[0001] Die Erfindung geht aus von einem Verfahren zum elektrolytischen Polieren eines Werkstücks
aus einer Legierung auf Nickel-, Kobalt- oder Eisenbasis nach der Gattung des Oberbegriffs
des Anspruchs 1.
[0002] Beim elektrolytischen Polieren von Metallen und Legierungen der Gruppen IVB, VB,
VIB und VIII des periodischen Systems der Elemente werden meistens Elektrolyte auf
der Basis konzentrierter Säuren wie Schwefelsäure, Phosphorsäure und Salpetersäure
eingesetzt. Durch die Wirkung der erwähnten Säuren sollte bei der anodischen Behandlung
der Metallgegenstände eine bevorzugte Abtragung von Oberflächenrauheiten zustandekommen.
Diese Abtragung kann bei geeigneter Einstellung der Arbeitsbedingungen bis zum Glänzen
der Oberfläche führen. Zur Abklärung der Elektropoliervorgänge wurden verschiedene
Theorien ausgearbeitet. Meistens sind es Ueberlegungen über physikalische Eigenschaften
des Elektrolyten. Hier spielt eine wichtige Rolle die Viskosität des Elektrolyten
hinsichtlich der Diffusionsvorgänge an der Anode. Ein anderer Faktor ist der Einfluss
der Leitfähigkeit bezüglich des Strom-Spannungsverhält-Das elektrolytische Polieren
rostfreier Stähle ist unter anderem bekannt aus der DE-PS 938 402, DE-PS 754 703,
DE-AS 1 913 570, US-PS 3 751 352. Das entsprechende Verfahren für Superlegierungen
ist z.B. in der DE-OS 26 54 484 beschrieben.
[0003] Beim elektrolytischen Polieren sind hauptsächlich zwei gleichzeitig zu bewerkstellende
Prozesse zu beachten: Die Einebnung der Oberfläche, d.h. die bevorzugte Auflösung
der makro- bis mikroskopisch vorliegenden Rauheiten der Oberfläche, ohne dass dabei
ein Kornangriff in die Tiefe erfolgt, sowie die Auflösung der gebildeten Metalloxydschicht
an der Oberfläche. Bei der Behandlung von Legierungen kommt noch ein dritter, wichtiger
Faktor zum Zuge, die gleichmässige Auflösung von allen beteiligten Metallkomponenten.
Diese gleichmässige Auflösung von allen in der Legierung vorhandenen Metallen ist
umso schwieriger, je mehr die Metalle aus verschiedenen Gruppen des periodischen Systems
der Elemente stammen. Bei sehr komplex zusammengesetzten Legierungen des Nickelbasis-Typs
(beispielsweise Superlegierungen wie die "Nimonics") konnte zwar mit herkömmlichen
Mitteln ein elektrolytischer Poliereffekt erreicht werden, doch blieb die Oberfläche
stumpf und matt. Der Grund dafür ist die ungleichmässige Auflösung aller beteiligten
Metalle oder sogar die Aufkonzentrierung der schwerlöslichen Komponenten an der behandelten
Oberfläche. Der Elektrolyt auf Perchlorsäurebasis hat zwar sehr gute Elektropolierwirkung
gebracht, aber aus der praktischen Sicht ist ein solcher Elektrolyt in der Produktion
nicht verwendbar. Dazu ist die erforderliche Betriebstemperatur zu tief und es besteht
die Gefahr des späteren korrosiven Angriffs durch abgebaute Chloridionen. Ausserdem
besteht bei diesem Verfahren Explosionsgefahr und die Verwendungszeit (Lebensdauer)
der Elektrolyten ist zu kurz.
[0004] Es besteht daher ein Bedürfnis nach der Verbesserung der konventionellen Verfahren
des elektrolytischen Polierens. Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zum elektrolytischen Polieren eines Werkstücks aus einer Nickel-, Kobalt- oder Eisenlegierung,
insbesondere Superlegierung anzugeben, das saubere, glänzende Werkstückoberflächen
liefert und ohne Explosionsgefahr unter normalen Werkstattbedingungen sowie im Raum
und im Freien vorkommenden Temperaturen durchführbar ist. Der entsprechende Elektrolyt
soll dabei eine möglichst lange Verwendbarkeit aufweisen.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen
Merkmale gelöst.
[0006] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Ausführungsbeispiele näher beschrieben.
Ausführungsbeispiel I:
[0007] Zur Herabsetzung des Elektrolysebades wurden zunächst 6 Volumenteile konzentrierte
H
2SO
4 mit 2 Volumenteilen c
2H
5OH gemischt. Dann wurde 1 Volumenteil HBF
4 beigemischt. Zuletzt wurden noch 1 Volumenteil Glyzerin und 0,1 Vol.-% eines Fluorotensids
zugegeben. Danach wurde das Bad auf die Arbeitstemperatur von 0 °C abgekühlt.
[0008] Das fertige Elektrolysebad hatte ungefähr folgende Zusammensetzung:

[0009] Als Werkstück wurde eine Gasturbinenschaufel aus einer Nickel-Superlegierung mit
dem Handelsnamen Nimonic elektrolytisch poliert. Das Werkstück wurde zunächst in organischen
Lösungsmitteln entfettet und dann in eine geeignete Einhängevorrichtung (Gestell)
gebracht. Das Gestell wurde mit dem Werkstück als Anode in das Elektrolysebad eingehängt
und eine Zellenspannung von 50 V eingestellt. Nun wurde während 3 min bei einer Stromdichte
von 80 A/dm
2 etwa einer Temperatur von 0 °C elektrolytisch poliert. Nach Abschluss des Poliervorganges
wurde der Strom abgeschaltet, das Werkstück mit Gestell aus dem Bad herausgenommen
und mehrmals in kaltem und warmem Wasser gespült. Dann wurde das Werkstück im Warmluftstrom
bei einer Temperatur von
[0010] 80 bis 90 °C getrocknet. Nach der Entfernung aus dem Gestell und der Abkühlung auf
Raumtemperatur zeigte das Werkstück eine glänzende spiegelnde Oberfläche.
Ausführungsbeispiel II:
[0011] Zunächst wurden zur Zubereitung des Elektrolysebades 3 Volumenteile konzentrierte
H
3PO
4 mit 5 Volumenteilen C
2H
5OH und 1 Volumenteil Glyzerin sowie 1 Volumenteil Ammoniumdifluorid inkl. 0,1 Vol.-%
Fluorotensid gemischt. Das Bad wurde auf eine Arbeitstemperatur von -10 °C abgekühlt.
Das fertige Elektrolysebad hatte ungefähr folgende Zusammensetzung:

[0012] Das Werkstück bestand aus einer Nickelbasis-Superlegierung mit dem Handelsnamen Hastelloy.
Vor dem elektrolytischen Polieren wurde es in organischen Lösungsmitteln (Trichloräthylen,
Perchloräthylen) entfettet und dann in eine Vorrichtung ähnlich wie unter Beispiel
I beschrieben, eingehängt. Das Ganze wurde in das oben angegebene Elektrolysebad eingetaucht,
wo es als Anode diente. Die Zellenspannung wurde auf den Wert 20 V eingestellt und
während 5 min elektrolytisch poliert. Die Weiterbehandlung des Werkstücks, das Spülen,
Trocknen etc. erfolgte in der unter Beispiel I angegebenen Weise.
Ausführungsbeispiel III:
[0013] Zur Herstellung des Elektrolysebades wurden 2 Volumenteile konzentrierte
H3P04 und 2 Volumenteile konzentrierte H
2SO
4 mit 2 Volumenteilen C
2H
5OH und 2 Teilen 2-Propanol gemischt. Ausserdem wurde eine Lösung von 1 Volumenteil
Natriumfluosilikat und 1 Volumenteil HF inkl. 0,1 Vol.-% eines Fluorotensids hergestellt
und der ersten Mischung beigegeben. Das auf diese Weise hergestellte Bad wurde auf
eine Arbeitstemperatur von 12 °C gebracht.
[0014] Das fertige Elektrolysebad hatte demgemäss ungefähr folgende Zusammensetzung:

[0015] Als Werkstück wurde ein Bauteil aus einer austenitischen Eisenlegierung des Typs
XlOCrNiW 17/13 verwendet. Es wurde zunächst in organischen Lösungsmitteln entfettet
und dann in ein geeignetes Gestell eingebaut. Des weiteren wurde gemäss Beispiel I
verfahren. Die Zellenspannung während des elektrolytischen Polierens wurde auf 70
V gehalten. Die Dauer des Polierens betrug 7 min. Die Behandlung des Werkstücks erfolgte
dann in der unter Beispiel I angegebenen Weise.
[0016] Die Erfindung ist nicht auf die Ausführungsbeispiel beschränkt. Das Verfahren ist
grundsätzlich auf Ni-, Co-oder Fe-Basislegierungen - vorwiegend austenitische Werkstoffe
anwendbar. Dem in der Regel auf einer konzentrierten nichtoxydierenden Säure wie H
2SO
4 oder H
3PO
4 aufgebauten, ferner ein Fluorotensid und eine schwache polare organische Verbindung
enthaltenden Elektrolyten wird eine Fluorverbindung in Form eines einfachen oder komplexen
Fluorids in einer Menge von mindestens 2 Vol.-% beigemengt.
[0017] Der Gehalt an konzentrierter H
2SO
4 oder N
3PO
4 kann zwischen 20 und 80 Vol.-% betragen. Würden beide vorgenannten Säuren gleichzeitig
verwendet, so betrüge deren Gehalt vorteilhafterweise je 10 bis 40 Vol.-%.
[0018] Als schwach polare organische Verbindungen werden vorzugsweise 10 bis 50 Vol.-% C
2H
50H und 5 bis 40 Vol.-% Glyzerin verwendet. Statt dessen können im Elektrolyten auch
je 10 bis 30 Vol.-% C
2H
5OH und 2-Propanol enthalten sein. Durchwegs werden dem Elektrolyten ca. 0,2 Vol.-%
eines Fluorotensids beigegeben.
[0019] Als Fluorverbindungen, welche für das Verfahren geeignet und typisch sind, können
HBF
4 (5 bis 40 Vol.-%); Ammoniumdifluorid (5 bis 40 Vol.-%) oder eine Mischung von HF
und Natriumfluorsilikat (je 5 bis 20 Vol.-%) Verwendung finden. Selbstverständlich
sind auch andere Kombinationen von geeigneten Fluorverbindungen für die Durchführung
des Verfahrens verwendbar.
[0020] Das elektrolytische Polieren wird vorteilhafterweise bei Temperaturen zwischen -20
und +30 °C bei anodischen Stromdichten von 20 bis 250 A/dm
2 unter Zellenspannungen von 20 bis 70 V während 20 sec bis 20 min durchgeführt.
1. Verfahren zum elektrolytischen Polieren eines Werkstücks aus einer Legierung auf
Nickel-, Kobalt- oder Eisenbasis mittels eines eine konzentrierte nichtoxydierende
Säure sowie ein Fluorotensid und eine schwach polare organische Verbindung enthaltenden
Elektrolyten, wobei das Werkstück zunächst entfettet und nach dem Polieren gespült
und getrocknet wird, dadurch gekennzeichnet, dass dem Elektrolyten mindestens eine
Fluorverbindung in Form eines einfachen oder komplexen Fluorids in einer Menge von
mindestens 2 Vol.-% beigemengt wird und dass das Polieren in einem Temperaturbereich
von -20 bis +30 °C bei einer Stromdichte von 20 bis 250 A/dm2 unter einer Spannung von 20 bis 70 V während einer Zeit von 20 sec bis 20 min durchgeführt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektrolyt 20 bis 80
Vol.-% konzentrierte H2SO4 enhält.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektrolyt 20 bis 60
Vol.-% konzentrierte H2SO4, 10 bis 50 Vol.-% C2H5OH, 5 bis 40 Vol.-% Glyzerin, 5 bis 40 Vol.-% HBF4 und 0,1 Vol.-% eines Fluorotensids enthält.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektrolyt 20 bis 60
Vol.-% konzentrierte H3PO4 enthält.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektrolyt 20 bis 60
Vol.-% konzentrierte H3PO4, 10 bis 50 Vol.-% C2H5OH, 5 bis 40 Vol.-% Glyzerin, 5 bis 40 Vol.-% Ammoniumdifluorid und 0,1 Vol.-% eines
Fluorotensids enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektrolyt je 10 bis
40 Vol.-% konzentrierte H2SO4 und H3PO4; ferner je 10 bis 30 Vol.-% C2H5OH und 2-Propanol; je 5 bis 20 Vol.-% HF und Natriumfluosilikat und 0,1 Vol.-% eines
Fluorotensids enthält.