[0001] Die Erfindung betrifft einen rohrförmigen Reaktionsbehälter für immunologische Analysen,
welcher zumindest an seinem geschlos- ! senen oder unteren Ende eine Innenwandung
aufweist, an welcher ein Antikörper fixiert ist, welcher den zu analysierenden Bestandteil
(Antigen) und den markierten Bestandteil (markiertes Antigen) an sich bindet.
[0002] Man kennt bereits Reaktionsbehälter, welche aus einem Reagenzglas oder Teströhrchen
bestehen und deren innere Wandung mit einem Antikörper überzogen ist. Man kennt auch
Systeme, bei denen man in ein herkömmliches unbehandeltes Reagenzglas eine Kugel oder
einen anders geformten Einsatz hineinfallen läßt, welcher mit einem Antikörper beschichtet
ist, welcher den zu analysierenden Bestandteil und den markierten Bestandteil an sich
bindet (US-Patentschriften 4 320 087 und 4 225 575).
[0003] Ein Nachteil der vorgenannten Reaktionsbehälter besteht darin, daß eine Bindung des
zu analysierenden Antigens und des markierten Bestandteils an den Antikörper oder
an die mit dem Antikörper beschichtete Kugel oder den ähnlichen Einsatz im Rea- j
genzglas langsam vor sich geht. Der Grund dafür ist darin zu sehen, daß die Bindungsreaktionsgeschwindigkeit
durch die Diffusion des zu analysierenden Bestandteils (Antigen) und des markierten
Bestandteils (markiertes Antigen) innerhalb der Lösung im Rohr an die Wandungen des
Rohres bestimmt wird. Bei einem herkömmlichen Reagenzglas sind die Diffusionsentfernungen
groß und geht die Bindung langsam vor sich. Wenn die Abmessung des Moleküls zunimmt,
nimmt seine Diffusionsgeschwindig- keit ab, wodurch die Analyse von beispielsweise
makromolekularen Proteinhormonen langsam vor sich geht. Die Verwendung einer mit einem
Antikörper beschichteten Kugel erhöht die Bindungsgeschwindigkeit im Vergleich zur
Verwendung eines beschichteten Reagenzglases nicht wesentlich. Auch bringt das Einsetzen
einer Kugel oder eines ähnlichen Objektes in das Reagenzglas einen weiteren Arbeitsschritt
mit sich. Außerdem ist die Handhabung und Lagerung getrennter Elemente für ein Reaktionsbehältersystem
unbequem und die mit Antikörper beschichtete Oberfläche des einzusetzenden Elementes
kann leicht beschädigt werden, was zu ungenauen Analyseresultaten führt.
[0004] Die als Reaktionsbehälter verwendeten Reagenzgläser oder die Kugeln und ähnliche
Gegenstände sind im allgemeinen aus Polystyrol oder Polypropylen hergestellt. Der
Antikörper wird an ihrer Oberfläche durch Adsorption oder in mehreren Stufen chemisch
fixiert. Eine derartige Fixierung ist umständlich und die gleichmäßige Beschichtung
von Hunderten oder Tausenden von Reagenzgläsern in einer oder mehreren Partien ist
äußerst schwierig.
[0005] Der erfindungsgemäße Reaktionsbehälter überwindet die vorgenannten Nachteile und
ist im wesentlichen dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche der Innenwandung des
Reaktionsbehälters an und neben seinem geschlossenen Ende dadurch vergrößert ist,
daß in ihr eine oder mehrere parallel zur Längsachse des Behälters verlaufende, in
den Behälter hineinragende und in die Behälterwandung integrierte Flächen vorgesehen
sind.
[0006] Nach einem Vorschlag der Erfindung ist der Behälter mit Sicken oder Windungen versehen.
Alternativ ist der Reaktionsbehälter durch Trennwände in mehrere Abteile derart unterteilt,
daß die Flüssigkeit ungehindert vom einen Abteil zu einem anderen fliessen kann. Der
erfindungsgemäße Reaktionsbehälter kann auch aus einem Rohr bestehen, welches ein
zweites koaxiales Rohr mit kleinerem Durchmesser umschließt, wobei letzteres vom Boden
aus nach oben ragt.
[0007] Erfindungsgemäß ist der untere oder geschlossene Teil des Reaktionsbehälters mit
wenigstens einem und zweckmäßigerweise mit nicht mehr als acht Sicken, vorzugsweise
in symmetrischer Anordnung über den Umfang verteilt, versehen. Gemäß einer besonders
vorteilhaften Ausbildung ist der Behälter mit vier bis sechs symmetrisch angeordneten
Sicken versehen. Jede Sicke kann von der Wandung in den Reaktionsbehälter um ein Stück
hineinragen, welches etwa 1/8 bis etwas weniger als 1/2, wie beispielsweise 1/8 bis
etwa 5/12, vorzugsweise 1/5 bis 1/3 des Innendurchmessers des Behälterquerschnittes
entspricht, um einerseits die Diffusionsabstände ausreichend zu verkürzen und andererseits
dennoch eine ungehinderte Strömung der Flüssigkeit im Behälter zu ermöglichen. Die
Längsausdehnung der Sicken erlaubt ein schnelles und sauberes Entleeren des Behälters.
Die Sicken erstrecken sich in Längsrichtung des Reaktionsbehälters über eine Länge,
welche ausreicht, um über den Spiegel der Probe im Rohr hinauszureichen. Diese Länge
beträgt beispielsweise im allgemeinen etwa 1/4 bis 1/2, insbesondere etwa 1/3 der
Länge des Behälters, wenn der Behälter die Form eines Mikroreagenzrohres besitzt.
[0008] Nach einem zweiten Vorschlag der Erfindung kann der Reaktionsbehälter mit Trennwänden
versehen sein, welche in den Behälter hineinragen und derart ausgebildet sind, daß
die Flüssigkeit ! zwischen den verschiedenen Teilen des Behälters ungehindert fließen
kann. Die Trennwände können beispielsweise Flansche sein und im allgemeinen rechtwinklig
zur Wandung des Behälters verlaufen oder sie können die Form von Rippen haben. Die
vorgenannten Forderungen in Verbindung mit der Ausführung der Sicken gilt auch in
diesem Fall in Bezug auf die Anzahl der Wandungen oder Rippen, ihre Länge und ihre
Ausdehnung in den 1 Behälter hinein.
[0009] Ein besonders vorteilhafter Reaktionsbehälter ist ein Testrohr, dessen unteres oder
geschlossenes Ende mit fünf symmetrisch angeordneten Rippen in der Rohrwandung versehen
ist, welche sich von der Wandung aus in das Rohr um ein etwa einem 1/3 des Innendurchmessers
des Rohrquerschnittes entsprechendes Stück erstrecken.
[0010] Gemäß einem dritten Ausführungsbeispiel besteht der Reaktionsbehälter aus zwei koaxialen
Rohren unterschiedlichen Durchmessers, wobei das Innenrohr sich vom Boden des Außenrohres
nach oben erstreckt und dadurch zwischen beiden ein kreisringförmiger Reaktionsraum
begrenzt wird. Das Innenrohr kann dadurch ausgebildet werden, daß der Boden des Außenrohres
in das Rohr zu dessen Mündung hin eingedrückt wird. Alternativ kann das Innenrohr
auch an der Bodeninnenfläche des Außenrohres auf irgendwie geeignete Weise befestigt
werden. Die Weite des Ringraumes kann schwanken, beträgt jedoch zweckmäßigerweise
etwa 1/5 bis 1/3 des Innendurchmessers des Außenrohres. Eines oder beide der koaxialen
Rohre können auch mit Sicken oder Rippen oder Flanschen versehen werden, wie dies
im Zusammenhang mit der Ausführung aus einem einzigen Rohr beschrieben wurde. Dabei
sind das Innen- und das Außenrohr vorzugsweise mit der gleichen Anzahl von beispielsweise
Sicken versehen, welche ineinandergreifen (Fig.4).
[0011] Der erfindungsgemäße Reaktionsbehälter ist vorzugsweise aus einem Kunststoff oder
einem anderen, hydrophile funktionelle Gruppen enthaltenden Material hergestellt,
wie beispielsweise -COOH, ! -OH, -CHO, -NH
2 usw.. Geeignete Kunststoffe für den Reaktionsbehälter sind beispielsweise Polyakrylat-Äthylen-Copolymere;
Polystyrolderivate, wie beispielsweise Polyaminostyrol, Polystyrolakrylnitril oder
Polyvinylbenzylchlorid; Polyhydroxyäthylmetakrylat, Tris-akryl-NH
2.
[0012] Versuche haben gezeigt, daß in dem erfindungsgemäßen Reaktionsbehälter der an der
Wandung des Behälters fixierte Antikörper sehr schnell den zu analysierenden Bestandteil
(Antigen) und den markierten Bestandteil (markiertes Antigen) aus der Lösung an sich
bindet (Fig. 5). Mit dem erfindungsgemäßen Reaktionsbehälter können die immunologischen
Analysen schnell durchgeführt werden und die Möglichkeit von Fehlern nimmt ab, da
die Bindungsreaktion fast bis zum Ende vor sich gehen kann, bevor die Lösung aus dem
Behälter entfernt wird und die Menge des an der Wandung gebundenen markierten Bestandteils
gemessen wird. Dies bedeutet einen eindeutigen Vorteil für den Benutzer, wenn im allgemeinen
täglich Hunderte von Analysen durchgeführt werden müssen.
[0013] Der Antikörper wird erfindungsgemäß am Reaktionsbehälter auf einfache und zuverlässige
Weise fixiert, da das Material des Re- ; aktionsbehälters funktionelle Gruppen enthält.
[0014] Die Erfindung wird nachstehend anhand der beiliegenden Zeichnung im einzelnen erläutert;
es zeigt
Fig. 1 einen Reaktionsbehälter, dessen unteres Teil gewunden ist oder mit Sicken versehen
ist, und zwar im Längsschnitt und im Querschnitt;
Fig. 2 einen Längs- und einen Querschnitt eines Reaktionsbehälters, welcher durch
Trennwände in einzelne Abteile unterteilt ist;
Fig. 3 einen Längs- und einen Querschnitt eines Reaktionsbehälters, der aus zwei koaxialen
Rohren mit unterschiedlichen Durchmessern gebildet ist;
Fig. 4 einen Querschnitt eines Reaktionsbehälters gemäß Fig. 3, bei welchem das Innen-
und das Außenrohr mit Windungen oder Sicken versehen ist und I
Fig. 5 das Bindevermögen des zu analysierenden Bestandteils (Antigen) und des markierten
Bestandteils (markiertes Antigen) als eine Funktion der Zeit bei einer Messung mit
einem erfindungsgemäßen Reaktionsbehälter (Kurve A) bzw. mit einem herkömmlichen Testrohr
(Kurve B).
[0015] Bei der Ausführung gemäß Fig. 1 ist die Oberfläche der Wandung des Reaktionsbehälters
oder Rohres dadurch vergrößert, daß in der Wandung vier Windungen oder Sicken P vorgesehen
sind, welche sich über einen Teil der Rohrlänge erstrecken. Auf diese Weise wird auch
der flüssigkeitsgefüllte Raum V im Rohr etwas enger. Bei dieser Ausführung beträgt
der Abstand zwischen zwei einander gegenüberliegenden Sicken etwa die Hälfte des Rohrdurchmessers.
Gleiche Eigenschaften ergeben sich bei dem Reaktionsbehälter gemäß Fig. 2, bei welchem
der Flüssigkeitsraum V durch Trennwände oder Rippen S in vier Abteile unterteilt ist,
welche in den Behälter um ein etwa 1/3 des Durchmessers entsprechendes Stück hineinragen.
In Fig. 3 ist der Flüssigkeitsraum V durch zwei koaxiale Rohre T
l und T
2 unterschiedlichen Durchmessers definiert. In Fig. 4 wird der Flüssigkeitsraum zwischen
zwei koaxialen Rohren wie in Fig. 3 ausgebildet, doch sind das Außenrohr X und das
Innenrohr Y mit Windungen oder Sicken P entsprechend denen der Fig. 1 versehen.
[0016] Der erfindungsgemäße Reaktionsbehälter wird wie folgt verwendet: Die Testprobe und
der markierte Bestandteil werden in den Reaktionsbehälter eingebracht. Daraufhin bindet
sich das Antigen in der Probe und das markierte Antigen, welches als der mar- : kierte
Bestandteil fungiert, an den Antikörper an der Wandung des Reaktionsbehälters. Wenn
die Bindungsreaktion weit genug fortgeschritten ist, wird die Lösung aus dem Reaktionsbehälter
abgegossen und die Menge des an der Wandung des Reaktionsbehälters anhaftenden markierten
Bestandteils gemessen. Die Menge an markiertem Bestandteil kann auch aus der aus dem
Reaktionsbehälter ausgegossenen Lösung gemessen werden. Das Analyseverfahren hängt
von dem verwendeten markierten Bestandteil ab. Die Fixierung des Antikörpers an der
Wandung des Reaktionsbehälters erfolgt durch chemische Bindung des Antikörpers an
die funktionellen Gruppen des Materials, aus welchem der Reaktionsbehälter besteht.
[0017] Auf diese Weise erhält man gleichmäßige Reaktionsbehälter, und zwar selbst bei Herstellung
in großen Serien, während außerdem eine einwandfreie Lagerung ermöglicht wird. Aufgrund
der Form des erfindungsgemäßen Reaktionsbehälters geht die Bindung des Antigen und
des markierten Bestandteils an dem an der Wandung des Reaktionsbehälters fixierten
Antikörpers sehr schnell vor sich. Mit dem erfindungsgemäßen Reaktionsbehälter lassen
sich alle derartigen Substanzen und Substanzkombinationen analysieren, welche eine
immunologische Analyse erlauben. Bei dem an der Wandung des Reaktionsbehälters fixierten
"Antikörper" kann es sich auch um ein Antigen handeln.
1. Rohrförmiger Reaktionsbehälter für immunologische Analysen, welcher zumindest an
und neben seinem geschlossenen Ende eine Innenwandung aufweist, an welcher ein Antikörper
fixiert ist, an welchen sich der zu analysierende Bestandteil und ein markierter Bestandteil
einer Lösung im Reaktionsbehälter binden, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche
der Innenwandung des Reaktionsbehälters am und nahe seinem geschlossenen Ende dadurch
vergrößert ist, daß in der Innenwandung eine oder mehrere parallel zur Längsachse
des Behälters verlaufende, in den Behälter hineinragende und in die Behälterwandung
integrierte Flächen ausgebildet sind.
2. Reaktionsbehälter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Flächen durch
radial nach innen weisende Sicken (P) oder Windungen in der Behälterwandung gebildet
sind.
3. Reaktionsbehälter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Flächen aus
in der Innenwandung des Behälters ausgebildeten, radial nach innen weisenden Rippen
(S) oder Flanschen bestehen.
4. Reaktionsbehälter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fläche dadurch
gebildet ist, daß das Bodenteil des Be- hälters in den Behälter in Richtung auf dessen Öffnung über einen im wesentlichen
der Reaktionsfläche entsprechenden Teil eingepreßt ist.
5. Reaktionsbehälter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fläche dadurch
gebildet ist, daß auf der inneren Bodenwandung des Behälters ein koaxiales Rohr (T
2) kleineren Durchmessers befestigt ist.
6. Reaktionsbehälter nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß eines der
Rohre mit radial verlaufenden Sicken oder Rippen oder Flanschen versehen ist.
7. Reaktionsbehälter nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß beide Rohre
(X, Y) mit Sicken (P) oder Rippen oder Flanschen versehen sind.
8. Reaktionsbehälter nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Sicken oder
Rippen oder Flansche in dem einen Rohr und die im zweiten Rohr ineinandergreifen.
9. Reaktionsbehälter nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Behälter
mit höchstens acht, vorzugsweise vier bis sechs Sicken oder Rippen oder Flanschen
versehen ist.
10. Reaktionsbehälter nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Sicken oder
Rippen oder Flansche in den Reaktionsbehälter um 1/8 bis etwas weniger als 1/2, beispielsweise
um 1/8 bis 5/12, vorzugsweise um 1/5 bis 1/3, des Innendurchmesser des Behälters hineinragen.
11. Reaktionsbehälter nach irgendeinem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß er aus einem hydrophile funktionelle Gruppen enthaltenden Material besteht.
12. Reaktionsbehälter nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß das Material aus
der Gruppe der Polyakrylat-Äthylen-Copolymere; Polystyrolderivate, wie beispielsweise
Polyaminostyrol, Polystyrolakrylonitril oder Polyvinylbenzylchlorid; Polyhydroxy-
äthylmetakrylat; Tris-akryl-NH2 ausgewählt ist.