[0001] Zur Hydrierung von Kohle sind Verfahren bekannt, bei denen Kohle durch Reaktion mit
Wasserstoff bei Temperaturen von 250 - 500 °C, vorzugsweise 350 bis 490 °C und Drücken
von 50 - 700 bar, vorzugsweise 100 - 350 bar, insbesondere in Gegenwart von Katalysatoren
hydriert wird. Als Produkte entstehen neben flüssigen und gasförmigen Kohlenwasserstoffen
bei Raumtemperatur feste bzw. zähflüssige Hydrierrückstände. Sowohl Steinkohlen als
auch Braunkohlen können dabei in die Hydrierung eingesetzt werden (s. W. Krönig, "Die
katalytische Hydrierung von Kohlen, Teeren und Mineralölen", Springer Verlag, Berlin,
Göttingen, Heidelberg 1950). Die entsprechenden Technologien wurden in den Jahren
1920 bis 1945 zur technischen Reife entwickelt und eingesetzt. Als Basisverfahren
sind die Hydriertechnologien nach BERGIUS-PIER und POTT-BROCHE anzuführen.
[0002] Aufbauend auf diesen Verfahren wurden in neuerer Zeit spezielle Technologien entwickelt
und im Klein- bzw. Pilotanlagenmaßstab erprobt. Dazu sind insbesondere die EDS-Technologie,
SRC, das H-COAL-Verfahren sowie die Neue Deutsche Technologie zu nennen. Letzteres
wird seit 1981 in der Großversuchsanlage Bottrop erprobt (s. H. G. Frank u. A. Knop,
"Kohleveredlung", Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1979, S. 228 - 251).
[0003] Allen diesen Verfahren ist gemeinsam, daß die Abtrennung der Hydrierrückstände von
den gasförmigen bzw. flüssigen Produkten in Heißabscheidern erfolgt, wobei die Phasenseparierung
unter Reaktionsdruck bei Reaktionstemperatur bzw. wenig darunter liegenden Temperaturen
erfolgt. Von besonderem Interesse ist dabei die Aufarbeitung der Hydrierrückstände,
da diese neben Feststoffen wie nicht umgesetzter Kohle, Asche, Katalysatoren und nicht
verdampfbaren flüssigen oder pastösen Zwischenprodukten wie Asphaltenen und Präasphaltenen
wertvolle verdampfbare Produktöle enthalten, die zur Steigerung der Flüssigproduktausbeute
abzutrennen sind.
[0004] Zur Abtrennung dieser verdampfbaren Ölbeimengungen wurden verschiedene Verfahren
wie Filtration, Schleudern, Vakuumdestillation usw. angewandt. Die gewonnenen Öle
können als Anreibeöle bzw. Anreibeölkomponenten für die Einsatzkohle verwendet werden.
Allerdings enthalten die durch Filtration bzw. Schleudern abgetrennten Ölmengen z.
T. erhebliche Beimengungen an nicht verdampfbaren, schwer hydrierbaren, öllöslichen
Zwischenprodukten wie z. B. Asphaltenen und Präasphaltenen, die den Hydrierprozeß
ungünstig beeinflussen bzw. deren Abbau verschärfte Hydrierbedingungen erfordert.
[0005] Die vorgenannten Schwierigkeiten werden durch Einsatz der Vakuumdestillation überwunden.
Die durch Vakuumdestillation des Hydrierrückstandes gewonnenen Öle stellen hochwertige
Anreiböle dar bzw. können unter verhältnismäßig milden Bedingungen weiter aufhydriert
werden. Allerdings wirft die Handhabung des Vakuumrückstandes erhebliche Probleme
auf. Insbesondere gestaltet sich das Austragen aus der Vakuumkolonne sowie der Transport
zur Weiterverarbeitung aufgrund der hohen Zähigkeit des stark feststoffangereicherten
Materials äußerst schwierig.
[0006] Die vorliegende Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, diese Schwierigkeiten zu
überwinden. Erfindungsgemäß geschieht dies dadurch, daß der Rückstand der Kohlehydrierung
in einer ein- oder mehrwelligen Schneckenmaschine einer Destillation unter vermindertem
Druck unterworfen wird, hierbei die verdampfbaren Anteile abgezogen werden und das
verbleibende Gut in eine Kühl- oder Granuliervorrichtung eingebracht wird. Der während
der Destillation ständig seine Viskosität erhöhende Hydrierrückstand wird durch Schnecken
laufend umgewälzt und dabei durch die Destillationszone der Schneckenmaschine geführt,
wobei ihm die verdampfbaren Bestandteile entzogen werden.
[0007] Ein- oder mehrwellige Schneckenmaschinen mit Gas-oder Dampfabführung sind bekannt,
z. B. aus den US-PSen 1 156 096 und 2 615 199. Sie werden speziell in der Kunststoffherstellung
eingesetzt, und dienen dort u. a. zur Gas- bzw. Monomerenentfernung aus Polymerisationsgemischen
(s. M. Herrmann, "Schnekkenmaschinen in der Verfahrenstechnik", Springer Verlag, Berlin,
Heidelberg, New York 1972). Obwohl seit Beginn der im technischen Maßstab durchgeführten
Kohlehydrierung die mit der Ölabtrennung verbundenen Schwierigkeiten bekannt waren,
wurden Vakuumschneckenmaschinen bislang nicht für die Aufarbeitung von Kohlehydrierrückständen
eingesetzt. Bei der Aufarbeitung von Hydrierrückständen liegen andere Zielsetzungen
als bei der Kunststoffherstellung vor: In der Kunststoffindustrie stellt die Schneckenmaschine
einen Teil des Polymerisationsreaktors dar, wobei über die Monomerenentfernung in
der Vakuumzone ein Abbruch der Polymerisationsreaktion herbeigeführt wird, wohingegen
im Fall der Kohlehydrierung die Feststoffanreicherung im Hydrierrückstand zielführend
ist.
[0008] Bei der Destillation des Hydrierrückstandes in der ein- oder mehrwelligen Schneckenmaschine
werden insbesondere Drücke von 0,01 bis 0,06 bar, vorzugsweise 0,02 bis 0,1 bar angewandt.
Nach einer Weiterbildung der Erfindung fällt über die Länge der Schneckenmaschine
vom Eintritt des Hydrierabschlammes zu dessen Austritt der Druck von 0,6, vorzugsweise
0,1 bar auf 0,01, vorzugsweise 0,02 bar ab. Diese Maßnahme verringert die Gefahr von
Störungen des Destillationsvorganges in der Schneckenmaschine.
[0009] Die Destillation des Hydrierrückstandes in der Schneckenmaschine erfolgt insbesondere
bei Temperaturen von 200 - 400 °C, vorzugsweise 250 - 350 °C. Nach einer weiteren
Ausbildung der Erfindung steigt über die Länge der Schneckenmaschine vom Eintritt
zum Austritt des Hydrierrückstandes die Temperatur von 200, vorzugsweise 250 °C auf
400, vorzugsweise 350 °C unter konstantem bzw. über die Länge der Schneckenmaschine
fallendem Druck an. Hierdurch wird die Zeit während der der Hydrierrückstand hohe,
Veränderungen begünstigende Temperaturen annimmt, verkürzt und die weitere Verarbeitung
des von den flüchtigen Bestandteilen befreiten Rückstandes erleichtert. Nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren können Rückstände bis zu einer Endviskosität von etwa 2000 mPas (250 °C)
bei der Destillatabtrennung gehandhabt werden. Die gasförmig aus der Schneckenmaschine
abgezogenen Öle werden zweckmäßigerweise als Anreibeöle eingesetzt oder mit den übrigen
Hydrierölen, z. B. den die Heißabscheider gasförmig verlassenden Hydrierprodukten
vereinigt und zusammen mit diesen der Weiterbehandlung, z. B. einer Hydrierung unterworfen.
[0010] Erfindungsgemäß wird der Rest, das nicht verdampfte Gut, aus der Schneckenmaschine
direkt in eine Kühl-und Granuliervorrichtung eingebracht. In dieser Vorrichtung, die
z. B. aus einem gekühlten, umlaufenden Band oder einer ähnlichen Einrichtung bestehen
kann, erstarrt das als zähflüssige Masse eingebrachte Gut und kann, ggf. nach einer
Zerkleinerung, ohne die Gefahr des Zusammenbackens, Auseinanderlaufens oder dergl.
gelagert oder transportiert werden. Es ist z. B. als Brennmaterial oder als Einsatzprodukt
einer Vergasungsanlage verwendbar.
[0011] Das vorliegende Verfahren ist geeignet zur Verarbeitung sämtlicher Hydrierrückstände,
die bei Hochdruckkohlehydrierprozessen anfallen, bei denen Kohle mit Anreibeöl angemaischt
wird und gemeinsam mit Hydrierwasserstoff und gegebenenfalls in Gegenwart eines Katalysators
bei erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur umgesetzt wird, beispielsweise nach dem
sogenannten Bergius-Pier-Verfahren.
[0012] Die Erfindung wird anhand des nachfolgenden Ausführungsbeispiels und der Zeichnung
weiter erläutert.
[0013] Eine typische Gasflammkohle des Ruhrgebiets wird nach Zerkleinerung mit einem aus
dem Verfahren zurückgeführten Anreibeöl angemaischt und gemeinsam mit dem Hydrierwasserstoff
und unter Zugabe eines Eisenkatalysators bei 300 bar und 470 °C nach Vorheizung über
Leitung 1 unter Prozeßdruck Hydrierreaktor 2 zugeführt.
[0014] Das Umsetzungsprodukt verläßt den Reaktor 2 über Leitung 3 und wird Heißabscheider
4 zugeführt, in welchem unter Prozeßdruck und bei 460 °C die Abtrennung der unter
den herrschenden Bedingungen flüchtigen Produkte von den festen bzw. flüssigen Umsetzungsprodukten
erfolgt.
[0015] Diese flüchtigen Produkte werden über Leitung 4a über Kopf abgezogen und in bekannter
Weise weiter aufgearbeitet. Die festen und flüssigen Reaktionsprodukte werden nach
Entspannung auf Atmosphärendruck über Leitung 5 in den Vakuumschneckenverdampfer 7
mit integrierter Verdichtungszone 19 eingespeist.
[0016] Hierbei erfolgt der Eintritt in den Vakuumschneckenverdampfer von unten her in den
Flüssigraum, um damit einen Abschluß des Zulaufstromes der Produkte aus dem Heißabscheider
zu der Vakuumverdampfungszone zu bekommen. Als Förderorgan für den Zulaufstrom wird
ein zwangsförderndes Pumpensystem 6, welches gleichzeitig als Dosiereinheit dient,
eingesetzt.
[0017] Über Vakuumleitung 14 wird in der Schneckenmaschine 7, die mit einer Doppelschnecke
ausgerüstet ist, ein Unterdruck von 0,1 bar erzeugt. Der eingesetzte Hydrierrückstand,
der über Stutzen 8 der Schneckenmaschine 7 zugeführt wird, enthielt 0,5 t Öl mit einem
Siedebeginn von 325 °C oder darüber, 0,15 t höhermolekulare Komponenten, die zu etwa
0,1 t als Asphaltene und zu etwa 0,05 t als Präasphaltene bestimmt wurden sowie 0,35
t anorganische Komponenten, die sich aus 0,24 t Asche und 0,11 t unumgesetzter Kohle
zusammensetzen. Der Ascheanteil wurde zu 32 Gew.-% aus Si0
2, zu 26 Gew.-% aus A1
20
3, zu 25 Gew.-% aus Fe
20
3 und zu 17 Gew.-% aus sonstigen Komponenten bestehend bestimmt.
[0018] Die Destillatabtrennung erfolgte bei dem Druck von 0,1 bar, wobei der Hydrierrückstand
in der Vakuumdoppelschneckenmaschine 7 während der Destillatabtrennung von 350 auf
450 °C aufgeheizt wurde. Es verdampften 0,40 t an destillierfähigen Komponenten des
Ölanteils, die über Stutzen 9 aus der Verdampfungszone 18 und nach nicht dargestellter
Abkühlung über Leitung 10 und über Kondensatbehälter 11 mittels Leitung 13 abgezogen
wurden. Die nichtkondensierten Anteile wurden über Kondensatbehälter 11 mittels Leitung
12 abgezogen.
[0019] Der Erweichungspunkt des Rückstandes nach Durchlaufen der Verdampfungszone betrug
180 °C. Die Viskosität desselben Rückstandes bei 250 °C wurde zu 1500 mPas bestimmt.
[0020] Die über Leitung 13 abgezogenen destillierbaren Bestandteile können als wertvolle
Anreibeölkomponenten in die Hydrierung zurückgeführt werden.
[0021] Die Verdampfungszone ist von der Austragszone durch eine maschinentechnische Kompressionsstufe
19 getrennt, die durch eine geeignete Auslegung der Schnecke und die Anordnung geeigneter
Schneckenelemente in diesem Bereich in bekannter Weise realisiert wird. Hierdurch
erfolgt eine Verdichtung des neben anorganischen Bestandteilen und höhermolekularen
Zwischenprodukten nur noch 0,1 t Restöl enthaltenden Rückstandes, bevor dieser über
Stutzen 14 und Leitung 15 auf ein Kühlband 16 mit anschließender Granuliervorrichtung
17 gegeben wird.
[0022] Die befürchteten Koksansätze am Schneckenvortrieb in der Ausdampfzone wurden nicht
beobachtet. Auftretende Verkrustungen im Bereich des Abzugsstutzens 14 wurden mittels
einer Kratzvorrichtung entfernt.
[0023] Die Beheizung der Schneckenmaschine erfolgte über eine Mantelbeheizung der Schneckenmaschine
mittels überhitztem Dampf.
[0024] In technisch äquivalenter Weise kann die Beheizung aber auch mittels elektrisch beheizter
Heizbacken oder durch Induktionsheizung oder bei Mantelbeheizung durch Rauchgas oder
Wärmeträgeröle erfolgen.
1. Verfahren zur Aufarbeitung von Rückständen der Kohlehydrierung durch Vakuumdestillation,
dadurch gekennzeichnet, daß der Hydrierrückstand in einer ein- oder mehrwelligen Schneckenmaschine
einer Destillation unter vermindertem Druck unterworfen wird, die entstehenden Gase
und Dämpfe abgezogen werden und der nicht verdampfte Rest in eine Kühl- oder Granuliervorrichtung
eingebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Destillation bei Drücken
von 0,01 bis 0,6 bar, vorzugsweise 0,02 - 0,1 bar erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß über die Länge der Schneckenmaschine
vom Eintritt zum Austritt des Hydrierrückstandes der Druck von 0,6, vorzugsweise 0,1
bar auf 0,01, vorzugsweise auf 0,02 bar abfällt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Destillation
bei Temperaturen von 200 - 400 °C, vorzugsweise 250 bis 350 °C erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß über die Länge der Schneckenmaschine
vom Eintritt zum Austritt des Hydrierrückstandes die Temperatur von 200, vorzugsweise
250 °C auf 400, vorzugsweise 350 °C ansteigt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Eintritt
des flüssigen Hydrierrückstandes in die Schneckenmaschine (7) über ein zwangsförderndes
Pumpensystem (6) von unten in den Flüssigraum erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Schneckenmaschine
(7) eine Verdampfungszone (18) aufweist, an die sich eine maschinentechnische Kompressionsstufe
(19) anschließt.