[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Schleudergießen gemäß dem Oberbegriff
des Anspruches 1.
[0002] Beim Schleudergießen wird das geschmolzene Metall in eine rotierende Kokille gegossen
(siehe Figur 1). Dabei gelangt das Metall zunächst in eine ruhende Lache an dem einen
Ende der Kokille. In Folge der Reibung zwischen Metall und rotierender Kokille beginnt
die an die Kokillenwand angrenzende Metallschmelze ebenfalls zu rotieren. Unter der
Wirkung der Zentrifugalkraft wird die an der Rotation beteiligte Metallschmelze in
axialer Richtung der Kokille in Form einer Spirale an der Kokillenwand entlanggeschleudert.
Da die Metallschmelze sehr schnell erstarrt, wenn sie in die kalte Kokille kommt,
bilden sich übereinander liegende spiralähnliche erstarrte Schichten, die Seigerungen,
Poren und so weiter enthalten. Um dies zu vermeiden, ist es erforderlich, daß die
Metallschmelze sehr schnell in Längsrichtung der Kokille verteilt wird, und zwar am
besten in Form einer zusammenhängenden Lache, die sich in Längsrichtung der Kokille
zum anderen Ende der Kokille ausdehnt.
[0003] Ein Verfahren zur Lösung dieses Problems wird in der EP-A 84 10 0643.0 beschrieben.
Danach wird, nachdem man begonnen hat, die Schmelze an dem einen Ende der Kokille
einzugießen, die Rotationsgeschwindigkeit der Kokille beim Schleudergießen als Funktion
der Zeit oder eines anderen Parameters vom Beginn des Abgießens an auf einen geeigneten
Wert gesteuert. Die Rotationsgeschwindigkeit wird so eingestellt, daß man eine Frontgeschwindigkeit
für die Schmelze erhält, die im Verhältnis zu der Gießgeschwindigkeit nicht allzu
hoch ist. Dabei wird eine sich über den gesamten Umfang erstreckende gleichmäßige
und ununterbrochene Front angestrebt. Es ist zu beachten, daß die Schmelze in diesem
Falle nicht sofort nach dem Eingießen die Rotationsgeschwindigkeit der Kokille annimmt.
Aus diesem Grunde überlagert man zweckmäßigerweise der mittleren Rotationsgeschwindigkeit,
die vorzugsweise von Null auf den vollen Wert steuerbar ist, eine periodisch schwankende
Rotationsgeschwindigkeit, wodurch in der flüssigen Schicht eine Turbulenz erzeugt
wird, die einen Temperaturausgleich bewirkt und dadurch ein Erstarren der Schmelze
von innen her verhindert.
[0004] Das Erstarren der Schmelze erfolgt von außen nach innen, und zwar zunehmend langsamer.
Dabei treten aufgrund von in der Schmelze vorhandenen Gasen Blasen im Guß auf. Durch
die genannte Spiralschicht können auch Risse im gegossenen Rohr entstehen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten Art
zu entwickeln, bei dem das Auftreten von Gasen an der Innenfläche des schleudergegossenen
Rohres sowie die Gefahr des Auftretens von Rissen weiter verkleinert wird.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruches
1 vorgeschlagen, welches erfindungsgemäß die im kennzeichnenden Teil des Anspruches
1 genannten Merkmale hat. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den weiteren
Ansprüchen genannt.
[0007] Durch das Verfahren gemäß der Erfindung kann die Schmelze viel schneller in Rotation
versetzt werden, so daß die Kraft, welche die Schmelze in axialer Richtung der Kokille
verteilt, vergrößert wird. Bei den beim Schleudergießen angewendeten Rotationsgeschwindigkeiten
ist diese Kraft praktisch proportional dem Produkt aus Zentrifugalkraft und Druckhöhe.
Wenn die Zentrifugalkraft bei einer mit der Kokille synchronen Rotation der Schmelze
das Fünfzig- bis Hundertfache der Erdbeschleunigung g beträgt, so kann die normale
Schwerkraft vernachlässigt werden. Wenn die Schmelze durch einen Rührer, der nach
dem Prinzip der elektrischen Asynchronmaschine arbeiten kann, schnell in synchrone
Rotation mit der Kokille gebracht wird, so erfolgt die axiale Verteilung der Schmelze
längs der Kokille bedeutend schneller.
[0008] Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird die Drehzahl des Drehfeldes
des Rührers gleich der Drehzahl der Kokille gewählt, wodurch Wirbelstromverluste in
der Kokillenwand vermieden werden.
[0009] Anhand der Figuren soll die Erfindung näher erläutert werden. Es zeigen
Figur 1 eine Anordnung zur Durchführung des Verfahrens gemäß der Erfindung,
Figur 2 einen Schnitt senkrecht zur Längsachse der Kokille gemäß Figur 1,
Figur 3A die axiale Schmelzenverteilung bei einem bekannten Schleudergießverfahren,
Figur 3B die entsprechende Verteilung bei einem Verfahren gemäß der Erfindung.
[0010] Figur 1 zeigt, wie aus einer Gießpfanne 1 über eine Gießschnauze 2 Schmelze (Stahl,
Eisen, ein anderes Metall oder eine Legierung) in eine rotierbare Kokille 3 gegossen
wird. Die Kokille 3 rotiert mit einer mittleren Rotationsgeschwindigkeit (siehe Pfeil
A), die als Funktion der Zeit oder eines anderen Parameters vom Beginn des Abgießens
an während des Gießverlaufs auf einen geeigneten Wert gesteuert wird. (Siehe die oben
genannte EP-A). Gemäß der Erfindung wird die Metallschmelze zweckmäßigerweise mehr
oder weniger schlagartig an dem einen Ende der Kokille eingegossen, während ein oder
mehrere elektromagnetische mehrphasige Rührer 5 wirksam sind, wobei die Speisung dieser
Rührer mit einer solchen Phasenfolge erfolgt, daß die von ihnen erzeugten rotierenden
oder wandernden magnetischen Felder sich in Rotationsrichtung der Kokille bewegen.
Hierdurch wird erreicht, daß die Lache 6 (Siehe Figur 2) schneller um die Kokillenwand
verteilt und mit einer Zentrifugalkraft, die beispielsweise dem Fünfzigfachen der
Erdbeschleunigung entspricht, herausgepreßt wird, wobei die Schmelze 4 sich in axialer
Richtung der Kokille 3 verteilt. Die Kokille 3 besteht vorzugsweise aus austenitischem
Material, und der Rührer 5 kann zylindrisch, teilzylindrisch oder gerade ausgebildet
sein. Es können auch mehrere Rührer verwendet werden. Um Wirbelstromverluste in der
Kokille 3 zu vermeiden, kann die Bewegungsgeschwindigkeit des magnetischen Feldes
des Rührers 5 mit der Rotationsgeschwindigkeit der Kokille synchronisiert werden.
Die Speisung des Rührers kann aus einer Spannungsquelle erfolgen, deren Frequenz einstellbar
ist oder gleich der Netzfrequenz ist. Die Rotationsgeschwindigkeit der Kokille 3 kann
eventuell vor dem Eingießen der Schmelze mittels des Rührers auf einen hohen Wert
gebracht werden, wobei Rührer und Kokille wie ein Asynchronmotor arbeiten. Zu diesem
Zweck kann auf der Kokille an dem Ende, an dem sich der Rührer befindet, eine Käfigwicklung
angeordnet werden. (In den Figuren ist eine solche Käfigwicklung nicht dargestellt.)
[0011] Figur 3A zeigt in vereinfachte Darstellung den Zusammenhang zwischen der Badhöhe
h und der Rohrlänge 1 bei dem bekannten Verfahren zum Schleudergießen. Ein Rührer
ist also nicht vorhanden. Das Gießrohr beginnt an der Stelle S. Die dargestellte Verteilung
gilt für einen bestimmten Zeitpunkt nach dem Eingießen. An der Stelle 11 des Rohres
rotiert die Schmelze im radialen Bereich von A bis B relativ langsam, so daß die hier
erzeugte axiale Kraft g x h
A proportional ist, wobei g die Erdbeschleunigung und h
A die Bad- oder Druckhöhe im Punkte 11 ist. Von der Kokillenwand bis zum Punkte B hat
die Schmelze die Rotationsgeschwindigkeit der Kokille erreicht, so daß in diesem Bereich
die axiale Kraft ungefähr 50 x g x h
B proportional ist.
[0012] Figur 3B zeigt die entsprechenden Verhältnisse bei dem Verfahren gemäß der Erfindung.
Hier wird die Schmelze sehr schnell durch den Rührer in Drehung versetzt, so daß an
der Stelle 12 die Schmelze von der Kokillenwand bis zum Punkte C mit der Kokille rotiert
und eine axiale Kraft von ungefähr 5oxg x h
C erzeugt. Beim späteren weiteren Ausdehnen außerhalb des Rührers beträgt dann die
axiale Kraft entsprechend der durch Reibung von der Kokillenwand mitgenommenen Schicht
noch ungefähr 5oxg x h
D. Bei der Höhenlage des Punktes C ist zu beachten, daß die Kraftwirkung des Rührers
auf die Schmelze mit zunehmender Tiefe abnimmt, da die Eindringtiefe des magnetischen
Feldes in die Schmelze begrenzt ist.
[0013] Nachdem die Schmelze in der Kokille verteilt worden ist, kann die Beschleunigung
oder Verlangsamung, die erforderlich ist, damit auch die Innenfläche des gegossenen
Rohres umgerührt wird, durch den beschriebenen Rührer vorgenommen werden.
[0014] Die Erfindung kann im Rahmen des offenbarten allgemeinen Erfindungsgedanken in vielfacher
Weise variiert werden.
1. Verfahren zum Schleudergießen in einer zylindrischen Kokille oder Gießform, bei
dem die Schmelze (4) an einem Ende in die Kokille (3) eingegossen wird, dadurch gekennzeichnet,
daß an dem Eingießende der Kokille (3) auf die Schmelze (4) eine elektromagnetische
Kraft ausgeübt wird, die in Rotationsrichtung der Kokille gerichtet ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelze für ein herzustellendes
Rohr im wesentlichen schlagartig (sehr schnell) am Eingießende in die Kokille eingegossen
wird und die Schmelze durch Rotation der Kokille (3) und Erzeugung eines Zuschusses
an Zentrifugalkraft in der Schmelze durch das elektromagnetische Rührfeld schnell
axial längs der Kokille (3) verteilt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kokille (3) auf volle Rotationsgeschwindigkeit beschleunigt wird, bevor die Schmelze
in die Kokille gegossen wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Rotationsgeschwindigkeit der Kokille (3) mittels des Rührers hochgetrieben wird,
wobei auf der Kokille eine mit dem Rührer (5) zusammenwirkende Käfigwicklung angordnet
sein kann.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Umfangsgeschwindigkeit des vom Rührer (5) erzeugten Feldes im wesentlichen gleich
der Rotationsgeschwindigkeit der Kokille (3) ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die den Rührer (5) speisende Spannung Netzfrequenz hat oder in ihrer Frequenz einstellbar
ist.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der mittleren Rotationsgeschwindigkeit der Kokille, die vorzugsweise von Null auf
den vollen Wert steuerbar ist, eine periodisch schwankende Rotationsgeschwindigkeit
überlagert wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
nach Verteilung der Schmelze in der Kokille eine zur Erzielung einer Umrührung an
der Innenfläche des gegossenen Rohres erforderliche Beschleunigung oder Verzögerung
durch den Rührer (5) erzeugt wird.