[0001] Aus US-PS 3 075 912 ist ein Verfahren bekannt, bei dem Rückstände der Kohlehydrierung,
die von den gasförmigen bzw. flüssigen Produkten der Hydrierung in Heißabscheidern
abgetrennt werden, wobei die Phasenseparierung unter Reaktionsdruck bei Reaktionstemperatur
bzw. wenig darunter liegender Temperatur erfolgt, zur Erzeugung von Synthesegas eingesetzt
werden, aus dem Wasserstoff, z. B. für das Hydrierverfahren gewonnen wird. Die Hydrierrückstände
enthalten neben Feststoffen, wie nicht umgesetzter Kohle, Asche, Katalysatoren und
nicht verdampfbaren flüssigen oder pastösen Zwischenprodukten wie Asphaltenen und
Präasphaltenen, wertvolle verdampfbare Produkt- öle, die zur Steigerung der Flüssigproduktausbeute
vor der Vergasung abgetrennt werden sollten.
[0002] Zur Abtrennung dieser verdampfbaren Ölbeimengungen sind verschiedene Verfahren wie
Filtration, Schleudern, Vakuumdestillation usw. bekannt. Die gewonnenen Öle können
als Anreibeöle bzw. Anreibölkomponenten für die Einsatzkohle verwendet werden. Allerdings
enthalten die durch Filtration bzw. Schleudern abgetrennten Ölmengen z. T. erhebliche
Beimengungen an nicht verdampfbaren, schwer hydrierbaren, öllöslichen Zwischenprodukten
wie z. B. Asphaltenen und Präasphaltenen, die den Hydrierprozeß ungünstig beeinflussen
bzw. deren Abbau verschärfte Hydrierbedingungen erfordert.
[0003] Die vorgenannten Schwierigkeiten können durch Einsatz der Vakuumdestillation überwunden
werden. Die durch Vakuumdestillation des Hydrierrückstandes gewonnenen Öle stellen
hochwertige Anreibeöle dar bzw. können unter verhältnismäßig milden Bedingungen weiter
aufhydriert werden. Allerdings wirft die Handhabung des Vakuumrückstandes erhebliche
Probleme auf. Insbesondere gestaltet sich das Austragen aus der Vakuumkolonne sowie
der Transport zur Vergasungsanlage und der Eintrag in diese aufgrund der hohen Zähigkeit
des stark feststoffangereicherten Materials äußerst schwierig.
[0004] Die vorliegende Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, diese Schwierigkeiten zu
überwinden. Erfindungsgemäß geschieht dies dadurch, daß der Rückstand der Kohlehydrierung,
welcher nicht nur als Rückstand der in US-PS 3 075 912 angewandten Verfahren, sondern
auch anderer Verfahren (s. H. G. Frank u. A. Knop, "Kohleveredlung", Springer Verlag,
Berlin, Heidelberg, New York 1979, S. 228 - 251) zu verstehen ist, in einer ein- oder
mehrwelligen Schnekkenmaschine einer Destillation unter vermindertem Druck unterworfen
wird, hierbei die verdampfbaren Anteile abgezogen werden und das verbleibende Gut
in der Schneckenmaschine weiter verdichtet und direkt in den Vergasungsreaktor eingebracht
wird. Der während der Destillation ständig seine Viskosität erhöhende Hydrierrückstand
wird durch Schnecken laufend umgewälzt und dabei durch die Destillationszone der Schneckenmaschine
geführt, wobei ihm die verdampfbaren Bestandteile entzogen werden.
[0005] Ein- oder mehrwellige Schneckenmaschinen mit Gas-oder Dampfabführung sind bekannt,
z. B. aus den US-PSen 1 156 096 und 2 615 199. Sie werden speziell in der Kunststoffherstellung
eingesetzt, und dienen dort u. a. zur Gas- bzw. Monomerenentfernung aus Polymerisationsgemischen
(s. M. Herrmann, "Schnekkenmaschinen in der Verfahrenstechnik", Springer Verlag, Berlin,
Heidelberg, New York 1972). Obwohl seit Beginn der im technischen Maßstab durchgeführten
Kohlehydrierung die mit der Ölabtrennung verbundenen Schwierigkeiten bekannt waren,
wurden Vakuumschneckenmaschinen bislang nicht für die Aufarbeitung von Kohlehydrierrückständen
eingesetzt. Bei der Aufarbeitung von Hydrierrückständen liegen andere Zielsetzungen
als bei der Kunststoffherstellung vor: In der Kunststoffindustrie stellt die Schneckenmaschine
einen Teil des Polymerisationsreaktors dar, wobei über die Monomerenentfernung in
der Vakuumzone ein Abbruch der Polymerisationsreaktion herbeigeführt wird, wohingegen
im Fall der Kohlehydrierung die Feststoffanreicherung im Hydrierrückstand zielführend
ist.
[0006] Bei der Destillation des Hydrierrückstandes in der ein- oder mehrwelligen Schneckenmaschine
werden insbesondere Drücke von 0,01 - 0,6 bar, vorzugsweise 0,02 - 0,1 bar angewandt.
Nach einer Weiterbildung der Erfindung fällt über die Länge der Schneckenmaschine
vom Eintritt des Hydrierabschlammes zu dessen Austritt der Druck von 0,6, vorzugsweise
0,1 bar auf 0,01, vorzugsweise 0,02 bar ab. Diese Maßnahme verringert die Gefahr von
Störungen des Destillationsvorganges in der Schneckenmaschine.
[0007] Die Destillation des Hydrierrückstandes in der Schneckenmaschine erfolgt insbesondere
bei Temperaturen von 200 - 400 °C, vorzugsweise 250 - 350 °C. Nach einer weiteren
Ausbildung der Erfindung steigt über die Länge der Schneckenmaschine vom Eintritt
zum Austritt des Hydrierrückstandes die Temperatur von 200, vorzugsweise 250 °C auf
400, vorzugsweise 350 °C unter konstantem bzw. über die Länge der Schneckenmaschine
fallendem Druck an. Hierdurch wird die Zeit, während der Hydrierrückstand hohe, Veränderungen
begünstigende Temperaturen annimmt, verkürzt und die weitere Verarbeitung des von
den flüchtigen Bestandteilen befreiten Rückstandes erleichtert. Nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren können Rückstände bis zu einer Endviskosität von etwa 2000 mPas (250 °C)
bei der Destillatabtrennung gehandhabt werden.
[0008] Die gasförmig aus der Schneckenmaschine abgezogenen Öle werden zweckmäßigerweise
als Anreibeöle eingesetzt bzw. mit den übrigen Hydrierölen, z. B. den die Heißabscheider
gasförmig verlassenen Hydrierprodukten vereinigt und zusammen mit diesen der Weiterbehandlung,
z. B. einer Hydrierung unterworfen. Erfindungsgemäß wird der Rest, das nicht verdampfte
Gut, in der Schneckenmaschine anschließend verdichtet und direkt in den Vergasungsreaktor
eingebracht. Zweckmäßigerweise besitzt die Schneckenmaschine hierfür neben der Destillierzone
eine Verdichtungszone verbunden mit einem Direkteintragssystem in einen Vergasungsreaktor.
[0009] Das vorliegende Verfahren ist geeignet zur Verarbeitung sämtlicher Hydrierrückstände,
die bei Hochdruckkohlehydrierprozessen anfallen, bei denen Kohle mit Anreibeöl angemaischt
wird und gemeinsam mit Hydrierwasserstoff und gegebenenfalls in Gegenwart eines Katalysators
bei erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur umgesetzt wird, beispielsweise nach dem
sogenannten Bergius-Pier-Verfahren.
[0010] Die Erfindung wird anhand des nachfolgenden Ausführungsbeispiels und der Zeichnung
weiter erläutert.
[0011] Eine typische Gasflammkohle des Ruhrgebiets wird nach Zerkleinerung mit einem aus
dem Verfahren zurückgeführten Anreiböl angemaischt und gemeinsam mit dem Hydrierwasserstoff
und unter Zugabe eines Eisenkatalysators bei 300 bar und 470 °C nach Vorheizung über
Leitung 1 unter Prozeßdruck Hydrierreaktor 2 zugeführt.
[0012] Das Umsetzungsprodukt verläßt den Reaktor 2 über Leitung 3 und wird Heißabscheider
4 zugeführt, in welchem unter Prozeßdruck und bei 460 °C die Abtrennung der unter
den herrschenden Bedingungen flüchtigen Produkte von den festen bzw. flüssigen Umsetzungsprodukten
erfolgt.
[0013] Diese flüchtigen Produkte werden über Leitung 4a über Kopf abgezogen und in bekannter
Weise weiter aufgearbeitet. Die festen und flüssigen Reaktionsprodukte werden nach
Entspannung auf Atmosphärendruck über Leitung 5 in den Vakuumschneckenverdampfer 7
mit integrierter Verdichtungszone eingespeist.
[0014] Hierbei erfolgt der Eintritt in den Vakuumschneckenverdampfer 7 von unten her in
den Flüssigraum, um damit einen Abschluß des Zulaufstromes der Produkte aus dem Heißabscheider
zu der Vakuumverdampfungszone zu bekommen. Als Förderorgan für den Zulaufstrom wird
ein zwangsförderndes Pumpensystem 6, welches gleichzeitig als Dosiereinheit dient,
eingesetzt.
[0015] Über Vakuumleitung 12 wird in der Schneckenmaschine 7, die mit einer Doppelschnecke
ausgerüstet ist, ein Unterdruck von 0,1 bar erzeugt. Der eingesetzte Hydrierrückstand,
der über Stutzen 8 der Schneckenmaschine 7 zugeführt wird, enthielt 0,5 t Öl mit einem
Siedebeginn von 325 °C oder darüber, 0,15 t höhermolekulare Komponenten, die zu etwa
0,1 t als Asphaltene und zu etwa 0,05 t als Präasphaltene bestimmt wurden sowie 0,35
t anorganische Komponenten, die sich aus 0,24 t Asche und 0,11 t unumgesetzter Kohle
zusammensetzten. Der Ascheanteil wurde zu 32 Gew.-% aus Si0
2, zu 26 Gew.-% aus A1
20
3, zu 25 Gew.-% aus Fe
20
3 und zu 17 Gew.-% aus sonstigen Komponenten bestehend bestimmt.
[0016] Die Destillatabtrennung erfolgte bei dem Druck von 0,1 bar, wobei der Hydrierrückstand
in der Vakuumdoppelschneckenmaschine 7 während der Destillatabtrennung von 350 auf
450 °C aufgeheizt wurde. Es verdampften 0,40 t an destillierfähigen Komponenten des
Ölanteils, die über die Stutzen 9 aus der Verdampfungszone 14 und nach nicht dargestellter
Abkühlung über Leitung 10 und Kondensatbehälter 11 mittels Leitung 13 abgezogen wurden.
Die nicht kondensierten Anteile wurden über Kondensatbehälter 11 mittels Leitung 12
abgezogen.
[0017] Der Erweichungspunkt des Rückstandes nach Durchlaufen der Verdampfungszone 14 betrug
180 °C. Die Viskosität desselben Rückstandes bei 250 °C wurde zu 1500 mPas bestimmt.
Seine Zusammensetzung wurde wie folgt bestimmt (Angaben bezogen auf wasserfreien Rückstand):

Die über Leitung 13 abgezogenen destillierbaren Bestandteile können als wertvolle
Anreibeölkomponenten in die Hydrierung zurückgeführt werden.
[0018] Verdampfungszone 14 ist vom Eingang 16 zum Vergasungsreaktor durch eine maschinentechnische
Kompressionsstufe 15 getrennt, die durch eine geeignete Auslegung der Schnecke und
die Anordnung geeigneter Schneckenelemente in diesem Bereich in bekannter Weise realisiert
wird. Hierdurch erfolgt eine Verdichtung des neben anorganischen Bestandteilen und
höhermolekularen Zwischenprodukten nur noch 0,1 t Restöl enthaltenden Rückstandes,
bevor dieser in den Vergasungsreaktor eintritt. Durch die Maßnahme gelingt es, den
ausgedampften Rückstand gegen den Druck im Vergasungsreaktor zu fördern und einen
effektiven Verschluß gegenüber der Verdampfungszone 14 aufzubauen.
[0019] Die Beheizung der Schneckenmaschine erfolgte über eine Mantelbeheizung der Schneckenmaschine
mittels überhitztem Dampf.
[0020] In technisch äquivalenter Weise kann die Beheizung aber auch mittels elektrisch beheizter
Heizbacken oder durch Induktionsheizung oder bei Mantelbeheizung durch Rauchgas oder
Wärmeträgeröle erfolgen.
1. Verfahren zur Herstellung von Synthesegasen aus Rückständen der Kohlehydrierung,
dadurch gekennzeichnet, daß der Hydrierrückstand in einer ein-oder mehrwelligen Schneckenmaschine
einer Destillation unter vermindertem Druck unterworfen wird, die entstehenden Gase
und Dämpfe abgezogen werden und der nicht verdampfte Rest in der Schneckenmaschine
weiter verdichtet und direkt in den Vergasungsreaktor eingebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Destillation bei Drücken
von 0,01 - 0,6 bar, vorzugsweise 0,02 - 0,1 bar erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß über die Länge der Schneckenmaschine
vom Eintritt zum Austritt des Hydrierrückstandes der Druck von 0,6, vorzugsweise 0,1
bar auf 0,01, vorzugsweise 0,02 bar abfällt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Destillation
bei Temperaturen von 200 - 400 °C, vorzugsweise 250 - 350 °C erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß über die Länge der Schneckenmaschine
vom Eintritt zum Austritt des Hydrierrückstandes die Temperatur von 200, vorzugsweise
250 °C auf 400, vorzugsweise 350 °C ansteigt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Eintritt
des flüssigen Hydrierrückstandes in die Schneckenmaschine (7) über ein zwangsförderndes
Pumpensystem (6) von unten her in den Flüssigraum erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Schneckenmaschine
(7) eine Verdampfungszone (14) aufweist, die durch eine maschinentechnische Kompressionsstufe
(15) vom Eingang (16) zum Vergasungsreaktor getrennt ist.