[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von nikotinarmem Tabak durch
Hochdruckextraktion des Nikotins mit Hilfe eines komprimierten gasförmigen Lösungsmittels,
sowie gegenbenenfalls anschließender Erhöhung der Füllfähigkeit des Tabaks.
[0002] Mit Hilfe verschiedener gasförmiger Lösungsmittel unter hohem Druck kann Nikotin
zu einem erheblichen Teil aus Tabak entfernt werden. Die angewendeten Drücke können
so hoch sein, daß sich die Lösungsmittel im flüssigen Zustand oder im überkritischen
Zustand befinden. Als geeignete gasförmige Lösungsmittel werden in der DE-OS 2 043
537 beispielsweise CO
2,N
z O und Ar genannt. Nachteilig bei diesem Verfahren ist, daß neben dem Nikotin auch
andere, z. B. aromabildende Inhaltsstoffe teilweise mitextrahiert werden. Nach einem
aus der DE-OS 2 142 205 bekannten Verfahren wird dieser Nachteil dadurch vermieden,
daß man vor der Entnikotisierung die Aromastoffe separat extrahiert und nach der Nikotinextraktion
dem Tabak die Aromastoffe wieder zusetzt. Diese Verfahrensweise ist verhältnismäßig
aufwendig und es ist nicht auszuschließen, daß die teilweise komplizierten und empfindlichen
Aromastoffe durch derartige Manipulationen nachteilig beeinflußt werden.
[0003] Eine weitere Möglichkeit, den Nikotingehalt in Tabakwaren zu reduzieren, besteht
darin, die Füllfähigkeit des verwendeten Tabaks zu verbessern, d. h. dessen spezifisches
Volumen (cm
3/g) zu vergrößern. Hierzu wird der Tabak mit flüssigen oder überkritischen Gasen unter
Druck imprägniert, anschließend entspannt und durch Temperaturerhöhung thermisch nachbehandelt.
Als hierfür geeignete Imprägnierungsgase werden in der DE-OS 2 903 300 N
2 oder Ar genannt, in der US-PS 4,258,729 flüssiges C0
2.
[0004] Diese Verfahren des Tabak-blähens führen aber nur zu etwa einer Verdoppelung des
spezifischen Volumens bzw. der Füllfähigkeit. Der Nikotingehalt in derartig vorbehandelten
Tabakwaren kann daher nur bis zu etwa 50 % reduziert werden.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von nikotinarmem
Tabak durch Hochdruckextraktion zu schaffen, das eine weitgehend isolierte Entfernung
des Nikotins gestattet, ohne dassandere Inhaltsstoffe, insbesondere Aromakomponenten,
mit herausgelöst werden. In vorteilhafter Weiterbildung soll es die Erfindung gestatten,unmittelbar
im Anschluß an die Nikotinextraktion durch eine Druckabsenkung und thermische Behandlung
die Füllfähigkeit des Tabakszu vergrößern und damit den spezifischen Nikotingehalt
weiter zu verringern.
[0006] Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruches 1 berücksichtigten Stand der Technik
ist diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst mit den im kennzeichnenden Teil des Anspruches
1 angegebenen Merkmalen.
[0007] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0008] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf der Erkenntis, daß überraschenderweise Gemische
aus Stickstoff und Kohlendioxid bestimmter Zusammensetzung ein nahezu selektives Lösungsvermögen
gegenüber Nikotin besitzen, obwohl Stickstoff allein kein oder nur ein äußerst kleines
Lösungsvermögen besitzt, jedenfalls im Druckbereich bis 500 bar. Für alle anderen
Inhaltsstoffe des Tabaks verhalten sich die Stickstoff-Kohlendioxidgemische jedoch
wie reiner Stickstoff, stellen also ein äußerst schlechtes Lösungsmittel dar. Damit
heben sich die Gemische aus Stickstoff und Kohlendioxid äußerst vorteilhaft gegenüber
reinem Kohlendioxid ab, dessen Lösungsvermögen für Nikotin zwar schon bei niedrigen
Drücken ausgezeichnet ist, welches aber auch zahlreiche Inhaltsstoffe des Tabaks,
wie Wachse und Aromastoffe, herauslöst.
[0009] Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß der Druck
und die Zusammensetzung des Stickstoff-Kohlendioxidgemisches so gewählt werden kann,
daß unmittelbar an die selektive Extraktion des Nikotins eine Entspannung und thermische
Nachbehandlung des Tabaks von einem Druck aus durchgeführt werden kann, der optimal
für dieses Verfahren zur Erhöhung der Füllfähigkeit des Tabaks ist. Es ist also nach
der selektiven Nikotin- extraktion keinerlei Druckveränderung mehr nötig, vielmehr
kann von dem vorhandenen Druck ausgehend unmittelbar das an sich bekannte Blähverfahren
durchgeführt werden. Hierdurch ergibt sich ein wirtschaftlich überaus günstiges Gesamtverfahren.
[0010] Die Wahl des für das erfindungsgemäße Verfahren optimalen Druckes richtet sich vor
allem nach dem Feuchtigkeitsgehalt des Tabaks und des Lösungsmittels. In der Regel
sind Arbeitstemperaturen oberhalb 50 °C erforderlich, jedoch können in Sonderfällen
auch Temperaturen bis herab zu 40 °C bereits ausreichend sein.
[0011] Die Abscheidung des extrahierten Nikotins kann durch Druck-und/oder Temperaturänderung
des Lösungsmittels erfolgen. Besonders vorteilhaft kann die Abscheidung des Nikotins
bewirkt werden, durch Zumischung einer weiteren Komponente zum Lösungsmittel oder
durch Veränderung der Zusammensetzung des Lösungsmittels durch Zumischen einer der
beiden Komponenten Stickstoff oder Kohlendioxid.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren wird durchgeführt mit Lösungsmitteldurchsätzen von
mindestens 5 kg Lösungsmittel pro Kilogramm Rohstoff, vorzugsweise mit Durchsetzen
von 15 bis 25 kg Lösungsmittel pro Kilogramm Rohstoff. Dies führt zu einer Reduzierung
des Nikotingehaltes im Rohstoff von mindestens 80 bis über 90 %. Eine weitere Reduzierung
des Nikotingehaltes kann erreicht werden, wenn der Rohstoff unmittelbar nach der Extraktion
vom Extraktionsdruck entspannt wird und danach einer thermischen Nachbehandlung unterzogen
wird. Hierfür genügt eine kurzfristige Temperaturerhöhung auf mindestens 100 °C, vorzugsweise
auf 150 bis 350 °C. Durch das schnelle Ausgasen der im Rohstoff gelösten Gaskomponenten
wird eine Vergrößerung des spezifischen Volumens von mindestens 20 %, gewöhnlich von
40 bis 70 %, erreicht. Die Erfindung wird anhand der Zeichnungen näher erläutert.
[0013] Es zeigen:
Fig. 1 den Druck maximaler Nikotinlöslichkeit als Funktion der Lösungsmittel-Zusammensetzung;
Fig. 2 die Nikotinlöslichkeit als Funktion des Druckes für reines Kohlendioxid, reinen
Stickstoff und ein Gemisch aus 75 % Stickstoff und 25 % Kohlendioxid;
Fig. 3 zeigt die Abhängigkeit der relativen Extraktausbeuten und die der relativen
maximalen Nikotin-Konzentrationen als Funktion der Lösungsmittelzusammensetzung;
Fig. 4 zeigt ein Verfahrensschema des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0014] Fig. 1 zeigt die für die Nikotinextraktion mit trockenem Kohlendioxid optimalen Drücke
p
m in bar als Funktion der Zusammensetzung des Stickstoff-Kohlendioxidgemisches. Es
sind jeweils die Drücke maximaler Nikotinlöslichkeit angegeben, und zwar bei einer
Temperatur von 50 °C. Fig. 2 zeigt die Nikotinlöslichkeit als Funktion des Druckes
bei 50 °C für die verschiedenen Lösungsmittel. Kurve 1 gibt die Löslichkeit von Kohlendioxid
an, Kurve 2 die von Stickstoff und Kurve 3 die eines Gemisches gemäß der Erfindung
aus 75 % Stickstoff und 25 % Kohlendioxid. Wie die Darstellung zeigt,ist reiner Stickstoff
als Lösungsmittel praktisch unbrauchbar, während reines Kohlendioxid schon bei niedrigen
Drücken an sich ein hervorragendes Lösungsmittel darstellt. Reines Kohlendioxid extrahiert
aber neben Nikotin auch weitere Inhaltsstoffe. Überraschenderweise ist dies bei einem
Lösungsmittelgemisch aus 75 % und 25 % Kohlendioxid gemäß der Erfindung nicht der
Fall. Zwar ist die Löslichkeit insgesamt niedriger als die von reinem Kohlendioxid
und es sind auch höhere Extraktionsdrücke erforderlich, dafür ist aber eine praktisch
selektive Extraktion des Nikotins möglich. Die erforderlichen hohen Drücke können
darüber hinaus unmittelbar zur Erhöhung der Füllfähigkeit des Rohstoffes ausgenutzt
werden.
[0015] Für die Abhängigkeit des optimalen Druckes von der Zusammensetzung des Lösungsmittels
läßt sich als Näherungsformel bei 50 °C angeben:

wobei in etwa p
0 = (150 - 50) bar und p
g,T = (400 ± 50) bar gilt. Die genauen Werte hängen von der Feuchtigkeit des Rohstoffes
und des Lösungsmittels ab sowie von der Art und Vorbehandlung des Tabaks.
[0016] Fig. 3 zeigt die Abhängigkeit der relativen Extraktausbeuten und die der relativen
maximalen Nikotinkonzentrationen als Funktion der Lösungsmittelzusammensetzung bei
50 °C. Kurve 4 gibt die relative Extraktausbeute E(N
2/CO
2)/E(CO
2) an. Dabei ist E(C0
2) die Gesamtextraktausbeute bei Durchsatz von 10 kg Kohlendioxid pro Kilogramm Rohstoff,
E(N
2/CO
2), die bei Durchsatz von 10 kg Stickstoff-Kohlendioxidgemisch bei dem für die jeweilige
Zusammensetzung optimalen Druck gewonnene Extraktmenge.Kurve 5 gibt die relative Nikotinsättigungskonzentration
c
N(N
2/CO
2)/CN(CO
2), als Funktion der Lösungsmittelzusammenstzung bei 50 °C an. Während die Extraktausbeute
schnell und kontinuierlich mit zunehmenden Stickstoffgehalt im Lösungsmittelgemisch
fällt, liegt die Nikotinlöslichkeit selbst bei 75 % Stickstoffgehalt noch bei gut
40 % des Wertes für reines Kohlendioxid, obwohl Stickstoff bei 450 bar praktisch keine
Nikotinlöslichkeit aufweist und selbst bei 520 bar kaum meßbare Werte zeigt.
[0017] Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens werden aus den Figuren unmittelbar
ersichtlich. Die Zusammensetzung des Lösungsmittelgemisches aus Stickstoff und Kohlendioxid
beeinflußt extrem die Selektivität des Extraktionsprozesses zugunsten des Nikotins
und verschiebt den für die Extraktion von Nikotin optimalen Druck auf Werte, die eine
anschließende Verbesserung der Füllfähigkeit durch thermisches Nachbehandeln sehr
effektiv machen.
[0018] Fig. 4 zeigt ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens anhand eines
Verfahrensschemas. Ausgangsmaterial für die Nikotin-Extraktion war handelsüblicher
Pfeifentabak.
[0019] Analysedaten:
Trockensubstanzgehalt: TS = 85,6 %
TS-Nikotingehalt bez. auf C Nik. = 0,94 %
[0020] Der Tabak wird auf ca. 25 % TS angefeuchtet und im Extraktor vom Lösungsmittel, das
dem Lagertank 6 entnommen wird, durchströmt. Der Druck des Lösungsmittels wurde im
Kompressor 4 entsprechend erhöht und im Wärmetaucher 5 wurde die entsprechende Temperaturerhöhung
vorgenommen. Die Abscheidung wird über Entspannung bewirkt (Ventil 3), das Extrakt
aus dem Abscheider 2 entnommen. Die Extraktions- und Abscheide-Bedingungen sind in
Tabelle 1 angegeben, das Extraktionsergebnis in Tabelle 2.

[0021] Bei ähnlicher Nikotin-Reduktion ergab sich ein erheblicher Unterschied in der qualitativen
und sensorischen Bewertung des Rohstoffes nach der Extraktion: Der mit CO
2 behandelte Tabak war wesentlich trockener (TS 92 %) und nahezu aromalos. Dagegen
zeichnete sich der mit N
2/CO
2 behandelte Tabak durch nahezu unveränderten Aromagehalt aus und der Feuchtgehalt
war unwesentlich verringert. Bei beiden Versuchen war der behandelte Tabak etwas aufgebläht.
Deutlich wird die Vergrößerung des spezifischen Volumens allerdings erst nach einer
der Extraktion und Entspannung folgenden thermischen Nachbehandlung.
1. Verfahren zur Herstellung von nikotinarmem Tabak durch Hochdruckextraktion des
Nikotins mit Hilfe eines komprimierten gasförmigen Lösungsmittels,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Lösungsmittel ein Gemisch aus Stickstoff und Kohlendioxid mit 50 bis 80 %
Stickstoffanteil verwendet wird und die Extraktion bei Drücken zwischen 250 und 600
bar und Temperaturen oberhalb 50 °C dur chgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Stickstoffgehalt des Lösungsmittels 70 bis 80 % beträgt und die Extraktion
bei Drücken von 300 bis 600 bar durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Abscheidung des Nikotins aus dem Lösungsmittel durch Änderung der Lösungsmittelzusammensetzung
nach Verlassen des Extraktionsbehälters bewirkt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Erhöhung der Füllfähigkeit des Tabaks dieser nach der Extraktion des Nikotins
entspannt und einer thermischen Nachbehandlung bei Temperaturen zwischen 100 und 300
°C unterzogen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die thermische Nachbehandlung bei Temperaturen zwischen 150 und 300 °C durchgeführt
wird.