[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur
Herstellung dauerschlagbarer Niete aus einer Aluminium-Knetlegierung mit 0,20 bis 0,80
%
Si, 0 bis 0,70 %
Fe, 3,5 bis 4,5 % Cu, 0,40 bis 1,0 % Mn, 0,40 bis 1,0 % Mg, 0 bis 0,10 % Cr, 0 bis
0,25 % Zn. 0 bis 0,20 %
Ti+Zr, andere Elemente einzeln 0 bis 0,05 % und gesamt 0 bis 0,15 %, Rest Aluminium.
[0002] Diese Legierung hat nach DIN die Werkstoff-Nr. 3.1324 bzw. die Nr. 2017 der Aluminum
Association. Sie wird überwiegend zur Herstellung von Nieten für die
Flugzeugindustrie gemäß LN 9197, 9198 und 9199 verwendet. Sie besitzt im Anlieferungszustand
eine Zugfestigkeit von 215 bis 295
N/mm
2 und eine
Scherfestigkeit quer zur Längsachse von 255
N/mm2.
[0003] Gemäß Beiblatt 1, Seite 4, zum Werkstoff-Legierungsblatt WL 3.1324, Ausgabe Juni
1983, müssen Niete aus der genannten Legierung unmittelbar vor der Verarbeitung lösungsgeglüht
und abgeschreckt werden. Die Verarbeitung ist im sogenannten instabilen Zustand durchzuführen
und muß innerhalb von 2 Stunden nach dem Abschrecken beendet sein. Falls eine Verarbeitung
innerhalb von 2 Stunden nach dem
Lösungsglühen nicht möglich ist, muß eine Lagerung in
Tiefkühltruhen bei -17
0C erfolgen. Aber auch dann ist die Verarbeitungszeit auf eine Woche beschränkt. Bei
Raumtemperatur kalt ausgelagerte Niete oder überlagerte Niete können etwa fünfmal
erneut wärmebehandelt werden.
[0004] Bei einer Verarbeitung im kaltausgehärteten zustand entfallen die zeitlichen Beschränkungen.
Es muß jedoch mit erhöhter Gefahr der Rißbildung am Schließkopf und mit veiminderter
Schwingungsfestigkeit der Nietverbindung gerechnet werden.
[0005] Durch die Vorschriften für die Verarbeitung der Niete im weichgeglühten und abgeschreckten
Zustand, wird deren Anwendung sehr erschwert. Beim Neubau von Flugzeugen oder anderen
genieteten Gegenständen, lassen sich die Verarbeitungsbedingungen durch entsprechende
Einrichtungen und Organisation noch am ehesten einhalten. Aber auch hier sind Fehler
und Verwechselungen nicht auszuschließen. Sehr nachteiltig sind die Bedingungen für
die Bearbeitung der Niete aber bei Reparaturarbeiten, die praktisch auf jedem Flugplatz
anfallen können, wo die Voraussetzungen für eine vorschriftsmäßige Verarbeitung einrichtungsmäßig
und personell nicht immer gewährleistet sind.
[0006] Es hat daher nicht an Versuchen gefehlt, die eingangs genannte Legierung durch einen
sogenannten dauerschlagbaren Werkstoff zu ersetzen, bei dem also die Verarbeitung
ohne Nachteile in beliebigem zeitlichen Abstand nach dem Glühen und Abschrecken der
Niete erfolgen kann.
[0007] Verarbeitet man die Legierung WL 3.1324 im kaltausgehärteten zustand, so entfallen
zwar die einschränkenden Bedingungen, es muß aber im Vergleich zu der empfohlenen
Verarbeitung mit einer erhöhten Gefahr der Rißbildung und mit verminderter Schwingungsfestigkeit
der Nietverbindung gerechnet werden (vergl. Beiblatt zu W
L 3.1324, Seite 4).
[0008] Nach einem anderen Vorschlag soll die Legierung AlZnMg AA 7050 als dauerschlagbarer
Nietwerkstoff brauchbar sein. Diese Niete werden in zwei Stufen warmausgehär- tet,
wobei die Aushärtungstemperaturen sehr genau eingehalten werden müssen, weil sonst
die vorgegebenen Festigkeitseigenschaften nicht erreicht werden. Außerdem ist dieser
Werkstoff auch spannungsrißgefährdet und verhältnismäßig teuer.
[0009] Schließlich wird angestrebt, die Dauerschlagbarkeit bei einer bekannten und einschlägig
verwendeten Legierung zu erreichen, weil eine neue Legierung erst dann eingesetzt
werden könnte; wenn sie auch hinsichtlich aller anderen Eigenschaften den Forderungen
entspricht, wozu umfangreiche technische Untersuchungen und langwierige Zulassungsverfahren
nötig wären.
[0010] Es besteht somit die Aufgabe, den Werkstoff W
L 3.1324 dahingehend weiterzubilden bzw. abzuwandeln, daß daraus hergestellte Niete
dauerschlagbar sind, d.h. daß die Verarbeitung nicht auf eine kurze zeit nach dem
Glühen und
Ab-schrecken beschränkt ist bzw., daß die umständliche und fehlerträchtige Kühlhaltung
vermieden werden kann.
[0011] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Legierung 0,002 bis 0,30
% Cadmium zugesetzt werden. Vorzugsweise beträgt der Cadmiumzusatz 0,002 bis 0,05
%. Er kann mit gleichem Effekt aber auch im Bereich 0,05 bis 0,3 % liegen. In diesem
Fall wird allerdings die in WL 3.1324 angegebene Grenze von 0,05 % für tolerierbare
sonstige Elemente überschritten und eine neue Legierung gebildet, für die je nach
Anwendungsgebiet neue Prüf- und
Zulassungsverfahren erforderlich sind.
[0012] Die bisherigen Versuche, dauerschlagbare Niete zu schaffen, waren vor allem darauf
gerichtet, das
Aushärungsver- halten des Werkstoffs 3.1324 zu beeinflussen, um die Verarbeitungszeit
verlängern zu können, ohne jedoch letztlich eine Aushärtung des verarbeiteten Niets
zu unterdrücken. Es war schon länger bekannt, daß man durch geringe Zusätze an Cadmium,
Indium oder Zinn das
Aushärtungsverhalten von AlCu- bzw. AlCu4,5LiMn-Legierungen verzögern kann (Hardy,
H.
K. Inst. Metals 80 (1951/52), S.483/492; Anderko/Wiencierz in Z. Aluminium 37. JG (1961)
H.9, S. 493/460 und
H.10, S.663/677). Diese Erkenntnisse konnten bisher aber zur Lösung des Problems
wdauerschlagbare Niete" nicht umgesetzt werden. Es stellte sich nämlich heraus; daß
Zusätze an Indium und Zinn ebenso wie solche an Cadmium erwartungsgemäß zwar das Aushärten
verzögern oder sogar unterdrücken können, daß die für längere Zeit aufrechterhaltene
geringere Härte sich auf die
Dauerschlagbarkeit aber nicht positiv auswirkt. Hierfür ist nämlich nicht die Härte,
sondern das Formänderungsvermögen des Werkstoffs maßgebend. Das
Formänderungsvermögen war bei Indium- und Zinn-Zusätzen nicht ausreichend, um einwandfreie
Nietverbindungen herstellen zu können. Bei Cadmium-Zusätzen wurde dagegen festgestellt,
daß nicht nur der
Aushärtungsverlauf verzögert wird, sondern auch das
Formänderungsvermögen nach dem Glühen und Abschrecken auch nach längerer Zeit auf sehr
hohem Niveau erhalten bleibt. Für Nietwerkstoffe läßt sich letzteres am besten im
Stauchversuch nachweisen.
[0013] Es wurden Proben mit 4,7 mm Durchmesser und 5,65 mm Länge in zeitlichem Abstand nach
dem Glühen und Abschrecken mit konstant 1150 N/mm2 gestaucht und die Stauchung in
% über der Auslagerungszeit aufgetragen (Fig. 1). Während die
Cd-freie Legierung nach WL 3.1324 unter diesen Bedingungen eine Anfangsstauchfähigkeit
von etwa 57 % aufweist, die nach 8,5 Stunden auf etwa 48 % und nach 35 Tagen auf 45
% absinkt, hat der erfindungsgemäß mit 0,002 bis 0,05 % Cadmium legierte Werkstoff
eine Anfangsstauchfähigkeit von 58 %, nach 8,5 Stunden von 52 bis 52,5 % und nach
35 Tagen von 48 bis 50 %. Wichtig ist, daß die Cd-legierten Proben auch nach beliebig
langer Zeit noch eine
Stauchfähigkeit besitzen, die größer ist als die der Cd-freien Proben nach 8,5 Stunden.
Nach einem Bericht der "Vereinigte flugtechnische Werke GmbH' TE 245/480/82 vom 10.08.1982,
ist eine Erweiterung der Verarbeitungszeit von 2 auf 8,5 Stunden für Niete aus dem
Werkstoff 3.1324 möglich, ohne daß dadurch die im Wöhler-Versuch ermittelte Lebensdauer
abfällt. Mit anderen Worten, der bei dem bisher üblichen
Nietwerkstoff innerhalb von 8,5 Stunden eintretende Verlust an Stauchfähigkeit, wirkt
sich auf die
Dauerwechsel- festigkeit der Nietverbindung nicht negativ aus, bzw. bei dem erfindungsgemäß
mit Cd-legiertem Werkstoff ist die Stauchfähigkeit auch nach beliebig langer Zeit
noch so hoch, daß eine Verschlechterung der Dauerwechselfestigkeit nicht zu befürchten
ist.
[0014] Damit ist das gesteckte Ziel, nämlich einen dauerschlagbaren Nietwerkstoff zu schaffen,
erreicht, bei Cd-Zugaben bis zu 0,05 % sogar ohne daß für die Legierung 3.1324 ein
neues Zulassungsverfahren erforderlich ist, denn in den Vorschriften sind sonstige
Zusätze bis 0,05 % ausdrücklich zugelassen.
1. Verfahren zur Herstellung dauerschlagbarer Niete aus einer Aluminium-Knetlegierung
mit 0,20 bis 0,80 % si, 0 bis 0,70 % Fe, 3,5 bis 4,5 % Cu, 0,40 bis 1,0 % Mn, 0,40
bis 1,0 % Mg, 0 bis 0,10 % Cr, 0 bis 0,25 % Zn. 0 bis 0,20 % Ti+Zr, andere Elemente
einzeln 0 bis 0,05 % und gesamt 0 bis 0,15 %, Rest Aluminium, dadurch gekennzeichnet,
daß der Legierung 0,002 bis 0,3 % Cadmium zugesetzt werden.
2. verfahren nach Anspruch 1; dadurch gekennzeichnet, das der Legierung 0,002 bis
0,05 % Cadmium zugesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Legierung 0,05 bis 0,3
% Cadmium zugesetzt werden.