[0001] Die Erfindung betrifft einen Zuggurt aus bewehrten hydraulisch abbindenden Massen.
[0002] Platten aus hydraulisch abbindenden Massen sind auf breiter Basis als Baukörper aller
Art in Form von Asbestzementplatten und Faserbetonplatten bekannt und wegen ihrer
guten Eigenschaften geschätzt. Die Faserbewehrung liegt hier in Form von Kurzfasern
vor. Zur Erzielung einer ausreichenden Festigkeit ist eine verhältnismässsig grosse
Menge an Fasern erforderlich.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Zuggurt aus hydraulisch abbindenden Massen zu
schaffen, der mit einem Minimum an Fasern einem plattenförmigen Baukörper eine ausreichende
Festigkeit, insbesondere Zugfestigkeit verleiht, die derjenigen der bekannten Asbest-
und Faserbetonplatten zumindest gleich ist oder die übertrifft.
[0004] Diese Aufgabe wird gelöst durch einen Zuggurt aus bewehrten hydraulisch abbindenden
Massen, der gekennzeichnet ist durch eine schwindarme Masse hoher Dehnfähigkeit, die
als Hauptbewehrung in Kraftrichtung angeordnete endlose Faserbündel aufweist und gegebenenfalls
zusätzlich mit Faserschnitzel gegen Rissbildung bewehrt ist.
[0005] Zweckmässige Weiterbildungen des Zuggurts sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0006] Zuggurte dieser Art bilden die Aussenschichten von Platten bzw. plattenförmigen Körpern
und verleihen diesen eine hohe Zugfestigkeit, Schlagfestigkeit und Tragfähigkeit.
Ein wesentlicher Vorteil der Verwendung solcher Zuggurte besteht u.a. darin, dass
weitaus weniger Fasern zur Be
- wehrung benötigt werden als bei herkömmlichen Faserbetonplatten mit Kurzfasern, um
gleiche Eigenschaften, insbesondere gleiche Tragfähigkeit zu erreichen. Dies kann
bei mit Zuggurten versehenen Platten schon mit einem auf weniger als die Hälfte verringerten
Fasergehalt erzielt werden.
[0007] Bei bekannten, mit künstlichen Kurzfasern bewehrten Platten, wird durchschnittlich
ein Faseranteil von etwa 5 % benötigt. Es wurde gefunden, dass bei mit erfindungsgemässen
Zuggurten bewehrten Platten nur etwa 2,5 % Fasern erforderlich sind, um die gleiche
Tragfähigkeit und Schlagfestigkeit wie mit 5 % Kurzfasern zu erzielen. Gegenüber Asbestzement,
dessen Asbestanteil etwa 10 % beträgt, ist die Einsparung noch wesentlich gravierender.
[0008] Bei Verwendung von erfindungsgemässen Zuggurten wird bei Platten aus hydraulisch
abbindenden Massen praktisch die statische Wirkung eines Sandwichs erreicht. Dabei
übernehmen die durch die Zuggurte bewehrten Aussenschichten die Last und der Kern
hat die Aufgabe, Schubkräfte zu übertragen. Die Zuggurte führen zu einem hohen Arbeitsvermögen
und es erfordert viel Kraft, bis Bruch eintritt.
[0009] Mit Hilfe solcher Zuggurte ist es möglich, verhältnismässig dünne stark beanspruchbare
Platten aus hydraulisch abbindenden Massen, beispielsweise Platten mit einer Stärke
von 10 mm, herzustellen. Der Zuggurt ist jeweils als Aussenschicht der Platte vorgesehen
und die aus in Kraftrichtung orientierten Faserbündeln bestehende Hauptbewehrung befindet
sich wenig unterhalb der Oberfläche eingebettet in das Material der hydraulisch abbindenden
Masse.
[0010] Die Faserbündel, insbesondere aus Glas, alkaliwiderstandsfähigem Glas und/oder Kunststoff
können in der Fläche einlagig oder mehrlagig eingebettet werden, wobei die Lagen parallel
oder im Winkel zueinander verlegt sein können, mit einer bevorzugten Winkellage von
90°.
[0011] Eine besonders zweckmässige Ausführungsform sind Zuggurte, deren endlose Faserbündel
vor dem Verlegen getränkt worden sind. Solche getränkten Faserbündel bringen mehrere
Vorteile. So wird das Absaugen von Wasser verhindert, die Faserbündel werden besser
verankert, es wird eine bessere Langzeitbeständigkeit erreicht, da eine Versprödung
hinausgezögert oder sogar verhindert wird, und schliesslich ist die Verlegung getränkter
Fasern einfacher.
[0012] Mit erfindungsgemässen Zuggurten lassen sich äusserst stabile zug- und schlagfeste
Körper aus hydraulisch abbindenden Massen herstellen.
[0013] Bei ebenen Platten sind die Zuggurte faserbewehrte Aussenschichten, die durch einen
massiven Kern bzw. eine Kernmasse oder durch aus einer solchen Kernmasse bestehenden
Stege miteinander schubfest verbunden sind. Die Materialien, aus denen die faserbewehrten
Zuggurte und der Kern bzw. die, Stege bestehen, können gleich oder verschieden sein.
Wesentlich ist, dass an den Grenzschichten zwischen den Zuggurten und dem Kern bzw.
den Stegen eine ausreichende schubfeste Bindung vorliegt.
[0014] Bei
Well- und Trapezplatten befinden sich die Zuggurte in den oberen und unteren Begrenzungsflächen.
[0015] Sowohl ebene als auch wellige, mit erfindungsgemässen Zuggurten bewehrte Platten
können zu verschiedenen Elementen, wie Rohre, Schalen und andere beliebige Raumkörper,
geformt sein.
[0016] Das Verlegen und Einbetten der endlosen Fasern oder Faserbündel kann durch Einbau
dünner Vliese, Gewebe oder Gelege erleichtert werden. Diese bilden noch eins zusätzliche
Bewehrung und ermöglichen auch eine Vorfertigung der Zuggurtbewehrung.
[0017] Beispiele von Ausführungsformen für mit erfindungsgemässen Zuggurten versehene Platten
sind in den Zeichnungen dargestellt.
Fig. 1 zeigt eine Platte 1 mit in zwei Ebenen angeordneten endlosen Faserbündeln 2,
die zusammen mit der hydraulisch abbindenden Masse der Aussenschichten der Platte
Zuggurte 4 bilden, welche durch einen massiven Kern 3 miteinander verbunden sind.
Fig. 2 zeigt eine Trapezplatte 5, bei der nur in den Begrenzungsflächen - Wellenberg
6 und Wellental 7 - Zuggurte 4a angeordnet sind. Auch hier befinden sich die Kräfte
aufnehmenden Gurte 4a in zwei parallelen Ebenen, die durch die Wellenform der Trapezplatte
5 bestimmt sind. Die in Kraftrichtung orientierten endlosen Fasern oder Faserbündel
2a der Zuggurte 4a sind in beiden Ebenen unterbrochen und gegeneinander versetzt angeordnet.
Die als Wellenberg 6 und Wellental 7 bezeichneten Begrenzungsflächen sind durch Stege
8 verbunden.
Fig. 3 zeigt einen plattenförmigen Baukörper 9, der aus mit endlosen Faserbündeln
2b versehenen parallelen Zuggurten 4b besteht, die durch Stege 10 miteinander schubfest
verbunden sind.
[0018] Der erfindungsgemässe Zuggurt kann für alle möglichen plattenförmigen Baukörper aus
hydraulisch abbindenden Massen verwendet werden. Die Zeichnungen zeigen nur einige
Beispiele.
1. Zuggurt aus bewehrten hydraulisch abbindenden Massen, gekennzeichnet durch eine
schwindarme Masse hoher Dehnfähigkeit, die als Hauptbewehrunq in Kraftrichtung angeordnete endlose Faserbündel (2; 2a; 2b) aufweist und gegebenenfalls
zusätzlich mit Faserschnitzel gegen Rissbildung bewehrt ist.
2. Zuggurt nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Faserbündel (2; 2a; 2b)
getränkt sind.
3. Zuggurt nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Faserbündel (2;
2a; 2b) in zwei oder mehr Lagen übereinander und die endlosen Faserbündel der einzelnen
Lagen parallel oder in Winkellage zueinander angeordnet sind.
4. Zuggurt nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die endlosen
Faserbündel (2; 2a; 2b) orientiert auf einem Vlies, Gewebe oder Gelege festgelegt
sind, das zusammen mit den Faserbündeln in die Masse eingebettet ist.