[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Lignin durch Ausfällung aus
alkalischen Lignin-Lösungen mittels Neutralisation sowie zur Rückgewinnung des Alkali.
[0002] Bei der Zellstoffherstellung fallen beträchtliche Mengen an ligninhaltigen Extrakten
an, die bisher ein Abfallprodukt darstellen. Da eine unmittelbare Ableitung der Extrakte
in Gewässer heute nicht mehr möglich ist, wurden die Extrakte einem Konzentrierungsprozeß
unterzogen und die dabei anfallenden festen Stoffe in der Regel verbrannt. Die dabei
angewendeten Methoden sind aufwendig und dienen allein dazu, ein gereinigtes Wasser
und einen davon getrennten Feststoff zu erreichen. Das Wasser kann - dann den Flüssen
wieder zugeführt werden. Diese Verfahren sind nicht nur aufwendig, sondern dadurch
wird auch das im Feststoff enthaltene Lignin vernichtet. Die Extrakte werden üblicherweise
als Ablaugen bezeichnet.
[0003] Bekannt ist eine Fällung des Lignins aus alkalischer Lösung, indem man diese durch
Einleiten von Säuren neutralisiert, jedoch ist die anschließende Rückgewinnung der
Lauge nicht mehr möglich oder sehr aufwendig und teuer. Zudem ist das so gefällte
Material mit Mineralsalzen verunreinigt. Alkalilauge kann z. B. durch Einleiten von
C0
2 neutralisiert werden und das gebildete Carbonat mit Calciumoxid kaustifiziert werden.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu schaffen, bei dem das
Lignin mit geringem apparativen Aufwand aus einer alkalischen Lignin-Lösung, vorzugsweise
einer Ablauge (alkalischer Extrakt) aus einem Zellstoffprozeß in einer zur Weiterverarbeitung
geeigneten Form gewonnen wird, so daß eine Vernichtung entfällt und bei dem außerdem
die Möglichkeit gegeben ist, den Wasseranteil und das Alkali des Extrakts einer erneuten
Verwendung im Verfahrensprozeß zuzuführen.
[0005] Die Lösung der gestellten Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten
Gattung erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß die Lignin-Lösung kontinuierlich durch
eine Elektrolyse anodisch angesäuert und im selben Vorgang kathodisch das Alkali regeneriert
wird. Mit anderen Worten: Der alkalische Extrakt (Lignin-Lösung) wird in den Anodenraum
einer geteilten elektrolytischen Zelle geleitet und dort elektrochemisch angesäuert,
während gleichzeitig im Kathodenraum die Lauge elektrochemisch konzentriert wird.
Die Zelle ist zweckmäßigerweise durch eine Ionenaustauscher-Membran geteilt, die den
selektiven Transport der Kationen aus dem Anoden- in den Kathodenraum ermöglicht.
Untersuchungen haben gezeigt, daß eine Nafion-Membran besonders geeignet ist und die
an sie gestellten Forderungen bei einer - hohen Lebensdauer erfüllt. Die Fällung und
die Laugenrückgewinnung werden gleichzeitig durch die Zufuhr nur einer Energiemenge
bewirkt.
[0006] Das neue Verfahren ist generell bei alkalischen Lignin-Lösungen anwendbar. Vorwiegend
wird es für alkalische Lignin-Lösungen eingesetzt, die ein Extrakt oder eine Ablauge
aus einem Zellstoffprozeß sind, und hierbei bevorzugt bei Lignin-Lösungen, die aus
dem Extrakt eines Organosolv-Verfahrenszur Zellstoffherstellung durch Abtrennung des
organischen Lösungsmittels erhalten werden. Als Alkali wird vorwiegend Natronlauge
verwendet.
[0007] In Versuchen wurde belegt, daß das Verfahren in nur einer Elektrolysezelle durchführbar
ist. Die Lignin-Lösung und das Alkali werden durch die Elektrolysezelle geleitet,
die durch die Kationenaustauscher-Membran in den Anoden- und den Kathodenraum unterteilt
ist. Am Ende der Zelle fällt hellbrauner Schaum an, der Ligninschaum darstellt, und
in bekannten Aufarbeitungsprozessen zu reinem Lignin weiterverarbeitet werden kann.
[0008] Es hat sich jedoch gezeigt, daß das Verfahreneinez besonders geringen Einsates an
Energie bedarf, wenn es in zwei oder gar drei Stufen durchgeführt wird. Die Anzahl
der Stufen wird dabei durch den apparatetechnischen Aufwand und die erzielbaren Wirkungsgrade
begrenzt.
[0009] Bei dem zweistufigen Verfahren wird in der ersten Stufe ("Neutralisationszelle")
die Neutralisation nur bis zum Beginn der Ligninfällung im Anodenraum durchgeführt,
das entspricht erfahrungsgemäß etwa pH9,5.In diesem Schritt wird bereits der größte
Teil der Natronlauge im Kathodenraum zurückgewonnen. In der zweiten Stufe ("Flockungszelle")
wird im Anodenraum bis zur völligen Fällung des Lignins angesäuert, erfahrungsgemäß
etwa bis pH 4. Da aufgrund der geringen Leitfähigkeit der Lösung unterhalb pH 8 nur
bei erhöhter Spannung eine ausreichende Elektrolyse stattfindet, wird durch die Trennung
in zwei Schritte merklich Energie eingespart. Der Sauerstoff, der sich an der Anode
der Flockungszelle entwickelt, bildet zusammen mit dem ausgefallenen Lignin und einem
Teil der neutralisierten Lösung Schaum, so daß die Ligninsuspension über eine Flotiereinrichtung
abgeführt werden kann. Der Flotiervorgang erfordert keinerlei zusätzliche Energie,
da der Sauerstoff durch die ohnehin für die Elektrolyse erforderliche Strommenge gebildet
wird.
[0010] Die elektrolytische Fällung in der zweiten Stufe hat den Vorteil, daß das gefällte
Lignin nicht mit anorganischen Salzen verunreinigt ist. Der saure Anolyt kann nach
dessen Abtrennung, etwa durch Zentrifugieren, in den Kathodenraum der ersten Stufe
und von dort, nach entsprechender Regenerierung, Methanolbeigabe und gegebenenfalls
Alkalianreicherung, als Aufschlußmedium oder dessen Bestandteil in den Zellstoffprozeß
zurückgeführt werden. Somit kann die Aufarbeitung des alkalischen Extrakts in einem
geschlossenen Kreislauf durchgeführt werden, und es verlassen keinerlei Abwässer den
Prozeß.
[0011] Die Elektrolyse wird in beiden Stufen bei möglichst hohen Temperaturen unterhalb
der Siedetemperatur durchgeführt, da die Leitfähigkeit der Lösung mit steigender Temperatur
zunimmt. Die bei der Elektrolyse " . anfallende Abwärme reicht für die Aufrechterhaltung
dieser Temperatur aus, so daß eine Zusatzheizung an den Elektrolysezellen in der Regel
nicht erforderlich ist.
[0012] Da es sich bei dem elektrolytischen Verfahren um eine relativ schonende Methode handelt,
die keinen Einsatz von zusätzlichen Chemikalien erfordert, ist die Methode insbesondere
zur Gewinnung von reinem naturbelassenen Lignin geeignet; wie es z. B. das Organosolv-Verfahren
nach der Patentanmeldung P 28 55 o52 liefert.
[0013] In besonders vorteilhafter Weise kann in der ersten Verfahrensstufe der Katolyt und/oder
der Anolyt im Kreislauf geführt werden. Jeweils eine Teilstrecke der Kreisläufe wird
durch die elektrolytische Zelle gebildet. Durch die Führung des Anolyten und des Katolyten
im Kreislauf bei Ein- und Ausschleusung eines Teils des Elektrolyten wird die Regelbarkeit
der Verfahrensstufe verbessert. Durch sehr einfache Regelapparaturen ist es möglich,
die in der ersten Verfahrensstufe angestrebte Neutralisierung in sehr einfacher Weise
und mit genauer Einhaltung der Werte zu erreichen. Die Ansäuerung der Ablauge in der
ersten Verfahrensstufe wird vorzugsweise bis zu einem pH-Wert von9,5durchgeführt.
Dieser Wert ist jedoch nicht absolut sondern hängt von den Gegebenheiten ab, wie Ligninanteile
in der Ablauge, Temperatur und dergleichen. Um Verschmutzungen der Durchlaufstrecken
des Kreislaufs zu vermeiden, wird angestrebt, daß in der ersten Verfahrensstufe keine
Ausflockung erfolgt.
[0014] Die Ausflockung der Ligninanteile findet erst in der zweiten Verfahrensstufe statt,
welche mit einer Flotiereinrichtung versehen ist. Über die Flotiereinrichtung wird
der anfallende ligninhaltige Schaum abgeführt.
[0015] Der am Ende der zweiten Verfahrensstufe anfallende, schwach saure Elektrolyt enthält
noch mehrere g/1 gelösterligninartiger Stoffe, welche (auch bei weiterer pH-Erniedrigung)
nur schwer auszufällen sind. Dieses ist jedoch für das Gesamtverfahren nicht von Nachteil,
da der Elektrolyt im Kreislauf geführt wird und letztlich als Lösung nach Wiedererhöhung
des pH, z. B. durch Zugabe von NaOH, erneut in der alkalischen Zellstoffkochung eingesetzt
wird. Bei mehrfacher Wiederholung in einer solchen Kreislaufführung kommt es nicht
zu einer Aufkonzentrierung nichtausfällbarer ligninartiger Stoffe im entflockten Elektrolyten;
d. h., das Lignin wird letzten Endes quantitativ gewonnen.
[0016] In besonders vorteilhafter Weise wird der schwach saure Elektrolyt in der ersten
und/oder zweiten Verfahrensstufe im Kathodenraum eingesetzt. Dadurch ist es möglich,
die sich zwangsläufig im Kathodenraum (neben Wasserstoff) aus H
20 bildende Natronlauge unmittelbar wieder in den Kreislauf zurückzuführen. Dabei kann
in der Zelle der zweiten Stufe dieser Katolyt im Gegenstrom zu dem Anolyten der Zelle
geführt werden, der ja aus dem Extrakt der ersten Verfahrensstufe besteht und einen
pH von ca.9,5 hat.
[0017] Der in der Neutralisationszelle im Kathodenraum anfallende alkalische Elektrolyt
wird mit einem organischen Lösungsmittel, insbesondere Methanol, versetzt und zur
erneuten Kochung in den Zellstoffprozeß eingegeben.
[0018] Auf diese Weise sind beide Verfahrensstufen durch eine Rückführung des Elektrolyten
miteinander verbunden und es entstehen keine Abwässer, die abzuführen sind. Es handelt
sich somit um ein geschlossenes Verfahren, bei dem als anzuziehendes Produkt neben
Wasserstoff Ligninschlamm anfällt, der zu einem wirtschaftlich verwertbaren Lignin
aufgearbeitet werden kann.
[0019] Die gegebenenfalls auftretenden Flüssigkeitsverluste werden durch Wasser ersetzt.
Außerdem kann dem Katolyten in der ersten und zweiten Verfahrensstufe Alkalihydroxid
zugegeben werden, um von Anfang an eine gewisse Mindestleitfähigkeit zu erreichen.
[0020] Dieses zweistufige Verfahren ist besonders geeignet zur Aufarbeitung der Ablauge
aus dem Zellstoffaufschluß nach dem Organosolv-Verfahren.
[0021] Anhand der nachfolgenden Ausführungsbeispiele wird die Erfindung näher erläutert.
[0022] Es zeigen:
Fig. l eine Elektrolysezelle zur Durchführung des Verfahrens in einer Stufe,
Fig. 2 eine schematische Darstellung des Verfahrens mit zwei Stufen,
Fig. 3 eine Detaillierung des Verfahrens nach Fig 2.
[0023] Die Elektrolysezelle 1 nach Fig. 1 besteht im wesentlichen aus dem Gehäuse 2, der
Membran 3, der Anode 4 und der Kathode 5. Das Gehäuse 2 hat die Form eines flachen
Quaders, in dessen Mitte die Membran 3 eingesetzt ist. Die Größe der Membran 3 entspricht
etwa der Größe einer Seitenfläche 6 des Gehäuses 2. Die Membran 3 teilt das Innere
des Gehäuses 2 in den Anoden- und den Kathodenraum 7 und 8. In den genannten Räumen
-7 und 8 sind die Anode 4 und die Kathode 5 angeordnet. Beide sind in ihrer Form und
Größe an die Membran 3 angepaßt. Die Kathode ist etwa in der Mitte des Kathodenraumes
8, während die Anode 4 neben der Membran 3 liegt, so daß zwischen Anode 4 und Membran
3 nur ein relativ schmaler Spalt 9 vorhanden ist. Stromanschlüsse lo und 11 für die
Anode 4 bzw. Kathode 5 sind aus dem Gehäuse 2 herausgeführt.
[0024] Über den Anschluß 12 wird die vorher von Methanol befreite Ablauge aus dem Zellstoffprozeß
der Zelle 1 zugeführt. Während der Elektrolyse bildet sich im Anodenraum 7 Schaum
aus Lignin und Sauerstoff, der über den Abzug 13 abgezogen wird. Durch die eingezeichneten
Bläschen 14 ist die Schaumbildung angedeutet. Der Ligninschaum 14 aus dem Abzug 13
wird zentrifugiert, wodurch reines Lignin und in den Zellstoffprozeß rückführbare
Lösung erhalten wird. Über den Anschlußstutzen 15 am Kathodenraum 8 kann der entstehende
Wasserstoff entweichen.
*)
[0025] In einem Versuch mit einer Elektrolysezelle mit obigem Aufbau wurden folgende Ergebnisse
erreicht: Die Elektrolysezelle hat eine Anode und eine Kathode, deren Flächen je 5o
cm
2 betragen. Anoden- und Kathodenraum sind durch eine Nafion-Membran getrennt. Der Anoden-
*) Über den Anschluß 16 wird Wasser, verdünnte Alkalilauge oder das Zentrifugatdes'
Ligninschaums(pH 6) zugeführt. Über den Anschluß 17 wird aus dem Kathodenraum aufkonzentrierte
Alkalilauge abgezogen. raum ist am Abzug mit einer Flotiereinrichtung versehen und
faßt 3oo ml. Zu Beginn des Versuches wird der Anodenraum mit 2
00 ml ligninhaltiger Lauge (pH 13,6) gefüllt.
[0026] Als Katolyt-Erstbefüllung dient o,1 N NaOH. Der Kathodenraum faßt ebenfalls 3oo ml
und wird vollständig gefüllt.
[0027] Es wird mit 5 A = loo mA/cm
2 elektrolysiert. Die Zellspannung steigt langsam von 6 V auf 15 V. Nach ca. 75 min.
Elektrolysedauer hat der Anolyt einen pH von ca. 8 erreicht. Es beginnt sich zäher
hellbrauner Schaum abzuscheiden, welcher über die Flotiereinrichtung abgezogen und
aufgearbeitet wird.
[0028] Es wird nun frische ligninhaltige Ablauge mit ca. 6o g/1 gelöstem Lignin (pH 13,6)
kontinuierlich von unten in die Zelle eingebracht (ca. loo - 15o ml/h). Die gesamte
Elektrolytmenge verläßt die Zelle wieder neutralisisert im Lignin/Sauerstoffschaum
über die Flotiereinrichtung.
[0029] Aus dem Schaum lassen sich pro 1 Ablauge ca. 4o g Lignin gewinnen.
[0030] Das in Fig. 2 dargestellte Verfahren ist zweistufig. Aus dem Zellstoffkocher 2o wird
der anfallende lignin-und methanolhaltige Extrakt abgezogen und in einer Methanolrückgewinnungseinrichtung
21 vom Methanol befreit und das Methanol über die Leitung 21 b wieder dem Kochprozeß
zugeführt. Der vom Methanol befreite Extrakt wird über die Leitung 21 a der ersten
Elektrolysezelle 22 zugeführt, welche im wesentlichen die erste Verfahrensstufe darstellt.
Der Extrakt wird in den Anodenraum 23 geleitet. Im Anodenraum 23 wird der Extrakt
elektrolytisch solange angesäuert, bis ein pH-Wert von9,5erreicht ist. Vom Anodenraum
wird der Extrakt, der diesen pH-Wert hat, kontinuierlich über die Leitung 24 dem Anodenraum
25 der zweiten Elektrolysezelle 26 zugeführt, welche die zweite Verfahrensstufe bildet.
In dieser Zelle 26 findet eine weitere elektrolytische Ansäuerung und damit die Schaumbildung
statt. Der Schaum wird über eine Abzugseinrichtung 27 als Ligninsuspension abgezogen
und einer Trenneinrichtung 28 zugeführt, in der das im Schaum enthaltene, ausgefällte
Lignin von dem Extrakt getrennt wird. Das reine Lignin wird über mit 29 angegebene
Vorrichtung der weiteren Verwendung zugeführt, während der verbleibende Extrakt über
die Leitung 3o als nahezu ligninfreie Lösung in den Kathodenraum 31 der Zelle 26 zurückgeführt
wird.
[0031] Im Kathodenraum 31 wird der Extrakt elektrolytisch mit Alkali angereichert. Der dabei
entstehende Wasserstoff wird über den Ablaß 33 abgelassen. Aus dem Kathodenraum 31
gelangt der Extrakt über die Leitung 32 in den Kathodenraum 34 der ersten Zelle 22.
Dort findet eine weitere alkalische Anreicherung des Extraktes statt, der über die
Leitung 35 dann in einen Sammelbehälter 36 gelangt. Über die Leitung 35 a kann die
NaOH-Konzentration geregelt werden. Aus dem Sammelbehälter 36 wird der Extrakt als
Natronlauge über die Leitung 37 wieder dem Zellstoffkocher 2o zugeführt. Der Wasserstoff
wird über 4o abgeführt. Die zwischen den Anoden- und Kathodenräumen vorhandenen Nafion-Membranen
sind mit 38 und 39 bezeichnet.
[0032] In dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 3 sind die Verfahrensstufen 41 und 42 mit den
elektrolytischen Zellen 43 und 44 versehen und es erfolgt eine Rückführung des in
der zweiten Verfahrensstufe 42 anfallenden entflockten Elektrolyten bis in die erste
Verfahrensstufe.
[0033] Die erste Verfahrensstufe 41 besteht im wesentlichen aus der Zelle 43, die durch
die Membran 45 geteilt ist und den beiden Kreisläufen 46 und 47 für den Katolyten
und den Anolyten. Die Verfahrensstufe 42 besteht im wesentlichen aus der Zelle 44,
die ebenfalls eine Membran 48 hat, und der Flotiereinrichtung 49.
[0034] Der beim Zellstoff aufschluß anf allendel igninhaltige Extrakt, auch als Ablauge
bezeichnet, mit einem pH-Wert von 14 und einem Ligninanteil von etwa 2 bis lo Gew.-%
wird über die Leitung 5o dem Vorratsgefäß 51 zugeführt. Über ein Regelsystem 52, 53,
59 (pH- und Niveau-Regler) wird diese Zufuhr so gesteuert, daß im Vorratsgefäß ein
pH-Wert von ca. 9,5 aufrechterhalten wird. Die Pumpe 54 fördert die Ablauge in die
Zelle 43 und zwar in den Anodenraum 55. Im Anodenraum 55 erfolgt eine pH-Absenkung
der Ablauge, die nach Austritt aus dem Anodenraum 55 in den Gasabscheider 56 eintritt.
Im Gasabscheider 56 wird das während der Elektrolyse entstandene Anodengas,überwiegena
. Sauerstoff, abgeschieden. Während der Hauptteil des Anolyten aus dem Gasabscheider
56 über die Leitung 57 ins Vorratsgefäß 51 zurückfließt, wird ein Teil des ligninhaltigen
Extraktes mit einem pH-Wert von etwa 9,5 über die Leitung 58 ausgeschleust und der
Zelle 44 in der zweiten Verfahrensstufe 42 zugeführt; In der Leitung 58 ist ein Ventil
59 eingesetzt, welches durch einen Niveauregler im Vorratsgefäß 51 gesteuert wird.
[0035] Die Flüssigkeit im Kathodenraum 62 besteht aus entflocktem Elektrolyten, der im Kathodenraum
73 der Zelle 44 schon mit NaOH angereichert wurde und einen pH von ca. 12 hat. Dieser
Katolyt wird ebenfalls über ein Vorratsgefäß 6o und dann über die Leitung 61 dem Kathodenraum
62 der Zelle 43 zugeführt. Aus dem Kathodenraum 62 gelangt der Katolyt durch Eigenkonvektion
in den Gasabscheider 63, aus dem das anfallende Kathodengas (Wasserstoff) abgeschieden
wird. Aus dem Gasabscheider 63 wird der Katolyt in das Vorratsgefäß 6o zurückgeführt.
Hier erfolgt somit in gleicher Weise wie beim Anolyten eine Kreislaufführung des Katolyten.
Ein Teil des Katolyten wird über die Leitung 64 aus dem Gasabscheider 63 ausgeschleust.
Das geschieht über einen Niveauregler 65 im Vorratsgefäß 6o und das Ventil 66. Der
pH-Wert beträgt etwa 14.
[0036] Vor der Rückführung dieses ligninarmen, stark alkalischen Elektrolyten in den Zellstoffprozeß
muß die NaOH-Konzentration ggf. durch Verdünnen mit H
20 oder Zugabe von NaOH eingestellt werden.
[0037] In der ersten Verfahrensstufe 41 sind somit zwei Kreisläufe, der Katolytkreislauf
46 und der Anolytkreislauf 47 vorhanden, in denen der Hauptteil des Katolyten bzw.
des Anolyten im Kreislauf geführt wird. Dem Kreislauf des Anolyten wird ein ligninhaltiger
Extrakt mit einem pH-Wert von 14 vor der Neutralisationszelle 43 zugeführt und nach
der Neutralisatioszelle 43 wird ein ebenfalls ligninhaltiger Extrakt mit einem pH-Wert
von etwa 9 ausgeschleust. Im Katolytkreislauf 46 wird ein Elektrolyt, der mit Natrium-Hydroxyd
auf einen pH-Wert von 12 angereichert ist, vor der Zelle 43 zugeführt, und nach der
Zelle 43 wird ein Elektrolyt mit einem pH-Wert von 14 ausgeschleust und zur Zellstoffherstellung
weiterverwendet.
[0038] Der in der ersten Stufe angefallene ligninhaltige Extrakt mit einem pH-Wert von etwa9,5
wird in den Anolytenraum 7o der Zelle 44 der zweiten Verfahrensstufe eingeführt, die
auch als Flockungszelle bezeichnet wird. In dem Anolytraum 7o erfolgt eine Ausflockung
der Ligninanteile unter gleichzeitiger Entstehung von Sauerstoffgas an der Anode.
Sauerstoffschaum wird auf der Flotiereinrichtung 49 abgezogen. In der Einrichtung
71 erfolgt eine Trennung des Ligninschlamms vom Elektrolyten, wobei der Elektrolyt
einen pH-Wert von etwa 4 hat. Der anfallende Ligninschlamm wird in an sich bekannter
Weise einem Wasch-,Trocken- und Aufarbeitungsprozeß unterzogen, so daß reines Lignin
entsteht. Der Elektrolyt wird über die Leitung 72 in den Katolytraum 73 der Zelle
44 zurückgeführt. Auf dem Weg dahin kann aus einem Vorratsbehälter 74 dem Elektrolyten
Wasser und Natrium-Hydroxyd beigegeben werden, um die bei der Flotierung entstehenden
Wasserverluste auszugleichen und die für den Elektrolyt-Prozeß günstigen Eigenschaften
des Elektrolyten zu erreichen.
[0039] Am Ende der Zelle 44 in Durchflußrichtung des Katolyten gesehen, wird der Elektrolyt
abgezogen und über die Leitung 75 dem Vorratsbehälter 6o des Katolyten-Kreislaufs
46 der ersten Stufe 41 zugeführt. In der Leitung 75 kann ebenfalls Natrium-Hydroxyd
und gegebenenfalls Wasser eingegeben werden. Dem in den Zellstoffprozeß zurückgeführten
Elektrolyt kann für das Organosolv-Verfahren noch über die Einrichtung 76 Methanol
zugegeben werden.
Beispiel 1:
[0040] In einer Versuchsanlage mit dem Aufbau nach Fig. 3 sind die Neutralisations- und
Flockungszelle in Serie geschaltet.
[0041] Die Neutralisationszelle hat eine Anoden- bzw. Kathodenfläche von je 18 cm
2. Anoden-und Kathodenraum sind durch eine Kationenaustauschermembran getrennt. Die
Kathode (V2A-Streckmetall) liegt direkt auf dieser Membran auf, während die Anode
(
*Platin .) einen Abstand von ca. 1 mm von der Membran hat.
[0042] Das Anolyt-Vorratsgefäß faßt ca. 2oo ml. Der Anolyt wird mit Hilfe einer Schlauchpumpe
über Zelle und Gasabscheider aus dem Vorratsgefäß im Kreislauf gepumpt (ca. 8 1/h),
was bei einem Anodenraumvolumen von ca. 2 ml einer Verweildauer in der Zelle von ca.
0,9 s entspricht. Der Katolyt bewegt sich über den Gasabscheider durch Eigenkonvektion
im Kreislauf; auf ein Vorratsgefäß wird verzichtet.
[0043] Der pH-Wert des Anolyten wird über eine Glaselektrode bestimmt. Der Stromfluß in
der Neutralisationszelle beträgt 3,6 A = 2oo mA/cm
2. Die Zellspannung beträgt ca. lo - 11 V.
[0044] Zu Beginn des Versuches werden in das Vorratsgefäß ca. 25o ml ligninhaltige Ablauge
(pH 13,6) gefüllt und wie beschrieben unter Elektrolyse umgepumpt. Als Erstbefüllung
im Katholytkreislauf dient o,l M Natronlauge.
[0045] Nach ca. 12o min. Elektrolysedauer hat der Anolyt einen pH-Wert von ca. lo erreicht.
[0046] Es werden nun in Abständen von ca. 3 min. (immer bei Unterschreiten von pH9,5) je
lo ml frische Ablauge (pH 13,6) in das Vorratsgefäß gefüllt und gleichzeitig hinter
der Neutralisationszelle Anolyt (pH9,5) in gleicher Menge kontinuierlich ausgeschleust.
Das Entspricht einem Durchsatz der Neutralisationszelle von ca. 2oo ml/h; die Ausschleusung
beträgt mithin ca. 2,5 % des Anolytkreislaufstromes.
[0047] Die Flockungszelle hat eine Kathoden- und Anodenfläche von ca. 2o cm
2, Anoden- und Kathodenraum sind durch eine Kationenaustauscher-Membran getrennt. Der
Anodenraum ist offen und verfügt über eine Flotiereinrichtung. Sein Volumen beträgt
ca. 3oo ml. Die Elektroden sind unten angeordnet. Der Stromfluß beträgt hier ca. 4
A = 2oo A/cm
2; die Zellspannung beträgt ca. 15 V.
[0048] Der aus dem Neutralisationszellen-Anolytkreislauf ausgeschleuste Anolyt (pH9:,5)
wird in die Flockungszelle eingebracht und elektrolysiert (ca. 2oo ml/h). Es entsteht
ein zäher hellbrauner Schaum aus Ligninflocken, entflocktem Anolyten (pH 5) und Anodengas
(0
2), welcher über die Flotiereinrichtung entfernt wird. Absetzenlassen dieses Schaums
ergibt pro Liter Anolyt (pH9,5) ca. o,5 1 Ablauge (entflockt, pH 5) und noch ca. 1
- 2 1 stark ligninhaltigen, nicht mehr absetzbaren Schaum, aus dem sich durch Trocknung
ca. 4o g Rohlignin gewinnen lassen.
[0049] Die entflockte Ablauge (pH 5) wird nach der Schaumabsetzung und Filtration wieder
kontinuierlich dem Katolyten der Neutralisationszelle zugemischt (ca. loo ml/h) und
in gleicher Menge kontinuierlich NaOH ausgeschleust (pH 14). Dieses NaOH geht - nach
geeigneter Verdünnung und Lösungsmittelzusatz - in den neuen Zellstoff-Kochprozeß
ein.
Beispiel 2:
[0050] Die Versuchsanordnung ist die gleiche wie in Beispiel 1. Es wird hinter der Flockungszelle
eine weitere Flockungszelle mit vorgeschalteter Absetzeinrichtung in Serie geschaltet
und beide Zellen mit 2A betrieben. Die erste Flockungszelle erzeugt einen Schaum con
ca. pH 7, welcher sich nach einiger Zeit zu einem Elektrolyten von pH 7 absetzt. Abgeschiedene
Ligninflocken (ca. lo % des Gesamtgehaltes) werden filtriert und der Elektrolyt in
die zweite Flockungszelle geleitet. Die zweite Zelle erzeugt einen Schaum wie Beispiel
1. Die Zellspannungen betragen in den Flockungszellen ca. 7 und 7.5 V.
1. Verfahren zur Gewinnung von Lignin durch Ausfällung aus alkalischen Lignin-Lösungen
mittels Neutralisation sowie zur Rückgewinnung des Alkali, dadurch gekennzeichnet,
daß die Lignin-Lösungen kontinuierlich durch eine Elektrolyse anodisch angesäuert
und im selben Vorgang kathodisch das Alkali regeniert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die alkalische Lignin-Lösung
ein Extrakt oder eine Ablauge aus einem Zellstoffprozeß ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die alkalische Lignin-Lösung
der Extrakt aus einem Organosolv-Verfahren zur Zellstoffherstellung ist, von welchen
das organische Lösungsmittel zuvor abgetrennt wurde.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das verwendete
Alkali Natronlauge ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Lignin-Lösung
und das Alkali durch eine Elektrolysezelle (1) geleitet werden, die durch eine Kationenaustauscher-Membran
(3) in Anoden-(7) und Kathodenraum (8) unterteilt ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Anode
(4) und die Kathoden (5) aus Metallgitter gebildet sind und etwa die gleiche Form
und Größe wie die Membran (3) haben.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Anode (4) ein grobmaschiges
Gitter aufweist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Prozeß
zweistufig durchgeführt wird, wobei die Lignin-Lösung im Anodenraum (23) der ersten
Stufe bis zur gerade beginnenden Fällung des Lignins, bevorzugt bis zu einem Wert
von pH9.,5 neutralisiert und im Anodenraum (25) der zweiten Stufe bis zur vollständigen
Fällung des Lignins, bevorzugt bis zu einem Wert von pH 4, angesäuert wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der anodisch
entstehende Sauerstoff, zusammen mit dem ausgefallenen Lignin und der angesäuerten
Lösung einen Schaum bildet, der als Ligninsuspension durch Flotation abgetrennt werden
kann.
lo. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 und 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Anolyt
der zweiten Stufe nach Abtrennung des ausgefallenen Lignins in den Kathodenraum der
ersten oder zweiten Stufe geleitet wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis lo, dadurch gekennzeichnet, daß die kathodisch
regenerierte Lauge als Aufschlußmedium oder dessen Bestandteil in den Zellstoffprozeß
rückgeführt wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Elektrolyse
bei erhöhter Temperatur durchgeführt wird, bevorzugt knapp unterhalb des Siedepunktes.
13.Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren
kontinuierlich und als integrierter Bestandteil des Zellstoffaussehlusses nach dem
Organosolv-Verfahren durchgeführt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß in der
ersten Verfahrensstufe der Katolyt und/oder Anolyt im Kreislauf geführt werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite
Verfahrensstufe mit einer Flotiereinrichtung (9) ausgerüstet ist.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Leitfähigkeit
des Katolyten in der zweiten Verfahrensstufe durch die Zugabe von Natrium-Hydroxyd
auf einen Mindestwert eingestellt wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß zur Einstellung
der Leitfähigkeit des Katolyten in der ersten und/oder zweiten Stufe 1 bis lo % des
Katolyten im Kreislauf gefahren werden.