[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruches 1 sowie
eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach dem Oberbegriff des Anspruches
6.
[0002] Neben den rein mechanischen Verfahren zur Formstoffverdichtung durch Rütteln und
Pressen sowie durch Einschießen des Formstoffes mit anschließendem Nachpressen, sind
Verfahren bekannt, bei denen der Formstoff durch die Druckwirkung eines explodierenden
Gases oder durch die unmittelbare Einwirkung von Druckluft verdichtet wird. So sind
z.B. entsprechende Vorrichtungen in den Druckschriften DE-3025993 und DE-2949340 (Explosionsverfahren)
sowie in den DruckschriftenDE-1097622 und DE-3105350 (Druckluftverfahren) beschrieben.
[0003] Bei dem Explosionsverfahren ist es nachteilig, daß ein explosives Medium angewendet
werden muß. Dieses macht erhebliche Maßnahmen der Sicherheit und des Umweltschutzes
erforderlich. Außerdem wird die Vorrichtung und der Formstoff erheblichen Temperaturbelastungen
ausgesetzt, wasu.a. zu einer starken Austrocknung der Formstoffoberfläche führt. Ferner
ist davon auszugehen, daß sich die Druckwelle durch die Explosion sternförmig ausbreitet
und somit nicht an allen Stellen gleichmäßig und senkrecht als frontale Druckwelle
auf die lose Formstoffoberfläche auftrifft.
[0004] Die bekannten Vorrichtungen mit den Druckluftverfahren haben den Nachteil, daß die
Druckluft punktuell und nicht gleichmäßig frontal auf die lose Formstoffoberfläche
auftrifft. Dies führt zu einer ungleichmäßigen Verdichtung und zu einer aufgewühlten,
kraterähnlichen Oberfläche der Formrückseite.
[0005] Es sind Vorrichtungen bekannt, bei denen die Druckluft nach einem zentralen Auslaß
über Schikanen auf die lose Formstoffoberfläche geleitet wird, was zu erheblichen
Energieverlusten führt. Weitere Nachteile sind, daß die kegelförmigen Ventilteller
einen großen Ventilhub erfordern, und daß ein externer Antrieb mit fremder Engergiequelle
und entsprechenden Abdichtungen das Ventil oder die Ventile öffnet, was insgesamt
gesehen die für das Verfahren bedeutsame Schnelligkeit des Systems negativ beeinflußt.
[0006] Beim Auftreffen der Druckluft auf die lose Formstoffoberfläche, wird die Formstoffmasse
beschleunigt und durch nachfolgendes Abbremsen auf der Modellplatte verdichtet. Es
entsteht hierbei der charakteristische Formhärteverlauf mit hohen Werten an der Modellseite
und niedrigen Werten an der Formrückseite, die von der Druckluft direkt beaufschlagt
wurde. Die für die Gießtechnik ideale Charakteristik hat aber den Nachteil, daß die
Formrückseite nicht den Anforderungen der Praxis entspricht, insbesondere im Hinblick
auf Gießtümpel und Eingußtrichter. Es bedarf daher einer integrierten Einrichtung
die diesen Nachteil beseitigt ohne jedoch den vorteilhaften Formhärteverlauf wesentlich
zu beeinflussen. Vorteilhaft wäre, wenn diese gleiche Einrichtung auch die lose Formstoffoberfläche
vor der Druckeinwirkung leicht andrückt. Dadurch wird einerseits das Luftporenvolumen
in der losen Oberfläche des Formstoffes reduziert und andererseits des Eindringen
der Druckluft in den Formstoff vermindert. Die zuvor beschriebene Einrichtung ist
bei den bisher bekannten Vorrichtungen mit dem Druckluftverfahren nicht vorhanden.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die beschriebenen Nachteile zu vermeiden
und ein Verfahren und eine Vorrichtung vorzuschlagen, womit eine frontale, gleichmäßige
and senkrecht wirkende Druckwelle erzeugt wird, die mit hoher Geschwindigkeit den
Formstoff gleichmäßig verdichtet und die eine integrierte Einrichtung zur Vor- und
Nachbe-andlung der Formrückseite aufweist.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch :ie kennzeichnenden Merkmale der
Ansprüche 1, 3, 5 und 6. Weitere Merkmale und besondere Ausführungsformen sind in
den sonstigen Ansprüchen angegeben.
[0009] Die Vorteile der vorliegenden Erfindung werden insbesondere durch folgende Merkmale
gekennzeichnet:
- die Bodenplatte 54 weist eine große Anzahl kleiner kreisförmiger Öffnungen 53 mit
lavaldüsenähnlichen Querschnitten auf, die so ausgebildet sind, daß der Luftstrahl
am Ausgang der Düse leicht aufplatzt. Dies bewirkt im Zusammenhang mit einer definierten,
minimalen Distanz 49 zwischen Bodenplatte 54 und der losen Formstoffoberfläche 50
die Ausbildung einer frontalen Druckwelle, die senkrecht und gleichmäßig auf die lose
Formstoffoberfläche 50 auftrifft und somit zu einer gleichmäßigen Verdichtung führt.
- die Bodenplatte 54 weist an der Unterseite zwischen den kreisförmigen Düsenausgängen
eine noch ausreichende ca. 50 prozentige Fläche 59 zum Andrücken und Nachpressen des
Formstoffes auf. Die Bodenplatte 54 kann daher als integrierte Preßvorrichtung benutzt
werden. Außerdem ist ein Nachverdichten auch durch Druckerhöhung des entspannten Gases
möglich.
- Die Ventilstößel 52,65 und der Hauptkolben 41 bilden zusammen ein Differentialkolbensystem.
Das Druckmedium der Druckgaskammer 17 steht ständig als potentielle Energie am Hauptkolben
41 an. Eine fremde Energiequelle ist nicht erforderlich. Die Freigabe des gesamten
Auslaßquerschnittes erfordert nur den sehr geringen Hub von d/4 einer kleinen kreisförmigen
Auslaßöffnung. Zusammen bewirken diese Kriterien ein öffnen des gesamten Auslaßquerschnittes
in nur wenigen Millisekunden.
- Der Hauptkolben 41 benötigt keine Dichtungen, weil er mit dem Medium der Druckgaskammer
angetrieben wird und weil der geöffnete Zustand nur Bruchteile von Sekunden dauert.
- Der Rahmen 45 hat zum drosselfreien Nachströmen des Druckmediums die großzügig bemessenen
öffnungen 14,57,67. Der Kolbenhohlraum 20 und der untere Zylinderraum 24 sind integrierte
Bestandteile der Druckgaskammer 17. Letzteres bewirkt ein annähernd verzögerungsfreies
Reagieren des Hauptkolbens 41.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren kann insbesondere in der Gießerei zur Verdichtung
von Formen und Kernen, sowie in der Bauindustrie zur Verdichtung von Baustoffen Anwendung
finden. Außerdem kann das erfindungsgemäße Verfahren auch zur Verdichtung von irgendwelchen
anderen Formstoffen verwendet werden.
[0011] Nachstehend wird nun die Erfindung anhand der in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiele
beschrieben. Hierbei zeigen:
Fig.1 einen Längsschnitt durch die erfindungsgemäße Vorrichtung linker Halbschnitt
: in Ausgangsstellung rechter Halbschnitt: in Arbeitsstellung
Fig.2 einen Querschnitt durch die Ventilstößel gemäß Linie A-A, Fig.1
Fig.3 einen Querschnitt durch den Rahmen gemäß Linie B-B, Fig.1
Fig.4 eine Unteransicht der Bodenplatte gemäß Linie C-C, Fig.1
Fig.5 einen Längsschnitt durch einen Ventilstößel gemäß Linie D-D, Fig.3
Fig.6 ein Anordnungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung
Fig.7 einen Teilschnitt einer anderen Ventilstößelausführung
[0012] Fig.1 zeigt eine Modellplatte 5 mit Modell 5a zusammen mit einem Formkasten 7 und
einem Füllrahmen 8. Darüber befindet sich die Bodenplatte 54, die eine große Anzahl
kleiner, kreisförmiger öffnungen 53 mit lavaldüsenähnlichen Querschnitten aufweist.
Die Bodenplatte 54 ist Bestandteil der darüber angeordneten Druckluftkammer 17. Die
Druckluftkammer 17 ist zur Vergrößerung des Ausgangsvolumens über die großzügig dimensionierten
Leitungen 42 mit den zwei symetrisch angeordneten Windkesseln 43 verbunden. Der Druck
in der DruckLuftkammer beträgt 5 bar. In der Druckluftkammer 17 befindet sich der
luftdurchlässige Rahmen 45, der die elastischen lentilstößel 52,65 trägt. Die großzügig
ausgelegten Bohrungen 14
r57,67 im Rahmen 45 ermöglichen ein drosselfreies Durchströmen der Druckluft. Die elastischen
Ventilstößel 52,65 verschließen die Öffnungen 53 in der Bodenplatte 54. Der Rahmen
45 ist am Kolben 41 befestigt. Der Kolben 41, der das öffnen und Schließen der Bodenplattenöffnungen
53 bewirkt, gleitet in einem Zylinder, dessen unterer Raum 21 integrierter Bestandteil
der Druckluftkammer 17 ist. Ebenso ist der Kolbenhohlraum 20 integrierter Bestandteil
der Druckluftkammer 17. Am Außenrand des Gehäuses 15 ist ein senkrecht beweglicher
Flansch 11 an vier Pneumatikzylindern 44 aufgehängt. Die Pneumatikzylinder stehen
kolbenseitig unter Dauerdruck und sie wirken somit als pneumatische Feder. In der
Ausgangsstellung werden die Kolben gegen die Anschläge 16 gedrückt. Der Flansch 11
hat die Aufgabe, mit seinen Dichtungen 9 und 13 eine druckdichte Verbindung zwischen
dem Gehäuse 15 und dem Füllrahmen 8 herzustellen. Die Dichtung 9 ist eine statische
Dichtung, während die Dichtung 13 mit Druckluft aktivierbar ist. Im nicht aktivierten
Zustand zieht sich die Dichtung 13 hinter die Flanschinnenfläche zurück und das Gehäuse
15 kann mit dem Spiel 46 berührungslos durch den Flansch 11 bewegt werden. Im aktivierten
Zustand wird die Dichtung 13 gegen die Außenwand des Gehäuses 15 gepreßt.
[0013] Fig.1 linker Halbschnitt zeigt die Vorrichtung in der Ausgangsstellung. Die Modellplatte
5 mit Modell 5a, Formkasten 7 und Füllrahmen 8 ist über die Rollenbahn 4 unter die
Bodenplatte 54 gefahren. Der Formstoff 6 ist bis zur Oberfläche 50 lose und gleichmäßig
aufgeschüttet. Mit dem Hubtisch 3 wird die Modellplatte 5 von der Rollenbahn 4 abgehoben
und mit der weiteren Aufwärtsbewegung wird der Füllrahmen 8 unter den Flansch 11 gedrückt,
der dann gegen den pneumatischen Federdruck 44 ebenfalls nach oben bewegt wird. Die
Aufwärtsbewegung wird soweit geführt bis die Bodenplatte 54 die lose Formstoffoberfläche
50 zur Verminderung ihres Luftporenvolumens leicht angedrückt hat. Danach wird durch
eine Abwärtsbewegung die lose Formstoffoberfläche 50 in eine definierte Distanz 49
zur Bodenplatte 54 gebracht (Schußposition). Es kann aber auch darauf verzichtet werden,
die Formstoffoberfläche leicht anzudrücken. Die Aufwärtsbewegung wird dann direkt
bis zur definierten Distanz 49 (Schußposition) geführt.
[0014] Fig.1 rechter Halbschnitt zeigt die Vorrichtung in Schußposition, wobei mit "Schuß"
das schlagartige Austreten der Druckluft gemeint ist. In dieser Position wird zunächst
die Dichtung 13 aktiviert. Der pneumatische Federdruck 44 bewirkt eine Anpressung
der Dichtung 9. Außerdem wirkt dieser pneumatische Federdruck der Kraft entgegen,
die durch die Druckeinwirkung auf den Spalt 48 entsteht. Das System ist damit druckdicht
verschlossen und die Druckwellenverdichtung kann freigegeben werden. Das Gehäuse der
Druckluftkammer 17 ist über den Kopfrahmen 22, den Säulen 55, dem Grundrahmen 1 und
dem Zylinder 2 mit Hubtisch 3 zu einem kraftschlüssigen System verbunden.
[0015] Durch Anheben des Kolbens 41 werden über den biegesteifen Rahmen 45 alle Auslaßbohrungen
53 gleichzeitig geöffnet. Weil zum öffnen eines drosselfreien Querschnittes nur ein
kleiner Hub von wenigen Millimetern (d/4 einer Auslaßbohrung) erforderlich ist und
weil weitere noch zu beschreibende, vorteilhafte Kriterien vorliegen, werden nur wenige
Millisekunden zum öffnen eines drosselfreien Querschnittes benötigt. Die Druckluft
kann somit aus den öffnungen 53 der Bodenplatte 54, die insgesamt einen sehr großen
Querschnitt ausmachen, schlagartig austreten. Die kreisförmigen öffnungen 53, die
gemäß Fig.4 in einem Rastersystem sehr nah beieinanderliegen, haben lavaldüsenähnliche
Querschnitte. Durch eine entsprechende Ausbildung der Düse wird erreicht, daß der
Luftstrahl am Ausgang der Düse leicht aufplatzt. Dies hat zur Folge, daß die nah nebeneinander
austretenden Luftstrahle sich vermischen und im weiteren Verlauf der Distanz 49 eine
Druckwelle bilden. Die Druckwelle trifft mit hoher Geschwindigkeit auf die lose Formstoffoberfläche
50 auf. Der Formstoff 6 wird beschleunigt und durch nachfolgendes Abbremsen auf der
Modellplatte 5 verdichtet. Die Druckluft entspannt dabei in dem geschlossenen System
mit adiabatischem Verlauf auf einen definierten Enddruck. Die stärkste Verdichtung
entsteht im Bereich der Modellplatte, weil diese als starre und unnachgiebige Masse
die stärkste Verzögerung der Formstoffmassenteilchen bewirkt und weil hier noch die
vollständige Masse des Formstoffes wirksam ist. Im Verlauf zur Oberfläche 51 hin nimmt
die Formstoffverdichtung leicht ab, weil die Formstoffmasse und somit die Massenenergie
abnimmt und weil die oberen Schichten des Formstoffes nicht mehr unmittelbar auf der
starren Modellplatte sondern in den Zwischenschichten des Formstoffes abgebremst werden.
Es entsteht hierdurch der charakteristische und gießtechnisch ideale Formhärteverlauf.
Falls die Formhärte der Oberflächenschicht 51 nicht ausreicht, um Gießtümpel und Gießtrichter
einzufräsen, so kann die Formstoffoberfläche 51 nachverdichtet werden ohne jedoch
den idealen Formhärteverlauf wesentlich zu beeinflussen. Hierzu wird nach dem Verschließen
der Bodenplattenöffnungen 53 das Ventil 12 geöffnet. Der Restdruck über der Formstoffoberfläche
51 wird dabei wieder auf den Systemdruck 6 bar erhöht und dieser wird für eine kurze
Zeit als statischer Druck über der Formstoffoberfläche 51 gehalten. über das Ventil
10 wird der Raum zwischen Bodenplatte 54 und Formstoffoberfläche 51 wieder drucklos
gemacht. Eine weitere Möglichkeit der Nachverdichtung besteht darin, daß die Formstoffoberfläche
51 mittels Hubtisch 3 gegen die Bodenplatte 54 gedrückt wird. Dies geschieht, indem
zuvor der Restdruck über der Formstoffoberfläche 51 durch das Ventil 10 abgelassen
und die Dichtung 13 entspannt wird. Die wirksame Preßfläche 59 zwischen den Öffnungen
53 beträgt ca. 50% der gesamten Formstoffoberfläche 51.
[0016] Nach dem Verdichtungsvorgang wird der Hubtisch wieder abgesenkt, wodurch sich die
Modellplatte 5 mit Modell 5a, Formkasten 7, Füllrahmen 8 und der verdichteten Form
wieder auf die Rollenbahn 4 absetzt. Die Modellplatte 3 mit den aufliegenden Einheiten
wird herausgefahren. Gleichzeitig wird von der entgegengesetzten Seite die andere
Modellhälfte unter die Bodenplatte 54 gefahren und mit Anheben des Hubtisches 3 beginnt
ein neuer Verdichtungszyklus. Dieses vorteilhafte Anordnungsbeispiel einer Druckgaskammer
für zwei Modellhälften ist in Fig.6 dargestellt. Darüberhinaus sind viele andere Anordnungsvarianten
möglich.
[0017] Die Summe der Querschnittsflächen 47,60 und die Querschnittsfläche des Kolbens 41
bilden zusammen ein Differentialkolbensystem. Die Querschnittsfläche des Kolbens 41
ist größer als die Summe aller Querschnittsflächen 47,60. In den Zylinderräumen 21
und 24 sowie über den Ventilstößeln 52 stehen die gleichen Druckwerte der Druckluftkammer
17 an. Hieraus ergibt sich eine resultierende Kraft, die die Ventilstößel 52,65 auf
ihren Sitz drücken. Diese Kraft entspricht dem Produkt aus der Summe aller Querschnittsflächen
47,60 und dem Druck der Druckluftkammer 17. Wird der Druck im Zylinderraum 24 auf
atmosphärischen Druck entspannt, dann ergibt sich eine nach oben gerichtete Kraft,
weil die Querschnittsfläche des Kolbens 41 größer ist als die Summe aller Querschnittsflächen
47,60. Im Zeitpunkt, in dem die Ventilstößel zu öffnen beginnen, entspricht diese
Kraft dem Produkt aus der Differenzquerschnittsfläche und dem Druck der Druckluftkammer.
Im weiteren Verlauf des Ventilstößelhubes erhöht sich diese Kraft, weil durch das
Freiwerden der Ventilstößel die gesamte Querschnittsfläche des Kolbens 41 wirksam
wird. Zu berücksichtigen ist jedoch hierbei, daß der Druck entsprechend der Volumenverhältnisse
und des adiabatischen Verlaufes von 5 bar auf ca. 3,5 bar abnimmt. Die Flächenverhältnisse
sind so ausgelegt, daß im Zeitpunkt des Hubbeginns der Ventilstößel eine Kraft zur
Verfügung steht, die die Überwindung des Eigengewichtes und der Reibung sowie die
erforderliche Beschleunigung sicherstellt. Die weitere Krafterhöhung kann somit eine
zusätzliche Beschleunigung bewirken, was wiederum für das schnelle öffnen von Bedeutung
ist.
[0018] Die Kolbengleitflächen 18 und 23 sind mit Führungsbändern versehen, die einen sehr
niedrigen Reibwert haben und hoch verschleißfest sind. Sie verhindern außerdem eine
metallische Berührung des Kolben- und Zylindermaterials. Dichtungen sind an den Kolbengleitflächen
18 und 23 nicht erforderlich, weil der Kolben 41 im geschlossenen Zustand der Öffnungen
53 beidseitig vom gleichen Systemdruck beaufschlage wird. Der geöffnete Zustand, indem
der Zylinderraum 24 über die reichlich dimensionierten Schnellentlüfterventile 36
auf atmosphärischen Druck entlastet wird, dauert maximal nur 1 Sekunde. Die dabei
auftretenden geringfügigen Leckagen werden in Kauf genommen, weil sie die Funktion
nicht beeinflussen.
[0019] Nachfolgend werden nochmals die Kriterien zusammengefaßt, die für das schnelle, nur
wenige Millisekunden dauernde öffnen von besonderer Bedeutung sind:
- kleiner, nur wenige Millimeter langer Hub
- Kolbenflächen 18 und 23 ohne Dichtung
- Kolbenflächen 18 und 23 mit reibungsarmen Führungsbändern
- auf Grund des kleinen Hubes nur ein kleiner Zylinderraum 24, der über die Schnellentlüftungsventile
36 sehr schnell entlüftet werden kann.
- Druck steht im Zylinderraum 21 als potentielle Energie an
- große Beschleunigungskraft zum Anheben des Systems
[0020] Die hohe Beschleunigung führt trotz des geringen Hubes zu einer hohen Kolbengeschwindigkeit.
Um bei Hubende ein zu hartes Aufschlagen des Kolbens 41 zu vermeiden, ist im Zylinderraum
24 eine Federdämpfung 39 eingebaut, die den Kolben 41 über einen definierten Bremsweg
zum Stillstand bringt. Auf der Kolbenfläche ist eine entsprechend belastbare Kunststoffscheibe
40 aufgebracht, die ein metallisches Aufschlagen des Kolbens auf die Fläche der Federdämpfung
39 verhindert. Wenn der Kolben 41 den zum öffnen des gesamten Auslaßquerschnittes
erforderlichen Hub 39a zurückgelegt hat, schlägt die Kunststoffscheibe 40 am Flansch
39 an. Die Federn 38 haben in dieser Ausgangsstellung nur eine sehr geringe Vorspannung,
sodaß der Bremsbeginn annähernd stoßfrei ist. Die Federn 38 sind so ausgelegt, daß
sie den Kolben 41 zum Stillstand bringen, bevor er den Zylinderflansch 25 berührt.
[0021] Die Führungen 56, die auch als Rollen ausgebildet sein können, verhindern ein Verdrehen
des Rahmens 45. Sie sind mit einem geringfügigem Spiel eingestellt, sodaß die Hubbewegung
des Rahmens nicht behindert wird.
[0022] Die Ventilstößel 52,65 bestehen aus einem elastischen Material 64 (z.B. Gummi), welches
auf einem Stahlkern 63 aufvulkanisiert ist. Der Stahlkern 63 und der Schraubenkopf
62 stützen das elastische Material gegen den nach Außen wirkenden Systemdruck ab.
Die Flächen 68 und 70 verlaufen geanau planparallel. Die Länge 69 der Ventilstößel
52,65 entspricht in einem definierten Toleranzbereich diesem planparallelen Abstand.
Toleranzdifferenzen werden durch die Elastizität der Ventilstößel angeglichen. Die
genaue Länge 69 wird innerhalb des vorgegebenen Toleranzbereiches durch die Distanzscheiben
66 festgelegt. Die Distanzscheiben werden in einer Schablone ermittelt und dem Ventilstößel
während einer Zwischenlagerung unverlierbar beigegeben. Für das Auswechseln der Ventilstößel
52,65 wird das Gehäuseunterteil 15 am Schnellverschluß 19 gelöst und mit dem Hubtisch
3 abgesenkt und mittels einer einfachen Palette über die Rollenbahn 4 seitlich weggefahren.
Die Ventilstößel 52,65 sind dann von unten frei zugänglich.
[0023] Fig.1 zeigt neben der mechanischen Vorrichtung auch das pneumatische Steuerungssystem.
Die Druckluft wird vom Netz mit dem
Nenndruck 6 bar über den Absperrhahn 27 und über das Filter 26 eingespeist. Die Arbeitsluft
wird von dort über das Ventil 30 und über den Druckregler 31 den zwei Windkesseln
43 zugeführt. Die Steuerluft wird hinter dem Druckluftöler 29 abgenommen und über
die Ventile 32 und 34 dem Zylinderraum 24 zugeführt. Die Schnellentlüfterventile 36
dienen zum schnellen Entlüften des Zylinderraumes 24. Das Ventil 12 dient zum Nachverdichten
der Formstoffoberfläche 51 und das Ventil 10 dient zum Entlasten des Raumes über der
Formstoffoberfläche 51. Ventil 37 ist das Hauptsicherheitsventil. Mit dem Druckregelventil
31 wird der Arbeitsdruck auf 5 bar gehalten.
[0024] In der Ausgangsstellung ist das Ventil 34 stromlos geöffnet (Sicherheitsschaltung),
das Ventil 32 stromlos geschlossen und das Ventil 30 stromführend geöffnet. Die Ventile
10, 12 und 28 sind stromlos geschlossen. In dieser Schaltstellung steht der Druck
der Druckluftkammer 17 und der Windkessel 43 über das Rückschlagventil 33, dem Ventil
34 und den Schnellentlüfterventilen 36 im Zylinderraum 24 an. Der Kolben 41 wird nach
unten gedrückt und die Ventilstößel 52,65 verschließen somit die Öffnungen 53. Wenn
die Vorrichtung sich in Schußposition befindet, wird zunächst das Ventil 28 geschaltet
und somit die Dichtung 13 aktiviert. Danach wird das Ventil 34 eingeschaltet und das
Ventil 30 ausgeschaltet. Das Ventil 30 unterbricht die weitere Zufuhr der Arbeitsluft.
Das Ventil 34 unterbricht die Zufuhr der Steuerluft und entlastet gleichzeitig die
Schnellentlüfterventile 36. Über einen großen und drosselfreien Querschnitt der Schnellentlüfterventile
36 und der nachgeschalteten Schalldämpfer 35 wird der Zylinderraum 24 in sehr kurzer
Zeit entlastet. Der Kolben 41 hebt die Ventilstößel 52,65 an und die Bodenplattenöffnungen
53 werden in wenigen Millisekunden freigegeben. Die Druckluft tritt aus der Druckluftkammer
aus und verdichtet - wie bereits beschrieben - den Formstoff. Der Druck sinkt dabei
entsprechend der V
Qlumensveränderung und unter Berücksichtigung des adiabatischen Verlaufes von 5 bar
auf ca. 3,5 bar ab. Nach der Druckwellenverdichtung werden die Ventile 32 und 34 geöffnet.
Der Kolben 41 wird mit dem Netzdruck von 6 bar nach unten bewegt und die Ventilstößel
52,65 verschließen wieder die öffnungen 53. Zum Nachverdichten wird das Ventil 12
für kurze Zeit geöffnet. Danach wird das Ventil 32 geschlossen und das Ventil 30 geöffnet,
wodurch die Druckluftkammer 17 und die Windkessel 43 wieder auf den Ausgangsdruck
von 5 bar gebracht werden und der Zylinderraum 24 wieder vom 6 bar-System auf das
5 bar-System der Druckluftkammer 17 geschaltet wird. Zum Entlasten des Druckraumes
über der verdichteten Formstoffoberfläche 51 wird das Ventil 10 kurzzeitig geöffnet.
Danach wird die Dichtung 13 über das Ventil 28 entlastet. Der Verdichtungsvorgang
ist beendet und der Hubtisch 3 kann die Modellplatte 5 wieder auf die Rollenbahn 4
absenken.
1.Verfahren zum Verdichten von kornförmigen Formstoffen z.B. Gießereiformsand durch
eine mit hoher Geschwindigkeit auf die Oberfläche des losen Formstoffes einwirkende
Druckwelle gasförmigen Mediums z.B: Druckluft, dadurch gekennzeichnet, daß das Druckmedium
gleichmäßig aus einer Bodenplatte (54), die annähernd die gesamte Oberfläche (50)
des losen Formstoffes überdeckt und eine große Anzahl verschließbarer Öffnungen (53)
hat, austritt und senkrecht sowie an allen Stellen gleichmäßig als Druckwelle auf
die Oberfläche (50) des losen Formstoffes auftrifft.
2.Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bodenplatte (54) und/oder
die Oberfläche des losen Formstoffes (50) - letzteres bewirkt durch die Modellplatte
(5)-in senkrechter Richtung zueinander bewegt werden können.
3.Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche
(50) des losen Formstoffes zur Verminderung der in ihr befindlichen Luftporen von
der Bodenplatte (54) vor Einwirkung der Druckwelle leicht angedrückt werden kann.
4.Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Bodenplatte
(54) vor Einwirkung der Druckwelle in eine definierte Distanz (49) zur Oberfläche
(50) des losen Formstoffes gebracht wird, um eine gleichmäßige, frontale Ausbildung
der Druckwelle zu erzielen.
5.Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß nach der Druckwellenverdichtung
eine dünne, etwas geringer verdichtete Oberflächenschicht (51) nachverdichtet werden
kann und zwar durch Nachpressen mit der Bodenplatte (54) und/oder durch eine Druckerhöhung
des Gases über der festen Formstoffoberfläche (51).
6.Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, bestehend aus einem
Tisch (3), der die Modellplatte (5) aufnimmt, einem darauf aufliegenden Form- (7)
und Füllrahmen (8) und einer darüber angeordneten Druckgaskammer (17), dadurch gekennzeichnet,
daß die elastischen Ventilstößel (52,65), die eine große Anzahl von Öffnungen (53)
in der Bodenplatte (54) verschließen, an einem biegesteifen und gasdurchlässigen Rahmen
(45) befestigt sind und daß der Rahmen (45) an einem Kolben (41) befestigt ist, der
unmittelbar unter Einwirkung des Gasdruckes der Druckgaskammer (17) steht und dessen
Querschnittsfläche größer ist als die Summe aller öffnungsquerschnitte (47,60) in
der Bodenplatte (54).
7.Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Kolben (41), der das
öffnen und Schließen der Öffnungen (53) in der Bodenplatte (54) bewirkt, in beiden
Richtungen vom Gasdruck der Druckgaskammer (17) beaufschlagt wird und daß somit keine
fremde Energiequelle erforderlich ist.
8.Vorrichtung nach den Ansprüchen 6 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß durch eine
schnelle Druckentspannung im Zylinderraum (24) der Kolben (41) durch den als potentielle
Energie im Zylinderraum (21) anstehenden Gasdruck schlagartig angehoben wird.
9.Vorrichtung nach den Ansprüchen 6 bis 8, dadurchgekennzeichnet, daß die Kolbengleitflächen
(18) und (23) ohne Dichtungen sein können.
10.Vorrichtung nach den Ansprüchen 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Kolbenhohlraum
(20) und der Zylinderhohlraum (21) integrierte Bestandteile der Druckgaskammer (17)
sind.
11.Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtflächen (61)
der elastischen Ventilstößel (65) planparallel zur Innenfläche (70) der Bodenplatte
(54) sind, um mit minimalstem Hub (z.B. d/4 einer kreisförmigen öffnung (60) einen
drosselfreien Ausgangsquerschnitt zu erreichen.
2.Vorrichtung nach den Ansprüchen 6 und 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Bodenplatte
(54) eine große Anzahl Öffnungen (53) mit lavaldüsenähnlichen Querschnitten aufweist,
die in einem rechtwinkeligen Rastersystem nah beieinanderliegen (Fig.4) und die so
ausgebildet sind, daß die mit Überschallgeschwindigkeit austretenden Luftstrahle an
den Düsenausgängen leicht aufplatzen und sich im Verlauf der definierten Distanz (49)
miteinander vermischen, wodurch sich eine frontale Druckwelle ausbildet.
3.Vorrichtung nach den Ansprüchen 11 und 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Rahmen
(45) zwischen den nach oben konisch verlaufenden Ventilstößeln (52,65) öffnungen (14,57,
67) aufweist, die einen größeren Querschnitt haben, als die Öffnungen (47,60) in der
Bodenplatte (54) und daß die Querschnitte (58) zwischen den Ventilstößeln (52,65)
gleich oder größer sind als die der Öffnungen (14,57,67) im Rahmen (45).
14.Vorrichtung nach den Ansprüchen 6 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß der Kolben
(41) einen nur sehr geringen Hub (d/4 einer kreisförmigen öffnung (47,60) zurücklegen
muß, um den gesamten Auslaßquerschnitt in der Bodenplatte (54) drosselfrei zu öffnen,
was für die erforderliche, schnelle öffnung des gesamten Auslaßquerschnittes von besonderer
Bedeutung ist.
15.Vorrichtung nach den Ansprüchen 6, 11 und 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Ventilkegel
(52,65) aus einem elastischem Material (64) besteht z.B. Gummi, welches auf einem
Stahlkern (63) aufvulkanisiert ist und daß der Schraubenkopf (62) und der Stahlkern
(63) das elastische Material (64) gegen den einwirkenden Gasdruck abstützt.
16.Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 2 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß ein am Ge-häuse (15) aufgehängter Flansch (11) eine druckdichte Verbindung zwischen dem Gehäuse
(15) und dem Füllrahmen (8) herstellt und daß der Flansch (11) durch eine pneumatische
Federkraft (44) auf den Füllrahmen (8) gedrückt wird.
17.Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß der Flansch (11) eine
statische Dichtung (9) zum Füllrahmen (8) sowie eine mit Druckgas aktivierbare Dichtung
(13) zum Gehäuse (15) aufweist.
18.Vorrichtung nach den Ansprüchen 16 und 17, daduch gekennzeichnet, daß die aktivierbare
Dichtung (13) in einer Vertiefung des Flansches (11) eingelassen ist und sich im nichtaktivierten
Zustand durch seine Elastizität hinter die Flanschinnenfläche zurückzieht, wodurch
das Gehäuse (15) berührungsfrei mit einem definierten Spiel (46) durch den Flansch
(11) bewegt werden kann.
19.Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 2 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der Flansch (11) bei einem definierten Maß (49) auch fest mit
dem Gehäuse (15) verbunden sein kann und nur die statische Dichtung (9) hat.
20.Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß jeder Ventilstößel (73) auch einen eigenen Antriebskolben (75) nach den Ansprüchen
6 bis 12 haben kann und daß der Ventilstößel (73), der für eine große Auslaßöffnung
(71) ausgebildet ist, eine Kugelgelenkaufhängung (74) mit definiertem, allseitigem
Winkelausschlag hat, der eine planparallele Auflage der Dichtfläche (72) ermöglicht.
21.Vorrichtung nach Anspruch 6 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die am Rahmen (45)
befestigten Ventilstößel (52) auch die Merkmale nach Anspruch 20 haben können.