scheiben von 8 mm
Dicke und 24 mm Durchmesser.
[0023] Die Versuchsbedingungen waren

[0024] Die Meßergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengestellt.

[0025] Nach den Ergebnissen der SRV-Versuche besaßen die erfindungsgemäßen Schmiermittel
1 und 2 einen niedrigen Reibungskoeffizienten mit guter Stabilität. Sie waren auch
infolge geringer Abnutzungstiefe vorteilhaft. Demgegenüber war insbesondere die Stabilität
des Reibungskoeffizienten der bekannten Schmiermittel unbefriedigend und die Abnutzungstiefe
schlecht.
Beispiel 2
[0026] Hierbei wurden die Schmiermittel der Tabelle 2 auf die Veränderung ihrer Viskosität
nach 6-tägiger Erhitzung auf 130 °C hin gemessen. Der SRV-Test wurde analog dem Beispiel
1 durchgeführt. Die Ergebnisse der Versuche sind in Tabelle 3 niedergelegt.
[0027] Nach den Ergebnissen der Versuche vorübergehender Erhitzung besaßen die Schmiermittel
nach vorliegender Erfindung auch bei geringer Viskosität einen vorteilhaften Reibungskoeffizienten
im SRV-Versuch bei guter Stabilität; auch die Veränderungen der Viskosität war gering
und damit günstig.
Beispiel 3
[0028] Stahlrohre wurden unter Verwendung des Schmiermittels 7 des Beispiels 2 nach dem
Verfahren der Tabelle 4 für das Ziehen vorbereitet und gezogen. Es wurden die Zugkraft
und die Kraft des Stopfens gemessen, das Äußere des gezogenen Rohres betrachtet und
auf Rauhheit der Oberfläche sowie Schmiermittelentfernbarkeit untersucht. Die Ziehbedingungen
sind in Tabelle 5 und die Ergebnisse in Tabelle 6 niedergelegt.

[0029] Zum Vergleich wurden in Vergleichsversuch 1 Stahlrohre gleicher Qualität und unter
gleichen Bedingungen, jedoch unter Verwendung des Schmiermittels 11 der Tabelle 2,
gezogen. Auch diese Ergebnisse sind in Tabelle 6 zusammengefaßt.
[0030] In Vergleichsversuch 2 wurden gleichartige Stahlrohre einer Phosphatierbehandlung
mit anschließender Beseifung unterworfen und dann unter den gleichen Ziehbedingungen
verformt.
[0031] Die Vorbehandlung erfolgte dabei nach dem Schema:

[0032] Auch hier sind die Versuchsergebnisse in Tabelle 6 wiedergegeben.

[0033] Nach den Ergebnissen der Rohrziehversuche zeigten die mit dem Schmiermittel nach
vorliegender Erfindung verarbeiteten Rohre keine Schadstellen, sie waren außerdem
von geringer Rauhheit der Oberfläche. Schließlich waren auch die Eigenschaften der
Schmiermittelentfernung gut.
1. Schmiermittel für die Kaltbearbeitung von Metallen mit einem Gehalt an fetten Ölen
und/oder Mineralölen und darin dispergiertem Kalziumkarbonat, dadurch gekennzeichnet,
daß es 5 bis 50 Gew.-% mit Silan-Haftvermittler überzogenes Kalziumkarbonat mit bis
3 /um durchschnittlichem Korndurchmesser enthält.
2. Schmiermittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es mit Amino- und/oder
Vinylsilan-Haftvermittler überzogenes Kalziumkarbonat enthält.
3. Schmiermittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurchgekennzeichnet, daß es mit Silan-Haftvermittler
überzogenes, spindelförmiges Kalziumkarbonat enthält.
4. Schmiermittel nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß es 10 bis
30 Gew.-% mit Silan-Haftvermittler überzogenes Kalziumkarbonat enthält.
5. Schmiermittel nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß es oberflächenaktive
Stoffe, insbesondere nichtionogene Tenside, enthält.
6. Anwendung des Schmiermittels gemäß Anspruch 1 bis 5 auf die Kaltbearbeitung von
Stahl, Edelstahl, Kupfer oder Zink.