[0001] Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zur Herstellung einer Depassivierungsschicht
nach der Gattung des Oberbegriffs des Anspruchs 1 und von einer Depassivierungsschicht
nach der Gattung des Oberbegriffs des Anspruchs 2.
[0002] Die an die Elektroden elektrochemischer Zellen gestellten Anforderungen sind vielfältig
und zum Teil divergierend, so dass diese Elektroden meist aus Verbundwerkstoffen aufgebaut
werden müssen, um allen Bedingungen einigermassen gerecht werden zu können. Dies gilt
insbesondere für Elektroden (Anoden), die unter oxydierenden Bedingungen arbeiten
müssen. Normalerweise wird für derartige Elektroden ein als Substrat dienendes, korrosionsbeständiges
Trägermaterial verwendet, das seinerseits mit einer oder mehreren zusätzlichen Schichten
anderer Komponenten versehen ist. Im Falle der Verwendung von Feststoffelektrolyten
für den Aufbau der elektrochemischen Zelle wird das Substrat aus porösem, flüssigkeits-
und gasdurchlässigem Material aufgebaut.
[0003] Titan ist wegen seiner Korrosionsbeständigkeit als Substrat für Anoden bei technischen
Elektrolyseprozessen besonders geeignet. Dabei wird je nach Elektrodenreaktion das
Titansubstrat mit einem spezifischen Elektrokatalysator beschichtet. Besonders kritisch
für die Funktion der Elektrode ist die Grenzfläche Elektrokatalysator/Titansubstrat.
Das Titansubstrat muss vollständig bedeckt sein, da sich sonst unter anodischen Bedingungen
eine nichtleitende Deckschicht von im wesentlichen Ti0
2 ausbildet. Um diese Deckschichtbildung zu verhindern, wird vielfach eine Zwischenschicht
aufgebracht, die aus einem im anodischen Potentialbereich stabilen und leitfähigen
Material besteht. Dafür werden Edelmetalle, im besonderen Platin verwendet. Diese
Zwischenschicht muss zusammenhängend sein, ihre Dicke kann 0,1-1 nm betragen. Derartige,
mit Zwischenschichten und Elektrokatalysatoren versehene Elektroden sind bekannt (A.
Nidola, "Technological Impact of Metallic Oxides as Anodes", in "Electrodes of Conductive
Metallic Oxides", Part B, page 627, Editor: S. Trasatti, ELSEVIER, Amsterdam, 1981;
P.C.S.Hayfield, W.R.Jacob, "Platinum/ Iridium-coated titanium anodes in brine electrolysis",
in "Modern Chlor-Alkali Technology", page 103, Editor: M.O.Coulter, Ellis Horwood
Ltd., Chichester 1980, Th. Comninellis, E.Plattner, Journal of Applied Electrochemistry,
12, 399/1982).
[0004] Der Schutz des Trägermaterials (Titansubstrat) ist nun von besonderer Wichtigkeit,
wenn der Elektrokatalysator nicht als mikroskopisch zusammenhängende Schicht, sondern
in Form eines porösen Pulver-Binder-Gemisches aufgebracht ist, das das Substrat aufgrund
der porösen Struktur nicht vollständig bedeckt. Ausserdem gewinnt die nichtpassivierende
Zwischenschicht an Bedeutung, wenn es sich bei dem Titansubstrat nicht um ein massives
Werkstück, sondern um ein poröses Substrat, z.B. eine gesinterte Titanfolie handelt
wie sie bei Feststoffelektrolyt-Zellen Verwendung findet. (Siehe zum Beispiel: B.V.Tilak,
P.W.T.Lu, J.E.Coleman, S.Srinivasan, "The Electrolytic Production of Hydrogen", in
Comprehensive Treatise of Electrochemistry, Volume 2, Edited by: J.O.M.Bockris, Brian
E. Conway, Ernest Yeager, Ralph E. White, Plenum Press, N.Y. 1981).
[0005] Der Beschichtungstechnik bei porösen Titansubstraten kommt insofern eine wesentliche
Bedeutung zu, als Methoden, wie sie bei planaren und massiven Elektroden angewendet
werden, in diesem Fall nicht in Frage kommen. Dieses Problem wird noch erschwert,
da man aus wirtschaftlichen Gründen möglichst nur kleine Mengen Edelmetall 0,1 mg/cm
2 aufbringen möchte, dies aber bei einer relativ undefinierten Fläche, wie der eines
porösen Substrats, schwierig ist.
[0006] Bisher wendete man folgende Verfahren an:
- Galvanische Abscheidung: Diese Methode erfordert eine umfangreiche Vorbehandlung
des Substrats, welche unter anderem im Entfetten, Aetzen, Waschen, Trocknen, Wägen
vor und nach dem galvanischen Abscheiden etc. besteht. Die elektrochemische Abscheidung
von kleinen Mengen eines Edelmetalls oder einer Mischung bei rauhen oder porösen Proben
ist ausserdem schwierig, da keine gleichmässige Verteilung der Platinkeime erzielt
wird. Zusätzlich wird Edelmetall im Inneren einer porösen Probe abgeschieden, wo es
keine Depassivierungsfunktion erfüllt.
- Aufdampfen: Aufdampfen kleiner Mengen eines Edelmetalls oder Edelmetalgemisches
ist schwierig und der Aufdampfprozess relativ teuer.
- Aufpinseln oder Aufsprühen einer Lösung und anschliessende thermische Behandlung:
Diese Methoden werden bei planaren Elektroden angewandt. Für poröse Elektroden sind
sie jedoch ungeeignet, da ein wesentlicher Teil der Lösung in das Innere des porösen
Substrats eindringt und damit für die Depassivierung verloren ist.
[0007] Es besteht daher das Bedürfnis nach neuen preisgünstigen Depassivierungsschichten
und einem kostensenkenden Verfahren zu deren Herstellung.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit dessen Hilfe
die Oberfläche eines porösen Körpers gezielt mit einer Depassivierungsschicht versehen
werden kann, welche bei minimalem Edelmetallgehalt verbesserte Eigenschaften sowie
eine hohe Stabilität und Lebensdauer aufweist.
[0009] Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 und des Anspruchs
2 angegebenen Merkmale gelöst.
[0010] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden, durch Figuren näher erläuterten Ausführungsbeispiele
beschrieben.
[0011] Dabei zeigt:
Fig. 1 das Verfahren anhand eines vereinfachenden Schemas,
Fig. 2 einen Querschnitt durch Substrat und Depassivierungsschicht.
[0012] In Fig. l ist das Herstellungsverfahren zur Erzeugung einer Depassivierungsschicht
anhand einer vereinfachten Vorrichtung schematisch dargestellt. 1 ist das flächenförmige
Substrat, beispielsweise in Form einer porösen Platte oder Folie aus Titan (Längsschnitt).
2 stellt eine elastische Rolle dar, welche vorteilhafterweise aus "Teflon" (Polytetrafluoräthylen)
bestehen kann. 3 ist ein flächenförmiger biegsamer Lösungsträger, welcher porös und
saugfähig sein soll, um die Metallsalzlösung aufnehmen zu können. Er wird in Form
eines Filzes oder Papiers zwischen das Substrat 1 und die Rolle 2 geschaltet. Bei
dem durch Pfeile angedeuteten Abrollvorgang gibt 3 eine dünne Schicht der Metallsalzlösung
an die Oberfläche von 1 ab.
[0013] Fig. 2 zeigt einen Querschnitt durch das aus einzelnen Körnern mit dazwischenliegenden
Hohlräumen aufgebaute poröse Substrat 1. 4 ist die mindestens teilweise zusammenhängende
Depassivierungsschicht in Filmform, welche ein submikroskopisch feines, homogenes
Gemenge von elektronisch leitenden Suboxyden und Oxyden des Substrats sowie die aus
der aufgebrachten Metallsalzlösung stammenden Edelmetalle bzw. Metalle in metallischer
und/oder oxydischer Form enthält.
Ausführungsbeispiel I:
[0014] Siehe Figuren 1 und 2!
[0015] Eine poröse gesinterte Titanplatte als Substrat (1) wurde mit einer Depassivierungsschicht
(4) versehen, welche Platin enthielt. Zu diesem Zweck wurde zunächst eine wässerige
5·10
-2N H2PtCl6-Lösung hergestellt. Die Beschichtung erfolgte mittels einer elastischen
Rolle (2) aus "Teflon" und eines Lösungsträgers (3) in Form eines Chromatographiepapiers.
Es wurde insgesamt 5 x durch Abrollen beschichtet, wobei die aufgetragene Menge jeweils
gravimetrisch bestimmt wurde. Daraufhin wurde die beschichtete Titanplatte getrocknet
und einer chemo-thermischen Behandlung in Form eines Temperns während 30 min bei 450°C
an Luft unterzogen. Die aufgetragene Platinmenge wurde mit 0,1 mg/cm
2 bestimmt.
Ausführungsbeispiel II:
[0016] Eine poröse gesinterte Titanfolie als Substrat (1) wurde in analoger Weise gemäss
Beispiel I beschichtet. Die Metallsalzlösung bestand aus einer 5·10
-2N-Lösung der Formel H
2M
c C
16, wobei M
c eine Mischung von Pt und Ir im Atomgewichtsverhältnis 70:30 darstellte. Die Edelmetallmenge
wurde zu 0,05 mg/cm
2 bestimmt.
[0017] Die nach Beispiel I und II beschichteten Substrate wurden als Stromkollektoren auf
der Anodenseite von Feststoffelektrolytzellen geprüft und ergaben trotz um eine Zehnerpotenz
geringerem Edelmetallgehalt gleiche Zellenspannungen wie nach herkömmlichen Verfahren
(Galvanik, Aufdampfen) hergestellte Elektroden.
[0018] Die Erfindung ist nicht auf die Ausführungsbeispiele beschränkt. Es können nach dem
neuen Verfahren Depassivierungsschichten vielfältiger Art und Zusammensetzung erzeugt
werden. Ausser Ti eignen sich Zr, Ta, Nb als Substratmaterialien. Alle Edelmetalle
können grundsätzlich über eine Metallsalzlösung aufgetragen werden, sowohl einzeln
als in Mischungen. Desgleichen können weitere Metalle, die nicht Edelmetalle sind,
zugegeben werden. Die fertige Depassivierungsschicht kann neben Edelmetallen, Edelmetalloxyden
(insbesondere der Platinmetallgruppen) auch Gold und eine weitere Komponente in Form
eines Metalls oder dessen Oxyd, insbesondere Sn0
2 enthalten. Ein wesentlicher Teil der Depassivierungsschicht besteht aus einem bei
der chemo-thermischen Behandlung auf der Oberfläche erzeugten elektrisch leitenden
Suboxyd oder Oxyd des Substrats, bzw. Mischungen derselben. Alle angeführten Bestandteile
bilden ein submikroskopisch feines, homgenes Gemenge, wobei die einzelnen Komponenten
eine Dimension aufweisen können, die bis nahe an den atomaren Bereich heruntergeht.
Dadurch wird ein mindestens teilweise zusammenhängender Film der Depassivierungsschicht
gewährleistet, welcher optimale chemische und physikalische Eigenschaften besitzt.
Der Edelmetallgehalt der Depassivierungsschicht kann auf diese Weise ohne Inkaufnahme
von Nachteilen minimal gehalten werden, was sich günstig auf die Wirtschaftlichkeit
der Anlage auswirkt.
l. Verfahren zur Herstellung einer Depassivierungsschicht auf einer Elektrode einer
elektrochemischen Zelle, wobei mindestens ein Edelmetall oder mindestens ein Edelmetall
und ein weiteres Metall auf ein flächenförmiges Substrat aus mindestens einem der
Elemente Titan, Zirkon, Tantal, Niob aufgebracht wird, dadurch gekennzeichnet, dass
eine Metallsalzlösung, welche das oder die aufzubringenden Metalle enthält, mittels
einer elastischen Rolle (2) und eines zwischen das Substrat (1) und die Rolle (2)
geschalteten porösen, saugfähigen Lösungsträgers (3) in dünner Schicht auf das Substrat
(1) durch ein- oder mehrmaliges Abrollen aufgebracht, getrocknet und durch eine chemo-thermische
Behandlung in metallische und/oder oxydische Form übergeführt wird, wobei gleichzeitig
die Oberfläche des Substrats (1) mindestens teilweise zu einem entsprechenden elektronisch
leitenden Suboxyd und/oder Oxyd oxydiert wird und auf diese Weise eine aus einem submikroskopisch
feinen homogenen Gemenge bestehende Depassivierungsschicht (4) in mindestens teilweise
zusammenhängender Filmform gebildet wird.
2. Depassivierungsschicht (4) auf einer für eine elektrochemische Zelle bestimmten
Elektrode, welche aus einem flächenförmigen Substrat (1) aus mindestens einem der
Elemente Titan, Zirkon, Tantal, Niob aufgebaut ist, dadurch gekennzeichnet, dass sie
aus einer mindestens teilweise zusammenhängenden Oberflächenschicht in Filmform besteht,
welche ein submikroskopisch feines, homogenes Gemenge von elektronisch leitenden Suboxyden
und/oder Oxyden des Substrats (1) und mindestens einem Edelmetall und/oder Edelmetalloxyd
enthält.
3. Depassivierungsschicht nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Edelmetall
und/oder Edelmetalloxyd mindestens ein Platinmetall oder Gold enthält.
4. Depassivierungsschicht nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Edelmetall
mindestens eines der Metalle Platin, Iridium, Ruthenium ist.
5. Depassivierungsschicht nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Edelmetalloxyd
mindestens ein Oxyd oder Suboxyd mindestens eines der Elemente Platin, Iridium, Ruthenium
ist.
6. Depassivierungsschicht nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Edelmetall
aus Gold besteht.
7. Depassivierungsschicht nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenschicht
mindestens noch eine weitere zusätzliche metallische und/oder oxydische Komponente
enthält.
8. Depassivierungsschicht nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die zusätzliche
Komponente aus Zinnoxyd besteht.