[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Überwendlichnähmaschine zum Annähen von Innensohlen
an Schuhschäfte mit zwei angetriebenen Transporttellern, welche jeweils am Innensohlen-
bzw. Schaftmaterial anliegen.
[0002] Derartige Überwendlichnähmaschinen kommen bei der Herstellung von Wendeschuhen zum
Einsatz. Dabei ergeben sich besondere Schwierigkeiten beim Nähen entlang der Fersenrundung
der Innensohle und des Schuhschaftes, weil infolge des verhältnismäßig kleinen Krümmungsradius
des Bogens, entlang welchem dort genäht werden muß, und der Dicke des zwischen den
beiden jeweils intermittierend angetriebenen Transporttellern befindli-. chen Innensohlen-
und Schaftmaterials die Wegstrecken, entlang welcher der eine bzw. der andere Transportteller
abrollen muß, derart unterschiedlich sein können, daß das Nähgut verzogen wird und/oder
sich mit den Transporttellern verkeilt.
[0003] Es sind zwar Überwendlichnähmaschinen bekannt (DE-OS 18 04 370), bei denen die beiden
Transportteller mit unterschiedlichen Schrittlängen antreibbar sind, und es ist auch
bekannt, solche Überwendlichnähmaschinen bei der Herstellung von Wendeschuhen einzusetzen,
jedoch ist es schwierig, das gegenseitige Verhältnis dieser Schrittlängen genau so
einzustellen, wie beim Annähen einer Innensohle an einen Schuhschaft zur Erzielung
eines einwandfreien Nähguttransportes entlang der Fersenrundung der Innensohle und
des Schuhschaftes jeweils erforderlich.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Überwendlichnähmaschine der eingangs
angegebenen Gattung zu schaffen, bei welcher die geschilderten Schwierigkeiten auf
einfache Weise beho
- ben sind und welche ein störungsfreies Nähen auch entlang enger Bögen mit verhältnismäßig
kleinem Krümmungsradius, insbesondere entlang der Fersenrundung der Innensohle und
des Schuhschaftes, ermöglicht.
[0005] Diese Aufgabe ist durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 angegebene
Maßnahme gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Überwendlichnähmaschine
sind in den restlichen Patentansprüchen angegeben.
[0006] Bei der erfindungsgemäßen Überwendlichnähmaschine wird während des Annähens einer
Innensohle an einen Schuhschaft kurz vor Erreichen der Fersenrundung der Innensohle
und des Schuhschaftes die Kupplung ausgerückt, welche vorzugsweise zur Unterbrechung
des Antriebs des am Innensohlenmaterial anliegenden, äußeren Transporttellers vorgesehen
ist, so daß dann nur der am Schaftmaterial anliegende, innere Transportteller schrittweise
angetrieben wird und der äußere Transportteller antriebslos mitläuft, welcher bezüglich
des inneren Transporttellers beweglich und auf denselben zu federbelastet sowie entgegen
der Wirkung der Federbelastung vom inneren Transportteller weg bewegbar ist, wie für
das Nähguteinsetzen in die Überwendlichnähmaschine erforderlich. Auf diese Weise ist
jeglicher Verzug des Nähgutes und jegliches Verkeilen des Nähgutes mit den Transporttellern
zuverlässig verhindert.
[0007] Wenn die Erfindung sich auch in erster Linie auf eine überwendlichnähmaschine zum
Annähen von Innensohlen an Schuhschäfte bezieht, so kann sie doch auch bei anderen
Nähmaschinen mit zwei angetriebenen Transporttellern für das Nähgut verwirklicht werden,
bei denen entlang enger Bögen mit verhältnismäßig kleinem Krümmungsradius genäht werden
muß und dann die geschilderten Schwierigkeiten auftreten können.
[0008] Nachstehend ist eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Überwendlichnähmaschine
anhand einer Zeichnung beispielsweise beschrieben, deren einzige Figur schematisch
die beiden Transportteller derselben und deren Antriebsmechanismen wiedergibt.
[0009] Die im einzelnen nicht dargestellte Überwendlichnähmschine zum Annähen von Innensohlen
an Schuhschäfte funktioniert so und ist einschließlich eines Gehäuses 1 sowie zweier
angetriebener Transportteller 2 und 3 für das Nähgut so aufgebaut, wie üblich, abgesehen
vom Antriebsmechanismus für den äußeren Transportteller 3, welcher beim Nähen am Innensohlenmaterial
anliegt, wobei die beiden Transportteller 2 und 3 gegenläufig angetrieben werden,
um das Nähgut senkrecht zur Zeichnungsebene zu transportieren.
[0010] Der innere Transportteller 2 ist um eine senkrechte Achse 4 im Gehäuse 1 der Überwendlichnähmaschine
drehbar gelagert und durch einen endlosen Zahnriemen 5 mit einer senkrechten, ebenfalls
im Gehäuse 1 drehbar gelagerten Welle 6 zum Antrieb des inneren Transporttellers 2
verbunden. Der Zahnriemen 5 umschlingt ein Zahnrad 7 an der Welle 6 und einen Zahnkranz
8 am inneren Transportteller 2.
[0011] Der äußere Transportteller 3 ist gleichfalls um eine senkrechte Achse 9 drehbar gelagert
und liegt in derselben waagerechten Ebene wie der innere Transportteller 2, in welcher
er bezüglich des letzteren in Richtung des Doppelpfeils 10 bewegbar ist, und zwar
unter der Wirkung einer Federbelastung auf den inneren Transportteller 2 zu und entgegen
der Wirkung der Federbelastung vom inneren Transportteller 2 weg, um das Nähgut zwischen
den beiden Transporttellern 2 und 3 einzuklemmen und zu halten bzw. den äußeren Transportteller
3 vom inneren Transportteller 2 zu lüften, wie für das Nähguteinsetzen in die Überwendlichnähmaschine
erforderlich.
[0012] Der äußere Transportteller 3 ist am unteren Ende einer senkrechten Welle 11 befestigt,
welche in einer Hülse 12 eines Tragarms 13 für den äußeren Transportteller 3 drehbar
gelagert ist und am oberen Ende ein Kegelrad 14 aufweist. Der Tragarm 13 ist im Gehäuse
1 der Überwendlichnähmaschine in Richtung des Doppelpfeils 10 beweglich gelagert.
Das Kegelrad 14 kämmt mit einem Kegelrad 15, welches am benachbarten Ende einer längenveränderlichen
Teleskopwelle 16 befestigt ist, die sich in Bewegungsrichtung des äußeren Transporttellers
3, also parallel zum Doppelffeil 10, erstreckt und am anderen Ende mit einem weiteren
Kegelrad 17 versehen ist. Die Teleskopwelle 16 besteht aus zwei zueinander koaxialen
Wellenstücken 18 und 19, welche jeweils mit dem einen Kegelrad 15 bzw. dem anderen
Kegelrad 17 versehen sowie im Tragarm 13 bzw. im Gehäuse 1 drehbar gelagert sind und
an den beiden einander benachbarten Enden derart formschlüssig miteinander verbunden
sind, daß das Wellenstück 18 des Tragarms 13 sich bezüglich des anderen Wellenstücks
19 bei Bewegung des äußeren Transporttellers 3 bzw. des Tragarms 13 desselben in Richtung
des Doppelpfeils 10 entsprechend verschieben kann, ohne daß die Drehverbindung zwischen
den beiden Wellenstücken 18 und 19 unterbrochen werden würde.
[0013] Mit dem Kegelrad 17 der Teleskopwelle 16 bzw. des Wellenstücks 19 derselben kämmt
ein Kegelrad 20, welches auf dem benachbarten Ende einer senkrechten, im Gehäuse 1
der Überwendlichnähmaschine drehbar gelagerten Welle 21 befestigt ist, die im Verein
mit einer weiteren senkrechten Welle 22 zum Antrieb des äußeren Transporttellers 3
dient, welche gleichfalls im Gehäuse drehbar gelagert ist. Die beiden Wellen 21 und
22 sind koaxial zueinander angeordnet, und zwischen ihnen ist eine Kupplung 23 vorgesehen,
welche mittels eines am Gehäuse 1 angebrachten, doppeltwirkenden pneumatischen Stellzylinders
24 betätigbar ist.
[0014] Die Kupplung 23 ist als Klemm- oder Reibungskupplung ausgebildet und weist zwei gegenseitig
längsbewegliche Hülsen 25 und 26 auf. Die eine Hülse 25 ist auf der einen senkrechten
Welle 21 axial verschiebbar, jedoch drehfest angeordnet, beispielsweise mit Hilfe
einer Nut/Feder-Verbindung, und auf der Welle 21 mittels des Stellzylinders 24 über
einen Schwenkhebel 27 verstellbar, welcher am Gehäuse 1 der Überwendlichnähmaschine
um eine zur Welle 21 senkrechte, waagerechte Achse 28 verschwenkbar gelagert ist und
mit einem gabelförmigen Ende 29 über zwei daran vorgesehene Rollen in eine Ringnut
30 der Hülse 25 eingreift. Die andere Hülse 26 ist auf dem benachbarten Ende der anderen
senkrechten Welle 22 befestigt und mit einem inneren Reibring 31 versehen, welcher
mit der Hülse 26 fest verbunden ist.
[0015] Die beiden Hülsen 25 und 26 sind jeweils mit einer konischen Anlagefläche 32 bzw.
33 versehen, welche sich in Richtung von der axial verschiebbaren Hülse 25 zur axial
feststehenden Hülse 26 verjüngt. Die Anlagefläche 32 der axial verschiebbaren Hülse
25 ist außen an einem zylindrischen Fortsatz 34 derselben vorgesehen, die Anlagefläche
33 der axial feststehenden Hülse 26 innen am Reibring 31 derselben. Mit dem zylindrischen
Fortsatz 34 ragt die axial verschiebbare Hülse 25 in den Reibring 31 der axial feststehenden
Hülse 26, so daß die beiden einander entsprechend ausgebildeten konischen Anlageflächen
32 und 33 der beiden Hülsen 25 und 26 einander gegenüberliegen.
[0016] Wenn die Überwendlichnähmaschine näht, dann werden die beiden zueinander parallelen
Wellen 6 und 22 angetrieben, und zwar jeweils intermittierend. Dabei dreht die eine
Welle 6 den inneren Transportteller 2 über den Zahnriemen 5 und die andere Welle 22
den äußeren Transportteller 3 über die senkrechte Welle 21, die Teleskopwelle 16 und
die hängende Welle 11 des äußeren Transporttellers 3 entsprechend schrittweise, wenn
die Kupplung 23 geschlossen bzw. eingerückt ist. Wenn beim Nähen der Antrieb des äußeren
Transporttellers 3 unterbrochen werden soll, so daß nur der innere Transportteller
2 schrittweise angetrieben wird und der äußere Transportteller 3 antriebslos mitläuft,
dann wird der Stellzylinder 24 betätigt, um die Kupplung 23 zu öffnen bzw. auszurücken
und den Schwenkhebel 27 um die Achse 28 entgegen dem Uhrzeigersinn zu schwenken, so
daß die axial verschiebbare Hülse 25 auf der zugehörigen senkrechten Welle 21 von
der anderen Hülse 26 an der anderen senkrechten Welle 22 wegläuft und die beiden Hülsen
25 sowie 26 gegenseitig außer Eingriff kommen, also die beiden konischen Anlageflächen
32 und 33 voneinander abheben, wie dargestellt. Die besagte Betätigung des Stellzylinders
24 kann mittels eines Ventils und eines Pedals erfolgen, welches mit dem Ventil über
ein Gestänge verbunden ist und beim Niedertreten durch das Bedienungspersonal der
Überwendlichnähmaschine eine entsprechende Druckluftbeaufschlagung des doppeltwirkenden
pneumatischen Stellzylinders 24 über das Ventil bewirkt, der ansonsten so mit Druckluft
beaufschlagt ist, daß er die beiden Hülsen 25 und 26 zusammendrückt und in gegenseitigem
Eingriff hält.
[0017] Wenn beim Annähen einer Innensohle an einen Schuhschaft zur Herstellung eines Wendeschuhs
die Naht an einer Seite der Innensohle und des Schuhschaftes begonnen und das Innensohlenmaterial
mit dem Schaftmaterial in Richtung auf die Schuhspitze zu, entlang derselben und wieder
davon weg vernäht wird, dann ist die Kupplung 23 währenddessen geschlossen bzw. eingerückt
und werden die beiden Transportteller 2 und 3 synchron mit etwa gleicher Schrittlänge
am Umfang intermittierend angetrieben, abgesehen vom Nähen entlang der Schuhspitze,
wobei der am Schaftmaterial anliegende innere Transportteller 2 mit einer um ein bestimmtes
Ausmaß größeren Schrittlänge am Umfang als der am Innensohlenmaterial anliegende äußere
Transportteller 3 intermittierend angetrieben wird, um das Schaftmaterial zu raffen,
bei welchem in diesem Bereich eine Überweite vorliegt. Kurz vor Erreichen der Fersenrundung
der Innensohle und des Schuhschaftes wird die Kupplung 23 geöffnet bzw. ausgerückt
und so lange in diesem Zustand gehalten, bis das Innensohlenmaterial und das Schaftmaterial
entlang der Fersenrundung der Innensohle und des Schuhschaftes miteinander vernäht
sind, so daß jeglicher Verzug des Nähgutes und jegliches Verklemmen des Nähgutes und
der Transportteller 2 und 3 miteinander ausgeschlossen ist. Danach wird die Kupplung
23 wieder geschlossen bzw. eingerückt, um beide Transportteller 2 und 3 wieder während
des restlichen Teils des Nähvorganges schrittweise anzutreiben, falls die die Innensohle
mit dem Schuhschaft verbindende Naht nicht am betreffenden Ende der Fersenrundung
der Innensohle und des Schuhschaftes begonnen worden ist.
1. Überwendlichnähmaschine zum Annähen von Innensohlen an Schuhschäfte mit zwei angetriebenen
Transporttellem (2 und 3), welche jeweils am Innensohlen- bzw. Schaftmaterial anliegen,
g e - kennzeichnet durch eine Kupplung (23) zur Unterbrechung des Antriebs eines Transporttellers
(3).
2. Überwendlichnähmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kupplung
(23) zwischen zwei zueinander koaxialen Wellen (21 und 22) zum Antrieb des Transporttellers
(3) angeordnet ist.
3. Überwendlichnähmaschine nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kupplung
(23) als Klemm-oder Reibungskupplung ausgebildet ist.
4. Überwendlichnähmaschine nach Anspruch 3, dadurch g e - kennzeichnet, daß die Kupplung
(23) zwei gegenseitig längsbewegliche Hülsen (25 und 26) mit einander gegenüberliegenden,
konischen Anlageflächen (32 und 33) aufweist, welche jeweils auf der einen Welle (21)
axial verschiebbar, jedoch drehfest angeordnet bzw. auf der anderen Welle (22) befestigt
sind.
5. Überwendlichnähmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens
eine Hülse (26) einen Reibbelag oder Reibring (31) aufweist, an welchem die konische
Anlagefläche (33) der Hülse (26) ausgebildet ist.
6. Überwendlichnähmaschine nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupplung (23) zur Unterbrechung des Antriebs des am Innensohlenmaterial anliegenden,
äußeren Transporttellers (3) vorgesehen ist, welcher auf den am Schaftmaterial anliegenden,
inneren Transportteller (2) zu federbelastet und entgegen der Wirkung der Federbelastung
von demselben weg bewegbar ist.
7. Überwendlichnähmaschine nach Anspruch 6 in Verbindung mit Anspruch 2, 3, 4 oder
5, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden mit der Kupplung (23) versehenen, zueinander
koaxialen Wellen (21 und 22) mit dem äußeren Transportteller (3) zum Antrieb desselben
über eine längenveränderliche Teleskopwelle (16) verbunden sind, welche sich parallel
zur Bewegungsrichtung (10) des äußeren Transporttellers (3) erstreckt.
8. Überwendlichnähmaschine nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden
mit der Kupplung (23) versehenen, zueinander koaxialen Wellen (21 und 22) senkrecht
zur Teleskopwelle (16) sowie parallel zu den Drehachsen (4 und 9) der beiden Transportteller
(2 und 3) und zu einer Welle (6) zum Antrieb des inneren Transporttellers (2) angeordnet
sind.
9. Überwendlichnähmaschine nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupplung (23) mittels eines Stellmotors, vorzugsweise eines pneumatischen
Stellzylinders(24), betätigbar ist.