[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Härten von säurehärtbaren Einbrennlacken
in Gegenwart eines blockierten Säurekatalysators durch Bestrahlung mit kurzwelligem
Licht und anschliessendem Erwärmen.
[0002] Säurehärtbare Einbrennlacke werden für solche Verwendungszwecke eingesetzt, bei denen
eine hohe Einbrenntemperatur vermieden werden soll. Diese Lacke enthalten als Bindemittel
ein säurehärtbares Harz, wie z.B. Melaminharz, Harnstoffharz, Phenolharz, Epoxidharz
sowie deren Gemische mit härtbaren Polyester-, Acryl- und Alkydharzen. Als saure Härtungskatalysatoren
verwendet man vorwiegend organische Säuren wie z.B. Sulfonsäuren oder Carbonsäuren.
Da diese Säuren bereits bei Raumtemperatur eine langsame Härtung bewirken, werden
sie dem Lack erst kurz vor dessen Applikation zugesetzt, was mit dem Problem der Einhaltung
bestimmter Topfzeiten verbunden ist. Um dieses Problem zu vermeiden hat man die Verwendung
blockierter Säurekatalysatoren vorgeschlagen, aus denen beim Erhitzen die freie Säure
entsteht, die der eigentliche Härtungskatalysator ist. Beispiele hierfür sind thermisch
spaltbare Salze oder Ester von Sulfonsäuren.
[0003] So werden in derEP-Al-44115 als blockierte Härtungskatalysatoren Mono- oder Disulfonate
von Oximen beschrieben wie z.B. das Benzilmonoxim-tosylat
[0004] Diese Sulfonate werden dem Lack zugegeben und eine solehe Zusammensetzung ist über
mehrere Wochen lagerfähig. Beim Erhitzen des Lackes auf 130°C tritt eine Spaltung
des Oxim-sulfonates ein und die entstehende Sulfonsäure katalysiert die Härtung des
Lackes. Die Spaltungstemperatur des Sulfonates bestimmt hierbei die Höhe der Einbrenntemperatur,
d.h. unterhalb der Spaltungstemperatur findet nur eine langsame Härtung des Lackes
statt.
[0005] Es wurde nun gefunden, dass man solche Oxim-sulfonate nicht nur thermisch sondern
auch durch UV-Bestrahlung spalten kann. Dies ermöglicht eine Herabsetzung der Einbrenntemperatur,
da diese nicht mehr durch die Höhe der Spaltungstemperatur des Katalysators bestimmt
wird. Es wird dadurch möglich, säurehärtbare Lacke bei Temperaturen von etwa 100°C
in den in der Technik üblichen Zeiten auszuhärten.
[0006] Die Erfindung betrifft daher ein Verfahren zum Härten von Einbrennlacken, die ein
säurehärtbares Harz und als Härtungskatalysator eine blockierte Sulfonsäure der Formel
I enthalten

worin m = 0 oder 1 und n = 1 oder 2 ist,
R1 C1-C12- Alkyl, C1-C4-Halogenalkyl, C2-C6- Alkenyl, C5-C12-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder durch einen oder mehrere der Substituenten Halogen,
C1-C16-Alkyl,C1-C4-Alkoxy, Phenoxy, Phenyl oder Nitro substituiertes C6 -C10-Aryl, Furyl, Thienyl, C7-C12-Aralkyl, C1-C8-Alkoxy, C5-C8-Cycloalkoxy, Phenoxy oder H2N-CO-NH- bedeutet,
R2 eine der für R1 gegebenen Bedeutungen hat oder -CN, C2-C5-Alkanoyl, Benzoyl, C2-C5-Alkoxycarbonyl, Phenoxycarbonyl, -N(R4)(R5), Morpholino oder Piperidino bedeutet oder R1 und R2 zusammen mit den Atomen, an die sie gebunden sind, einen 5-8- gliedrigen Ring bilden,
der durch 1 oder 2 Benzoreste anneliert sein kann, wobei R4 Wasserstoff, C1-C12- Alkyl, Phenyl, C2-C9-Alkanoyl oder Benzoyl und R Wasserstoff, C1-C12-Alkyl oder Cyclohexyl bedeuten
R3, wenn n = 1 ist, C1-C18-Alkyl, unsubstituiertes oder durch einen oder mehrere der Substituenten Halogen,
C1-C4-Halogenalkyl, C1-C16-Alkyl, C1-C4-Alkoxy, C1-C4-Alkyl-CONH-, Phenyl-CONH-, Benzoyl oder Nitro substituiertes C6-C10-Aryl, C5-C12-Cycloalkyl, C7-C9-Aralkyl, Campheryl, -CF3, -CCl3 oder -NH2 bedeutet, und wenn n = 2 ist, C2-C12- Alkylen, unsubstituiertes oder durch C1-C12-Alkyl substituiertes Phenylen, Naphthylen, Diphenylen oder Oxydiphenylen bedeutet,
dadurch gekennzeichnet, dass man den Lack mit kurzwelligem Licht bestrahlt, wodurch
die freie Sulfonsäure gebildet wird, und man anschliessend den Lack bei erhöhter Temperatur
aushärtet.
R1, R2, R4 und als C1-C12-Alkyl können unverzweigtes oder verzweigtes Alkyl sein, beispielsweise Methyl, Ethyl,
Propyl, Isopropyl, n-Butyl, s-Butyl, t-Butyl, n-Pentyl, Isoamyl, n-Hexyl, 2-Ethylbutyl,
n-Octyl, 2-Ethylhexyl, n-Decyl, n-Dodecyl. R3 als C1-C18-Alkyl kann darüberhinaus auch z.B. n-Tetradecyl, n-Pentadecyl, n-Hexadecyl oder n-Octadecyl,
sein.
R1 oder R2 als C1-C4-Halogenalkyl kann z.B. Chlormethyl, Trichlormethyl, Trifluormethyl oder 2-Brompropyl
sein.
R1 und R2 als C2-C6-Alkenyl können z.B. Vinyl, Allyl, 1-Propenyl, Isopropenyl, Methallyl oder 2-Butenyl
sein. R1, R2und R3 als C5-C12-Cycloalkyl können z.B. Cyclopentyl, Cyclohexyl, Cyclooctyl oder Cyclododecyl sein.
R1 und R2 als unsubstituiertes oder substituiertes Aryl können z.B. Phenyl, 4-Fluorphenyl,
4-Chlorphenyl, 2,4-Dichlorphenyl, 2,6-Dichlorphenyl, p-Tolyl, 2,4-Dimethylphenyl,
4-Isopropylphenyl, 4-t-Butylphenyl, 4-Dodecylphenyl, 4-Methoxyphenyl, 4-Butoxyphenyl,
4-Phenoxyphenyl, 4-Biphenylyl, 3-Nitrophenyl, 1- oder 2-Naphthyl, 5-Chlor-1-naphthyl, 6-Brom-2-naphthyl,
4-Nitro-1-naphthyl oder 6-Methoxy-2-naphthyl sein. R1 als Furyl oder Thienyl ist vorzugsweise 2-Furyl oder 2-Thienyl.
R3 als unsubstituiertes oder substituiertes Aryl kann z.B. Phenyl, 4-Chlorphenyl, 2,4-Dichlorphenyl,
2,6-Dichlorphenyl, 4-(Trifluormethyl)-2-nitrophenyl, p-Tolyl, 2,4-Dimethylphenyl,
4-Isopropylphenyl, 4-0ctylphenyl, 4-Nonylphenyl, 4-Dodecylphenyl, 4-Tetradecylphenyl,
3- oder 4-Methoxyphenyl, 4-Acetamidophenyl, 4-Benzamidophenyl, 4-Benzoylphenyl, 3-Nitrophenyl,
Naphthyl, Diisobutylnaphthyl, Nonylnaphthyl, Dinonylnaphthyl oder Dodecylnaphthyl
sein.
R3als C7-C9-Aralkyl kann z.B. Benzyl, 1- oder 2-Phenylethyl oder 3-Phenylpropyl sein. R1 und R2 als C7-C12-Aralkyl können darüber hinaus auch z.B. 2-Phenylisopropyl, 2-Phenylhexyl oder 2-Naphthylmethyl
sein.
R als C2-C9-Alkanoyl kann z.B. Acetyl, Propionyl, Butyryl, Hexanoyl oder Octanoyl sein.
R1 als Alkoxy ist vorzugsweise Methoxy oder Ethoxy. R als Cycloalkoxy ist vorzugsweise
Cyclohexyloxy.
[0007] Wenn R und R
2 zusammen mit den Atomen, an die sie gebunden sind, einen 5-7-gliedrigen Ring bilden,
so kann das ein isocyclischer oder heterocyclischer Ring sein, wie z.B. ein Cyclopentan-,
Cyclohexan-, Cycloheptan-, Pyran- oder Piperidinring. Dieser Ring kann durch Benzoreste
anneliert sein, Beispiele hierfür sind ein Tetrahydronaphthalin-, Dihydroanthracen-,
Indan-, Chroman-, Fluoren-, Xanthen-oder Thioxanthenringsystem. Der Ring kann auch
Carbonylgruppen enthalten. Beispiele hierfür sind Benzochinon-, Naphthochinon- oder
Anthrachinon-reste.
[0008] Wenn n=2 ist, kann R
3 z.B. Tetramethylen, Hexamethylen, Octamethylen, 1,3-Phenylen, 1,5-Naphthylen, 2,6-Naphthylen,
4,4'-Diphenylen oder 4,4'-Oxydiphenylen sein.
[0009] Bevorzugt verwendet man als blockierten Härtungskatalysator eine Verbindung der Formel
I, worin m
= 0 oder 1 ist, n = 1 ist,
R1 C1-C12-Alkyl, C1-C4-Halogenalkyl, C5-C12-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder durch 1 oder 2 der Substituenten Cl, C1-C16-Alkyl, C1-C4-Alkoxy, Phenoxy oder Nitro substituiertes C6-C10-Aryl, 2-Furyl, 2-Thienyl, C1-C4-Alkoxy, Cyclohexyloxy oder Phenoxy bedeutet,
R2 eine der für R angegebenen Bedeutungen hat oder -CN, C2-C5-Alkanoyl, Benzoyl, C2-C5-Alkoxycarbonyl, -N(R4)(R5) oder Morpholino bedeutet, oder R1 und R zusammen mit den Atomen, an die sie gebunden sind, einen 5-8-gliedrigen Ring
bilden, der durch 1 oder 2 Benzoreste anneliert sein kann, wobei R4 Wasserstoff, C1-C4-Alkyl, Phenyl, C2-CS-Alkanoyl, Benzoyl und R5 Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl bedeuten, und
R3 C1-C18-Alkyl, unsubstituiertes oder durch ein oder mehrere der Substituenten Halogen, C1-C4-Halogenalkyl, C1-C16-Alkyl, C1-C4-Alkoxy oder Nitro substituiertes C6-C10-Aryl, C5-C12-Cycloalkyl, Campheryl, -CF3 oder -CC13 bedeutet.
[0010] Besonders bevorzugt verwendet man einen Härtungskatlaysator der Formel I, worin m
= 0 oder 1 ist, n = 1 ist,
R1 C1-C4-Alkyl, Trifluormethyl, unsubstituiertes oder durch 1 oder 2 der Substituenten Cl,
C1-C4-Alkyl, C1-C4-Alkoxy oder Nitro substituiertes Phenyl, 2-Furyl, 2-Thienyl oder C1-C4-Alkoxy bedeutet,
R2 eine der für R gegebenen Bedeutungen hat oder -CN, Dialkylamino oder Morpholino ist,
oder R1 und R2 zusammen mit den Atomen, an die sie gebunden sind, einen 5- oder 6-gliedrigen Ring
bilden, der durch 1 oder 2 Benzoreste anneliert sein kann, und
R3 C1-C4-Alkyl, unsubstituiertes oder durch einen oder zwei der Substituenten Cl, CF3, C1-C16-Alkyl oder N02 substituiertes Phenyl bedeutet, insbesondere solche,
worin m = 0 oder 1 ist, n = 1 ist,
[0011] R
1 C
1-C
4-Alkyl, Trifluormethyl, Phenyl, Mono- oder Dichlorphenyl oder Nitrophenyl ist, R
2 eine der für R angegebenen Bedeutungen hat oder -CN bedeutet, oder R
1 und R
2 zusammen mit den Atomen, an die sie gebunden sind, einen 5-6-gliedrigen Ring bilden,
der durch eine oder zwei Benzogruppen anneliert ist, und R
3 Methyl, Phenyl oder durch C
1-C
16-Alkyl substituiertes Phenyl bedeutet.
[0012] Viele dieser Oxim-sulfonate bilden syn- und anti-Stereoisomere. Für die erfindungsgemässe
Verwendung können beide Isomere oder deren Gemisch brauchbar sein. Soweit es sich
um a-Keto-oximsulfoante (Monoximsulfoante von 1,2-Diketonen) handelt, deren anti-Form
geringe Stabilität zeigen, ist die erfindungsgemässe Verwendung der syn-Isomeren bevorzugt.
[0013] Beispiele für solche als blockierte Härtungskatalysatoren verwendbare Oxim-sulfonate
der Formel I sind die folgenden Verbindungen:
1) Benzilmonoxim-tosylat

2) Benzilmonoxim-p-dodecylbenzolsulfonat
3) Benzilmonoxim-hexadecansulfonat
4) 4-Nitroacetophenonoxim-tosylat
5) a-Tosyloxyimino-capronsäure-ethylester

6) a-Cyclohexylsulfonyloxyimino-phenylessigsäure-ethylester

7) α-(4-Chlorphenylsulfonyloxyimino)-capronsäure-phenylester

8) 4,4'-Dichlorbenzilmonoxim-methansulfonat
9) 4,4'-Dimethylbenzilmonoxim-tosylat
10) 4,4'-Dimethoxybenzilmonoxim-p-dodecylbenzolsulfonat
11) Dibenzylketonoxim-tosylat
12) a-Tosyloxyimino-cyanessigsäure-ethylester
13) Furilmonoxim-4-acetamidobenzolsulfonat
14) Acetonoxim-p-benzoylbenzolsulfonat
15) 1-Amino-1-(campher-10-sulfonyloxyimino)-2-phenylethan

16) α-(2-Nitrophenylsulfonyloxyimino)-cyclohexyl-essigsäure- cyclohexylester
17) a-(2-Naphthylsulfonyloxyimino)-benzoylessigsäure-ethylester

18) 3-Benzylsulfonyloxyimino-acetylaceton

19) 1-Morpholino-1-(trichlormethylsulfonyloxyimino)-2-phenylethan
20) Bis-(benzilmonoxim)-butan-1,4-disulfonat

21) Bis(benzilmonoxim)-dioctylnaphthalindisulfonat

22) Bis(a-hydroxyiminocapronsäureethylester)-diphenylen-4,4'-disulfonat

23) Bis(α-hydroxyiminocapronsäureethylester)-diphenyloxyd-4,4'- disulfonat

24) a-Tetralonoxim-tosylat
25) 1-Indanonoxim-tosylat
26) Anthrachinonmonoxim-tosylat
27) Xanthonoxim-tosylat
28) Thioxanthonoxim-tosylat
29) a-(p-Toluolsulfonyloxy-imino)-benzylcyanid

30) a-(p-Chlorbenzolsulfonyloxyimino)-benzylcyanid
31) a-(4-Nitrobenzolsulfonyloxyimino)-benzylcyanid
32) a-(4-Nitro-2-trifluormethylbenzolsulfonyloxyimino)-benzylcyanid
33) a-(Benzolsulionyloxyimino)-4-chlorbenzylcyanid
34) α-(Benzolsulfonyloxyimino)-2,4-dichlorbenzylcyanid
35) α-(Benzolsulfonyloxyimino)-2,6-dichlorbenzylcyanid
36) a-(Benzolsulfonyloxyimino)-4-methoxybenzylcyanid
37) a-(2-Chlorbenzolsulfonyloxyimino)-4-methoxybenzylcyanid
38) α-(Benzolsulfonyloxyimino)-thien-2-ylacetonitril
39) 4-Chlor-a-trifluor-acetophenonoxim-benzolsulfonat

40) a-(Benzolsulfonyloxyimino)-cyanessigsäuremethylester
41) Fluorenonoxim-tosylat
42) 2,6-Di-tert. butyl-benzochinonmonoxim-tosylat

43) a-(Benzolsulfonyloxyimino)-ureidocarbonylacetonitril

44) α-(p-Toluolsulfonyloxyimino)-benzoylacetonitril
45) a-(p-Toluolsulfonyloxyimino)-4-methoxybenzoylacetonitril
46) Indan-1,3=dion-monoxim-tosylat
47) 2,3-Dihydro-1,4-naphthochinon-monoxim-tosylat

48) Acetophenonoxim-tosylat
49) Chromanonoxim-tosylat

[0014] Die Verbindungen der Formel I sind zum Teil bekannte Verbindungen, wie sie z.B. in
der EP-A1-44115 beschrieben sind. Ihre Herstellung kann durch Umsetzung der entsprechenden
Oxime mit dem entsprechenden Sulfonsäurechlorid bzw. Disulfonsäurechlorid erfolgen.
Die als Ausgangsmaterial hierfür benötigten Oxime sind entweder bekannte Verbindungen
oder können nach den zur Herstellung von Oximen Üblichen Verfahren, beispielsweise
durch Umsetzung der entsprechenden Carbonyl- oder Thiocarbonylverbindungen mit Hydroxylamin
oder durch Nitrosierung reaktiver CH
2-Gruppen oder durch Nitrosierung von Hydroxyaromaten, gewonnen werden.
[0015] Die Härtungskatalysatoren der Formel I werden den Lacken in einer für die Härtung
ausreichenden Menge zugesetzt. Die benötigte Menge hängt von der Art des Harzes sowie
von der beabsichtigten Härtungstemperatur und Härtungszeit ab. Im allgemeinen verwendet
man 0,1 bis 10 Gew.X, vorzugsweise 0,5 bis 5 Gew.%, bezogen auf das lösungsmittelfreie
Harz. Mischungen von Härtungskatalysatoren der Formel I können auch eingesetzt werden.
[0016] Als säurehärtbare Harze kommen alle Harze in Frage, deren Härtung durch saure Katalysatoren
beschleunigt werden kann. Das sind vor allem Melamin-, Harnstoff-, Epoxid-, Phenol-,
Acryl-, Polyester- und Alkydharze, insbesondere aber die Mischungen von Acryl-, Polyester-oder
Alkydharzen mit einem Melaminharz. Darunter fallen auch modifizierte Lackharze wie
z.B. acrylmodifizierte Polyester- und Alkydharze. Beispiele für einzelne Typen von
Harzen, die unter den Begriff Acryl-, Polyester- und Alkydharze fallen, sind z.B.
in Wagner, Sarx/Lackkunstharze (München, 1971), Seiten 86 bis 123 und 229 bis 238,
oder in Ullmann/Encyclopädie der techn. Chemie, 4. Auflage, Band 15 (1978), Seiten
613 bis 628, beschrieben. Bevorzugt enthält der Lack ein Aminoharz. Beispiele hierfür
sind unverätherte oder verätherte Melamin-, Harnstoff-, Guanidin- oder Biuret-Harze.
Von besonderer Bedeutung ist die saure Katalyse für die Härtung von Lacken, die verätherte
Aminoharze enthalten, wie z.B. methylierte oder butylierte Melaminharze (N-Methoxymethyl-
bzw. N-Butoxymethylmelamin) oder methylierte/butylierte Glycolurile wie z.B. dasjenige
der Formel

[0017] Beispiele für weitere Harzzus armmensetzungen sind Gemische von polyfunktionellen
Alkoholen oder Hydroxylgruppen enthaltenden Acryl-und Polyesterharzen, oder partiell
verseiftem Polyvinylacetat oder Polyvinylalkohol mit polyfunktionellen Dihydropyranylderivaten,
wie beispielsweise Derivate der 3,4-Dihydro-2H-pyran-2-carbonsäure.
[0018] Für bestimmte Zwecke verwendet man auch Harzgemische, die monomere oder oligomere
Bestandteile mit polymerisationsfähigen ungesättigten Gruppen haben. Auch solche Lacke
sind nach dem erfindungsgemässen Verfahren härtbar. Hierbei können zusätzlich a) radikalische
Polymerisationsinitiatoren oder b) Photoinitiatoren, beispielsweise solche aus der
Klasse der aromatischen Ketone, Benzoinverbindungen, Benzylketale oder a-Hydroxyacetophenonderivate
mitverwendet werden. Erstere initiieren die Polymerisation der ungesättigten Gruppen
während der Wärmebehandlung, letztere während der UV-Bestrahlung.
[0019] Die Lacke können Lösungen oder Dispersionen des Lackharzes in einem organischen Lösungsmittel
oder in Wasser sein, sie können aber auch lösungsmittelfrei sein. Von besonderem Interesse
sind Lacke mit geringem Lösungsmittelanteil, sogenannte "high solids-Lacke". Die Lacke
können Klarlacke sein, wie sie z.B. in der Automobilindustrie als Decklacke von Mehrschichten-Anstrichen
verwendet werden. Sie können auch Pigmente enthalten, seien es anorganische oder organische
Pigmente, sowie Metallpulver für Metalleffekt-Lacke.
[0020] Die Lacke können weiterhin kleinere Mengen an speziellen Zusätzen enthalten, wie
sie in der Lacktechnologie üblich sind, beispielsweise Verlaufshilfsmittel, Thixotropiemittel,
Lichtschutzmittel, Antioxydantien oder Photoinitiatoren.
[0021] Beispiele für Lichtschutzmittel sind solche aus der Klasse der Hydroxyphenyl-benzotriazole,
Hydroxybenzophenone, Cyanacrylate, Hydroxyphenyltriazine, Oxalanilide, organischen
Nickelverbindungen oder der Polyalkylpiperidinderivate. Da Lichtschutzmittel vom UV-Absorber-Typ
die erfindungsgemässe UV-Bestrahlung stören können, kann man solche Lichtschutzmittel
auch einer angrenzenden Lackschicht zusetzen, aus der sie dann allmählich in die zu
schützende Schicht des Einbrennlackes eindiffundieren. Die angrenzende Lackschicht
kann eine Grundierung unter dem Einbrennlack oder ein Decklack über dem Einbrennlack
sein.
[0022] Die Applikation des Lackes kann nach einer der in der Technik üblichen Methoden,
beispielsweise durch Besprühen, Streichen oder Tauchen geschehen. Bei Verwendung geeigneter
Lacke kann auch ein elektrischer Auftrag, beispielsweise durch Elektrotauchlackierung,
erfolgen. Nach dem Trocknen wird der Lackfilm mit kurzwelligem Licht bestrahlt. Hierzu
verwendet man vorzugsweise UV-Licht.
[0023] Hierfür gibt es heute eine Anzahl geeigneter technischer Geräte. Diese enthalten
Quecksilber-mitteldruck-, -hochdruck- oder -niederdrucklampen sowie Leuchtstoffröhren,
deren Emissionsmaxima bei 250 bis 400 nm liegen. Die nötigen Bestrahlungszeiten hängen
von der Schichtdicke des Harzes, von der Pigmentierung, von der Lichtstärke der Lampen
und von der Distanz der Lampen ab. Ein unpigmentierter Lack in Üblicher Schichtdicke
benötigt in üblichen UV-Bestrahlungsgeräten einige Sekunden Belichtungszeit. In dieser
Zeit hat sich der latente Katalysator unter Bildung von freier Sulfonsäure photochemisch
umgewandelt.
[0024] Setzt man dem Harz zusätzlich Photosensibilisatoren zu, so kann man die Bestrahlungszeit
verkürzen und/oder andere Lichtquellen verwenden. Beispiele für bekannte Photosensibilisatoren
sind aromatische Ketone oder aromatische Aldehyde (wie sie z.B. im US-Patent 4,017,652
beschrieben sind), Cumarine (wie sie z.B. im US-Patent 4,366,228 beschrieben sind),
Thioxanthone, kondensierte Aromaten wie z.B. Perylen, aromatische Amine (wie sie z.B.
im US-Patent 4,069,954 beschrieben sind) oder kationische und basische Farbstoffe
(wie sie z.B. im US-Patent 4,026,705 beschrieben sind).
[0025] Anschliessend erfolgt die Härtung des Lackfilmes durch Wärmebehandlung. Diese kann
im Unterschied zu Verfahren ohne Bestrahlung bei relativ niedrigen Temperaturen durchgeführt
werden. Bei einer Einbrenndauer von etwa 30 Minuten und Verwendung von etwa 2% Katalysator
genügen Einbrenntemperaturen von etwa 70 bis 80°C. Bei Verwendung von 1X Katalysator
benötigt man Temperaturen von etwa 80 bis 100°C und bei Verwendung von 0,5% Katalysator
etwa 100 bis 120°C. Demgegenüber benötigt man ohne Bestrahlung bei derselben Einbrennzeit
Temperaturen, die um 20-50
*C höher sind. Bevorzugt härtet man die erfindungsgemäss katalysierten Lacke nach der
Bestrahlung bei Temperaturen unterhalb 120°C, insbesondere bei 80-100°C aus.
[0026] Diese relativ niedrigen Einbrenntemperaturen des erfindungsgemässen Verfahrens sind
von erheblicher technischer Bedeutung bei der Beschichtung oder Lackierung von temperaturempfindlichen
Substraten. Beispiele hierfür sind Gegenstände aus Holz oder Karton, insbesondere
aber Gegenstände, die Teile aus Kunststoffen oder Kautschuken enthalten, beispielsweise
elektrische Geräte, Fahrzeuge aller Art oder Maschinen.
[0027] Eine langsame Härtung des Lackes nach der Bestrahlung setzt auch ohne Erwärmen, d.h.
bei Raumtemperatur, ein. Eine solche Härtung dauert jedoch mehrere Tage, so dass sie
nur in Ausnahmefällen von technischem Interesse sein kann.
[0028] Gegenüber dem Zusatz einer freien Säure als Härtungskatalysator haben die erfindungsgemäss
verwendeten blockierten Sulfonsäuren den Vorteil, dass die damit versetzten Lacke
eine wesentlich längere Topfzeit haben.
[0029] Das erfindungsgemässe Verfahren ist für alle Arten der industriellen Beschichtung
und Lackierung geeignet, wie z.B. für die Lackierung von Maschinen, Fahrzeugen, Schiffen
oder Konstruktionsteilen. Von besonderer Bedeutung ist es für die Automobil-Lackierung.
Hierbei kann es sowohl in Einschicht-Lackierung wie Mehrschicht-Lackierung angewendet
werden. Von besonderem Interesse ist auch die Anwendung des Verfahrens für die kontinuierliche
Beschichtung von Blechen, beispielsweise Stahl- oder Aluminiumblechen, nach dem sogenannten
Coil-Coat-Verfahren. Das Verfahren eignet sich zudem für die Härtung von säurehärtbaren
Druckfarben, die sich wegen ihrer hervorragenden Aufziehfähigkeit besonders für den
Blechdruck eignen.
[0030] Ein weiteres-Einsatzgebiet ist die Härtung von säurehärtbaren Schleifmittel-Zusammensetzungen,
wie sie in der DE 33 17 570-Al näher beschrieben ist.
[0031] Die folgenden Beispiele erläutern das Verfahren anhand spezifischer säurehärtbarer
Einbrennlacke. Hierin bedeuten Teile Gewichtsteile und% Gewichtsprozente. Die Temperaturen
sind in °C angegeben.
Beispiel 1: Härtung eines Lackes auf Basis eines Acryl-Melamin-Harzes.
[0032] Aluminiumbleche von 0,5 mm Dicke, die mit einem weisspigmentierten Grundlack auf
Basis Polyesterharz beschichtet sind, werden mit einem festkörperreichen Klarlack
der folgenden Zusammensetzung beschichtet:
[0033]

Der Festkörperanteil dieser Rezeptur beträgt etwa 60%;.
[0034] Der Katalysator wird in einer Menge von 1%, bezogen auf lösungsmittelfreies Bindemittel,
in einem Teil des Butanols vorgelöst und in die obige Harzformulierung eingearbeitet.
[0035] Der Lack wird mit einem elektrischen Filmziehgerät so aufgetragen, dass die Trockenfilmstärke
etwa 30 um beträgt. Nach einer Abluftzeit von 15 Minuten werden die Proben in einem
PPG-Bestrahlungsgerät mit 2 Hochdruckquecksilberdampflampen a 80.Watt einer UV-Bestrahlung
unter Variation der Bestrahlungszeit ausgesetzt. Anschliessend werden die Proben in
einem Lackofen 30 Minuten bei 100°C eingebrannt.
[0036] Zur Beurteilung des Härtungsgrades wird die Pendelhärte des Lackfilms nach der Methode
von König (DIN 53 158) bestimmt, und zwar 30 Minuten und 24 Stunden nach dem Einbrennen.
[0037] Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 aufgeführt. Die in der Tabelle angegebenen Nummern
der Katalysatoren beziehen sich auf die Liste auf Seite 6-11

[0038] Man ersieht daraus, dass bereits nach kurzer Bestrahlungszeit ein starker Effekt
gegenüber den unbestrahlten Proben vorhanden ist, der bei Verlängerung der Bestrahlungszeit
nicht mehr wesentlich zunimmt.
Beispiel 2: Härtung eines Lackes auf Basis eines Acryl-Melamin-Harzes
1. Verfahren zum Härten von Einbrennlacken, die ein säurehärtbares Harz und als Härtungskatalysator
eine blockierte Sulfonsäure der Formel I enthalten

worin m = 0 oder 1 und n = 1 oder 2 ist,
R1 C1-C12- Alkyl, Cl-C4-Halogenalkyl, C2-C6- Alkenyl, C5-C12-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder durch einen oder mehrere der Substituenten Halogen,
C1-C16-Alkyl, C1-C4-Alkoxy, Phenoxy, Phenyl oder Nitro substituiertes C6 -C10-Aryl, Furyl, Thienyl, C7-C12-Aralkyl, C1-C8-Alkoxy, C5-C8-Cycloalkoxy, Phenoxy oder H2N-CO-NH- bedeutet,
R2 eine der für R gegebenen Bedeutungen hat oder -CN, C2-C5-Alkanoyl, Benzoyl, C2-C5-Alkoxycarbonyl, Phenoxycarbonyl, -N(R4)(RS), Morpholino oder Piperidino bedeutet oder R1 und R2 zusammen mit den Atomen, an die sie gebunden sind, einen 5-8- gliedrigen Ring bilden,
der durch 1 oder 2 Benzoreste anneliert sein kann, wobei R4 Wasserstoff, C1-C12- Alkyl, Phenyl, C2-C9-Alkanoyl oder Benzoyl und R5 Wasserstoff, C1-C12-Alkyl oder Cyclohexyl bedeuten
R3, wenn n = 1 ist, C1-C18-Alkyl, unsubstituiertes oder durch einen oder mehrere der Substituenten Halogen,
C1-C4-Halogenalkyl, C1-C16-Alkyl, C1-C4-Alkoxy, C1-C4-Alkyl-CONH-, Phenyl-CONH-, Benzoyl oder Nitro substituiertes C6-C10-Aryl, C5-C12-Cycloalkyl, C7-C9-Aralkyl, Campheryl, -CF3, -CCl3 oder -NH2 bedeutet, und wenn n = 2 ist, C2-C12- Alkylen, unsubstituiertes oder durch C1-C12-Alkyl substituiertes Phenylen, Naphthylen, Diphenylen oder Oxydiphenylen bedeutet,
dadurch gekennzeichnet, dass man den Lack mit kurzwelligem Licht bestrahlt, wodurch
die freie Sulfonsäure gebildet wird, und man anschliessend den Lack bei erhöhter Temperatur
aushärtet.
2. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Lack einen Härtungskatalysator
der Formel I enthält,
worin m = 0 oder 1 ist, n = 1 ist,
R1 C1-C12-Alkyl, C1-C4-Halogenalkyl, C5-C12-Cycloalkyl, unsubstituiertes oder durch 1 oder 2 der Substituenten Cl, C1-C16-Alkyl, C1-C4-Alkoxy, Phenoxy oder Nitro substituiertes C6-C10-Aryl, 2-Furyl, 2-Thienyl, C1-C4-Alkoxy, Cyclohexyloxy oder Phenoxy bedeutet,
R2 eine der für R angegebenen Bedeutungen hat oder -CN, C2-C5-Alkanoyl, Benzoyl, C2 C5-Alkoxycarbonyl, -N(R4)(R5) oder Morpholino bedeutet, oder R1 und R2 zusammen mit den Atomen, an die sie gebunden sind, einen 5-8-gliedrigen Ring bilden,
der durch 1 oder 2 Benzoreste anneliert sein kann, wobei R4 Wasserstoff, C1-C4-Alkyl, Phenyl, C2-C5-Alkanoyl, Benzoyl und R5 Wasserstoff oder C1-C4-Alkyl bedeuten, und
R3 C1-C18-Alkyl, unsubstituiertes oder durch ein oder mehrere der Substituenten Halogen, C1-C4-Halogenalkyl, C1-C16-Alkyl, CI-C4-Alkoxy oder Nitro substituiertes C6-C10-Aryl, C5-C12-Cycloalkyl, Campheryl, -CF3 oder -CCl3 bedeutet.
3. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Lack einen Härtungskatalysator
der Formel I,
worin m = 0 oder 1 ist, n = 1 ist,
R C1-C4-Alkyl, Trifluormethyl, unsubstituiertes oder durch 1 oder 2 der Substituenten Cl,
C1-C4-Alkyl, C1-C4-Alkoxy oder Nitro substituiertes Phenyl, 2-Furyl, 2-Thienyl oder C1-C4-Alkoxy bedeutet,
R2 eine der für R1 gegebenen Bedeutungen hat oder -CN, Dialkylamino oder Morpholino ist, oder R1 und R2 zusammen mit den Atomen, an die sie gebunden sind, einen 5- oder 6-gliedrigen Ring
bilden, der durch 1 oder 2 Benzoreste anneliert sein kann, und
R3 C1-C4-Alkyl, unsubstituiertes oder durch einen oder zwei der Substituenten Cl, CF3, C1-C16-Alkyl oder N02 substituiertes Phenyl bedeutet.
4. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Lack einen Härtungskatalysator
der Formel I enthält,
worin m = 0 oder 1 ist, n = 1 ist,
R1 C1-C4-Alkyl, Trifluormethyl, Phenyl, Mono- oder Dichlorphenyl oder Nitrophenyl ist, R2 eine der für R1 angegebenen Bedeutungen hat oder -CN bedeutet, oder R1 und R2 zusammen mit den Atomen, an die sie gebunden sind, einen 5-6-gliedrigen Ring bilden,
der durch eine oder zwei Benzogruppen anneliert ist, und R3 Methyl, Phenyl oder durch C1-C16-Alkyl substituiertes Phenyl bedeutet.
5. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Lack als säurehärtbares
Harz ein Aminoharz enthält.
6. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Lack ein Gemisch
eines Melaminharzes mit einem Acryl-, Polyester-oder Alkydharz enthält.
7. Verfahren gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man nach der Bestrahlung
den Lack bei einer Temperatur unterhalb von 120°C, insbesondere bei 80-100°C, aushärtet.