[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Stabilisierung von weichen, feinkörnigen
Böden zwecks Verbesserung ihrer Tragfähigkeit nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Es ist bekannt, für bestimmte Belastungsarten'ungenügend stabile oder tragfähige
Böden durch Beimischung von verfestigenden Bindemitteln oder den Einbau von sogenannten
Geotextilien aus unverrottbaren Kunststoffmaterialien oder nicht korrodierender Flächengebilde
mit Gitter- oder Netzstruktur wenigstens für eine beschränkte Zeit, aber auch dauernd
so zu verbessern, dass eine für die Anforderungen ausreichende Stabilität oder Tragfähigkeit
erreicht wird. Unter "ungenügend stabilen Böden" sollen insbesondere solche verstanden
werden, welche eine hohe Wasserempfindlichkeit aufweisen und auf Umgebungseinflüsse
wie z.B. Wasserzutritt,Belastungsänderungen, aber auch Gefrieren und Auftauen, mit
Volumen- und/oder Festigkeitsänderungen reagieren. Bekannt sind vor allem Stabilisierungen
mit Zement oder Kalk, wobei der Zement oder der Kalk vor einer allfälligen Verdichtung
möglichst gleichmässig verteilt zugegeben und nach dem Verdichten einige Tage ungestört
abbindet bzw. aushärtet. Solchermassen stabilisierte Böden sind in der Regel infolge
ausreichender Resistenz gegen Wasseraufnahme nach dem Abbinden bzw. Aushärten zwar
stabil gegen Wasser und Frost. Nachteilig ist aber, dass diese Verfahren nur angewandt
werden können, wenn der bearbeitete Boden einen Wassergehalt deutlich unter dem der
Fliessgrenze aufweist, was bei weichen und/oder aufgeweichten Böden nicht der Fall
ist.
[0003] Zement- und/oder kalkstabilisierte Böden weisen je nach Bindemittelgehalt und Bodenaufbau
eine mehr oder weniger grosse Druckfestigkeit, aber praktisch keine Zugfestigkeit
auf. So besteht namentlich beim Auftreten von häufiger oder ständiger Wechselbeanspruchung
die Gefahr, dass der Zusammenhalt der stabilisierten Schicht durch mechanische Beanspruchung
verloren geht und sich die Schicht in mehr oder weniger grosse Schollen auflöst, sofern
die stabilisierte Schicht nicht eine grosse Dicke aufweist. Solche Schollen können
dann in einen weichen Untergrund absinken, oder bei starker dynamischer Beanspruchung
wie z.B. bei Bahntrassen durch Pumpwirkung in die Schotter- bzw. Tragschicht aufsteigen.
In beiden Fällen tritt eine fortschreitende Verkleinerung der stabilisierten Bodenschicht
auf und die durch die Stabilisierung erwünschte Wirkung wird zunehmend geringer.
[0004] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Stabilisierung
von weichen, feinkörnigen Böden, wie tonige Silte, Silte, Feinsande sowie organisch
verunreinigte Böden, zwecks Verbesserung der Tragfähigkeit einer obenliegenden Bodenschicht
vorzuschlagen, um die Lastaufnahme durch den gewachsenen, darunterliegenden Boden
ohne Materialersatz möglichst "fliessend" zu gestalten, das Arbeitsvermögen und die
Flexibilität durch Steigerung der Biegezug- und Scherfestigkeit innerhalb des verfestigten
Bodenbereichs zu erhöhen und um die durch Belastung und Schwinden bedingte Risseentstehung
zu begrenzen und die Risseausbreitung zu behindern. Eine weitere Aufgabe ist das Erzielen
gesteigerter Frühfestigkeitseigenschaften, d.h. die Fähigkeit der stabilisierten Bodenschicht,
bereits kurz nach Einbau bzw. Erstellung grössere Belastungen aufnehmen zu können.
[0005] Das Ziel der Erfindung ist ein Verfahren zur Stabilisierung von Böden, bei dem die
Nachteile bisheriger Bodenstabilisierungsverfahren mit relativ einfachen Mitteln wirksam
eliminierbar sind. Es soll insbesondere ein Verfahren geschaffen werden, das vorzugsweise
für die Verbesserung der Tragfähigkeit des von Verkehrswegen und anderem stark mechanisch
beanspruchtem Baugrund die Durchführung von Bodenstabilisierungen auch unter schwierigen
Witterungsverhältnissen, z.B. Regen ermöglicht. Dabei soll bereits kurz nach Arbeitsabschluss
eine tragfähige Bodenschicht zwischen dem gewachsenen Boden und einer Verschleiss-
bzw. Lastaufnahmeschicht erzielbar sein.
[0006] Die erfindungsgemässe Lösung der gestellten Aufgabe und die Mittel zu Erreichung
des Erfindungszieles sind durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentan- . spruchs
1 definiert. Ausführungsformen davon gehen aus den abhängigen Ansprüchen hervor.
[0007] Einige Ausführungsbeispiele des erfindungsgemässen Verfahrens bzw. der durch das
Verfahren zu erzielenden stabilisierten Bodenschicht sind nachstehend anhand der Zeichnung
beschrieben. In diesen zeigt :
Fig. la, b Querschnitte durch a) einen Bahngeleisekörper mit einer unter der Schotterauflage,
und b) im gewachsenen Boden eines Strassen- oder Platzterrains unter der Verschleisschicht
eingebauten stabilisierten Schicht nach der Erfindung;
Fig. 2a, b, c drei Beispiele für nach dem Streuverfahren in eine zu stabilisierende
Schicht eingebrachte Armierungselemente aus a) offenen, beliebig biegbaren, schnitzelartigen
Materalien, b) in sich geschlossenen Gebilden aus federsteifen Ringgliedern, und c)
aus nadel-oder stabförmigen länglichen Fasern oder Fasergebilden, und
Fig. 3 eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemässen Bodenstabilisierung mit
einer die Materialverzahnung und die Bruchfestigkeit im Uebergangsbereich zum gewachsenen
Boden mechanisch steigernden Gittereinlage im Bereich der zu stabilisierenden Schicht.
[0008] Die Fig. la, b zeigen zwei typische Anwendungsformen der Erfindung an bestehenden
Tiefbauobjekten. Das erstgezeigte Beispiel (Fig. la) betrifft eine speziell aber nicht
ausschliesslich beim Geleiseunterhalt praktizierbare Anwendung. Ein durch jahrelanges
Befahren unelastisch gewordenes Schotterbett 1, in das aus dem ursprünglich darunterliegenden
Kieskoffer infolge Pumpwirkung aufgestiegenes Basismaterial (= gewachsener Boden oder
Dammschüttung) eingedrungen ist, soll ersetzt werden. Zur Durchführung des erfindungsgemässen
Verfahrens wird zunächst der mit Erde durchsetzte Schotter und der Kieskoffer entfernt
und hierauf der darunterliegende gewachsene Boden im Ortsmischverfahren aufbereitet
wobei die Einarbeitung von Bindemitteln wie Zement, Kalk etc., sowie die Beigabe von
Wasser und Armierungsteilchen erfolgt. Die Aufbereitung des gewachsenen Bodens erfolgt
zweckmässig mit einer Bodenfräse. Die verfestigte Schicht sichert eine gute Lastübertragung,
so dass der gesamte Kieskoffer entfallen kann.
[0009] Die übliche Beimischung der Bindemittel erfolgt in flüssigem Zustand, so dass automatisch
durch Infiltration eine unterste bindemittelärmere Basisschicht 3 von 2 bis 3 cm Höhe
bei einer z.B. insgesamt 12 bis 15 cm hohen zu stabilisierenden und zu verfestigenden
Schicht 2 entsteht. Es ist aber auch möglich, die Bindemittelbeimischung zusammen
mit der Wasserbeigabe vorzunehmen.
[0010] Das zweitgezeigte Beispiel (Fig. lb) betrifft eine Anwendung des erfindungsgemässen
Verfahrens beim Bau oder Unterhalt von schwach belastbaren Strassen, sowie bei der
Erstellung von Trottoirs und Plätzen. Das Verfahren ist auch anwendbar für die Erstellung
des Unterbaus von Hauptstrassen in Gebieten mit wenig tragfähigem Untergrund. Das
Aufbereiten des Bindemittel-, Flüssigkeits-, bzw. Wasser-Erdgemisches erfolgt auch
hier nach dem Ortsmischverfahren wie oben beschrieben. Ebenso wird zweckmässig eine
bindemittelärmere Basisschicht vorgesehen. Unter Bindemitteln sollen im Rahmen der
vorliegenden Erfindung allgemein neben Zement und Kalk auch auf Silikatbasis mit und
ohne Härter bestehende Bindemittel verstanden werden. Die Hauptschicht 5 aus stabilisiertem
Bodenmaterial erhält dann eine Deckschicht 6 in der Form einer Verschleisschicht.
Vorteilhaft kann beim Ortsmischverfahren die Höhe der Basisschicht 4 beispielsweise
durch höhenverstellbare Mittel des Mischgerätes festgelegt werden.
[0011] Dem weichen bis viskosen Bodenmaterial-Bindemittel-WasserGemisch werden erfindungsgemäss
Armierungselemente beigegeben, die in die genannte Mischung eingearbeitet und in dieser
im wesentlichen gleichmässig verteilt suspendiert werden. Das Einarbeiten der Armierungselemente
erfolgt grundsätzlich nur bei weichem bis breiigem Zustand des zu stabilisierenden
Bodens und erfolgt zweckmässig mittels fahrbarer Verteil- und Einbringgeräte, z.B.
mittels der auch zum Aufbereiten des Bodens benützten Bodenfräse. Als Beispiel eines
typischen Arbeitsablaufes beim erfindungsgemässen Bodenstabilisieren kann nachdemEntfernen
allfälliger nicht näher zu beschreibender Deckschichten folgender Vorgang betrachtet
werden :
1. Auffräsen der zu stabilisierenden Bodenschicht;
2. Vorinfiltration von Bindemittel bzw. Bindemitteln und Flüssigkeit bzw. Wasser;
3. Einstreuen von Armierungselementen;
4. Mischen des mit Bindemittel vorinfiltrierten Bodenmaterials, Wasser und Armierungselementen
und allfälliger Beigabe von weiterem Wasser zur Erzielung des breiigen Zustandes;
5. Beigabe von allenfalls weiterem (weiteren) Bindemittel (Bindemitteln);
6. Einmischen der allenfalls nach 5) beigegebenen weiteren Bindemittelbeigabe.
[0012] Die Armierungselemente können nach Fig. 2a aus beliebig geformten und beliebig biegsamen,
stab- oder schnitzelartigen, etwa 4 bis 20 cm langen Armierungselementen 7 aus einem
elastisch dehnbaren Material bestehen. Bei nach Fig. 2b ringförmig geschlossenen Armierungselementen
sollen die Elemente - in einer wenigstens kreisförmig gedachten Konfiguration - 4
bis 10 cm Durchmesser aufweisen. Stab- oder nadelförmige Elemente nach Fig. 2c sollen
ca. 4 - 10 cm lang sein. Die Element-Dichte in der zu stabilisierenden Bodenmaterialmischung
wird je nach der gewünschten Belastbarkeit so gewählt, dass sich pro Schnittflächeneinheit
- in beliebigen Richtungen gesehen - ein Armierungselementenflächenanteil von mehr
als 2 o/oo ergibt.
[0013] Die Armierungselemente 9 sollen in beliebigen Richtungen in der Materialmischung
orientiert sein, um eine rundum etwa gleichmässige Verankerungswirkung zu erzielen.
[0014] Grundsätzlich besitzen die in den Beispielen nach Fig. 2a-c gezeigten Armierungselemente
eine Länge, die höchstens etwa der Dicke der zu stabilisierenden Bodenschicht entspricht.
Der Querschnitt der Armierungselemente beträgt zur Erhaltung der beschriebenen Flexibilität
höchstens etwa 12 m
m2.
[0015] Eine weitere Möglichkeit der Armierung eines für höhere Belastbarkeit zu stabilisierenden
und zu verfestigenden Bodenabschnitts ist in Fig. 3 gezeigt. Auf einer bindemittelarmen-
und im wesentlichen armierungselementfreien Basisschicht 10 wird z.B. auf einem relativ
weitmaschigen Distanzierungsrost 11, der hier als Stabrost dargestellt ist, ein gitter-
oder netzartiges Flächengebilde 12, z.B. ein Geotextil oder Stahldrahtnetz als Grundarmierung
aufgelegt, das von der stabilisierten Schicht durchdrungen wird. Anschliessend kann
beliebige Elementarmierung der beschriebenen Art des Gemisches erfolgen.
[0016] Mehrere Gitter oder netzartige Flächengebilde 12 können in vertikalen Abständen in
das weiche bis viskose Gemisch eingebettet werden. Zusätzlich zu den genannten Flächengebilden
können Armierungselemente nach den Fig. 2a - c eingestreut werden.
[0017] Selbstverständlich ist es möglich, durch Schnellabbindezusätze namentlich im Bahnunterbau-Unterhalt
so kurze Abbindezeiten zu erzielen, dass die beschriebene Bodenstabilisierung auch
in den normalerweise relativ kurzen Betriebspausen abschnittweise erfolgen kann. Ausschlaggebend
ist jedoch das Vorhandensein der beschriebenen Armierungselemente, welche die üblicherweise
auch bei Schnellabbindern notwendige Ruhezeit durch ihre innere Stabilisierung zu
steigern imstande sind. Indessen bringt das erfindungsgemässe Verfahren nicht nur
in solchen Fällen Vorteile, wo ein rascher Arbeitsfortschritt oder -abschluss wichtig
ist. Das Verfahren bietet für Baugrund- und Hangstabilisierungen Vorteile, wo es praktisch
anwendbar ist.
1. Verfahren zur Stabilisierung von weichen, feinkörnigen Böden zwecks Verbesserung
ihrer Tragfähigkeit unter Verwendung von zement- und/oder kalk- sowie silikathaltigen
Bindemitteln mit Flüssigkeitszugabe zur Erzielung eines weichen bis breiigen, tixotropen
Zustandes für die Einmischung in ein Bodenmaterial-Bindemittel-Gemisch im Ortsmischverfahren,
dadurch gekennzeichnet, dass dem Bodenmaterial-Bindemittel-Flüssigkeitsgemisch Einzel-Armierungselemente
beigeben und in diesem Gemisch gleichmässig suspendiert werden.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge der Armierungselemente
höchstens der Dicke der zu stabilisierenden Bodenschicht entspricht und ihr Querschnitt
im wesentlichen unter 12 mm2 liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Armierungselemente
(7) beliebig geformte und beliebig biegbare stab- oder schnitzelartige Elemente sind.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Armierungselemente
(8) ringförmig geschlossene Gebilde sind.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Armierungselemente
(9) aus biegesteifem Material in Nadel- oder Stabform gestaltet sind.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Armierungselemente
auf die Oberfäche der noch weichen, zu stabilisierenden Schicht aufgestreut und anschliessend
eingedrückt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem gewachsenen
Boden und der zu stabilisierenden Schicht eine bindemittelarme Basisschicht im gleichen
Arbeitsgang erstellt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in die zu stabilisierende
Schicht ein gitterartiges Flächengebilde eingebaut wird.