[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von zwei- oder mehrfarbigen
Lackierungen gemäß dem Oberbegriff des Hauptanspruches.
[0002] Weiterhin bezieht sich die Erfindung auf eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0003] Zur Herstellung von zwei- oder mehrfarbigen Lackierungen, d.h. beim partiellen Applizieren
von Lacken, bei denen die Farbtöne untereinander scharf abgegrenzt sein müssen, geht
man üblicherweise so vor, daß das Substrat mit einem ersten Farbton überzogen wird,
der aufgebrachte Lack getrocknet und eingebrannt und dann die mit diesem Farbton beschichtete
FLäche abgedeckt wird, worauf anschließend die nicht abgedeckten FLächen mit einem
zweiten oder weiteren Lacken überzogen werden (siehe Lehrbuch für Fahrzeuglackierer,
Verlag Neuer Merkur GmbH, München, 1. AufLage, 1981, Seite 19o). Diese Arbeitsweise
ist wegen des jeweils zwischen der Aufbringung von zwei Lacken erforderlichen Trocknens
bzw. Einbrennens zeit- und energieaufwendig. Im übrigen entsteht eine hohe Lackverschwendung
im überdeckungsbereich.
[0004] Demgegenüber Liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
für eine mehrfarbige Beschichtung zu schaffen, wobei sämtliche verschiedenfarbig Lackierten
Flächen relativ scharf voneinander abgegrenzt sind und somit den Anforderungen einer
dekorativen OberfLäche genügen, ohne daß ein zwischenzeitliches Trocknen oder Einbrennen
erforderlich ist und wobei weiterhin der überdeckungsbereich zwischen den einzelnen
Farbtongrenzen gering gehalten werden kann.
[0005] Diese der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird gemäß dem kennzeichnenden TeiL
des Hauptanspruches geLöst.
[0006] Bei der Arbeitsweise gemäß dem vorgeschlagenen Verfahren wird das Substrat mit dem
ersten Lack oder Farbton in an sich bekannter Weise, beispielsweise durch Spritzapplikationen,
mit HiLfe von pneumatischen Zerstäubern oder Zentrifugalzerstäubern im elektrostatischen
FeLd beschichtet. Ohne nunmehr diese aufgebrachte erste Lackschicht zu trocknen oder
einzubrennen, wird der in der Regel andersfarbige zweite oder jeder weitere in der
RegeL andersfarbige Lack durch einen Zerstäuber aufgebracht, der mit elektrostatischem
Transport der FarbteiLchen arbeitet und der an den Farbtongrenzen den Lacktröpfchen
einen ImpuLs aufprägt, der nahezu parallel zu der dort vorhandenen Flächennormalen
des Substrates steht. Als Zerstäuber wird erfindungsgemäß ein elektrostatisch arbeitendes
Gerät vorgeschlagen, das mit ruhenden Zerstäuberkanten und einem Transport der Farbteilchen
im elektrischen Feld arbeitet.
[0007] Der Einsatz einer elektrostatischen Zerstäubung an ruhenden Zerstäuberkanten mit
dem Transport der Farbteilchen im elektrischen FeLd ist seit Langem bekannt (siehe
Industrielackierbetrieb, 25. Jahrgang, Nr. 2, 1957, Seite 34 und 35). In dieser Literaturstelle
wird zum Prinzip des Verfahrens ausgeführt, daß als Sprühbild eine unscharf begrenzte
Form zwischen Rechteck und Oval erzielt wird.
[0008] Anspruch 2 kennzeichnet eine Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens, bei der das
Sprühbild gesteuert werden kann.
[0009] Anspruch 3 beschreibt eine Weiterbildung, bei der das Sprühbild sogar unter dem Sprühvorgang
selbst geändert werden kann.
[0010] Eine Vorrichtung zur Durchführurg des erfindungsgemäßen Verfahrens ist durch der
Anspruch 4 beschrieben. Wesentliches Merkmal dabei ist, daß der durch die Zerstäuberkanten
gebildete Sprühspalt mit seiner SpaLtLängsachse im wesentlichen senkrecht zur Flächennormalen
des Substrates steht, also die Spaltlängsachse paraLLeL zum Substrat verLäuft.
[0011] Besonders vorteilhaft ist es, wenn der Sprühspatt so ausgerichtet ist, daß er im
wesentlichen senkrecht zu der Ebene steht, die durch die Flächennormale im Bereich
der Farbtongrenzen und durch die Bewegungsrichtung des Substrates aufgespannt wird.
Durch diese ungewöhnliche Anordnung des Sprühorgans wird erreicht, daß an den Farbtongrenzen
den Lacktröpfchen elektrostatisch ein Impuls aufgeprägt wird, der nachher parallel
zu der dort vorhandenen Flächennormalen steht, wodurch die scharfe Abgrenzung des
aufgetragenen Lackes im Bereich der Farbtongrenze erreicht wird.
[0012] Eine weitere vorteilhafte AusgestaLtung der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht
gemäß den Ansprüchen 6 und 7 darin, daß in Richtung der Sprühspaltlängsachse vor dem
Sprühspalt versteLLbare, vorzugsweise automatisch versteLLbare, die wirksame Länge
des Sprühspaltes begrenzende Hilfselektroden vorgesehen werden. Durch diese HiLfselektroden
ist die Breite des aufgebrachten Lackbandes regulierbar und, wenn diese Hilfselektroden
während des Lackierverfahrens auf- und abgesteuert werden, sind in einfachster Weise
Konturen des Lackbandes erzielbar oder Anpassungen an Oberflächenformen des Substrates,
ohne daß hierzu weitere HiLfsmitteL eingesetzt werden müssen.
[0013] Ein besonderes Anwendungsgebiet der Erfindung ergibt sich in der Zwei-Farben-Lackierung
von Autokarossen, bei denen nach der Erfindung beide Farben naß in naß aufgebracht
werden können. Der durch das erfindungsgemäße Verfahren erzielbare schmale Grenzbereich
zwischen den verschiedenfarbigen Bereichen Läßt sich durch BauteiLe,wie z.B. eine
Rammschutzleiste, abdecken. Dadurch wird der beim bisherigen Lackieren notwendige
Zwischenschritt, vor dem Aufbringen der zweiten Farbe den ersten Lackauftrag einzubrennen,
überflüssig. Geringere Taktzeiten und verringerter Energieverbrauch pro Lackierung
einer Karosse sind die VorteiLe. Auch der Raumbedarf wird geringer.
[0014] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnungen erläutert.
Die Zeichnungen zeigen dabei in
Fig. 1 eine schematische Ansicht auf ein Sprühorgan mit zugeordnetem Substrat, in
Fig. 2 in größerem Maßstab die Zuordnung des Sprühorganes zum Substrat zur Verdeutlichung
der Wirklinien und in
Fig. 3 in schematischer Darstellung die erfindungsgemäße Anordnung.
[0015] In Fig. 1 ist mit 1 ein Sprühorgan bezeichnet, das an Hochspannung Liegt und somit
eine elektrostatische Zerstäubung des zugeführten flüssigen Lackes ermöglicht, und
zwar an ruhenden Zerstäuberkanten, die einen Sprüh spalt 9 (Fig. 2) definieren. Ein
Substrat 2, z.B. eine AutomobiLkarosserie, Liegt an Erde und isi mit einer ersten
Lackschicht 3 beschichtet. Die durch das Sprühorgan 1 aufzubringende zweite Lackschicht,
die vorzugsweise einen anderen Farbton aufweist, ist mit 4 bezeichnet.
[0016] Vor dem Sprüh spalt 9 können motorisch versteLLbare Hilfselektroder 5 angeordnet
sein, die beispieLsweise in Richtung der Spaltlängsachse x - x verstellbar sind und
dadurch die wirksame Länge des Sprühspaltes 9 begrenzen.
[0017] In Fig. 3 sind mit 1o die Farbtongrenzen schematisch angedeutet und mit 11 die auf
den Farbtongrenzen stehenden FLächennormaLen.
[0018] Die erste Lackschicht 3 kann durch Verfahren aufgebracht werden, die heute üblicherweise
zur Aufbringung von Lackschichten auf Substraten eingesetzt werden. Eine scharfe Begrenzung
der ersten Lackschicht 3 zur nachfolgenden aufzubringenden Lackschicht 4 ist nicht
erforderlich und kann mit den heute üblichen Verfahrensweisen auch nicht erzielt werden.
Insbesondere aus Fig. 1 ist ersichtlich, daß sich der übergangsbereich der ersten
Lackschicht 3 über die mit der zweiten Lackschicht 4 zu beschichtenden FLäche erstrecken
kann.
[0019] In Fig. 2 sind die FLugbahnen der Lacktröpfchen unter Einwirkung von LuftschLeppkräften
und der Schwerkraft G bezeichnet. KLeinere und damit Leichtere Lacktröpfchen werden
auf das Substrat über die FLugbahn 7 geführt, während schwerere, d.h. größere Lacktröpfchen
über die FLugbahn 8 vom Sprühorgan 1 zum Substrat 2 geführt werden. Durch diese Abhängigkeit
der FLugbahnen von der Tröpfchenmasse ergibt sich auch bei der zweiten Lackschicht
ein übergangsbereich. Dieser ist jedoch kleiner ats 2 cm und damit ist eine ausreichend
scharfe Trennung der beiden Lackschichten 3 und 4 erreicht. Im übergangsbereich, der
- wie vorstehend ausgeführt - nur 2 cm groß ist, können entsprechende ZierLeisten
od. dgL. angebracht werden.
[0020] Aus Fig. 3 ist ersichtLich, daß, um die scharfen Farbtongrenzen 1o zu erreichen,
die Ausrichtung des SprühspaLtes 9 mit seiner Längsachse x - x derart sein muß, daß
diese Längsachse senkrecht zu der Ebene steht, die durch die FLächennormaLen 11 im
Bereich der Farbtongrenzen aufgespannt ist.
1. Verfahren zur Herstellung zwei- oder mehrfarbiger Lackierungen, wobei ein erster
Lack auf mindestens einen Teil eines Substrates und danach ein zweiter und ggf. weitere
andersfarbige Lacke auf vorbestimmte, andere TeiLe des Substrates aufgebracht und
die Lackaufträge durch Einbrennen gehärtet werden, dadurch gekennzeichnet, daß der
zweite bzw. ggf. die weiteren andersfarbigen Lacke ohne zwischenzeitliches Einbrennen
des ersten Lackes auf die vorbestimmten anderen Teile des Substrates unter Einsatz
einer elektrostatischen Zerstäubung an ruhenden Zerstäuberkanten mit elektrostatischem
Transport der Farbteilchen aufgebracht werden und nach Aufbringen der ersten und weiteren
Lacke alte Lackaufträge gemeinsam durch Einbrennen gehärtet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das AusbreitungsverhaLten
der von der ruhenden Zerstäuberkante im elektrostatischen Feld wegtransportierten
Lackpartikel durch Hilfselektroden beeinfLußt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß während des Sprühvorganges
das elektrostatische FeLd durch Bewegen der Hilfselektroden verändert wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei
mittels aus in Arbeitsrichtung hintereinander angeordneten Sprühorganen oder Gruppen
von Sprühorganen zum Auftragen von Lack auf ein Substrat ein erster Lack auf mindestens
einen Teil des Substrates und danach ein zweiter und ggf. weitere andersfarbige Lacke
auf andere TeiLe des Substrates aufgebracht und die Lackaufträge durch Einbrennen
gehärtet werden, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens das letzte Sprühorgan (1)
bzw. die Letzte Gruppe von Sprühorganen eine ruhende Zerstäuberkante zur elektrostatischen
Zerstäubung der Lackpartikel aufweist bzw. aufweisen, wobei der durch die ruhende
Zerstäuberkante gebildete Sprühspalt (9) mit seiner Spaltlängsachse (x - x) im wesentlichen
senkrecht zur FLächennormaLen (11) des zu Lackierenden Substrates (2) steht.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der SprühspaLt (9) mit
seiner Spaltlängsachse (x - x) im wesentlichen senkrecht zur Ebene steht, die aufgespannt
wird durch die Richtung der an den Farbtongrenzen vorhandenen Flächennormale und der
Bewegungsrichtung des an dem Sprühspalt vorbeigeführten Substrates.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 oder 5, gekennzeichnet durch Hilfselektroden
(5), die zwischen dem Sprühspalt (9) und dem Substrat (2) angeordnet sind und ortsveränderbar
sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Hilfselektroden (5)
während des Sprühvorganges ortsveränderbar sind.
8. Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens sowie der zugehörigen Vorrichtung zur
mehrfarbigen, insbesondere zweifarbigen Lackierung von Kraftfahrzeugkarossen.
9. Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens und der zugehörigen Vorrichtung zur
mehrfarbigen, insbesondere zweifarbigen Lackierung von Kraftfahrzeugkarossen, wobei
der Bereich des Farbüberganges zwischen den einzelnen Farbtönen durch ein geeignetes
Bauteil abgedeckt wird.